Wer bringt dich zum Blühen?

Wer andern eine Blume sät, blüht selber auf!
Verfasser unbekannt 

Das kennen wohl ganz viele: Nach den Sommerferien wartet ganz viel Arbeit auf einem. Da sind unzählige E-Mails, die gesichtet und beantwortet werden sollten, die Liste der „To-Do’s“ ist während der Abwesenheit länger und länger geworden und zwischen dem zu bewältigenden Arbeitsberg werden noch diverse Meetings angesetzt.

So ist es mir in den letzten Tagen auch ergangen und kaum nach den erholsamen Ferien spürte ich einen grossen Druck auf mir lasten und meine Life-Balance kam ziemlich rasch ins Ungleichgewicht. Ich bin nicht der Einzige damit. Wie oft hören wir in diesen Tagen den Satz: „Ja, die Ferien waren gut – ich habe aber schon wieder Ferien nötig.“?

Aufblühen im Alltag

Es kann doch nicht sein, dass wir uns kaum paar Tage oder Wochen zurück aus den Ferien schon wieder als Getriebene der Arbeit fühlen, gefangen im Hamsterrad. So stelle mindestens ich mir das Leben, das uns geschenkt wurde, nicht vor.

Und genau darum habe ich mir kürzlich schon am Morgen früh im Büro gesagt: So, ich hab zwar einen grossen Arbeitsberg vor mir und mein Nachbar ist auch gerade mit übermässig vielen Aufträgen beschäftigt, aber jetzt geh ich trotzdem auf eine Tasse Kaffee zu ihm. Das wird uns beiden gut tun. Und so war es auch.

Das obige Zitat vom Blumensäen und Aufblühen erinnert uns an die schöne Wahrheit, dass es uns selbst gut tut, wenn wir andere beschenken, ihnen Gutes tun. Anderen helfen hat auch einen heilsamen Aspekt für uns selbst. Ausprobieren erwünscht!

Ich will jedoch den Fokus noch auf etwas Anderes legen: Wir brauchen gute Gemeinschaft um aufblühen zu können. Wir brauchen andere Menschen, die uns gut tun. Ein Umfeld, in dem uns wohl ist, in dem wir nicht unter Druck stehen. Menschen, die uns auch zehn Tage nach den Sommerferien helfen, unsere Life-Balance im Auge zu behalten.

Wer sind diese Menschen in Ihrem Leben? Anders gefragt: Wer bringt Sie zum Blühen?

Manchmal ist es wichtig, trotz Hektik und Arbeitsbelastung – oder gerade wegen dieser Belastung ist es wichtig – die Strasse zu überqueren und mit unserem Nachbarn eine Tasse Kaffee zu trinken. Manchmal ist es wichtig, zum Telefon zu greifen und die Freundin im fernen Ausland anzurufen. Manchmal ist es wichtig, sich einer Person anzuvertrauen, die einem in der Persönlichkeitsentwicklung unterstützt. Manchmal ist es wichtig, sich mit Freunden zu einem gemütlichen Abend zu verabreden.

Eigentlich sind all diese Dinge nicht nur manchmal wichtig. Sind nicht Beziehungen das Wichtigste überhaupt in unserem Leben? Gestern Abend hat eine Frau erzählt, wie ein Todesfall in ihrer Familie sie brutal daran erinnert hat, dass es plötzlich zu spät ist für so vieles, das man eigentlich noch wollte. Was uns absolut wichtig ist, dürfen wir nicht auf später verschieben. Man weiss nie, wann es zu spät ist.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

Gemeinsam unterwegs

Was der Sonnenschein für die Blumen ist,
das sind lachende Gesichter für die Menschen.

Joseph Addison

Letzten Monat war ich als Gesprächsgast im NextGen in Biel eingeladen. Eine Gruppe von jungen Erwachsenen wollte sich zusammen mit mir einen Abend lang Gedanken zum Thema Berufung machen. Es wurde ein speziell schöner Abend: Schon das blosse Zusammensein mit dieser engagierten, im positiven Sinn kritischen Gruppe war eine freudige Sache – Inspiration pur.

Und was den Abend für mich zusätzlich besonders wertvoll machte, war der Themenkreis, um welchen sich unsere Gespräche drehten: Berufung, Lebensgestaltung, Gottesbeziehung und – was ganz besonders auch zum Lebensabschnitt der NextGener gehört: Liebe und Partnerschaft.

Die Begegnungen und Gespräche waren so inspirierend für mich, dass es mir schien, als würde die Zeit stillstehen. Und wahrscheinlich hätte ich mit diesen lebenshungrigen, motivierten jungen Menschen noch die ganze Nacht über Berufungsfragen diskutieren können – so sehr fasziniert mich dieses Thema.

Inspirierende Gemeinschaft

Ich bin immer wieder auf der Suche danach, was aus einer gewöhnlichen Gruppe von Menschen eine inspirierende Gemeinschaft macht. Darüber hab ich auch schon hier im Blog nachgedacht (z.B. im Artikel Kann man Gemeinschaft organisieren? oder in Look Up) und die vielen positiven und weniger positiven Erfahrungen zeigen mir: Inspirierende Gemeinschaft kann man nicht machen. Sie lebt – oder eben nicht.

Das tönt jetzt natürlich etwas resignierend, so als hätten wir die Sache mit ermutigender Gemeinschaft und tragfähigen Freundschaften überhaupt nicht in der Hand. Natürlich gibt es einige Elemente, die den Aufbau einer Gemeinschaft mit positiver, inspirierender Dynamik fördern – und solche, die gerade alles andere als förderlich sind. Und trotzdem: Nach meiner bisherigen Erfahrung bleibt es ein Geschenk, wenn eine solche Gemeinschaft entsteht und sich die einzelnen Teile der Gruppe gegenseitig beflügeln.

Aus dem eingangs geschilderten Beispiel lassen sich einige fördernde Elemente ablesen, die ich auch in ganz anderen Settings (z.B. in Ehevorbereitungs-Coachings) erlebt habe:

  • Das Treffen der Gemeinschaft hat einen Grund, der mich anspricht.
    Im Beispiel war es das Thema Berufung. Wenn meine Leidenschaft angesprochen wird, bin ich selbst hellwach dabei.
    Themen-/interessenorientierte Gemeinschaft hat deutlich höhere Chancen, inspirierend erlebt zu werden, als traditionsorientierte oder sogar Gemeinschaft aus Pflichtgefühl.
  • Die Leute, die sich da treffen, sind mir sympathisch.
    Wer trifft sich schon gerne mit Leuten, die er nicht mag? Es liegen uns einfach nicht alle Menschen gleich gut. Während wir mit den Einen stundenlang zusammen sein können und wollen, kostet uns Gemeinschaft mit anderen ganz viel Energie.
    Einer meiner Leadership-Vorbilder, Bill Hybels, fragt da: Stimmt die Chemie? Natürlich können wir das, besonders im Job, nicht immer auswählen. Und doch: Wenn der „Chemie-Faktor“ auch in Arbeitsteams höher gewichtet würde, wäre ganz bestimmt auch das Resultat ein besseres!
  • Abgeschlossene Projekte haben es einfacher.
    Da gibt es einen Interessenkonflikt: Tragfähige Gemeinschaft entsteht durch Langfristigkeit. Auf der anderen Seite sind Menschen motivierter und engagierter dabei, wenn es sich um ein abgeschlossenes Projekt handelt.
  • Die Gemeinschaft tritt sich auf Augenhöhe.
    Auch wenn der Eine vielleicht ein Experte auf dem Thema ist oder einen viel grösseren Erfahrungsschatz mitbringt, damit Gemeinschaft für alle beteiligte inspirierend ist, braucht es Begegnungen auf Augenhöhe. Das heisst: Besserwisser, Dauerschwätzer oder Ewignörgler sind nicht wirklich förderlich.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

Look Up

Individualismus bedeutet heute, daß man alles tut,
was alle anderen tun – bloß einzeln.

Rock Hudson

32 Millionen Klicks in nur zwei Wochen – das muss man zuerst mal hinkriegen. Gary Turk hat das mit seinem Kurzfilm Look Up geschafft. Ironischerweise verbreitet sich dieser Film dank den Social Medias innert Kürze rund um den Globus, obwohl darin genau diese Form der Kommunikation angeprangert wird. Neben ganz viel Zustimmung erntet Gary Turk dafür auch jede Menge bissige Kommentare und 1’000e „Don’t likes“.

Tatsache ist: Was von so vielen Menschen angeschaut und geteilt wird, muss eine gewisse Relevanz haben. Das Thema beschäftigt, wir merken scheinbar alle, dass uns Erfindungen wie Smartphones und Social Medias weder smarter noch sozialer machen. Und trotzdem: Bitte verteufeln wir diese Dinge nicht. Der geniale und schöne Videoclip Look Up ist der beste Beweis dafür, dass dank diesen neueren Technologien auch gute Botschaften viel einfacher und mit weltumspannender Reichweite verbreitet werden können.

Zurück in die Steinzeit oder zur Rauchzeichen-Kommunikation, kann daher weder das Ziel vom Filmemacher Gary Turk noch der Rat von einem Life-Balance Coach sein. Einmal mehr gilt es, einen guten und sinnvollen Umgang mit Smartphones, FacebookCo. zu lernen.

Leben im Netz – und darüber hinaus

Ich habe nämlich auch schon erlebt, dass die Social Medias einen sozialen Beitrag leisten können: Wenn es dank Kontakten im Netz zu Begegnungen im wirklichen Leben kommt oder Freundschaften dank den zeitgenössischen Technologien auch über grosse Distanzen gepflegt werden können.

Meine schönste Erfahrung dazu: Letzten Spätsommer lernte ich via Businessplattform XING einen Geschäftsführer der Region kennen. Bald darauf kam es zu einem spontanen Kennenlern-Apéro. Eine spannende Freundschaft entwickelte sich. Kürzlich, am Ostermontag, sassen wir dann als Familien zusammen. Nach dem Essen verbrachten wir Erwachsenen einen schönen Nachmittag mit einem Brettspiel, während die Kids sich auf dem Spielplatz austobten. Was für ein entspannter Nachmittag, was für inspirierende Begegnungen.

Solche Begegnungen finden im richtigen Leben statt – nicht vor dem PC oder dem Smartphone. Und doch: In diesem Fall sind sie genau darum möglich geworden, weil ein erster Kontakt über die neuen Medien hergestellt wurde.

Darum rufe ich nicht zu einem Boykott von XING, Facebook & Co. auf. Sicher nicht. Aber ich will unseren unreflektierten Umgang damit in Frage stellen. Wo sind die Social Medias und die dazugehörenden Technologien das, was sie sein sollten – nämlich Hilfsmittel? Und wo sind sie mehr als das? Wo vertreiben wir uns die Zeit im Netz statt Beziehungen im wirklichen Leben zu gestalten?

Auch wenn das Zitat oben aus einer Zeit vor Facebook und Smartphones stammt, gefällt es mir sehr gut: Wir tun alle dasselbe, aber jeder für sich alleine. Und dem sagen wir dann Individualismus. Im Film Look Up gibt es dazu eine schöne Szene: Da bestaunt jemand ein wunderschönes Panorama und muss es natürlich sofort mit seinen Freunden teilen – auf einem sozialen Netzwerk. Nur schade, dass die Person im wirklichen Leben alleine vor der herrlichen Naturkulisse steht.

Lassen wir es doch zu, dass dieser gute Kurzfilm unseren Umgang mit den sozialen Medien in Frage stellt:

 

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Kann man Gemeinschaft organisieren?

Gross zu sein, hat uns allerdings auch nicht immer gutgetan,
tut eigentlich keiner Kirche besonders gut.
Gottfried Locher (im Interview Protestanten sind Meister im Entzaubern)

Wir Menschen sind für die Gemeinschaft gemacht. Anders gesagt: Wir brauchen andere Menschen um uns positiv (weiter)entwickeln zu können.

Nun beschäftigt mich aber als Leiter einer unkonventionellen Kirche seit 15 Jahren die Frage, ob man Gemeinschaft organisieren kann. In vielen Kirchen wird der Wert der Gemeinschaft grossgeschrieben. Und darum beginnt man, Gruppen zu organisieren: Interessensgruppen, Hauskreise, Freiwilligenteams, Kleingruppen…

Meine Erfahrung dabei ist eher frustrierend als motivierend. Denn: Die beste Gemeinschaft erlebe ich immer wieder bei natürlichen Treffen mit Freunden – und nicht in organisierten Gruppen.

Ohne Organisation geht es nicht

Die Lösung scheint auf den ersten Blick naheliegend: Organisieren wir einfach nichts mehr. So verlockend das sein mag, so sehr gibt es auch da Gefahren: Einerseits sollen Kirchen und ähnliche „Gemeinschaften“ ein Ort sein, an dem auch Menschen getragen werden, die sonst durch die sozialen Netze fallen würden. Und zum Anderen braucht selbst eine lebendige Freundschaft ein Mindestmass an Organisation.

Wenn ich die Gemeinschaft mit meinen Freunden in Süddeutschland so sehr schätze, aber nie Zeit und Raum schaffe, um diese Freundschaft zu pflegen, bleibt es eine imaginäre Gemeinschaft. Freundschaften leben von gelebter Gemeinschaft – und nicht nur von der Idee, sich bei Gelegenheit einmal zum Essen zu verabreden. Und wenn es schon bei natürlichen Freundschaften nicht ganz ohne Organisation geht, wie viel mehr braucht es da organisatorisches Geschick, wenn Gemeinschaft in einer Kirche lebendig gehalten werden soll.

Institutionalisierung tötet Gemeinschaft

Nun ist aber genau das die grosse Kunst und Herausforderung: Sobald wir eine anfänglich vielleicht sehr lebendige Gemeinschaft, möglicherweise sogar entstanden aus einem spontanen Treffen, institutionalisieren, ist das Scheitern praktisch vorprogrammiert. Was einmal gut und inspirierend war, bleibt nicht automatisch durch unzähliges Wiederholen immer noch gut und inspirierend. Institutionalisierte Gemeinschaft nützt sich mit der Zeit ab.

Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich das obige Zitat von Gottfried Locher studierte. Institutionelle Grösse tut einer Kirche nicht wirklich gut. Oder stellt mindestens eine grosse Herausforderung dar. Denn: Je grösser eine Organisation ist, desto schwerfälliger wird sie als Institution. Und solche träge Institutionen werden es schwer haben, gelebte Gemeinschaft zu ermöglichen.

Gemeinschaft offen organisieren

Diese Woche bin ich über folgende Zeilen gestolpert. Aus meiner Sicht könnte das von Tony Jones vorgestellte Konzept ein guter Lösungsansatz sein, wie Gemeinschaft offen organisiert werden könnte:

Jones regt eine „Wikichurch“ an, also eine nicht hierarchisch strukturierte Glaubensgemeinschaft, zu der jede/r etwas beitragen kann. Konkret empfiehlt er die Organisationsstruktur des „open-source network“. Dabei tritt die gegenseitige Kommunikation ins Zentrum der Aufmerksamkeit. …

Freimütig räumt Jones ein, dass es bei einer solchen Organisationsstruktur zu Fehlern kommen kann (wie bei Wikipedia). Doch erscheint ihm die Gefahr der Erstarrung wie in den bisherigen Kirchen bedrohlicher.
(Quelle: Praktische Theologie, Christian Grethlein)

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Herzlichkeit leben

Brigitte & Stefan Gerber alleine in der Gondelbahn

Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde sehen.
Mark Twain

Zum Startschuss in die Wintersaison erhielten wir letzte Saison vom Betriebsleiter einer Bergbahn eine schöne Anfrage: Er wünschte für seine 50 Mitarbeitenden im Skigebiet eine Herzlichkeitsschulung. So machten wir uns erwartungsvoll auf die Reise in die Innerschweiz und kamen nach abenteuerlicher „Selbstbedienungs-Gondelbahnfahrt“ an der Bergstation an, wo das Personal bereits versammelt war und nun von uns zu einem herzlichen Umgang mit den Gästen motiviert wurde.

Brigitte & Stefan Gerber alleine in der Gondelbahn

Herzlichkeit – oder mindestens Freundlichkeit – ist ein zentraler Wert im Dienstleistungssektor. Mark Twain hat recht, wenn er mit obigem Zitat unterstreicht, dass Freundlichkeit eine Sprache ist, die alle verstehen. Doch: Alle verstehen die Sprache der Freundlichkeit und trotzdem bekommt man – als Kunde, Gast oder auch einfach als Teil unserer Gesellschaft – hin und wieder den Eindruck, dass einige Zeitgenossen in der Sprache der Freundlichkeit nicht wirklich sprachgewandt sind. Der Schluss liegt nahe, dass zwischen Verstehfähigkeit und Ausdrucksfähigkeit ein Loch klafft.

Da dreiviertel von uns in irgendeiner Form im Dienstleistungssektor arbeiten und wir alle unabhängig vom Job mit anderen Menschen zu tun haben, können wir möglicherweise auch eine Herzlichkeitsschulung brauchen. Was haben wir also den Mitarbeitenden im Skigebiet mitgegeben? Wieder einmal bot sich unsere Luege, Lose, Loufe-Strategie an.

Luege – Ich nehme den Mitmenschen wahr

Der erste Schritt der Strategie ist so simpel, dass es schon fast peinlich ist, es erwähnen zu müssen: „Häreluege“ (Hinschauen) und wahrnehmen, dass da ein Kunde ist.
Es ist doch das Normalste, dass ich als Kunde davon ausgehen darf, dass ich im Restaurant vom Servicepersonal gesehen werde. Doch wie oft passiert es uns im Alltag, dass wir uns fast entschuldigen müssen, wenn wir etwas bestellen wollen?

  • Egal wo: Als Kunde ist mein erster Wunsch: Ich möchte wahrgenommen werden!

Und natürlich spielt genau dies auch eine wichtige Rolle in unserem alltäglichen zwischenmenschlichen Umgang: Wenn wir unseren „iDings“ mehr Aufmerksamkeit schenken als unserem realen Gegenüber, sollten wir dringend mit diesem ersten Schritt beginnen, aufschauen und feststellen: Ah, da gibt es ja noch echte Menschen – im Zug, in der Fussgängerzone, im Wohnquartier…

Lose – Ich nehme das Anliegen ernst

Hier geht es um die Analyse: Was sind die Bedürfnisse des Gastes? Im zwischenmenschlichen Umgang und in Freundschaften sprechen wir kaum von Analyse, doch das Prinzip gilt auch hier.

  • Mein zweiter Wunsch ist nämlich: Ich will gehört werden. Ich wünsche mir, dass mein Anliegen ernstgenommen wird.

Dabei müssen wir unser Gehör schulen. Richtig zuhören ist eine Kunst!

Loufe – Ich stellen den Kunden zufrieden

Jetzt ist unser lösungsorientiertes Handeln gefragt.

  • Mein dritter Wunsch ist schliesslich, dass ich als Kunde zufriedengestellt werde.

Auch wenn wir Freunde ganz bestimmt nicht als Kunden behandeln sollten, gelten auch da dieselben Prinzipien: Den Menschen wahrnehmen, seine Anliegen ernstnehmen und Engagement zeigen.

Doch eigentlich beginnt die „Luege, Lose, Loufe“-Strategie ganz an einem anderen Punkt. Darüber nächste Woche in meinem Blog.

 

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Gemeinsam packen wir's!

Oh, I get by with a little help from my friends
Mm, I get high with a little help from my friends
Mm, I’m gonna try with a little help from my friends
The Beatles (With A Little Help From My Friends) 

Als ich über den Umstand nachdachte, dass jetzt, Mitte Januar, schon wieder die meisten Neujahrsvorsätze gescheitert sind, kam mir dieser Beatles Song in den Sinn. Mir ist vor allem die Joe Cocker Version von Whit a little help from my friends bekannt. Der Song handelt von verschiedene Lebenssituationen und mündet immer wieder in den oben zitierten Refrain, der uns daran erinnert, dass wir es gemeinsam schaffen können: „Oh, ich schaff’s mit bisschen Hilfe meiner Freunde. Mm, fühl mich gut mit etwas Beistand meiner Freunde. Mm, sollte es probieren mit ein wenig Unterstützung meiner Freunde.“

Damit unsere Vorsätze und Ziele nicht schon im Vornherein zum Scheitern verurteilt sind, sehe ich vor allem zwei Schlüssel, die uns die Tür zum Erfolg öffnen können:
1. Motivierende Ziele
2. Kraft der Gemeinschaft

Ziele, die uns motivieren und Freunde, die uns anfeuern

Ganz viele Vorsätze und Ziele – wahrscheinlich sind es die meisten – sind nicht wirklich motivierend. Entweder sind sie uns von einem Chef ohne unsere persönliche Mitsprache überstülpt worden, oder aber sie sind auf Defizite fokussiert. Und wenn ich mich gedanklich mit dem beschäftige, was nicht gut ist, motiviert mich dies nicht gerade spürbar. „Ich muss die überzähligen Kilos verlieren!“ oder: „Ich will mich im neuen Jahr unbedingt mehr bewegen!“ sind alles gut gemeinte Vorsätze, aber sie führen uns kaum ans Ziel, weil sie nicht motivierend sind.

Das mit der Motivation ist etwas komplizierter. Die intrinsische Motivation (also die Motivation, die wir quasi in uns tragen) ist unheimlich stark und zu vielem fähig – selbst bei widrigen Umständen, doch ihre Charakteristik ist eben gerade, dass man sie nicht aufzwingen oder durch gutes Zureden heraufbeschwören kann: Intrinsische Motivation hat mit dem zu tun, was uns aus eigenem Antrieb motiviert. Nicht weil es andere gut finden, nicht weil es im Trend ist, nicht weil der Verstand es uns sagt.

Der zweite Schlüssel ist etwas einfacher – und lässt sich daher wie gesehen auch gut in einen Song verpacken: Wenn ich es nicht alleine versuche sondern mir Unterstützer zur Seite stelle, steigen die Chance zum erfolgreichen Umsetzen eines Zieles in die Höhe. Ganz nach dem Motto: „Was ich alleine nicht schaffe, schaffen wir gemeinsam.“ Schon nur einem Freund die eigenen Ziele und Vorsätze bekanntzugeben, ist sehr kraftvoll. Wenn wir ihn dann auch noch bei der Umsetzung einbeziehen können, ist der Erfolg schon fast greifbar.

Während der pauschale Vorsatz „Mehr Sport“ für mich keine intrinsische Motivation enthält, motiviert mich die Möglichkeit, Unihockey zu spielen sehr. So habe ich mich vor etwa einem Jahr einer Gruppe angeschlossen, in der wir uns wöchentlich zum gemeinsamen Spiel treffen. Nun kann ich beide Schlüssel zum Erfolg kombinieren und die Kraft der Gemeinschaft sowie die intrinsische Motivation nutzen, um mich mehr zu bewegen.

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Singen macht glücklich – gemeinsam noch mehr!

Wir haben’s geschafft, gemeinsam!
Und das ist dann auch irgendwie gesund.

Prof. Dr. med. Tobias Esch (in: Die Neurobiologie des Glücks)

Singen Sie gerne? Unter der Dusche? Im Auto? In der Kirche? Oder sogar in einem Chor? „Singen macht glücklich“, sagt eine beliebte These. Und tatsächlich lässt die Selbsterfahrung vieler darauf schliessen, dass die These stimmt.

Anke Engelke wollte es genau wissen. Im Rahmen der eindrücklichen ARD-Themenwoche Zum Glück war sie ein Jahr lang unterwegs auf der Suche nach dem Glück. Als Reporterin fragte sie glückliche Menschen nach ihrem Geheimnis, machte auch Halt in einer Kinderkrebsstation, besuchte eine spezielle Dorfgemeinschaft und liess sich von einem alten, fröhlichen Ehepaar Tipps für eine glückliche Partnerschaft geben. Und sie sang eben auch mit den Menschen. Engelke gründete den Chor der Muffeligen, zudem nur zugelassen war, wer zuletzt nicht gerade vom Glück verfolgt wurde.

Hier wurde nun die These, dass singen glücklich macht, auf die Probe gestellt: Der Musikwissenschaftler Prof. Gunter Kreutz begleitete das Projekt und konnte am Ende wissenschaftlich belegen, dass das Singen im Chor glücklich macht.

Und wenn singen nicht mein Ding ist?

Das Resultat erstaunt nicht. Dass Musik eine positive Wirkung auf uns Menschen hat, ist schon seit Jahrtausenden bekannt (spontan kommt mir König Saul in den Sinn, der sich durch die Musik vom jungen David besänftigen liess). Das Singen ist das Eine. Das Chorprojekt war eben auch ein Gemeinschaftsprojekt. Und das ist das Andere.

Gemeinschaftserlebnisse haben das Potenzial, uns zu beflügeln, sie sind wahre Glückspillen. Singen (Musizieren) ist unbestritten gesundheits- und glücksfördernd und kann somit jedem (ob hochbegabt oder eher talentfrei) empfohlen werden. Ziel ist ja nicht die grosse Bühne einer Casting-Show oder der Plattenvertrag. Es geht ums subjektive Wohlbefinden. Der bekannte Dirigent Gotthilf Fischer (Fischer-Chöre) meint, man sollte sogar darüber nachdenken, das Singen als Gesundheitsförderung von Krankenkassen bezahlen zu lassen: „Chorarbeit oder überhaupt Singen müsste gefördert werden.“

Aber eben, was nun, wenn ich mich trotz all diesen guten Aspekten mit dem Gedanken eines Mittuns in einem Chorprojekt nicht wirklich anfreunden kann oder es sowas in meiner Umgebung gar nicht gibt? Die positiven Wirkungen von Gemeinschaftserlebnissen können selbstverständlich auch auf anderen Wegen erreicht werden. Möglichkeiten gibt es viele:

  • Gemeinsames Helfen hilft gleich mehrfach: Wir nehmen uns einer Notsituation an und erleben unserseits durchs gemeinsame Anpacken Glücksmomente.
  • Teamsport tut gut: Mein regelmässiges Unihockey-Spiel möchte ich nicht mehr missen. Das gemeinsame Schwitzen sorgt wöchentlich für Glücksmomente.
  • Freundschaften pflegen: Feines Essen mit sympathischen Leuten, gute Gespräche – ein Garant für Glücksmomente.

Auch aus neurobiologischer Sicht ist wissenschaftlich belegt, dass nicht Egoismus sondern Gemeinschaft glücklich macht. Tobias Esch führt aus: „Denn Egoismus wird nicht nachhaltig belohnt, wie wir heute wissen. Benötigt für den langfristigen Erfolg (und biologisch gefördert) wird dagegen Teamfähigkeit, gemeinsame Erfahrungen, wozu Menschen wiederum ermutigt, eingeladen und inspirierte werden müssen.“

 

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Glücksfaktor Nächstenliebe

Menschen, die freiwillig helfen, mehr spenden und verschenken,
und solche, denen andere vertrauen, diese Menschen sind glücklicher!
Prof. Dr. med. Tobias Esch (in: Die Neurobiologie des Glücks)

Ich zögere: Soll ich im Titel dieses Artikels wirklich Nächstenliebe schreiben? Ist das Wort nicht abgedroschen und allzu „frömmlich“ aufgeladen? Mitmenschlichkeit, Altruismus, Philanthropie oder Wohltätigkeit, ja – aber Nächstenliebe?

Die Neurobiologie und die Positive Psychologie haben Erstaunliches herausgefunden: Gutes tun hilft – und nicht nur dem, dem geholfen wird, sondern auch dem, der hilft! Nun gut, so erstaunlich ist das nun auch wieder nicht. Die Wissenschaft unterstreicht einfach das, was der Theologe durch sein Bibelstudium (und hoffentlich auch durch sein praktisches Handeln) längst weiss: Die Nächstenliebe ist nicht nur ein Gebot Gottes, sie ist auch ein Glücksfaktor, eine zentrale Tugend für ein gelingendes Leben.

Wenn die Bibel sagt: „Geben macht glücklicher als Nehmen“, ist das nicht einfach eine verstaubte, religiöse Lebenshaltung. Es ist nicht weniger als ein gesundheitsförderndes Lebensprinzip, das auch einem Praxistest im 21. Jahrhundert standhält.

Und genau dies bestätigt inzwischen die Wissenschaft. Die Psychologie Professorin Sonja Lyubomirsky sagt dazu in ihrem Buch Glücklich sein folgendes:

Hilfsbereitschaft macht uns also auf vielfältigste Weise glücklicher. Untersuchungen an Freiwilligen haben beispielsweise gezeigt, dass ehrenamtliche Arbeit zu einer Verringerung depressiver Symptome und einem Anstieg des Glücksempfindens, des Selbstwertgefühls und des Gefühls der Beherrschung und Selbstbestimmung führt und ein „Helferhoch“ auslöst.

Glück – für dich und mich

Das sind schlechte Aussichten für Egoisten. Und es kommt noch dicker: „Denn Egoismus wird nicht nachhaltig belohnt, wie wir heute wissen. Benötigt für den langfristigen Erfolg (und biologisch gefördert) wird dagegen Teamfähigkeit, gemeinsame Erfahrungen, wozu Menschen wiederum ermutigt, eingeladen und inspiriert werden müssen“, sagt der Mediziner Tobias Esch im Fachbuch Die Neurobiologie des Glücks.

An dieser Stelle die komplexen Vorgänge zu erläutern, welche durch unsere guten Taten in unserem Gehirn ausgelöst und welche Glückshormone dabei alles ausgeschüttet werden, würde meine Fähigkeiten und den Rahmen dieses Artikels sprengen. Die Tatsache, dass durch praktizierte Mitmenschlichkeit Glücksbote (wie Oxytozin) in unserem Gehirn aktiviert werden, ist mir Motivation genug.

Soviel zu den positiven Nebenwirkungen von gelebter Nächstenliebe. Auf was warten wir noch? Legen wir doch einfach los! Es ist im Grunde ganz einfach:

  • Schenken wir jemandem Zeit: Entlasten wir z.B. junge Eltern indem wir ihnen einen freien Tag ermöglichen und zum Nachwuchs schauen.
  • Schenken wir jemandem Aufmerksamkeit: Haben wir ein offenes Ohr für die Nachbarin, die gerade durch eine schwierige Lebensphase geht.
  • Schenken wir jemandem Beachtung: Ein Lächeln kann viel bewirken, hier eine kleine Liebestat, dort eine kleine (oder grosse) Hilfeleistung.

Da haben wir’s: Nächstenliebe als Glücksfaktor. Ob wir dafür ein weniger verstaubtes Wort wählen oder bei der schlichten Begrifflichkeit der Bibel bleiben, spielt ja eigentlich keine Rolle. Hauptsache man tut es!

PS: Zufälligerweise habe ich den Glücksfaktor Nächstenliebe gerade heute selbst erlebt: Eine kleine, spontane Aufmerksamkeit hat ein mir unbekanntes Paar im Auto und mich selbst mit einem Glücksgefühl beschenkt, als ich einen Brief für sie in den gelben Kasten einwarf… So einfach – und so beglückend!

 

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Mitmenschen motivieren

Die beste ‎Motivation ist immer noch,
den Menschen ‎Eigenverantwortung zuzugestehen.

(Erich Sixt)

Nach der Frage, wie man sich selbst motivieren kann (Kann Arbeit glücklich machen?), interessiert mich heute die Frage, wie wir andere Menschen motivieren können. Darüber, wie dies bei den Kindern gelingen oder misslingen kann, habe ich mir letzte Woche Gedanken gemacht (So machen Sie Ihre Kinder (un)glücklich!). Doch wie ist es, wenn wir Menschen ausserhalb unserer Familie motivieren wollen? Zum Beispiel als Chef am Arbeitsplatz oder als Trainer am Spielfeldrand, vielleicht auch als Freundin, die ihr wichtige Menschen unterstützen möchte. Und natürlich interessiert mich diese Frage auch als Life-Balance-Coach, der Menschen in ihrer Persönlichkeitsentfaltung begleitet.

Reisebegleiter sein

Beginnen wir doch bei uns selbst: Wann fühlten wir uns von anderen in besonderem Masse motiviert – oder eben auch nicht? Ich erinnere mich an zwei Erlebnisse, die ich alles andere als motivierend empfand. Während meiner Banklehre hatte ich einmal einen Chef, der die Angewohnheit hatte, einfach kommentarlos weitere zu bearbeitende Dossiers auf meinen Schreibtisch zu knallen. Seine Geste und der wachsende Pendenzenberg machten mächtig Druck – schon fast angsteinflössend für einen 19jährigen.

Die zweite Situation war, als ich in jugendlichem Enthusiasmus ein neues Projekt startete und ich mir von einem Unbeteiligten gut gemeinte, aber unverhofft und ungebeten platzierte, mahnende Ratschläge anhören musste.

Zuoberst auf meiner Demotivationsrangliste stehen folglich: Bemutterung (Leute, die meine Situation nicht kennen und sich dennoch kompetent fühlen, mir zu sagen, was ich jetzt zu tun habe), Alibiaufträge (Teamleiter, die einen etwas ausarbeiten lassen und dann doch selber entscheiden) und Herumkommandierung (Chefs, die alles andere als einen partnerschaftlichen Führungsstil haben und darauf warten, dass ich scheitere). Was steht auf Ihrer Liste ganz oben?

Motiviert fühle ich mich, wenn ich als Person ernstgenommen werde. Wenn sich jemand die Mühe macht, mir wirklich zuzuhören und versucht, sich in meine Situation hineinzudenken, ohne vorschnell Lösungen zu präsentieren. Angespornt werde ich auch, wenn mir etwas zugetraut wird. Wenn mir das Gefühl vermittelt wird, dass genau mein Beitrag für das gelingen eines Projektes von entscheidender Bedeutung ist. Und: Mich motiviert, wenn ich in der Umsetzung einer Aufgabe Freiraum und Eigenverantwortung habe. Grundsätzlich tut mir gut, wenn ich Anerkennung für mich als Person und für meine Tätigkeit erhalte.

Obwohl ja jeder Mensch etwas anders tickt, wird das, was mich motiviert, bestimmt auch von vielen anderen als motivierend erlebt. Darum will ich es als Reisebegleiter und nicht als Befehlshaber versuchen. Das Leben ist eine Reise – und jeder reist auf seine Weise. Als Reisebegleiter will ich Menschen auf dieser Reise unterstützen: Was kann ich tun, damit sie an ihr Ziel kommen? Und dort, wo ich für eine Organisation Verantwortung trage, werde ich in gewissen Situationen nicht nur der Begleiter sondern auch der Reiseführer sein, der die gemeinsame Richtung vorgibt. Doch auch da will ich möglichst die Eigenverantwortung aller Beteiligten fördern: Wenn es mir gelingt, Menschen gemäss ihren persönlichen Interessen und Stärken ihren Beitrag leisten zu lassen, habe ich es mit motivierten Mitmenschen zu tun.

Da in meinem Umfeld (gemeinnützige sozial-diakonische Kinder- und Familienanimation) die finanziellen Mittel sehr beschränkt sind, komme ich gar nicht auf die Idee, Menschen rein monetär motivieren zu wollen. Doch selbst wenn das möglich wäre, glaube ich nicht, dass Mitarbeitende oder auch Kunden über finanzielle Reize langfristig zu motivieren sind. Wir müssen einen tieferen Kern in ihnen ansprechen!

 

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Gemeinsam sind wir stark

Man muss mit den richtigen Leuten zusammenarbeiten, sie achten und motivieren. Dauerhafter Erfolg ist nur im Team möglich.
Klaus Steilmann

Letzte Woche hatte ich im Rahmen meines Masterstudiengangs die Gelegenheit, an einer Studienreise nach Sheffield GB teilzunehmen. Es war eine schöne und lohnenswerte Reise; und dies nicht nur, weil das Wetter doch um einiges angenehmer war als hierzulande. Sheffield hat einige spannende Gebäude und schöne Plätze zu bieten, doch was die Studienreise vor allem auszeichnete, waren die inspirierende Lerngemeinschaft (gekoppelt an eine grosse Lernbereitschaft) unter uns Studenten und die innovativen Projekte, die wir als Gruppe besuchten.

Die Studienreise hatte zum Ziel, verschiedenste Ausdrucksformen von Kirche kennen zu lernen und diese „Fresh expressions of Church“ zu reflektieren sowie daraus Impulse für die Arbeit in unserem Land zu gewinnen.

Innerhalb der Anglikanischen Kirche gibt es seit rund zehn Jahren unter der Bezeichnung „Fresh expressions of Church“ eine wachsende Bewegung mit vielen kleinen, ermutigenden Initiativen, die zeigen, dass ein Turnaround von einer (aus)sterbenden Kirche zu einer erfrischenden, relevanten Erfahrung von Kirche nicht nur wünschenswert und denkbar, sondern auch möglich ist.

Biker im Talar

Trotz der immensen Unterschiedlichkeit der besuchten Projekte ist uns eine Gemeinsamkeit schnell aufgefallen: Der Teamgedanke. Dies zeigte sich schon nur darin, dass fast alle Projekte von einem Team und nicht von einer Einzelperson vorgestellt wurden.

Einzigartig war das Beispiel von Harry Steele. Er wurde als Pionier in eine sehr traditionelle, schrumpfende Anglikanische Kirche mit katholischer Ausprägung gestellt. Auf den ersten Blick war klar, dass er selbst jedoch alles andere als traditionell ist: Harley Davidson Gurt umgeschnallt, auffallender Schnurbart, lässiger Umgang – ohne „Beweisfotos“ wäre es kaum vorstellbar, dass Harry in einem Talar in einer Kirche steht.

Eindrücklich wird schon vor der Kirche kommuniziert: Hier ist etwas in Bewegung, hier geschieht Veränderung. Dabei geht Harry einerseits konsequent vor, anderseits aber auch behutsam. Man muss zielstrebig losmarschieren und die Leute für einen gemeinsamen Weg gewinnen, aber wenn man eigenmächtig alles umstellt, haben am Ende alle verloren.

Was Harry dabei geholfen hat, eine kleine Veränderung nach der anderen durchzuführen, war das grosse Team, dass ihn auf dieser Reise begleitet. Eine grosse Zahl von Menschen verpflichteten sich, mindestens ein Jahr diesen Weg mitzugehen, egal wie attraktiv oder schwierig es würde. Ganz nach dem Motto: „Was ich alleine nicht schaffe, können wir gemeinsam erreichen.“

Herausgefordert und ermutigt

Die Studienreise war für mich befreiend, ermutigend und herausfordernd gleichzeitig. Und dies hat mit den besuchten Projekten zu tun, zu einem sehr grossen Teil aber auch mit der Gemeinschaft der Mitreisenden. Auch hier wieder der Teamgedanke: Wäre ich alleine auf diese Reise gegangen, hätte ich nicht im selben Mass profitiert. Das Reflektieren, Austauschen und Fragen mit den zwölf andern – als Gesamtgruppe in unserem Seminarraum oder spätabends in kleinen Gruppen im englischen Pub – half, den Transfer in die eigene Situation zu gewährleisten. Schön war auch, dass es nicht einfach beim Theologisieren blieb. Es war eine echte persönliche Anteilnahme an der Situation des anderen spürbar, was sich auch im Gebet füreinander ausdrückte.

Und so nehme ich neben vielem anderem für mich mit: Veränderung geschieht im Team. Bleiben wir Einzelkämpfer, haben wir einen ganz schweren Stand. Doch wenn eine Gemeinschaft von Menschen entsteht, die gerne zusammen ist und sich für ein gemeinsames Ziel engagiert, kann etwas Grossartiges entstehen. – Dies gilt für die Kirche, aber nicht nur! Den Teamgedanken gilt es auch in jedem anderen Arbeitsumfeld und wohl auch in jeder Lebenslage hochzuhalten.

 

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