Unser "geschafft!"-Fest

Sei heiter und vergnügt und nimm teil an der ‎Freude‬ der anderen.
Dabei fällt dann immer auch etwas eigene Freude ab.
Theodor Fontane

Vor einigen Wochen war es wieder soweit: Wir feierten als Familie unser „geschafft!“-Fest. Am Morgen traf ich mich im Zürcher Oberland mit meinem Coach und hatte schon da allen Grund zur Freude. Die Zeit der Reflexion brachte es deutlich zum Vorschein: Die Ereignisse der vergangenen Monate bieten allerlei guten Stoff für Dankbarkeit. Mein Coach, der mich schon seit Jahren begleitet und so auch schon manch schmerzvolle Erfahrung von mir mitbekommen hatte, schrieb in grosser Schrift auf sein Whitboard: „Geniessen!“ – das sei jetzt angesagt, meinte er.

Beglückt und dankbar machte ich mich nun auf den Weg nach Bern. Mitten in der Altstadt wurde ich bereits von meiner Familie erwartet und wir alle freuten uns auf unser „geschafft!“-Fest. Denn nicht nur ich hatte allen Grund zum Geniessen. Wir alle hatten nach drei sehr intensiven Monaten eine Verschnaufpause nötig und den einen oder anderen Erfolg zu feiern: Prüfungen zum Schulübertritt der Tochter, Jubiläumsfeier unseres gms Projektes, zahlreiche Auftritte meiner Frau, Finanzierungszusagen für unsere sozial-diakonsiche Kinder- und Familienanimation

Rituale, die den Familienalltag beleben

Es ist zu einer schönen Tradition geworden, dass wir uns nach dem strengsten Quartal des Jahres ein besonderes Familienerlebnis gönnen. Dazu gehört jeweils der Besuch eines Kulturangebotes – Theater, Kleinkunst oder auch mal Kino. Und im Anschluss daran gehen wir in ein gutes Restaurant, das an gewöhnlichen Tagen unser Familienbudget sprengen würde.

Diesmal zelebrierten wir unser „geschafft!“-Fest wie gesagt in der Berner Innenstadt: Mit einer extra grossen Tüte Popcorn ausgerüstet, amüsierten wir uns köstlich mit Paddington und seinen Abenteuer. Nach dem Kinobesuch machte sich trotz den Popcorn schon etwas Hunger bemerkbar. Gut also, dass im Papa Jo’s bereits ein Tisch für uns reserviert war. (Leider ging es dann doch nicht so schnell, bis der Hunger gestillt wurde. Wahrscheinlich werden wir mit der Tradition brechen und ein neues Restaurant für unser nächstes „geschafft!“-Fest wählen…)

Die Vorfreude auf dieses spezielle Familienerlebnis hilft uns jeweils, in der strengsten Phase des Jahres durchzuhalten: Auch wenn wir in diesem Quartal, in dem uns unsere Berufung aussergewöhnlich beansprucht, mit etlichen Entbehrungen leben müssen, ist die Ende doch absehbar. Das „geschafft!“-Fest ist für uns so etwas wie die Ziellinie für den Marathonläufer.

Dankbarkeit einüben

Familienrituale wie diese, helfen uns als Familie, aber auch uns als Ehepaar und jedem Familienmitglied persönlich, sensibilisiert dafür zu werden, mit dankbarem Herzen durch das Leben zu gehen. Geschafftes feiern, Erfolge geniessen, den Moment auskosten – das tut gut, ist gesund und hilft, nicht in einen sinnentleerten Alltagstrott abzurutschen.

Welchen Grund zur Dankbarkeit gibt es bei Ihnen aktuell? Und an welchen Freuden Ihrer Mitmenschen möchten Sie Anteil nehmen?

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

  • Ein anderes (Familien)Ritual, das wir gerne weiterempfehlen: Das Jahrbuch. Darin schreiben wir für jeden Monat des Jahres hinein, welche Ereignisse diesen Monat ausgezeichnet haben und wofür wir dankbar sind.
  • Achtsam und dankbar leben – dazu wollen auch unsere Coachings und Timeout-Weekends motivieren.
  • Veranstaltungstipp: „Z’Morge für Paare – Glück in der Liebe“ im Rahmen der Marriage Week, Sa, 31. Januar 2015 in Studen (inkl. Kinderbetreuung mit Nutella-Festival)

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Zusammen feiern, alleine geniessen – beides tut gut!

Wer sich selbst recht kennt, kann sehr bald alle anderen Menschen kennen lernen.
Georg Christoph Lichtenberg

Kürzlich durfte ich meinen Geburtstag feiern. Und zwar gleich mehrfach: Am Abend davor war ich mit meiner Frau im Ausgang, es folgte der Geburtstagsbrunch mit der Familie sowie ein Prosecco-Apéro mit Freunden und schliesslich gehörte der Tag danach mir ganz alleine.

Das war sehr stimmig für mich: Zeit zu zweit, Zeit mit meiner Familie, Zeit mit Freunden und dann auch viel Zeit für mich selbst. Ich brauche das! Und es gehört zu einem gesunden Leben in Balance.

Gemeinsam unterwegs

Mir ist es wichtig, mein Leben in guter Gemeinschaft mit inspirierenden und ermutigenden Mitmenschen zu leben. Menschen, die sich für mich interessieren – und für die ich mich interessiere. Menschen, die mich beflügeln – und die ich hoffentlich auch ein Stück weit beflügeln kann.

Zuallererst will ich dies in meiner Ehe (er)leben. Gemeinsam unternehmen wir regelmässig etwas, das uns Spass macht und unsere Beziehung stärkt. Das darf auch mal etwas (für uns) Aussergewöhnliches sein – wie z.B. letzten Samstag der Opernbesuch. Einige solche Unternehmungen werden zu guten Ritualen, wie unser jährliche Besuch eines Weihnachtsmarktes.

Und natürlich will ich auch meine Kinder beflügeln und in die Beziehung zu ihnen investieren. Gegenseitige Ermutigung ist mir auch in der erweiterten Familie wichtig.

Ein „Eat’n’Meet“-Abend mit Freunden ist etwas vom Schönsten für mich: Gutes Essen, gute Gespräche – das erfreut mein Herz. Dabei geniesse ich die gemütliche Atmosphäre, vor allem aber, wenn es zu anregenden und differenzierten Gesprächen über interessante Themen oder persönliche Lebensgeschichten kommt. Stammtischparolen oder Besserwisserei haben da keinen Platz.

Alleine auftanken

In solcher Gemeinschaft wie eben beschrieben kann ich wunderbar auftanken. Doch ich brauche es auch immer wieder, eine gewisse Zeit für mich alleine zu sein. Ja, ich unternehme auch immer mal wieder mit mir selbst etwas. Momente vom „Einfach sein“, der Selbstreflexion und vom Auftanken in der Stille.

Letzten Montag hab ich da einen persönlichen Rekord geschafft: Ich verbrachte für mich alleine rund acht Stunden in einer Wellness-Oase: Solbad und Massage am Morgen, Sauna am Nachmittag. Als ich in der Abenddämmerung aufbrach und überall Kerzen angezündet wurden, dachte ich: Hm, am liebsten würde ich meinen Wellness-Rundgang gleich nochmals starten…

So sehr ich die Inspiration und Horizonterweiterung im gemeinsamen Unterwegssein mit meiner Frau, meiner Familie und meinen Freunden brauche und liebe, genauso sehr brauche ich die Momente für mich alleine: Zurückschauen, Vorwärtsschauen, mit meinem Schöpfer sprechen, die Kraft der Stille aufsaugen – das gehört für mich unbedingt zu einem gesunden Leben in Balance dazu.

Denn: Wer nichts mit sich selbst anzufangen weiss, sollte sich auch nicht seinen Mitmenschen zumuten.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

Als meine Kinder selbständig wurden

Die Vaterliebe gestattet uns, mit all den wunderbaren Wurzeln etwas Gutes anzufangen. Sie bringt uns das Fliegen bei.
Richard Rohr 

Das Telefon klingelt. Am anderen Ende eine Kinderstimme: „Papi, was ist eine beschichtete Pfanne?“ Hundert Gedanken rasen mir durch den Kopf: „Wow, meine Kinder wollen kochen.“ „Muss ich das verbieten, wenn keine erwachsene Person im Haus ist?“ „Ich freu mich auf die gemeinsame Mahlzeit.“ „Sollte ich sofort nach Hause fahren und alles kontrollieren?“ „Die schaffen das alleine.“ „Was, wenn zwischen den Kids ein Streit ausbricht?“ „Ist das mit Mami abgesprochen?“

Meine Kinder überraschen mich an diesem normalen Tag! Nachdem ich das Rätsel um die beschichtete Pfanne lösen konnte und mit unseren Kindern Janosch Noah (8 Jahre) und Joy Nina (11 Jahre) vereinbarte, dass ich in rund 15 Minuten vom Büro nach Hause komme, bereiten sie ein einfaches, aber köstliches Mittagessen vor und ich schliesse in grosser Vorfreude meine Arbeit ab.

Daheim angekommen ist weder das Haus abgebrannt noch liegen sich die Kinder in den Haaren. Im Gegenteil: Voller Stolz bitten sie mich zu Tisch und wir geniessen eine leckere Mahlzeit zu dritt, während meine Frau für eine Sitzung unterwegs nach Zürich ist. Das Vaterherz springt vor Freude – wie gross und selbständig unsere Kids doch schon sind!

Neben meinem fixen „Papi-Tag“ springe ich auch hin und wieder je nach Terminplanung meiner Frau an anderen Tagen für die Betreuung ein. So auch an diesem Nachmittag. Da gerade Ferienzeit ist und die Kinder keine weiteren Verpflichtungen haben, beschliessen wir, meine Mutter an ihrem Arbeitsplatz, dem Bahnhof Biel, zu besuchen. Das frühlingshafte Wetter bietet sich an, dies per Fahrrad zu tun.

Und so bin ich mit meinen Kindern dem Kanal entlang unterwegs und geniesse die schöne Landschaft des bernischen Seelands. Auf einmal fällt mir auf: Ich musste weder lange Motivationsreden schwingen, noch als Supervisor die Geschehnisse überwachen, bis auch wirklich alles gepackt, Jacke angezogen und Fahrrad gesattelt war. Nein, meine Kinder mussten nicht angetrieben und die Kleidung nicht kontrolliert werden. Das Vaterherz springt ein weiteres Mal vor Freude – wie gross und selbständig unsere Kids doch schon sind!

Am Abend wird dem Mami eifrig von diesem ereignisreichen Tag erzählt. Etwas ungläubig schaut mich meine Frau an (und fragt sich insgeheim: „Wie hat er das hingekriegt?“), erzählt ihrerseits von der als anstrengend erlebten Besprechung. Müde beschliessen wir, frühzeitig zu Bett zu gehen. Und da gibt es nochmals eine Überraschung, die gut zu diesem Tag passt: Wir sollen nur zu Bett gehen, meinten unsere Kinder, sie würden dann später auch gehen.

Eine weitere Premiere an diesem Tag: Unsere Kinder gehen nach uns schlafen. Ein letztes Mal springt das stolze Vaterherz an diesem Tag vor Freude – wie gross und selbständig unsere Kids doch schon sind!

Dieser Artikel ist auch in der Kolumne Tankstelle für Männer der Zeitschrift Family (6/2014) erschienen.

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Wie werden wir stark?

In dir muß brennen, was du in anderen entzünden willst.
Augustinus

Kürzlich durften wir für zehn Familien ein Timeout-Weekend gestalten. Als ich dafür den Seminarblock „Starke Kinder, starke Eltern – starke Familie“ vorbereitete, stöberte ich in Büchern, Referaten und Blogartikeln. Da sagte meine Frau locker: „Ist doch ganz einfach: Jeder muss zufrieden mit sich selbst sein und man muss als Paar am gleichen Strick ziehen, das ergibt dann eine starke Familie.“

Formeln sind ja so schön, weil sie das komplexe und komplizierte Leben in eine klare Logik pressen. Und genau darum bin ich in der Regel ziemlich skeptisch, wenn jemand Sätze mit „Ist doch ganz einfach“ beginnt. Das „one-size-fits-all“-Prinzip wird dem realen Leben zu oft nicht gerecht. Darum verkaufen wir in unseren Seminaren und Coachings keine allgemeingültige Rezepte. So einfach ist das Leben – und vor allem der Familienalltag – leider nicht. Wir helfen zur Selbstreflexion, also zum Nachdenken über die eigene Situation. Wir begleiten im Entdecken von eigenen, kreativen Lösungsansätzen. Jeder ist ein Original – darum kann es nicht Lösungen geben, die für jeden passen.

Trotzdem nahm ich die Anregung meiner Frau als Arbeitsthese für besagtes Timeout-Weekend für Familien: Selbstzufriedenheit + Paar/Eltern als Team = starke Familie.

Selbstzufriedenheit der Eltern

Einmal mehr musste ich an das bekannte Zitat von Augustinus (siehe oben) denken: Was wir unseren Kindern weitergeben wollen, muss zuerst in uns selbst brennen.

Ich vermute (nein, ich hoffe!), dass alle Eltern ihren Kindern einen starken Selbstwert und ein grosses Selbstvertrauen mit auf den Weg geben wollen.

Gut so! Doch: Brennen diesen beiden Dinge auch in uns selbst? Wie steht es mit meinem Selbstwert und Selbstvertrauen?

Unter Selbstwert verstehen wir: Ich bin ein einzigartiges, wunderbares Geschöpf Gottes. Ich bin wertvoll, weil ich lebe. Meinen Wert habe ich durch Geburt, nicht durch Leistung.

Mit Selbstvertrauen meinen wir: Ich traue mir etwas zu. Ich weiss, dass ich etwas leisten kann.

Ja, genau diese beiden Dinge will ich meinen Kindern weitergeben. Doch was ich weitergeben will, muss zuerst in mir leben. Darum gab ich während dem grössten Teil des erwähnten Seminarblocks Anregungen zur Selbstzufriedenheit weiter. Dabei orientierte ich mich am „Säen – Schlafen – Ernten„-Zyklus.

Wurzeln und Flügel

Zu dem, was die Eltern zu einem starken Team macht, gäbe es viel zu sagen. Angefangen bei einer konstruktiven Paar-Kommunikation über gemeinsame Ziele bis zur konkreten Gestaltung des Beziehungsalltages.

Ich beschränke mich auf den Hinweis auf das „Wurzel & Flügel„-Konzept, welches ich an dieser Stelle schon öfters vorgestellt habe.

Die Wurzeln sind ein Bild für die Mutterenergie und stehen für Geborgenheit, verwurzelt sein. Wir können auch sagen: Die Wurzeln haben mit Selbstwert zu tun.

Die Flügel sind ein Bild für die Vaterenergie. Es geht darum, dass unseren Kinder etwas zugetraut wird, ja, dass wir sie beflügeln. Die Flügel haben also mit Selbstvertrauen zu tun.

Wenn es uns gelingt, dass wir mit uns selbst im Reinen sind, in guter Balance leben und uns unseres eigenen Wertes bewusst sind, haben wir den ersten Teil geschafft. Sind wir dann noch als Paar ein Team, dass den Kids Wurzeln und Flügel schenkt, sind wir auf dem besten Weg zu einer starken Familie.

Einige Charaktereigenschaften einer starken Familie gibt uns Mihaly Csikszentmihalyi in seinem Buch FLOW – Das Geheimnis des Glücks weiter und habe ich im Artikel Starke Kinder vorgestellt.

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Es geht auch anders

Geld haben ist schön, solange man nicht die Freude an Dingen verloren hat, die man nicht mit Geld kaufen kann.
Salvador Dalí

Ferien sind teuer, Familienferien erst recht, im Sommer sowieso. Wer den Familienalltag eher mit bescheidenem Budget bestreitet, muss knallhart kalkulieren, ob die Ferien am Meer oder das Familienhotel drinliegt. Entweder man nimmt sich im Alltag zurück und spart auf das eine grosse Ziel: Die Sommerferien. Oder man übernimmt sich und bezahlt im Nachhinein einen hohen Preis für zu viel ausgegebenes nicht vorhandenes Geld.

Günstige Ferien

Es geht auch anders: Auch Familienferien müssen nicht immer teuer sein. Weil der Sommer die teuerste Saison ist, haben wir in den letzten Jahren unsere Sommerferien daheim verbracht. Auch da gilt es, genau hinzuschauen. Auch etwas Kreativität ist gefragt. Denn Tagesausflüge können in der Schweiz auch schnell ganz teuer werden.

Vor unseren Sommerferien sammeln wir einerseits Ideen, was wir gerne unternehmen würden (da darf jedes Familienmitglied Wünsche anbringen), anderseits halten wir unsere Augen offen für Spezialaktionen. Immer mehr Firmen buhlen um die Zielgruppe Familie und so gibt es nicht wenige attraktive Angebote von Grossverteilern, Krankenkassen, Banken… Auch lokale Unternehmen haben manchmal spannende „Sommerloch“-Aktionen: Zum Beispiel 2 für 1 auf der Minigolfanlage.

Unser Familienhighlight in den letzten beiden Jahren war die Sommeraktion der Berner Zeitung. Völlig kostenlos wird da in verschiedenen Städten eine Schatzsuche angeboten. Das einzige, was man braucht, ist die Schatzkarte (online verfügbar oder in einem Tourismusbüro der Region erhältlich) – und los geht’s: Bei einem ausgedehnten Spaziergang lernt man eine Ortschaft besser kennen, hat Rätsel zu lösen, kommt bei einem Tierpark vorbei, landet sogar mal (kostenlos) auf einem Thunerseeschiff und wird am Ende noch mit dem einen oder anderen Geschenk und Gutschein in der Schatztruhe belohnt.

Ganz viel Erlebnis für wenig Geld

So haben wir tolle Budget-Sommerferientage verbracht. Und neben der Tatsache, dass dadurch das Familienbudget nicht in Schieflage geriet, ist das Beste, dass wir ganz viele Familienerlebnisse gesammelt haben. Und darum geht es doch bei Familienferien – ob mit grossem oder kleinem Budget. Hauptsache, wir als Familie haben Freude zusammen, erleben etwas gemeinsam und können den hektischen Alltag für einige Tage beiseite schieben.

Einen zusätzlichen Reiz haben unsere „Daheim-Ferien“ erhalten, indem wir ein Massenlager eingerichtet haben und zu viert auf dem Wohnzimmer-Boden geschlafen haben. Die Kids fanden das natürlich cool – und sogar Mami und Papi haben erstaunlich gut geschlafen…

Luxusferien und US-Rundreise passen nicht in jedes Familienbudget. Lassen wir uns nicht unterkriegen! Mit etwas Phantasie gibt es kreative Möglichkeiten, um günstig ganz tolle Familienerlebnisse zu machen. Wir treiben es auf die Spitze und haben in den beiden letzten Sommerferien mehr Geld eingenommen als ausgegeben: Einmal, weil wir am Ende der Schatzsuche noch einen Preis beim Wettbewerb gewonnen haben und dieses Jahr, weil Mutter und Tochter als Ferienerlebnis noch bei einer Werbefilmproduktion mitspielten.

Lernen wir wieder das Einfache zu geniessen – es bedeutet unseren Kindern am Ende vielleicht sogar mehr als die Luxusferien. Der Psychologe Archibald Hart schreibt in Wer zu viel hat, kommt zu kurz„Hören sie auf, der grosse Supervater/die Supermutter sein zu wollen. Gehen Sie nach draussen und spielen Sie mit Ihren Kindern.“

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Sich (miss)verstehen

Um sich zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte.
Viele Worte brauchen sie, um sich nicht zu verstehen.

Indianische Weisheit

„Unsere Ehe-Kommunikation hat mal wieder nicht funktioniert“, leicht resignierend und etwas frustriert versucht mir eine Bekannte zu erklären, warum sie sich erst jetzt für einen Anlass anmeldet. Kaum 24 Stunden bevor es losgehen soll und wir natürlich schon alles organisiert haben.

Ein klassisches Missverständnis: Auf die Aufforderung ihres Mannes hin, hat sie den Termin in ihrer Agenda notiert. Dabei ging jedoch vergessen, zu klären, wer sich bei uns, dem Veranstalter des Anlasses, melden würde.

Leider ist der Alltag voll von solchen und ähnlichen Missverständnissen. Gerade der Paaralltag bietet hier einen fruchtbaren Nährboden, der zu einem furchtbaren „Aneinander-Vorbei-Kommunizieren“ führen kann.

Störfaktore erkennen

Dank Kommunikationswissenschaftler wie Schulz von Thun wissen wir, dass es auf dem Weg zu einer gelingenden Kommunikation mehrere Hindernisse gibt. So erinnert uns das 4-Ohren-Modell daran, dass sich unser Kommunizieren nicht nur um die Sache selbst dreht, sondern auch immer eine Beziehungsebene hat und zudem spielen unsere Erwartungen an den anderen eine wesentliche Rolle. Nicht zu unterschätzen gilt es im Weiteren meine eigene Verfassung: Bin ich gereizt? Fühle ich mich schon im Voraus in einem Minus? Oder ist mein Grundgefühl eher von Arroganz und dem Wunsch, die anderen herumzudirigieren, geprägt?

All diese Faktoren zeigen, dass in jeder Kommunikation neben dem sachlichen Informationsaustausch sofort auch immer unsere Emotionen mitspielen. Und ein kurzer Selbsttest zeigt mir, dass die emotionale Seite der Kommunikation die sachliche Seite häufig überlagert. Ich ertappe mich regelmässig dabei, dass ich in E-Mails lieber das lese, was da gar nicht steht (Was finde ich zwischen den Zeilen? Was will mir mein Gegenüber wirklich sagen? …) und dann interpretiere ich das, was da nicht steht, auch noch und schon habe ich mehr mit meiner Emotionalität zu tun als mit der Sache selbst.

Kennen Sie das? Solche Prozesse geschehen ja meistens unbewusst, doch die unpersönliche und oft hastige Kommunikation mit den neuen Technologien lädt uns geradezu ein, zwischen den Zeilen zu lesen und zu interpretieren. Die Kommunikation in der persönlichen Begegnung scheint mir da etwas einfacher zu sein, weil es weniger Spielraum zur Interpretation gibt, resp. viel einfacher abgetastet oder direkt nachgefragt werden kann.

Nun, der Interpretationsspielraum bei der Kommunikation mit den neusten Technologien mag ein möglicher Störfaktor sein. Natürlich gibt es davon noch viele weitere. Gerade in der Kommunikation als Paar gilt es, herauszufinden, was das gemeinsame Gespräch behindern könnte:

  • Falscher Zeitpunkt?
    Z.B. weil die Kinder gerade kein persönliches Gespräch zu zweit zulassen.
  • Falsche Tageszeit?
    Z.B. weil einer der beiden zu müde ist nach dem anstrengenden Arbeitstag.
  • Falscher Ort?
    Z.B. weil die Ablenkung hier zu gross ist.
  • Falsche Voraussetzung?
    Z.B. weil die Stimmung bereits gereizt ist.

Das Bewusstsein von möglichen Störfaktoren ist der erste Schritt zu einer verbesserten Kommunikation. Wenn es uns dann noch gelingt, diese Störfaktoren aus dem Weg zu räumen, werden die Missverständnisse weniger.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

  • Unser Seminar zum Thema: Was ich dir eigentlich sagen wollte… …oder die Kunst einer gelungenen Paar-Kommunikation.
  • Eine wohltuende, ganzheitliche und alltagstaugliche Auszeit für Paare – das ist unser Timeout-Weekend für Paare. Immer am ersten Weekend im April.
  • Weitere Artikel zur Paar-Kommunikation.

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Starke Kinder

Wenn man von den Angehörigen seines Wertes versichert wird,
gewinnt man die Kraft, Risiken einzugehen.

Mihaly Csikszentmihalyi (in: FLOW – Das Geheimnis des Glücks)

Als Eltern ist es eine wichtige Aufgabe, den Kindern Selbstvertrauen mit auf den Weg zu geben. Wer einen gesunden Selbstwert hat, traut sich etwas zu. Leider sind wir Erwachsenen uns auch nicht immer unseres Wertes bewusst. Darum ist es wichtig, dass wir einander stärken – damit wir wiederum andere (z.B. eben unsere Kids) stärken können!

Aber wie tut man das? Gerade diese Woche habe ich beides erlebt: An einem Tag war ich so stolz auf eines meiner Kinder, als es sich etwas mutiges zugetraut hatte und sein selbst gestecktes Ziel ohne irgendwelches Zutun von uns Eltern anpackte und im wahrsten Sinn des Wortes den Sprung ins Wasser wagte. Kaum 24 Stunden später, dasselbe Kind, panische Angst vor einer Aufgabe, die es eigentlich ohne Nervenflattern hätte packen können. Aber es ging nicht, mein gestern noch so mutiges Kind war wie gelähmt.

Unsere Kinder zu stärken und zu selbstbewussten Persönlichkeiten heranreifen zu lassen, ist eine grosse Aufgabe. Dabei werden wir Fortschritte feiern können, müssen aber auch Rückschläge in Kauf nehmen.

In seinem „FLOW-Buch“ erzählt Mihaly Csikszentmihalyi von einer Studie (von Kevin Rathunde, Universität von Chicago), die aufzeigte, unter welchen Umständen sich Teenager zu glücklicheren, zufriedeneren und stärkeren Persönlichkeiten entwickelten. Kaum erstaunlich: Massgebend war die Beziehung zu ihren Eltern.

„Der Familienkontext, der optimale Erfahrungen fördert, wies fünf Eigenschaften aus“, schreibt Mihaly Csikszentmihalyi. Und zwar sind das:

  • Klarheit: Die Erwartungen der Eltern an die Kids sind klar. „Ziel und Feedback innerhalb des Familiensystems sind eindeutig.“
  • Zentrierung: Die Kinder erleben, dass ihre Eltern an ihren Gefühlen und Erfahrungen interessiert sind. Und zwar mehr als an den schulischen Leistungen.
  • Wahlmöglichkeit: Kinder haben die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen. Sie haben eine Reihe von Optionen aus denen sie auswählen können und lernen die Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu tragen (auch wenn sie sich zum Beispiel dafür entscheiden, eine elterliche Regel zu brechen).
  • Bindung: Das Kind baut Vertrauen auf, senkt seine Verteidigungsbarrieren und kann sich vertieft dort investieren, wo seine Interessen liegen.
  • Herausforderung: Den Kindern wird ihrem Alter und ihren Möglichkeiten entsprechend ein Umfeld geboten, in dem sie zunehmend grössere und komplexere Aufgaben zu lösen haben.

Abschliessend stellt der Flow-Erfinder die genannten Eigenschaften mit den Kennzeichen einer Flow-Erfahrung in Verbindung und schreibt:

Kinder, die in Familiensituationen gross werden, die eindeutige Ziele, Feedback, das Gefühl von Kontrolle, Konzentration auf gegebene Aufgaben, intrinsische Motivationen und Herausforderungen bieten, werden allgemein eine bessere Chance haben, ihr Leben so zu ordnen, dass flow möglich wird.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Erfahrungen schenken

Luxus ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr Geld,
sondern Zeit und Raum.
Urs Wehrli (von Ursus & Nadeschkin)

Was schenken Sie Ihren Lieben zu Weihnachten? Und welche Geschenke würden Sie besonders erfreuen?

Gestern kriegte ich mehrere Weihnachtskarten und Firmenmailings zum Jahresende. Der elektronische Gruss einer Tourismusregion blieb besonders hängen:

Das große Fest ist nicht mehr weit,
man wünscht sehr viel in dieser Zeit.
Man wünscht Karriere, Gewinne und viele Gaben,
obwohl die meisten alles schon haben.
Darum wünschen wir Dir und Deinen Lieben,
unvergessliche, schöne Momente
und inneren Frieden.

Dass mir ein Tourismusgebiet inneren Frieden wünscht, hat mich besonders erstaunt. Aber danke, ich arbeite daran (und lass mich zu Weihnachten nicht nur gerne von meinen Mitmenschen beschenken, sondern auch vom himmlischen Schenker).

Doch zurück zur Frage, was wir uns eigentlich gegenseitig schenken zu diesem Fest der Liebe. Wünschen wir uns Gaben, die wir bereits haben? Natürlich stimmt es nicht, wenn da in diesem Weihnachtswunsch aus meinem Lieblingsskigebiet steht, dass „die meisten alles schon haben.“ Denn, nach dem „4s“ wäre ja wohl einmal eine Aufrüstung auf das „5c“ angebracht, oder?

Nun, alles haben wir tatsächlich nicht. Aber fehlen tut uns wohl doch nicht das „5c“. Da trifft es Urs Wehrlin im Zitat oben ganz passend: Luxus ist heute Zeit und Raum. Na bitte, dann schenken wir uns doch gegenseitig etwas Luxus! Und zwar Luxus, der nicht noch mehr Abstellfläche, Steckdosen oder einen zusätzlichen Kleiderschrank braucht.

Luxus für mich

Darf man zu Weihnachten eigentlich auch sich selbst beschenken? Sicherschon! An Weihnachten ist auch das neue Jahr nicht weit und statt sich wiedermal mit unspezifischen Neujahrsvorsätzen etwas vorzumachen, beschenken wir uns besser schon zu Weihnachten ganz konkret: Raum und Zeit für neue Erfahrungen für mich selbst. Was stand schon lange auf Ihrer Wunschtraumliste und wurde nie konkret? Warum beschenken Sie sich nicht mit der Konkretisierung dieser Idee?

Luxus für uns beide

Was kann mein Partner wirklich gut gebrauchen? Die NZZ am Sonntag gab letzte Woche folgenden Tipp (Die wichtigsten Schenk-Regeln): „Wer 40 Sekunden in sich und erst danach in den Laden geht, hat gewonnen.“ Vielleicht lohnt es sich auch, noch etwas länger nachzudenken: Welche gemeinsame Erfahrung täte uns im nächsten Jahr besonders gut? Was kann ich schenken, das uns als Paar stärkt?

Luxus für uns alle

Und schliesslich: Was ist der Luxus, den wir uns als Familie schenken? Oder: Wie könnte ich meine Lieben im Familien- und Freundeskreis sinnvoll beschenken? Ich freu mich ganz fest auf kommenden Sonntag, dann lösen wir nämlich unser inzwischen traditionelles Familien-Weihnachtsgeschenk ein: Wenn das strengste Quartal des Jahres geschafft ist, feiern wir dies zusammen mit einem Besuch im Theater und einem feinen Essen im Restaurant. Das ist unser Luxus.

Was zählt, ist die Erfahrung, nicht austauschbarer Materialismus.

 

Schenken Sie Erfahrungen – wir helfen Ihnen dabei!

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

 

Welche Männer braucht das Land?

Die Vaterliebe gestattet uns,
mit all den wunderbaren Wurzeln etwas Gutes anzufangen.
Sie bringt uns das Fliegen bei.

Richard Rohr (in: Vom wilden Mann zum weisen Mann)

Es ist inzwischen ein Dauerbrenner und gerade diese Woche war es wieder zu lesen: Die Rollenbilder von Mann und Frau sind nicht mehr so klar festgeschrieben wie früher und dies führt dann auch hin und wieder zu Rollenverwirrung: Wann ist ein Mann ein Mann? Oder: Welche Männer braucht das Land?

Der Schlusskommentar von Nina Belz zum ausführlichen NZZ-Spezial Frauenwelten endet mit den Sätzen: „Emanzipation ist keine Frauenangelegenheit. Sie verändert auch das Leben der Männer.“ (NZZ, 13.11.13)

Da haben wirs: Auch die Männerwelt ist im Wandel. Eine solche Veränderung betrifft die Arbeitswelt. Immer mehr Männer wünschen sich Teilzeitarbeit. Und einige von ihnen setzen diesen Wunsch auch tatsächlich um und übernehmen im Familienmanagement mehr Verantwortung. Sind das „Plöischler“ oder gar nur halbe Männer? Natürlich gilt es noch mit einigen Stammtisch-Vorurteilen zu brechen, um als Familienmann unter Männer nicht mehr belächelt und im Einkaufszentrum beim Familieneinkauf mit schreienden Kindern nicht mehr von Frauen bemitleidet zu werden.

Glücklicherweise erlebt man(n) ab und zu auch schon das Gegenteil: Andere Männer beneiden einem für die Möglichkeit, intensiver an der Entwicklung der eigenen Kinder teilhaben zu können. Und ja, manchmal sind es wohl nicht nur bemitleidende Blicke der Frauen im Einkaufszentrum, es könnte sich auch eine stille Bewunderung darunter mischen.

Teilzeitarbeit als Allheilmittel? Jürg Wiler, Co-Leiter der Kampagne Der Teilzeitmann nimmt uns solche Illusionen, spricht aber auch die Stärken dieses Modelles an: „Wohlgemerkt: Teilzeitarbeit macht das Leben zwar nicht einfacher, aber runder und ganzheitlicher.“

Männer, die stolz sind auf ihre Kinder

Aber die Frage, welche Männer das Land nun braucht, ist immer noch nicht geklärt. Jedenfalls steht eines für mich fest: Unsere Kinder brauchen keine zweite Mutter! Was unsere Kinder unbedingt brauchen, ist die Ergänzung der weiblichen und männlichen Energie. Dabei hat mich das Buch Vom wilden Mann zum weisen Mann von Richard Rohr sehr inspiriert. Das Konzept von Wurzeln und Flügeln zeigt, was unsere Kinder brauchen: Geborgenheit einerseits, Beauftragung anderseits. Gemäss Rohr ist die Mutterliebe dafür verantwortlich, den Kindern festen Boden unter die Füsse zu geben. Demgegenüber ist es an uns Vätern, wie oben im Zitat beschrieben, unsere Kinder zum Fliegen zu bringen.

Rohr schreibt dazu: „Wenn der Vater seinem Kind sagt: ‚Du schaffst das!‘, dann schafft es das.“ Natürlich tönt das verführerisch nach illusorischem „Nichts-ist-mir-unmöglich“. Und doch: Wie viele gebrochene Menschen (vielleicht vor allem Buben und Männer) gibt es in unserer Gesellschaft, weil kein Vater da war, der ihnen etwas zutraute, der ihr Cheerleader war, der sie anfeuerte, ihnen Vorbild war, sie voller Stolz bejubelte…?

Wir Männer sind gefragt! Am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft – aber eben auch in der Familie! Dies bestätigt auch der Psychotherapeut Peter Ballnik, Autor von Papa-Zeit. 52 Tipps für berufstätige Väter, im Interview mit dem Männermagazin Ärmel hoch!: „Die Kinder brauchen Väter, die stolz auf sie sind.“ Und: „Väter spielen wilder, ausgelassener, fordernder. Mütter halten den Kindern den Rücken frei. Väter führen die Kinder nach aussen. Es ist wichtig, dass Väter die Dinge auf ihre Art machen. Väter brauchen wortwörtlich Spielraum mit den Kindern.“

Unser Land braucht also Männer, die sich selbst, ihren Kindern und auch den Mitmenschen etwas zutrauen und sie befähigen.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

 

So machen Sie Ihre Kinder (un)glücklich!

Seine Freude in der Freude des anderen finden können,
das ist das Geheimnis des Glücks.

Georges Bernanos

Diese Woche ging für unseren Sohn ein langersehnter Wunsch in Erfüllung: Er durfte seinen Freund ins Fussballtraining begleiten. Er war richtig kribbelig und hätte am liebsten schon Stunden vor dem Training die Schoner montiert und die Fussballschuhe geschnürt. Und nach dem erstmaligen Mittun im FC-Training erzählte unser Sohn mit leuchtenden Augen: „Dank einem Tor von mir gings in die Verlängerung!“. Was für ein Einstand…

Freuen sich die Kinder, ist auch die Freude der Eltern gross. Und eigentlich wäre es ja oft ganz schön einfach, mindestens wenn wir dem Rat der Kinder folgen würden, unseren Nachwuchs glücklich zu machen: Solange wir die Wünsche unserer Kinder zeitnah erfüllen, sind sie zufrieden und stellen den Eltern ein gutes Zeugnis aus.

So sehr ich dem obigen Zitat zustimme, wenn wir auf diese Art unsere Freude von der Freude unserer Kinder abhängig machen, müssen wir uns auf massive Nebenwirkungen einstellen. Das kann nicht lange gut kommen! Das mag einerseits an unserem beschränkten Geld- und Zeitbudget liegen, das nicht alle Wünsche erfüllen kann. Anderseits, und vor allem, liegt es an unserer menschlichen Natur, genauer an unserem Lustzentrum. Eine wunderbare Erfindung des Schöpfers, dazu gedacht, die Freuden des Lebens intensiv wahrzunehmen und zu geniessen, wird in unserer Gesellschaft zunehmend missbraucht. Dieser Missbrauch führt uns in eine Sackgasse: „Wir haben in unserer Suche nach Freude und Lust den Bogen überspannt, mit dem Ergebnis, dass wir gegenüber eben dem Schönen, das wir so eifrig suchen, abgestumpft sind.“ So beschreibt es der Psychologe und Hirnforscher Archibald Hart in seinem Buch Wer zu viel hat, kommt zu kurz.

Konkret: Das Lustzentrum bewirkt, dass sich die Befriedigung unserer Wünsche zu einem Bumerang entwickeln und wir süchtig nach dem nächsten „Kick“ werden. Und wie es zu einer Sucht gehört, braucht es in immer kürzeren Abständen eine immer höhere Dosis. Mit dem Effekt, dass an einem gewissen Punkt die Reizschwelle zur Lustempfindung so hoch ist, dass wir kaum mehr Freude in unserem Leben erfahren. Das Resultat: Wir leiden an Anhedonie, also an Lustverlust.

Leider sind die heutigen stressigen Lebens- und Arbeitsgewohnheiten sowie ein Erziehungsstil, der den Kindern jeden Wunsch von den Augen liest, beste Fördermittel für die Anhedonie-Falle.

Zurück zu unserem fussballbegeisterten Sohn: Auch wenn es sich nicht gut anfühlt, wenn wir ihm seine Wünsche nicht sofort erfüllen, ist es ganz gut so. Es wäre einfacher für uns gewesen, wenn wir schon vor Monaten unsere Zustimmung fürs Fussballtraining gegeben hätten. Ein Nein kostet etwas, doch wer seine Kinder vor der Lustverlust-Falle bewahren will, befriedigt nicht einfach jede Lust seiner Kinder.

 

 

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