Meinen Nordstern leuchten lassen

Nur wer sein Ziel kennt,
findet den Weg.

Laozi

Langsam aber sicher verabschieden sich die Festtage und wir starten wieder in den Arbeitsalltag. Spätestens am Montag wird es für die allermeisten wieder losgehen. Damit sich nicht einfach ein weiteres Dienstjahr ans letzte reiht und wir in unreflektierter Routine bloss das tun, was wir schon immer getan haben, lade ich mit diesen Zeilen zu einem Zwischenhalt an der Schwelle zum neuen Arbeitsjahr ein.

Vielleicht haben Sie sich einen dieser beliebten Neujahrsvorsätze („Mehr Bewegung!“) gefasst und wollen es mindestens in einem Bereich etwas besser machen als im letzten Jahr. Die meisten dieser Vorsätze sind erstens schwer einzuhalten (Gründe dazu gibt es viele: Von zu wenig konkreten Zielen über falsche Strategien bis dahin, dass wir es gar nicht wirklich wollen.) und betreffend zweitens vor allem unser Privatleben.

Darum die Frage: Haben Sie sich schon Gedanken dazu gemacht, was Ihnen das Arbeitsjahr 2014 bringen soll? Ich meine jetzt nicht die Jahresziele, die Ihnen Ihr Chef bestimmt schon in einer der vielen Mails oder im letzten Bulletin kommuniziert hat. Diese Ziele können auch gut, hoffentlich hilfreich und im besten Fall ein gesunder Ansporn sein. Doch die Frage ist: Welche beruflichen Ziele haben Sie persönlich? Eine Weiterbildung? Vermehrt die eigenen Stärken einbringen können? Ein Jobwechsel? Mehr Verantwortung? Oder: Weniger Verantwortung dafür mehr Zeit für die Familie?

Oder: Die persönliche Berufung finden?

Darf man von seinem Job mehr als bloss Geld als Gegenwert für die geleistete Arbeit erwarten? Ich finde: Ja, unbedingt! Eine Kolumne von Seraina Rohrer, Direktorin der Solothurner Filmtage, in der NZZ am Sonntag (29. Dezember 2013) suggeriert etwas anderes. Zwar finde ich gut, wenn hier vor einer Überidentifikation mit dem Job gewarnt wird, jedoch finde ich es schade, wenn daraus eine Arbeit ohne Selbsterfüllung resultiert.

Es gibt drei Möglichkeiten, wie wir unsere Arbeit sehen können: Arbeit als Job (Arbeitskraft gegen Geld), Arbeit als Karriere (Arbeitskraft gegen Beförderung) und Arbeit als Berufung (Arbeitskraft als Teil unserer Mission). Wer seine Arbeit als Berufung ausleben möchte, muss demnach zuerst herausfinden, was seine persönliche Mission ist.

Die eigene Vision und Mission werden so zum persönlichen Nordstern. Wer diesen Nordstern für sich definiert hat, kann ihn im Alltag (beruflich wie privat) leuchten lassen und seinen Kompass regelmässig daran ausrichten. Und so wird aus der Arbeit mehr als ein Job, auch mehr als ein weiterer Sprung auf der Karriereleiter. Die Arbeit wird zu einem wichtigen Teil eines aufblühenden Lebens.

Zu meinem Nordstern gehört, dass ich Hoffnung verbreiten will. Und darum liebe ich es, andere darin zu unterstützen, mit dem LiB-Kompass ihren eigenen Nordstern zu entdecken.

Jobben Sie noch oder leben Sie schon Ihre Berufung?

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Das vergessene Geschenk – oder: Der Deko.-Jesus

Das vergessene Geschenk - Jesus dient nur noch als nette Deko.

Ich soll zu einer Krippe werden,
damit Gott als Kind in mir Mensch wird
und andere ihn in mir finden.
Andreas Malessa

Diese Woche schaute ich mir zusammen mit meiner Frau einer dieser schönen Weihnachtsfilme an. Es war wirklich ein sehr schöner, berührender Film über Menschen eines Hauses. Gemeinsam war dieser unterschiedlichen Menschengruppe – Junge und Alte, Verliebte und Getrennte, Geschäftige und Einsame -, dass jeder der Bewohner auf seine Art statt weihnächtlicher Vorfreude kurz vor dem Fest der Liebe leidvolle Momente durchlebte. Jeder ging seines eigenen, schmerzvollen Weges. Bis zu diesem einen Zwischenfalls, der alles veränderte. Und plötzlich sassen all die unterschiedlichsten Bewohner gemeinsam in einem Wohnzimmer um einen Baum versammelt. Verhärtete Herzen weichten sich auf, das Weihnachtsfest wurde tatsächlich zu einem Fest der Liebe.

Zugegeben, man mag solche emotionalen Storys oder man findet sie einfach nur kitschig und vorhersehbar. Mich hat die Geschichte berührt, weil sie zeigt, was möglich wird, wenn wir auf einander zugehen und miteinander, statt neben- oder gar gegeneinander, unterwegs sind. Eine sehr starke, hoffnungsvolle Botschaft.

Das vergessene Geschenk - Jesus dient nur noch als nette Deko.
Das vergessene Geschenk – Jesus dient nur noch als nette Deko.

Leider hat aber etwas gefehlt: Das Kind in der Krippe. So wertvoll eine humanistische Weihnachtsbotschaft sein mag, wenn wir das Kind in der Krippe zur Weihnachts-Deko. herabstufen, können wir das wahre Geschenk von Weihnachten nicht erfahren!

Gott wird Mensch

Chris von Rohr forderte vor einigen Jahren „Meh Dräck!“ und brannte diesen Ausruf damit ins nationale Kollektivgedächtnis. Doch lange vor von Rohr sagte sich Gott genau dasselbe: „Wenn wir wirklich hoffnungsvoll und nachhaltig die Beziehung zu und unter den Menschen verbessern wollen, müssen wir selbst im Dreck des irdischen Lebens geboren werden.“ Und so kam es zum für uns Menschen nie vollständig erklär- und verstehbaren Weihnachtsgeheimnis: Gott wurde Mensch. Als Kind in der Krippe begann diese Mission, die von den Engeln als erstes den Hirten auf dem Feld verkündet wurde: „Fürchtet euch nicht! Ich verkünde euch eine Botschaft, die das ganze Volk mit großer Freude erfüllt: Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der lang ersehnte Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr. Und daran werdet ihr ihn erkennen: Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe!“

Genau das ist das grösste, aber so oft vergessene, Geschenk von Weihnachten: Gottes Liebe ist so gross, dass er sich in Jesus erniedrigt und sich in die dunkelsten Ecken der Menschheit begibt. Angefangen in einem übel riechendem Stall als frohe Botschaft, die zu allererst den am Rand der Gesellschaft Stehenden, den Hirten, verkündet wurde, und von dort aus Kreise ziehend bis zum hintersten Winkel dieser Welt weitergetragen wurde: Es gibt Hoffnung im „Dräck“. Das Leidvolle hat nicht das letzte Wort. Frieden ist uns geschenkt, Versöhnung ist jetzt möglich – Versöhnung mit Gott, Versöhnung unter den Menschen, Versöhnung mit mir selbst – ja, Versöhnung mit dem Leben und all seinen schönen und schwierigen Facetten.

Darum: Degradieren wir bitte dieses Kind in der Krippe nicht zum Deko.-Jesus – an Weihnachten nicht und an allen anderen Tagen in unserem Leben nicht!

Fröhliche Weihnachten!

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Erfahrungen schenken

Luxus ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr Geld,
sondern Zeit und Raum.
Urs Wehrli (von Ursus & Nadeschkin)

Was schenken Sie Ihren Lieben zu Weihnachten? Und welche Geschenke würden Sie besonders erfreuen?

Gestern kriegte ich mehrere Weihnachtskarten und Firmenmailings zum Jahresende. Der elektronische Gruss einer Tourismusregion blieb besonders hängen:

Das große Fest ist nicht mehr weit,
man wünscht sehr viel in dieser Zeit.
Man wünscht Karriere, Gewinne und viele Gaben,
obwohl die meisten alles schon haben.
Darum wünschen wir Dir und Deinen Lieben,
unvergessliche, schöne Momente
und inneren Frieden.

Dass mir ein Tourismusgebiet inneren Frieden wünscht, hat mich besonders erstaunt. Aber danke, ich arbeite daran (und lass mich zu Weihnachten nicht nur gerne von meinen Mitmenschen beschenken, sondern auch vom himmlischen Schenker).

Doch zurück zur Frage, was wir uns eigentlich gegenseitig schenken zu diesem Fest der Liebe. Wünschen wir uns Gaben, die wir bereits haben? Natürlich stimmt es nicht, wenn da in diesem Weihnachtswunsch aus meinem Lieblingsskigebiet steht, dass „die meisten alles schon haben.“ Denn, nach dem „4s“ wäre ja wohl einmal eine Aufrüstung auf das „5c“ angebracht, oder?

Nun, alles haben wir tatsächlich nicht. Aber fehlen tut uns wohl doch nicht das „5c“. Da trifft es Urs Wehrlin im Zitat oben ganz passend: Luxus ist heute Zeit und Raum. Na bitte, dann schenken wir uns doch gegenseitig etwas Luxus! Und zwar Luxus, der nicht noch mehr Abstellfläche, Steckdosen oder einen zusätzlichen Kleiderschrank braucht.

Luxus für mich

Darf man zu Weihnachten eigentlich auch sich selbst beschenken? Sicherschon! An Weihnachten ist auch das neue Jahr nicht weit und statt sich wiedermal mit unspezifischen Neujahrsvorsätzen etwas vorzumachen, beschenken wir uns besser schon zu Weihnachten ganz konkret: Raum und Zeit für neue Erfahrungen für mich selbst. Was stand schon lange auf Ihrer Wunschtraumliste und wurde nie konkret? Warum beschenken Sie sich nicht mit der Konkretisierung dieser Idee?

Luxus für uns beide

Was kann mein Partner wirklich gut gebrauchen? Die NZZ am Sonntag gab letzte Woche folgenden Tipp (Die wichtigsten Schenk-Regeln): „Wer 40 Sekunden in sich und erst danach in den Laden geht, hat gewonnen.“ Vielleicht lohnt es sich auch, noch etwas länger nachzudenken: Welche gemeinsame Erfahrung täte uns im nächsten Jahr besonders gut? Was kann ich schenken, das uns als Paar stärkt?

Luxus für uns alle

Und schliesslich: Was ist der Luxus, den wir uns als Familie schenken? Oder: Wie könnte ich meine Lieben im Familien- und Freundeskreis sinnvoll beschenken? Ich freu mich ganz fest auf kommenden Sonntag, dann lösen wir nämlich unser inzwischen traditionelles Familien-Weihnachtsgeschenk ein: Wenn das strengste Quartal des Jahres geschafft ist, feiern wir dies zusammen mit einem Besuch im Theater und einem feinen Essen im Restaurant. Das ist unser Luxus.

Was zählt, ist die Erfahrung, nicht austauschbarer Materialismus.

 

Schenken Sie Erfahrungen – wir helfen Ihnen dabei!

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

 

Boarding Time

Advent ist, wenn Kinderaugen wieder zu strahlen beginnen
und wir uns anstecken lassen von der Vorfreude auf Weihnachten.
Gudrun Kropp

Vielleicht ist es bei Vielfliegern anders, aber Menschen, die nicht regelmässig ins Flugzeug steigen, haben gewöhnlich eine etwas erhöhte Anspannung, wenn sie 1-2 Stunden vor Abflug am Flughafen ankommen und einchecken. Das war bei mir vor einigen Jahren nicht anders. Doch schlagartig wurde aus meiner erhöhten Anspannung totale Alarmbereitschaft. Die netten Leute beim Check-In sagten mir ganz höflich: „Mit diesem Pass lassen sie Sie in den USA nicht rein.“ Uf, da hab ich scheinbar ein wichtiges Detail übersehen… Und jetzt? Mit rasendem Puls und aussergewöhnlichem Adrenalinschub suchte ich das Notpassbüro am Flughafen auf.

Jede Menge Schweisstropfen später und viele Franken leichter war ich dann nicht gerade stolzer Besitzer eines provisorischen Passes. Erschöpft, aber immerhin noch rechtzeitig zum Boarding, erreichte ich das Gate. Zur Entspannung blieb mir ja ein langer Flug nach Chicago.

Genauso hektisch wie meine „Flugvorbereitung“ von damals, verläuft häufig die Adventszeit. Mit der Idealvorstellung einer gemütlichen Stunde vor dem Abflug (vielleicht mit Prosecco an der Panoramabar) reiste ich an den Flughafen. Mit viel Idealvorstellungen und idyllischen Bildern starten viele von uns Jahr für Jahr auch in die Adventszeit. Klein und Gross freuen sich, überall gibt es Beleuchtungen zu bestaunen und wir stellen uns vor, wie wir in unserer weihnächtlich dekorierten Wohnung bei Kerzenschein eine gemütliche Stunde mit unseren Liebsten verbringen, vielleicht sogar eine Adventsgeschichte erzählen.

Doch dann reisst uns die harte Realität aus der Traumwelt: Im Geschäft ist alles andere als Gemütlichkeit angesagt, da ja auf den letzten Drücker noch die Jahresziele ins Trockene gefahren werden müssen. Mit den Kindern gilt es die nett gemeinten besonderen (besinnlichen) Aktivitäten von Schule, Schwimmclub und Kirche abzuspulen. Natürlich: Nicht zu vergessen all die noch nicht vorhandenen Geschenke, die üppigen Weihnachtsessen und die nervtötenden Familiendiskussionen, wer nun eigentlich dieses Jahr für welchen Teil der Weihnachtsfeier zuständig ist und wer das Fleisch fürs Chinoise wann, wo, zu welchem Preis einkauft… „Oh du stressige Weihnachtszeit“.

Leider ist es mir als Pfarrer schon so gegangen, dass ich innerlich erst bei Weihnachten angekommen bin, als alles schon fast vorüber war. Letztes Jahr ist es mir beim Weihnachtsgottesdienst so vorgekommen, als wäre Weihnachten wie ein Flugzeug. Es wurde mir bewusst: Trotz ganz vielen Adventsanlässen, die von der Idee her als Vorbereitung auf Weihnachten gedacht waren, war ich noch nicht in dieses Weihnachts-Flugzeug eingestiegen. Irgendwie war ich noch in hektischer, innerlichen Betriebsamkeit zwischen Check-In (1. Advent) und Abflug-Gate. Mit anderen Worten: Ich ganz persönlich war noch überhaupt nicht bei Weihnachten angekommen.

Dieses Jahr will ich es besser machen. Darum habe ich zum Beispiel gestern für mich alleine ganz viele Kerzen in der Wohnung angezündet, Weihnachtsmusik gehört und mich im Gebet auf den eingelassen, der an der ersten Weihnacht als Gesandter Gottes in friedlicher Mission zu uns Menschen kam.

Es ist Boarding Time – lassen wir uns ein auf das Fest der Liebe, damit wir nicht plötzlich den Flieger verpassen.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Welche Männer braucht das Land?

Die Vaterliebe gestattet uns,
mit all den wunderbaren Wurzeln etwas Gutes anzufangen.
Sie bringt uns das Fliegen bei.

Richard Rohr (in: Vom wilden Mann zum weisen Mann)

Es ist inzwischen ein Dauerbrenner und gerade diese Woche war es wieder zu lesen: Die Rollenbilder von Mann und Frau sind nicht mehr so klar festgeschrieben wie früher und dies führt dann auch hin und wieder zu Rollenverwirrung: Wann ist ein Mann ein Mann? Oder: Welche Männer braucht das Land?

Der Schlusskommentar von Nina Belz zum ausführlichen NZZ-Spezial Frauenwelten endet mit den Sätzen: „Emanzipation ist keine Frauenangelegenheit. Sie verändert auch das Leben der Männer.“ (NZZ, 13.11.13)

Da haben wirs: Auch die Männerwelt ist im Wandel. Eine solche Veränderung betrifft die Arbeitswelt. Immer mehr Männer wünschen sich Teilzeitarbeit. Und einige von ihnen setzen diesen Wunsch auch tatsächlich um und übernehmen im Familienmanagement mehr Verantwortung. Sind das „Plöischler“ oder gar nur halbe Männer? Natürlich gilt es noch mit einigen Stammtisch-Vorurteilen zu brechen, um als Familienmann unter Männer nicht mehr belächelt und im Einkaufszentrum beim Familieneinkauf mit schreienden Kindern nicht mehr von Frauen bemitleidet zu werden.

Glücklicherweise erlebt man(n) ab und zu auch schon das Gegenteil: Andere Männer beneiden einem für die Möglichkeit, intensiver an der Entwicklung der eigenen Kinder teilhaben zu können. Und ja, manchmal sind es wohl nicht nur bemitleidende Blicke der Frauen im Einkaufszentrum, es könnte sich auch eine stille Bewunderung darunter mischen.

Teilzeitarbeit als Allheilmittel? Jürg Wiler, Co-Leiter der Kampagne Der Teilzeitmann nimmt uns solche Illusionen, spricht aber auch die Stärken dieses Modelles an: „Wohlgemerkt: Teilzeitarbeit macht das Leben zwar nicht einfacher, aber runder und ganzheitlicher.“

Männer, die stolz sind auf ihre Kinder

Aber die Frage, welche Männer das Land nun braucht, ist immer noch nicht geklärt. Jedenfalls steht eines für mich fest: Unsere Kinder brauchen keine zweite Mutter! Was unsere Kinder unbedingt brauchen, ist die Ergänzung der weiblichen und männlichen Energie. Dabei hat mich das Buch Vom wilden Mann zum weisen Mann von Richard Rohr sehr inspiriert. Das Konzept von Wurzeln und Flügeln zeigt, was unsere Kinder brauchen: Geborgenheit einerseits, Beauftragung anderseits. Gemäss Rohr ist die Mutterliebe dafür verantwortlich, den Kindern festen Boden unter die Füsse zu geben. Demgegenüber ist es an uns Vätern, wie oben im Zitat beschrieben, unsere Kinder zum Fliegen zu bringen.

Rohr schreibt dazu: „Wenn der Vater seinem Kind sagt: ‚Du schaffst das!‘, dann schafft es das.“ Natürlich tönt das verführerisch nach illusorischem „Nichts-ist-mir-unmöglich“. Und doch: Wie viele gebrochene Menschen (vielleicht vor allem Buben und Männer) gibt es in unserer Gesellschaft, weil kein Vater da war, der ihnen etwas zutraute, der ihr Cheerleader war, der sie anfeuerte, ihnen Vorbild war, sie voller Stolz bejubelte…?

Wir Männer sind gefragt! Am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft – aber eben auch in der Familie! Dies bestätigt auch der Psychotherapeut Peter Ballnik, Autor von Papa-Zeit. 52 Tipps für berufstätige Väter, im Interview mit dem Männermagazin Ärmel hoch!: „Die Kinder brauchen Väter, die stolz auf sie sind.“ Und: „Väter spielen wilder, ausgelassener, fordernder. Mütter halten den Kindern den Rücken frei. Väter führen die Kinder nach aussen. Es ist wichtig, dass Väter die Dinge auf ihre Art machen. Väter brauchen wortwörtlich Spielraum mit den Kindern.“

Unser Land braucht also Männer, die sich selbst, ihren Kindern und auch den Mitmenschen etwas zutrauen und sie befähigen.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

 

Emotionale Achterbahn

Glückliche Menschen sind lebendige Menschen.
Dr. Henry Cloud (in Auf der Spur des Glücks)

Jeder Mensch, so sagen wissenschaftliche Studien, hat ein „Glücksfixpunkt“. Unser subjektives Wohlbefinden ist demnach zur Hälfte genetisch bedingt. So erreicht unser innerer Stimmungsbarometer einige Zeit nach einem negativen oder positiven Ereignis wieder diesen Fixpunkt.

Ich staune immer wieder über mich selbst: Wie schnell meine Stimmung in die eine oder andere Richtung kippen kann. Da erhalte ich eine Nachricht, die mich irritiert oder mich zu sorgevollen Gedanken verleitet, und schon ist mein emotionales Wohlbefinden massiv unter Druck. Auf der anderen Seite, gerade gestern ging es mir wieder einmal so, kann ich in einem Stimmungstief sein und schon nach ein, zwei guten Begegnungen hellt sich meine emotionale Verfassung deutlich auf.

Das Leben ist eben eine emotionale Achterbahn – mit vielen Kurven, „Ups and Downs“, ruckartigen Richtungswechseln. Nun zeigen verschiedene Untersuchungen (siehe zum Beispiel in Glücklich sein von Prof. Sonja Lyubomirsky), dass unser Glücksempfinden aber trotz dieser emotionalen Achterbahn immer wieder zum Ausgangspunkt, eben zu unserem Glücksfixpunkt, zurückkehrt. Vielleicht am Eindrücklichsten dabei ist, wie schnell die kurzfristige Glückssteigerung nach einer Lohnerhöhung oder einem Karriereschritt verebbet. Aber auch das Gegenteil stimmt: Nach Rückschlägen finden wir mit der Zeit wieder zu unserem üblichen Glücksniveau zurück.

Vergebliche Suche nach Glück?

Nun können wir einwenden, dass damit all unser Glücksbestreben – samt der Fülle entsprechender Ratgeber oder den Bemühungen für ein Schulfach „Glück“ – völlig unnütz seien, wenn wir ja sowieso immer wieder auf unserem angestammten Glücksfixpunkt landen.

Die Studien sagen eben auch noch etwas anderes. Dies wurde gerade gestern im 10vor10 Beitrag Kann man Glück lernen? gut dargestellt: Wie eingangs geschildert, sind rund 50 % unseres Glücksempfindes von unseren Genen abhänging. Weitere (nur!) 10 % werden durch die äusseren Umstände (Geld, Status, Gesundheit, Wohnort, Alter…) beeinflusst. Und die restlichen 40 %? Dieser grosse Teil können wir aktiv durch unser Denken und unsere Haltung, Lebensstrategien und Handlungen gestalten.

Es kommt mir vor wie bei der banalen Metapher vom halbleeren oder halbvollen Glas: Unser genetisch angelegter Glücksfixpunkt entspricht dem Inhalt im Glas. Die Lebensumstände können dabei das Glas selbst sein – ein grosses oder kleineres Glas, das spielt eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist aber nun unsere Haltung: Mit welchen Augen betrachten wir unser Leben? Welche Bedeutung gebe ich meinem Leben? Ist unser Glas halbleer oder halbvoll?

Unsere Lebenszufriedenheit (unser Glück oder unser emotionales Wohlbefinden) hängt zu einem grossen Teil davon ab, ob wir unser Leben aktiv gestalten oder ob wir uns von den Umständen treiben lassen. Und selbst wer geneigt ist, immer das halbleere Glas zu sehen, kann mit einigen Glücksstrategien zu einer zufriedeneren Persönlichkeit werden.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Wie du mir, so ich dir?

Takt ist die Fähigkeit, einem anderen auf die Beine zu helfen,
ohne ihm auf die Zehen zu treten.
Curt Goetz (deutscher Regisseur und Schriftsteller, 1888 – 1960)

Haben Sie gewusst, dass Sie ein Bankier sind? Ohne es möglichweise bis jetzt gewusst zu haben, verwalten Sie eine grosse Menge von Kontos auf denen tägliche Ein- und Auszahlungen getätigt werden.

Nein, ich spreche jetzt nicht von üblichen Geldkontos. Denn mit der Währung, in welcher diese Kontos geführt werden, können Sie sich keine Produkte des täglichen Gebrauchs kaufen. Sie wird weder im Onlineverkauf noch beim Grossverteiler akzeptiert, doch in täglichen zwischenmenschlichen Begegnungen ist sie Gold wert.

Ich schreibe hier vom Konzept des emotionalen Beziehungskontos. Stephen R. Covey bedient sich dieser Metapher in verschiedenen seiner Bücher (z.B. in Die 7 Wege zur Effektivität) um zu erklären, was in zwischenmenschlichen Beziehungen vor sich geht.

Jeder Mensch führt für die Menschen mit denen er in Beziehung steht ein virtuelles Beziehungskonto. Wie bei einem normalen Bankkonto gibt es auch beim emotionalen Beziehungskonto Ein- und Auszahlungen. Die Kunst einer beglückenden Beziehung ist nun, dass der Kontostand stetig steigt und somit das Guthaben an Vertrauen (das ist die Währung, in welcher dieses Konto geführt wird) fortlaufend zunimmt.

Einzahlungen auf das emotionale Beziehungskonto

Bei einer Erstbegegnung mit einer uns bis anhin fremden Person entscheiden wir recht schnell (natürlich aus dem Bauch heraus), ob es sich lohnen wird, für diese Person ein Konto anzulegen. Ist uns dieser Unbekannte auf anhieb sympathisch, gleicht dies einer Ersteinlage auf das neueröffnete emotionale Beziehungskonto. Folgen im weiteren Verlauf der Beziehung gute Begegnungen, werden Gemeinsamkeiten entdeckt, erweist sich die Person als hilfsbereit, übt das Gegenüber eine gewisse Faszination auf uns aus, so sind das alles weitere Einzahlungen auf das Beziehungskonto.

Nun reden wir ja von einem emotionalen Konto. Es geht also nur im übertragenen Sinn um Zahlen und Buchhaltung, nicht im mathematischen Sinn. Was wir abspeichern sind weniger errechnete Zahlen als vielmehr erlebte Emotionen, also Gefühle. Nach jeder Interaktion wird eine Beziehung entweder gestärkt oder geschwächt. Situationen, die gute Gefühle hinterlassen, sind Einzahlungen auf das emotionale Beziehungskonto. Konflikte und ungute Gefühle führen zu Belastungen und Auszahlungen auf diesem Konto.

Natürlich haben nicht nur wir ein emotionales Beziehungskonto für die Menschen, mit denen wir in Beziehung stehen. Die anderen Menschen führen selbstverständlich auch ein Konto, das unseren Namen trägt. Darum ist es sinnvoll, im Beziehungsalltag darüber nachzudenken, wie und wann wir Einzahlungen bei uns nahestehenden Personen vornehmen.

Denn: In jeder Beziehung (ob in der Ehe, am Arbeitsplatz, im Verein oder im Freundeskreis) gibt es von Zeit zu Zeit schwierige Momente und somit Abbuchungen vom emotionalen Beziehungskonto. Deshalb sind wir gut beraten, wenn wir uns regelmässig um Einzahlungen bemühen. Während Kränkungen, das Brechen von Abmachungen, Missverständnisse oder unerfüllte Erwartungen zu Belastungen auf dem Konto führen, sorgen wir mit gemeinsamen Erlebnissen, Liebestaten, Verständnis zeigen oder Grosszügigkeit dafür, dass der Konto-, resp. Vertrauensstand, auf dem emotionalen Beziehungskonto steigt.

 

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.

Job oder Berufung?

Eine Berufung ist eine mit Leidenschaft erfüllte Selbstverpflichtung,
um der Sache willen zu arbeiten.
Martin Seligman (in: Der Glücks-Faktor, Warum Optimisten länger leben)

Hand aufs Herz: Warum rappeln Sie sich jeden Morgen auf und machen sich auf den Weg zu Ihrer Arbeit? Des Geldes wegen? Aufgrund Ihrer Karriereziele? Oder weil die Arbeit einfach Spass macht?

In seinem Buch Der Glücks-Faktor beschreibt Martin Seligman drei unterschiedliche Kategorien, wie wir unsere Arbeit betrachten können:

  • Arbeit als Job
  • Arbeit als Karriere
  • Arbeit als Beruf

Mir hat diese Unterteilung sofort gefallen. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, welche Einstellung wir eigentlich zu unserer täglichen Arbeit haben.

Mehr als ein Job

Wenn es uns bei unserer Arbeit ausschliesslich darum geht, genügend Geld für unser Leben zu verdienen, erledigen wir bloss einen Job. Wir stellen dem Arbeitgeber unsere Arbeitskraft zur Verfügung und erhalten als Gegenleistung eine Bezahlung. Mehr erwarten wir uns nicht von unserer Arbeitsstelle. Solange der Lohn stimmt, sind wir soweit zufrieden. Unser Motto wird dann vermutlich sein: Möglichst wenig Engagement zu möglichst hoher Entlohnung.

Arbeit als Berufung?

Die nächste Stufe in diesen Kategorien der Arbeitsorientierung ist die Karriere. Unsere Arbeit dient nun nicht ausschliesslich als Mittel zur Finanzierung unseres Lebensunterhaltes. Hier betrachten wir unsere Arbeitsstelle als Stufe in unserer Karriereleiter. Das persönliche Engagement ist um ein Vielfaches höher, da wir ja nicht nur eine angemessene Entlohnung für unsere Arbeit erwarten, sondern uns auch um eine kontinuierliche Beförderung bemühen.

Bei der Berufung schliesslich spielen Geld und Beförderungen eine sekundäre Rolle. Wir sind Überzeugungstäter. Was wir tun, tun wir aus Leidenschaft und weil wir einen Beitrag zu etwas, was grösser ist als wir, leisten können. Martin Seligman schreibt zu dieser Gruppe von Berufstätigen: „Wenn es kein Geld gibt und Beförderungen aufhören, wird trotzdem weitergearbeitet.“

Traditionell sprach man bei einigen wenigen, prestigeträchtigen Berufsgruppen von Berufung: Ärzte, Priester, Wissenschaftler, Oberste Richter. Doch im Grunde kann jede Arbeitsstelle Job, Karriere oder Berufung sein. Stellen wir uns den Arzt vor, der Dienst nach Vorschrift tut und lediglich an seinem Einkommen interessiert ist – er erledigt bloss einen Job. Hingegen kann selbst ein Wegmeister, der seine Arbeit als Beitrag zu einer sauberen und schöneren Umgebung in einem Dorf betrachtet, einer Berufung nachgehen.

Wann wird unsere Arbeit zu einer Berufung? Martin Seligman schreibt: „Wenn Sie einen Weg finden können, Ihre Signatur-Stärken [individuelle Fähigkeiten] oft bei Ihrer Arbeit einzusetzen, und zudem erkennen können, dass Ihre Arbeit ein Beitrag zu einem höheren Gut ist, haben Sie eine Berufung.“

Das wünsche ich Ihnen!

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichArbeit“.

Doping für die Seele

Was den Menschen wirklich befriedigt, ist nicht, schlank oder reich zu sein, sondern sich in seinem eigenen Leben wohlzufühlen.
Mihaly Csikszentmihalyi (in: FLOW – Das Geheimnis des Glücks)

Ich kenne mehrere Menschen, die einen angeblich sicheren Job aufgegeben haben und die Reise in eine eher ungewisse berufliche Zukunft gewagt haben. Warum tauschten diese Leute die Sicherheit gegen die Ungewissheit? Sind es etwa besonders abenteuerlustige Zeitgenossen oder gar gesellschaftskritische Aussteiger? Einige davon vielleicht schon, doch die Mehrheit der mir bekannten „Umsteiger“ sind es nicht.

Was dann? Meine Vermutung ist diese: Sie waren auf der Suche nach Doping für die Seele und strebten nicht nach Doping für das Portemonnaie.

In meiner Forschungsarbeit zum Thema Glück wird beim Blick in die entsprechende Literatur immer deutlicher: Geld macht nicht glücklich! Viele Studien belegen das. Sicher, auch das zeigen die Studien, bis zu einem gewissen Punkt beeinflusst unsere Finanzkraft unser Glück. Doch sobald die Grundbedürfnisse gedeckt sind, lässt sich die Lebenszufriedenheit nicht merklich und nachhaltig durch mehr Geld anheben.

Im letzten Blogartikel vor der Sommerpause habe ich dazu folgendes geschrieben:

Doch selbst wenn das möglich wäre, glaube ich nicht, dass Mitarbeitende oder auch Kunden über finanzielle Reize langfristig zu motivieren sind. Wir müssen einen tieferen Kern in ihnen ansprechen!

Wie sprechen wir diesen inneren Kern an? Anders gefragt:

Was ist Doping für die Seele?

In Anlehnung an das obige Zitat von Mihaly Csikszentmihalyi würde ich als erstes sagen: Doping für die Seele ist, wenn man mit sich selbst im Reinen ist. Oder eben wenn man sich in seinem eigenen Leben wohlfühlt.

Und dazu gehören weniger Dinge wie Reichtum, Status und Aussehen. Sondern eher:

  • Selbstbewusstsein – ein Bewusstwerden von sich selbst: Wer bin ich (nicht)? Was kann ich (nicht)? Was will ich (nicht)?
  • Ein Umfeld, das zu mir passt: Mitmenschen, die mich zum Blühen bringen. (Ein solcher Mitmensch ist hoffentlich nicht nur „die beste Freundin“, sondern darf sehr gerne auch der Chef, der Ehepartner oder die Arbeitskollegin sein!)
  • Ziele, die zu meinen Überzeugungen passen: Wenn unser tägliches Wirken kaum unserer inneren Wertvorstellung entspricht, fühlen wir uns bei dem, was wir tun, im besten Fall neutral – aber kaum beflügelt.
  • Aufgaben, die zu unseren Talenten passen: Doping für die Seele ist, wenn ich (auch beruflich) das machen kann, was ich gerne tue und besonders gut kann.
  • Ein Sinn, der meinem Leben Halt gibt: Um mich in mir selbst wohlzufühlen, muss ich wissen, warum ich tue, was ich tue. Wo liegt der tiefere Sinn in meinem Sein und Wirken?

Doping für die Seele ist demnach, wenn ich mich selbst kenne und mein Alltagsleben optimal zu diesem Selbst passt. Und darum orientieren sich einige in ihrem (Berufs)Leben neu.

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Mitmenschen motivieren

Die beste ‎Motivation ist immer noch,
den Menschen ‎Eigenverantwortung zuzugestehen.

(Erich Sixt)

Nach der Frage, wie man sich selbst motivieren kann (Kann Arbeit glücklich machen?), interessiert mich heute die Frage, wie wir andere Menschen motivieren können. Darüber, wie dies bei den Kindern gelingen oder misslingen kann, habe ich mir letzte Woche Gedanken gemacht (So machen Sie Ihre Kinder (un)glücklich!). Doch wie ist es, wenn wir Menschen ausserhalb unserer Familie motivieren wollen? Zum Beispiel als Chef am Arbeitsplatz oder als Trainer am Spielfeldrand, vielleicht auch als Freundin, die ihr wichtige Menschen unterstützen möchte. Und natürlich interessiert mich diese Frage auch als Life-Balance-Coach, der Menschen in ihrer Persönlichkeitsentfaltung begleitet.

Reisebegleiter sein

Beginnen wir doch bei uns selbst: Wann fühlten wir uns von anderen in besonderem Masse motiviert – oder eben auch nicht? Ich erinnere mich an zwei Erlebnisse, die ich alles andere als motivierend empfand. Während meiner Banklehre hatte ich einmal einen Chef, der die Angewohnheit hatte, einfach kommentarlos weitere zu bearbeitende Dossiers auf meinen Schreibtisch zu knallen. Seine Geste und der wachsende Pendenzenberg machten mächtig Druck – schon fast angsteinflössend für einen 19jährigen.

Die zweite Situation war, als ich in jugendlichem Enthusiasmus ein neues Projekt startete und ich mir von einem Unbeteiligten gut gemeinte, aber unverhofft und ungebeten platzierte, mahnende Ratschläge anhören musste.

Zuoberst auf meiner Demotivationsrangliste stehen folglich: Bemutterung (Leute, die meine Situation nicht kennen und sich dennoch kompetent fühlen, mir zu sagen, was ich jetzt zu tun habe), Alibiaufträge (Teamleiter, die einen etwas ausarbeiten lassen und dann doch selber entscheiden) und Herumkommandierung (Chefs, die alles andere als einen partnerschaftlichen Führungsstil haben und darauf warten, dass ich scheitere). Was steht auf Ihrer Liste ganz oben?

Motiviert fühle ich mich, wenn ich als Person ernstgenommen werde. Wenn sich jemand die Mühe macht, mir wirklich zuzuhören und versucht, sich in meine Situation hineinzudenken, ohne vorschnell Lösungen zu präsentieren. Angespornt werde ich auch, wenn mir etwas zugetraut wird. Wenn mir das Gefühl vermittelt wird, dass genau mein Beitrag für das gelingen eines Projektes von entscheidender Bedeutung ist. Und: Mich motiviert, wenn ich in der Umsetzung einer Aufgabe Freiraum und Eigenverantwortung habe. Grundsätzlich tut mir gut, wenn ich Anerkennung für mich als Person und für meine Tätigkeit erhalte.

Obwohl ja jeder Mensch etwas anders tickt, wird das, was mich motiviert, bestimmt auch von vielen anderen als motivierend erlebt. Darum will ich es als Reisebegleiter und nicht als Befehlshaber versuchen. Das Leben ist eine Reise – und jeder reist auf seine Weise. Als Reisebegleiter will ich Menschen auf dieser Reise unterstützen: Was kann ich tun, damit sie an ihr Ziel kommen? Und dort, wo ich für eine Organisation Verantwortung trage, werde ich in gewissen Situationen nicht nur der Begleiter sondern auch der Reiseführer sein, der die gemeinsame Richtung vorgibt. Doch auch da will ich möglichst die Eigenverantwortung aller Beteiligten fördern: Wenn es mir gelingt, Menschen gemäss ihren persönlichen Interessen und Stärken ihren Beitrag leisten zu lassen, habe ich es mit motivierten Mitmenschen zu tun.

Da in meinem Umfeld (gemeinnützige sozial-diakonische Kinder- und Familienanimation) die finanziellen Mittel sehr beschränkt sind, komme ich gar nicht auf die Idee, Menschen rein monetär motivieren zu wollen. Doch selbst wenn das möglich wäre, glaube ich nicht, dass Mitarbeitende oder auch Kunden über finanzielle Reize langfristig zu motivieren sind. Wir müssen einen tieferen Kern in ihnen ansprechen!

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.