Was begeistert dich?

Und schon wieder haben wir ein langes Wochenende vor uns. Einmal mehr verdanken wir dieses einem christlichen Feiertag.

Einige finden ja, man sollte die christlichen Feiertage in unserem Land abschaffen – schliesslich haben immer weniger Menschen einen persönlichen Bezug zum christlichen Glauben.

Tatsächlich habe ich mich auch schon beim Gedanken ertappt, wie es wohl aussehen würde, wenn nur die frei hätten, die auch wirklich wissen, was da gefeiert wird.

An Pfingsten feiern wir also das Geschenk des Gottesgeistes, der nach Jesus Kreuzestod (Karfreitag), Auferstehung (Ostern) und Rückkehr zu Gott, seinem Vater (Himmelfahrt) auf seine zurückgebliebenen Freunde und auf die ganze Masse ausgegossen wurde.

Jesus hat schon angekündigt, dass sowas passieren würde:

Aber wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr mit seiner Kraft ausgerüstet werden, und das wird euch dazu befähigen, meine Zeugen zu sein – in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und überall sonst auf der Welt, selbst in den entferntesten Gegenden der Erde.
Die Bibel, Apostelgeschichte 1,8

Was für ein Zuspruch! Jesus hat seinen Nachfolgenden nicht nur eine grosse Mission anvertraut, sondern ihnen auch die Energie und die Befähigung zur Erfüllung dieser Mission zugesagt.

Was treibt mich an?

Über das Vermächtnis Jesu nachzudenken, scheint jedoch um einiges einfacher zu sein, als wirklich darin zu leben. Oder müsste unsere Welt nicht anders aussehen, wenn wir effektiv in dieser göttlichen Kraft leben und vor allem LIEBEN würden?

Der gute Gottesgeist wird auch mit dem Wind verglichen. Da komme ich natürlich sofort auf mein Bild vom Windrad in der Glücksthematik. In diesem Bild steht der Wind für das, was meinem Leben Sinn gibt sowie für die persönliche Spiritualität.

Und damit hat der Wind auch mit dem zu tun, was mich antreibt.

Ich wünsche mir, dass der Wind in meinem Windrad, dass der Antrieb in meinem Leben noch viel öfter diese Gotteskraft und seine Liebe sowie Hoffnung wären.

Zu oft werde ich noch von anderen «Energien» getriggert und angetrieben:

Angst, dass es das Leben am Ende doch nicht gut mit mir meint.
Der Wunsch, anderen Menschen zu gefallen.
Der Ehrgeiz, erfolgreich zu sein.

Ich sehne mich nach dem, was in der Bibel so beschrieben wird: «Und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.»

Frei von Ängsten.
Frei von Menschenfurcht.
Frei von Leistungsdenken.

Dafür mehr von diesem «Jesus-Geist», der liebt, hofft und glaubt bis zum letzten Ende. Unsere Welt braucht weniger Menschengeist dafür mehr von diesem Heiligen Geist. Ich glaube, es ist ein Geist der Willkommens-Kultur für alle Menschen.

Ein Geist, der mehr ist als eine schöne Idee. Sondern etwas Göttliches, das in uns leben und sich entfalten will.

Zu Pfingsten wurde den Christen der Heilige Geist geschenkt. Dieses Geschenk dürfen auch wir annehmen und als Beschenkte anderen Liebe, Hoffnung und Glauben schenken.

Das beGEISTert mich.

Glücksaufgabe

Was ist der Wind in deinem Windrad? Wo wirst du von Dingen getriggert, die dich nicht in Freiheit führen?

Und wie könnte es aussehen, wenn du dem guten Gottesgeist mehr Raum geben würdest?

Der Imam und der Jude – meine neuen Freunde

Derzeit habe ich das grosse Privileg, Teil eines historischen Kurses zu sein: Im dreiwöchigen Technischen Lehrgang (TLG) werde ich zusammen mit rund 30 anderen Männern und einer Frau zum Armeeseelsorger ausgebildet.

Diesen TLG zu einem historischen Kurs macht die Tatsache, dass neben der riesigen Vielfalt von Theologen aus den christlichen Kirchen auch ein Imam und zwei Vertreter aus der jüdischen Glaubenstradition dabei sind.

Während ich mir durch die Auftritte meiner Frau und durch meine Tätigkeit bei Willow Creek das Miteinander mit nahezu allen Frei- sowie den Landeskirchen gewohnt bin, ist dieser enge Kontakt mit den Vertretern aus den anderen beiden grossen monotheistischen Religionen Neuland.

Und ich liebe dieses Neuland!

Militärdienst als Privileg – ehrlicherweise muss ich zugeben, dass dies noch vor einigen Jahren ein fremder Gedanke für mich gewesen wäre. Natürlich, ich habe meinen obligatorischen Militärdienst absolviert und dabei auch viele schöne Begegnungen erlebt und dank einem Sonderjob fühlte sich schon meine erste (und äusserst bescheidene) «Militärkarriere» sinnvoll an.

Doch die Freude war gross, als ich vor schon bald 20 Jahren meine Pflicht erfüllt hatte und all meinen militärischen Krimskrams abgeben durfte.

Beschenkt

Nun bin ich also freiwillig zurück. Vieles, was ich höre und lerne, zeugt von einer grossen Sinnhaftigkeit der Armeeseelsorge. Neben grosser Neugier und Vorfreude habe ich grossen Respekt vor der Aufgabe, die auf mich zukommen wird.   

Doch vorerst geniesse ich das dreiwöchige Miteinander mit all diesen spannenden Menschen. Was wir in den Theorien lernen, füllt unseren Werkzeugkasten für die kommenden Einsätze. Als noch wertvoller erlebe ich die Begegnungen beim Essen, im Ausgang oder beim Bier spät abends (doch, doch, auch das gibt es in einem Kurs lauter Pfarrer, Pastoren, Diakonen, Priester, einem jüdischen Vorbeter und dem Imam – gut, dieser verzichtet selbstverständlich aufs Bier, ist aber trotzdem dabei).

Ungezwungen und total sympathisch entsteht in unserem gemeinsamen Unterwegssein ein interreligiöser Dialog, der in seinem Wert kaum überschätzt werden kann. Dieser Dialog überwindet übrigens auch den Röstigraben.

Der jüdische Rektor einer Schule, bedient gerne die jüdischen Klischees – und lacht gerne mit uns darüber. Und wenn der Imam sich selbst und seine Religion aufs Korn nimmt, entstehen wunderbare Momente. Er hat uns von Anfang an versichert: Bei Witzen, die das «Weltliche» betreffen, lache er gerne mit, doch wenn es um Witze über das «Göttliche» gehe, gebe es für ihn nichts mehr zu lachen.

Meine neuen Freunde, der Imam und der Jude, bringen mit ihrem Humor eine angenehme Leichtigkeit in unsere Gruppe und in unseren Dialog. Es ist wirklich ein riesiges Privileg: Noch nie hatte ich die Gelegenheit, Vertreter dieser Religionen so persönlich kennen zu lernen und die Möglichkeit, einfach mal ne dumme Frage zu stellen. Bereitwillig geben wir einander Auskunft über unsere Herkunft und unsere Tradition.

Und als der Imam bei der gestrigen Besinnung mit uns betete, hat mich das unglaublich stark berührt. Oft werden vor allem die Unterschiede unserer Religionen sichtbar – und dann auch besonders betont.

Das Gebet vom Imam war mir fremd: Aber das lag an der Sprache und dem Gesang. Der Inhalt war mir überhaupt nicht fremd. Wie Gott in diesem Gebet beschrieben wurde – da war ich voll dabei. (Übrigens haben mir auch der Gesang und die Sprache gefallen.)

Drei Erkenntnisse nehme ich von den ersten beiden Wochen des TLGs mit:

1. Auch in meiner zweiten «Militärkarriere» werde ich wohl kein guter Schütze (aber zusammen mit meinem jüdischen Freund, der beim Pistolenschiessen etwa ähnlich talentfrei ist wie ich, kann ich sogar darüber lachen).

2. Die Besuche von mehreren Sterne-Generälen hat uns darin bestätigt, dass die Armeeseelsorge eine sehr wichtige und wertvolle Sache ist (gerade die Pandemie hat dies eindrücklich aufgezeigt).

3. Und vor allem nehme ich mit, dass das Fremde nicht länger fremd bleiben sollte! Das Miteinander von Muslimen, Juden, Frei- und Landeskirchlern ist ein wertvoller Schatz.

Lasst uns Brücken bauen. Mit den gemeinsamen Werten wie Respekt, Gerechtigkeit, Freiheit, Wertschätzung, Offenheit, Solidarität und Gleichbehandlung kann es uns gelingen, auch über Kirchen- und Religionsgrenzen hinaus Barrieren abzubauen und das Fremde schätzen zu lernen. Und so für mehr Liebe statt Hass auf unserer Welt zu sorgen.

Glücksaufgabe

Wo hattest du letztmals die Gelegenheit genutzt, das Fremde kennenzulernen?

Wo könntest du neugierig deinen Horizont erweitern und beginnen, im «Anderen» eine Ergänzung statt einer Bedrohung zu sehen?

Übrigens: Zu meinen neuen Freunden gehört jetzt auch ein katholischer Priester.
Und: Über den historischen Kurs berichten auch die Medien gerne wie beispielsweise das Echo der Zeit oder BlickTV.

Mutig weiterstolpern

Im Februar habe ich hier im Blog schon darüber geschrieben, dass das Jahr für uns als Familie ein regelrechtes Auf und Ab war (Das Leben auf der Achterbahn und Die Welt steht Kopf). Auch in meiner Kolumne im Magazin Family und FamilyNEXT habe ich unsere familiäre Situation zum Thema gemacht. Die Fragestellung war wie zugeschnitten auf unsere Situation: Das hilft mir, wenn ich daran zweifle, dass Gott es gut mit mir meint?

Schon mehrmals habe ich erlebt, dass Gott endlich ein Gebet erhört hat und wir voller Freude und Dank nächste Schritte in Angriff nahmen – bis dann der Schock kam: Was gerade noch eine Gebetserhörung und Traumerfüllung war, entpuppt sich plötzlich als Albtraum.

Anfangs Jahr haben wir eine solch schmerzliche Erfahrung gemacht: Unserem Sohn wurde zusammen mit dem Praktikumsjahr schriftlich eine anschliessende Ausbildung (Lehre) zugesagt, erst noch in seinem Wunschbetrieb. In den letzten Monaten war er längere Zeit arbeitsunfähig und als wir den Wiedereinstieg mit dem Ausbildungsbetrieb besprechen wollten, kam der Schock: Die Lehrstelle wurde entgegen der Abmachung zurückgezogen.

Gott, was soll das?!

In solchen Momenten sind die Zweifel schnell da. Aber ich weiss gar nicht genau, an was ich zweifle: An uns als Eltern? An Gott? An unserem Sohn? An den Mitmenschen?

Manchmal verzweifle ich fast an der Komplexität des Lebens. An einen guten Gott zu glauben, fällt mir nicht so schwer. Aber die Achterbahnen des Lebens auszuhalten dafür umso mehr: Wenn ich auf dem Höhepunkt schon den nächsten Tiefschlag zu erwarten habe, wie soll ich mir da die Lebensfreude bewahren? Fühle ich mich zu gut, lauert bestimmt hinter der nächste Ecke wieder ein Dämpfer.

Nein, ich wehre mich gegen eine solche destruktive Gedanken- und Gefühlswelt. Es gelingt mir bei weitem nicht immer. Doch ich will fröhlich und mutig meinen Weg gehen. Und dabei ringe ich mit meinem Gott, fordere ihn schon mal heraus. Wenn er das Beste für uns will, wie kann es denn zu all den Rückschlägen kommen?

Ich weiss nur, dass zum Glauben auch Zweifeln gehört. Ohne Zweifel kein Glaube. Glauben ist eben keine Wissenschaft, sondern eine Lebensschule: Ringen, hoffnungsvoll Neues wagen, umfallen, Chancen packen, Herausforderungen meistern, Enttäuschungen wegstecken, Fragen aushalten.

Und wenn es sein muss, darf ich auch an Gott und am Leben zweifeln. Solange ich daran nicht „verzweifle“, nicht zu Grunde gehe. Mir hilft aktuell ganz besonders, dass liebe Menschen mit uns leiden und wir die Zweifel gemeinsam aushalten.

Dieser Artikel ist zuerst als Kolumne in der Rubrik „Das hilft mir, wenn …“ im Magazin Family und FamilyNEXT erschienen.  

Glücksaufgabe

Wo zweifelst du aktuell im Leben und vielleicht auch in deinem Glauben? Und was hilft dir, daran nicht zu verzweifeln (zu zerbrechen)?

Meine Osterpredigt an der gms Matinée handelte von Gelassenheit im Sturm. Dazu gab es – inspiriert von der Bergpredigt und vom Buch Tänzer und Stolperer von Bernhard Ott – Impulse dazu, wie wir vom Stolperer zum Tänzer werden können. Die Predigt gibt’s hier zum Nachhören.

Wohlbefinden nicht nur am Weltglücktag

Zum diesjährigen UNO Tag des Glücks durfte ich für das christliche Wochenmagazin IDEA folgendes Interview geben:

Am 20. März wurde zum 10. Mal der Internationale Tag des Glücks begangen. Was halten Sie davon?

Es ist wie beim Mutter- oder Vatertag: Schön, dass wir uns einen Tag besonders daran erinnern, was unser Wohlbefinden beflügelt. Aber wenn wir nur einen Tag pro Jahr an unsere Mütter/Väter oder an unser Glück denken, verfehlt es das Ziel.

Sie beschäftigen sich seit einigen Jahren mit der Glücksforschung. Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

Was wir intuitiv als Glück empfinden – die Weltreise oder das grosse Haus -, entpuppt sich als Sackgasse: Die Positive Psychologie hat gezeigt, dass sich unsere Glücksempfindung in unserer Haltung und Denkweise und nicht im Portemonnaie entscheidet. So ist ein dankbarer Lebensstil erwiesenermassen der Königsweg zum Glück.

In Ihrem Buch ziehen sie Parallelen zwischen der Glücksforschung und der christlichen Spiritualität? Macht der Glaube glücklich?

Es gibt gute Gründe dafür, warum das so sein sollte. Viele der 16 Glücksaktivtäten, die ich in der Glücksforschung entdeckte, haben einen direkten Bezug zur lebensbejahenden Botschaft des christlichen Glaubens: Achtsamkeit, Vergebung, Gemeinschaft, Grosszügigkeit …

Philosoph Nietzsche prägte einst den Satz: «Christen müssten mir erlöster aussehen» – Woran liegt es, dass er partiell recht hat?

Weil es auch eine krankmachende Form des Glaubens gibt. Ich staune, dass manche Christen gerne und viel von Freiheit, Freude und Liebe sprechen, in der Gesellschaft jedoch als unfreie, lieblose Menschen ohne Lebensfreude wahrgenommen werden. Ich kann nur vermuten, woran das liegt: Statt den Kern des Evangeliums (bedingungslose Annahme durch Gott) sich entfalten zu lassen, wird ein Zaun aus Gesetzlichkeit und Rechtgläubigkeit darum gebaut.

Wo hilft der Glaube, das Leben entspannter zu nehmen?

Uns ist ein Schatz anvertraut, der uns helfen könnte, das Leben entspannter anzugehen: Ich bin vom Druck befreit, alles unter Kontrolle haben zu müssen, weil ein liebender Gott über, neben, unter und in mir ist. Ich kann wirklich frei sein, weil ich weder ihm noch meinen Mitmenschen etwas beweisen muss. Ich bin geliebt, weil ich Ich bin – meine noch so guten oder noch so schlechten Taten können nichts daran ändern. Dieses Evangelium verkünden wir zwar und tappen dann doch in die Falle, den Glauben zum Leistungssport zu machen.

Noch ganz persönlich: was macht Sie glücklich?

Glück hat für mich mit einem dankbaren Blick zurück, einem genussvollen Leben im Jetzt und einer hoffnungsvollen Zukunftsperspektive zu tun. Glücklich bin ich, wenn es mir gelingt, mich mit allem Schönen und Schwierigen im Leben zu versöhnen. Bei einer solchen Lebenshaltung ist Glück mehr als ein Aneinanderreihen von einzelnen Glücksmomenten. Ich suche nach Lebenszufriedenheit und freue mich genauso an einem Skitag wie an einem Abend mit Freunden oder einem gelungenen Gottesdienst.

(Interview: IDEA, Daniel Rhefeld)

Glücksaufgabe

Beim neusten World Happiness Report belegt die Schweiz den vierten Rang. Einmal mehr an der Spitze liegt Finnland.

Ein Faktor, der das Bruttoinlandglück beeinflusst, ist der Grad der politischen Partizipationsmöglichkeit. Man könnte also salopp sagen: Wählen macht glücklich!

Schade, dass so viele (oft 60 – 70 % der Wahlberechtigten) diese Chance verpassen und ihr Wahlrecht nicht nutzen.

Übrigens: Dieses Wochenende finden im Kanton Bern Wahlen statt. Nutz die Chance!

Die Welt steht Kopf

Ich liebe starke und imposante Bühnenprogramme mit kreativen, professionellen und auch überraschenden Elementen. Sei dies beim Konzertbesuch, als Teilnehmer einer Tagung oder eines Kongresses und selbst im Gottesdienst lasse ich mich gerne von einer frischen, qualitativ hochstehenden Präsentation ansprechen. Das inspiriert mich.

Neulich war jedoch genau eine andere Form das, was mir in der Situation gut tat: Ein schlichter Taizé-Gottesdienst ohne Band – dafür mit beruhigenden Flötenklängen, ohne üppiger Deko. – dafür mit angenehmem Kerzenlicht, ohne Präsentation – dafür mit unaufdringlicher Leitung mit der Einladung, sich von den Liedern und Texten ansprechen zu lassen.

Es sind zwei komplett unterschiedliche Dinge, die ich beide sehr schätze und auf keinen Fall gegeneinander ausspielen will – genau die Ergänzung sind für mich wertvoll: Vielleicht passt hier wieder einmal das Bild von «Wurzeln und Flügeln» ganz gut.

Ein schlichter Taizé-Gottesdienst erinnert mich an meine Wurzeln. Es sind Texte und Lieder, die mich geborgen im Glauben an den liebenden Gott, in dem ich beheimatet bin, ruhen lassen.

Mehr als eine Dose Red Bull verleiht mir auf der anderen Seite ein starkes Programm Flügel: Es fordert mich heraus, den guten Wurzeln des Glaubens auch Taten folgen zu lassen. Ein gutes Programm – ob jetzt in einem christlichen Setting oder auf einer politischen Konferenz – ist für mich dann gut, wenn es mich kulturell abholt und mich inspiriert, selber aktiv zu werden und etwas zu bewegen.

Für mein Leben in dieser verrückten Welt – Corona war gestern, heute ist Krieg in Europa – brauche ich unbedingt Wurzeln und Flügel: Ich will mich in etwas Grösserem aufgehoben und getragen fühlen, gleichzeitig will ich in aller Ohnmacht und Komplexität des Lebens auch erfahren, wie ich mich an meinem Ort in kleinen Schritten für die gute Sache einbringen kann.

Anders ausgedrückt: Ich will nicht jeden Sonntag «bloss» daran erinnert werden, dass Gott es gut mit mir meint und mich auch in der grössten Not des Lebens trägt. Ich will auch mal herausgefordert werden mit der Frage, was es in meinem Leben heissen könnte, diesem Jesus nachzufolgen und diese Welt in seiner Kraft zu einem besseren Ort zu machen – mit mehr Liebe und weniger Hass.

Und natürlich will ich anderseits auch nicht andauernd hören, was ich tun könnte, sondern brauche die erfahrbare Gewissheit, dass ich in Gottes Händen gut aufgehoben bin.

Meine Welt steht Kopf

Wie ich schon im letzten Blogartikel (Das Leben auf der Achterbahn) durchblicken liess, steht derzeit nicht nur die grosse Welt um mich herum Kopf, sondern auch in unserer kleinen Familienwelt sind wir gerade arg herausgefordert. Nach einem längeren gesundheitsbedingten Ausfall wurde unserem Sohn der Ausbildungsplatz gekündigt, just in dem Moment, als er sich dank professioneller Hilfe auf sein Comeback vorbereitete und dem Arbeitgeber seinen Plan für den Wiedereinstieg präsentieren wollte. Wir teilen jetzt erst recht mit vielen anderen die Erfahrung: Arbeiten in einem sozialen Job kann alles andere als sozial sein …

Eine Kündigung kommt selten alleine. Jedenfalls musste ich auch gleich noch den Ausstieg eines sehr wertvollen Mitarbeiters zur Kenntnis nehmen.

Und da kam eben der eingangs geschilderte Taizé-Gottesdienst genau richtig: Eine schlichte Feier in einer kleinen Gemeinschaft. Die meisten Leute kannte ich nicht, aber der schönen Stimme meines Sitznachbarn zu lauschen und mich dadurch daran erinnern zu lassen, dass Gott genau jetzt oben, neben und unter mir ist – das brauchte ich.

«In deiner Hand steht meine Zeit» war so eine Liedzeile, die mich meine Wurzeln spüren liess. Und es war nachhaltig! In den Tagen und inzwischen Wochen nach dieser Feier erinnere ich mich fast Mantra mässig immer wieder daran: Meine Zeit steht in seinen Händen.

Wo ist Gott, wenn die Welt Kopf steht? Warum können einzelne Machthaber wie Putin so viel Leid anrichten und Leben zerstören? Warum lässt Gott das zu?

Glaub mir: Ob meine kleine oder unsere grosse Welt Kopf steht, die Frage «Gott, was soll das?» ist ein ständiger Begleiter.

Und trotzdem will ich an meinen Wurzeln festhalten: Da ist ein liebender Gott.

Glücksaufgabe

Was hilft dir in Situationen, in denen deine Welt Kopf steht? Und welche Wurzeln tragen dich, wenn das Chaos in der Welt überhand nimmt?

Gnadenbringende Weihnachtszeit …

Hast du gerne Weihnachtslieder? Und welches sind deine liebsten Weihnachtslieder?

Hier ein kleines Rätsel für Weihnachtslieder-Profis unter uns: Erkennst du die folgenden Zeilen? Aus welchen Liedern stammen sie? (Lösung am Ende des Artikels)

A) «Gnadenbringende Weihnachtszeit!»

B) «Einfach frei nach Schnauze backen»

C) «Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus»

D) «überen eus in Ewigkeit» (Schweizer Mundart)

Weihnachtslieder sind nicht jedermanns Sache. Obwohl die Auswahl ja riesig ist und in jeder Stilrichtung etwas zu finden ist.

Überhaupt: Wie hast du es so mit Weihnachten?

Die Advents- und Weihnachtszeit lebt von einem spannenden Mix aus Kitsch, Romantik, Geschenke, sinnentleerten Ritualen, Sehnsucht nach menschlicher Wärme und dem Aufblitzen einer göttlichen Liebes- und Hoffnungsbotschaft.

An uns persönlich ist es, zu entscheiden, welchen Aspekt davon wir besonders gewichten wollen.

Nachdenklich stimmte mich folgende Zeile, die ich gestern im Bieler Tagblatt entdeckte:

An Weihnachten scheint mir vieles unsinnig.
Einige treffen sich mit Menschen,
die sie nicht mögen und nicht sehen möchten,
um eine Geburt zu feiern,
an deren Existenz sie zweifeln. 

Jessica Ladanie
(in: Jesus wäre vegan, Kolumne im Bieler Tagblatt, 23.12.21)

Oje, wie traurig ist denn das?!
Viel Stress mit wenig Inhalt.
Schade, wenn Weihnachten nicht mehr sein darf!

Mir gefallen die kitschigen Weihnachts-Liebesfilme, gegen Geschenke habe ich nichts einzuwenden und auch Familienfeste und Weihnachtsessen mit Freunden gehören für mich in die Zeit am Jahresende.

Aber wenn das alles ist, wäre mir tatsächlich lieber, wenn wir es nicht mehr mit der Geburt dieses Babys in der Krippe im Stall von Betlehem in Zusammenhang bringen würden. Wir brauchen wirklich nicht eine Geburt zu feiern, wenn wir deren Existenz anzweifeln.

Dann wäre eine Jahresend-Party als Zeichen des menschlichen Miteinanders viel ehrlicher.

Doch soweit lasse ich es für mich persönlich nicht kommen: Weihnachten ist das Fest der Liebe! Und zwar nicht einfach Liebe als wohlig-warmes-romantisches Miteinander von Menschen.

Hier geht es um göttliche Liebe!!

Genau für Zeiten wie die gegenwärtige wurde Weihnachten! Gott besucht uns in aller Schwachheit, Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit. Sein Licht bringt uns eine neue, ganz andere Hoffnung. Eine Liebe, die nicht von dieser Welt ist.

Eine Frage des Vertrauens

Letzte Woche habe ich hier über Vertrauen geschrieben. Tatsächlich handelt es sich aus meiner Sicht auch bei Weihnachten um eine Vertrauenssache.

Wer Weihnachten ernst nimmt, steht hier vor einer Vertrauensfrage:

Vertraue ich irgendeinem Weihnachtszauber aus Kitsch, Romantik, Kommerz und Engelchen?

Oder merke ich, dass hier mein Herzvertrauen gefragt ist, mich der Höchste persönlich besucht und mich fragt: Vertraust du mir?

Vertraust du der gnadenbringenden Weihnachtszeit, weil er – weil Jesus – es ist, der da Gnade bringt?

Manchmal dringen die alten Weihnachtslieder nicht so recht zu meinem Herzen durch. Diese alte Sprache ist mir fremd.

Und doch: Genau diese «gnadenbringende Weihnachtszeit» wünsche ich mir dieses Jahr ganz besonders. Etwas Gutes, etwas Göttliches ist mir, dir, uns allen geschenkt. Sind wir bereit, dieses Geschenk anzunehmen und dem Schenkenden zu Vertrauen?

Oder mit dem populären Weihnachtslied (Last Christmas) gefragt: Wem schenkst du dieses Weihnachten dein Herz und dein Vertrauen?

Glücksaufgabe

Welcher Teil von Weihnachten macht dich glücklich?

Und hier noch die Lösungen zum Weihnachtslieder-Rätsel:
A) «O du fröhliche»
B) «In der Weihnachtsbäckerei»
C) «Alle Jahre wieder»
D) «Das isch de Stern vo Bethlehem»

Wegschauen?

Wie geht es dir mit all den Katastrophen auf der Welt? Mich machen sie ziemlich ohnmächtig und die ganze Corona-Situation macht es nicht einfacher.

Einmal mehr wurde ich vom  Magazin Family und FamilyNEXT gefragt, wie ich damit umgehe, was mir hilft, wenn ich mich ohnmächtig gegenüber den Katastrophen fühle.

Hier meine Antwort:

Was mir gegenwärtig hilft? Ganz ehrlich? Wegschauen! Rückzug in meine kleine „heile Welt“. Na klar, die ist ja auch nicht immer so heil, doch die Probleme in meiner kleinen Welt – Reisebeschränkung wegen Corona, Badeverbot wegen Hochwasser, kein Frischbrot im Regal kurz vor Ladenschluss – sind ja vergleichsweise wirklich kleine Probleme, schon fast lächerliche.

So einfach und bequem der Rückzug in meine kleine Welt scheint, so unbefriedigend ist er auf der anderen Seite: Was gibt mir das Recht, mein geschenktes Leben in einem privilegierten Teil der Welt – und dazu noch an einem der schönsten Flecken – zu geniessen, während anderswo Menschen zuschauen müssen, wie Flammen oder Fluten ihre ganzes Habe innert Sekunden zerstört? Oder Menschen tagtäglich unter Armut, Hunger, Ungerechtigkeit zerbrechen? Die Liste liesse sich beliebig erweitern – Syrien, Afghanistan, Haiti …

Und dann kommt sie, die Ohnmacht. Ich fühle mich wirklich ohnmächtig den Katastrophen dieser Welt gegenüber. Ob Naturkatstrophen, Kriege oder die riesige Ausbeutung von Mensch und Natur – was kann ich da schon tun? Noch schlimmer: Mit meinem mitteleuropäischen Lebensstil bin ich sogar Teil vom Problem. Doch Gott hat uns beauftragt, Teil der Lösung zu sein.

Ich will mich der Ohnmacht stellen, statt wegzuschauen. Ich will im Kleinen beginnen, Teil der Lösung zu sein, statt den Kopf in den Sand zu stecken. Das ist mein Anfang. Und dann will ich herausfinden, wie ich die drei grossen göttliche Aufträge in meinem Leben umsetzen kann:

1. Bebaut und bewahrt die Erde! (1. Mose 2,15)
2. Liebe Gott und deine Nächsten wie dich selbst! (Markus 12,30f)
3. Machet zu Jüngern alle Völker! (Matthäus 28,19).

Und wenn ich meine Verantwortung wahrnehme, darf ich auch mit gutem Gewissen meine kleine Welt geniessen.

Dieser Artikel ist zuerst als Kolumne in der Rubrik „Das hilft mir, wenn …“ im Magazin Family und FamilyNEXT erschienen.  

Glücksaufgabe

Und was hilft dir im Blick auf das aufkommende Ohnmachtsgefühl bei all den Katastrophen? Wegschauen? Rückzug? Aktivismus?

Ich möchte echt häufiger Teil der Lösung als Teil des Problems sein. Und dies beginnt wohl mit dem ehrlichen, unbequemen Blick in den Spiegel.

Aber Achtung: Der Weg zum Ziel ist lang! Darum lass uns einen kleinen Schritt nach dem anderen gehen. Die Folge wird Glück für viele statt für wenige sein.

Der Wind in meinem Leben

Ich bin total entspannt: Heute Morgen hab ich noch die letzten Sonnenstrahlen genutzt, um mit meiner Frau unseren Aare-Spaziergang zu machen – auf halber Strecke wurden wir jedoch bereits vom Regen begrüsst.

Früher, als Hauptleiter einer Jungschar, wäre ich an einem so verregneten Freitag vor Pfingsten alles andere als entspannt gewesen: Zelte aufbauen oder gleich in der Zivilschutzanlage das Nachtquartier einrichten? Welche Programmteile des Pfingstlagers (PfiLa) müssen umgestaltet werden, was kann wie geplant durchgeführt werden?

Nun gut, eigentlich gehört ja Regen fest in eine PfiLa-Planung dazu …

Neben der Erinnerung an nasskalte und trotzdem geniale PfiLas (Pfingstlager) mit der Jungschar – und der Nostalgie des Cup-Finales am Pfingstmontag im Wankdorfstadion – ist Pfingsten für mich die schöne Zusage Gottes, dass er uns nicht alleine lässt: Der gute Geist Gottes will uns tröstend und helfend zur Seite stehen. Mehr noch! Der Heilige Geist will uns nicht nur be-geleiten, sondern uns gar an-leiten.

Mit Rückenwind unterwegs

Die Bibel vergleicht den göttlichen Geist unter anderem mit dem Wind. In meiner Auseinandersetzung mit der Glücksthematik brauche ich das Bild des Windrades. Und genau da kommt dieser Wind ins Spiel: Was wäre ein Leben ohne Wind? Hier steht der Wind für eine gelebte Spiritualität und die Sinnhaftigkeit im Leben.

Und welcher Wind ist der Antrieb meines Engagements in Kirche, Gesellschaft und Politik? «Suchet der Stadt Bestes und betet für sie!», lesen wir bei Jeremia. Das ist mein Leitmotiv für mein vielseitiges Wirken.

So will ich beispielsweise eine Sachpolitik betreiben, die das göttliche Wohlwollen für seine Geschöpfe und seine Schöpfung zum Ausdruck bringt. Dabei will ich bewusst die Kraft und Führung des Heiligen Geistes in Anspruch nehmen. Er darf und soll der Wind in meinem Leben sein – auch in meinem Politisieren.

Und darum will ich als Pfarrer der Gesellschaft dienen – nicht bloss einem kleinen Kreis von Gleichgesinnten. Unsere Aktivitäten als Kirche sollen zum Wohl aller beitragen. Das heisst dann:

Verantwortung übernehmen – lokal und global.

Brücken bauen – statt Fronten zu zementieren.

Menschen dienen – praktisch, unbürokratisch, konkret.

Pfingsten steht für die Hoffnung, dass eine andere Welt möglich ist. Eine Welt, nicht getrieben von egoistischer Gier, sondern angetrieben vom guten Geist Gottes, der alle Menschen beflügeln will.

(Teile aus diesem Artikel sind als Kolumne in der Zeitung Berner EVP 2/2021 erschienen.)

Glücksaufgabe

Falls du während dem Pfingstweekend nicht gerade umziehst oder in einem Pfila bist, habe ich dir hier einen Glückstipp: Zusammen mit der Hirnforscherin Barbara Studer durfte ich als Talk-Gast beim Livenet-Talk «Was kann ich zu Glück und Gesundheit beitragen?» mitwirken.

Und falls du lieber liest als den Talk zu schauen, gibt es im Artikel Livenet-Talk: Was kann ich zu Glück und Gesundheit beitragen? eine gute Zusammenfassung davon.

Beschenkt im Unterwegssein

Es gibt da rund um Ostern diese Geschichte von zwei Männern aus dem Freundeskreis von Jesus, die von Jerusalem nach Emmaus unterwegs waren – voller Irritation und Enttäuschung, Trauer und Mutlosigkeit.

Aus irgendeinem Grund liebte unser Sohn diese Geschichte in seiner Kinderbibel ganz besonders, immer und immer wieder wollte er, dass wir ihm genau diese Geschichte erzählten.

Und tatsächlich: Es ist eine wunderschöne Geschichte, die auch uns heute viel mitgeben kann.

Am Ziel angekommen, sagen die beiden Freunde zueinander: »Brannte nicht unser Herz in uns …?« Oder in einer anderen Übersetzung heisst es: »Hat es uns nicht tief berührt …?«.

Ich sehe sie vor meinem inneren Auge, wie sie sich niedergeschlagen auf ihre Wanderung machen. Am Ziel angekommen, dann wenn ich müde von den Anstrengungen wäre, sprang ihr Herz vor Freude – so sehr, dass sie – wenn sie denn heute leben würden – sofort eine Insta-Story gepostet hätten und in ihrer WhatsApp-Chatgruppe »Follower of Jesus« geschrieben hätten: »Ihr glaubt nicht, was uns gerade passiert ist …«.

Da sich die Geschichte aber vor rund 2000 Jahren abspielte, blieb ihnen nichts anders übrig, als nochmals die mehrstündige Wanderung unter ihre Füsse zu nehmen, um ihre Freude mit ihren Freunden teilen zu können.

Als Weggemeinschaft unterwegs

Was ist geschehen? Was war der Grund für diesen frappanten Stimmungswechsel?

Die beiden Freunde, auch Emmaus-Jünger genannt, sind also traurig, irritiert und voller Fragen unterwegs. Sie reflektieren die Geschehnisse der letzten Tage: Eben noch – gerade mal eine Woche ist es her – wurde ihr Freund und Rabbi Jesus triumphal als König in Jerusalem willkommen geheissen, nach intensiven Tagen genossen sie eine feierliche Mahlzeit mit dem gemeinsamen Abendmahl; dann ging es Schlag auf Schlag – Verhaftung von Jesus, (Schein)Verhör, Anschuldigungen des manipulierten Mobs, Misshandlung, qualvoller Weg nach Golgatha, Leiden am Kreuz, letztes Aufschreien ihres Lehrers, Tod.

Aus und vorbei. Tod ihres Freundes, Tod einer Bewegung, Tod einer Hoffnung.

Zu allem Übel dazu wurde nun auch noch der Leichnam gestohlen; das Grab ist leer, voll sind dafür Kopf und Herz der zurückbleibenden Freunde: voller Irritation, Verunsicherung und Fragen.

Das kommt mir bekannt vor: Für mich bleibt das Leben immer wieder ein Rätsel. Dann geht es mir wie den beiden Emmaus-Jünger – traurig, irritiert, voller Fragen.

In dieser Gefühlslage sind sie also auf ihrem Weg unterwegs. Plötzlich schliesst sich eine dritte Person dieser fragenden Weggemeinschaft an. Es ist Jesus selbst, der Auferstandene. Nein, sein Leichnam wurde nicht gestohlen, er ist nicht (mehr) tot, die Hoffnung lebt, die Bewegung wird sich von jetzt an über die ganze Welt ausbreiten wird selbst 2000 Jahre später eine wachsende Bewegung sein.

Doch von all dem wissen die Freunde noch nichts, sie erkennen nicht einmal ihren Freund Jesus. Im Gegenteil, schon fast überheblich sagen sei zu ihm: «Du bist wohl der Einzige, der nicht versteht, was hier gerade abgeht!?».

Doch, doch, das tut er schon. Aber es gehört zu seiner Art, dass er sich erst mal den Fragen der Emmaus-Jünger annimmt, zuhört, bevor er spricht. Und dann hilft er ihnen die Zusammenhänge zu erkennen, ganz am Ende der Begegnung gibt er sich zu erkennen. Jetzt gibt es für die Freunde kein Halten mehr: Ihr Herz springt vor Freude. Jesus lebt! Das müssen sie sofort Petrus und den anderen erzählen … Mit neuer Kraft und Zuversicht machen sie sich beschwingt nochmals auf den Weg.

Genau wie die Emmaus-Jünger wünsche ich mir, mit den Menschen um mich herum als «Weggemeinschaft» dem Geheimnis des Lebens und Glaubens auf die Spur zu kommen. Und dies ganz im Jesus-Stil: Zuhörend, nachfragend, liebevoll, nicht verurteilend, fragend, suchend, offen.

Die Rätsel unserer Zeit mögen gross sein.

Die Verunsicherung dieser Tage mag gross sein.

Deine persönlichen Herausforderungen mögen gross sein.

Noch grösser bleibt das Wunder von Ostern:
Jesus hat den Tod besiegt.
Alles Quälende wird nicht das letzte Wort haben.
Weil das letzte Wort ein gutes Wort sein wird.
Denn: Jesus lebt!

Der Auferstandene möchte auch heute in uns leben und Teil unserer Weggemeinschaft sein!

Frohe und gesegnete Ostern!

Akkustand niedrig

Jedes Kind weiss inzwischen, dass seine elektronischen Lieblingsspielzeuge (meistens mit einem kleinen i geschrieben: iPad, iPhone …) nicht nur mit dem heissgeliebten W-LAN sondern auch regelmässig mit dem Stromnetz verbunden werden muss.

Was leider noch nicht jedes Kind begriffen hat: Auch der menschliche Akku ist nicht unerschöpflich!

Leider ist das Aufladen unseres Akkus nicht so einfach wie bei diesen iGeräten – Kabel rein und schon wird der Ladevorgang gestartet und wir müssen währenddessen nicht einmal eine iPause einlegen …

Nein, bei uns Menschen ist es selbstverständlich etwas komplexer. Kommt dazu, dass wir nicht bloss einen Akku haben, sondern gleich mehrere, die immer mal wieder geladen werden möchten.

Ich sehe mindestens vier unterschiedliche Akkus, oder Tanks, die eine regelmässige Tankfüllung brauchen:

Den emotionalen Tank füllen wir vielleicht im Zusammensein mit Freunden. Oder mit einem Vollbad. Oder einem Ausflug in die Berge.

Den geistigen Tank füllen wir in dem wir unserem Verstand Futter geben: Ein gutes Buch, einen TED Talk oder sich mit dem Glück auseinandersetzen.

Für den körperlichen Tank gibt es verschiedene Unterbereiche: Da sind die vernünftige Ernährung, genügend Schlaf, regelmässige Bewegung.

Der seelische Tank hat mit der Sehnsucht nach etwas Ewigem in unserem Leben zu tun. Irgendwo in uns gibt es diesen Akku, der nach göttlicher Liebe, Unvergänglichkeit und Vollkommenheit schreit. Vielleicht könnten wir dies auch die „Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“ nennen.

Einen neuen spirituellen Zugang*

Dieser seelische Tank hat mit dem zu tun, was wir diese Woche in der Aktion 7 Wochen für mein Glück als den Wind im Windrad, die Sinnfrage oder eine gelebte Spiritualität kennen gelernt haben.

Für eine Tankfüllung gibt es verschiedene Möglichkeiten; ganz deiner Persönlichkeit entsprechend, kannst du einen Zugang zum Gott der Liebe entdecken und entfalten.

Vollkommenheit werden wir trotz Tankfüllung zwar im Diesseits nicht erlangen, doch das Wunder von Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten in Kombination ist das himmlische Versprechen, dass wir durch Jesus und den guten Geist Gottes hier und jetzt mit dem Göttlichen in Berührung kommen können.

Mit welchem der folgenden neun Zugänge* hast du bereits gute Erfahrungen gemacht? Wie wird Gott für dich erfahrbar? Was hat für dich «funktioniert», was nicht?

Und welchen Zugang zu Gott möchtest du einmal ausprobieren?

Der Natur-Typ: Gott in seiner Schöpfung lieben

Ich liebe diesen Zugang: Der Anblick einer Bergkette oder das Meditieren im Wald – da fühle ich mich sofort mit dem Schöpfer verbunden.

Der sinnliche Typ: Gott mit allen Sinnen lieben

Bilder, Gerüche, Kathedralen … – Gott mit allen Sinnen in der Schönheit entdecken.

Der traditionalistische Typ: Gott lieben durch Rituale und Symbole

Das Schöne an den unterschiedlichen Zugängen ist, dass sie genauso vielfältig sind wie wir Menschen: Einige können mit festen Liturgien nichts anfangen, andere fühlen sich gerade im gemeinsamen, liturgischen Gebet Gott besonders nahe.

Der asketische Typ: Gott lieben in Einsamkeit und Schlichtheit

Dieser Zugang wird mit ein Grund sein, warum sich das Pilgern einer solch grossen Beliebtheit erfreut: Die Einsamkeit hilft Gedanken zu sortieren und sich dem Göttlichen zu öffnen.

Der aktivistische Typ: Gott lieben durch Konfrontation

Ohne Taten sei der Glaube tot, sagt die Bibel. Nach diesem Motto leben Menschen mit diesem Zugang.

Der fürsorgliche Typ: Gott lieben durch Nächstenliebe

Nächstenliebe ist ein wichtiger Glücksfaktor – und ein Zugang, um Gott zu lieben und erfahren.

Der enthusiastische Typ: Gott lieben durch Mysterien und Feiern

Dieser Zugang ist für Menschen, die ihre Freude gerne durch Musik und andere kreative Ausdrucksformen erleben und teilen.

Der kontemplative Typ: Gott lieben mit grenzenloser Hingabe

Sie verbringen viel Zeit, um über Gott nachzudenken, mit ihm zu reden und vor allem einfach in seiner Gegenwart still zu sein.

Der intellektuelle Typ: Gott lieben mit dem Verstand

Glauben kann man (darf und soll man!) auch mit dem Verstand: Während einige Menschen Gott besonders in Emotionen entdecken, erfahren Menschen mit diesem Zugang Gott besonders in der intellektuellen Auseinandersetzung mit ihm und der Bibel.

Glücksaufgabe

Egal ob du das Ganze mit Gott und Glaube gerade frisch am Entdecken bist oder du dich als Profi in Sachen christlicher Spiritualität bezeichnen würdest – lass dich vom Ewigen besuchen und beschenken!

Und für besonders Neugierige und Mutige: Gönn dir eine Horizonterweiterung und lass dich einmal auf einen Zugang ein, der nicht gerade offensichtlich zu deiner Persönlichkeit passt.

Die geschilderten Zugänge werden im Buch «Neun Wege, Gott zu lieben» (Edition AufAtmen) von Gary L. Thomas vorgestellt.