Mehr als Durchschnitt!

Ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast — das erkenne ich!
König David (in Psalm 139)

Es ist ganz gut, dass dieser Spruch schon so alt ist. Wenn nämlich heute einer von sich so etwas sagen würde wie es hier König David tut, würden wir ihn wohl als arrogant abstempeln: „Tja, das sagt er jetzt so grössenwahnsinnig von sich selbst. Dabei ist jedem – ausser ihm selbst – sein blinder Fleck bestens bekannt.“

Nun, hin und wieder versuche ich Leute dazu zu bringen, genau diesen David-Satz auch von sich selbst zu sagen. Ob bei Jugendgottesdiensten oder auch kürzlich wieder in einem Timeout-Weekend für Paare – es ist mein Ziel, dass Menschen ihre Einzigartigkeit erkennen, sich mit sich selbst versöhnen und sich selbst als wunderbares Geschenk des Himmels erfahren dürfen. Dabei laden wir die Seminar- oder Gottesdienstteilnehmenden schon mal ein, an Ort und Stelle in einen Spiegel zu schauen und sich selbst als geniales Geschöpf Gottes anzusehen.

Teil einer grossartigen Schöpfung

Wir neigen dazu, immer die Fehler, die Schwächen und ganz allgemein das Negative zu sehen. In technischer Hinsicht mag diese Fehlerfixierung eine Stärke sein; wahrscheinlich verdanken wir ihr auch das weltweit geachtete Gütesiegel „Swiss Quality“. Eine Maschine hat zu funktionieren, da muss jeder Fehler ausgemerzt werden. Und bei komplexen Abläufen wie einer Herztransplantation möchte ich darauf vertrauen können, dass jeder Handgriff sitzt.

Doch, wir Menschen sind nicht Maschinen und auch nicht einfach „technische Abläufe“. Wir sind einzigartige Geschöpfe mit grösstmöglicher Individualität. Da gilt es, die gottgewollte Einzigartigkeit zu entdecken, entfalten und zum Glänzen zu bringen. Und nicht einfach darum, einem Standard zu entsprechen!

Es beginnt beim ersten Besuch beim Kinderarzt, entfaltet sich in höchster Intensität in der Schulzeit und wird im Berufsalltag fortgeführt: Der Vergleich mit der „Mittelkurve“, also mit einem Durchschnittswert. Gnädigerweise gibt es eine gewisse Bandbreite, eben einen Toleranzwert. Doch wehe, wenn wir da eine ganz eigene Kurve zeichnen und den Vorgaben nicht entsprechen…

Gewiss sind solche Wachstums- und Entwicklungskurven hilfreich. Und natürlich ist es von Vorteil, in der Grundschule einige grundlegende Fertigkeiten zu erlernen. Trotzdem: Wird unsere individuelle Einzigartigkeit bei all diesen Standardwerten wirklich genügend gefördert?

Wir sind mehr als Durchschnitt! Wir sind sogar mehr als „Swiss Quality“. Wir sind „Made by God“ und damit Teil einer grossartigen Schöpfung. Wie gesagt, es gibt Bereiche, in denen ich sehr dankbar bin für „Swiss Quality“. Ich bin froh, wenn sich der Pilot an die Vorgaben hält und seinen Job nicht allzu kreativ und originell interpretiert. Trotzdem wünsche ich mir im Allgemeinen mehr Kreativität, mehr Originalität, mehr Einzigartigkeit. Eben mehr von dem, was Gott erschaffen hat und etwas weniger von dem, was unsere standardisierten Kurven vorgeben.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Geliebt sein

Selbstannahme

Ein gutes Mass an Selbstliebe und Selbstwertgefühl stellt die Basis dar,
um auch anderen liebevoll und einfühlsam begegnen zu können.
Michael Klessmann

In der christlichen Tradition werden Nächsten- und sogar Feindesliebe gross geschrieben. Demgegenüber hat die Selbstliebe oftmals einen fahlen Beigeschmack und wird schnell einmal mit Selbstverherrlichung und Ego-Trip gleichgesetzt. Vielerorts ist eine solche Ansicht inzwischen – Gott sei Dank – überwunden worden.

Nur wer gelernt hat, sich selbst zu lieben und sich anzunehmen, wird das Gebot der Nächstenliebe aufrichtig und gesund ausleben können. Eigentlich schwingt das bereits in der Jesus-Aussage „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Markus 12,31) mit. Und das diese Selbstliebe mitunter die schwierigste Aufgabe sein kann, schrieb der Psychiater C.G. Jung: „Wenn ich nun aber entdecken sollte, dass der Geringste von allen, der Ärmste aller Bettler, der Frechste aller Beleidiger, ja der Feind selber in mir ist, dass ich selber des Almosens meiner Güte bedarf, dass ich mir selber der zu liebende Feind bin, was dann?“

Selbstannahme

Nächsten lieben? Ja! Feinde lieben? Ja! Aber was, wenn der Feind in mir selbst ist? Was, wenn es mir einfach nicht gelingt, mich mit meinem Schatten, meinen dunkeln Seiten, mit meinem Wesen, mit meinem Inneren oder Äusseren zu versöhnen?

Auf diese schwierige Frage will ich keine einfache Antwort geben – weil das individuelle Leben komplexer ist als gut gemeinte Allzweckratschläge. C.G. Jung spricht davon, dass es das Unmöglichste sei, „sich selbst in seinem erbärmlichen So-Sein anzunehmen.“ Wenn schon einer der grossen Psychiater solches sagt, wird es wohl kaum einen einfachen, schnell anzuwendenden psychologischen Trick zur Selbstannahme geben.

Was sicher ist: Wer Liebe geben will, muss zuerst selbst Liebe erfahren. Und um mich selbst lieben zu lernen, brauche ich die Erfahrung des unverdienten Geschenks des „Geliebt-Werdens“. Entwicklungspsychologisch geht unsere Liebesfähigkeit auf die Kleinkindphase zurück. Michael Klessmann schreibt in seinem Lehrbuch zur Pastoralpsychologie:

Ein Kind ist zunächst darauf angewiesen, dass ihm die Liebe und sensible Zuwendung der Mutter entgegenkommt, um ein stabiles Selbstwertgefühl aufbauen zu können. Nur in dem Mass, in dem das gelingt, ist das Kind und später der/die Erwachsene wiederum in der Lage, selber unverkrampft und offen Liebe und Zuneigung an andere weiterzugeben. Wenn ein Kind kein einigermassen stabiles Selbstwertgefühl entwickeln kann, wird es kaum liebesfähig, sondern wird dazu neigen, erlittene Frustrationen und Verletzungen in späteren Beziehungen zu wiederholen.

Für mich als Theologe und Jesus-Nachfolger beginnt die Stärkung der eigenen Liebesfähigkeit jedoch noch weit früher als bei der erfahrenen Mutterliebe: Die Gewissheit, ein geliebtes und erwünschtes Geschöpf des himmlischen Vaters zu sein, ist für mich der feste Boden, auf dem ich stehe. Und dass mir dieser vollkommene Gott trotz meinem „erbärmlichen So-Sein“ immer wieder ein Beziehungs- und Liebesangebot macht, ist wahrhaft Gnade. 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Gesucht: Sinnsucher

Sinn des Lebens:
etwas, das keiner genau weiß.

Jedenfalls hat es wenig Sinn,
der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein.

Peter Ustinov

Fehlende Sinnhaftigkeit ist eines der grössten Probleme unserer Zeit. Wer keinen Sinn erkennt in dem, was er tut, wird sich möglicherweise schneller als ihm bewusst ist, im Hamsterrad des Gestressten wiederfinden. Im Wirtschaftsteil der NZZ am Sonntag vom 5. Januar 2014 fand ich folgende spannende Aussage: „Roy Hitchman [Zürcher Berater und Headhunter] glaubt, dass nicht die Menge an Arbeit per se, sondern die mangelnde Sinnhaftigkeit und Qualität dieser Arbeit Stress und damit Burnouts und Erschöpfung hervorrufen.“

Genau dies erlebte auch eine Führungsperson, mit der ich kürzlich sprach. Toller Lohn, weltweite Reisen, grosse Verantwortung – und trotzdem erschien dieser Person die Arbeit immer sinnloser. Die Freude am Job war schon lange weg – was blieb, war der tägliche Kampf gegen die E-Mail-Flut. Körperliche Symptome wie Konzentrationsstörungen und eine bislang unbekannte Unlust auf soziale Kontakte waren die Folgen einer ungesunden Arbeits- und Lebensweise.

Sinn ist der Treibstoff in unserem Leben: Wenn wir in unserem Tun und Sein kein übergeordnetes Ziel, keine Bedeutung, die ausserhalb von uns liegt, entdecken können, wird das Leben ein mühsamer Kampf und Krampf wie das Autofahren ohne Treibstoff.

Sinn im Leben

Darum lohnt es sich, die Notbremse beim Hamsterrad zu ziehen und einmal weg vom Alltagstrott über sein eigenes Leben nachzudenken.

  • Erlebe ich das, was ich tue, als bedeutungsvoll?
  • Lebe ich meine Berufung? Was ist meine Berufung?
  • Was gibt mir Halt im Leben?
  • Warum tue ich, was ich tagtäglich tue?
  • Was hat für mich wirklich Bedeutung?
  • Wie wichtig bin ich mir selbst?
  • Wie wichtig sind mir andere Menschen (Familie, Freunde)?
  • Wie wichtig ist mir Gott?

So wichtig für unser Wohlbefinden die Frage nach dem Sinn auch ist, so sehr bleibt das Nachdenken darüber oftmals auf der Strecke. Wie besingt es Tim Bendzko doch so trefflich: „Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir. Noch 148 Mails checken wer weiß was mir dann noch passiert denn es passiert so viel.“ Unser Aktivismus hält uns ganz schön auf trab – wie sollen wir da noch Zeit haben, nach dem Sinn unseres Tuns zu fragen?

Und wenn wir uns tatsächlich die Zeit nehmen und uns einen Moment der Ruhe und des Reflektierens gönnen würden – wie beginne ich eigentliche damit? Während für die Eine ein leeres Tagebuch eine Einladung zum Nachdenken über die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens ist, werden diese weissen Seiten für den Anderen eine glatte Überforderung. Die Stille und die blosse Anwesenheit des Selbsts kann erstmal bedrohlich wirken. Der Wert eines einsamen Spaziergangs muss erstmal entdeckt werden, bevor wir uns wagen, uns mit uns selbst auf die Reise zu begeben.

Wer sich vorerst mit der Sinnfragen nicht sich selbst überlassen möchte, findet im Internet ein sehr tolles Einsteigertool: Die Umfrage Sinn des Lebens führt mit einem Selbsttest durch sechs Themengebiete à drei Fragen.

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Das vergessene Geschenk – oder: Der Deko.-Jesus

Das vergessene Geschenk - Jesus dient nur noch als nette Deko.

Ich soll zu einer Krippe werden,
damit Gott als Kind in mir Mensch wird
und andere ihn in mir finden.
Andreas Malessa

Diese Woche schaute ich mir zusammen mit meiner Frau einer dieser schönen Weihnachtsfilme an. Es war wirklich ein sehr schöner, berührender Film über Menschen eines Hauses. Gemeinsam war dieser unterschiedlichen Menschengruppe – Junge und Alte, Verliebte und Getrennte, Geschäftige und Einsame -, dass jeder der Bewohner auf seine Art statt weihnächtlicher Vorfreude kurz vor dem Fest der Liebe leidvolle Momente durchlebte. Jeder ging seines eigenen, schmerzvollen Weges. Bis zu diesem einen Zwischenfalls, der alles veränderte. Und plötzlich sassen all die unterschiedlichsten Bewohner gemeinsam in einem Wohnzimmer um einen Baum versammelt. Verhärtete Herzen weichten sich auf, das Weihnachtsfest wurde tatsächlich zu einem Fest der Liebe.

Zugegeben, man mag solche emotionalen Storys oder man findet sie einfach nur kitschig und vorhersehbar. Mich hat die Geschichte berührt, weil sie zeigt, was möglich wird, wenn wir auf einander zugehen und miteinander, statt neben- oder gar gegeneinander, unterwegs sind. Eine sehr starke, hoffnungsvolle Botschaft.

Das vergessene Geschenk - Jesus dient nur noch als nette Deko.
Das vergessene Geschenk – Jesus dient nur noch als nette Deko.

Leider hat aber etwas gefehlt: Das Kind in der Krippe. So wertvoll eine humanistische Weihnachtsbotschaft sein mag, wenn wir das Kind in der Krippe zur Weihnachts-Deko. herabstufen, können wir das wahre Geschenk von Weihnachten nicht erfahren!

Gott wird Mensch

Chris von Rohr forderte vor einigen Jahren „Meh Dräck!“ und brannte diesen Ausruf damit ins nationale Kollektivgedächtnis. Doch lange vor von Rohr sagte sich Gott genau dasselbe: „Wenn wir wirklich hoffnungsvoll und nachhaltig die Beziehung zu und unter den Menschen verbessern wollen, müssen wir selbst im Dreck des irdischen Lebens geboren werden.“ Und so kam es zum für uns Menschen nie vollständig erklär- und verstehbaren Weihnachtsgeheimnis: Gott wurde Mensch. Als Kind in der Krippe begann diese Mission, die von den Engeln als erstes den Hirten auf dem Feld verkündet wurde: „Fürchtet euch nicht! Ich verkünde euch eine Botschaft, die das ganze Volk mit großer Freude erfüllt: Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der lang ersehnte Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr. Und daran werdet ihr ihn erkennen: Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe!“

Genau das ist das grösste, aber so oft vergessene, Geschenk von Weihnachten: Gottes Liebe ist so gross, dass er sich in Jesus erniedrigt und sich in die dunkelsten Ecken der Menschheit begibt. Angefangen in einem übel riechendem Stall als frohe Botschaft, die zu allererst den am Rand der Gesellschaft Stehenden, den Hirten, verkündet wurde, und von dort aus Kreise ziehend bis zum hintersten Winkel dieser Welt weitergetragen wurde: Es gibt Hoffnung im „Dräck“. Das Leidvolle hat nicht das letzte Wort. Frieden ist uns geschenkt, Versöhnung ist jetzt möglich – Versöhnung mit Gott, Versöhnung unter den Menschen, Versöhnung mit mir selbst – ja, Versöhnung mit dem Leben und all seinen schönen und schwierigen Facetten.

Darum: Degradieren wir bitte dieses Kind in der Krippe nicht zum Deko.-Jesus – an Weihnachten nicht und an allen anderen Tagen in unserem Leben nicht!

Fröhliche Weihnachten!

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Boarding Time

Advent ist, wenn Kinderaugen wieder zu strahlen beginnen
und wir uns anstecken lassen von der Vorfreude auf Weihnachten.
Gudrun Kropp

Vielleicht ist es bei Vielfliegern anders, aber Menschen, die nicht regelmässig ins Flugzeug steigen, haben gewöhnlich eine etwas erhöhte Anspannung, wenn sie 1-2 Stunden vor Abflug am Flughafen ankommen und einchecken. Das war bei mir vor einigen Jahren nicht anders. Doch schlagartig wurde aus meiner erhöhten Anspannung totale Alarmbereitschaft. Die netten Leute beim Check-In sagten mir ganz höflich: „Mit diesem Pass lassen sie Sie in den USA nicht rein.“ Uf, da hab ich scheinbar ein wichtiges Detail übersehen… Und jetzt? Mit rasendem Puls und aussergewöhnlichem Adrenalinschub suchte ich das Notpassbüro am Flughafen auf.

Jede Menge Schweisstropfen später und viele Franken leichter war ich dann nicht gerade stolzer Besitzer eines provisorischen Passes. Erschöpft, aber immerhin noch rechtzeitig zum Boarding, erreichte ich das Gate. Zur Entspannung blieb mir ja ein langer Flug nach Chicago.

Genauso hektisch wie meine „Flugvorbereitung“ von damals, verläuft häufig die Adventszeit. Mit der Idealvorstellung einer gemütlichen Stunde vor dem Abflug (vielleicht mit Prosecco an der Panoramabar) reiste ich an den Flughafen. Mit viel Idealvorstellungen und idyllischen Bildern starten viele von uns Jahr für Jahr auch in die Adventszeit. Klein und Gross freuen sich, überall gibt es Beleuchtungen zu bestaunen und wir stellen uns vor, wie wir in unserer weihnächtlich dekorierten Wohnung bei Kerzenschein eine gemütliche Stunde mit unseren Liebsten verbringen, vielleicht sogar eine Adventsgeschichte erzählen.

Doch dann reisst uns die harte Realität aus der Traumwelt: Im Geschäft ist alles andere als Gemütlichkeit angesagt, da ja auf den letzten Drücker noch die Jahresziele ins Trockene gefahren werden müssen. Mit den Kindern gilt es die nett gemeinten besonderen (besinnlichen) Aktivitäten von Schule, Schwimmclub und Kirche abzuspulen. Natürlich: Nicht zu vergessen all die noch nicht vorhandenen Geschenke, die üppigen Weihnachtsessen und die nervtötenden Familiendiskussionen, wer nun eigentlich dieses Jahr für welchen Teil der Weihnachtsfeier zuständig ist und wer das Fleisch fürs Chinoise wann, wo, zu welchem Preis einkauft… „Oh du stressige Weihnachtszeit“.

Leider ist es mir als Pfarrer schon so gegangen, dass ich innerlich erst bei Weihnachten angekommen bin, als alles schon fast vorüber war. Letztes Jahr ist es mir beim Weihnachtsgottesdienst so vorgekommen, als wäre Weihnachten wie ein Flugzeug. Es wurde mir bewusst: Trotz ganz vielen Adventsanlässen, die von der Idee her als Vorbereitung auf Weihnachten gedacht waren, war ich noch nicht in dieses Weihnachts-Flugzeug eingestiegen. Irgendwie war ich noch in hektischer, innerlichen Betriebsamkeit zwischen Check-In (1. Advent) und Abflug-Gate. Mit anderen Worten: Ich ganz persönlich war noch überhaupt nicht bei Weihnachten angekommen.

Dieses Jahr will ich es besser machen. Darum habe ich zum Beispiel gestern für mich alleine ganz viele Kerzen in der Wohnung angezündet, Weihnachtsmusik gehört und mich im Gebet auf den eingelassen, der an der ersten Weihnacht als Gesandter Gottes in friedlicher Mission zu uns Menschen kam.

Es ist Boarding Time – lassen wir uns ein auf das Fest der Liebe, damit wir nicht plötzlich den Flieger verpassen.

 

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Für einen Tag König

Gott muss per Definition meinen Verstand übersteigen.
Heike Krauss (in: AufAtmen Sonderheft 2013)

Haben Sie sich auch schon überlegt, was Sie tun würden, wenn Sie für einen Tag König – oder Präsident – eines Landes wären? Und was würden Sie tun, wenn Sie Gott wären?

Ich ertappe mich hin und wieder dabei, dass ich ganz genau zu wissen meine, was Gott hier und jetzt tun sollte. „Es ist mehr als offensichtlich, was wir jetzt brauchen, Gott! Warum greifst du nicht ein?“ Rund um den Globus wird Sonntag für Sonntag in unterschiedlichsten Sprachen, von unterschiedlichsten Menschen in unterschiedlichsten Kirchen gebetet: „Dein Wille geschehe.“ Und von Montag bis Samstag leben wir dann so, als hätte Gott nach meinem Willen zu handeln.

Als ich kürzlich in einem interessanten Artikel einer krebserkrankten Frau das obige Zitat („Gott muss per Definition meinen Verstand übersteigen.“ Heike Krauss) las, wurde ich daran erinnert, dass wir Gott nicht verstehen müssen und nicht verstehen können. Und dass wir besser nicht der Versuchung nachgeben, ihm unseren Willen aufzuzwingen. Ich meine: In der Bibel werden wir tatsächlich eingeladen, unsere Bitten, unsere Sorgen und unsere Anliegen vor dem Gott des Universums auszubreiten. Aber Gott ist immer noch Gott – und ich bin immer noch ein begrenzter Mensch.

Für mich heisst das: Klar schütte ich meinem Gott mein Herz aus. Und klar liege ich ihm auch immer mal wieder in den Ohren mit dem, was ich als gute Lösung für ein Problem erahne. Doch ich versuche dabei auch dem Rechnung zu tragen, dass Gottes Gedanken grösser, weiter, besser und umfassender sind als meine begrenzten Gedanken.

Gestern jährte sich der Gründungstag meines bisher grössten Herzensprojektes zum vierzehnten Mal. Was wir unter dem Namen gms – gospel movement studen am Reformationstag 1999 starteten, war geprägt von viel Idealismus, grossen Visionen und starkem Gottvertrauen. Genau dieser Mix liess mich glauben, dass unsere Zukunftspläne und unsere Strategien auch diejenigen Gottes sind. Nun – nach vierzehn Jahren gibt es das gms immer noch, auch grosse Visionen sind noch vorhanden. Das Gottvertrauen wurde auf dem Weg bis hierher stark auf die Probe gestellt. Die Strategien haben sich jedoch deutlich verändert, unsere Pläne waren scheinbar nicht Gottes Pläne.

Und ich bin froh darüber. Auch wenn ein Teil in mir dem nachtrauert, was hätte sein können, wenn „unser Wille“ geschehen wäre. Doch der andere Teil in mir weiss ganz genau, dass es besser ist, so wie es ist. Ich ganz persönlich brauchte die „Gegenwind-Erfahrungen“. Als junger Idealist war ich in Gefahr, zu beten „Dein Wille geschehe“ und zu meinen „Mein Wille geschehe“. Heute bin ich von dieser Gefahr nicht restlos gefeit, aber ich weiss, dass sein Wille besser ist als meiner.

 

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  • Zeitschriftentipp: AufAtmen, das Magazin, das einlädt, Gott zu entdecken und zu einem authentischen Leben ermutigt.
  • Selbstbestimmt leben und doch nach Gottes Willen fragen – wie gelingt das? In unseren Coachings oder an unseren Timeout-Weekends versuchen wir es mit Ihnen herauszufinden.
  • Weitere Gedanken zu den Themen Spiritualität und Lebenszufriedenheit finden Sie in meinem Blog.

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

"Dankeschön!"

Dankbarkeit ist so etwas wie der Königsweg zum Glück.
Sonja Lyubomirsky (in: Glücklich sein)

Nach einem wunderschönen Sommer dürfen wir jetzt in die goldige Jahreszeit starten. Ich liebe die Vielfalt der unterschiedlichen Jahreszeiten – was für ein Geschenk. Neben den prächtigen Farben gehören zum Herbst auch die unterschiedlichen Formen von Erntedankfesten: Angefangen beim Eidg. Dank-, Buss- und Bettag über die „Läset Sunntige“ (Winzerfeste) bis zu den Erntedankgottesdiensten. Auch wenn diese Traditionen manchmal mit der Zeit eine Eigendynamik bekommen, die das ursprüngliche Gedankengut vielleicht in den Hintergrund rücken – all diesen Festen ist gemeinsam: Wir haben Grund zur Freude, Grund zum Dank.

Möglicherweise fällt dieser Dank dem Bauern oder Winzer einfacher als den vielen Angestellten im Dienstleistungssektor: Nach harter Arbeit, hegen und pflegen, turbulentem Wind und Wetter, hoffen und bangen, kann jetzt die Ernte eingebracht werden. Grund zum Dank, Zeit für das Erntedankfest.

Wer seine Frucht der Arbeit nicht so direkt sichtbar vor sich hat, braucht wohl eine besondere Achtsamkeit, um ein Gefühl der Dankbarkeit zu entwickeln. Warum nicht einen eigenen „Läset Sunntig“ veranstalten, Freunde einladen mit der Begründung „Mein Dankfest, weil ich gerade so viel Gutes erleben darf“ und sich am Gelingen der Arbeit freuen.

Dankbarkeit macht glücklich

Die Glücksforschung hat wissenschaftlich untersucht, was uns Menschen glücklich macht. Dankbarkeit hat sich als sehr starker Glücksfaktor herausgestellt. Dankbare Menschen erfahren in ihrem Leben mehr Zufriedenheit und sind in ihrem Alltag glücklicher. Dankbarsein hat viele positive Nebenwirkungen: Hilft, positive Erfahrungen zu geniessen, steigert Selbstwert, ist Stressprävention, verhindert Neid und Vergleichen, kann Beziehungen stärken… Und hoffentlich führt uns Dankbarkeit auch zu dem, der das Leben erfunden hat. Klar kann man auch ohne Bezug zu Gott dankbar sein. Doch mir persönlich würde etwas sehr Wesentliches fehlen, wenn ich mich nicht direkt bei dem bedanken könnte, der so viel Gutes in die Schöpfung gelegt hat, der mein Leben in so vielerlei Hinsicht bereichert hat. Natürlich, es gibt 1’000 Gründe, warum ich meinen Mitmenschen dankbar bin – und diese Dankbarkeit sollen wir unbedingt auch aussprechen, es ist ein Glücksfaktor für beide Seiten. Aber eben, es gibt da in meinem Leben auch so Vieles, das ich nicht einfach Menschen oder dem Zufall zu verdanken habe. Und wenn wir schon dabei sind: Wem, wenn nicht Gott, soll ich für den schönen Sonnenaufgang danken? Für die prächtige Bergkette? Den goldigen Herbst? Und für die Ernte?

Robert Emmons, der weltweit führende Dankbarkeitsforscher, definiert Dankbarkeit als „Gefühl des Staunens, des Dankbar-Seins und der Feier des Lebens“. Sonja Lyubomirsky (in: Glücklich sein)

Genau das will ich. Und genau das ist für mich ein höchst spiritueller Akt: Indem ich staune, geniesse, das Leben feire, sag ich meinem Gott „Dankeschön!“ für all das, was er mir anvertraut hat.

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Ohne Gott?

Das Bild wird gleichsam vollständig und der Kreis der Liebe schliesst sich, 
wenn wir zu Gott hochschauen und sagen können: „Danke.“ 
Dr. Henry Cloud (in Auf der Spur des Glücks)

Kürzlich wirbelte eine Berner Pfarrerin ziemlich Staub auf, als sie im Radio verkündete: „Gott existiert nicht.“ Ella de Groot, reformierte Pfarrerin aus Muri-Gümligen, hatte im Juli in einer Sendung von Radio SRF2 erklärt, dass sie nicht an einen realen Gott glaube. Wenn eine Pfarrerin mit dem Glauben an einen realen Gott nichts anfangen kann, provoziert das. Die Aussagen von Ella de Grott sorgten für ein grosses Medienecho im In- und Ausland. Die Berner Zeitung schreibt: „Gemäss den Medienberichten sagte de Groot unter anderem, sie glaube nicht an einen personalen, ausserweltlichen Gott. Für sie sei Gott etwas Innerweltliches, die Lebenskraft, die Lebensenergie.“

Als Reaktion auf die Äusserungen von de Grott haben elf junge Berner Pfarrerinnen und Pfarrer eine Stellungnahme veröffentlicht: „Doch wir sind überzeugt: Der kleinste gemeinsame Nenner unserer Vielfalt muss unser Glaube an Gott sein. Kirche ohne Gott ist nicht Kirche.“

Glücklich leben – mit oder ohne Gott?

Derzeit lese ich verschiedenste Bücher der Positiven Psychologie. Da begegnet mir – je nach Autor – ganz ähnliches: Es wird ein Leben beschrieben, das bestens zu den alten biblischen Lebensweisheiten passt. Es werden christliche Tugenden wie Dankbarkeit, Vergebung oder Grosszügigkeit als wichtige Eckpfeiler eines solchen Lebens aufgeführt. Selbst der transzendente Glaube wird durchaus als Beitrag zu einem glücklichen Leben aufgeführt. Doch all dies wird immer mal wieder gesagt, ohne selbst an die Existenz des Schöpfergottes zu glauben. Vielleicht gibt es Gott, aber wahrscheinlich ist er eine menschliche Erfindung, scheint bei einigen Exponenten der Positiven Psychologie der Grundtenor zu sein.

So sehr ich Autoren wie Martin Seligman oder Mihaly Csikszentmihalyi schätze (und sie in meinem Blog auch zitiere und ihre Bücher empfehle), für mich als Theologe und praktizierender Christ ist es unvorstellbar, den persönlichen Schöpfergott aus einem gelingenden Leben auszuklammern. Das sinnerfüllte Leben ist für mich untrennbar an die Überzeugung geknüpft, dass da ein Gott ist, der mir dieses Leben schenkte, mich kennt, liebt und will.

Ich profitiere sehr gerne von den Erkenntnissen der Positiven Psychologie und integriere viel davon in meine Arbeit. Dazu brauche ich jedoch eine lebendige Gottesbeziehung: Denn wie kann ich vergeben, ohne Gottes Vergebung in Anspruch zu nehmen? Wie kann ich dankbar sein, wenn ich nicht weiss, wem ich das Leben verdanke (oder reicht dazu der Glaube an den Zufall oder eine natürliche Auslese?)?

Sowohl Seligman als auch Csikszentmihalyi kommen mir am Ende etwas sprachlos vor, wenn sie in ihren Büchern über die Sinn- und Glaubensfrage schreiben. Trotz vieler Worte und ausgeklügelter Philosophie überzeugen mich ihre Antworten nicht. In Der Glücks-Faktor schreibt Seligman (2012:405): „Teilnehmen an einem
Prozess, der das Herbeiführen eines Gottes im Vollbesitz von Allwissenheit,
Allmacht und Allgüte zum höchsten Ziel hat, verbindet unser Leben mit einem
grenzenlos grossen ‚Etwas‘“.
Seine These: Gott existiert noch nicht, doch dank fortschreitender Evolution können wir ihn in ferner Zukunft erschaffen.

Sinnerflülltes Leben ohne Gott? Für mich unvorstellbar.

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Was ist Kirche?

Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.
Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht.
Albert Schweitzer (deutscher Arzt und evang. Theologe, 1875 – 1965)

Es ist eine berechtigte Frage, die Albert Schweitzer hier aufwirft: Was macht eigentlich einen Christen zu einem Christen? Was würden Sie antworten? Genauso interessiert mich als Theologe und Pfarrer die Frage: Was macht eigentlich die Kirche zur Kirche?

Seit über 13 Jahren leite ich nun das gms-Projekt, das sich mal mehr, mal weniger explizit als Kirche versteht. Da dieses Projekt aber nicht den klassischen Vorstellungen von Kirche entspricht, wird unser Kirchesein regelmässig in Frage gestellt. Wir haben weder Kirchenturm noch regelmässige Sonntagspredigt. Können wir trotzdem Kirche sein?

Unter Berufskollegen erlebe ich immer wieder, dass ich in Erklärungsnotstand komme, wenn die Frage nach meiner (Kirch)Gemeinde kommt. Nicht selten passiert es, dass ich von unserer Arbeit erzähle und dann gefragt wird: „Und in einer Kirche seid ihr auch noch dabei?“ – „Ähm, davon habe ich dir jetzt doch gerade erzählt…“

Darum: Was macht eine Kirche zur Kirche? Bereits der erste Abend meiner Studienreise nach Sheffield, wo wir uns mit Fresh Expressions of Church in der anglikanischen Kirche beschäftigten, war sehr befreiend für mich: „Wir sind Kirche!“, war meine Erkenntnis.

Kirche – mehr als die Sonntagspredigt

Mich hat fasziniert, mit welcher Innovation und mit welchem Mut die Fresh Expressions Bewegung Kirche „frisch“ definiert: Ein FX-Projekt wird, wenn die entsprechenden Kennzeichen vorhanden sind, als selbständige Kirche angesehen. Konkret werden kleine, kreative, zielgruppenorientierte Gruppen als Kirche angesehen, die andernorts höchstens als eigenständiger Arbeitszweig betrachtet würden.

Für eine FX-Kirche sind weder der Sonntagsgottesdienst noch ein Gebäude von zentraler Bedeutung. Hingegen wird ein Projekt daran gemessen, ob die vier Dimensionen von Kirche vorhanden sind: up – Beziehung zu Gott; in – Gemeinschaft untereinander; out – Verantwortung in der Gesellschaft; of – Teil der weltweiten Gemeinde.

Wann und wo sich eine Gruppe trifft, entscheidet noch nicht über ihr Kirchensein. Fresh Expressions Kirchen treffen sich mindestens einmal pro Monat, manchmal an ganz unerwarteten Orten wie in einem Starbucks, erleben Gemeinschaft, engagieren sich für die Gesellschaft, helfen einander, die eigene Gottesbeziehung zu stärken und verstehen sich als Teil von der weltweiten Familie Gottes. Von der Form her können die FX-Kirchen sehr unterschiedlich sein – genauso wie wir Menschen auch sehr unterschiedlich sind. Von der Skater-Kirche über die Überraschungskirche für Familien (Messy Church) bis zur kontemplativen Gemeinschaft (Contemplativ Fier) ist alles vorhanden.

Zurück zu der Fragen: Was ist Kirche? Und: Was macht einen Christen zum Christen? Für mich hat es viel mit dem zu tun, was wir zu unserem Projektmotto „gms – z’friede läbe“ niedergeschrieben haben: Gemeinsam wollen wir danach fragen, wie wir zufrieden und in Frieden leben können. Wir wollen das Leben entdecken, entfalten und aktiv gestalten. Dabei wollen wir dem begegnen, der das Leben erfunden hat.
Dies tun wir ganzheitlich, was wir mit unseren fünf prägenden Werten ausdrücken:

  • Spiritualität: göttliche Liebe erfahren
  • Persönlichkeitsentfaltung: guter Umgang mit sich selbst
  • Gemeinschaft: Getragen im Miteinander
  • Grosszügigkeit: Als Beschenkte andere beschenken
  • Stärken: persönliche Fähigkeiten einsetzen

Das mag für manche eine ungewohnte Definition von Kirche sein. Christ und Kirche – beide sind herausgerufen, der Spur ihrer zentralen Figur, Jesus Christus, zu folgen. Das wird ganz unterschiedlich ausschauen und hat nicht mit einem Gebäude oder einem wöchentlichen Kirchenbesuch zu tun.

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So haben Sie den Stress im Griff

Der einzige „gute“ Stress ist der,
der schnell wieder weggeht.
Archibald Hart (in: Wer zu viel hat, kommt zu kurz

Letzten Freitag habe ich an dieser Stelle nicht weniger versprochen, als Tipps dafür, wie Sie den Stress mit einem wirkungsvollen Stressmanagement in den Griff bekommen. Nun, ich will Ihnen nichts vormachen: Ich weiss ja nicht, was bei Ihnen funktioniert. Aber ich erzähle Ihnen heute gerne, wie mein wirkungsvolles Stressmanagement ausschaut. Dabei ist meine Spiritualität von zentraler Bedeutung.

Hier also vier Tipps, wie ich es meistens schaffe, den Stress im Griff zu halten und mein Leben in einer gesunden Balance zu gestalten.

1. Ich bin sein Werk – den grossen Rahmen verstehen

Wir haben es ganz gut geschafft, Gott an die Ränder unseres Lebens zu drängen: Am Lebensanfang die Taufe und zum Schluss die Beerdigung in der Kirche. Dazwischen leben wir unser Leben als wäre da kein Gott. Wir meinen, wir müssten unser eigener Chef und Meister sein, wir müssten alles selbst im Griff haben.

Aber Halt! Meine Spiritualität, meine Gottesbeziehung, sagt mir: Da ist noch ein anderer über mir, einer, der die Übersicht nie verliert, einer, der mich nicht überfordern will und einer, der mir ein Stresssystem anvertraut hat, mir aber wünscht, dass ich es nicht übermässig gebrauche.

Was das alles mit Stress zu tun hat? Sehr viel! Wenn ich so leben muss, als würde es keinen Gott über mir geben, muss ich alles selbst an die Hand nehmen. Nach dem Motto: „Wenn ich es nicht unter Kontrolle habe, wer dann?“. Für mich ist es unheimlich (stress)befreiend, zu wissen, dass ich sein Werk bin, dass er mich liebt, mich trägt und er die letzte Kontrolle über alles hat.

2. Ich kläre meine Prioritäten – den persönlichen Nordstern finden

Es ist eines meiner grossen Lieblingsthemen: Eine Vision im Leben hilft uns, unseren Lebensweg im Alltag zu gestalten.

Wenn ich weiss, zu was ich ja sage, weiss ich auch, zu was ich nein sagen sollte. Darum habe ich meinen Nordstern definiert, geklärt, was meine Lebensvision sein soll. Jahr für Jahr setze ich mir meine Ziele und will damit meinem Leben Richtung geben.

Da ich mich beim ersten Punkt daran erinnert habe, dass ich Gottes Werk bin und er die letzte Kontrolle hat, versuche ich meinen Schöpfer auch in diesem Schritt zu integrieren: Welche Ziele hat er wohl für mein Leben?

Eine Lebensvision zu haben, hilft Ziele zu setzen. Ziele zu haben, hilft Prioritäten im Alltag zu klären. Nach Prioritäten zu leben, hilft den Stress zu verringern. Denn: Ich muss nicht alles tun, aber ich muss wissen, was mir wichtig ist!

3. Ich gestalte meine Life-Balance – die gesunde Ausgewogenheit suchen

Das ist ja immer wieder das Thema meines Blogs. Darum nur kurz: Es geht darum, das eigene Leben in einer gesunden Balance aller Lebensbereiche zu gestalten. Dazu gehören ein guter Umgang mit der Arbeit, ein Ort der Liebe (Partnerschaft/Familie), mein Platz ist der Gemeinschaft, die Pflege meines Selbsts und die Sinnfrage (Spiritualität).

4. Ich akzeptiere meine Grenzen – das richtige Mass leben

Jeder hat Grenzen, die er akzeptieren muss. Einige solche Grenzen sind allgemeingültig, andere sind individuell.

Wir alle müssen darauf achten, wie wir mit den Möglichkeiten und Grenzen unseres Körpers umgehen: Schlaf, Ernährung, Bewegung. Es gibt gewisse Naturgesetze, die wir einfach akzeptieren müssen. Auf Anspannung muss Entspannung folgen, sonst geht es nicht lange gut.

Dann gibt es die individuellen Grenzen: Nicht jeder hat die selben Möglichkeiten. Ich muss wissen, was ich kann und was ich nicht kann. Was sind meine besonderen Fähigkeiten, die mich zu der einzigartigen Persönlichkeit machen, die ich bin?

Wenn ich meine Fähigkeiten auslebe und meine Grenzen akzeptiere (also nicht etwas tun will, das nicht zu mir passt), senkt sich der Stresspegel in meinem Alltag ungemein.

 

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