Wie glücklich sind wir denn heute?

Hast du es gemerkt? Gestern war es wieder so weit: Der internationale Tag des Glücks wurde begangen. Und wie glücklich warst du gestern, bist du aktuell?

Mein Tag startete nach einer, wegen nächtlicher Diskussion und frühmorgendlichem Gedankenkarussell, viel zu kurzen Nacht. Kein optimaler Start in den Glückstag.

Doch unverhofft kam es am Frühstückstisch zu einer witzigen Unterhaltung, die uns von YB-Fans via woke Themen über das trumpische Patriarchat und weissen Männern zum Samichlous führte. Was für ein Glücksmoment: ernsthaft und humorvoll diskutieren als Familien-WG.

Dieser kurze Moment hat mich grad unheimlich dankbar gemacht, ja, glücklich gemacht. Trotz grossen Baustellen (um nicht schon wieder das Wort Krisen zu gebrauchen) in der grossen weiten Welt und in meiner kleinen Welt, gibt es diese unbeschwerten Augenblicke.

Diese paar Minuten am Frühstückstisch blieben die schönsten des Tages. Doch das Nebeneinander von empfundenem Glück & Freude und Trauer & Ohnmacht zog sich bei mir wie ein roter Faden durch den Glückstag: Ermutigende Nachrichten von Herzensmenschen hier, quälende Zukunftsfragen dort. Aus dem UG meines Arbeitsplatzes ist fröhlicher Kinderlärm der GschichteChischte (Happy Kids) zu vernehmen, während mich telefonisch die Todesnachricht eines Teilnehmers einer kürzlichen Gesprächsgruppe erreicht. Es folgen schöne Interaktionen mit drei Generationen an der wunderBar, später erfahre ich von der Erschöpfung eines Freundes.

Den Nachmittag lasse ich mit Sonne im Garten ausklingen und da blitzt ganz kurz inmitten von herausfordernden Gedanken wieder etwas Humor auf: Der Blick meiner Frau trifft auf ein Inserat eines Bestatters. Sie liest: «Natürlich. Erholsam. Originell.» – Was eigentlich dort steht: «Natürlich. Einfühlsam. Originell.».

Am Abend blicken wir an einer Vereinsversammlung dankbar auf Vergangenes zurück und fragend voraus.

Und so merk ich am Glückstag, wie sehr das stimmt, was zwei Tage zuvor die Psychiaterin, Autorin und Speakerin Esther Pauchard zum Thema Resilienz unterhaltsam und treffend ausführte: «Glück ist keine Konsequenz von äusseren Umständen, sondern eine persönliche Entscheidung. Selbst die Verantwortung übernehmen für das eigene Glück.»

Wie wichtig, nicht selten jedoch auch herausfordernd, es ist, diese Selbstverantwortung zu übernehmen, die Opferrolle hinter sich zu lassen und stattdessen das eigene Leben und damit das eigene Glück zu gestalten, habe ich hier im GlücksBlog und natürlich auch in meinem GlücksBuch beschrieben.

Und darum stimme ich voll und ganz mit Esther Pauchard überein, wenn sie daran erinnert: «Das schafft man nicht einfach so auf Knopfdruck. Es ist keine einmalige Entscheidung, sondern ein lebenslanger Prozess. Der sich aber lohnt.»

Wenig überraschend betonte Pauchard die Dankbarkeit als hilfreiche Ressource auf dem Weg zu mehr Glück im Alltag. Und gleich eine weitere meiner 16 Glücksaktivitäten nennt sie: Genuss. Die Wichtigkeit, Kleinigkeiten wie die Blume am Wegrand zu entdecken.

Nicht explizit aufgeführt bei mir ist die dritte Anregung von ihr: Humor. Dafür hab ich genau das am diesjährigen Glückstag erlebt: Humor hilft, in den Herausforderungen des Alltags die Leichtigkeit nicht zu verlieren.

Die Psychiaterin schliesst ihr beeindruckendes Referat mit der Einladung, als Seiltänzer:in flexibel durch die Welt voller Schönheiten und Grausamkeiten zu balancieren. Weil beides zum Leben gehört und weil wir bereits verloren haben, wenn wir die Stürme des Lebens mit aller Kraft vermeiden wollen. Denn: Sie fragen nicht, sie kommen einfach.

Glücksaufgabe

Und was unternimmst du, damit du nicht nur am Tag des Glücks zufrieden bist und bleibst?

100fach dankbar

Gestern durften wir im preisgekrönten Format Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott den 100. Talk-Gast in Studen begrüssen. Das sind 100 spannende Lebensgeschichten, 100 individuelle Lebensentwürfe, 100 Gründe für Dankbarkeit.

Bis auf zwei Talks (einmal war ich krank und einmal waren Brigä & ich selbst die Talk-Gäste und wurden von Ladina Spiess ausgefragt) durfte ich all diese spannenden Gespräche moderieren.

Zeit also, zu fragen, was von all diesen Talks bleibt.

Für mich persönlich ganz einfach die schöne Erfahrung von dem, was ich Flow nenne oder wie ich es gerade diese Woche bei Marcus Buckingham in einem Podcast hörte: Erfolgreiche Menschen tun das, was sie lieben.

Dabei war meine Aufgabe nicht immer einfach: Die «härteste Nuss» war (mit Abstand) der pensionierte und wortkarge Notar. Auf die Frage nach schönen Kindheitserinnerungen meinte er, da gäbe es eigentlich nichts. Selbst der professionelle Moderator im Publikum sagte nach dem Abend, er hätte nicht mit mir tauschen wollen. (Fun Fact am Rande: Aus diesem harzigen Start entwickelte sich eine schöne Bekanntschaft mit besagtem Notar.)

Herausfordernd erlebte ich auch die Talks mit Menschen, die (noch) keine grösseren Brüche in ihrem Leben hatten. Da waren beispielsweise die die junge, immer fröhliche Radiomoderatorin oder auch Stefan Zürcher, Bischof in der Methodistenkirche (EMK), der natürlich grosse Herausforderungen kennt, aber auch sagen konnte, dass er keine grossen Brüche in seinem Leben erfahren hatte.

In eine andere Richtung gefragt, war ich als Moderator dann, wenn mein Talk-Gast emotional wurde und sich gar Tränen ihren Weg bahnten. Das sind immer wieder sehr intime und intensive Momente, die es gilt, nicht zu zerreden, sondern einfach zuzulassen, was ist. Oft sind es gerade solche Gesprächsmomente, welche die Besucher:innen besonders berühren. Zum Beispiel als Christine & Gody Grogg erstmals öffentlich von ihrer Ehekrise berichteten.

Für mich als Talkmaster sind besonders schöne Momente, wenn ich meine Talk-Gäste dazu bringe, dass sie gerade selbst etwas entdecken («Das habe ich mir noch gar nie überlegt.») oder Promis sagen, dass wären sie noch nie gefragt geworden.

Während Corona stellten wir für einige Zeit auf ein online «Mini-Chäs»-Format um. Und in besonders schöner Erinnerung bleibt, als wir im zweiten Corona-Sommer drei Openair-Ausgaben durchführten. Unter anderem mit dem Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg, welcher uns direkt Auskunft zur Pandemie und vor allem zu seinen Herausforderungen damit geben konnte.

Ein weiterer Promi war der NHL-Eishockeyprofi JJ Moser – der Talk mit Janis gehört nach wie vor zu den meistgehörten in unserem Podcast. Weitere mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Wirtschaft erzählten im «Chäs» offen aus ihrem Leben.

Doch die Idee des Konzepts ist eben gerade, dass jede Lebensgeschichte es wert ist, erzählt und gehört zu werden – Promi hin oder her. Jede Geschichte ist spannend, oft auch überraschend. Darum holen wir auch immer wieder gerne Menschen aus unseren Dörfern auf die Bühne wie Margrit, Theres, Rémy, Monique oder Karin.

Bei der Auswahl der Gäste muss ich etwas aufpassen, nicht zuviele Pfarrkolleg:innen und Theolog:innen einzuladen. Doch gerade auch die Talks mit Christine Schliesser, Martin Benz, Sabine Herold und natürlich unvergessen Torsten Hebel (der mit Abstand meistgehörte Talk im Podcast) haben viele Menschen sehr inspirieret.

Und von wegen Folgenrangliste: Der Februar-Talk von diesem Jahr folgt bereits jetzt auf dem zweiten Platz nach Torsten Hebel. Die (Liebes)Geschichte von Eva Kaderli & Sara Folloni berührte live viele Menschen und berührt nun online weiter.

«Wer soll der 100. Talk-Gast sein?» haben wir uns lange gefragt. Die Wahl ist auf Zsolt Balkanyi, Rektor Jüdische Schule Zürich und mein «jüdischer Freund» aus der Armeeseelsorge, gefallen. Erstmals wurde eine Lebensgeschichte nicht aus christlicher Perspektive erzählt – eine Horizonterweiterung für die Besucher:innen war garantiert.

Zsolt sagte: «Es gibt eine dramatische und eine hoffnungsvolle Perspektive meiner (Lebens)Geschichte.» Damit deute er an, dass es darauf ankommt, wie wir das, was uns widerfährt, deuten.

Und was habe ich persönlich aus all diesen Geschichten gelernt?

Vor allem, dass mensch mit Dankbarkeit, Gelassenheit, Freude und Liebe – gerade auch trotz krassen Schicksalsschlägen wie zB die Geschichte von John Decker – besser durchs Leben kommt, als mit Kontrolle, Dramatisierung oder fixen Vorstellungen.

Anfangs hat mich überrascht, dass das Leben meiner Talk-Gäste viel weniger einem Masterplan folgte, als es vielleicht gerade bei erfolgreichen CEOs wie Markus oder Werksleitern wie René zu erwarten wäre. Oft taten die Menschen einfach das, was ihnen «vor die Füsse» geworfen wurde und so entwickelte sich eine spannende Lebensgeschichte.

Glücksaufgabe

Falls du dich auch gerne von Lebensgeschichten inspirieren lässt: Höre gerne in unseren Podcast rein oder besuche das Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott live in Studen.

Und was lernst du aus deiner und anderen Lebensgeschichten?

Übrigens: Ein Glücksmoment für mich war natürlich, als das Format mit dem Verkündigungspreis ausgezeichnet wurde. Wie schön, wenn das, was mensch liebt und mit Leidenschaft tut, noch solche Anerkennung erhält.

Lieber früher als Himmel

Grad ist ganz vieles gut.

Grad ist ganz vieles nicht gut.

Richtig, richtig gut war der Kurzurlaub mit meinen Kids: Zusammensein geniessen und Ski fahren auf meinen Lieblingspisten bei Sonne pur. Genial!

Ganz viel Gutes geht mir auch bezüglich meiner Arbeit durch den Kopf. Das Jahr hat durch die BUNT GLAUBEN-Konferenz quasi mit einem fantastischen Big Bang begonnen und auch die ersten beiden eindrücklichen «Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott»-Abende haben viel Freude gemacht.

Gut ist auch, in einem Land leben zu dürfen, das kaum grössere Probleme hat als die Frage, ob ein weiterer Bauer in der Landesregierung gut ist für das Land.

Nicht gut fühle ich mich, wenn ich den politischen Blick über unsere Landesgrenzen richte: Irgendwie scheinen unsere Nachbarländer gerade alle zu «strugglen», ganz besonders Deutschland. Da geht es um ganz andere Mehrheiten als die der Bauern in der Landesregierung.

Und die Vorstellung, das Trump und Musk mit der Welt genüsslich eine Monopoly-Runde nach der anderen spielen, schaudert mich. Wieder einmal scheinen Narzissten auf Kosten derer, die ganz besonderen Schutz nötig hätten, ihre «Me first»-Philosophie durchzuziehen.

Natürlich ist auch hier bei uns nicht einfach alles gut. Auch bei mir nicht. Auch in meinem Berufsalltag nicht. Da sehe ich mich beispielsweise mit der Tatsache konfrontiert, dass mein Anliegen des Brückenbauens statt Gräben aufzureissen von manchen so gar nicht geteilt wird. Ich setze mich für eine bunte Welt ein – das kommt dort nicht gut an, wo man ein schwarz-weisses Weltbild klammert.

Was hilft uns in Zeiten wie diesen?

Kalendersprüche wie: «Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen»?  Das ist mir viel zu billig! So ein Spruch mag passen, wenn du eine Prüfung verhaust, einen Kunden verlierst, dein Kind ein Fussballspiel verliert, du beim Einparken den Seitenspiegel abbrichst … Aber nicht, wenn ein ge­liebter Mensch stirbt, eine Behinderung das Leben ver­kompliziert, Beziehungen in Brüche gehen, bei traumatischen Erlebnissen, in einer Pandemie, wenn bei dir eingebrochen wird, bei einer Natur­katastrophe, wenn dir gekündigt wird, du in eine Depression schlitterst, ausge­powert bist, umziehst, die Führungsaufgabe verlierst, dein Körper dir einen Streich spielt.

Oder Menschen wie Trump Macht über so viele haben.
Oder rechtsextreme Parteien immer stärker werden.

Bei solchen Ereignissen kannst du noch lange Krone richten und weitergehen – du wirst ziemlich sicher gleich wieder hinfallen!

Nächster Versuch mit Kalenderspruch-Philosophie: «Am Ende wird alles gut sein. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.»

Das ist doch Quatsch! Nicht alles endet gut. Nicht für alle. Nicht immer.

Und doch: Zusammen mit der christlichen Auferstehungshoffnung kann ich dem Spruch viel Gutes abgewinnen: Am Ende gewinnt nicht das Kreuz, sondern das leere Grab. Nicht Tod, sondern Leben. Nicht das Leid, sondern die Vollkommenheit. 

Die Auferstehungshoffnung ist die grösste Kraft der Welt! Nicht «husch, husch» Krone richten und alles ist gut. Selbst Jesus fühlte sich am Kreuz von Gott und seinen Freunden verlassen – da gibt es nichts schönzureden. Doch wenn die tiefsten Tiefen ausgestanden sind, wartet nicht das Ende, sondern der Neuanfang.

Ja, diese Jenseitsperspektive gibt mir Kraft und Hoffnung in der diesseitigen Welt voller Ungutem, Unsicherheit, Unheil, Unfrieden.

Weder meine Sorgen noch Trump noch irgendwelche Grabenkämpfe haben das letzte Wort. Das letzte Wort wird ein gutes sein, weil am Ende die Liebe gewinnen wird.

Und doch:
Ich wünsche es mir lieber früher als später.
Ja, lieber früher als Himmel.

Die Liebe darf und soll schon jetzt stärker sein als alle zerstörerischen Kräfte.

Dafür will ich mich weiterhin einsetzen.

Glücksaufgabe

Was läuft in deinem Leben gerade richtig gut? Was weniger?

Und wo wünschst du dir lieber früher als Himmel den Durchbruch der Liebe?

Meine Woche mit Trump, Brudereck und Bischöfin Budde

Lass uns gleich auf den Punkt kommen: Zu welcher Fraktion gehörst du? Zur Fraktion «Türen-Zuknaller:innen» oder bist du bei den «Fenster-Öffner:innen» dabei?

Die vergangene Woche liefert dazu jede Menge Anschauungsmaterial. Einerseits auf der für uns schon ziemlich grossen Konferenz-Bühne von BUNT GLAUBEN, anderseits auf der mega grossen Weltbühne der Politik und Wirtschaft.

Die Konferenz mit Christina Brudereck, Lukas Amstutz und vielen anderen sollte ein Tag, gar ein Wochenende, der Inspiration und Motivation für einen weiten, tragfähigen Glauben werden. Tatsächlich ist das gelungen – wie viele schöne, spezielle, persönliche und ermutigende Rückmeldungen es deutlich machen.

Viele Feedbacks haben mich persönlich berührt, weil sie sich stark abheben vom typisch Schweizerischen «War gut – weiter so!». In den Zeilen sind ganz viel Herz und persönliche Betroffenheit zu spüren, neben aller Begeisterung und Freude auch ein Ringen, wie diese markigen Sätze wie «Hier ist Platz für alle!» und «You are loved – always!» denn nun wirklich gelebt werden können.

Jemand schrieb: «Wie ihr Fenster zur Freiheit geöffnet habt. Ich bin sicher, das wird nachwirken.»

Was für ein schönes Bild! Ja, genau das wollten wir. Fenster öffnen, Weite und Freiheit feiern, Grenzen sprengen – oder wie es einer meiner Talk-Gäste sagte: «Gott aus dem Kästchen, in das wir ihn gesteckt haben, herauslassen.»

Fenster zur Freiheit zu öffnen, kann auch irritieren. Wenn mensch Fenster öffnet, geht es bei uns im Bernbiet nicht lange und irgendwer sagt: «Äs zieht!». Fenster zu öffnen kann auch unbequem werden, unser wohligwarmes, selbstgefälliges bis selbstgerechtes Gefühl beginnt zu frösteln.

Die Freiheit der offenen Fenster inspiriert und beflügelt die einen – wie entspannend ist es, nicht mehr auf jede Frage eine Antwort haben zu müssen.

Für andere ist es zu viel Irritation. Bei offenen Fenstern kann der Wind wehen, wo er will – das haben nicht alle gerne. Da fehlt die Kontrolle, die eigene Macht wird möglicherweise in Frage gestellt.

Da gibt es nur eins: Türen zuschlagen!

Das hat sich wohl auch Donald Trump gesagt und bei der Antrittsrede am Montag vorsorglich schon mal detailliert geschildert, welche Türen bei ihm nun alle zugeknallt werden. Dass für diese unmenschliche Haltung gar noch der Name Gottes missbraucht wird, Trump als Messias oder immerhin als Gesandter Gottes angehimmelt wird – ich weiss nicht, ob ich da lachen oder weinen will. Mindestens fremdschämen für die Tür-Zuknaller-Fraktion unter meinen Glaubensgeschwistern.

Gott sei Dank gibt es aber auch in den USA die Fenster-Öffner-Fraktion. Wow, der Mut von Bischöfin Mariann Edgar Budde in ihrer prophetischen Predigt den in der ersten Reihe sitzenden Präsidenten anzuflehen, bitte nicht alle Türen zuzuknallen – das war grossartig, beeindruckend.

Was für ein Kontrast: Laut, überheblich, menschenentwürdigend werden auf der einen Seite Türen zugeknallt. Leise, zerbrechlich und doch klar, mitfühlend werden andernorts Fenster geöffnet.

Ja, das Leben ist komplex und am Schreibtisch solche Dinge zu schreiben ist einfacher, als als Kanzlerkandidat Lösungen auf die aktuellen Probleme zu präsentieren.

Aber ich will und kann nicht glauben, dass wir, wenn wir irgendwie ein C oder E im Namen haben oder uns ganz konkret als Nachfolger:innen des Friedenspredigers aus Nazareth verstehen, keine besseren Lösungen finden als: «Das Boot ist voll!», «America first!» «Das Mass ist endgültig voll!». Mit anderen Worten: «Diese Türen schlagen wir zu!»

Es muss anders gehen!
Als Mensch,
als Christenmensch erst recht.

Ich halte mich an den Schlusssatz von Christina Brudereck an unserer BUNT GLAUBEN-Konferenz: «Gott hat immer mehr und ewig Platz.»

Glücksaufgabe

Nochmals die Frage: Zu welcher Fraktion gehörst du? «Türen-Zuknaller:innen» oder «Fenster-Öffner:innen»?

Und wie zeigt sich das in deinem Leben?

Äs guets Nöis!?

Vielfach wird es dieser Tage wieder gewünscht: «Äs guets Nöis!» Oft, wie gestern auch beim ersten gms Event des Jahres, verknüpft mit der Frage, ob mensch gut ins neue Jahr gestartet sei.

Was heisst denn eigentlich ein gutes Jahr? Was macht ein Jahr zu einem guten? Und was, wenn sich der Start ins Jahr gerade sehr holprig anfühlt?

Rezepte werden ja viele angeboten: Wenn du’s so machst, wird dieses Jahr das beste deines Lebens. Aber wehe, du schaffst es nicht …

Der Klassiker schlechthin ist die Idee der Jahresvorsätze. Und da wird dann zwischen guten und schlechten Vorsätzen unterschieden. Tatsächlich haben gute Vorsätze und Ziele eine grosse Wirkung. Wenn wir wissen, was wir wollen, steigt die Motivation und eine ganze Menge Energie wird freigesetzt.

Dann beobachte ich immer wieder die fromme Variante des Positiven Denkens: Mit der richtigen Einstellung, den richtigen Gebeten (und wohl auch noch den richtig grossen Spenden in deine Kirche) wird Gott in diesem Jahr Durchbrüche und Wunder für dich bereit halten.

Versteh mich nicht falsch, ich traue Gott schon Grosses zu. Aber warum sollte er ausgerechnet mir Wunder und Durchbrüche schenken und anderswo auf der Welt haben Menschen unter narzisstischen Regierungen zu leiden? Oder verhungern. Oder werden vergewaltigt. Oder, oder, oder …

Und ja, ich hab selbst schon mit detaillierten Jahresvorsätzen, gar mit einem PEP – persönlicher Entwicklungsplan – meinem Leben versucht eine gute Richtung zu geben, hab sogar als Coach andere darin angeleitet. Dankbar stelle ich fest, dass daraus tatsächlich viel Gutes entstanden ist.

Jetzt erwartest du das grosse Aber, gell? Und hier kommt es auch: Aber ich misstraue je länger je mehr allem, was so rezepthaft rüberkommt. Fürs Kochen mag das hilfreich sein (obwohl ich auch da lieber freestyle unterwegs bin), doch fürs Leben taugen Rezepte nicht!

Das Leben ist komplexer als eine Mahlzeit.
Der Glaube auch.
Beziehungen sowieso.

Da gehören Spannungsfelder dazu. Und wenn wir diese zu einfach, rezeptartig auflösen, werden wir ihnen nicht gerecht, unterdrücken sie und gehen vermutlich mehr getrieben als versöhnt durch unser Leben.

Und wie bringe ich jetzt eine positive Wendung in diesen Text ohne in die Rezeptfalle zu tappen? Ich versuche es mit einem Zitat:

Jedes neue Jahr sollte nicht mit guten Vorsätzen,
sondern mit einem Traum beginnen.
Roland Voss

Pläne sind gut und wichtig. Doch am Ende sind es nicht die Pläne, die unserem Leben Richtung geben, sondern unsere Träume.

Und wie entsteht ein Traum, für den es sich lohnt zu leben? Es ist die Sehnsucht, die uns lockt, die in uns Träume weckt, uns in Bewegung bringt, Neues entstehen lässt.

Ist Sehnsucht nicht einfach eine weitere Sucht auf dem grossen Markt der Möglichkeiten?

Ich glaube nein. Sehnsucht ist der Ursprung des Lebens. Sehnsucht ist das Verlangen nach Vollkommenheit. Unser Fragen nach dem Ewigen. Letztlich unsere Ahnung vom Himmel.

Und diese Sehnsucht lässt uns spüren: Da ist mehr, da ist etwas Grösseres, etwas, das über dieses Jahr und über dieses Leben hinausgeht.

So hat Sehnsucht wohl doch auch etwas mit Sucht zu tun. Ich vermute, dass die Sehnsucht nicht nur Ursprung des Lebens, sondern auch Ursprung aller Süchte ist. Weil die Sehnsucht nach dem Vollkommenen in einer unvollkommenen Welt nicht gestillt werden kann, driften wir ab in Ersatzhandlungen (Konsum, Genuss, exzessives Arbeiten …), die alle ein Suchtpotenzial in sich bergen.

Über die Sehnsucht schreibt Lorenz Marti in seinem fantastischen Buch Türen auf! gleich zu Beginn diese bedenkenswerten Zeilen:

Die Sehnsucht will mehr als alles,
was sich innerhalb eines Lebens realisieren liesse.
Wir können dieses Mehr nie erreichen –
aber es gibt Momente, wo es uns erreicht:
in einem Windhauch, der viel verspricht, der alles verspricht.

Lorenz Martis Gedanken faszinieren mich – und machen mich gleichzeitig traurig: Ich wünsche mir mehr als ein kurzer Windhauch. Doch genau darin liegt wohl die Sehnsucht nach der Vollkommenheit.

Glücksaufgabe

Nein, das einfache Rezept für ein glückliches Leben gibt es nicht. Und doch können wir unser Glück gestalten. Zum Beispiel indem wir der Sehnsucht nachspüren und die Ahnung des Ewigen nicht unterdrücken sondern in unserem Alltag integrieren.

Welcher Sehnsucht, welchem Traum willst du im neuen Jahr nachspüren?

Was willst du bewegen?

Aktuell dreht sich in meinem Leben viel um Wirkung: Einerseits durfte ich Teil der Werkstatt Wirkung (Workshop von Con·Sense Philanthropy Consulting) sein, anderseits haben wir im gms gerade mit der Serie «Spuren hinterlassen – leave a legacy» gestartet. Zudem spüre ich auch ganz persönlich, wie ich mit meinem Sein und Wirken bei anderen Menschen etwas auslöse.

Meine erste Lektion in all dem Nachdenken über Wirkung: Abgeleitet vom bekannten Bonmot von Paul Watzlawick «Man kann nicht nicht kommunizieren» wurde mir im Workshop sofort klar: Man kann nicht nicht Wirkung haben.

Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Wirkung. Wir beschäftigten uns den ganzen Tag mit den gewünschten Wirkungen. Ausgehend vom «Problembaum» fragten wir uns bei einer konkreten Problemstellung aus unserer Praxis, was die Ursachen und was die Folgen des Problems sind.

Mit dem Problem vor Augen lernten wir anhand des Lösungsbaums, wie wir durch gezielte Interventionen Teil der Lösung werden und schliesslich Verbesserungen bewirken können.

Klingt technisch und theoretisch? Ist es auch. Und wir haben noch mehr Tools durchgespielt, wie das Modell I-O-O-I (Input – Output – Outcome – Impact) und uns so der Wirkungstreppe angenähert.

Kurz: Bis sich durch Interventionen einer Organisation nachhaltig Wirkung ereignet, kann es ein langer Weg sein. Beispielsweise spricht man bei durchgeführten Aktivitäten, selbst wenn sie ausserordentlich gut besucht werden, noch nicht von Wirkung. Die stellt sich erst ein, wenn bei den Menschen Veränderung (im Denken und Handeln) geschieht.

Manchmal gibt es aber auch ungeplante, positive Wirkungen: Durch unser Engagement werden andere möglicherweise dazu inspiriert, ein eigenes Teilprojekt zu realisieren, das wir so gar nicht auf dem Radar hatten.

Unangenehm sind die ungeplanten, negativen Wirkungen: Wenn unser Handeln dazu führt, dass Menschen resigniert, frustriert und vielleicht gar verletzt das Weite suchen und sich aus unserer Organisation verabschieden.

Bilder sprechen für sich

Tatsächlich hab ich in besagtem Workshop eine aktuelle Herausforderung aus meinem Berufsalltag bearbeitet: «Viele Menschen im mittleren Alter fühlen sich mit der/ihrer Kirche nicht mehr verbunden.» Das hat viele Ursachen und Auswirkungen, gleichzeitig sehe ich auch viele spannende Ansätze, wie dem entgegengewirkt werden kann. Einiges davon hab ich schon ausprobiert, anderes steht jetzt in meinem Modell der Wirkungstreppe.

Die Theorie soll der Praxis dienen – und nicht umgekehrt.

Darum freu ich mich darüber, dass ich intuitiv oft schon in die richtige Richtung «gewirkt» habe und erleben darf, wie sich eine neue Aufbruchstimmung breitmacht.

Und wie misst man Wirkung? Das wäre nochmals ein ganz anders Thema.

Doch in meinem Herzen bewahre ich, wie zuletzt beim fantastischen Sommerfest überall Menschen ihre Handy zückten und filmten – und bei einem neuen Gottesdienst-Format gleich nochmals viele Besucher:innen Momente und Impulse festhalten wollten. Für mich ein Bild für eine neue Freude und wachsende Verbundenheit.

Diesen Weg will ich weitergehen und hoffe, nachhaltig positive Spuren hinterlassen zu können.

Glücksaufgabe

Du willst dich auf einer persönlicheren Ebene mit deiner Wirkung beschäftigen? Dann empfehle ich dir die aktuelle Serie «Spuren hinterlassen – leave a legacy» in Studen, Lyss oder online.

Und als 1-Minuten-Reflexion gebe ich dir folgende Frage mit: Für welche Spuren in deinem Leben bist du dankbar?

Sommer ade?

Zugegeben, derzeit feiert der Sommer bei uns gerade ein schönes Comeback. Trotzdem hat mich neulich eine herbstlich sentimental-traurige Stimmung erfasst, als wir nach gefühlt einem halben Jahr auf der Terrasse frühstücken der regnerischen Frische nicht mehr zu trotzen vermochten.

Darum ist genau jetzt für mich ein guter Moment, diesen Sommer etwas Revue passieren zu lassen.

Es war ein schöner Sommer, mit vielen schönen Begegnungen, Innehalten, Freiheit, Wärme, Studium, Auftanken, Vorfreude … – genau das, was ich an der Sommerpause, wenn das Tagesgeschäft etwas ruht und Zeit für anderes bleibt, so schätze.

Und doch hat der Sommer sehr besonders angefangen: Genau zwischen Hochsaison und Sommerpause ist mein Vater gestorben. Was seine Krankheit und sein Sterben bei mir ausgelöst haben, teilte ich ja schon hier im GlücksBlog.

Auch zwei Monate nach seinem Tod fehlt er mir, mein Päpu. Die Trauer verändert sich, doch der Herzschmerz über die entstandene Lücke bleibt. Es gab so vieles, das mich in der Zeit des Abschiednehmens berührt hat – die sehr emotionale Gedenkfeier mit Tränen und Lachen, Trauer und Dankbarkeit im kleinen Kreis, das gemeinsame und doch individuelle Verarbeiten als Familie und die vielen, vielen sehr persönlichen Erinnerungen von Menschen, bei denen mein Vater Spuren im Leben hinterlassen hat.

Und als wäre ein Todesfall nicht genug, erhielt ich genau einen Monat nach dem Sterben meines Vaters die Todesnachricht eines lieben Freundes. Auch wenn unsere intensive Freundschaft schon Jahre zurücklag, traf mich die Nachricht voll ins Herz: Er, der mir ein wertvoller Ratgeber war und äusserlich alles hatte, fand sein Glück auf dieser Welt nicht.

Das Leben ist mehr als Trauer

Ja, Verlust von Vater und Freund prägten meinen Sommer. Es war – es ist – intensiv. Und doch bin ich nicht einfach in Trauerstimmung, nicht nur in Trauerstimmung.

Das Leben ist komplex, kompliziert, voller unterschiedlichen, schönen und hässlichen Facetten. Für mich ist das Ziel, diesen bunten Strauss an Emotionen in meinem Leben, in meinem Alltag, zu integrieren. Und nicht einen Monat in Trauerkleider herumzulaufen und danach soll plötzlich alles wieder gut sein. Ist es nicht, die Lücke bleibt, die Lücke schmerzt.

Doch neben dem Schmerz ist da so viel Schönes und Gutes! Genau das kam bei der Gedenkfeier für meinen Vater wunderbar zum Ausdruck: Es war so schön, dass einige Freunde sagten, sie hätten in einem Moment gleichzeitig weinen und lachen müssen.

Und jetzt beim Schreiben merke ich, genau das ist mein Motto des Sommers 2024 «Weinen & Lachen».

Innerlich weinend und lachend habe ich die längst geplante Themenserie «Spuren hinterlassen – Leave a legacy» ausgearbeitet: Ja, mein Vater und mein Freund hinterlassen ein reiches Vermächtnis im Sinn von Segensspuren im Leben von vielen Menschen.

Familienzeiten diesen Sommer waren von Weinen und Lachen geprägt: Ausgelassen haben wir zusammen gelacht, uns am Leben gefreut – auch gerade an neuen Freiheiten nach den Monaten der intensiven Krankheitszeit. Und schluchzend haben wir einander Anteil gegeben an dem, was die Lücke mit uns macht.

Weinen und Lachen gehörte auch zu Begegnungen mit Herzensmenschen. Weil wir offen miteinander über das Leben mit all dem Schönen und dem Herausfordernden sprachen.

Und so ist genau jetzt die richtige Jahreszeit für mein aktuelles Motto. Das Comeback des Sommers bringt die Leichtigkeit zurück: Essen im Garten, kurze Hosen, mit Flipflops durch die Gegend schlendern – ich liebe es. Und die herbstliche Morgenstimmung erinnert mich daran: Zum Leben gehört auch der Nebel, wo der Weg nicht so leicht zu gehen ist.

Glücksaufgabe

Und wie war dein Sommer? Was hat ihn ausgezeichnet? Wofür bist du dankbar? Was hat dich herausgefordert?

Wenn du magst, lass mich gerne dein Moto des Sommers 2024 wissen!

Auffallen um jeden Preis

Was eine Influencerin ist, wissen wir inzwischen alle. Aber hast du schon mal von «Crimefluencer» gehört?

Mit diesem Begriff wird ein Phänomen bezeichnet, das sich gerade vermehrt bemerkbar macht in der Schweiz: Menschen, die durch Gewalttaten Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen, ihre Straftaten auf Plattformen wie Tiktok stellen und darauf hoffen, «viral zu gehen», mit ihren Videos Reichweite und schliesslich Bermühtheit zu erlangen.

Kürzlich schaffte es der bekannteste Delinquent der Schweiz, der als «Carlos» zu einer Berühmtheit wurde, einmal mehr in die Schlagzeilen: Er wurde von einem anderen «Crimefluencer» provoziert, schlug zu und bald schon war alles online – sogar mit einem Spendenaufruf zur Deckung der Anwaltskosten, inszeniert durch die Freundin des Provokateurs.

Die «NZZ am Sonntag» (12. Mai 2024) widmet dem Fall einen Hintergrundbericht. Der Artikel «Reizen bis aufs Blut» beginnt mit folgenden Worten:

«Ohne Aufmerksamkeit sind Menschen nichts.
Sie verkümmern, sie gehen ein.
Babys würden nicht überleben.»

Diese menschliche Sehnsucht gesehen zu werden, ist völlig natürlich und okay. Die Frage ist, wann unser Wunsch nach Anerkennung in ein fehlgeleitetes Haschen nach Aufmerksamkeit kippt. Wir müssen ja nicht gleich «Crimefluencer» werden, es gibt schon viel früher ungesunde Formen des Strebens nach Aufmerksamkeit.

Ich muss der Beste sein

Einige versuchen mit der auf den ersten Blick rühmlicheren Variante alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: Ich will immer und überall Bestleistung abliefern.

Je länger ich über diese Version von Haschen nach Aufmerksamkeit nachdenke und Menschen beobachte, die sie ausleben, desto weniger mag mich das zu überzeugen: Zuerst dachte ich, bestimmt ist dieses Getriebensein nach Bestleistungen ziemlich anstrengend und ab einem gewissen Punkt auch ziemlich ungesund für die betroffene Person, doch wenigsten kommt das Umfeld nicht zu Schaden wie bei den «Crimefluencer».

Aber stimmt das? Der Antreiber, immer die Beste sein zu müssen, bedeutet nicht selten auch, die anderen klein zu halten, Konkurrenten irgendwie aus dem Weg zu räumen (das klingt jetzt schon fast nach «Crimefluencer» …).

Und ganz bestimmt leidet das soziale, familiäre Umfeld von Menschen, die immer zu «on the Top» sein müssen.

Dann also doch lieber auffallen mit schlechten Leistungen? Auch das gibt es: Menschen, die aus Angst, irgendwo im Mittelfeld unterzugehen, lieber als Antithese zum Streber leben.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Variante wirklich befriedigend ist. Zudem leidet auch hier das Umfeld, wenn solche Menschen sich als unzuverlässige Mitarbeitende oder Familienmitglieder in Szene setzen.

Gesehen werden – so wie ich bin

Rafaela Roth schliesst den oben erwähnten NZZ-Artikel mit den bedenkenswerten Worten:

«Der Fall zeigt vor allem auch, was für ein hohes Gut die Aufmerksamkeit ist. Jeder Mensch braucht welche. Aber auf der Jagd nach ihr kann man auch verlorengehen.»

Wir Menschen brauchen Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe. Und wir wünschen uns Orte, wo wir uns zugehörig fühlen. Wir wollen gesehen werden.

Aber was ist das für ein Gesehen werden, wenn ich andauernd eine Rolle als Streberin, Looser oder «Crimefluencer» spielen muss?

Ich wünsche mir, gesehen zu werden, als das, was ich bin: Als Mensch mit seiner Einzigartigkeit, mit meinen Stärken und Schwächen. Nicht Zuwendung erhalten, weil ich leiste, sondern weil ich bin.

Vielleicht bin ich wirklich ein Träumer: In einer Gesellschaft, in der immer mehr Effekthascherei betrieben wird, hoffe ich darauf, dass wir uns diesen Christus zum Vorbild nehmen, der uns bedingungslose Annahme, Zuwendung und Liebe schenkt.

Einmal hat er sogar gesagt: «Kommt zu mir, die ihr euch abmüht. Ich will euch Ruhe und Frieden geben. Und übrigens: Ich schaue auf niemanden herab!» (siehe Matthäus 11,28-30)

Glücksaufgabe

Wo fühlst du dich gesehen als einzigartiger Mensch? Wer liebt dich, weil du bist und nicht weil du – besonders gut oder schlecht – performst?

Und wie würde es aussehen, wenn du Jesus als Vorbild nehmen würdest im Umgang mit deinen Mitmenschen?

Ich träume tatsächlich von einer inklusiven Gesellschaft, wo wir die Kategorien, die Menschen einteilt in Gesunde & Behinderte, Starke & Schwache, Richtige & Falsche überwinden! Es gibt nur Menschen – Menschen mit ihrer Einzigartigkeit! 

Darüber habe ich letzten Sonntag an der gms Matinée gesprochen. Hier kannst du meinen Vortrag «Schwachheit zulassen» nachhören.

Gib dem Göttlichen eine Chance

Das hat mich begeistert: Zu Ostern brachte die NZZ am Sonntag eine Sonderausgabe voller Glücksimpulse. «100 Ideen für ein besseres Leben» wurde den Leser:innen präsentiert.

Vom preisgünstigen Wohnort über die Freude, Steuern zu bezahlen, oder über das Spielen in harten Zeiten bis zum Erfolgsrezept von DJ Bobo – die Ideen sind sehr vielfältig.

Natürlich fehlen auch die Klassiker der Positiven Psychologie, wie ich sie hier im GlücksBlog oder im Glücks-Buch auch gerne ausführe, nicht: «Das Glück lässt sich wie ein Muskel trainieren», Gemeinschaft und Verbundenheit, Dankbarkeit, Vergebung, Vergleichen als Sackgasse, in Erlebnisse statt ins fette Bankkonto investieren …

Während ich mich immer noch an diesen 100 Tipps aus der NZZ am Sonntag abarbeite, kauft sich meine Frau ein schönes, simples Schild mit der Zusammenfassung aller guten Ideen für ein gutes Leben:

Glück ist kein Ziel.
Glück ist eine Art zu leben.

Hm, ich frag mich wieder einmal, warum ich eigentlich so viel Zeit mit meiner Wochenlektüre verbringe, wenn es doch auch so einfach zu haben ist.

Nun gut, dann würden mir auch solche Perlen entgehen. Johannes Läderach, der wahrlich krisen- und Shitstorm-erprobte Chef von Läderach Schokolade, wird auf der Wirtschafts-Aufschlagsseite in grossen Lettern im Titel zitiert:

Machen Sie Ihren Selbstwert nie von Ihrem Job abhängig.

Wie gesagt, das Zitat stammt nicht etwa aus der Bibel oder einem esoterischen Ratgeber! Es steht ganz oben, ganz gross auf der Frontseite des Wirtschaftsteils, da wo sonst mehr Zahlen als Herz dominieren.  Für mich ist das eine schöne Osterbotschaft für viele stressgeplagte Manager und Burnout gefährdete Zeitgenossen.

Erfolg ist schön und gut, doch wenn du dich darüber definierst, läufst du genauso auf eine Sackgasse zu wie die Misserfolg geplagte Person, die sich über ihr Scheitern definiert!

Du bist gut, weil du bist!
Du bist wertvoll, weil es dich gibt!

Du bist geliebt,
mit allem Erfolg und Misserfolg,
allem Schönen und Hässlichen.
Du bist geliebt – brutto!

Definitiv gehüpft bei meiner Wochenlektüre ist mein Pfarrerherz, als ich zum «ältesten Tipp für ein bessers Leben» kam: Praktizierter Glaube. Wow, was für ein schönes, herzhaftes und gleichzeitig Wissenschaft basiertes Plädoyer für eine gelebte Spiritualität.

Zahlreiche Studien unterschiedlichster Fachrichtungen würden belegen, dass «das Vertrauen in ein höheres, transzendentes Prinzip … der Klassiker unter den Tipps für ein besseres Leben» bleibe.

Dabei sei es aber wichtig, dass man nicht in der Theorie, bspw. im Fürwahrhalten von Glaubensüberzeugungen, stecken bleibe. Glaube entfalte dann am besten sein Potenzial, wenn es zur praktischen Anwendung komme:

Kaum jemand wird zum Fussballfan, ohne je in einem Stadion gesessen zu haben. Und sich auf die Wucht eines Theaterstücks einzulassen, fällt einem im Theater eindeutig leichter.

Kurzum: Glaube heisst, sich auf diese transzendente Erfahrung einzulassen. Nicht Dogma, sondern Beteiligung. Ich freu mich an dieser Einladung, sich auf Glaubenserfahrungen einzulassen.

Und wenn ich da an den Oster-Brunch zurückdenke, den ich erleben durfte, fühlte ich genau diese Stärkung durch diese Gemeinschafts- und Gotteserfahrung.

Muss der kritische Zeitgenosse nun auf der Strecke bleiben und seine Zweifel unterdrücken! Nein, der Zweifel darf gerne als Zwilling des Glaubens dabei bleiben. Der Artikel schliesst mit Hinweis auf Blaise Pascal mit dem Gedanke, dass der Glaube sogar Vorteile bringe, selbst wenn sich herausstellen würde, dass Gott nicht existieren würde.

Glücksaufgabe

Wie ich in meinem letzten Artikel «Glück zwischen den Welten» schilderte, gab es für mich in den letzten Wochen sehr berührende Momente.

Aus dieser Fülle heraus nehme ich den Anstoss aus der NZZ am Sonntag gerne auf und mache von ganzem Herzen Werbung für diese Glaubenserfahrung.

Aber wo anfangen? Vielleicht in dem du die Passion auf RTL nachschaust, den Podcast mit Torsten Hebel hörst, vielleicht inspirieren dich auch Gedanken aus meiner letzten Predigt oder du hörst dir das Lied Aus Gnade von Klaus-André Eickhoff an.

Und: Geh ins Stadion! Suche eine Glaubensgemeinschaft, in der du dich wohl und angenommen fühlst und den Fragen des Lebens gemeinschaftlich nachgehen kannst.

Glück zwischen den Welten

Neulich schrieb ich in einer Mail: «Bewege mich grad etwas zwischen den Welten: Arbeit geht ab, Daddy wird schwächer und schwächer.»

Ich habe hier ja schon vorher von der niederschmetternden Diagnose meines Vaters berichtet. Dass er immer noch lebt, ist eigentlich schon ein Wunder. Doch derzeit verlassen ihn seine Kräfte zusehends, dies mitzuerleben ist sehr brutal und traurig. Trotzdem haben wir noch sehr schöne Momente zusammen – wie beispielsweise als wir am Montag stundenlang zusammen im Ehebett meiner Eltern lagen und ich mit meinem Päpu schöne Gespräche führen durfte.

Daneben geht meine Arbeit gerade ab, wie ich es noch selten bis nie erlebt habe: Ganz besonders waren da letzte Woche die Tage mit Klaus-André Eickhoff und Torsten Hebel. Was wir gemeinsam erleben durften, lässt sich kaum in Worte beschreiben: Ein wunderbares Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott, mit einem berührenden Talk mit Torsten und den passenden Liedern von Klaus-André Eickhoff dazu.

Es folgten wunderbare Momente der persönlichen Begegnung – viel Lachen, grosse Offenheit, echtes Interesse, berührende Momente – heilig.

Und dann der Samstagabend: Erstmals ein Kultur & wunderBar ausserhalb von Studen. Wie es dazu kam, dass wir in einer mit 120 Personen gefüllten Kapelle in Lyss diesen einzigartigen Abend erleben durften, ist eine Geschichte für sich. Dass es so stimmig war, Torsten und Klaus-André in Hochform, ausserordentlich engagierte Mitarbeitende, überall glückliche Gesichter, energiegeladene Aufbruchstimmung … – ein grossartiges Geschenk.

Das macht soviel Sinn, Mut und Hoffnung. Ja, das erfüllt mich.

Zum Abschluss der CH-Tour TATSÄCHLICH LIEBE! sassen wir im kleinen Kreis mit den beiden deutschen Künstlern zusammen und waren uns einig: Wir durften da Teil von etwas ganz Besonderem sein.

Ich hatte zwei Künstler engagiert und dabei zwei Freunde gewonnen.

Am Sonntagabend war ich von mir selbst überrascht: Diese Emotionalität, dieses tief bewegt sein, eine Art Glückseligkeit – das kenne ich selten von mir.

Es war so intensiv, dass da plötzlich der passende Soundtrack in Form eines alten Pur-Hits durch mein Herz und Kopf schwirrte:

Glücksaktivität Verbundenheit

Heute, 20. März, ist internationaler Tag des Glücks. Dank meinem GlücksBuch durfte ich auch heuer ein kurzes Radiointerview zu diesem UNO-Tag des Glücks geben. Wie immer verwies ich natürlich auf die Dankbarkeit, den Königsweg für Menschen, die mehr Glück in ihrem Leben erfahren wollen: Sammle täglich drei Dinge, wofür du dankbar bist, und du wirst ein anderer Mensch.

Doch ich wollte nicht bei diesem Basic-Wissen bleiben und erwähnte auch Vergebung als Glücksaktivität, weil ich grad kürzlich ein Unternehmer über Vergebung als Erfolgsfaktor seiner milliardenschweren Firma sprechen hörte.

Und dann ist da der starke Glücksfaktor Verbundenheit: Glückliche Menschen sind verbunden mit sich selbst (sprich: sie lieben sich selbst), sind verbunden mit ihren Mitmenschen und erleben eine Verbundenheit mit etwas Höherem. Für mich ist dieses Höhere der Schöpfergott, der mich daran erinnert, dass ich geliebt bin, weil ich bin.

Genau dies durfte ich letztes Wochenende erleben – wunderschön und heilig.

Herzlichen Dank, lieber Torsten und Klaus-André, für diese Lektion und die Verbundenheit zwischen uns!

Ein anderer Soundtrack dieser Tage ist das wunderschöne Lied «Aus Gnade» von Klaus-André Eickhoff:

Glücksaufgabe

Während ich diese Zeilen schreibe, schlägt mein Herz nicht, es hüpft freudig erregt.

Was lässt dich diese Tage Glück spüren? Wie steht es um deine Verbundenheit mit dir, den Mitmenschen und mit der göttlichen Liebe?

Wenn du dich vertieft mit dem Thema Glück beschäftigen willst, empfehle ich dir natürlich gerne mein Buch Glück finden – hier und jetzt.

Und wenn du dich von der berührenden Lebensgeschichte von Torsten Hebel inspirieren lassen möchtest, kannst du unser Gespräch von letztem Donnerstag hier in unserem Podcast nachhören.