Das Leben wäre definitiv einfacher, wenn mensch nicht zu gross träumte – angepasst leben, den Dingen ihren vorgezeigten Lauf lassen, nie gewohnte Bahnen hinterfragen würde.
Privat hiesse das beispielsweise , sich möglichst so zu verhalten, wie es Freunde und Familie erwarten. Immer schön berechenbar bleiben.
In Beruf würde sich diese «Nur-nicht-zu-viel-Aufregung-verursachen»-Mentalität beispielsweise im gern zitierten «Dienst nach Vorschrift» äussern.
Wie ich hier schon im letzten Blogartikel betonte und es immer wieder erkennbar wird, funktioniere ich nicht so. Visionen verfolgen, einer sinnstiftenden Arbeit nachgehen, Berufung leben, ja, das ist mein Anspruch, das tu ich seit jeher – und bin mir auch nicht zu schade, den nötigen Preis dafür zu bezahlen.
Nicht, dass mir dies immer leichtfällt. Die finanziellen Einbussen, die wir als Family über Jahre hingenommen haben, um den Traum zu leben, ist das eine. Die emotionale Achterbahn von den wunderbaren Highlights zu den Tiefpunkten, wo die Zukunft mal wieder mehr als ungewiss ist, negative Presse oder persönliche Anfeindungen verdaut werden müssen, ist das andere.
Dieses emotionale Ausgeliefertsein wiegt für mich tatsächlich viel schwerer als die in vollem Bewusstsein gewählte materiellen Verzichte.
Wie gut ist da, dass mir schon in meinen jungen Jahren als «Kirchenpionier» ein Wegbegleiter sagte «Leidenschaft schafft Leiden» und «Wer sich einsetzt, setzt sich aus».
Die Wortspielereien mit Kalenderspruch-Potenzial mögen simpel sein, trotzdem bin ich froh, dass sie mich über all die Jahre, in denen ich mich leidenschaftlich für meine Träume einsetze, begleitet haben.
Gott sei Dank!
Hier den Bogen zu Karfreitag zu machen, birgt ein Risiko in sich: «Ist er jetzt definitiv grössenwahnsinnig und vergleicht sich mit Jesus?» Nein, sicher nicht!
Natürlich ist meine emotionale Achterbahn nicht zu vergleichen mit dem, was der Gottessohn durchmachte: Himmelhochjauchzender-Hosianna-Empfang an Palmsonntag, Ans-Kreuz-mit-ihm-Bashing wenige Tage später.

Verrat, Verleumdung, Verurteilung, Folter, Höllenqualen.
Tod. Kreuzestod.
Nein, dagegen wirken meine «Leiden der Leidenschaft» wie ein Spaziergang. Na gut, vielleicht wie eine Bergwanderung.
Und trotzdem bin ich meinem Gott von Herzen dankbar, dass er mir in Jesus, meinem Erlöser und Freund, dieses Vorbild gegeben hat: Auch wenn «Leidenschaft Leiden schafft» und sich einsetzen auch sich aussetzen heisst, Träume sind es wert, nicht vorzeitig aufgegeben zu werden.
Ja, wir geben am Karfreitag dem Leiden Raum.
Die Hoffnung muss sich noch gedulden.
Gottes Leidenschaft erliegt dem Leiden.
Gottes Traum fordert den ganzen Einsatz.
Das Leid aushalten, ohne vorschnell in Auferstehungsjubel auszubrechen – nicht einfach.
Und trotzdem so wichtig! Weil auch das eine göttliche Lektion für uns ist: Geh nicht zu schnell weiter, lass Trauer zu, gibt dem Leiden seinen Raum, setz dich dem Schmerz aus.
Wenn sie dann kommen, die Auferstehung, die Hoffnung, der Ostermorgen, dann wird etwas spürbar von dieser göttlichen Anderswelt. Eine neue Welt, eine andere Welt ist möglich, weil nicht Ausbeutung, Ungerechtigkeit und Tod das letzte Wort haben werden, sondern die göttliche Liebe.
Ich bin Gott dankbar, dass er seinen Traum, seine Leidenschaft der neuen Welt nicht aufgegeben und sich den Menschen ausgesetzt hat.
Glücksaufgabe
Was heisst es für dich, an Karfreitag innezuhalten und das Leiden auszuhalten?
Und welche Träume willst du weiterverfolgen, selbst wenn sie Leiden mit sich bringen?