Ich schaff das nicht

Vor zwei Wochen hab ich hier über die Liebe ohne Wenn und Aber geschrieben. Tatsächlich bin ich überzeugt, dass Gott sich wünscht, dass wir uns alle nach unseren Möglichkeiten an seiner Liebes-Mission, die Welt zu einem bessern, liebevolleren Ort zu verwandeln, beteiligen.

Ich bin wirklich begeistert von unserem «You are loved – always!»-Slogan und ich fühle mich reich beschenkt, eine Arbeit zu leiten und gestalten, in der immer wieder Menschen sagen, dass sie hier genau das spüren.

Trotzdem muss ich heute gestehen: Ich schaff das ganz oft nicht. Diese bedingungslose Liebe wie sie in der Bibel in 1. Korinther 13 wunderbar beschrieben ist, fasziniert mich, danach streck ich mich aus.

Doch ich schaff sie nicht. Nicht immer. Und vor allem: Nicht bei allen.

Es gibt Menschen, die liegen mir einfach nicht besonders gut. Und dann gibt es Menschen, die haben mir so grausam «ans Bein gepinkelt», da fällt es mir unheimlich schwer zu denken: «You are loved – always!». Geschweige denn es zu sagen oder es gar zu fühlen.

Und was mach ich mit Menschen, die mir den Glauben absprechen, die Gott und die Welt durch eine völlig andere Brille betrachten als ich?

Menschen zu lieben, die das Gute für uns wollen, ist das eine. Menschen zu lieben, die uns (vielleicht ja sogar nur aus unserer Sicht) Schaden zuführen wollen, ist eine ganz andere Liga.

Wenn ich aufrichtig mit meinen Gefühlen in Kontakt bin, kann ich mir nicht befehlen, diese Menschen zu lieben. Doch ich kann mich daran erinnern, dass Liebe auch eine Entscheidung ist. Und darum entscheide ich mich: Ich will jedem Menschen, egal, was er mir angetan hat, ob er komplett andere Ansichten vertritt als ich, mit Respekt begegnen.

Das heisst nicht, dass ich mit allen in die Ferien fahren muss!

Und es heisst auch nicht, dass ich alles gutheissen muss!

Es heisst auch nicht, dass ich schweigend Unrecht über mich ergehen lassen muss!

Wir dürfen und sollen protestieren, wo protestiert werden muss.
Doch wir sollen den Respekt vor dem Menschen nicht verlieren.

Das ist der erste Schritt, damit sich die Liebe ihren Weg bahnen kann.

Wo ist mein Safe Place?

Ich brauche Orte, wo ich mich sicher fühlen kann. Wo ich sein kann, wie ich bin. Wo ich spüre: Da sind Menschen, die wollen das Gute für mich. Die sind für mich. Und ja, die sind mir Ausdruck des göttlichen «You are loved – always!».

Hast du einen solchen Ort? Wo ist er? Familie, Freunde, Verein oder vielleicht eine Kirche?

Beim Netzwerktreffen, von dem ich vor zwei Wochen schrieb, wurde eine Folie mit der Aussage präsentiert: Kirchliche Angebote sind heute eines unter vielen Freizeitangeboten wie Kino, Turnverein, Einkaufscenter oder Freizeitparks.

Wenn das so ist, haben wir als Kirchen schon verloren. Wir können gar nicht mithalten mit diesen Aktivitäten. Wir stellen die falsche Frage, wenn unsere Events so attraktiv sein sollten, wie ein Broadway-Musical oder wir unsere Kids-Programme am Erlebnisfaktor vom Europapark messen.

Die Frage ist: Erfahren Menschen bei uns einen Safe Place, spüren sie hier, dass sie bedingungslos angenommen und geliebt sind?

Kirche ist mehr als ein weiteres Freizeitangebot. Wenn Menschen hier mit dem Himmel in Berührung kommen, erfahren sie das göttliche «You are loved – always!». Selbst wenn wir es nicht immer schaffen, allen Menschen diese Liebe zu schenken.

Glücksaufgabe

Jetzt sind wir also wieder in dieser aufgeladenen Zeit des Jahres, wo wir allen Menschen auf Knopfdruck Liebe schenken sollten.

Selbst wenn die Weihnachtszeit etwas «magisches» in sich trägt, wenn wir es das ganze Jahr hindurch nicht schaffen, alle Menschen zu lieben, warum sollte es ausgerechnet jetzt damit klappen?

Entstress dich, gesteh dir ein, dass du es nicht schaffst. Und beginn mit dem ersten kleinen respektvollen Schritt. Was könnte das für dich bedeuten?

Ohne Wenn und Aber

«YOU ARE LOVED – always!» Dieser Schriftzug leuchtet seit Jahren bei jedem gms Anlass im H2 neben der Bühne. Und natürlich sollen alle Menschen, die zu uns kommen, nicht nur lesen sondern hoffentlich auch spüren, dass sie bedingungslos geliebt sind.

Zugegeben, auch wenn wir uns seit 25 Jahren bemühen, dass sich im gms alle wohl und angenommen fühlen, gelingt uns dies bestimmt nicht jederzeit. Darum ist der Schriftzug auch für uns eine Erinnerung: Die bedingungslose Liebe kommt von Gott selbst. Diese Liebe ist da, selbst wenn wir es nicht schaffen, alle Menschen so umfassend zu lieben.

Gestern sass ich in einem Netzwerktreffen auf dem Bienenberg. Um die Tische sassen vorwiegend Pfarrpersonen aus Freikirchen, die sich nach einer Theologie sehnen, die wirklich frei macht.

Lukas Amstutz und Martin Benz führten mit ihren inspirierenden Vorträgen in eine lebhafte Diskussion zur Frage, wie wir Mission verstehen und gestalten – gerade aus postevangelikaler Sicht.

Als einer der wenigen Nicht-Theologen begleitete mich Hansruedi vom gms Seeland-Team an dieses Treffen. In der Schlussrunde sagte er: «Ich will meinen Mitmenschen nichts aufzwingen. Sie sollen ganz einfach spüren und hören: Da ist ein Gott, der sie liebt – egal was ist und was war.»

Da ist es wieder, dieses «YOU ARE LOVED – always!». Ist das nicht zu simpel? Können wir einander wirklich sagen: «Du bist geliebt – ohne Wenn und Aber!»?

Laut Martin Benz ist unsere Mission, das blühende Leben, den himmlischen Segen und somit den göttlichen Shalom zu verkörpern. Für mich beginnt das genau bei dieser unvoreingenommenen Liebe. Ja, ich blühe auf, wenn mich die Liebe «wachküsst», wie es ein Teilnehmer gestern formulierte.

Wer schon mal verliebt war, weiss, welche Energie in diesem «Sich-unbändig-geliebt-fühlen» steckt. Es macht lebendig – selbst wenn der Preis dafür schlaflose Nächte sind.

Liebe zu erfahren, die uns unabhängig unserer grössten Flops und Tops beschenkt, berührt und begleitet, macht uns zu Menschen – da können mir KI und jede andere Maschine gestohlen bleiben.

Nun gibt es Situationen, da schaffe ich es nicht, mich selbst zu lieben. Warum auch immer, ich fühle mich dann einfach nicht liebeswürdig. Und leider kommt es auch vor, dass Menschen auch von anderen Menschen keine Liebe erfahren – aus welchen Gründen auch immer.

Es ist mehr als ein schwacher Trost: Selbst dann will uns der Himmel sagen: «You are loved – always!». Natürlich braucht Gott häufig andere Menschen, um uns dies spüren zu lassen. Aber selbst, wenn diese Menschen gerade nicht verfügbar sind, gilt uns die himmlische Liebe ohne Wenn und Aber! Und Gott wäre nicht Gott, wenn er keine Wege finden würde, um dieser Liebe einen Weg in unser Herz zu bahnen.

Glücksaufgabe

Wir sind so überzeugt von dieser Botschaft, dass wir sie jetzt auf T-Shirts, Socken, Bodys, Beanies, Kerzen und Tassen gedruckt haben. Wir finden: Eine wunderbare Botschaft auf wunderbaren Produkten. Und beides soll jetzt zu wunderbaren Menschen getragen werden!

Mit einem solchen (Weihnachts)Geschenk machst du nicht nur dich oder andere glücklich. Im Sinn von «Spread the Message, fund our Mission» sollen die Produkte die gute Botschaft weitertragen und der Erlös des Verkaufs hilft uns als gms, unsere Arbeit zu finanzieren.

Du bist willkommen!

Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben;
nur Licht kann das.
Hass kann Hass nicht vertreiben;
nur Liebe kann das.

Martin Luther King

Ist es nicht irgendwie Ironie, dass Amerika anfangs dieser Woche den Martin Luther King Day gefeiert hat und ende Woche nun Donald Trump in sein Präsidentenamt eingesetzt wird?

Da einer, der sein Leben hingab um Gräben zuzuschütten, um Menschen zu verbinden, um Rassentrennung zu überwinden. Und dort einer, der – so scheint es wenigstens aus Distanz – nicht genug davon bekommt, neue Gräben und Mauern zu schaffen.

Während Martin Luther King als einer der herausragenden Vertreter im Kampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit (Wikipedia) gilt, muss Trump erst noch den Beweis antreten, dass auch er im Dienst der Menschheit steht.

Aber eben: Ich muss mich selbst immer wieder daran erinnern: Wir verändern die Welt nicht indem wir bloss Helden verehren oder auf unliebsamen Machtträgern herumhacken. Die Welt verändert sich, wenn ich mich verändere.

Wenn ich mich reflektiere. Wenn ich dem Guten mehr Raum gebe als dem Bösen. Wenn ich mich mehr und mehr der Liebe öffne und versuche, die Feindseligkeit aus meinem Leben zu verbannen.

Don’t touch!?

Welche Botschaft steckt hinter unseren Worten und welche Signale sendet unsere nonverbale Kommunikation aus? Was lesen unsere Mitmenschen, wenn sie „uns lesen“? Steht da „Du bist willkommen!“ oder doch eher „Don’t touch!“?

Ich weiss, das Propagieren einer Willkommens-Kultur kann einen ganz schön in Bedrängnis bringen und natürlich lässt sich nicht leugnen, dass eine offensive, breit angelegte Willkommens-Kultur jede Menge Herausforderungen mit sich bringt. Aber ich mache ja in meinem Blog weder nationale noch internationale Politik – eigentlich geht es mir hier überhaupt nicht um Politik.

Denn die Politik kann diese Willkommens-Kultur, die wir brauchen, gar nicht leben. Es geht um den Umgang von Mensch zu Mensch. Lass ich mich von den Hochs und Tiefs meiner Mitmenschen berühren? Heisse ich Menschen willkommen, die ich auf den ersten Blick mag – und solche, die mir etwas fremd sind? Versuche ich Gräben zuzuschütten oder grabe ich immer tiefer bis sich keine Brücke mehr zwischen mir und meinen Mitmenschen schlagen lässt?

Ich möchte andere Menschen wirklich spüren lassen „Du bist willkommen!“, „You are loved!“ und sogar „Ich lass mich berühren von dem, was dich beschäftigt!“. Aber ich kenne mich zu gut, ich weiss, dass bei mir auch hin und wieder ein Schild mit der Aufschrift „Don’t touch!“ hängt. Was so viel heisst wie: Lass mich in Ruhe! Stör mich nicht! Ich habe genug mit mir selbst zu tun.

Natürlich wäre es vermessen, zu glauben, dass wir immer alle Menschen willkommen heissen können. Ein guter Umgang mit den eigenen Grenzen gehört da auch dazu. Trotzdem will ich mich mehr und mehr vom Vater der bekannten Geschichte der verlorenen Söhne inspirieren lassen: Als der jüngere Sohn in der Fremde sein ganzes Erbe verprasste und in der Not nach Hause zurückkehrte, stellte der Vater keine Fragen (Hast du das wirklich gemacht? Was hast du dir dabei gedacht? Bedeute ich dir so wenig? …) sondern rannte ihm entgegen, breitete seine Armen aus und liess ihn spüren: „Du bist willkommen!“.

Mit diesem Lebensstil verändern wir die Welt! Und übrigens: Der Vater in der Geschichte ist ein Bild für Gott. In seiner Liebe streckt auch er seine Armen aus und möchte uns spüren lassen: „Du bist willkommen!“

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=VyN78NsgAfw[/youtube]

 

Unter dem Motto „Du bist willkommen!“ machen wir uns kommenden Sonntag an der gms Matinée in Studen BE weitere Gedanken zu dieser göttlichen Willkommens-Kultur. Versteht sich von selbst: „Du bist willkommen!“ (Infos)
 

 

 

 

 

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Gelebte Spiritualität.

You are loved! Always!

Die Liebe erträgt alles, in jeder Lage glaubt sie,
immer hofft sie, allem hält sie stand. Die Liebe vergeht niemals.

Paulus (Die Bibel, 1. Korinther 13,7+8a)

Ich erinnere mich, wie ich als junger Theologiestudent einen Abend in unserer lokalen Teenagergruppe gestaltete. Da saßen wir mitten im Wald in einem Kreis zusammen und sprachen über das Hohelied der Liebe – die viel zitierten Verse aus 1. Korinther 13 – in denen Paulus die vollkommene Liebe beschreibt.

Als wir also unsere Gedanken zu diesem zeitlosen Text weitergaben, sagte eines dieser Teenie-Mädchen: «Das ist die Liebe, nach der sich jeder Mensch sehnt, die aber nur Gott geben kann.»

Wow, was für ein heiliger Moment! Eine so tiefe Weisheit aus einem Teenagermund.

Tatsächlich drückt dieser Text wie wohl kein anderer die Kraft der Liebe aus:

Liebe ist geduldig,
Liebe ist freundlich.
Sie kennt keinen Neid,
sie spielt sich nicht auf,
sie ist nicht eingebildet.
Sie verhält sich nicht taktlos,
sie sucht nicht den eigenen Vorteil,
sie verliert nicht die Beherrschung,
sie trägt keinem etwas nach.
Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht,
aber wo die Wahrheit siegt, freut sie sich mit.
Alles erträgt sie, in jeder Lage glaubt sie,
immer hofft sie, allem hält sie stand.

Diese Liebe zu erfahren und sie weiterzugeben – genau dafür ist der Mensch geschaffen.

Und in einer perfekten Welt wäre diese Liebe eine Selbstverständlichkeit. Leider leben wir nicht in einer perfekten Welt und darum spüren wir in uns sowohl die Sehnsucht nach dieser vollkommenen Liebe als auch die Unmöglichkeit, diese Liebe in Vollkommenheit weiterzugeben.

Wir verdanken es der göttlichen Schöpfung, dass die Sehnsucht nach dieser Liebe selbst in unserer nicht perfekten Welt nicht verloren gegangen ist. Die Ahnung vom Vollkommenen ist in uns angelegt und weckt in uns die Sehnsucht nach dem Göttlichen, nach dem vollständigen Glück, nach Liebe in reinster Form.

Und die Sehnsucht muss nicht ungestillt bleiben: Bereits in dieser nicht perfekten Welt dürfen wir uns gegenseitig mit Liebe beschenken und einander zum Blühen bringen. Jede Ehe und jede Beziehung wird uns zwar vor Augen führen, dass unsere Liebe in einer nicht perfekten Welt unvollkommen bleibt, doch dies sollte uns nicht daran hindern, unsere Nächsten trotz allen Rückschritten immer wieder mit Liebe zu überschütten.

Denn: Wir sind für die Liebe geschaffen und die Liebe wird uns glücklich machen.

 

KONKRET

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Kapitel Geschaffen für die Liebe aus meinem Buch Glück finden – hier und jetzt. Darin finden Sie viele konkrete Anregungen, wie Sie mit dem ShalomLeben-Windrad Ihr Dasein positiv und glücklich gestalten können.

  • Leseprobe
  • Das Glücks-Buch jetzt bestellen! (Schweiz) / Bestelllink für Deutschland.
  • Stimme zum Buch:
    „Was Stefan Gerber in seinem ShalomLebens Buch als Anleitung zum Glück beschreibt, ist eine ganz einfache Formel: Das Glück liegt in der Gegenwart. Greifbar im Jetzt und Hier, mitten in unsrem Alltag und in der Gemeinschaft mit anderen Glücksuchern. Wir haben es in der Hand. Wer das Glück in die Zukunft vertagt oder nur aus der Erinnerung kennt, verpasst die alltäglichen kleinen und grossen Glücksmomente. Die Luft, die ein Windrad in Bewegung bringt, kann immer nur gegenwärtig sein. Nur so kann uns das Glück jeden Tag beflügeln. Ich habe dieses Buch, als Vorab-Manuskript auf der nächtlichen Heimreise von einem meiner Konzerte gelesen. Im Speisewagen von Köln nach Basel, bei einem guten Glas Wein. Es war ein Glücksmoment.“
    David Plüss, Musiker davidpluess.ch
  • Radiobeitrag zum Buch: Radio Life Channel (9. Nov. 2015)
  • Referat oder Lesung zu Glück finden – hier und jetzt organisieren?

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.