Wurzeln & Flügel für unsere Kids

Nun ist es also soweit: Unsere Älteste wurde diese Woche volljährig. Der Situation geschuldet gabs natürlich keine „Big Party“, doch wir haben Wege gefunden, diesen grossen Tag trotzdem würdig zu feiern.

Mit mir als Vater hat dieser 18. Geburtstag der eigenen Tochter mehr gemacht als etwa ihre Konfirmation. Rechtlich ist sie nun selber für ihr Leben verantwortlich. Natürlich wird sich in der chaotischen Familien-WG nicht von einem Tag auf den anderen alles verändern.

Und trotzdem: Meine Verantwortung als Vater ist jetzt eine andere. Joy ist nun für ihr Leben und ihre Entscheidungen selber verantwortlich. Wo sie das wünscht, unterstützen wir sie als Eltern selbstverständlich weiterhin.

Es fühlt sich speziell an – speziell schön, aber auch speziell nostalgisch. Immer wenn auf Facebook eine schöne Erinnerung aus der Familienzeit mit unseren kleinen Kindern aufpoppt, steigt in mir so ein wohlig warmes und gleichzeitig bittersüsses Gefühl auf: „Ooohhh, wie schön das war. Schau mal unsere herzigen, kleinen Kids. Hm, hätten wir sie noch mehr geniessen sollen? Welche Chancen und Momente haben wir verpasst?“

Aber Halt! Ich falle da ja selbst in die Manipulationsfalle von den Highlight-Momenten, die wir so gerne auf Social Media teilen. Diese Momente sind 100 % wahr und ganz oft auch ohne irgendwelche Filter einfach schön.

100 % wahr sind aber auch die vielen anderen Momente, in denen wir uns nicht einig waren, wo wir Kämpfe auszutragen hatten, wo wir nicht verstanden, was eines unserer Kinder zu tiefst beschäftigte, wo Kompromisse niemanden wirklich glücklich machten …

Familylife pur: 100 % wunderschön und 100 % anstrengend.

Schlaue Rechner unter uns wenden nun ein: „Das gibt aber 200 Prozent! Das geht gar nicht!“.

Stimmt! Das Familienleben fühlt sich oft wie 200 % an und das geht eigentlich gar nicht. Egal in welcher Phase die Kids sind, die Familienphase ist unheimlich intensiv – an Schönem, an Herausforderndem, an Emotionen, an Aufgaben.

Was bleibt?

Ich hüte mich, hier eine öffentliche Bilanz über mein Vatersein zu ziehen. Überhaupt ist das auch nicht an mir.

Doch so viel des persönlichen Ein- und Rückblicks teile ich in der Hoffnung, dass es andere Väter und Eltern ermutigen kann:

Verpasste Chancen

Die Zeit vergeht so schnell, dass es für einiges, das man gerne gemacht hätte, irgendwann zu spät ist. Zwei, drei Dinge kommen mir da schon auch in den Sinn.

Etwas Konkretes, das ich bereue: Meine Frau und ich waren eine Zeit lang sehr oft an den Wochenenden für Seminare, Auftritte, Referate … engagiert. Wertvolle Familienzeiten mit Abenteuer im Wald oder Ausflügen erlebten unsere Kids eher mit ihren Grosseltern als mit ihren Eltern. Das würde ich heute versuchen anders zu planen.

Mit Wurzeln und Flügel das Leben gestalten

Und wie steht es um meine Vision, die ich mir für den Lebensbereich Familie vor Jahren gesetzt hatte? „Ich investiere Liebe, Zeit und Vaterenergie in meine (vor)pubertierende Kids, fördere sie auf dem Weg zu mutigen und starken Persönlichkeiten.“

Unsere Kids sollen zu mutigen und starken Persönlichkeiten heranwachsen. Ist das geglückt?

Ich glaube schon. Für mich hat das viel mit dem Konzept von Wurzeln und Flügel zu tun.

Wurzeln stehen für Geborgenheit, ein Verankertsein im Leben, quasi ein Fundament auf dem meine volljährige Tochter nun weiterbauen kann. Wir sprechen da auch von einem gesunden Selbstwert. Das Wissen, dass sie als Geschöpf wertvoll und geliebt ist – einfach so, ohne besondere Leistung.

Flügel meint den Mut, sich selbst etwas zuzutrauen, also sich mit einem gesunden Selbstvertrauen den Aufgaben des Lebens zu stellen. Dazu gehört auch ein reflektiertes Selbstbewusstsein – ich bin mir meiner Stärken und Grenzen bewusst, resp. ich bin daran, diese zu entdecken und entfalten.

Lasst uns also gut verwurzelt sein. Und auf dass uns unsere Flügel immer wieder zum Fliegen bringen. Das wünsch ich dir – und natürlich ganz besonders meiner volljährigen Tochter!

Glücksaufgabe

Was hast du von deinen Eltern mitbekommen?

Und falls du selber Vater oder Mutter bist: Was willst du deinen Kindern mit auf den Weg geben?

Mehr zum Wurzeln & Flügel-Konzept findest du hier.

Und wenn dir dieser kurze Einblick in unsere Vater-Tochter-Beziehung nicht reicht – hier gibt es mehr: Kolumne: Nachgefragt (bei Joy und Stef) im Magazin FamilyNEXT.

Veranstaltungstipp:
Forum Ehe+Familie: Stress lass nach – Familien entlasten
Samstag, 12. März 2021
online

2 Antworten auf „Wurzeln & Flügel für unsere Kids“

  1. Liebe Stef
    das hesch du so gut gschribe, merci!
    äs thema wo mi grad sehr beschäftigt.. u dases 100% schön aber und o 100% astrãngend isch, bringts so vollkomme richtig ufe punkt o wes de 200% git 😅

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