Sein, wie ich bin

Die Selbstsucht besteht nicht darin, dass man lebt, wie man will, sondern dass man von anderen verlangt, sie sollen leben, wie man will.
Oscar Wilde

Sind die Grund- und Sicherheitsbedürfnisse, also einerseits Essen, Trinken, Schlafen und anderseits Wohnen und Arbeit, gedeckt, beginnt der Mensch sich nach Erfüllung der Sozialen Bedürfnisse (Freundschaft, Liebe, Gruppenzugehörigkeit) auszustrecken. So sagt es jedenfalls die Bedürfnispyramide nach Abraham Malsow.

Sind auch die Sozialen Bedürfnisse befriedigt, entwickelt sich das menschliche Streben und Verlangen weg von der Defizit- hin zur Wachstumsorientierung: Jetzt geht es um ICH-Bedürfnisse (Erfolg, Anerkennung) und Selbstverwirklichung.

Die ganze Frage und Suche nach Glück und Lebenszufriedenheit ist wohl in dieser Form ein „Wohlstandsbedürfnis“. Während der Mensch damit beschäftigt ist, Grund- und Sicherheitsbedürfnisse zu stillen, steht die Frage nach dem Glück in Form von Selbstverwirklichung völlig im Hintergrund. Ironischerweise ist nicht selten gerade bei den Menschen, die bereits mit der Erfüllung der existenziellen Bedürfnisse herausgefordert sind, mehr über Lebenszufriedenheit zu lernen, als dort, wo äusserlich gesehen „alles“ vorhanden ist.

Aber bleiben wir für einen Moment bei den Sozialen Bedürfnissen: Was tut der Mensch alles, um von anderen geliebt zu werden? Dass es uns nicht völlig egal ist, was andere Menschen so über uns denken, bringt natürlich einige Vorteile mit sich und ist im Grunde eine gute Sache. Eine Welt, in der jeder nur auf sich schaut und völlig ohne Rücksicht auf seine Mitmenschen „sein Ding“ durchzieht, möchte ich mir lieber gar nicht vorstellen.

Auf der anderen Seite der Skala gibt es aber eben auch die Versuchung, für etwas Annahme, Liebe und Gruppenzugehörigkeit alles zu tun, was die anderen von einem erwarten könnten. Weil man gefallen will, ist man im Dauerstress, versucht den anderen jeden Wunsch von den Lippen zu lesen und verfällt dem Helfersyndrom.

Auch eine solche Welt möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Anderen helfen ist ne gute Sache – und ja, wir brauchen unbedingt mehr Wärme, Liebe und Mitmenschlichkeit in unserer Welt. Doch: Wenn mein Helfen eigentlich nur mir selbst helfen soll, mich geliebt zu fühlen, ist etwas völlig aus dem Ruder gelaufen. Das ist nicht Liebe, das ist in Hilfsbereitschaft getarnter Egoismus.

Was ich mir wünsche, ist eine Welt, in der ich ich sein darf und du du sein darfst! Die anderen müssen nicht alles gut finden, was ich tue, aber sie akzeptieren und respektieren mich und meine Art zu leben. Worauf ich wirklich allergisch bin, sind Menschen, die keine Ahnung von meinem Leben und meinen Herausforderungen haben, sich aber dazu gedrängt fühlen, mir „hilfreiche“ (aus ihrer Sicht) Tipps zu überstülpen. Ich bin lernbereit, aber ich will selbst entscheiden, wann und von wem ich lerne.

Auf der anderen Seite ist es auch nicht an mir, andere besserwisserisch zu belehren. Natürlich, als Autor, Coach und Referent bin ich immer mal wieder in der Rolle eines Lehrers. Doch ich will diese Rolle eher als Reisebegleiter ausfüllen – mit Fragen und Inputs, die hoffentlich helfen, eigene Entdeckungen zu machen.

Ich wünsche mir, Orte schaffen zu können, wo man einfach sein kann und auf kreative Weise in entspannter Atmosphäre fürs Leben lernen will. Aber ich hüte mich davor, anderen vorzuschreiben, so zu leben, wie ich es tue.

Wir alle haben die Freiheit – und Verantwortung! – unser Leben selbst zu gestalten!

 

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Reiches Sozialleben.

 

Glücksirrtum Nr. 4: Die Lebensumstände bestimmen unser Glück

Die ständige Jagd nach besseren Lebensumständen macht vielleicht materiell reich und ziemlich sicher müde, aber bestimmt nicht glücklich.
Stefan Gerber (in: Glück finden – hier und jetzt)

Kann man das Glück berechnen oder gibt es gar eine Formel, die uns den Weg ins Glück aufzeigt? Ich bin immer sehr skeptisch, wenn die Komplexität des Lebens und die Individualität des Einzelnen in eine einfache Gleichung gepresst wird.

Martin Seligman, der Begründer und Vordenker der Positiven Psychologie, war da mutiger. In seinem Buch Der Glücks-Faktor präsentiert er eine Glücksformel, die er aus seiner langjährigen Forschungsarbeit ableitet. Dabei beziffert er den Prozentanteil, den die unterschiedlichen Elemente wie Gene oder der Wille auf unser subjektives Wohlbefinden haben.

Das Spannende an dieser Formel: In Sachen Glück sind wir viel weniger Spielball unserer Lebensumstände, als dies allgemein angenommen wird. Darum will ich heute mit dem 4. Glücksirrtum, dass die Lebensumstände unser Glück bestimmen würden, aufräumen.

90 % Energieaufwand für 10 % Glück

Laut der Glücksforschung der Positiven Psychologie hängen gerade mal rund 10 % unseres Glücksempfindens von den Lebensumständen ab. Im Gegensatz zu dieser Zahl ist meine Zahl (90 % Energieaufwand) nicht wissenschaftlich begründet. Vielmehr will ich damit etwas provozieren: Nur ein Zehntel unseres Glücks hat mit unseren Lebensumständen zu tun. Paradoxerweise investieren aber viele Menschen den Grossteil ihrer Energie genau in dieses Zehntel: Sie wollen einen schlankeren Körper, eine bessere Wohnung, einen weiteren Sprung auf der Karrierenleiter, luxuriösere Ferien, nie verblühende Jugend … Aber dadurch werden sie nicht glücklicher.

Das Gegenteil ist der Fall: All diese Dinge können sehr ermüdend wirken. Die Pflege meines Images, meiner Wirkung gegen aussen, kann sich zu einem mühsamen, nie enden wollenden Kampf entwickeln: Der Kampf um bessere Lebensumstände. Und wenn wir hier noch die Macht des Vergleichens beisteuern, wird aus dem Kampf rasch ein fortdauernder Kriegszustand. Kann ja nicht sein, dass wir als einzige nicht dreimal pro Jahr in den Urlaub verschwinden! Ich fühle mich immer älter während die Kollegin immer jünger aussieht – ich muss etwas unternehmen! Wenn mein Nachbar mit diesem neuen Auto vorfährt, muss ich in den nächsten Monaten bestimmt nachziehen …

Macht das glücklich? Wohl kaum, das ist uns irgendwie allen klar. Trotzdem haben ganz viele diesen Glücksirrtum noch nicht aus ihrem Leben verbannt.

Im GlücksBuch verbinde ich die Glücksformel mit dem Windrad als Symbol für unser Leben. Dabei ist weniger wichtig, wo unser Windrad steht (Lebensumstände). Die Energie und damit die nachhaltige Steigerung unseres Glücksempfindens gewinnen wir durch den oberen, beweglichen Teil des Windrades – durch unsere Denk- und Verhaltensmuster in den unterschiedlichen Lebensfeldern.

Es ist meine grosse Hoffnung, dass das GlücksBuch und dieser GlücksBlog dazu dienen können, dass möglichst viele Menschen aus dem Hamsterrad aussteigen und sich stattdessen vom ganzheitlicheren und lebensbejahenderen ShalomLeben-Windrad inspirieren lassen.
Denn:

Gemessen an der Energie, die viele Menschen in die Verbesserung ihrer Lebensumstände investieren, ist die Auswirkung davon aufs Glücksempfinden im marginalen Bereich. (aus dem GlücksBuch)

 

 

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