Platz für alle. Wirklich?

«Mini Farb und dini, das git zäme zwee,
wäred’s drü, vier, fünf, sächs, siebe,
wo gärn wettet zämebliibe,
git’s en Rägeboge, wo sich laht lah gseh,
git’s en Rägeboge, wo sich cha lah gseh.»

Ja, dieser Regenbogen.

Immer wieder ein demütiges Staunen, wenn der Friedensbogen irgendwo am Himmel aufleuchtet.

Und leider in den letzten Jahren auch immer wieder ein Ärgernis, wenn im Namen der Vielfarbigkeit darüber gestritten wird, wer nun zu welchen Bedingungen unter diesem Bogen alles Platz finden darf.

«Wie konnte es nur soweit kommen, dass ein biblisches Zeichen als Symbol der Schwulen-Bewegung missbraucht wird?» monieren die einen, während andere auf Social Media stolz Flagge zeigen – wahlweise für mehr Frieden auf dieser Welt oder für Diversität und ganz grundsätzlich für ein respektvolles Miteinander.

Persönlich ist mir der Regenbogen in vielerlei Hinsicht sehr wichtig: Zuerst als Naturphänomen, das mich immer wieder in eine innere Verzückung führt.

Dann als biblisches Versprechen, dass Gott es gut mit dem Menschen meint und er seinen Friedensbogen über uns spannt.

Und schliesslich genauso wie ich es im oben zitierten Kinderlied viele Jahre gesungen habe: Als Symbol für eine diverse Gesellschaft, wo alle ihren Platz finden dürfen und wo wir gemeinsam stärker (und schöner!) sind als jede:r für sich.

Auf so vielen Webseiten von Vereinen, Kirchen und Clubs steht: Bei uns sind alle herzlich willkommen. Ach, wirklich?

Oft steht im ungeschriebenen Kleingedruckten: Du bist willkommen, wenn du dich unseren Normen und Formen anpasst.

Oder wie es mein Bruder in seiner Lebensgeschichte auf den Punkt bringt: Mäth – Ja, aber …

Alle gleich

Zum 30-Jahre-Jubiläum des Weltbestsellers «Der Regenbogenfisch» fand in der Presse eine würdigende, jedoch auch kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Kinderbuches statt.

Ist es nun eine schöne Erzählung über das Teilen oder doch eher eine versteckte Botschaft in Richtung Gleichmacherei: Alle müssen gleich werden, damit sie in unserer Gesellschaft akzeptiert werden?

So gab beispielsweise Julia Stephan im Bieler Tagblatt vom 15. Oktober 2022 zu bedenken:

Meine deutsche Mutter, die das Schweizer Wertesystem, seine ungeschriebenen Verhaltensregeln gerade erst zu durchschauen begann, gab mir ihre Interpretation dieser Geschichte mit auf den Weg: Das Schicksal des Regenbogenfischs, am Ende nur einer unter vielen zu sein, sei ein typisch schweizerisches Ärgernis: «Bloss nichts Besonderes sein, bloss nicht auffallen, sonst werden alle neidisch auf dich.»

Jede:r ein Original

Wenn alle gleich sind, wo bleiben denn dann all die schönen Farben? Ich wünsche mir eine Gesellschaft, wo jede:r seine/ihre Farbe einbringen kann und mit seiner/ihrer Identität und Originalität geschätzt und geliebt wird.

Unsere Tochter Joy und ihre Partnerin Loa setzen sich mit ihren wöchentlichen Schwumpf-Geschichten genau dafür ein: Die kleinen und grossen Hörer:innen erfahren in den sympathischen Tiergeschichten, wie eine Welt aussehen könnte, wo Diversität nicht bloss ein schönes Mode- oder gehasstes Reizwort ist. Hier leben unterschiedlichste Menschen mit ihrer Einzigartigkeit und Eigenheit nicht nur friedlich neben- sondern wertschätzend miteinander.

Die Autorinnen schreiben über ihr Projekt:

Der kleine Biber Marco hat zwei Papas, der Molch Anton sitzt im Rollstuhl und ein Hasenbaby kommt zu früh zur Welt… dies ist nur ein kleiner Einblick in unsere vielfältigen Kindergeschichten. Unser Ziel ist es, Diversität auf kindgerechtem Weg zu vermitteln. Die 10-15minütigen Tiergeschichten werden auf Schweizerdeutsch erzählt und sind gratis auf Spotify und Anchor zu finden.

Mein bisherige Lieblingsgeschichte handelt natürlich passenderweise auch vom Regenbogen: Das Eichhörnchen Mimi macht sich darin auf die Suche nach den unterschiedlichsten Familienformen und findet auf ihrer Suche sechs tolle neue Freunde. Alle haben ihre eigene Geschichte und gemeinsam entdecken sie den Regenbogen mit all seinen Schattierungen und Farbverläufen.

Dabei fasziniert mich, wie Unterschiedlichkeit nicht ausschliesst sondern Diversität zu einem bereichernden Miteinander führt. Jede:r hat etwas Besonderes an sich. Es geht nicht um «Norm-al»: Normal ist, dass wir unterschiedlich sind und dazu stehen dürfen – und nicht menschgemachten Normen entsprechen müssen. 

Glücksaufgabe

«Das Fremde muss nicht länger fremd bleiben.» Hab ich hier im GlücksBlog nach meiner Begegnung mit dem Juden und dem Imam geschrieben.

Für einige mag es (be)fremd(end) sein, dass der Regenbogen von der Diversitäts-Bewegung in Beschlag genommen wurde. Aus religiösen Gründen haben viele Mühe, wenn die Formen der menschlichen Sexualität aus dem konservativ-traditionellen Rahmen fallen.

In einem Referat hat der deutsche Theologe Michael Diener kürzlich sehr offenen über seine Entwicklung mit diesen Thema gesprochen.

Hier auch noch ein Lesetipp: Homosexualität: Auf dem Weg in eine neue christliche Ethik?
Und wer sich ganz grundsätzlich Gedanken darüber machen möchte, wie man glauben kann, wenn der Glaube aus der Kindheit plötzlich zu eng wird, findet in Wenn der Glaube nicht mehr passt: Ein Umzugshelfer von Martin Benz wertvolle Impulse um den eigenen Glauben weiterzuentwickeln.

Und natürlich empfehle ich herzlich die Schwumpf-Geschichte vom Regenbogen und den dazugehörenden Instagram-Kanal.

Vater-Aufgabe: Flügel verleihen

In unserem Familienkalender war eine Woche im Jahr immer fix eingeplant: Während meiner Schulzeit fuhren wir Jahr für Jahr ins vorarlbergische Schruns zum Skifahren. Diese Woche anfangs Februar war meistens mit viel Sonnenschein gekörnt und wurde mit der Zeit von unseren Vermietern der Ferienwohnung als „Schweizer Woche“ bennant.

Ich bin meinen Eltern bis heute dankbar für dieses schöne Ritual, welches ich – zwar mit etwas weniger Wetterglück – bis zum ersten Corona-Winter mit meinen Kindern weiterführte. Die Liebe zum Wintersport lebt weiter und ich geniesse jeden Schwung, den ich in die steile Sennigrat-Piste zeichnen kann.

Verbunden mit dieser Liebe zum Skifahren ist auch der natürliche, befreiende Glaube, den mir mein Papi vorgelebt und mitgegeben hat. Neben der einen Woche im Februar verbrachten wir nämlich auch hin und wieder einen Sonntag in den Bergen statt im Gemeindegottesdienst. Für uns wurden an diesen Sonntagen die Alpen zur Kirche: Wir haben auf dem Skilift Lobpreis Lieder gesungen, fühlten uns unserem Schöpfer nahe und freuten uns als Beschenkte am Leben.

In ganz spezieller Erinnerung ist mir ein Papi-Sohn-Ski-Weekend in Verbier. Zu zweit verbrachten wir wunderbare Tage auf den anspruchsvollen Pisten und abends genossen wir die gemeinsame Zeit beim Essen im Restaurant. Und als wir später im Bett lagen, begannen wir „Holländisch“ miteinander zu sprechen. Natürlich ohne die Sprache zu beherrschen und ohne wirklich etwas Bedeutungsvolles zu sagen.

Mir wird etwas zugetraut

Aber wir hatten Spass zusammen, konnten Tränen lachen und das unbeschwerte Leben feiern. Ernsthafter war der Moment auf der Skipiste, als mein Papi auf einer besonders herausfordernden Buckelpiste zu mir sagte: «Mein Sohn, jetzt hast du mich in den skifahrerischen Fähigkeiten überholt!».

Für diese Anerkennung bin ich meinem Daddy bis heute dankbar! Überhaupt ist dies ein Wesenszug von ihm, der bis heute anhält: Er glaubt an mich, feiert mich und schenkt mir Anerkennung.

Das tut gut – und wie! Es ist das, was Richard Rohr die Vaterliebe, die uns Kinder Flügel verleiht, nennt. Alle, die das erleben, wissen, dass uns in Wahrheit nicht ein österreichischer Energydrink zum Fliegen bringt, sondern ein Mensch – am besten tatsächlich der Vater -, der uns etwas zutraut, an uns glaubt und damit unser Selbstvertrauen stärkt.

Papi hat meinem Skifahren Flügel verliehen.

Und meinem Glauben, der sich an Freiheit und nicht an Gesetzlichkeit orientiert.

Und meinem Leben insgesamt, weil er mir immer wieder etwas zutraut und stolz auf mich ist.

«Päpu, danke dafür!»


Dieser Artikel ist zuerst als Kolumne in der Rubrik «Gut gemacht, Papa!» im Magazin MOVO – Was Männer bewegt. Was Männer bewegen. erschienen.  

Glücksaufgabe

Und was haben deine Eltern gut gemacht? Wofür bist du ihnen dankbar?

Welche Wurzeln verankern dich im Leben und welche Flügel bringen dich zum Fliegen? (Einige Gedanken zum Wurzel & Flügel Konzept findest du hier oder auch in meinem GlücksBuch.)

Falls du selber Kinder hast: Was willst du ihnen mitgeben?

Übrigens, wenn du deine Geschichte mit deinem Vater auch teilen willst, wende dich doch an die MOVO-Redaktion, die sind immer wieder dankbar für gute Geschichten für die Rubrik «Gut gemacht, Papa!».

Stress in der Familie

Regelmässig darf ich im family Magazin eine Kolumne für die Rubrik „Das hilft mir, wenn …“ beisteuern. Für eine der letzten Nummern hatte ich die Aufgabe, etwas zum Thema „Das hilft mir, wenn der Haussegen schief hängt“ zu schreiben.

Stress in der Familie – das ist ja gerade zu Corona-Zeiten ein noch aktuelleres Thema als sonst. Wer Homeoffice und Familienalltag – an einigen Orten sogar Homeschooling/Fernunterricht – unter einen Hut bringen muss, ist tatsächlich gefordert. Gut möglich, dass da der Haussegen ab und zu mal schief hängt.

Hier also, was mir in solchen Situationen hilft:

Früher war das einfach. Gabs tagsüber Ärger, reichte es, abends einige Minuten neben dem schlafenden Kind zu verweilen: Sämtlicher angestaute Groll verschwand. Der Anblick meines schlafenden Kindes hatte eine beruhigende Wirkung und füllte nebenbei meinen Tank mit Liebe, Dankbarkeit und Vaterstolz.

Leider sind wir aus dieser Phase herausgewachsen. Heute, mit zwei Teenagern, ist vieles komplizierter und der Vater ist beim schlafenden Kind nicht mehr erwünscht – und schläft zu dieser Zeit meistens sowieso schon.

Bin ich durch die Arbeit gereizt und geht es dann in unserer Familien-WG chaotisch und laut zu und her, wird es ungemütlich. Gelingt es uns zusätzlich als Paar nicht, als Team am selben Strick zu ziehen, hängt der Haussegen definitiv schief.

In solchen Situationen hilft mir, wenn ich zuerst wieder zu meiner Balance finde: Ich schaff mir eine Oase um ausgeglichener zu werden. Eine kleine Fahrradtour, das Vollbad oder Tagebuchschreiben.

Nach der Beziehung zu mir selbst muss die Beziehung als Paar geklärt werden: Wie geht es uns? Wie können wir wieder am selben Strick ziehen? Uns hilft das Reden auf dem morgendlichen Spaziergang. Und wahrscheinlich bin ich nicht der einzige Mann, der sich nach dem Sex wieder besonders geliebt und ausgeglichen fühlt …

Von den unberechenbaren Teenagern versuche ich weniger einzufordern, sondern mich überraschen zu lassen: Zum Beispiel, wenn sie ihre Liebe zu mir darin zeigen, dass ein Dialog für einmal über ein „Ja.“ – oder öfters „Nein!“ – hinausgeht. In solchen Situationen liegt es dann an mir, mich bei meiner Tätigkeit unterbrechen zu lassen und meine volle Aufmerksamkeit auf mein Kind zu richten.

Dieser Artikel ist zuerst als Kolumne in der Rubrik „Das hilft mir, wenn …“ im Magazin family erschienen.  

Glücksaufgabe

Wie würde diese Kolumne klingen, wenn sie aus deiner Feder stammen würde?
Konkret: Was hilft dir, wenn der Haussegen schief hängt?

Versuche konstruktive Wege in den drei oben erwähnten Bereichen zu finden:

  • Guter Umgang mit mir selbst: Wie finde ich eine gute Balance?
  • Für Paare: Wie könnt ihr eure Partnerschaft stärken?
  • Für Eltern: Beziehung vor Erziehung – was hilft dir, eine stabile Beziehung zu deinen Kindern aufzubauen?

Willkommen im Lockdown-Alltag

Diese Tage zeigen in aller Deutlichkeit: Wir leben in einer sehr verletzlichen Welt. Was sich vor einigen Wochen kaum jemand hätte vorstellen können, ist heute Tatsache und das gesellschaftliche Leben steht still.

Wie geht es dir dabei?

Ich meine, tief in deinem Innern.

Nach dem allgemeinen Chaos und der teils surrealen Hektik der ersten Lockdown-Tagen ist inzwischen vielerorts sowas wie „Ausnahmezustand-Alltag“ eingekehrt.

Reagierte anfangs jeder auf seine eigene Art reflexartig  auf die Krise („Wo gibt es WC-Papier??“ oder  „Ach was, das ist alles halb so schlimm. Ich bleib doch sicher nicht zuhause!“),  stellen sich nach den ersten Wochen Lockdown grundsätzlichere Fragen:

Wie organisiere ich einen gewissen Alltag in diesem abnormalen Zustand?

Drei Wochen Fernunterricht war ja noch einigermassen lustig, aber wie schaff ich das die nächsten X Wochen?

HomeOffice – das geht, ich bin effizienter als im Grossraumbüro und die Video-Konferenzen bringen mal etwas Abwechslung in den sonst ewiggleichen Büroalltag. Doch: Wie ist es mit den nicht zu unterschätzenden emotionalen Beziehungen im Team? Was, wenn das „ungute Bauchgefühl“ nicht im persönlichen Kontakt ausdiskutiert werden kann? Ich vermute, dass da bei allen technischen Möglichkeiten nichts die persönliche Begegnung wirklich ersetzen kann.

Und wie finden alle die Familien, die nun so überhaupt nicht entschleunigen können (Wer hat sich diesen Witz ausgedacht? 4 Zimmer Wohnung, 2 Notebooks, 3 Kinder, die sich um Zimmer und Computer streiten, ein Vater, dessen Omnipräsenz zuhause nicht gerade zur Deeskalation beiträgt und eine Mutter die im Dreieck springt – wer kann da entschleunigen und mal in aller Ruhe ein gutes Buch lesen?!?!), zu einem Familienalltag, der mindestens gleichviel Lust- wie Frustmomente enthält?

Wie gelingt es mir, in dieser Zeit abzuschalten?

Während meine Tage gar nicht so viel anders sind als sonst, spüre ich abends einen massiven Unterschied: Vor Corona waren, bedingt durch meine diversen Mandate, fast alle Abende mit Sitzungen oder Anlässen besetzt. Und wenn ich mal zuhause war, dann hatte bestimmt meine Frau einen Kurs oder eines unserer Kinder war im Training oder Ausgang …

Jetzt sind wir jeden Abend alle vier daheim. Wie schön! Endlich zusammen Abendessen geniessen, lachen beim gemeinsamen Spielabend, Familien-Jahrbuch der letzten zwei (oder waren es drei) Jahren nachführen.

In der perfekten Familie ist das so. Wir sind keine perfekte Familie. 12 Minuten gemeinsam essen, dann gehen die Kids in die selbst gewählte Zimmerisolation während sich Frau und Mann aufs Sofa knallen und einmal mehr die Tagesschau reinziehen.

Naja, wir haben mindestens noch Entwicklungspotenzial und so wie es derzeit ausschaut, geht das Übungsfeld ja noch eine Weile weiter.

Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Es gibt sie durchaus auch bei uns – wie bei dir sicher auch! – die schönen Momente, wo wir uns am Zusammensein freuen, als Familie oder als Paar. Aber sie sind manchmal ganz kurz und darum muss man sie bewusst sehen wollen und dankbar sein für die Zweisamkeit beim schönen Film oder die Gemeinschaft als Familie beim Pizzaabend.

Was macht die Krise mit meiner Seele?

Es ist offensichtlich: Abschalten gelingt nicht automatisch.  Ich merke, dass ich gerade noch mehr als sonst für meine wöchentlichen „Stillen Stunden“ (Tagebuchschreiben, reflektieren, lesen, beten) kämpfen muss als sonst.

Und jetzt noch eine Stufe tiefer: Was macht das Ganze eigentlich mit meinem Bild von der Menschheit, von der Welt und von Gott?

Die Krise ist auch eine Einladung, uns dieser Verletzlichkeit der Gesellschaft, aber auch der Verletzlichkeit des Selbst zu stellen.

Was bleibt in meiner Seele übrig, wenn mir der normale Alltag genommen wird? Wo offenbaren sich Sinn und Unsinn in meinem Leben?

Und wo verändert sich durch die Krise sogar mein Gottesbild? Was macht Corona mit meiner Gottesbeziehung?

Sich der Sinnfrage zu stellen, ist ein wichtiger Pfeiler vom persönlichen Glück. Vielleicht ist die Krise trotz allen Herausforderungen vor allem eines: Eine Einladung an uns, der Sinnfrage Raum zu geben.

Glücksaufgabe

Sinnhaftigkeit und eine gelebte Spiritualität sind wichtige Pfeiler für ein glückliches, erfülltes Leben. Oder in der Sprache des GlückBuchs: Die Spiritualität ist der Wind im Windrad.

Vielleicht ist die kommende Osterwoche ja eine gute Möglichkeit, sich bewusst in diesen Wind zu stellen. Hilfestellungen dazu gibt es viele, eine könnte beispielsweise der Artikel Glück über mich hinaus sein.

Eindrückliche Liebesgeschichte

Letzten Sommer las ich in einer Zeitschrift eine Porträt über Fritz und Bethli Gugger – und war sofort fasziniert von diesem Paar, das auf über 50 Ehejahre und ein  abenteuerliches (Liebes)Leben zurückblicken kann.

Ich wollte sie kennen lernen und von ihnen erfahren, wie man mit 80 Jahren dankbar und glücklich leben kann. Und wie man es schafft, über 50 Jahre „glücklich verheiratet“ zu sein.

Gestern war es nun soweit: Ich durfte im Rahmen vom Format Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott einen Talk mit den beiden führen.

Und sofort wurde bestätigt, was ich erwartet hatte. Das Ehepaar strahlt eine Lebensfreude aus, die ansteckend wirkt. Ihre Achtung voreinander und vor Menschen überhaupt, scheint ein zentraler Schlüssel in ihrem Leben zu sein. Durch kleine Aufmerksamkeiten werden sie zur Ermutigung für andere.

So zum Beispiel für meinen kürzlich verstorbenen Grossvater, was ich erst kurz vor dem Gespräch erfahren hatte: Bei meinem Grossvater wurden zahlreiche Postkarten von Guggers gefunden. Immer wieder, bis zu seinem Tod, durfte er sich an einem Feriengruss von Fritz & Bethli erfreuen.

Für andere da sein

Überhaupt zieht sich das Engagement für Mitmenschen wie ein roter Faden durch das Leben von Guggers: Als Lehrlingsbetreuer in Indien, Adoption von Niklaus Samuel (heutiger Nationalrat Nik Gugger), Heimleiter in einem Altersheim, Leitung einer Missionsstation in Costa Rica.

Sich in den Dienst einer grösseren Sache stellen, aus der Dankbarkeit heraus für andere Menschen zum Segen werden, das ist ganz bestimmt ein Erfolgsfaktor für eine tragfähige Partnerschaft.

„Wir arbeiten gerne zusammen und ergänzen uns gut“, sagen die beiden. Das kenne ich selbst aus meiner Ehe. Wir haben das Privileg, als Paar gemeinsam in ganz viele Projekte involviert zu sein. Wie neulich, als wir an einer Tagung zu zweit ein GlücksReferat halten durften. 

Es ist ein Vergnügen, wenn man als Paar gerne und gut zusammenarbeiten kann, sich ergänzt und dabei immer mal wieder auch einen Flow erleben darf. So ist man nicht „bloss“ eine Ehepaar, sondern auch ein Team mit einer gemeinsamen Vision.

Team mit Vision

Mit gemeinsamen Arbeitsprojekten wird man automatisch zum Team, doch das ist nicht für jedes Paar möglich oder empfehlenswert – vielleicht klappt das mit der Zusammenarbeit und Ergänzung nicht wirklich und führt nur zu Konfliktstoff. Dann lässt man dies besser.

Doch der Paaralltag bietet auch sonst genug Möglichkeiten, sich als Team mit Vision zu verstehen: Was wollen wir gemeinsam erreichen? Was soll über unserem Leben, über unserer Ehe stehen? Welche Träume wollen wir gemeinsam anpacken?

Gemeinsames Fundament

Guggers machen kein Geheimnis daraus, dass ihnen gemeinsame Interessen wie Sport oder Musik zu „gwaggelig“ (zu unstabil) seien. So toll dies auch sei, für sie braucht es für eine glückliche Ehe ein tragfähigeres Fundament: Den Glauben miteinander teilen zu können und auch gemeinsam zu beten, das sei für sie das, was am Ende (durch)trägt.

Das heisst nicht, dass man Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg geht. Nein, wer sich achtet, der kann es auch aushalten, wenn der Partner die Welt nicht immer durch die selbe Brille anschaut.

Es war wunderbar, dieses positive Paar kennen zu lernen. Ich habe ein neues Vorbilder für meine Ehe und mein Leben gefunden.

Glücksaufgabe

Bald ist Valentinstag, doch unsere Paarbeziehungen verdienen eine grössere Investition als der jährliche Blumenstrauss am 14. Februar. Wie kannst du dich in deine Partnerschaft einbringen, damit auch ihr Lebensfreude ausstrahlt?

Schwierige Gespräche führen

Im letzten Blogartikel schrieb ich über die sehr interessante Ausstellung „Fake. Die ganze Wahrheit“ im Stapferhaus Lenzburg und schloss den Artikel mit dem Gedanken, dass wir den schwierigen Gesprächen nicht aus dem Weg gehen sollten.

Das schreibt sich so einfach. Hand aufs Herz: Wie gut bist du darin, die schwierigen Gespräche wirklich zu führen? Öfter als mir lieb ist, mache ich erstmal einen Bogen um solche Gespräche: Da ist eine unbefriedigende Situation, die eigentlich angesprochen werden sollte, aber da gibt es so einiges, das mich hindert, diese Gespräche zu führen.

Was, wenn ich die richtigen Worte nicht finde?

Was, wenn mir meine Emotionen einen Strich durch die Rechnung machen?

Was, wenn mich mein Gegenüber nicht versteht?

Was, wenn durch das Gespräch mehr Geschirr zerschlagen wird, als dass es zur Klärung führt?

Was, wenn durch das Gespräch Beziehungen in Brüche gehen?

Doch oft sind eben gerade diese schwierigen Gespräche auch nötige Gespräche. Darum machen wir besser keinen Bogen um sie.

Am Global Leadership Summit diesen Summer sagte es Sheila Heen so: „The difficult conversations in our lives are often the most important conversations in our lives.“ (Die schwierigen Gespräche in unserem Leben sind oft die wichtigsten Gespräche in unserem Leben.)

Zum Glück unterstrich sie nicht nur die Wichtigkeit solcher Gespräche, sondern gab uns auch einige Hilfestellungen dazu, wie wir in diese Gespräche gehen können.

Alles steht Kopf

Die besondere Herausforderung schwieriger Gespräche ist ja selten die Sachebene: Da gibt es Argumente, die sachlich besprochen werden und wir im Verlauf des Gespräches hoffentlich eine Einigung finden können (Selbst wenn die einzige Einigung ist, dass wir uns in dieser Sache nicht einig sind.).

Wirklich schwierig sind unsere Gespräche hinter den Gesprächen – die Gedankenspiele in unserem Kopf. Wunderbar veranschaulicht hat uns diese die Filmindustrie mit dem Animationsfilm Alles steht Kopf.

In Konfliktsituationen drehen sich unsere Gedanken oft um Fragen wie diese:

Wer hat Recht?

Wessen Fehler ist es?

Was motiviert den anderen? (Was ist sein Antrieb?)

Und je frustrierter wir über eine Person sind, umso negativer spielen wir die Story in unserem Kopf durch.

Eine erste Hilfe wird da sein: Wir können unsere Gefühle nicht an der Garderobe abgeben. Selbst im beruflichen Umfeld nicht und schon gar nicht in der Partnerschaft und im Familienleben.

Es bringt also nichts, wenn wir die Beziehungs– und Emotions-Ebenen ausblenden. Im Gegenteil! Gefragt ist ein transparenter Umgang damit, das Ansprechen von Gefühlen und das Eingeständnis, dass möglicherweise eine weitergehende Konversation nötig ist. Wir können die Angelegenheit nicht mit einer kurzen Besprechung abhacken.

Sheila Heen ermutigte mit ihrem Referat, die verborgene Ebene im gemeinsamen Gespräch ans Licht zu bringen. Und zwar in dem wir die obigen Fragen aus unserem persönlichen Gedankenspiel ins Gespräch bringen:

Wer hat Recht?
-> Gespräch über die Frage: „Was denken wir beide, um was es hier geht?“

Wessen Fehler ist es?
-> Gespräch über die Frage: „Was haben wir beide zur Situation beigetragen?“

Was motiviert den anderen?
-> Gespräch über die Frage: „Was wollen wir (gemeinsam) bewirken?“

Zu oft sind unsere Gespräche eigentlich zwei unterschiedliche Konversationen: Zwei Themen, zwei Sprecher, null Zuhörer.

Lass uns das ändern!

Glücksaufgabe

Nein, das Führen von schwierigen Gesprächen ist nicht gerade eine Glücksaktivität. Doch wenn wir einen Bogen um diese Gespräche machen, wird sich unser Glücksniveau auch nicht steigern.

Glücksgefühle machen sich breit, wenn wir uns den schwierigen Gesprächen stellen und diese konstruktiv führen konnten.

Welches Gespräch solltest du noch vor Jahresende führen?
Und wie willst du es angehen?

 

Ab dieser Woche wird mein GlücksBlog nicht mehr wöchentlich sondern ca. 14täglich erscheinen.

Unser Happy Day

Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken.
Ferdinand Magellan

Das war ein ganz besonderes Familienerlebnis: Wir durften Teil der TV-Show Happy Day von SRF Schweizer Radio und Fernsehen sein. Mich fasziniert es, Hinter die Kulissen von solchen grossen Projekten zu sehen, Teil von etwas Grossem zu werden und spannende Leute kennen zu lernen. Es ist eine willkommene Abwechslung zum Alltag.

Und genau diese Horizonterweiterungen will ich auch meiner Familie, meinen Kindern weitergeben. Es ist eine Form, wie ich als Vater unseren Familienalltag versuche zu bereichern. Und genau das, das aktive Gestalten vom Ehe- und Familienleben ist eine weitere Glücksaktivität – genau wie Dankbarkeit, Achtsamkeit, Grosszügigkeit und all die anderen Glücksaktivitäten, mit denen wir unser Glück nachhaltig steigern können.

Unser Sohn versuchte schon mehrfach den Stock des Eishockeytorhüters seines Lieblingsclubs zu erhalten. Als wir an seinem Geburtstag einen Match besuchten, gestaltete er ein Plakat mit dieser Bitte darauf. Leider ging Jonas Hiller nicht darauf ein.

So dachten meine Frau und ich, vielleicht könnte uns Happy Day weiterhelfen. Schliesslich werden hier Wünsche wahr gemacht. Und tatsächlich: Unsere Anfrage, unserem Sohn seinen Wunsch zu erfüllen, wurde positiv aufgenommen.

So sassen wir also letzten Samstag im Fernsehstudio – meine Frau, ich und unsere Tochter etwas nervös, weil wir wussten, was kommt. Unser Sohn hingegen genoss es nichts ahnend, bei einer Livesendung zuschauen zu dürfen. Dass er selbst gleich Teil der Show würde, hatte er überhaupt nicht auf dem Radar.

Dementsprechend war er dann verdutzt, als Röbi Koller, der Moderator, seinen Namen aufrief und Janosch zusammen mit mir auf dem Sofa Platz nehmen durfte. Jetzt waren wir beide nervös … Und hinterher um eine tolle Erfahrung reicher. Stolz trug Janosch den Stock von Hiller ans Apéro, wurde von den anderen Gästen angesprochen und genoss den Augenblick.

Wer an der Küste bleibt – oder in seiner Komfortzone verharrt, nichts wagt, nie etwas Neues ausprobiert – der wird auch keine neuen Ozeane entdecken.  Ferdinand Magellan (eigentlich Fernando de Magalhaes), der portugiesische Seefahrer und Namensgeber der Magellanstrasse aus dem 15. Jahrhundert, wusste von was er da spricht.

Ein Mensch, der sein Glück gestaltet, bleibt neugierig wie ein Kind. Es ist traurig und unserem Glück nicht förderlich, wenn mit dem Alter der Entdeckergeist in uns abnimmt. Es gibt immer Neues zu entdecken!

Und genauso ist es wichtig, dass wir in unserer Partnerschaft und in unserem Familienleben neugierig bleiben. Zusammen mit Kind und Partner Neues entdecken. Oder Neues an mir selbst entdecken. Und offen sein für Neuentdeckungen bei Partner und Kinder: Vielleicht erforschen wir ein neues Talent oder Wesenszüge kommen zum Vorschein, die wir bisher noch gar nicht wahrgenommen hatten.

Glücksaufgabe

Was könnte dein (Familien)Alltag erfrischend bereichern? Welche Neuentdeckung und Horizonterweiterung kannst du in diesem Monat für dich, mit deinem Partner oder als ganze Familie einplanen?

 

Glück finden – hier und jetzt 
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Bald ist UNO-Tag des Glücks (20. März). Wem könntest du das GlücksBuch schenken?

Respekt für die "Waffeln"

Männer sind einfach gestrickte Geschöpfe,
die meisten brauchen nichts weiter als Respekt!

Richard Rohr

Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen – so habe ich Samstag bis Dienstag verbracht. Zuerst als Referent in zwei Kirchen, dann zusammen mit meinem Vater zwei wunderbare Skitage. Das tut gut!

Und zwar mehrfach: Der Respekt und die Anerkennung, die ich als Referent für mein Schaffen erhalte, beflügelt mich immer wieder. Da fühle ich mich in meinem Element, das ist mein „Pinguin-Moment„. Der Sprung ins Wasser (der Schritt auf die Bühne) braucht zwar auch nach vielen Jahren Erfahrung immer noch eine kleine Überwindung (Wird es hier auch funktionieren? Können die Leute mit dem, was ich sage, etwas anfangen? …), doch während dem Reden zu spüren, wie die Leute dabei sind und das gesagte dankbar aufnehmen, macht unheimlich viel Spass.

Nach dem Referieren gibt es immer gute Begegnungen und dankbar nehme ich den Respekt an, der mir entgegengebracht wird. Es geht mir nicht um Respekt im Sinn von unterwürfiger Ehrfurcht – das könnte dann schon fast „guruhaft“ verstanden werden. Nein, ich meine den gesunden Respekt, den wir alle – mindestens wir Männer – zwingend zum Atmen brauchen: Anerkennung für das, was wir tun.

Besonders schön war das Referieren letzten Samstag, weil wir es als Ehepaar machen durften. Wir sprachen über die Unterschiede von Mann und Frau. Als Bild brauchten wir dafür Waffeln (Männer) und Spaghetti (Frauen). In Anlehnung an das entsprechende Buch beschrieben wir, dass Frauen oft alle Themen miteinander in Verbindung bringen (wie ein Teller Spaghetti), während Männer in einzelnen Kästchen denken und handeln (wie die Struktur der Waffel).

Herrlich das selbstoffenbarende Lachen der über 40 anwesenden Paare. Hier und da entdeckte ich während dem Referieren ein bestätigendes Kopfnicken und auch die Reaktionen im Nachhinein zeigen, wie alltagsrelevant für viele Paare dieses Thema ist.

Es ist immer gefährlich, wenn wir Menschen „schubladisieren“: Männer sind … / Frauen sind … Nicht überall treffen die Beschreibungen zu, manchmal sind die Rollen sogar umgekehrt vorhanden. Tatsächlich prallen jedoch in einer Partnerschaft diese zwei unterschiedlichen „Energien“ – das Männliche und das Weibliche – aufeinander. Im schlimmsten Fall wird aus diesem Aufeinanderprallen ein Krieg der Geschlechter, im Idealfall wird es ein Zusammenspiel, eine wertvolle Ergänzung.

Ich bin meinem Coach (Georges Morand) noch immer dankbar dafür, dass er mich zu einem „Richard Rohr Leser“ gemacht hat. In seinem Buch Vom wilden Mann zum weisen Mann stellt Rohr das Konzept von Wurzeln und Flügeln vor. Die Mutterliebe erdet uns, schenkt uns Geborgenheit, verwurzelt uns. Die Vaterliebe traut uns etwas zu, fordert uns heraus, bringt uns zum Fliegen.

Und ich meine immer mehr zu beobachten, dass uns dieses Konzept auch eine Ahnung davon gibt, wie Männer und Frauen unterschiedlich Liebe auftanken:

  • Männer suchen Respekt:
    Sie fühlen sich geliebt, wenn sie Anerkennung für ihr Tun erhalten.
  • Frauen suchen Geborgenheit:
    Sie fühlen sich geliebt, wenn sie Annahme für ihr Sein spüren.

Ich weiss, dass mein Wert nicht abhängig von meinen Taten ist – ich bin geliebt (gerade auch von meinem himmlischen Schöpfer) auch ohne tolle Taten. Trotzdem gehört es zu meinem Mannsein, dass ich gerne etwas leiste und dafür Anerkennung ernten möchte. So wie ich es letztes Wochenende beim Referieren erlebte. Und so wie meine Flügel bei den schönen Skistunden mit meinem Vater weiter wuchsen: Wir flogen schier über die Pisten und in den gemeinsamen Gesprächen spürte ich Anerkennung für mein Tun.

Richard Rohr hat recht: Wir Männer sind ziemlich einfache Wesen …

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Erfülltes Liebes- und Familienleben.

 

Fremdverliebt?

Einen Menschen zu lieben heißt einzuwilligen, mit ihm alt zu werden.
Albert Camus

Als Teenager war ich in mehrere Mädchen gleichzeitig verliebt. Es schien mir zu viele tolle Menschen des anderen Geschlechts zu geben, um mich auf ein Mädchen festzulegen. Gleichzeitig war keines so perfekt, dass sie alles verkörperte, was mir wichtig war: Mit Corinne konnte ich nächtelang über das Leben philosophieren, mit Renate genoss ich kumpelhafte Momente und bei Mirjam stimmte die Figur …
(Damit keine Missverständnisse entstehen: Namen und Attribute sind fiktiv.)

Aus dem Teenager wurde ein Jugendlicher, aus dem Händchenhalten wurde ein Knutschen. Es gab die eine oder andere längere oder vor allem kürzere Beziehung, doch die richtige Frau war irgendwie noch nicht auf meiner Bildfläche erschienen. Verliebt zu sein, war ein schönes Gefühl – zu oft aber auch ein schmerzhaftes, weil die Liebe nicht erwiedert wurde oder zu schnell in der Sackgasse endete.

Als sie, die richtige Frau, dann im Frühjahr 1999 auftauchte, ging es ziemlich zügig voran: Am 9.9.99 wurde verlobt, im Mai 2000 geheiratet – aber das ist eine andere Story …

Mutig wie wir sind, gaben wir unserer Hochzeitsanzeige den Titel „für immer“. Uns erschien dies nicht mutig – es war (und ist) ja unsere klare Absicht. Doch einige Reaktionen aus unserem Umfeld liessen uns spüren, dass diese Festlegung scheinbar etwas Mutiges an sich hat.

Mit dem Tag der Hochzeit hat sich alles komplett verändert: Ich hatte nur noch Augen für meine Frau, in meinem Alltag begegnete ich (ausser ihr) keiner schönen Frauen mehr, da war kein Wunsch nach kumpelhafter gegengeschlechtlicher Freundschaft mehr und mit jemand anderem ausser ihr nächtelang zu philosophieren, verlor auf einen Schlag seinen Reiz.

Natürlich nicht! Irgendwie hatte wohl bei mir das Software-Update nicht einwandfrei funktioniert. Jedenfalls viel mir nach der Schmetterlingphase auf, dass es da auf dem Planeten ja noch viele weitere schöne und/oder spannende Frauen gab, die eine starke Anziehungskraft auf mich ausüben.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin kein „Schürzenjäger“ und war es auch nie! Was ich sagen will: Der Mensch ist so ausgestattet, dass andere Menschen eine starke (emotionale oder/und erotische) Anziehungskraft auf einen ausüben – selbst wenn man in einer festen Partnerschaft ist. Und ich behaupte: Sogar, wenn man in einer glücklichen, festen Partnerschaft lebt. Unsere Hardeware ist einfach so ausgestattet.

Es wäre ja einfach, wenn es diese Software geben würde, die schöne Frauen ignorieren würde und uns hälfe, nur noch Augen und Gefühle für unseren Partner zu haben …

Ich habe diese Software bis jetzt nicht entdeckt – und bin mir nicht mal sicher, ob ich sie wirklich installieren würde. Die Frage ist vielmehr: Wie gehen wir damit um, dass andere Menschen eine starke Anziehungskraft auf uns ausüben? Was machen wir damit, wenn wir uns „fremdverlieben“?

Sind wir denn diesen Gefühlen machtlos ausgeliefert? Ich finde es zu einfach, wenn man behauptet, Liebe sei ein Gefühl, für oder gegen das man sich nicht entscheiden könne. Das mag bei den Schmetterlingen im Bauch und dem „Verliebtheitsgefühl“ so sein. Doch wir entscheiden, ob es Liebe wird. Liebe hat so viel mehr mit einer Entscheidung als mit einem schönen Gefühl zu tun. Oder wie es eben im Eingangszitat heisst: „Einen Menschen zu lieben heißt einzuwilligen, mit ihm alt zu werden.“

„Einwilligen“ tönt jetzt nicht wirklich nach grossem Gefühlskino. „Einwilligen“, das ist ein Entscheid, den ich tagtäglich neu zu treffen habe. Hier geht es um Treue, Beziehungspflege, gemeinsam Hochs und Tiefs durchleben, für einander kämpfen, einander verzeihen, zueinander stehen … Und hoffentlich schaffen wir es dann auch, immer wieder Momente des Prickelns im Bauch gemeinsam zu erleben. Auch dafür kann man sich entscheiden!

Was bleibt: Andere Frauen haben immer noch ihre Anziehungskraft. Gerade diese Woche habe ich geschäftlich eine wunderschöne Frau kennen gelernt. Meine Software konnte sie einfach nicht ignorieren …

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Erfülltes Liebes- und Familienleben.

 

Alles andere als fade

Die Liebe ist das Gewürz des Lebens.
Sie kann es versüßen,
aber auch versalzen.
Konfuzius

Wie haben Sie es mit der Liebe? Ist sie die Gewürznote, die das Leben so spannend und abwechslungsreich macht? Oder empfinden Sie Ihr Leben punkto Liebe aktuell eher als etwas fade?

Wie schon Konfuzius bemerkte, kann die Liebe das Leben versüssen oder versalzen. Überhaupt ist die richtige Würzung nicht nur beim Kochen eine Kunst für sich: Ohne Salz schmeckts nicht, zu viel Salz machts nicht besser. Ich liebe es, wenn zum Salz noch etwas Blumenpfeffer und weitere spannende Gewürze dazu kommen. Natürlich kann es dann auch mal des Guten zu viel sein – darum: Der richtige Mix macht es aus.

Die versalzene Suppe schmeckt nicht, schlimmer noch ist eine fade Suppe. Fade steht gemäss Wörterbuch für reizlos, langweilig, ohne Geschmack.

Und wer wünscht sich schon, dass sein Leben reizlos, langweilig, ohne Geschmack ist?

Würzige Partnerschaft leben

Beim monatlichen „Chäs, Brot, Wy„-Anlass von „gms – z’friede läbe“ hatten wir gestern Abend ein junges, cooles Ehepaar zu Gast. Ihre Liebesgeschichte ist spannend, überraschend, konsequent. Und ganz bestimmt alles andere als fade. Gemeinsam engagieren sie sich für mehr Friede, Freude und Gerechtigkeit auf dieser Welt. Sie leben eine gemeinsame Berufung – ein durchaus gutes Gewürz für eine Liebesbeziehung.

Sie erzählten uns auch, was sie bezüglich Ehe und Familie geprägt hat. Da waren Eltern, die sehr engagiert miteinander diskutierten – und manchmal mehr als das, es seien auch mal Späne geflogen. Aber immer hätten sie sich wieder versöhnt. Was für ein Vorbild für die Kinder und was für ein gutes Gewürz für eine Liebesbeziehung.

Anderer Anlass, auch gestern: Regierungsrat Bernhard Pulver referiert über die Führungsgrundsätze der Erziehungsdirektion. Dabei geht es auch um die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Behörden. Das hat also auf den ersten Blick überhaupt nichts mit unserem Thema hier zu tun.

Auf den zweiten Blick jedoch sehr wohl. Die Schlagwörter Verstehbarkeit, Verbundenheit und Gestaltbarkeit, welche Pulver uns vorstellte, können nicht nur das richtige Gewürz für ein funktionierendes Teamwork an einer Schule sein, sondern tun auch ihren Dienst im Teamwork als Liebespaar.

Mit dem Stichwort Verstehbarkeit ist das wichtige Gewürz der aktiven Kommunikation gemeint. Nicht nur reden, reden, reden – sondern auch verstehen, sich in den anderen einfühlen, seine Position zu verstehen versuchen. Bevor wir aufschreien und böse Blicke, Sprüche oder Mails versenden, nehmen wir besser eine positive Unterstellung vor: Mein Gegenüber hat sich bestimmt etwas dabei gedacht, als er genau so handelte. Was waren seine Überlegungen?

Unsere Welt könnte so viele Konflikte aus der Welt schaffen, wenn wir die Welt für einen Moment aus der Brille unseres Gegenübers betrachten würden! Und das gilt auch für unsere Liebesbeziehungen. Eine gute Kommunikation ist für die Liebe wie das Salz fürs Kochen – sie ist unabdingbar!

Bei der Verbundenheit geht es um einen wertschätzenden Umgang miteinander. Dankbarkeit ist ein Gewürz, dass die Kraft hat, die ganze Mahlzeit – das ganze (Liebes)Leben – in eine neue Richtung zu lenken.

Und schliesslich die Gestaltbarkeit. Es gibt keine Einheitslösungen. Wer alles nur mit Aromat würzt, hat wenig Gestaltungsraum. Doch jede Beziehung und jede Partnerschaft ist einmalig und hat es verdient, dass wir sie auch entsprechend behandeln. Wir dürfen und sollen uns die Freiheit herausnehmen, unsere Liebesbeziehung nach unserem eigenen Rezept zu würzen und zu gestalten.

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

  Lassen Sie sich von meinem Glücksbuch inspirieren!