Von Herzen … dankbar

Es war, einmal mehr, schlicht genial: Letzte Woche durften wir ein weiteres Mal die Happy Kids Days durchführen. Seit über 20 Jahren gehören diese vier kreativen Nachmittage in den Herbstferien fix in meinen Jahreskalender.

Von meiner Frau lanciert, als wir noch keine Kinder hatten, begeistern die Happy Kids Days Jahr für Jahr viele Kinder, Eltern und auch uns als Mitarbeiter:innen-Team. Inzwischen helfen in diesem Team junge Menschen mit, die selber als Kinder regelmässig bei dieser schönsten Woche im Happy Kids Jahr dabei waren.

So auch unsere Tochter, die unterdessen als Sozialdiakonin i.A. eine wertvolle Stütze im Kernteam wurde: Wie viele andere Teens auch, hatten wir sie bereits früh gefördert, erst kleine Aufgaben anvertraut, später bald schon die Verantwortung über eine Kleingruppe. Stunden hat sie dabei in kleinste Details investiert und «ihren» Kindern eine unvergessliche Kleingruppenzeit beschert.

Für mich ist es etwas vom Schönsten, zu sehen, wie Menschen über Jahre mit uns und unserer Arbeit verbunden bleiben. Letzten Sonntag, beim Abschlussfest der Happy Kids Days und der kleinen Feier zum 15jährigen Jubiläum vom Verein Happy Kids, wurde dies besonders deutlich: Menschen, die in losen Abständen, aber immer wieder Teil unserer Aktivitäten sind, sprechen davon, bei Happy Kids sowas wie Familie zu erleben.

Ein besonderes Highlight war für mich, ganz bewusst zu entdecken, wer bereits im Vorschulalter (z.B. in der GschichteChischte) mit Happy Kids in Kontakt war und heute als Teenie in meiner Kleingruppe war oder gar über die Schulzeit hinaus Teil der Arbeit bleibt.

Von Herzen … lieben

Was mich an den Happy Kids Days fasziniert, sind die Kreativität und die gute Stimmung in einer Gruppe von rund 40 Kindern vom Kindergarten bis zur 6. Klasse. Ein Leiter sagte dazu: «Es ist einfach so friedlich!»

Und von wegen Kreativität: Es gelingt immer wieder, mit einem abwechslungsreichen Kreativ-Programm anschaulich (oder eben erlebnispädagogisch) lebens- und gemeinschaftsfördernde Werte zu vermitteln.

Dieses Jahr ging es unter dem Motto «Vo Härze …» darum, wie es aussehen könnte, unser «Lebenshaus» auf das Fundament von Werten wie Liebe, Helfen, Teilen und Dankbarkeit zu stellen.

Es ist schön, in einer Zeit voller (globalen) Konflikte darüber nachdenken zu dürfen, wie das Miteinander von uns Menschen besser gelingen könnte.

Das mit er Dankbarkeit krieg ich recht gut hin (siehe letzter Blogartikel). Aber schon bei der Liebe ist es so eine Sache …

In einem anderen spannende Format, dem «zäme wyter dänke», haben wir kürzlich (diesmal im Kreis von Erwachsenen) auch über Liebe nachgedacht. Inspiriert wurden wir dabei von Martin Benz und seinem Buch «Wenn der Glaube nicht mehr passt»:

Eros ist motivierte Liebe, sie muss ausgelöst werden von ihrem Gegenüber, indem dieses nett, lieb, freundlich, höflich, hilfsbereit oder sympathisch ist …
Agape dagegen ist die wertschätzende und selbstlose Liebe, die göttliche Liebe. Sie ist durch Gönnen und Schenken bestimmt, sie ist zuvorkommend, es geht um den anderen. Sie kommt nicht zustande durch den Wert dessen, auf den sie sich richtet, sondern sie bringt Wert beim Geliebten hervor.

Ich bin vom biblischen Konzept der Feindesliebe begeistert.

In der Theorie.

In der Praxis geht es mir wie den Teens in meiner Kleingruppe letzte Woche: Dort zu lieben, helfen und teilen, wo das Gegenüber wirklich nervig oder gar bösartig ist, einem bei einer kleinen netten Geste gleich zum BFF machen will, ist enorm schwierig.

Und dann fahre ich durch ein Dorf, wo ich fast nur Plakate von einer politischen Richtung sehe, die ich nicht nachvollziehen kann; «liebe alle Menschen!» – in der Theorie ein grosses Ja, aber eben …

Wenn ich meinen Blick zusätzlich noch auf die aktuellen Krisenherde wie den Nahen Osten oder die Ukraine richte, kommt meine praktische Liebe für machtgeile und hassgesteuerte Menschen endgültig an ein Ende.

Meine Erkenntnis: Das mit der Eros-Liebe fällt mir nicht schwer, das mit der Agape-Liebe dagegen sehr.

Wie gut, ist das bei Gott anders: Wie die Sonne jeden Tag über den liebenswürdigen und den bösartigen Menschen aufgeht – ungeachtet ihrer Taten – so gilt uns die göttliche Agape-Liebe ungeachtet unserer scheusslichen oder glänzenden Taten.

Von dieser Liebe will ich mich beschenken lassen und als Beschenkter mehr und mehr lernen, auch dort Liebe zu säen, wo es mir eigentlich «gegen den Strich» geht.

Glücksaufgabe

Kennst du das Glücksgefühl, wenn du unverdient von der wertschätzenden Agape-Liebe, der göttlichen Liebe, geküsst wirst?

Neugierig auf die Happy Kids Days? Hier unser Foto-Rückblick (weitere Aktivitäten wie z.B. den Happy Family Day unter dem Motto «Krass willkommen» findest du hier):

Reisst die Türen auf!

Ob Restaurant, Sportverein oder Kirche: Es ist so einfach, auf eine Speisekarte, in die Vereinspost oder auf eine Webseite Sätze wie «Bei uns sind alle willkommen!» zu schreiben.

Es ist eine ganz andere Sache, ob sich die Menschen dann auch wirklich willkommen fühlen. Da reichen gut gemeinte Bekundungen auf Leitbildern, Schaukästen oder Clublokalen nicht. Genauso wenig kann man politisch eine Willkommens-Kultur ausrufen und noch ein «Wir schaffen das!» hinterherschicken und meinen, die Menschen würden sich dadurch bei uns wirklich willkommen fühlen.

Solche Bekundungen sind nichts mehr als ein zwar sehr wichtiger, aber eben doch bloss erster Schritt. Es ist quasi eine rationale Absichtserklärung.

Neben der rationalen braucht es zwingend die emotionale Absichtserklärung! Beschränkt sich unser «Willkomm!» auf einen Kopfentscheid ohne entsprechende Herzenshaltung, könnten wir genauso gut sagen: «Heute gewinne ich im Lotto!» – es hätte keine bedeutende Auswirkung auf die Menschen um uns herum.

Toxic oder Safe Place?

«Wir haben uns eingeschlossen», lautete das selbstkritische Urteil auf einem christlichen Kalenderblatt zu Pfingsten. Rückzug und Selbstbeschäftigung machte der Autor, Hans-Werner Kube, in vielen Kirchen aus. Einen Tag später wagte er den Steilpass: «Lasst uns Türen aufreissen!», Neues wagen, Begegnung wagen, das Fremde lieben lernen wagen. Pfingsten halt – mehr als eine frische Brise.

Als ich neulich eine Predigt unter dem Motto «Du bist willkommen!» hielt und es eben nicht bloss um einen Kopfentscheid, sondern eine Herzenserfahrung ging, kamen Teilnehmende unter Tränen zur Erkenntnis, dass sie sich seit Jahrzehnten nicht willkommen fühlen. Eine solche Einsicht kann sehr schmerzhaft sein. Und trotzdem ist sie wichtig: Es kann der Anfang von etwas Neuem sein und vor allem das Ende von einem oberflächlichen, netten Lächeln à la «Wir haben uns doch alle lieb und sind nett zueinander!».

Willkommens-Kultur mag im Leitbild beginnen, erlebt (oder eben nicht) wird sie jedoch in den zwischenmenschlichen Begegnungen. Die meisten Menschen spüren recht gut, ob sie in einer Gruppe gerade so angenommen sind, wie sie sind.

Gruppen, und vielleicht trifft dies in besonderem Mass auf Glaubensgemeinschaften zu, haben ein enormes Potenzial, heilsam auf unsere Persönlichkeit zu wirken. Jedoch haben sie, und das trifft ganz bestimmt in besonderem Mass auf Glaubensgemeinschaften zu, auch ein gewaltiges, gar unheimliches, Potenzial toxisch auf unsere Persönlichkeit zu wirken.

In seinem wunderbaren Buch «Türen auf!» zeigt Lorenz Marti genau dies auf, indem er sich auf den Philosophen und Religionspsychologen Erich Fromm bezieht:

Autoritäre Religion hält den Menschen klein, operiert mit Angst und Schuldgefühlen und fordert bedingungslosen Gehorsam. Sie wird zur Zwangsjacke und führt auf Dauer zu einer seelischen Verkrüppelung.

Zum Glück ist es auch anders möglich:

Der autoritären Religion stellt Fromm die humanistische Religion gegenüber, welche den Menschen in der Entfaltung seiner Kräfte unterstützt und in der Erfahrung seiner Schwächen tröstet.
Sie dient der Menschwerdungen des Menschen, wird zur Quelle seelischer Gesundheit und fördert die Liebesfähigkeit.

Wir fühlen uns nicht überall willkommen und wir stehen nicht auf jeder Gästeliste. Das ist an und für sich noch nicht schlimm. Selbst Diskriminierung geschieht ganz oft nicht mit böser Absicht.

Darum bleibt es auch unsere Aufgabe, nach Orten zu suchen, die uns und unserer Seele guttun.

Und egal, ob wir ein Restaurant führen, im Sportverein aktiv sind, Verantwortung in einer Glaubensgemeinschaft tragen oder ganz einfach in unserem persönlichen Umfeld die Welt zu einem etwas besseren Ort machen wollen, stellt sich die Frage, was ich tun kann, damit «Du bist willkommen!» mehr als ein Lippenbekenntnis ist.

Glücksaufgabe

Wo erlebst du das heilsame Potenzial von Gemeinschaft, vielleicht auch von Glaubensgemeinschaften?

Hast du einen Safe Place?

Und wo hast du Toxic Places, die du künftig besser meidest?

Wie kannst du an deinem Ort eine echte Willkommens-Kultur fördern?

Hörempfehlung: Predigt «Lustvoll statt kraftlos leben und glauben» aus der neuen Matinée-Serie «Emotional gesund leben und glauben».

Tu, was du liebst – liebe, was du tust!

Gestern Abend spät setzte ich mich müde und erfüllt in unseren Garten und hielt noch einen Moment inne. Gerade kam ich zurück vom Sommerfest unserer Kirche; Leute verabschiedet, Material verstaut, das Herz voller Eindrücke.

Beim Reflektieren über das schöne Fest zu Ehren unserer freiwillig Mitarbeitenden und für alle, die sich auf irgendeine Art zu unserer Gemeinschaft zählen, hüpfte mein Herz vor Freude: Einfach schön, was aus diesem zarten Pflänzchen, das sich gms studen nennt, geworden ist.

Und da kam mir in den Sinn, wie ich als junger Pfarrer bei einem ersten Jubiläumsfest unserer Gemeinde Buttons mit dem Slogan «I love my church» drucken liess. Es hat schon damals gestimmt, aber vielleicht war es mehr eine Kopfsache und ich versuchte mit solchen Aktionen die «gms family» zu motivieren … – es gibt viele «To-Do’s», die man als junger Gemeindegründer, der seinen Vorbildern nacheifert, abzuarbeiten hat.

Ich habe noch so einen «I love my church»-Button in meiner Tagebuch-Box, aber sonst sind diese Buttons – und zum Teil leider auch die Menschen, die sie damals erhielten – aus dem gms Alltag verschwunden.

Doch gestern Nacht im Garten fuhr mir der Gedanke durch den Kopf: Dieser «I love my church»-Slogan war noch nie wahrer als gerade jetzt.

Gut möglich, dass dies auch mit dem zu tun hat, was ich am Sonntag predigte: «Es geht mehr um unser Sein als unser Tun! Für viele von uns heisst emotional gesund zu leben und glauben vielleicht einfach einmal unser Leben zu entschleunigen – statt hektischem Tun, kraftvolles Sein. Unsere Gottesbeziehung als echte Kraftquelle entdecken – nicht als Punkt auf unserer To-Do-Liste.» (Die ganze Predigt «Lustvoll statt kraftlos leben und glauben» findest du in unserem Podcast.)

Als Leiter vom gms setze ich heute weniger auf die richtigen «To-Do’s». So sind Missionstatement, Strategien und Motivationssprüche nicht mehr omnipräsent. Das heisst nicht, dass diese falsch sind oder auf unserer Reise falsch waren. Aber irgendwann auf unserem Weg ist der Traum vom gms nicht mehr auf Karten gedruckt worden, sondern er wurde zur Seele unserer Gemeinschaft: Es ist unsere DNA, es ist unser SEIN, dass im gms eine Willkommenskultur spürbar ist und sich unterschiedlichste Menschen wohl und angenommen fühlen.

Die Karriere sausenlassen

Man kann seine Arbeit als Job gegen Geld erledigen. Manchmal wird die Arbeit eine Gelegenheit für eine persönliche Karriere: Arbeit gegen mehr Geld und vor allem Prestige.

Einige von uns dürfen erleben, wie erfüllend es ist, wenn man nicht einfach einen Job erledigt, nicht eine Karriere bastelt, sondern liebt, was man tut – wenn es weniger um den persönlichen Benefit geht, sondern um einen Beitrag zu einem grösseren Gut. Beruf ist nicht mehr bloss Arbeit, Beruf ist Berufung.

Ich gebe zu, ich werde jedes Jahr wieder etwas kribbelig während der Sommerpause: Wenn ich die Leute zu lange nicht «spüre», fühle ich mich wie im luftleeren Raum. Als ich dies während den Ferien unserem Sohn erzählte, berührte er mich liebevoll mit dem Zeigefinger nach dem Motto: «Jetzt spürst du wieder jemanden.»

Letzten Sonntag luden wir dann zum Saisonstart zur erstem Matinée mit der neuen Serie «Emotional gesund leben und glauben» ein. Und sie kamen, die Menschen, sehr unterschiedliche Menschen: Mehr als jemals zuvor an einer normalen gms Matinée. Es gab ganz viel «zu spüren» an diesem Morgen.

Und einmal mehr spüre ich: Eine prestigeträchtige Karriereplanung hätte ganz andere Formen angenommen, aber diese Woche lässt mich tief im Innern spüren: Es hat sich gelohnt, meiner Berufung treu zu bleiben – ich liebe, was ich tue – i love my church.

Noch eine Ergänzung, bevor ein falscher Eindruck entsteht: Diese Woche sprach mich jemand an und meinte, bei uns laufe scheinbar gerade alles rund. Es war mir eine eindrückliche Erinnerung daran, dass Social Media eben nicht alles zeigt. Neben dem, was ich wirklich liebe, erleben wir gerade in mancherlei Hinsicht super-chaotische Zeiten. Das gehört offensichtlich auch zum Leben und auch zu einer Berufung. Doch diese Herausforderungen brauchen einen persönlicheren Rahmen als einen Blog oder Instapost, um sie mit anderen zu teilen.

Und noch ein Nachtrag: Eigentlich wollte ich noch etwas zum Bild in diesem Blog schreiben, weil es zum Ausdruck bringt, was ich am gms so liebe. Aber ich hoffe jetzt, das Bild spricht für sich selbst …

Glücksaufgabe

Kannst du auch sagen: Ich liebe, was ich tue? Wenn nicht, dann beginne doch einfach damit, mehr von dem zu tun, was du liebst.

Was könnte es für dich heissen, mehr zu SEIN als zu TUN?

Und grad noch so eine persönliche Frage: Mit wem teilst du die persönlichen Herausforderungen in deinem Leben?

Renä, die Influencerin

Das war die beste strategische Entscheidung der letzten Monate: Für meine neue regionale Aufgabe entschied ich mich, wenn möglich einen halben Tag pro Woche in einem gemütlichen Kafi in Lyss zu verbringen. Dies mit der Idee, Menschen zu treffen und Anknüpfungspunkte zu finden.

Also bin ich aktuell am Mittwochmorgen regelmässig im Mona Lysa anzutreffen. Und so habe ich natürlich die Inhaberin, Renä, näher kennengelernt. Eine sympathische Gastgeberin mit grossem Herzen – und eine richtige Influencerin.

Wir alle sind Influencer!
Ganz einfach, weil wir alle Einfluss haben und Menschen prägen.
Du zweifelst noch, ob du ein:e Influencer:in bist?

Hast du Kinder?
Dann gehörst du zu den Top-Influencer!

Sind dir am Arbeitsplatz Menschen anvertraut?
Du bist eine Influencerin!

Übernimmst du irgendwo in der Gesellschaft Ver­antwortung (Verein, Politik …)?
Willkommen in der Welt der Influencer:innen!

Lebst du Freundschaften?
Dann prägst du andere Menschen!

Oder eben, du führst wie Renä ein Kafi oder einen Laden und der Kundenkontakt ist dein tägliches Brot. Dann bist du definitiv ein:e Influencer:in.

Im Mona Lysa fühlt man sich einfach willkommen. Natürlich hilft das gemütliche Ambiente. Aber vor allem liegt dies an der Willkommens-Kultur, die Renä lebt: Ein offenes Ohr für Menschen, die ihr etwas anvertrauen, was sie aktuell bedrückt. Ein ermutigendes Wort für Besucher:innen, die gerade in besonderen Herausforderungen stecken.

Und was sie perfekt beherrscht: Sie ist eine top Vernetzerin. Unaufdringlich und doch konkret einladend bringt sie Menschen zueinander. So hat mir beispielsweise diese Woche ein Freund geschrieben: «Dank Renä bin ich mit einer Person ins Gespräch gekommen und wir haben festgestellt: Wir haben die gleichen Bücher in derselben Reihenfolge gelesen …»

Ich finde es fantastisch, wie Renä sich als Instrument der Liebe Gottes benutzen lässt! Genau solche Influencer:innnen, ob mit tausenden Follower:innen oder mit täglichem Kundenkontakt, braucht unsere Welt! Influencer:innen der Liebe statt Influencer:innen der Spaltung!

Nutz deinen Einfluss für das Gute!

Kürzlich beschäftigten wir uns an der gms Matinée auch mit dem Thema «Alle sind Influencer». Dazu schauten wir uns diesen Clip von Coldplay an:

Natürlich ist Chris Martin ein Influencer von einem etwas anderen Kaliber als wir oder Renä es sind. Der Clip ist ein eindrückliches Beispiel, welche Macht ein solcher Influencer haben kann:

50’000 Leute, manchmal sogar über 100’000 Leute, singen deine Lieder.

Wenn du ein bestimmtes T-Shirt trägst, wolle es alle haben.

Wenn du zum Angriff rufst, wird das Capitol gestürzt.

Darum hab ich einen doppelten Rat, wenn es um unseren Umgang mit so mächtigen Influencer:innen geht: Bleiben wir kritisch und prüfen alles. Je grösser die Influencer-Bühne ist, desto einfacher bahnen sich Unwahrheiten und Verschwörungstheorien ihren Weg.

Und zweitens: Beten wir für sie. Ja, ich weiss, das klingt jetzt sackfromm. Aber die «Macht der Mächtigen» ist so riesig – da kann es nicht verkehrt sein, wenn wir in unseren Gebeten an diese Top-Influencer:innen denken.

Nun nochmals zurück zu dir und mir: Unsere Bühnen mögen um ein Vielfaches kleiner sein als die von Chris Martin. Aber dir und mir sind Menschen anvertraut und damit haben wir Einfluss. Nutzen wir ihn für das Gute!

Liebe statt Hass

Freude statt Griesgrämigkeit

Grosszügigkeit statt Eifersucht

Hoffnung statt Angst

Treue statt Verrat

Geduld statt Verbissenheit

Selbstbeherrschung statt Zügellosigkeit

Friede & Gerechtigkeit statt Krieg & Ausbeutung

Und warum war es jetzt strategisch eine so gute Entscheidung, mittwochs im Mona Lysa abzuhängen? Weil auch ich durch die Vernetzerin und Influencerin Renä mit mir bisher unbekannten Menschen in Kontakt gekommen bin und meine Arbeit weitere Kreise zieht, die sich mir ohne Renä wohl kaum erschlossen hätten.

Danke, Renä!

Glücksaufgabe

Bist du dir bewusst, wo du Influencer:in bist? Wenn du magst, schreib auf eine Karte die Menschen(gruppen) auf, die dir anvertraut sind: Kund:innen, Kinder, Mitarbeitende, Nachbarn …

Und dann dreh die Karte und schreib auf die leere Seite auf, wie du diesen Einfluss für das Gute nutzen willst.

Übrigens, meine Predigt Alle sind Influencer kannst du jetzt auch im Matinée-Podcast nachhören.

Making Memories

Alles begann mit einem Versprechen: Als der Eishockeyspieler Janis Moser im ersten Corona-Herbst Talk-Gast bei «Chäs, Brot Wy – und mini Gschicht mit Gott» war, hatte ich ihm versprochen: «Wenn du es in die NHL schaffst, kommen wir dich besuchen.»

Dazu kam dann die Erinnerung an die Aufforderung unseres Host-Papas aus Chicago: «Make memories with Janosch!».

So entstand anfangs Jahr die verrückte Idee in mir: Wie wär’s, wenn ich im Frühling …

Per WhatsApp fragte ich unseren Sohn Janosch, was er an Ostern mache. Dazu schickte ich ihm die Flugdaten. Seine Antwort: «Ist das jetzt eine ernstgemeinte Frage?».

«Ziemlich!» – Und aus der Idee wurde ein Abtasten bei unserer Host-Family in Chicago: «You always say: Make memories for you and Janosch. Okay, I will!» Die Antwort kam postwendend: «Wow, that is wonderful. We would love to see you and have you stay with us.»

Auch aus Phoenix erreichten uns positive Signale – einem Besuch der letzten beiden NHL-Saisonspiele mit Janis, inzwischen ganz amerikanisch «JJ» genannt, steht nichts im Weg. Aus der Idee wurden Pläne …

Einzigartiges Erlebnis: Vater-Sohn-Ferien

Und so startete unser Abenteuer am Karfreitag. Unsere Chicago-Family verwöhnte uns; wir genossen es, zurück in der Stadt zu sein, die mit so vielen schönen Erinnerungen verknüpft ist. Auch der erste Besuch seit Corona in der Kirche, die mich so inspiriert hat, war eine grosse Freude. Es war speziell, hier an diesem Ort, der in den letzten Jahren dermassen durchgeschüttelt wurde, Ostern zu feiern – das Fest der Hoffnung, die Erinnerung daran, dass das Leben über den Tod triumphieren wird. Sinnbildlich dafür war das riesige Willow-Auditorium endlich wieder einmal voll besetzt.

Nach dem Besuch in Chicago führte uns unsere Reise in die Wüste von Arizona. Hier warteten wunderbare Naturschönheiten, die Erfahrung NHL, leckeres Essen, sommerliches Wetter, ein einzigartiger Erlebnisnachmittag mit JJ und viele besondere Momente auf uns.

Ich bin nicht gerade als Freund von Kakteen bekannt. Doch diese Arizona-Kakteen haben mich enorm fasziniert – ganze Landschaften voll von riesigen Kakteen, speziell!

Die roten Felsen liebte ich schon von Reisen in meinen 20ern. Die Region Sedona AZ war für mich jedoch noch unbekannt. Schlicht gigantisch!

Neben unglaublichen Sehenswürdigkeiten zu entdecken, steht «Making Memories» vor allem für die Erlebnisse, besonders für einzigartige, neue Erfahrungen. Davon gab es auf dieser Reise einige: Besonders stechen der wilde Ritt auf einem «Dirt Car» durch die Wüste und der Fun zu später Stunde in einem Topgolf heraus.

Making Memories geht auch günstig

Zugegeben: Diese Vater-Sohn-Ferien waren nicht besonders günstig (dank grosszügigen Gastgebern aber auch nicht überrissen teuer) und nach einigen Jahren ohne Flugreise ist mein ökologischer Fussabdruck in kurzer Zeit wieder deutlich gewachsen.

Doch was das Geld angeht: Es gab viele Jahre, da konnten wir unseren Kindern keine teuren Ferien ermöglichen. Mit schmalem Familienbudget hiess es, Ausschauhalten nach günstigen Möglichkeiten, um Erinnerungen zu schaffen.

Die gute Nachricht: Das ist möglich! In besonderer Erinnerung bleiben mir Sommerferien, in denen wir von mehreren kostenlosen oder günstigen Familienattraktion in unserer Region profitieren konnten und viel Familienspass für wenig Geld erlebten.

«Making Memories» muss wirklich nicht immer teuer sein. Bezeichnenderweise war einer der schönsten Momente der letzten Woche, als Janosch und ich im kleinen Hotel-Pool spielten, herzhaft lachten und unser Zusammensein in vollen Zügen genossen – auch wenn die Umgebung völlig unspektakulär war.

Diese Ferien waren von A-Z ein wunderbares Erlebnis. Ich fühlte mich als Glückspilz – und ich war auch wirklich einer; dies wurde mir definitiv bewusst, als im überfüllten Flieger nach Hause ausgerechnet neben mir der Sitz leer blieb.

Glücksaufgabe

Es waren wohl meine bisher schönsten Ferien. Dass ich diese mit unserem Sohn erleben durfte, macht es natürlich ganz besonders. Definitiv haben wir viele wunderbare Erinnerungen geschaffen.

Was heisst für dich «Making Memories»? Ob kleine, günstige besondere Momente mitten im Alltag oder auch mal so ein Erlebnisurlaub wie ich es letzte Woche erleben durfte – wichtig ist, dass wir unseren Alltagstrott regelmässig unterbrechen und uns an die Einmaligkeit und Schönheit des Lebens und des Miteinanders erinnern.

In dem Sinn einmal mehr: Gestalte dein Glück!

Auf der Suche nach dem Glück

Kommenden Montag ist – wie jedes Jahr am 20. März – Weltglückstag. Gut, dass es diesen UNO-Tag des Glücks gibt und wir daran erinnert werden, wie zentral für unsere persönliche und gesellschaftliche Entwicklung das subjektive Wohlbefinden ist. In der Resolution 66/281 zum Weltglückstag anerkennen die Vereinten Nationen die «Notwendigkeit eines inklusiveren, gerechteren und ausgewogeneren Konzepts für Wirtschaftswachstum, das die nachhaltige Entwicklung, die Armutsbeseitigung, das Glück und das Wohlbefinden aller Völker fördert.» (Quelle)

Ein ganzheitliches Konzept des menschlichen Seins und Wohlbefindens setzt also nicht einseitig auf Wohlstand. Wohlbefinden ist eben mehr als ein fettes Bankkonto.

Wenn ich an unsere Prioritätenlisten denke, vermute ich, dass ein Weltglückstag pro Jahr nicht reicht. Um nicht zu sehr auf die Zahlen (der internationale Tag der Mathematik ist übrigens am 14. März) fixiert zu sein, ist ein regelmässiger Blick auf das, was nachhaltig unser Glück fördert mehr als angebracht.

Zum Beispiel ist ein guter Umgang mit sich selbst von so grosser Bedeutung, dass man inzwischen auch bei uns darüber nachdenkt, Glück als Schulfach in der Volksschule einzuführen – wie ich diese Woche erfreut an einer Sitzung mit Kader der BKD (Bildungs- und Kulturdirektion, Kanton Bern) erfuhr.

Was glückliche Menschen auszeichnet

Mit meinem GlücksBlog lade ich 14täglich dazu ein, konkret nach dem zu fragen, was uns im Alltag zufriedener und erfüllter macht. Aber vielleicht ist es ganz gut, einmal im Jahr ganz grundsätzlich daran zu erinnern, was glückliche Menschen auszeichnet:

Geld ist kein Glücksmotor, darin sind sich die Vertreter der Positiven Psychologie einig. Einigkeit herrscht auch darüber, was dagegen den glücklichen Menschen auszeichnet. Die Merkmale des zufriedenen Menschen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Erfülltes Liebes- und Familienleben: Sie verbringen viel Zeit mit Menschen, die ihnen wichtig sind. Sie pflegen Freundschaften und gestalten ihr Liebes- und Familienleben aktiv.

Sinnerfüllte Tätigkeit: Sie gehen einer Aufgabe nach, die ihren Talenten und Interessen entspricht und mit der sie einen Unterschied auf dieser Welt machen können.

Reiches Sozialleben: Sie bringen sich als aktiven Teil in die Gesellschaft ein – sei dies in Beziehungen oder in freiwilligem Engagement für ihre Mitmenschen.

Bewusste Selbstführung: Sie sind mit sich im Reinen, blicken optimistisch in die Zukunft und pflegen einen dankbaren und achtsamen Lebensstil.

Gelebte Spiritualität: Sie verstehen sich als Teil des großen Ganzen. Ihr Leben hat Bedeutung, weil sie sich im Dienst einer höheren Sache verstehen.

Quelle: «Glück finden – hier und jetzt», Stefan Gerber

Nachhaltiges Glück – oder besser: echte Lebenszufriedenheit – erlebe ich dort, wo ich mit diesen fünf Aspekten des Lebens versöhnt bin. Es muss nicht alles goldig glänzen, aber es lebt sich deutlich zufriedener, wenn ich mich mit dem Schönen und Schwierigen in meinem Leben versöhne.

Die Bibel spricht hier von Shalom und meint damit ein Friede, der viel mehr ist als ein Waffenstillstand. Ja, ein Glück, das letztendlich das Irdische überragt. In der Worterklärung umschreibt es die BasisBibel so: «Umfassender Zustand von Glück und Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinschaft, der aus der Beziehung mit Gott hervorgeht.»

Das wünsch ich uns zum diesjährigen Weltglückstag – mitten in die globalen und persönlichen Krisen unserer Zeit.

Glücksaufgabe

Eine Bestandesaufnahme und eine Glücksaktivität gebe ich dir auf dem Weg zum Weltglückstag mit:

Wie zufrieden bist du gegenwärtig in den fünf obgenannten Bereichen? Top, soso lala, Flop? Bewerte gerne auch jeden Bereich mit einer Zahl von 1 – 10.

In meinem Buch stelle ich 16 Glücksaktivitäten vor, unter anderem steht da «Gemeinschaft: Liebe geben und empfangen» oder auch «Achtsamkeit». Per anfangs Jahr habe ich eine neue Funktion übernommen und führe derzeit sehr viele Gespräche und lerne Menschen mit ihrer Geschichte kennen. Was mir immer wieder auffällt: So viele fühlen sich «übersehen», nicht beachtet, gar vergessen.

Darum meine Einladung an dich: Sei achtsam – nimm dich und deine Mitmenschen wahr. Horche in dich hinein, um zu erfahren, wie es dir wirklich geht. Und frag nach bei den Menschen in deinem Umfeld, wie es ihnen geht, wirklich geht!

Eine inklusive Gesellschaft – Traum oder Utopie?

Es war ein spezieller Mix an Emotionen im Raum: Eine hoffnungsvolle Sehnsucht getrieben vom Traum einer inklusive(re)n Gesellschaft war genauso spürbar wie eine tiefe Traurigkeit darüber, dass viele Menschen die Erfahrung machen müssen, nicht dazuzugehören. 

Anlass dieser Emotionen war das letzte «Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott». Ich durfte mit Monika & Oliver Merz einen Talk über ihr Leben und ihre Leidenschaft führen. 

«Dazugehören – nicht nur dabei sein!» – dafür stehen Monika & Oliver Merz. Aus persönlicher Betroffenheit wissen sie, dass die Idee von Inklusion mehr als eine romantische Vorstellung einer heilen Welt ist: Die MS-Diagnose noch vor dem 20. Geburtstag machte für Oli deutlich, dass diese Krankheit sein Leben prägen wird. 
 
Und der Wunsch, Orte zu schaffen, wo alle willkommen sind – egal wie «queere» sie auch sind -, hatte sein ganz eigenes Preisschild für das Ehepaar Merz: «Es hat uns den Job gekostet!». 
 
Trotzdem bleiben sie bis heute an ihrem Traum dran und setzen sich als Paar für eine inklusivere Welt ein. Und wie könnte es aussehen, wenn dieser Traum lebt? Oli Merz zeigt es uns mit einem seiner Gedichte:  

inklusion 

ich bin anders so wie du – normal verschieden man merkt’s im nu 

nicht nur platz haben – sondern barrierefrei teilhaben 

keine keiner keines bleibt zurück – nicht mal ein kleines stück 

lieber alle gemeinsam – niemand bleibt einsam 

und dazugehören darf wer will – bei unrecht bleiben wir nicht still 

selbstbestimmt leben – so gut es geht anstreben 

inklusion statt exklusion – fertig mit spott und hohn 

ob es uns auch etwas kostet – besser als dass die solidarität verrostet  

nicht nur einschließen – nichts über uns ohne uns beschließen  

(aus dem illustrierten Gedichtband «kein larifari – auf der lebenssafari» von Oliver Merz
Thun: Verlag Mosaicstones, 2021, S.33)

Wie gesagt:
Da lebt bei mir eine hoffnungsvolle Sehnsucht auf.
Ja, genau!
Dafür will ich leben: «keine keiner keines bleibt zurück»!

Und gleichzeitig eine tiefe Traurigkeit: «und dazugehören darf wer will – bei unrecht bleiben wir nicht still». Es macht mich traurig – und auch wütend –, dass dies so oft nicht stimmt. So viel Unrecht wird Menschen angetan, die nicht in eine vordefinierte Norm passen. Und wer steht auf und prangert dieses Unrecht an?

Soll ich sie aufzählen, all die Geschichten, die mir gerade jetzt durch den Kopf gehen? Geschichten von Menschen, die sich Jahre, gar Jahrzehnte in Kirchen und Organisationen (oft freiwillig – also «gratis») voller Herzblut engagierten, oft auch mit einer inneren Dissonanz, weil es da ein «kleines» Geheimnis gab.

Dann kam der Tag, an dem das Geheimnis kein Geheimnis mehr bleiben wollte. Weil sie zu sich selbst stehen wollten. Und dann war Schluss mit lustig: «Dazugehören darf wer will» war gestern.

Was für ein Glück, wenn du einen Ort hast, wo du dazugehören darfst genauso wie du bist!

Und was machen wir mit dem Unrecht, dass dies nicht für alle selbstverständlich ist? Ich habe mich dem Traum einer inklusiveren Welt angeschlossen und träume von Orten, wo sich alle Menschen wohl und angenommen fühlen und Inspiration für ihr Leben und Glauben erhalten. 

Glücksaufgabe 

Heute mal eine Challenge für dich: Kennst du auch ein Mensch, der aus einer Organisation «rausgemobbt» wurde, weil sie/er/es anders ist? Dann zeig heute Mitgefühl mit dieser Person und verschenk auf eine kreative, passende Art etwas Liebe!

Und den Talk mit Merzes gibt’s auf anchor.fm/gmsstuden nachzuhören – oder überall dort, wo du deine Podcasts hörst.

Platz für alle. Wirklich?

«Mini Farb und dini, das git zäme zwee,
wäred’s drü, vier, fünf, sächs, siebe,
wo gärn wettet zämebliibe,
git’s en Rägeboge, wo sich laht lah gseh,
git’s en Rägeboge, wo sich cha lah gseh.»

Ja, dieser Regenbogen.

Immer wieder ein demütiges Staunen, wenn der Friedensbogen irgendwo am Himmel aufleuchtet.

Und leider in den letzten Jahren auch immer wieder ein Ärgernis, wenn im Namen der Vielfarbigkeit darüber gestritten wird, wer nun zu welchen Bedingungen unter diesem Bogen alles Platz finden darf.

«Wie konnte es nur soweit kommen, dass ein biblisches Zeichen als Symbol der Schwulen-Bewegung missbraucht wird?» monieren die einen, während andere auf Social Media stolz Flagge zeigen – wahlweise für mehr Frieden auf dieser Welt oder für Diversität und ganz grundsätzlich für ein respektvolles Miteinander.

Persönlich ist mir der Regenbogen in vielerlei Hinsicht sehr wichtig: Zuerst als Naturphänomen, das mich immer wieder in eine innere Verzückung führt.

Dann als biblisches Versprechen, dass Gott es gut mit dem Menschen meint und er seinen Friedensbogen über uns spannt.

Und schliesslich genauso wie ich es im oben zitierten Kinderlied viele Jahre gesungen habe: Als Symbol für eine diverse Gesellschaft, wo alle ihren Platz finden dürfen und wo wir gemeinsam stärker (und schöner!) sind als jede:r für sich.

Auf so vielen Webseiten von Vereinen, Kirchen und Clubs steht: Bei uns sind alle herzlich willkommen. Ach, wirklich?

Oft steht im ungeschriebenen Kleingedruckten: Du bist willkommen, wenn du dich unseren Normen und Formen anpasst.

Oder wie es mein Bruder in seiner Lebensgeschichte auf den Punkt bringt: Mäth – Ja, aber …

Alle gleich

Zum 30-Jahre-Jubiläum des Weltbestsellers «Der Regenbogenfisch» fand in der Presse eine würdigende, jedoch auch kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Kinderbuches statt.

Ist es nun eine schöne Erzählung über das Teilen oder doch eher eine versteckte Botschaft in Richtung Gleichmacherei: Alle müssen gleich werden, damit sie in unserer Gesellschaft akzeptiert werden?

So gab beispielsweise Julia Stephan im Bieler Tagblatt vom 15. Oktober 2022 zu bedenken:

Meine deutsche Mutter, die das Schweizer Wertesystem, seine ungeschriebenen Verhaltensregeln gerade erst zu durchschauen begann, gab mir ihre Interpretation dieser Geschichte mit auf den Weg: Das Schicksal des Regenbogenfischs, am Ende nur einer unter vielen zu sein, sei ein typisch schweizerisches Ärgernis: «Bloss nichts Besonderes sein, bloss nicht auffallen, sonst werden alle neidisch auf dich.»

Jede:r ein Original

Wenn alle gleich sind, wo bleiben denn dann all die schönen Farben? Ich wünsche mir eine Gesellschaft, wo jede:r seine/ihre Farbe einbringen kann und mit seiner/ihrer Identität und Originalität geschätzt und geliebt wird.

Unsere Tochter Joy und ihre Partnerin Loa setzen sich mit ihren wöchentlichen Schwumpf-Geschichten genau dafür ein: Die kleinen und grossen Hörer:innen erfahren in den sympathischen Tiergeschichten, wie eine Welt aussehen könnte, wo Diversität nicht bloss ein schönes Mode- oder gehasstes Reizwort ist. Hier leben unterschiedlichste Menschen mit ihrer Einzigartigkeit und Eigenheit nicht nur friedlich neben- sondern wertschätzend miteinander.

Die Autorinnen schreiben über ihr Projekt:

Der kleine Biber Marco hat zwei Papas, der Molch Anton sitzt im Rollstuhl und ein Hasenbaby kommt zu früh zur Welt… dies ist nur ein kleiner Einblick in unsere vielfältigen Kindergeschichten. Unser Ziel ist es, Diversität auf kindgerechtem Weg zu vermitteln. Die 10-15minütigen Tiergeschichten werden auf Schweizerdeutsch erzählt und sind gratis auf Spotify und Anchor zu finden.

Mein bisherige Lieblingsgeschichte handelt natürlich passenderweise auch vom Regenbogen: Das Eichhörnchen Mimi macht sich darin auf die Suche nach den unterschiedlichsten Familienformen und findet auf ihrer Suche sechs tolle neue Freunde. Alle haben ihre eigene Geschichte und gemeinsam entdecken sie den Regenbogen mit all seinen Schattierungen und Farbverläufen.

Dabei fasziniert mich, wie Unterschiedlichkeit nicht ausschliesst sondern Diversität zu einem bereichernden Miteinander führt. Jede:r hat etwas Besonderes an sich. Es geht nicht um «Norm-al»: Normal ist, dass wir unterschiedlich sind und dazu stehen dürfen – und nicht menschgemachten Normen entsprechen müssen. 

Glücksaufgabe

«Das Fremde muss nicht länger fremd bleiben.» Hab ich hier im GlücksBlog nach meiner Begegnung mit dem Juden und dem Imam geschrieben.

Für einige mag es (be)fremd(end) sein, dass der Regenbogen von der Diversitäts-Bewegung in Beschlag genommen wurde. Aus religiösen Gründen haben viele Mühe, wenn die Formen der menschlichen Sexualität aus dem konservativ-traditionellen Rahmen fallen.

In einem Referat hat der deutsche Theologe Michael Diener kürzlich sehr offenen über seine Entwicklung mit diesen Thema gesprochen.

Hier auch noch ein Lesetipp: Homosexualität: Auf dem Weg in eine neue christliche Ethik?
Und wer sich ganz grundsätzlich Gedanken darüber machen möchte, wie man glauben kann, wenn der Glaube aus der Kindheit plötzlich zu eng wird, findet in Wenn der Glaube nicht mehr passt: Ein Umzugshelfer von Martin Benz wertvolle Impulse um den eigenen Glauben weiterzuentwickeln.

Und natürlich empfehle ich herzlich die Schwumpf-Geschichte vom Regenbogen und den dazugehörenden Instagram-Kanal.

«Connected» leben und führen

Endlich ist es wieder soweit: Pandemiebedingt wurde der letzte Leitungskongress abgebrochen und der diesjährige musste unglücklicherweise vom Februar in den August verschoben werden.

Umso grösser war die Freude, als es gestern in der Messe Leipzig losging und tausende Menschen sich «connected» (verbunden) haben, um sich für ihr Leben und Leiten inspirieren zu lassen. Willow Leitungskongress – das sind für mich drei Tage voller hochkarätiger Referate, herzbewegende Kunst, erstklassige Musik und zahlreiche horizontweitende (Pausen)Begegnungen.

Unter dem Thema «Connected» denken wir dieses Jahr darüber nach, wie wir trotz der zahlreichen Krisen unserer Zeit, die von der globalen (Medien)Bühne direkt in unsere Kirchenreihen und Familien dringen, miteinander verbunden bleiben.

«Verbundenheit ist alles!», meinte etwa der erfolgreiche Unternehmer und Autor Bodo Janssen, «Kernziel der Führung ist Verbindung zu schaffen. Verbindung der Menschen zu sich selbst, zueinander, zur Umwelt und zu Gott.»

Verbunden mit mir selbst

Mir helfen solche Kongresse immer wieder, mit mir und meinen Visionen in Verbindung zu kommen. Natürlich sind über all die Jahre viele Inhalte auch einfach Wiederholung – aber guttuende und wichtige Wiederholungen.

Ohne solche – und andere – Reflexionspausen wird mein Alltag viel zu schnell von «willkürlichen» To-Do-Listen bestimmt, scheinbar Dringendes wird hastig erledigt, wirklich Wichtiges bleibt dafür liegen.

Darum brauche ich Erinnerungen wie diese:

«Das WHAT motiviert niemanden,
was motiviert ist das WHY».
Michael Herbst

Will ich gut mit mir und meiner Lebensvision connectet sein, sollte sich dementsprechend mehr um das WHY drehen und nicht bloss um die To-Do-Listen des WHATs.

Und ein weiterer Gedanke von Michael Herbst bleibt hängen: Bevor wir irgendetwas anpacken, brauchen wir ein ehrliches Annehmen von der Situation, wie sie eben ist – kein Schönreden, aber auch kein endloses Jammern über die Umstände.

«Es ist wie’s ist.»

Das ist ein wertvoller Rat für jeden Menschen persönlich, jede Kirche, überhaupt für alle Organisationen und Unternehmen. Für das persönliche Leben hat es auch damit zu tun, was Gary Haugen «Inventur der Innenwelt» nannte und uns herausforderte, uns nicht von Angst leiten zu lassen.

Denn: «Angst zerstört Träume».

Je nach Ergebnis dieser persönlichen Inventur wird ein kraftvoller Wandel nötig sein, wie es Bodo Janssen aus seinem Leben als Unternehmer ganz offen erzählte: Vom Erkennen (Inventur) über das Anerkennen (Es ist wie’s ist!) zum Bekennen (Wandel ist nötig und ich will diesen Weg gehen – selbst wenn es mich unter Umständen einiges kosten wird).

Verbunden mit anderen

Es ist ein geflügeltes und oft zitiertes, aber eben auch wahres Wort:

«Nur wer sich selbst führen kann,
kann andere führen.»

Darum ist es so wichtig, dass wir zuerst auf eine gesunde Weise mit uns verbunden sind, bevor wir uns mit anderen verbinden. Daraus kann eine reife Führungsperson erwachsen.

Bezüglich dem WHY nehme ich mir vor, noch konsequenter das WARUM (der grosse Traum) zu kommunizieren, erst dann kommen HOW und WHAT.

Und ich will Menschen darin unterstützen, ihr grosses WHY zu finden. Da schliesse ich mich gerne dem Traum von Bodo Janssen an:

«Führung hilft den Menschen
auf dem Weg vom Leben als Kopie
zurück zum Original-Sein.»

Die Sozial-Unternehmerin Nathalie Schaller sagte es so:

«Wenn etwas in dir brennt – du für etwas brennst -,
dann mache ein Feuer daraus!»

Führungspersonen helfen, Feuer zu entfachen.

Glücksaufgabe

Solche Führungspersonen werden andere Menschen glücklich machen.

Und das wiederum wird die Führungsperson glücklich machen!

Am Ende kommt es wieder zurück zu meiner Verbundenheit mit mir und mit meinem Schöpfer. Dazu das beste Zitat am Ende – nochmals von Bodo:

«Wir müssen nicht zuerst sterben,
um in Frieden zu ruhen.»

Was tust du dafür, dass du «in Frieden* ruhst» – bereits im Hier und Jetzt?

* gemäss der Worterklärung in der BasisBibel meint ein solcher Friede «umfassender Zustand von Glück und Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinsaft der aus der Beziehung mit Gott hervorgeht.» Anders gesagt: Ganzheitliches connected sein.

Hier kannst du ein kleines Häppchen Leitungskongress miterleben.

Das Leben feiern

Das gibt ein schönes Fest-Weekend: Heute Abend feiern wird die Pensionierung von zwei langjährigen Lehrpersonen und morgen steigt ein Fest zum 80. Geburtstag meiner Schwiegermutter.

In unserer schnelllebigen Zeit ist es kaum mehr vorstellbar, dass jemand 40 Jahre am selben Ort arbeitet. Doch beide Personen, die wir heute nach all den Jahren von leidenschaftlichem Einsatz für unsere Schule in den sogenannten «wohlverdienten Ruhestand» verabschieden dürfen, haben genau dies getan. Praktisch ihr ganzes Berufsleben haben sie sich für Schülerinnen und Schüler unserer Dörfer engagiert und junge Menschen zweier Generationen auf dem Weg in ihren nächsten Lebensabschnitt begleitet.

Nun stehen sie selbst vor einem neuen Lebensabschnitt: Sie schauen auf viele Erinnerungen zurück und können Zukunftspläne schmieden ohne dem Schulalltag mit all seinen Herausforderungen.

In der einen oder anderen Rede werden wir den beiden unsere Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken, Anekdoten und Erinnerungen austauschen und die besten Wünsche mit auf ihren weiteren Weg geben.

Liegt deine Pensionierung noch vor dir? Egal wie viele Jahre es bis dahin noch dauert: Du entscheidest heute, wie du und deine Weggefährten bei deiner Pensionierung auf dein Berufsleben zurückblicken werden.

Was willst du erreicht haben?

Womit in Erinnerung bleiben?

Was müsste sein, damit du den Grossteil deines Berufslebens für denselben Arbeitgeber dein Bestes geben würdest?

Darauf will ich einmal zurückblicken

Für das Fest morgen hat meine Schwiegermutter eine Rede angekündigt. Ich bin gespannt, was sie aus ihrem reichen Leben erzählen will. Achtzig Jahre – das heisst, ein ganzes Estrichabteil voller Erinnerungen (ich meine dies im übertragenen Sinn, oft trifft es aber auch im wörtlichen, materiellen Sinn zu).

Mein Schwiegermami Susi hat in den letzten 80 Jahren sehr viele Hochs und Tiefs, Freudenmomente und Rückschläge erlebt. Das trifft auf jedes Leben zu. Keine und keiner ist davor gefeit Leidenszeiten durchzumachen. Und doch gibt es auf der anderen Seite immer einen Grund dankbar zu sein.

Wenn du dir deinen 80. Geburtstag vorstellst, wie stellst du dir diesen vor?

Mit wem willst du diesen besonderen Tag feiern?

Worauf willst du dankbar zurückblicken?

Wofür möchtest du bekannt sein?

Magst du auf dieser Gedankenreise noch einen Schritt weiter mit mir gehen? Es gibt im Coaching den Workshop Mein Vermächtnis, in dem man seine eigene Grabrede schreibt. Einigen geht das zu nahe oder sie finden es einfach zu makaber.

Trotzdem finde ich es eine sehr aufschlussreiche Übung: Wenn du dein Leben gedanklich von hinten aufrollst, sieht so manches ganz anders aus. Es geht sogar soweit, dass trotz den vielen höchst individuellen Lebensentwürfen viele Menschen auf dem Sterbebett ganz ähnliches bereuen: Zu wenig Zeit mit Freunden verbracht, zu wenig «das eigene Ding» durchgezogen, zu viel gearbeitet … (Buch: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen)

Ich leiste gerne, engagiere mich mit viel Energie in unterschiedlichen Projekten, bin gerne kreativ und habe gerne Erfolg – doch all diese Dinge sind nicht das, was ich am Ende meiner Tage hören möchte.

Vielmehr wünsche ich mir, dass die Menschen an meinem Grab sagen:

Er hat Liebe verschenkt.

Er hat Hoffnung verbreitet.

Er hat Glaube gelebt.

Glücksaufgabe

Deine heutigen Entscheidungen bestimmen, wie du und andere bei deiner Pensionierung, deinem 80. Geburtstag und später auch an deinem Grab auf dein Leben zurückblicken werden.

Was möchtest du deinen Mitmenschen hinterlassen?

Was soll dein Erbe sein?

Mit diesem Blogartikel verabschiede ich mich in die Sommerpause. Ich freue mich, wenn dich meine Gedanken zum Weiterdenken inspirieren. Und vielleicht hast du den Mut, dich dem Vermächtnis-Workshop zu stellen. Ich schenk ihn dir hier als Gratisdownload.

Gestalte dein Glück – und nutze auch gerade die hoffentlich etwas ruhigeren Sommerwochen dazu. Und falls du für dich oder für andere Menschen, die dir wichtig sind, noch eine gute Sommerlektüre suchst, schicke ich dir gerne mein GlücksBuch zu.