Sommer ade?

Zugegeben, derzeit feiert der Sommer bei uns gerade ein schönes Comeback. Trotzdem hat mich neulich eine herbstlich sentimental-traurige Stimmung erfasst, als wir nach gefühlt einem halben Jahr auf der Terrasse frühstücken der regnerischen Frische nicht mehr zu trotzen vermochten.

Darum ist genau jetzt für mich ein guter Moment, diesen Sommer etwas Revue passieren zu lassen.

Es war ein schöner Sommer, mit vielen schönen Begegnungen, Innehalten, Freiheit, Wärme, Studium, Auftanken, Vorfreude … – genau das, was ich an der Sommerpause, wenn das Tagesgeschäft etwas ruht und Zeit für anderes bleibt, so schätze.

Und doch hat der Sommer sehr besonders angefangen: Genau zwischen Hochsaison und Sommerpause ist mein Vater gestorben. Was seine Krankheit und sein Sterben bei mir ausgelöst haben, teilte ich ja schon hier im GlücksBlog.

Auch zwei Monate nach seinem Tod fehlt er mir, mein Päpu. Die Trauer verändert sich, doch der Herzschmerz über die entstandene Lücke bleibt. Es gab so vieles, das mich in der Zeit des Abschiednehmens berührt hat – die sehr emotionale Gedenkfeier mit Tränen und Lachen, Trauer und Dankbarkeit im kleinen Kreis, das gemeinsame und doch individuelle Verarbeiten als Familie und die vielen, vielen sehr persönlichen Erinnerungen von Menschen, bei denen mein Vater Spuren im Leben hinterlassen hat.

Und als wäre ein Todesfall nicht genug, erhielt ich genau einen Monat nach dem Sterben meines Vaters die Todesnachricht eines lieben Freundes. Auch wenn unsere intensive Freundschaft schon Jahre zurücklag, traf mich die Nachricht voll ins Herz: Er, der mir ein wertvoller Ratgeber war und äusserlich alles hatte, fand sein Glück auf dieser Welt nicht.

Das Leben ist mehr als Trauer

Ja, Verlust von Vater und Freund prägten meinen Sommer. Es war – es ist – intensiv. Und doch bin ich nicht einfach in Trauerstimmung, nicht nur in Trauerstimmung.

Das Leben ist komplex, kompliziert, voller unterschiedlichen, schönen und hässlichen Facetten. Für mich ist das Ziel, diesen bunten Strauss an Emotionen in meinem Leben, in meinem Alltag, zu integrieren. Und nicht einen Monat in Trauerkleider herumzulaufen und danach soll plötzlich alles wieder gut sein. Ist es nicht, die Lücke bleibt, die Lücke schmerzt.

Doch neben dem Schmerz ist da so viel Schönes und Gutes! Genau das kam bei der Gedenkfeier für meinen Vater wunderbar zum Ausdruck: Es war so schön, dass einige Freunde sagten, sie hätten in einem Moment gleichzeitig weinen und lachen müssen.

Und jetzt beim Schreiben merke ich, genau das ist mein Motto des Sommers 2024 «Weinen & Lachen».

Innerlich weinend und lachend habe ich die längst geplante Themenserie «Spuren hinterlassen – Leave a legacy» ausgearbeitet: Ja, mein Vater und mein Freund hinterlassen ein reiches Vermächtnis im Sinn von Segensspuren im Leben von vielen Menschen.

Familienzeiten diesen Sommer waren von Weinen und Lachen geprägt: Ausgelassen haben wir zusammen gelacht, uns am Leben gefreut – auch gerade an neuen Freiheiten nach den Monaten der intensiven Krankheitszeit. Und schluchzend haben wir einander Anteil gegeben an dem, was die Lücke mit uns macht.

Weinen und Lachen gehörte auch zu Begegnungen mit Herzensmenschen. Weil wir offen miteinander über das Leben mit all dem Schönen und dem Herausfordernden sprachen.

Und so ist genau jetzt die richtige Jahreszeit für mein aktuelles Motto. Das Comeback des Sommers bringt die Leichtigkeit zurück: Essen im Garten, kurze Hosen, mit Flipflops durch die Gegend schlendern – ich liebe es. Und die herbstliche Morgenstimmung erinnert mich daran: Zum Leben gehört auch der Nebel, wo der Weg nicht so leicht zu gehen ist.

Glücksaufgabe

Und wie war dein Sommer? Was hat ihn ausgezeichnet? Wofür bist du dankbar? Was hat dich herausgefordert?

Wenn du magst, lass mich gerne dein Moto des Sommers 2024 wissen!

Auffallen um jeden Preis

Was eine Influencerin ist, wissen wir inzwischen alle. Aber hast du schon mal von «Crimefluencer» gehört?

Mit diesem Begriff wird ein Phänomen bezeichnet, das sich gerade vermehrt bemerkbar macht in der Schweiz: Menschen, die durch Gewalttaten Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen, ihre Straftaten auf Plattformen wie Tiktok stellen und darauf hoffen, «viral zu gehen», mit ihren Videos Reichweite und schliesslich Bermühtheit zu erlangen.

Kürzlich schaffte es der bekannteste Delinquent der Schweiz, der als «Carlos» zu einer Berühmtheit wurde, einmal mehr in die Schlagzeilen: Er wurde von einem anderen «Crimefluencer» provoziert, schlug zu und bald schon war alles online – sogar mit einem Spendenaufruf zur Deckung der Anwaltskosten, inszeniert durch die Freundin des Provokateurs.

Die «NZZ am Sonntag» (12. Mai 2024) widmet dem Fall einen Hintergrundbericht. Der Artikel «Reizen bis aufs Blut» beginnt mit folgenden Worten:

«Ohne Aufmerksamkeit sind Menschen nichts.
Sie verkümmern, sie gehen ein.
Babys würden nicht überleben.»

Diese menschliche Sehnsucht gesehen zu werden, ist völlig natürlich und okay. Die Frage ist, wann unser Wunsch nach Anerkennung in ein fehlgeleitetes Haschen nach Aufmerksamkeit kippt. Wir müssen ja nicht gleich «Crimefluencer» werden, es gibt schon viel früher ungesunde Formen des Strebens nach Aufmerksamkeit.

Ich muss der Beste sein

Einige versuchen mit der auf den ersten Blick rühmlicheren Variante alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: Ich will immer und überall Bestleistung abliefern.

Je länger ich über diese Version von Haschen nach Aufmerksamkeit nachdenke und Menschen beobachte, die sie ausleben, desto weniger mag mich das zu überzeugen: Zuerst dachte ich, bestimmt ist dieses Getriebensein nach Bestleistungen ziemlich anstrengend und ab einem gewissen Punkt auch ziemlich ungesund für die betroffene Person, doch wenigsten kommt das Umfeld nicht zu Schaden wie bei den «Crimefluencer».

Aber stimmt das? Der Antreiber, immer die Beste sein zu müssen, bedeutet nicht selten auch, die anderen klein zu halten, Konkurrenten irgendwie aus dem Weg zu räumen (das klingt jetzt schon fast nach «Crimefluencer» …).

Und ganz bestimmt leidet das soziale, familiäre Umfeld von Menschen, die immer zu «on the Top» sein müssen.

Dann also doch lieber auffallen mit schlechten Leistungen? Auch das gibt es: Menschen, die aus Angst, irgendwo im Mittelfeld unterzugehen, lieber als Antithese zum Streber leben.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Variante wirklich befriedigend ist. Zudem leidet auch hier das Umfeld, wenn solche Menschen sich als unzuverlässige Mitarbeitende oder Familienmitglieder in Szene setzen.

Gesehen werden – so wie ich bin

Rafaela Roth schliesst den oben erwähnten NZZ-Artikel mit den bedenkenswerten Worten:

«Der Fall zeigt vor allem auch, was für ein hohes Gut die Aufmerksamkeit ist. Jeder Mensch braucht welche. Aber auf der Jagd nach ihr kann man auch verlorengehen.»

Wir Menschen brauchen Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe. Und wir wünschen uns Orte, wo wir uns zugehörig fühlen. Wir wollen gesehen werden.

Aber was ist das für ein Gesehen werden, wenn ich andauernd eine Rolle als Streberin, Looser oder «Crimefluencer» spielen muss?

Ich wünsche mir, gesehen zu werden, als das, was ich bin: Als Mensch mit seiner Einzigartigkeit, mit meinen Stärken und Schwächen. Nicht Zuwendung erhalten, weil ich leiste, sondern weil ich bin.

Vielleicht bin ich wirklich ein Träumer: In einer Gesellschaft, in der immer mehr Effekthascherei betrieben wird, hoffe ich darauf, dass wir uns diesen Christus zum Vorbild nehmen, der uns bedingungslose Annahme, Zuwendung und Liebe schenkt.

Einmal hat er sogar gesagt: «Kommt zu mir, die ihr euch abmüht. Ich will euch Ruhe und Frieden geben. Und übrigens: Ich schaue auf niemanden herab!» (siehe Matthäus 11,28-30)

Glücksaufgabe

Wo fühlst du dich gesehen als einzigartiger Mensch? Wer liebt dich, weil du bist und nicht weil du – besonders gut oder schlecht – performst?

Und wie würde es aussehen, wenn du Jesus als Vorbild nehmen würdest im Umgang mit deinen Mitmenschen?

Ich träume tatsächlich von einer inklusiven Gesellschaft, wo wir die Kategorien, die Menschen einteilt in Gesunde & Behinderte, Starke & Schwache, Richtige & Falsche überwinden! Es gibt nur Menschen – Menschen mit ihrer Einzigartigkeit! 

Darüber habe ich letzten Sonntag an der gms Matinée gesprochen. Hier kannst du meinen Vortrag «Schwachheit zulassen» nachhören.

Gib dem Göttlichen eine Chance

Das hat mich begeistert: Zu Ostern brachte die NZZ am Sonntag eine Sonderausgabe voller Glücksimpulse. «100 Ideen für ein besseres Leben» wurde den Leser:innen präsentiert.

Vom preisgünstigen Wohnort über die Freude, Steuern zu bezahlen, oder über das Spielen in harten Zeiten bis zum Erfolgsrezept von DJ Bobo – die Ideen sind sehr vielfältig.

Natürlich fehlen auch die Klassiker der Positiven Psychologie, wie ich sie hier im GlücksBlog oder im Glücks-Buch auch gerne ausführe, nicht: «Das Glück lässt sich wie ein Muskel trainieren», Gemeinschaft und Verbundenheit, Dankbarkeit, Vergebung, Vergleichen als Sackgasse, in Erlebnisse statt ins fette Bankkonto investieren …

Während ich mich immer noch an diesen 100 Tipps aus der NZZ am Sonntag abarbeite, kauft sich meine Frau ein schönes, simples Schild mit der Zusammenfassung aller guten Ideen für ein gutes Leben:

Glück ist kein Ziel.
Glück ist eine Art zu leben.

Hm, ich frag mich wieder einmal, warum ich eigentlich so viel Zeit mit meiner Wochenlektüre verbringe, wenn es doch auch so einfach zu haben ist.

Nun gut, dann würden mir auch solche Perlen entgehen. Johannes Läderach, der wahrlich krisen- und Shitstorm-erprobte Chef von Läderach Schokolade, wird auf der Wirtschafts-Aufschlagsseite in grossen Lettern im Titel zitiert:

Machen Sie Ihren Selbstwert nie von Ihrem Job abhängig.

Wie gesagt, das Zitat stammt nicht etwa aus der Bibel oder einem esoterischen Ratgeber! Es steht ganz oben, ganz gross auf der Frontseite des Wirtschaftsteils, da wo sonst mehr Zahlen als Herz dominieren.  Für mich ist das eine schöne Osterbotschaft für viele stressgeplagte Manager und Burnout gefährdete Zeitgenossen.

Erfolg ist schön und gut, doch wenn du dich darüber definierst, läufst du genauso auf eine Sackgasse zu wie die Misserfolg geplagte Person, die sich über ihr Scheitern definiert!

Du bist gut, weil du bist!
Du bist wertvoll, weil es dich gibt!

Du bist geliebt,
mit allem Erfolg und Misserfolg,
allem Schönen und Hässlichen.
Du bist geliebt – brutto!

Definitiv gehüpft bei meiner Wochenlektüre ist mein Pfarrerherz, als ich zum «ältesten Tipp für ein bessers Leben» kam: Praktizierter Glaube. Wow, was für ein schönes, herzhaftes und gleichzeitig Wissenschaft basiertes Plädoyer für eine gelebte Spiritualität.

Zahlreiche Studien unterschiedlichster Fachrichtungen würden belegen, dass «das Vertrauen in ein höheres, transzendentes Prinzip … der Klassiker unter den Tipps für ein besseres Leben» bleibe.

Dabei sei es aber wichtig, dass man nicht in der Theorie, bspw. im Fürwahrhalten von Glaubensüberzeugungen, stecken bleibe. Glaube entfalte dann am besten sein Potenzial, wenn es zur praktischen Anwendung komme:

Kaum jemand wird zum Fussballfan, ohne je in einem Stadion gesessen zu haben. Und sich auf die Wucht eines Theaterstücks einzulassen, fällt einem im Theater eindeutig leichter.

Kurzum: Glaube heisst, sich auf diese transzendente Erfahrung einzulassen. Nicht Dogma, sondern Beteiligung. Ich freu mich an dieser Einladung, sich auf Glaubenserfahrungen einzulassen.

Und wenn ich da an den Oster-Brunch zurückdenke, den ich erleben durfte, fühlte ich genau diese Stärkung durch diese Gemeinschafts- und Gotteserfahrung.

Muss der kritische Zeitgenosse nun auf der Strecke bleiben und seine Zweifel unterdrücken! Nein, der Zweifel darf gerne als Zwilling des Glaubens dabei bleiben. Der Artikel schliesst mit Hinweis auf Blaise Pascal mit dem Gedanke, dass der Glaube sogar Vorteile bringe, selbst wenn sich herausstellen würde, dass Gott nicht existieren würde.

Glücksaufgabe

Wie ich in meinem letzten Artikel «Glück zwischen den Welten» schilderte, gab es für mich in den letzten Wochen sehr berührende Momente.

Aus dieser Fülle heraus nehme ich den Anstoss aus der NZZ am Sonntag gerne auf und mache von ganzem Herzen Werbung für diese Glaubenserfahrung.

Aber wo anfangen? Vielleicht in dem du die Passion auf RTL nachschaust, den Podcast mit Torsten Hebel hörst, vielleicht inspirieren dich auch Gedanken aus meiner letzten Predigt oder du hörst dir das Lied Aus Gnade von Klaus-André Eickhoff an.

Und: Geh ins Stadion! Suche eine Glaubensgemeinschaft, in der du dich wohl und angenommen fühlst und den Fragen des Lebens gemeinschaftlich nachgehen kannst.

Glück zwischen den Welten

Neulich schrieb ich in einer Mail: «Bewege mich grad etwas zwischen den Welten: Arbeit geht ab, Daddy wird schwächer und schwächer.»

Ich habe hier ja schon vorher von der niederschmetternden Diagnose meines Vaters berichtet. Dass er immer noch lebt, ist eigentlich schon ein Wunder. Doch derzeit verlassen ihn seine Kräfte zusehends, dies mitzuerleben ist sehr brutal und traurig. Trotzdem haben wir noch sehr schöne Momente zusammen – wie beispielsweise als wir am Montag stundenlang zusammen im Ehebett meiner Eltern lagen und ich mit meinem Päpu schöne Gespräche führen durfte.

Daneben geht meine Arbeit gerade ab, wie ich es noch selten bis nie erlebt habe: Ganz besonders waren da letzte Woche die Tage mit Klaus-André Eickhoff und Torsten Hebel. Was wir gemeinsam erleben durften, lässt sich kaum in Worte beschreiben: Ein wunderbares Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott, mit einem berührenden Talk mit Torsten und den passenden Liedern von Klaus-André Eickhoff dazu.

Es folgten wunderbare Momente der persönlichen Begegnung – viel Lachen, grosse Offenheit, echtes Interesse, berührende Momente – heilig.

Und dann der Samstagabend: Erstmals ein Kultur & wunderBar ausserhalb von Studen. Wie es dazu kam, dass wir in einer mit 120 Personen gefüllten Kapelle in Lyss diesen einzigartigen Abend erleben durften, ist eine Geschichte für sich. Dass es so stimmig war, Torsten und Klaus-André in Hochform, ausserordentlich engagierte Mitarbeitende, überall glückliche Gesichter, energiegeladene Aufbruchstimmung … – ein grossartiges Geschenk.

Das macht soviel Sinn, Mut und Hoffnung. Ja, das erfüllt mich.

Zum Abschluss der CH-Tour TATSÄCHLICH LIEBE! sassen wir im kleinen Kreis mit den beiden deutschen Künstlern zusammen und waren uns einig: Wir durften da Teil von etwas ganz Besonderem sein.

Ich hatte zwei Künstler engagiert und dabei zwei Freunde gewonnen.

Am Sonntagabend war ich von mir selbst überrascht: Diese Emotionalität, dieses tief bewegt sein, eine Art Glückseligkeit – das kenne ich selten von mir.

Es war so intensiv, dass da plötzlich der passende Soundtrack in Form eines alten Pur-Hits durch mein Herz und Kopf schwirrte:

Glücksaktivität Verbundenheit

Heute, 20. März, ist internationaler Tag des Glücks. Dank meinem GlücksBuch durfte ich auch heuer ein kurzes Radiointerview zu diesem UNO-Tag des Glücks geben. Wie immer verwies ich natürlich auf die Dankbarkeit, den Königsweg für Menschen, die mehr Glück in ihrem Leben erfahren wollen: Sammle täglich drei Dinge, wofür du dankbar bist, und du wirst ein anderer Mensch.

Doch ich wollte nicht bei diesem Basic-Wissen bleiben und erwähnte auch Vergebung als Glücksaktivität, weil ich grad kürzlich ein Unternehmer über Vergebung als Erfolgsfaktor seiner milliardenschweren Firma sprechen hörte.

Und dann ist da der starke Glücksfaktor Verbundenheit: Glückliche Menschen sind verbunden mit sich selbst (sprich: sie lieben sich selbst), sind verbunden mit ihren Mitmenschen und erleben eine Verbundenheit mit etwas Höherem. Für mich ist dieses Höhere der Schöpfergott, der mich daran erinnert, dass ich geliebt bin, weil ich bin.

Genau dies durfte ich letztes Wochenende erleben – wunderschön und heilig.

Herzlichen Dank, lieber Torsten und Klaus-André, für diese Lektion und die Verbundenheit zwischen uns!

Ein anderer Soundtrack dieser Tage ist das wunderschöne Lied «Aus Gnade» von Klaus-André Eickhoff:

Glücksaufgabe

Während ich diese Zeilen schreibe, schlägt mein Herz nicht, es hüpft freudig erregt.

Was lässt dich diese Tage Glück spüren? Wie steht es um deine Verbundenheit mit dir, den Mitmenschen und mit der göttlichen Liebe?

Wenn du dich vertieft mit dem Thema Glück beschäftigen willst, empfehle ich dir natürlich gerne mein Buch Glück finden – hier und jetzt.

Und wenn du dich von der berührenden Lebensgeschichte von Torsten Hebel inspirieren lassen möchtest, kannst du unser Gespräch von letztem Donnerstag hier in unserem Podcast nachhören.

Das Leerbuch

Neulich lernte ich Rolf Marti kennen. Das war ein Vergnügen. Da war einerseits sein Konzert (Programm «zwöierlei» zusammen mit Ädu Trubädur Baumgartner) – ein kultureller Leckerbissen, der im vollbesetzten H2 für eine heitere Stimmung sorgte. Nachdenkliches und Humorvolles reichten sich die Hand. Grad wie im richtigen Leben abseits der Bühne.

Anderseits war da die persönliche Begegnung mit einem spannenden Menschen. Ein Geschichtenerzähler, Philosoph und Ästhet in einem. Leider war die Zeit an der wunderBar nach dem Konzert etwas knapp, um dem tiefschürfenden Philosophieren über die Welt im Allgemeinen und das Leben im Speziellen den gebührenden Raum zu geben.

Dafür hat mir Rolf sein «Leerbuch» als Erinnerung dagelassen. Ein Büchlein, das hält, was es verspricht: «Die reine Leere» enthält rund 80 Seiten vollständiger Leere. Worte sucht man vergebens, auch keine Karos sind zu finden und sogar Linien fehlen in diesem Büchlein.

«Die reine Leere» von Rolf Marti ist eine Einladung zum Selberdenken. Mir gefällt diese Art Humor: Zuerst ist es irritierend, dann lustig und schlussendlich bringt es einem (hoffentlich) zum Nachdenken.

Ja, wie gehen wir mit all den Menschen um, die für sich in Anspruch nehmen, «DIE» Wahrheit, die «reine Lehre», gepachtet zu haben?

Oder mit Menschen, die eben etwas kleinkariert in jeder Situation wissen, was richtig und falsch ist?

Zum wundervollen, minimalistischen Leerbuch passt, was ich dieser Tage bei einem anderen Marti, bei Lorenz Marti, gelesen habe:

Die Sprache (…) kennt zwar Lebensfragen –
aber keine Lebensantworten. (…)
Lebensfragen stehen keine
Lebensantworten gegenüber.
Diese Stelle bleibt leer.

Lorenz Marti gibt zu bedenken, dass wir im Duden das Wort Lebensantworten vergebens suchen – und dass uns dies etwas zu sagen hat.

Wir machen es uns zu einfach, wenn wir meinen, auf die grossen Fragen des Lebens gebe es einfache, allgemeingültige «Lebensantworten».

Den grossen Fragen nachzuspüren, nach Gott und Sinn zu fragen, ist gut und gehört zum Menschsein. Diese Suche hat sogar etwas Völkerverbindendes, weil wir unabhängig unserer Herkunft ähnliche Fragen stellen.

Und genau dafür ist gerade so ein «Leerbuch» super hilfreich: Wir können unsere Fragen und Gedanken festhalten. Betonung auf «unsere». Weil unsere Antworten immer individuell, biographisch und kontextabhängig bleiben.

Natürlich dürfen wir voneinander lernen, gemeinsam Fragende sein – unbedingt sogar! Gemäss Lorenz Marti ist es die Aufgabe der Religion, uns mit unseren existenziellen Fragen nicht alleine zu lassen, «ohne abschliessende Antwort zu erwarten».

Besser ist es, Mut zu machen, mit unseren Fragen unterwegs zu sein, in Kontakt zu bleiben.

Und so bekommt das Ganze für mich in einer superkomplexen Welt etwas Befreiendes: Ich kann und muss nicht auf alles eine Antwort haben. Wichtiger ist «die Bereitschaft, mit den Fragen zu leben» (Lorenz Marti in «Türen auf»).

Glücksaufgabe

Welche Fragen würdest du in deinem «Leerbuch» notieren?

Und wie gut gelingt es dir, wenn Fragen offenbleiben oder statt Antworten sogar noch mehr Fragen dazukommen?

Wo erlebst du das Glück, nicht auf alles eine Antwort haben zu müssen?

Übrigens: Das Leerbuch kann direkt beim «Autor» für 5 Franken bestellt werden.

«No Limits» war gestern

Ich erinnere mich, wie ich als Jugendlicher in einem Winterlager der JG (Jugendgruppe) zusammen mit einem Team Inputs zum Thema «No Limits» gab.

Einige Jahrzehnte später habe ich letzten Sonntag auch wieder über Grenzen gesprochen. Diesmal mit einem ganz anderen Motto: «Grenzen – ein göttliches Geschenk?». 

Was jetzt? Grenzenlos unterwegs oder Grenzen freudig umarmen? 

Dem jugendlichen Enthusiasmus sind Grenzen naturgemäss zuwider. Man will ausbrechen, die Welt erobern und sich nicht limitieren lassen.

Zugegeben: Ich liebe Begrenzungen immer noch nicht. Doch ich sehe mit einer gewissen Lebenserfahrung, dass Grenzen nicht bloss da sind, um mich zu limitieren. Tatsächlich schützen sie mich auch.

Während der aktuellen Matinée-Serie sind wir mit dem Buch Emotional gesunde Nachfolge von Pete Scazzero unterwegs. Bezüglich Grenzen hat mich ein Zitat von Pete ganz besonders angesprochen:

«Eines der Anzeichen für wachsende geistliche Reife ist es, ein ganzes Ja zu unseren gottgegebenen Grenzen zu finden. Leider lehnen sich die meisten von uns gegen Grenzen auf – gegen ihre eigenen und die anderer Menschen.
Wir erwarten viel zu viel von uns und sind deshalb häufig resigniert, enttäuscht oder wütend. Eine der Hauptursachen für Burn-out liegt darin, dass wir geben, was wir nicht besitzen.»

Das find ich unheimlich stark.

Zerbrochen an den Erwartungen

Wie viele Menschen erleben genau das, was hier beschrieben ist: Wir sind immer wieder enttäuscht, müde, resigniert – und vielleicht sogar verärgert und wütend.

Warum? Wenn die These von Pete Scazzero stimmt, gibt es da einen Zusammenhang mit unseren Erwartungen. Unseren Erwartungen an uns selbst. Und unsere Erwartungen an andere.

Und was tun wir jetzt damit? Uns einfach noch ein bisschen mehr anstrengen? Noch länger arbeiten, noch mehr Aufträge annehmen, noch mehr «Jöblis» sammeln, uns noch mehr um die Kinder, Eltern, Nachbarn … kümmern? Noch luxuriösere Ferien, noch mehr Hobbys, mehr Freunde …?

Noch mehr von allem – in der Hoffnung, dass wir so unsere Erwartungen an uns selbst endlich befriedigen können?

Das klingt für mich nach einem Weg direkt in die Sackgasse.

Besser scheint mir, das Lebensmotto «no limits» auszutauschen. Zum Beispiel mit «weniger ist mehr». Und dabei entdecken: Grenzen und Begrenzungen sind nicht gegen mich, sondern für mich.

Einfach mal ohne schlechtes Gewissen weniger von sich und von anderen erwarten. Ich weiss noch nicht, ob mir das gelingt. Aber ich will das Experiment wagen und vermute, dass sich hier ein weiterer Weg ins Glück auftun könnte.

Glücksaufgabe

Hast du auch schon erlebt, dass du gegeben hast, was du nicht besessen hast? Hast du vielleicht sogar Burn-out Erfahrungen hinter dir?

Wie könntest du einen gesunden Umgang mit deinen Grenzen einüben? Wo gilt es, dir und anderen Grenzen zu setzen?

Wenn du dich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen willst, kannst du hier gerne meine Predigt «Grenzen – ein göttliches Geschenk?» nachhören?

Bilder im Kopf

Es gab Jahre, da hab ich mir ganz konkrete Neujahrsvorsätze gefasst und sogar andere angeleitet, wie man mit einem PEP (Persönlicher Entwicklungsplan) erfolgreich ins neue Jahr starten kann.

Auf die lange Sicht darf ich auch feststellen, dass mich mein zielorientiertes Vorgehen, sprich die Klarheit über meinen Fokus, «weit» gebracht hat.

Ja, gerade gestern Abend hörte ich mich beim Neujahrs-Gönner-Apéro von gms/Happy Kids diesen Satz sagen: «Dieses Jahr wird das gms 25jährig – und ich liebe diese Arbeit mehr denn je!». Und das hat damit zu tun, dass wir seit 25 Jahren fokussiert, gar hartnäckig, den einen Traum verfolgen – Safe Places, Begegnungsräume, zu schaffen, wo sich unterschiedlichste Menschen wohl und angenommen fühlen und für ihr Leben und Glauben inspiriert werden.

Weil wir unterwegs nicht aufgegeben haben und unsere Vision nicht nach den ersten Schwierigkeiten austauschten, dürfen wir heute hier und da Früchte unserer Investitionen ernten.

Darum: Fokus ist gut und wichtig! Und Neujahrsvorsätze, wenn sie mehr als eine halbherzige Wunschvorstellung sind, können zu wertvollen Meilensteinen auf dem Weg werden.

Meine Top Ten

Trotzdem habe ich mich dieses Jahr mehr mit dem Rück- als mit dem Ausblick beschäftigt: Zum Jahreswechsel habe ich während 10 Tagen je ein Bild aus meinen TOP TEN 2023 auf Facebook und WhatsApp geteilt.

Was für besondere, schöne Momente aus dem vergangenen Jahr bleiben hängen, hab ich mich gefragt und dabei als Gedankenstütze meine Fotos auf dem iPhone «durchgeswipet»: Als absoluter Höhepunkt bleibt der Vater-Sohn-Urlaub in Arizona hängen, dann gab es viele schöne Begegnungen mit alten und neuen Freunden, Erfolgserlebnisse bei der Arbeit, fröhliche (und schwere) Familienmomente …

Ich liebe es, meine Gedanken zu verschriftlichen und so habe ich natürlich schon oft meine Ziele in Worten festgehalten. Beim Anblick der Top Ten 2023 merkte ich: Da braucht es gar keine Worte mehr. Ich will, dass diese Bilder in mir haften bleiben.

Und diese Bilder im Kopf – und vor allem im Herzen – wecken in mir die Sehnsucht nach mehr davon.

So werden die Bilder aus dem Jahresrückblick zu meinem Neujahrsvorsatz: Ich will Raum schaffen, dass auch 2024 solche Erlebnisse Platz haben. Ich will Beziehungen gestalten, den Moment geniessen, Neues erleben.

Ob die Neuropsychologin oder der (Mental)Trainer: Immer mehr Fachleute, so kommt es mir mindestens vor, weisen darauf hin, welch starken Einfluss unsere inneren Bilder auf uns haben.

Gerade diese Woche habe ich in einem Podcast von der Taktik gehört, einen Trigger dadurch zu stoppen, dass man ihm ein anderes, im besten Fall humorvolles Bild, entgegenhält. Statt mich von einem Trigger runterdrücken zu lassen und vielleicht in Panik zu landen, ist es möglich, innerhalb einer Millisekunde Gegensteuer zu geben – und durch das lustige Bild kommen wir ins Lachen: Humor vertreibt somit die Angst.

Der schlechteste Neujahrsvorsatz war schon immer «Ich muss joggen gehen und abnehmen!». Bringt nichts!

Aber positive Bilder im Kopf – das bewegt was.
Probiers aus!

Glücksaufgabe

Welche schönen Momente, Bilder!, willst du mit ins neue Jahr nehmen? Und was für Bilder sollen dein 2024 prägen?

Mit dir ist jeder Tag Weihnachten

Eigentlich bin ich ja kein besonders sentimentaler Typ, aber halt schon romantisch veranlagt. Und so kommt es, dass mich die wohlig-warmen Weihnachts-(Liebes)Komödien alljährlich aufs Neue in ihren Bann ziehen.  

Wie schön ist es doch, wenn Menschen, die sich gerade noch fremd waren und unterschiedlichen sozialen Schichten angehören, sich beim Güetsli-Backen näherkommen und sich schliesslich in grosser Verbundenheit um den Weihnachtsbaum versammeln …

In einem eben dieser schönen Weihnachtsfilmen sind die gestresste Mutter und der entschleunigte Vater aneinandergeraten:

Sie: «Du bist einfach zu nett!»
Er: «Es würde der Welt besser gehen,
wenn mehr Menschen nett wären.»

Dem stimme ich zu.

Und dann jedes Jahr die herzerwärmenden TV-Spots der Grossverteiler. Ich liebe es!

Dieses Jahr hat mich derjenige von Coop besonders angesprochen:

Ich freu mich, dass Warenhäuser wie Coop uns mit Werbekampagnen daran erinnern: Uns Menschen geht es besser, wenn wir gut zueinander sind. Wenn wir einander ein Lächeln schenken. Eine ermutigende Message kann nachhaltig etwas bewegen!

Übrigens, die Kampagne von Coop bleibt nicht bei den schönen Bildern stehen, sondern lädt uns mit passend gestalteten Karten dazu ein, einander ganz konkret mit ermutigenden Nachrichten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Und es geht noch weiter: Gerade gestern hat mir jemand erzählt, dass sie während dem Einkaufen in den Regalen eine solche ermutigende Botschaft gelesen hätte. Natürlich hatte die Frau ein Lächeln im Gesicht, als sie mir davon erzählte.

Darum: Just do it!! Und nicht nur in der Weihnachtszeit.

Aber: Unser Nett-sein, unser Gutes tun, muss aus einer «genährten Seele» (aus einem vollen Akku) kommen – sonst sind es bloss noch mehr To-Do’s auf unserer Liste und der Weihnachtsstress ist komplett.

Lass dein sein Licht leuchten

Effektiv auftanken, eine gesunde Life-Balance pflegen, zielbewusstes Zeitmanagement, wissen, was einem Energie spendet und was Energie kostet – all das sind immer mal wieder Themen hier in meinem GlücksBlog oder auch in unseren Workshops. Und das sind absolut wichtige Themen, weil keine:r von uns pausenlos aktiv sein kann.

Doch zu Weihnachten möchte ich noch eine Schicht tiefer graben: Was hält deine Seele am Leben, was ist dein inneres Licht?

Wie die Weihnachtsfilme gehören auch Gospel-Konzerte in die aktuelle Jahreszeit. Neulich bei einem solchen Konzert trat der Chor am Ende von der Bühne und die Sänger:innen umkreisten mit einem Licht in der Hand das Publikum. Alle zusammen sangen wir den Gospel «Shine your Light».

Wow, Hühnerhautmoment!

Ich lass mich hineinziehen in diese schöne, emotionale Stimmung. Das Lied ist mir bekannt (Erinnerungen an überwältigende Konzerte vom Oslo Gospel Choir), ich singe mit und hänge dem Text nach.

Zuerst singen wir: Shine your light in me, Jesus.

Was für ein wohltuender Unterschied zur Aufforderung von Coop und anderen: Nicht ich muss die ganze Zeit leuchten, nett sein, Gutes tun. Da ist einer, der mit seinem Licht mein Innerstes berühren will.

Dann geht’s weiter: Shine your light on me, Jesus.

Mein Leben darf aufgehoben sein in diesem Friedensbringer, denn sein Licht leuchtet auf mein Leben.

Und schliesslich singen wir alle zusammen: Shine your light through me Jesus.

Ja, wir wollen das göttliche Weihnachts-Licht aufnehmen, damit dieses Licht durch uns leuchtet.

Es ist dasselbe Anliegen wie beim erwähnten Weihnachtsfilm und in vielen adventlichen TV-Spots: Bring Licht, Liebe, Wärme, Nettigkeit in diese Welt, weil wir Menschen das brauchen – immer wieder und nicht nur in der kalten, dunkeln Jahreszeit.

Doch einen sehr wesentlichen Unterschied gibt es: Es ist nicht mein eigenes Licht, das die ganze Zeit leuchten muss! Dieses göttliche Kind in der Krippe will auch mich beschenken, mit anzünden, mir sein Licht schenken – damit es durch mich in diese Zeit hineinleuchtet.

Darum nochmals die Frage: Was ist dein inneres Licht?

Glücksaufgabe

An der letzten gms Matinée habe ich darüber gepredigt, wie wir unsere Seele nähren können (die Message kann im Podcast nachgehört werden).

Es war mir wichtig, dass wir aus der Stille heraus agieren. Und zum Schluss habe ich uns alle herausgefordert, das schöne Kartenset von Coop für eine praktische Umsetzung zu nutzen. Ich lud dazu ein, die darin enthaltenen drei Karten wie folgt zu nutzen:

Schreib dir selbst eine Karte, eine an Jesus und die dritte als Ermutigung an einen Mitmenschen.

Passenderweise hat eine dieser Karte bereits die Aufschrift «Mit dir ist jeder Tag wie Weihnachten».

Das ist die Weihnachtsbotschaft: Mit Jesus ist immer Weihnachten. Sein Licht möchte unsere Tage rund ums Jahr erhellen.

Vielleicht liegt bei dir auch noch so ein Kartenset des Grossverteilers herum. Lässt du dich auf diese Aufgabe ein?

Weggetragen

«Du hangisch wieder», wurde mir Ende September mehrmals gesagt. Gemeint war, dass auch mein Kopf im Plakat-Wald des Wahlherbstes zu finden war.

Auch wenn ich mich nach mehreren Wahlkämpfen (mit mehr oder weniger Ambitionen) daran gewöhnt habe, wochenlang an einem Plakat von mir selbst vorbeizufahren – es bleibt etwas Spezielles und irgendwie auch Unangenehmes.

Schön war dieses Jahr, dass mir Kids auf dem Schulhausplatz «Sälü Herr Gerber» nachgerufen haben. Erschreckend fand ich, wie viele Menschen unser, zugegebenermassen kompliziertes und für Kleinparteien auch unfaires, Wahlsystem nicht begreifen: «Wenn sein Plakat im Dorf hängt, dann will er auch unbedingt in den Nationalrat». Nein, das war nicht so, ich wollte nur meiner Partei (EVP) helfen und unserem Nationalrat (Marc Jost) zur Wiederwahl verhelfen.

Soweit so gut, um Politik soll es hier nicht gehen.

Eine Szene nach den Wahlen war so skurril, dass ich sie hier mit euch teilen will: Als wir durch ein Nachbardorf fuhren, sahen meine Frau und ich, wie ein Werkhof Mitarbeiter gerade den Plakatständer mit meinem Kopf darauf wegtrug.

Das ist eingefahren: Ich werde einfach weggetragen. Ein starker Mann nimmt mich einfach so unter seinen Arm – und weg bin ich.

Wir schauten der Szenerie etwas perplex zu und verpassten es so leider, ein Foto davon zu schiessen. Ein solches Bild hätte meine Gedanken hier eindrücklich untermalen können. Nun setz ich einfach auf deine Vorstellungskraft!

Endlichkeit vor Augen

Dieses Bild, wie ich weggetragen werde, brannte sich sofort in mein Herz. Deutlicher kann man nicht mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert werden. Meine Zeit, mein Sein und Tun, all die schönen Beziehungen und all mein freudiges Wirken, aber auch sämtlicher Schmerz des Alltags – all das hat ein Verfallsdatum.

Irgendwann werde ich nicht mehr sein!

Und bei dir ist es genauso!

Ich finde diesen Gedanken nicht bedrohlich – auch wenn ich hoffe, dass mein Verfallsdatum noch einige Jahre auf sich warten lässt.

Doch die Endlichkeit vor Augen ist für mich eine Einladung, mein Leben bewusst zu gestalten. Mich regelmässig, ganz besonders um meinen Geburtstag herum (war gestern), zu fragen, was ich durch mein Sein und Tun bewegen will und was ich eines Tages hinterlassen will.

Die Amis sprechen da schön von «Leave a legacy», die deutsche Übersetzung kommt nicht an diesen schönen Satz heran: Ein Vermächtnis hinterlassen.

Aber bleiben wir dabei: Welches Vermächtnis wollen wir zurücklassen? Das entscheidet sich heute – und nicht auf dem Sterbebett!

Die kleinen Entscheidungen des Alltags bestimmen, welche «Legacy» wir einmal zurücklassen werden.

Das Bild meines Wegtragens ist kaum an Dramatik zu überbieten, wenn ich dir jetzt noch etwas ganz Persönliches anvertraue: Genau in diesen Tagen, als sich die Szenerie abspielte, erfuhren wir, dass die Chemotherapie bei meinem Vater sein Ziel verfehlt und er besser seiner baldigen Endlichkeit ins Auge schaut.

Lass uns im Bewusstsein leben, dass wir möglicherweise schon morgen weggetragen werden.

Glücksaufgabe

Meine Hoffnung, dass es auch nach dem endgültigen Wegtragen meiner Selbst nicht zu Ende ist, nährt sich aus meinem Vertrauen in die christliche Verheissung: Nach dem unvollkommenen Leben im Hier und Jetzt mit all seiner Schönheit und seiner Tragik, wartet auf uns ein vollkommenes Leben im Jenseits. All unsere Sehnsüchte werden da gestillt werden.

Und welche Hoffnung trägt dich über die Endlichkeit des diesseitigen Lebens hinaus?

Nach den vielen Worten hier ein Lied, das mich bewegt und etwas von dieser Hoffnung ausdrückt:

Dreifach dankbar

Wenn die WhatsApp-Statusmeldungen und überhaupt die Social Media Kanäle mit Fotos geschwemmt werden, die allesamt auch von der Tourismusförderung stammen könnten, sind die Menschen wiedermal irgendwo auf der Welt im Urlaub.

Auch ich genoss gerade wohltuende Herbstferien bei sommerlichem Wetter – zuerst einige Tage in der Umgebung von Colmar mit den hübschen elsässischen Städtchen an der Weinstrasse. Danach haben wir dem Begriff «Ferien auf Balkonien» Leben eingehaucht und auf unserem Balkon mit Morgensonne ausgedehnt gefrühstückt und anschliessend per Rad die Schönheiten unserer Region genossen.

Unser letzter Ausflug führte uns (dies natürlich ohne Velos) auf die Schynige Platte. Nach der eindrücklichen Panoramawanderung standen wir plötzlich vor einem Rega-Helikopter. «Ui, was ist denn da passiert?» Es schien sich nicht um Schwerverletzte zu handeln, aber es gab mehrere Menschen, die ärztliche Hilfe benötigten und nicht per langer Bahnfahrt ins Tal transportiert werden konnten.

Da stand ich also mit dutzenden anderen vor der wunderbaren Bergkulisse und bestaunte, wie sich der Helikopter von seinem kleinen Parkplatz erhob:

Ich habe eine ganz spezielle Beziehung zum Rega-Helikopter. Einerseits bin ich einfach fasziniert davon. Anderseits sagt meine Frau, meine Reaktion auf diese fliegenden Rettungsstationen hätten etwas Traumatisches. Das ist bestimmt so: In meiner Jugend musste mein Mami nach einem Hirnschlag mit dem Rega-Heli ins Inselspital geflogen werden.

Genial, was der Mensch fertigbringt

Wenn es um Technik geht, bin ich ein dankbarer Anwender ohne technisches Verständnis. Gerade heute Morgen musste ich zugeben, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, wie eine Wärmepumpe funktioniert, obwohl wir seit heute damit heizen. Der Fachmann gab mir einen kurzen Crashkurs für «Dummies» – jetzt habe ich wenigsten eine Idee davon.

Schlimmer noch, wenn im Radio innerhalb einer Newssendung versucht wird, zu erklären, was der neue Nobelpreisträger erfunden hat … Ich verstehs nicht.

Aber ich bin dankbar dafür! Ist es nicht genial, was die Menschen mit technischem Verständnis alles entwickelt haben? Von den Bauwerken im Elsass, über die Fortbewegungsmittel von Velo, Schiff, Bahn und Auto oder das Hörbuch, das wir dank technischen Geräten im Auto, daheim oder auf einem Bänkli an der Aare abspielen konnten, dem genialen Escape Room zum Abschluss unserer Ferien … überall hat Technik zu meinem Ferienerlebnis beigetragen. Dafür bin ich dankbar!

Genial, wie Menschen sich kümmern

Was wäre die Technik, ohne Menschen, die sie nutzbringend einsetzen? Was wäre ein Rega-Heli ohne Pilotin und vor allem ohne Notarzt?

Ich war in meinen Ferien zum Glück nicht auf die Hilfe von den Rega-Menschen angewiesen. Aber wie gut, dass es in den zahlreichen Restaurants, die wir besuchten, Menschen gab, die sich kümmerten und dafür sorgten, dass der Restaurantbesuch nicht nur zur Nahrungszufuhr diente.

Es gibt so viele Menschen, die sich im Dienstleistungsbereich, in der Betreuung, Bildung oder im Gesundheitswesen kümmern – wenn sie dies sogar noch mit Herz tun, ist es doppelt genial. Dafür bin ich dankbar!

Genial, wie alles geschaffen ist

Meine Herbstferien lieferten auch Momente des Staunens über Naturschönheiten: Vollmond auf dem Bözingenberg, die Rebberge bei Colmar, der Flusslauf der Aare und natürlich als krönender Abschluss Eiger, Mönch und Jungfrau.

Es ist einfach ein göttliches Geschenk, von so viel Schönheit umgeben zu sein. Dafür bin ich dankbar!

Wenn ich also an meine Ferien zurückdenke, bin ich dreifach dankbar. Und dort oben vor Eiger, Mönch und Jungfrau, wo sich gerade der Rega-Heli erhob, kam all das zusammen:

Danke für die Menschen, die diese Technik erfunden haben!

Danke für die Menschen, die sich kümmern!

Danke für den Gott, der uns mit seiner Schöpfung beschenkt!

Glücksaufgabe

Um es wieder einmal gesagt zu haben: Dankbarkeit ist der Königsweg ins Glück.

Für was bist du gerade jetzt dankbar?