Wenn Jammern die Welt verändern würde

Vieles wird zusehends schlechter, aber wegsehend nicht besser.
Helmut Qualtinger

Diese Woche habe ich mit einigen Führungspersönlichkeiten über obiges Zitat gesprochen. Ich stellte ihnen die Aufgabe, das Zitat in Zusammenhang mit Dankbarkeit zu setzen. Es entwickelte sich eine spannende Diskussion. Einige protestierten heftig: „Stimmt nicht, es wird nicht schlechter!“. Andere sahen vor allem viel Undankbarkeit in diesem Satz.

Schliesslich philosophierten wir über das Wortspiel „zusehend-wegsehend“: Will uns der verstorbene Schauspieler Qualtinger da möglicherweise darauf aufmerksam machen, dass weder unser Zusehen noch unser Wegsehen die Welt besser machen?

Wenn ich als dankbarer, positiver Zeitgenosse unterwegs bin, werde ich hoffentlich bei aller vorhandenen Not (die es übrigens schon immer gab!) nicht einfach wegsehen – aber auch nicht nur zusehen!

Zusehen und über all das Schlechte im globalen Dorf zu jammern, hilft leider nicht wirklich. Wegsehen ist jedoch auch nicht wirklich eine Alternative. Anders ausgedrückt: Wenn wir mit unserem Jammern die Welt verändern könnten – da würde sofort alles besser ausschauen. Nun ist es aber offensichtlich so, dass weder Jammern, Selbstmitleid noch das Drehen um die Probleme wirklich eine nachhaltige Besserung bringen.

Wegsehen, zusehen und jammern scheiden also aus. Was bleibt uns? Aktiv werden, Anteil nehmen, gestalten, anpacken!

Ich gebe ja zu: Wenn ich die News verfolge, fühle ich mich ohnmächtig und sehe nicht wirklich, welchen gestalterischen Beitrag ich zur Lösung der vielfältigen globalen Probleme leisten könnte. Ich bin dankbar für die Mitmenschen, die hier mehr Zivilcourage als ich an den Tag legen und beispielsweise in der Flüchtlingsproblematik aktiv werden. Einige besuchen Flüchtlinge in ihren Unterkünften, andere stricken Decken oder Kleider und einige reisen sogar direkt an die Krisenherde und begegnen der Not vor Ort.

All diese Beispiele beweisen: Wir können mehr tun als wegsehen, zusehen oder jammern!

Ansprechen, anpacken – auch im zwischenmenschlichen Bereich

Das obige Zitat kann uns aber auch inspirieren, wenn es um den zwischenmenschlichen Bereich oder gar unsere persönliche Not geht. Wie oft wird auch hier weggesehen? Gejammert? Hilflos zugesehen?

Beispiel gefällig? Da hören wir von einem Vorgehen einer Lehrperson, das bei vielen Eltern nicht so gut ankommt. Mehrmals hören wir in unserer sozial-diakonischen Arbeit direkt oder indirekt davon. Wir ermutigen die Betroffenen, nicht „die Faust im Sack“ zu machen und über die Situation zu jammern oder gar zu lästern. Endlich spricht eine Frau die Situation bei der Lehrperson an. Diese ist ganz erstaunt darüber, was sie da hört. Dies würde sie schon seit Jahren so machen und noch nie habe jemand etwas gesagt.

Zusehend oder gar wegsehend werden Situationen nicht besser. Aber wenn endlich jemand den Mut hat, eine Situation anzusprechen, gibt es plötzlich Gestaltungsraum – Veränderung ist möglich!

Und so ist es überall: Ob bei weltpolitischen Themen, bei der Lebensqualität im Quartier oder beim Umgang miteinander am Arbeitsplatz, beim Familienleben, aber auch in Freundschaften, in der Partnerschaft und auch wenn es um meine persönliche Entwicklung geht: Wo wir nur weg- oder zusehen, überlassen wir uns den Umständen, statt sie zu gestalten.

Wie verändern wir nun also unsere kleine und grosse Welt? Ich habe zusammen mit meiner Familie über die Festtage wiedermal den Film „Evan Almighty“ angeschaut. Mir gefällt der Tipp, den Evan am Ende des Films erhält: „One Act of Random Kindness at a time“. (Auf Deutsch etwa „Ein zufälliger Akt der Freundlichkeit nach dem anderen.“)

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=hSJhQ8Sisbc[/youtube]

Also, verändern wir nicht die ganze Welt auf einmal – sondern Schritt für Schritt in dem wir eine kleine gute Tat nach der anderen tun.

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