Der Stress mit dem Stress

Tatsache ist, dass fortgesetzter Stress tödlich ist.
Selbst wenn er uns nicht gleich den Herzinfarkt oder Schlaganfall bringt,
eines
tötet er immer: unsere Fähigkeit, glücklich zu sein.
Archibald Hart (in: Wer zu viel hat, kommt zu kurz

Eigentlich war es eine geniale Erfindung unseres Schöpfers: Stress war ursprünglich dazu gedacht, uns in Notsituationen quasi von null auf hundert einsatz- und kampffähig zu machen. Ein Stressmoment, also eine vom Körper als Bedrohung empfundene Situation, hat eine ganze Reihe von körperlichen Reaktionen zur Folge.

Heute wird mit dem Begriff Stress jedoch inflationär umgegangen. Anscheinend will man sich mit Aussagen wie „Ich bin gerade etwas im Stress“ das Gefühl von Bedeutung geben. Zeitdruck, starke Arbeitsbelastung und ein voller Terminkalender scheinen zum guten Ton zu gehören. Dem sagt man dann Stress und fühlt sich dabei entweder schlecht, weil viel anderes zu kurz kommt, oder fühlt sich gut, weil man diese Dinge als Indikatoren herbeizieht, die einem glauben lassen, eine wichtige Persönlichkeit zu sein.

Doch Stress ist im Grunde kein Synonym für einen hektischen Lebensstil. Wie oben beschrieben, ist unter Stress eigentlich etwas anderes zu verstehen. Stress ist kein Lebensstil oder ein Gefühl, Stress ist eine körperliche Reaktion. Unser Körper nimmt eine äussere Situation (physikalische oder toxische, in unserem Fall jedoch vor allem eine psychosoziale) oder eine innere Einstellung als Bedrohung war und setzt uns in Alarmbereitschaft. Durch diesen Alarmzustand werden eine Vielzahl von körperlichen Abläufen in Bewegung gesetzt. Eine eindrückliche Auflistung dieser körperlichen Reaktionen findet sich auf der Homepage stressnostress.ch:

  • Ausschüttung von Adrenalin zur Erhöhung der Kurzzeitleistungsfähigkeit.
  • Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen zur Intensivierung des Stoffwechsels.
  • Ausschüttung von Cholesterin zur Hebung des Energieniveaus.
  • Ausschüttung von Kortison zur Erhöhung der Konzentration.
  • Ausschüttung von Endorphinen zur Verminderung der Schmerzempfindlichkeit.
  • Erhöhte Sauerstoffaufnahmen und Atemgeschwindigkeit.
  • Verengung der Blutgefässe, Abzug von Blut aus der Hautoberfläche.

Missbrauch einer genialen Erfindung

Diese wunderbare Erfindung ist zum Schutz für uns Menschen da. Wo also liegt das Problem mit dem Stress? Ich zitiere nochmals aus der Erklärung auf der Internetseite stressnostress.ch:

Da in unserer heutigen menschlichen Kultur aber physischer Kampf und physische Flucht eher seltene Bewältigungsstrategien sind, wirken sich die Prozesse im Falle von häufiger Wiederholung oder gar bei Dauerzustand nicht mehr konstruktiv aus, sondern richten sich destruktiv gegen den Menschen selbst in Form  bekannter Zivilisationskrankheiten (wie Herz-/Kreislaufprobleme, Verdauungs-/Magenprobleme, Hautprobleme, etc.).

Mit anderen Worten: Das Problem beim Stress ist, dass wir ein Notfallsystem, das für den kurzfristigen Einsatz gedacht ist, durch unseren hektischen Arbeits- und Lebensstil missbrauchen und unseren Körper sozusagen andauernd in Alarmbereitschaft halten. Dies kann nicht gut kommen. Denn: „Zu Beginn einer Stressphase ist es [das Stresshormon Kortisol] unser Freund und Helfer, aber wenn der Stress zu lange andauert (in der Regel länger als zwei Wochen), macht es unser Leben grau und trist.“ (Archibald Hart in: Wer zu viel hat, kommt zu kurz

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

…und wer schaut zu mir?

Mir imponieren nur die Ratschläge und Grundsätze,
die der Ratgebende selbst beherzigt.

Rosa Luxemburg

Welche Ratschläge würden Sie sich selbst geben? Es ist immer einfach, anderen zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben. Aber was würde ich mir selbst raten?

Letzten Samstag durften wir für eine Pflegfamilienorganisation unseren Motivationstag Leben in Balance durchführen. Im Einführungsteil hatten die Teilnehmenden einen kleinen Fragebogen zu ihrer persönlichen Life-Balance auszufüllen. Zu jedem der fünf Lebensbereiche (Arbeit, Liebe, Gemeinschaft, Selbst, Spiritualität) gab es einige Fragen. Zum Beispiel konnten die Teilnehmenden sich selbst darin eine Note geben, wie gut ihnen das Loslassen der Arbeit ausserhalb des Jobs gelingt.

Eine meiner Lieblingsfragen dieser Bestandsaufnahme in Sachen Life-Balance lautet: „Bin ich mir selbst gute/r ErzieherIn?“. Das trifft doch genau den Kern vom obigen Zitat: Ratschläge für andere, die ich selbst gar nicht beherzige, haben keinen grossen Wert. Spannend wir es erst dann, wenn ich selbst mein Leben nach den Grundsätzen richte, die mir wichtig sind und wenn ich beginne, die Ratschläge, die ich für andere bereit halte, zuerst im eigenen Leben umzusetzen.

Sich selbst ein guter Erzieher sein

Was heisst es denn, sich selbst eine gute Erziehungsperson zu sein? Es geht darum, zu entdecken, wie man sich ein Umfeld schafft, in dem man sich positiv entwickeln kann. Welche Worte kommen uns in den Sinn, wenn wir an Erziehung denken? Vielleicht denken wir sofort an Disziplin. Ja, sich an Prinzipien, Vorsätze und Abmachungen (auch mit sich selbst) zu halten, gehört durchaus dazu.

Entwicklung trotz hartem, schwierigem Umfeld (Foto: Nathanael Heimberg)

Ein anderes Wort könnte Entwicklung sein. Die Erziehung kann und soll eine Hilfestellung sein, damit sich ein Kind (oder eben ich mich selbst) gut entwickeln kann. Was kann die persönliche Entwicklung fördern? Habe ich sogar einen Plan dafür (PEP)?

Diese beiden Worte haben einen mehr oder weniger starken Beigeschmack: Leistung und Pflichterfüllung. Einige fühlen sich durch Disziplin und Entwicklung in ein zu starres Konzept – oder gar Korsett – gedrängt.

Darum wird mir als Individuum, aber auch als Vater und schliesslich auch als Coach und Trainer, ein drittes Wort immer bedeutungsvoller: Achtsamkeit. Als Erziehungsperson will ich in erster Linie achtsam sein und wahrnehmen wie es „dem Kind“ geht. Und nochmals: Im Sinn des Zitates oben bin zuerst ich selbst „das Kind“.

Achtsam bin ich, wenn ich regelmässig in mich selbst hineinhöre und mir einige Fragen stelle:

  • Wie geht es mir – wirklich?
  • Wie steht es um meine Tanks?
    (körperlich, emotional, geistig)
  • Bin ich voller Energie? Warum? Warum nicht?
  • Was wünsch ich mir?
  • Welche kommenden Aktivitäten motivieren mich?
    Welche belasten mich?
  • Was würde mir gut tun?
  • Vor welcher Entscheidung drücke ich mich?
  • Welche Herausforderung würde mir gut tun?
  • Wo bin ich von meinen eigenen Grundsätzen abgewichen?

Egal wie die Umstände gerade sind – ob mich die Frühlingsenergie schon ergriffen hat oder ob ich mich noch durch den Winter kämpfe -, wer achtsam ist und sich selbst eine gute Erziehungsperson ist, hat schon den ersten grossen Schritt zu einem ausgewogenen Leben in gesunder Balance geschafft.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Das gönn ich mir!

Wenn man in einen falschen Zug einsteigt,
nützt es nichts, wenn man im Gang
entgegen der Fahrtrichtung läuft.

Dietrich Bonhoeffer

Wie passend: Gerade sitze ich im Zug. Nein, es ist nicht der falsche. Die Richtung stimmt, ich sollte in einer Stunde in Zürich ankommen.

In Pfäffikon erwartet mich ein rund einstündiger Studiotermin. Eine lange Reise für die Aufnahme von sechs kurzen Sequenzen. Doch ich nehme das Unterwegssein an diesem Tag als Geschenk und mache es zum Anlass, darüber nachzudenken, ob auch in meinem Leben die „Fahrtrichtung“ stimmt.

Solche Tage gönne ich mir immer wieder einmal. Manchmal treffe ich dabei auch meinen Coach, mit dem ich dann gemeinsam mein (Berufs)Leben reflektiere. Seit vielen Jahren erlebe ich es zudem als hilfreich, meinen persönlichen Entwicklungsplan – kurz: PEP – zu haben. Auf einer Seite schreibe ich auf, welche nächsten Schritte mich meiner Lebensvision näher bringen könnten.

Derzeit lese ich Erich Metaxas geniale Biographie über das Leben von Dietrich Bonhoeffer. Dort fand ich auch das obige Zitat. Der Zusammenhang, in dem Bonhoeffer diesen Satz sagt, ist ein sehr ernster. Es war die Zeit, in der viele Kirchenleute meinten, im „Hitler-Zug“ mitfahren zu können – und dabei einfach entgegen der Fahrtrichtung zu laufen.

Das Zitat kann uns aber auch in wesentlich weniger komplexen Fragestellungen eine wertvolle Hilfe im Alltag sein. Sind wir im richtigen Zug unterwegs? Stimmt der eingeschlagene Weg? Wenn wir irgendwann an einem bestimmten Ziel ankommen wollen, prüfen wir besser von Anfang an, ob die Fahrtrichtung stimmt. Lieber per Tram in die richtige Richtung, als mit der Hochgeschwindigkeitsbahn ans falsche Ziel.

Mit PEP durchs Leben

Wie prüfen wir denn, ob die Richtung stimmt? Ich mache es, indem ich eine langfristige Vision für mein Leben definiert habe und dann dementsprechend in allen fünf Lebensbereichen Jahresziele setze. Ein wertvolles Instrument kann dabei der PEP sein. Auf einer Seite habe ich hier vom Lebensmotto bis zur Umsetzung der Jahresziele das Wesentliche kurz, aber übersichtlich dargestellt.

  • Lebensmotto: Über dem ganzen persönlichen Entwicklungsplan habe ich mein Motto (Liebe schenken – Hoffnung verbreiten – Glaube leben) notiert.
  • Visionen: Hier schreibe ich für alle fünf Lebensbereiche eine Vision auf. Es sind Bilder davon, wie ich mich im Idealfall in 5, 7 oder 10 Jahren sehe. Und dies in den Bereichen…
    Arbeit: Was möchte ich beruflich erreichen? Wo will ich in 5 Jahren stehen?
    Liebe/Familie: Was ist meine Vision bezüglich meiner Rolle als Ehemann/Vater?
    Gesellschaft: Wie sehe ich mich als Teil der Gesellschaft?
    Selbst: Was ist mir wichtig im Umgang mit mir selbst?
    Spiritualität: Wie kläre ich die Sinnfrage im Leben?
  • Jahresziele: Nun setze ich Jahr für Jahr gemäss meinem Lebensmotto und den Visionen in den Lebensbereichen für jeden der Bereiche ca. drei konkrete Jahresziele.
  • Umsetzung: In der unteren Hälfte des PEPs gibt es genug Platz um einige Umsetzungsschritte pro Quartal zu notieren.

Durch den PEP kann mein Lebensmotto konkret werden und ich kann damit prüfen, ob meine Fahrtrichtung wirklich stimmt. Das werde ich heute tun und meinen neuen PEP erstellen.

Vielleicht wollen Sie es auch ausprobieren. Unten finden Sie einen Link, um eine PEP-Vorlage gratis herunterzuladen.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Die innere Vision

Da die Welt am 21. Dezember nun doch nicht untergegangen ist, wird es höchste Zeit, sich noch rechtzeitig einige Neujahrsvorsätze zu fassen.

Doch so einfach ist das ja bekanntlich nicht. Die allermeisten Vorsätze geraten schon nach wenigen Tagen in Vergessenheit und taugen daher wenig bis nichts. Gut gemeint, aber eben doch nur wirkungsloses Wunschdenken nach dem Motto „mehr schlafen, mehr Sport und weniger trinken, weniger nörgeln“.

Das müsste eigentlich gar nicht so sein. Richtig gemacht, können Neujahrsvorsätze sehr kraftvoll sein. Es gibt kaum etwas Stärkeres als ein inneres Bild, das uns antreibt: Eine Vision, die wir unbedingt erreichen wollen. Derselbe Mechanismus, der dem Spitzensportler mit dem glasklaren Medaillenziel vor Augen hilft, die vielen Entbehrungen und täglichen Strapazen des Trainings auf sich zu nehmen, können auch wir uns zum Freund und Helfer nehmen.

Nicht was andere gut finden würden oder was in der Gesellschaft gerade Trend ist, treibt uns zu Bestleistungen an. Darum sind Neujahrsvorsätze, die uns quasi von aussen überstülpt werden, untauglich. Da kann ein Gesellschaftsideal noch so gross sein, wenn es nicht zu meinem persönlichen Ideal wird, ist es kraftlos und sorgt höchstens für ein schlechtes Gewissen.

Ein verinnerlichtes Bild vor Augen

Ziele von aussen – auch „extrinsische Motivation“ genannt – vermögen als Vorsätze nicht zu überzeugen. So wünschenswert ein bestimmtes Verhalten oder eine gesellschaftliche Norm auch sein mögen, sie bleiben wirkungslose Ziele von aussen.
Anders ist es mit den persönlichen Zielen, die von unserem Innersten kommen (intrinsische Motivation). Wenn wir eine innere Vision für unser Leben haben, setzen wir ungeahnte Kräfte und Kreativität in uns frei.

Wie der hier schon mehrfach zitierte Erich Fromm sagte:

„Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man sich sehnt, die man verwirklichen möchte, dann gibt es auch kein Motiv, sich anzustrengen.“

Ein verinnerlichtes Bild, wie wir beim New Yorker Marathon die Ziellinie überqueren, hilft uns, auch  noch Mitte Februar unsere Bequemlichkeit zu überwinden und an unserem Ziel festzuhalten. Das würde der blosse Vorsatz, mehr Sport zu treiben, nie bewirken.

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“ und erschien in der Rubrik Carte Blanche vom Bieler Tagblatt (Freitag, 28. Dezember 2012).

 

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Verlass die Komfortzone

Wer es sich auf dem Teppich seiner Gewohnheiten gemütlich macht,
darf nicht erwarten, dass dieser irgendwann zu fliegen beginnt.
Ernst Ferstl

Heute feiere ich meinen 37. Geburtstag. Es ist etwas Besonderes, an diesem Tag über den Lebensbereich Selbst nachzudenken und einen Blogartikel zu schreiben. Schliesslich bietet sich unser Geburtstag wie kaum ein anderer Tag an, uns zu fragen, ob wir zufrieden damit sind, wie wir mit uns selbst umgehen.

  • Schaue ich gut zu mir selbst?
  • Ist „mein“ Leben wirklich „mein“ Leben? (Lebe ich als Original oder tu ich, was ich tue, nur, um anderen zu gefallen?)
  • Stimmt die Richtung meines Lebens?
  • Habe ich meine persönlichen Ziele im letzten Jahr erreicht?

Mein vergangenes Lebensjahr war ein sehr spezielles – in zweierlei Hinsicht: 1. Wünschte ich mir vor gut einem Jahr, vermehrt „inhaltich“ (als Referent, Seminarleiter, Autor) tätig sein zu dürfen und weniger im Bereich Administration/Organisation. Und 2. hatte ich in den vergangenen Monaten herausfordernde Fragen bezüglich meinen verschiedenen Tätigkeiten und möglichen neuen Aufgaben zu klären.

Um den ersten Punkt soll sich dieser Artikel drehen: Ich sass also auf meinem abgetretenen Teppich, um im Bild vom obigen Zitat zu bleiben,  und war zunehmend unzufrieden damit. Zu viel Routine, zu wenig Herausforderung, viel Büro, wenig Kreativität.

18 Monate später kann ich mich nicht über mangelnde Herausforderungen beklagen, und zunehmend gibt es Gelegenheiten, meine Kreativität auszuleben und meine Gedanken weiterzugeben. Wenn ich also auf das vergangene Lebensjahr zurückschaue, gibt es da viel Grund zur Dankbarkeit und zum Staunen.

Ist es von selbst dazu gekommen, während ich mich auf dem verstaubten Teppich ausruhte? Nicht wirklich!

Wünsche, Träume und Ziele brauchen es, dass wir uns von unserem gewohnten Teppich, so gemütlich dieser vielleicht auch ist, erheben und unsere Komfortzone verlassen.

Wenn es mir also ernst damit war, vermehrt „raus aus dem Büro“ zu kommen, mehr inhaltich gestalten zu können und weniger organisatorisch tätig sein zu müssen, musste ich mich auf den Weg machen (z.B. mit der Luege, Lose, Loufe-Strategie):

  • Zuerst: Situation wahrnehmen – was wünsche ich mir anders?
  • Zweitens: Möglichkeiten ausloten – was für Alternativen habe ich?
  • Und dann: Schritte wagen – was packe ich konkret an?

Ein wichtiger Entscheid in dieser Phase war, dass ich mich – gut zehn Jahre nach meinem Bachelor-Abschluss – fürs Masterstudium anmeldete. Eine gesunde Herausforderung für meinen Geist. – Und dabei zu erleben, dass meine Erfahrung und meine Art zu Denken mich durchaus zu sehenswerten Resultaten befähigen, hat im letzten Jahr schon manches Flow-Erlebnis mit sich gebracht.

Daneben habe ich weitere Ideen und Visionen angepackt – nicht alle mit dem selben Erfolg. Doch wie es so oft ist, wenn man sich aufmacht und neue Schritte geht, kommen plötzlich auch Dinge, die man nur sehr bedingt selbst in den Händen hat: Seminar- und Referentenanfragen häuften sich – und zwar aus unterschiedlichsten Bereichen (Wirtschaft, Behörden, Kirchen).  Durch meine Autorentätigkeit bei verschiedenen Zeitschriften kam es zu weiteren Anfragen – sogar über die Schweiz hinaus.

Und so kann ich heute an meinem Geburtstag zurückschauen und sagen: Wow, da gingen ja einige Wünsche ganz toll in Erfüllung!

Damit es soweit kam, war aber eines unbedingt nötig: Ich musste die Komfortzone verlassen.

Vor knapp einem Jahr stand ich genau vor dieser Herausforderung: Da lag eine Anfrage auf meinem Schreibtisch, die mich faszinierte, mich aber auch mächtig herausforderte: Eine Personalschulung zu einem Thema, das mir zwar gut bekannt war, womit ich aber noch kein Seminar abhielt. Und ein Umfeld, das mir gänzlich fremd war. Soll ich oder soll ich nicht?

In solchen Situationen werden wir mit unseren Ängsten, vielleicht können wir sie Berührungsängste nennen, konfrontiert. Das ist ein schwieriger und heikler, aber sehr wichtiger Moment! Es gibt nämlich zwei Sorten von Berührungsängsten und die Kunst liegt darin, sie voneinander unterscheiden zu können.

  • Berührungsängste, die uns vor etwas schützen wollen.
  • Berührungsängste, die uns etwas vorenthalten wollen.

Die beiden Sorten von Ängsten erfordern einen anderen Umgang. Während wir die Berührungsängste, die uns etwas vorenthalten wollen, unbedingt durchbrechen müssen, die Komfortzone verlassen, uns vom gemütlichen Teppich erheben sollen, ist bei den Berührungsängsten, die uns schützen wollen, genau das Gegenteil gefragt. Vielleicht ist diese Anfrage wirklich eine Nummer zu gross für uns, vielleicht ist der angedachte Schritt wirklich ein Schritt in die falsche Richtung, vielleicht ist das Joabangebot wirklich nicht passend zu unseren Fähigkeiten.

Vielleicht… – leider ist das manchmal ganz schwierig herauszufinden. Ich hab mich schon auf Abenteuer eingelassen, bei denen ich im Nachhinein sagen musste, dass die Berührungsängste berechtigt waren und mich hätten schützen wollen. Auf der anderen Seite bin ich, gerade im Rückblick auf das letzte Jahr, sehr froh, dass ich meine Komfortzone immer wieder verlassen habe und Neues ausprobiert und entdeckt habe.

Beim Herausfinden, mit welchen Berührungsängsten wir es gerade zu tun haben, können uns zwei Fragen helfen: 1. Passt das Neue, das noch Ungewohnte, grundsätzlich zu uns? Gibt es auch Berührungspunkte oder nur Berührungsängste? 2. Was sagen unsere Freunde dazu? Erhalten wir Ermutigung aus unserem Umfeld?

Ich bin gespannt, welche neuen Herausforderungen im nächsten Lebensjahr auf mich warten. Uns allen wünsche ich immer wieder die befriedigende Erfahrung, wenn unsere Träume in Erfüllung gehen.

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

  • Brauchen Sie Unterstützung, um sich aus „dem gemütlichen Teppich“ zu erheben? In einem Coaching-Prozess gehen Sie neue Schritte.
  • Im Timeout-Weekend zum Jahresstart erstellen die Teilnehmenden einen eigenen PEP (persönlichen Entwicklungsplan), der ihnen durchs Jahr hindurch helfen wird, an den eigenen Träumen und Visionen dran zu bleiben.
  • Älterer Blogartikel zum gleichen Thema: „Beweg dich!“
  • Buchtipp: Dem Leben Richtung geben von Jörg Knoblauch

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Träume – mehr als Schäume

Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen,
wenn wir uns entschließen, daraus zu erwachen.

Josephine Baker

„I have a dream“. Das steht auf meiner Mappe, in der sich alles nötige für meine Reflektier-, Stille- und Studierzeiten befindet: Mein Tagebuch, mein PEP (persönlicher Entwicklungsplan), eine Zeitschrift (AufAtmen), eine Bibel und noch eine Kerze. Ich bin ein Träumer, ein Visionär. Und um meine Ideen und Visionen dreht es sich oft, wenn ich mich zu solchen Reflektierzeiten zurückziehe. Weil ich mich nicht von den Alltagssorgen gefangen nehmen lassen will, sondern das grosse Ganze im Blick behalten will, soll mich der Schriftzug auf der Mappe immer wieder daran erinnern: I have a dream – ich habe einen Traum.

Nun ist es so eine Sache mit unseren Träumen. Nur ganz selten gehen sie wie von selbst in Erfüllung. Und je grösser die Visionen, desto mehr Hindernisse begegnen uns auf dem Weg vom Traum zur Realität. Was können wir also tun, dass nicht die recht bekommen, die sowieso schon im Voraus sagen: „Träume sind Schäume“.?

Meine Träume entdecken

Nicht jeder ist ein Visionär – zum Glück. Während die Stärke der Einen die Gesamtschau ist, sind die Anderen Spezialisten, wenn es ums Detail geht. So sind nicht alles Träumer, die vor dem inneren Auge bereits eine bessere Welt erkennen können. Trotzdem glaube ich, dass in jedem von uns Träume schlummern. Und die gilt es erstmals zu entdecken.

  • Welche Kindheitsträume stecken noch in mir?
  • Welche Themen wecken ein besonderes Interesse?
  • Gibt es Wünsche in meinem Leben, die immer mal wieder bei mir anklopfen?
  • Bei welchen Gedanken fliesst bei mir speziell viel Energie? Bei welchen Themen bin ich selbst mitten in der Nacht hell wach?
  • An welchen Ideen studiere ich immer und immer wieder herum?

Diese Träume sollten wir „ans Tageslicht holen“. Sprich: Sie sichtbar machen. Sie nicht schon im Vornherein als unrealistisch abtun. Sie anschauen und uns mit ihnen beschäftigen. Könnte da ein Spur zu einem Thema meines Lebens liegen?

Aus den Träumen erwachen

Im Unterschied zu unseren nächtlichen Träumen, sollten wir diese Art von Träumen nicht einfach sich selbst überlassen. Ein Traum alleine verändert weder die Welt noch unser Leben. Wenn wir also unsere Träume sichtbar gemacht haben, geht es um die Frage, was wir mit ihnen machen.

  • Bin ich bereit, micht dafür einzusetzen, dass dieser Traum Realität wird?
  • Kann ich die Kosten des Traums überschlagen und bin ich bereit, den Preis zu bezahlen?
  • Ist der Traum (Kindheitstraum, Berufswunsch, Idealbilder aus der Jugend) in meinem heutigen Leben überhaupt noch relevant? Will ich das wirklich noch? Oder träume ich da einer Sache nach, die ich heute gar nicht mehr als erstrebenswert erachte?
  • Welche Träume gilt es loszulassen? Vielleicht, weil mir die Kosten zu hoch sind. Vielleicht, weil er nicht zu meinem (familiären) Umfeld passt. Vielleicht, weil er doch eine Nummer zu gross ist.
  • Gibt es Träume, die das Potenzial haben, zu meinem Beruf – zu meiner Berufung – zu werden?

Ran an die Arbeit

Träume machen Arbeit. Das ist in jedem Fall so.

  • Träume, die wir umsetzen wollen, brauchen einen Plan (eine Strategie) – in kleinen Schritten zum grossen Ziel.
  • Träume, die sich nicht umsetzen lassen, brauchen Raum, damit wir uns von ihnen verabschieden können und uns mit der Situation versöhnen können.
  • Träume, die Rückschläge mit sich bringen, brauchen viel Ausdauer, Stehauf-Fähigkeiten und ein ermutigendes Umfeld, das mitträgt.

Gerade wenn wir in der Mitte des Lebens stehen, gilt es, den unerfüllten Träumen in die Augen zu schauen. Sich mit diesen vielleicht schmerzlichen Wendung im Leben auszusöhnen, ist eine grosse Herausforderung.

Und: Immer wieder ist es nötig, sich in Mitten der Anforderungen des Alltags auf die eigenen Träume zu besinnen. Bin ich noch auf dem Weg, den ich einmal eingeschlagen habe? Oder hat sich mein (Berufs)Leben einfach so, fast unbemerkt, in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr viel mit der ursprünglichen Vision gemeinsam hat?

„I have a dream“. Und ich muss etwas dafür tun, dass dieser Traum in mir wach bleibt und nicht von den unterschiedlichsten Ansprüchen von aussen zugedeckt wird.

 

Weiterführende Angebote zum Thema

  • Im Timeout-Weekend für Frauen 2012 beschäftigen sich die Teilnehmerinnen unter dem Motto „Ich werde keine Primaballerina mehr“ mit der Frage, wie sich die Zukunft trotz unerfüllten Wünschen versöhnlich gestalten lässt.
  • Im Timeout-Weekend zum Jahresstart erstellen die Teilnehmenden einen eigenen PEP (persönlichen Entwicklungsplan), der ihnen durchs Jahr hindurch helfen wird, an den eigenen Träumen und Visionen dran zu bleiben.
  • Buchtipp: Dem Leben Richtung geben von Jörg Knoblauch

 

 

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Unerwünscht und zurückgewiesen

Alleinsein ist schön, wenn man allein sein will,
nicht, wenn man es muss.

Annette Kolb, dt.-frz. Schriftstellerin, 1870-1967

Beim LebensbereichSelbst“ geht es um einen guten Umgang mit mir selber. Bin ich mir selbst ein guter Erzieher? Treffe ich Entscheidungen, die mir gut tun, die mich fördern? Gerade diese Tage habe ich dazu einen guten Tipp gelesen: Wenn wir vor einer Entscheidung stehen, können wir die 10-10-10 Regel anwenden. Welche Auswirkungen wird die Entscheidung, die ich jetzt treffe in 10 Minuten, 10 Monaten und 10 Jahren haben? Diese Regel kann uns helfen, nicht nur kurzfristig sinnvoll scheinende Entscheidungen zu treffen, sondern auch an die mittel- und langfristigen Auswirkungen zu denken.

Zu einem guten Umgang mit sich selbst gehört es, sein Leben aktiv zu gestalten, Ziele zu setzen und sich mit der persönlichen Entwicklung auseinander zu setzen. Es gehört aber auch die Frage dazu, wie wir mit Rückschlägen, Frustration und Niederlagen umgehen.

Was mach ich also, wenn ich mich unerwünscht und zurückgewiesen fühle? Was, wenn ich alleine bin, obwohl ich nicht alleine sein möchte? Das Gefühlschaos aus solchen Momenten ist jeder und jedem mehr oder weniger bekannt: Da kommt einmal mehr eine Absage auf eine Bewerbung, eine Beziehung endet im Chaos und zerbricht, meine Bereitschaft, mich zu engagieren, wird nicht honoriert, meine Zeichen der Liebe werden nicht erwidert… Ich fühle mich unerwünscht, frustriert, unverstanden und zurückgewiesen.

Mir helfen in solchen Situationen zwei gegensätzliche Dinge: Das reflektierende Alleinsein und die Kraft der Gemeinschaft.

Das reflektierende Alleinsein

Kürzlich, als ich in einer solchen Situation steckte, mich unverstanden und zurückgewiesen fühlte, setzte ich mich auf mein Bike und radelte der Aare entlang. Nach der kurzen Biketour waren nicht all meine Fragezeichen verschwunden und auch mein Gefühlschaos hatte sich nicht in Luft aufgelöst. Doch an der frischen Luft konnte ich neue Kraft tanken, klar denken und bereits erste positve Gedanken trotz der Enttäuschung fassen.

Neben Natur und Sport erlebe ich das Tagebuchschreiben als etwas sehr Hilfreiches für den guten Umgang mit mir selbst. Ich versuche, meinen fest reservierten Termin einmal die Woche auch tatsächlich einzuhalten und einige Gedanken zu meinem aktuellen Erleben zu notieren. Das Aufschreiben der Gedanken hilft, sich nicht einfach im Kreis zu drehen und sich nicht von Enttäuschungen und Frust auffressen zu lassen.

Zum reflektierenden Alleinsein gehört für mich ein Drittes: In der Stille des Alleinseins suche ich die Gemeinschaft mit meinem Schöpfer. Wer kennt mich besser als mein Schöpfer? Und wer kennt die Gefühle des Unerwünschtseins und der Zurückweisung besser als Jesus, der Frieden bringen wollte und dafür gekreuzigt wurde? Diese Woche habe ich gelesen: „Wer überzeugt ist, dass sein Gott es gut mit ihm meint, ist resilienter (widerstandsfähiger).“ (Markus Züger im Artikel „Die seelische Widerstandsfähigkeit„, antenne, September 2012)

Die Kraft der Gemeinschaft

So gut mir das reflektierende Alleinsein tut, bin ich doch sehr dankbar dafür, dass ich gerade in schwierigen Phasen des Lebens, in Momenten der Enttäuschung, auch ein stabiles Netz von guten Menschen um mich habe, die mich stützen und mir Kraft geben.

Die wertvollste Unterstützung sind mir hier das Zusammensein und der Gedankenaustausch mit meiner Frau: Gemeinsam meistern wir die Hürden des Alltags und sind auch dann füreinander da, wenn einer von uns „Schiffbruch“ erlebt hat.

Überhaupt kann die Familie ein kraftvoller Anker sein, wenn sich das Leben gerade von der harten Seite zeigt. Geschwister, Eltern, Kinder – sie alle haben im Normalfall ein natürliches Interesse an uns und darum auch ein offenes Ohr für uns.

Gerade wenn man sich unerwünscht und zurückgewiesen fühlt, gibt es kaum etwas Wohltuenderes als die Ermutigung von echten Freunden. Zu spüren, dass man ja doch nicht alleine auf der Welt ist, nicht von allen im Stich gelassen wird, hat etwas Heilsames. Freunde können einem helfen, wieder aufzustehen und das Leben aktiv zu gestalten.

Es wird offensichtlich, gerade in enttäuschenden Situationen, die uns die Motivation und die Freude am Leben nehmen wollen, ist ein Leben in gesunder Balance von grosser Bedeutung: Der Rückhalt in der Familie, die Ermutigung der Gemeinschaft, die Kraft des guten Umgangs mit sich selbst und eine gelebte Spiritualität. Sind diese Lebensbereiche tragfähig, so kann ich auch nach einer Zurückweisung und einer Niederlage aufstehen, mich neu ausrichten und mein Leben gestalten.

 

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"Beweg dich!"

Du bist nicht für das Universum verantwortlich:
du bist verantwortlich für dich selbst.
Enoch Arnold Bennett

Ja, für das Universum sind wir nicht verantwortlich. Gott sei Dank! Aber das Zitat sagt auch etwas anderes: Für uns selbst sind wir sehr wohl verantwortlich.

Leider begegne ich immer wieder Menschen, die genau diese Verantwortung nicht wahrnehmen. Entweder schieben sie diese Verantwortung jemand anderem ab, fühlen sich als Opfer ihrer Umstände oder sind einfach so passiv, dass sie nichts aus ihrem Leben machen. (Siehe dazu auch meinen Blog-Artikel der letzten Woche: Kranke Gesellschaft?.)

Wir haben nicht alles in der Hand. Doch oft unterschätzen wir den Anteil, den wir tatsächlich selbst bestimmen können. Aus Erfahrung weiss ich, dass das Leben manchmal merkwürdige Wendungen nimmt. Wendungen, die man sich nur Wochen davor nicht hätte vorstellen können. Zu oft sagen wir dann, wir hätten ja keine Wahl. Doch genau das Gegenteil hab ich schon vor vielen Jahren von Michelle Pfeiffer im Film „Dangerous Minds“ gelernt: Du hast immer die Wahl zwischen mind. zwei Möglichkeiten, zwischen ja oder nein.

Dazu ist Folgendes zu bedenken:

Als Faustregel gilt: Nur 10 Prozent unseres Lebens sind nicht veränderbar, 90 Prozent könnten wir direkt durch unser Verhalten und unsere Reaktion beeinflussen. Ein Opfer jedoch fühlt sich immer als ohnmächtiges Objekt des Handelns anderer. Es zeichnet sich aus durch Selbstmitleid, Jammern und Passivität. Aus Ersterem bezieht es seine Lebenskraft. Das fühlt sich vielleicht wie Motivation an, ist aber eine Täuschung. Denn es führt dazu, dass ich nur um mich selbst und meine Sorgen kreise. Das Credo des Opfers lautet: Ich bin einfach ein armes Schwein.

(aus dem empfehlenswerten Buch Dem Leben Richtung geben von Jörg W. Knoblauch)

Was ist also zu tun, wenn ich die Verantwortung für mein Leben aktiv wahrnehmen will?

  • Mein erster Tipp ist simpel und sehr direkt: „Beweg dich!
    Wer beim Jammern bleibt, hat noch nichts bewegt. Viele Menschen reden lieber über ihre Probleme, als diese aktiv anzugehen.
    Wer stehen bleibt, wird nie etwas verändern. Weder die berufliche noch die private Situation.
    Das Wichtigste ist, in Bewegung zu kommen. Selbst wenn wir in dieser Situation falsche Entscheide treffen. Es ist einfacher, später eine Kurskorrektur vorzunehmen als im Stillstand das Leben zu verändern.
  • Reflektieren Sie Ihre Situation!
    Wo stehe ich? Wo bin ich zufrieden? Was macht mich traurig? Wovor habe ich Angst? Was habe ich erlebt und was möchte ich bestimmt nicht mehr erleben? Welche Wünsche und Ziele habe ich? Welche Grenzen erkenne ich? Welche Möglichkeiten liegen vor mir?
  • Suchen Sie sich gute Ratgeber!
    Sie sind ganz alleine für sich selbst verantwortlich. Aber Sie müssen nicht alles alleine tragen. Holen Sie sich Rat und Unterstützung bei Freunden, Vertrauenspersonen, einem Coach oder Therapeuten. Je nach Situation braucht es eine andere Form von Hilfe und manchmal kann es gut sein, verschiedene Ratgeber aufzusuchen. Aber Achtung: Nicht die Menge der Ratschläge macht es aus, sondern die Qualität.
  • Setzen Sie Ziele!
    Ich habe meine Situation analysiert, mir Unterstützung von anderen geholt. Jetzt ist es an der Zeit, konkrete Ziele zu definieren und Umsetzungsschritte festzulegen. Hilfreich sind hier auch Etappenziele. Ich kann möglicherweise nicht morgen schon meinen Traumberuf ausüben. Aber ich kann Etappenziele auf dem Weg dorthin festlegen.
  • Packen Sie es an!
    Selbst die besten Ziele und der ausgeklügeltste Plan ist zum Scheitern verurteilt, wenn Sie nicht Schritte tun. Darum ist der erste Punkt so wichtig: Wir müssen in Bewegung kommen. Das Leben aktiv gestalten, mutig Entscheide fällen, etwas ausprobieren, demütig Fehler eingestehen, wieder aufstehen, neu beginnen…

Wer die Verantwortung für sich selbst wahrnimmt, braucht nicht die Verantwortung für das ganze Universum zu tragen. Doch er wird auch eine verantwortungsvolle und wichtige Person in unserer Gesellschaft werden:

Die Verantwortung für sich selbst ist die Wurzel jeder Verantwortung.
Mong Dsi, (372 – 289 v. Chr.), konfuzianischer Philosoph

 

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Mit angezogener Handbremse unterwegs

Das typisch Menschliche: sich aus Angst vor einer unbekannten Zukunft
an die bekannte Vergangenheit klammern.

John Naisbitt

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Auto, vielleicht in einem eher älteren Fahrzeug, drehen den Schlüssel und der Motor startet. Sie beginnen Ihre Reise, aber kommen nicht so recht in Fahrt.  Erst jetzt bemerken Sie das kleine rote Lämpchen: Die Handbremse ist noch nicht vollständig gelöst. Sofort holen Sie das nach – und siehe da, das Fahrgefühl wird spürbar „befreiter“.

Das Fahren mit angezogener Handbremse ist nicht besonders angenehm und vor allem nicht wirklich gesund für ein Fahrzeug. Doch noch viel weniger gesund ist es, mit angezogener Handbremse durchs Leben zu gehen.

Dieses „Mit-angezogener-Handbremse-Unterwegssein“ kam mir beim Nachdenken über obiges Zitat in den Sinn. Statt mit Freude die Gegenwart zu gestalten und sich so (pro)aktiv auf die Zukunft einzulassen, hangen viele Menschen der Vergangenheit nach. Und diese Einstellung wird dann schnell einmal zu einem Fahren – oder eben Leben – mit angezogener Handbremse. „Als ich in der Blüte meines Lebens war“, wird wehmütig auf die Zeit zwischen 20 und 30 Jahren zurückgeschaut, „da hatte ich so richtige Freude am Leben!“ Und die das sagen, sind nicht selten noch nicht einmal 40 Jahre alt.

Vielleicht hat dies damit zu tun, dass einem in diesem Lebensabschnitt (oft ist diese Phase ja auch vom alltäglichen Familienwahnsinn mit zwei, drei kleinen Kindern geprägt) bewusst wird, dass sich nicht alle Lebensziele oder -träume verwirklichen lassen. Diese Angst, den grössten Abenteuer des Lebens, der gelassenen Unbekümmertheit und der jugendlichen Schaffenskraft für immer adieu gesagt zu haben, führen dazu, dass wir uns erinnerungsverliebt an die Vergangenheit klammern.

Versöhnt in die Zukunft

Die Zukunft kann Angst auslösen, weil sie unbekannt ist, vielleicht unberechenbar scheint. Und gut möglich, dass wir uns nicht auf sie freuen, weil tatsächlich ein unbeschwertes Leben wie in den 20ern kaum mehr möglich sein wird. Dann gibt es diese Jugendträume, die im Alltag immer weiter in den Hintergrund rücken und teils auch mit bestem Willen nicht mehr erfüllen lassen.

Um versöhnt leben zu können, müssen wir mit unserer Vergangenheit ins Reine kommen. Alten Wunden, schmerzhaften Erfahrungen und unerfüllten Wünschen sollten wir „den Wind aus den Segeln nehmen“, damit sie uns nicht auf der Reise in die Zukunft behindern können. Auch wenn uns mit 40 nicht mehr die ganze Welt offen steht, ist doch das Leben in dieser Phase voller Reichtum. Unsere gesammelten Erfahrungen (auch die schmerzlichen, auch unser Scheitern) haben das Potenzial zu wertvollen Schätzen zu werden, die unseren Alltag und unsere Zukunft reich machen.

Und damit meine ich mit nichten sowas wie resignative Zufriedenheit! Wer versöhnt im Jetzt lebt, wird die Zukunft aktiv gestalten können. Egal welches Alter wir haben, egal in welchen Lebensumständen wir stecken, wenn wir unser Leben bewusst gestalten und neue Träume/Ziele definieren, können wir sehr viel erreichen. Haben wir uns dabei entschieden, eine Eiche und nicht ein Kürbis zu sein, werden wir nicht nur alt, sondern auch weise. Und diese Lebensqualität ist mindestens so wertvoll wie die Unbeschwertheit der Jugend.

Tipps zum „Handbrems-lösen“

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Geniessen können

Wer nicht selbst geniesst, wird ganz schnell ungeniessbar.
(Quelle: Simplify your time)

Ich kann geniessen! Letzte Woche, zum Beispiel, genoss ich das, was das Leben so schön macht, ganz oft: Ein Mittagessen mit einem Freund am Bielersee, unser zwölfter Hochzeitstag, den wir mit einem wunderbaren kulinarischen und kulturellen Abend im Bäre Buchsi feierten, das feine Muttertagsmenü, das Erreichen eines Etappenzieles eines grossen Projektes, das Lesen eines tollen Buches… Und zu guter Letzt liess ich die Woche bei einem Glas Rotwein ausklingen.

Zum guten Umgang mit sich selbst gehört, dass man geniessen kann. Zeit für sich selbst – vielleicht mit anderen zusammen – aber nicht für andere, einfach für mich – „egoistische Zeit“. Natürlich soll mein Leben nicht einfach ständig um mich selbst drehen. Doch bei vielbeschäftigten, engagierten Menschen liegt die Gefahr öfters darin, sich nur noch um die Arbeit oder um andere Menschen (zum Beispiel die Kinder) zu drehen. Bewusst geniessen, ist eine Möglichkeit, sich selbst ernst zu nehmen, sich um sich selbst zu kümmern, damit man nicht ver-kümmert. Geniessen ist sehr individuell – was für mich ein Genuss ist, kann für einen anderen Stress bedeuten. Daher ist es wichtig, herauszufinden, wie ich geniessen, Energie tanken und einfach mal die „Seele baumeln lassen“ kann.

Massvoll geniessen

Ja, ich kann geniessen! Leider kam auch das Feedback meiner genussvollen Woche sehr direkt und ungeschminkt: Am Montagmorgen zeigte mein wöchentlicher Gewichtsindex steil nach oben. Damit mein Gewichtsindex nicht Woche für Woche in die Höhe schnellt, muss ich darauf achten, dass mein Geniessen massvoll bleibt.

Dies ist auch darum wichtig, weil geniessen nur dann wirklich „Genuss“ ist, wenn es nicht zur Selbstverständlichkeit wird. Das feine Gala-Dinner verliert seinen Reiz, wenn wir es jeden Mittag haben – so wird auch das Spezielle zum Gewöhnlichen, aus Genuss wird Selbstverständlichkeit.

Noch schlimmer ist, wenn aus Genuss eine Sucht wird. Was wir anfangs geniessen, kann bei übermässigem Konsum zur Selbstverständlichkeit und mit der Zeit sogar zur Sucht werden. Daher ist gut, wenn wir uns ab und zu fragen: Ist dies und das ein Genuss- oder vielleicht doch ein Suchtmittel für mich?

Ich liebe es, zu einem feinen Essen oder an einem gemütlichen Sommerabend im Garten ein Glas Rotwein zu geniessen. Da ich will, dass dies wirklich ein Genuss bleibt, verzichtete ich dieses Jahr während der Fastenzeit auf Alkoholkonsum. Es war gar nicht so einfach, denn es gab ganz viele Gelegenheiten in diesen sechs Wochen, zu denen ein Glas Rotwein eigentlich einfach dazu gehört hätte…

Geniessen – unbedingt! Aber bitte auch immer in gesundem Mass.

Ausgewogen geniessen

Ein zweiter Punkt scheint mir wichtig, wenn wir gut mit uns selbst umgehen wollen: ausgewogen – oder ganzheitlich – geniessen. Wir tun uns und unserem Körper einen Bärendienst, wenn Geniessen für uns nur mit „Kalorienzufuhr“ zu tun hat. Ideal ist, wenn wir mit unserem Geniessen unserem Körper, unserem Geist und unserer Seele etwas Gutes tun.

Diese verschiedenen Bereiche entsprechen drei Tanks, die alle auf ihre Weise immer mal wieder einen Tankfüllung brauchen.

Den emotionalen Tank füllen wir vielleicht im Zusammensein mit Freunden. Oder mit einem Vollbad. Oder einem Ausflug in die Berge.

Den geistigen Tank füllen wir in dem wir unserem Verstand Futter geben. Ich las kürzlich genussvoll die Biographie von Steve Jobs. Das war geniessen für den Geist.

Für den körperlichen Tank gibt es verschiedene Unterbereiche: Da sind die vernünftige Ernährung, genügend Schlaf, regelmässige Bewegung. Da komme ich immer mal wieder mit mir selbst in den Clinch: Schlafen, ja, das ist ein Genuss für mich. Essen auch – aber eben vielleicht nicht unbedingt die gesunde Ernährung. Und bei der Bewegung muss ich immer wieder herausfinden, wie ich lust- und genussvoll Sport treiben kann. Nicht selten erlebe ich, dass ich mir erst einen Ruck geben muss und dann auf dem Bike im Wald es wirklich geniessen kann, wenn ich meinen Körper fordere und der Schweiss mir übers Gesicht läuft.

Geniessen können ist wichtig! Darum ist es wichtig, zu wissen, wie wir geniessen können. Viel Freude beim Herausfinden und beim Geniessen!
Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“.