Wohlbefinden nicht nur am Weltglücktag

Zum diesjährigen UNO Tag des Glücks durfte ich für das christliche Wochenmagazin IDEA folgendes Interview geben:

Am 20. März wurde zum 10. Mal der Internationale Tag des Glücks begangen. Was halten Sie davon?

Es ist wie beim Mutter- oder Vatertag: Schön, dass wir uns einen Tag besonders daran erinnern, was unser Wohlbefinden beflügelt. Aber wenn wir nur einen Tag pro Jahr an unsere Mütter/Väter oder an unser Glück denken, verfehlt es das Ziel.

Sie beschäftigen sich seit einigen Jahren mit der Glücksforschung. Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

Was wir intuitiv als Glück empfinden – die Weltreise oder das grosse Haus -, entpuppt sich als Sackgasse: Die Positive Psychologie hat gezeigt, dass sich unsere Glücksempfindung in unserer Haltung und Denkweise und nicht im Portemonnaie entscheidet. So ist ein dankbarer Lebensstil erwiesenermassen der Königsweg zum Glück.

In Ihrem Buch ziehen sie Parallelen zwischen der Glücksforschung und der christlichen Spiritualität? Macht der Glaube glücklich?

Es gibt gute Gründe dafür, warum das so sein sollte. Viele der 16 Glücksaktivtäten, die ich in der Glücksforschung entdeckte, haben einen direkten Bezug zur lebensbejahenden Botschaft des christlichen Glaubens: Achtsamkeit, Vergebung, Gemeinschaft, Grosszügigkeit …

Philosoph Nietzsche prägte einst den Satz: «Christen müssten mir erlöster aussehen» – Woran liegt es, dass er partiell recht hat?

Weil es auch eine krankmachende Form des Glaubens gibt. Ich staune, dass manche Christen gerne und viel von Freiheit, Freude und Liebe sprechen, in der Gesellschaft jedoch als unfreie, lieblose Menschen ohne Lebensfreude wahrgenommen werden. Ich kann nur vermuten, woran das liegt: Statt den Kern des Evangeliums (bedingungslose Annahme durch Gott) sich entfalten zu lassen, wird ein Zaun aus Gesetzlichkeit und Rechtgläubigkeit darum gebaut.

Wo hilft der Glaube, das Leben entspannter zu nehmen?

Uns ist ein Schatz anvertraut, der uns helfen könnte, das Leben entspannter anzugehen: Ich bin vom Druck befreit, alles unter Kontrolle haben zu müssen, weil ein liebender Gott über, neben, unter und in mir ist. Ich kann wirklich frei sein, weil ich weder ihm noch meinen Mitmenschen etwas beweisen muss. Ich bin geliebt, weil ich Ich bin – meine noch so guten oder noch so schlechten Taten können nichts daran ändern. Dieses Evangelium verkünden wir zwar und tappen dann doch in die Falle, den Glauben zum Leistungssport zu machen.

Noch ganz persönlich: was macht Sie glücklich?

Glück hat für mich mit einem dankbaren Blick zurück, einem genussvollen Leben im Jetzt und einer hoffnungsvollen Zukunftsperspektive zu tun. Glücklich bin ich, wenn es mir gelingt, mich mit allem Schönen und Schwierigen im Leben zu versöhnen. Bei einer solchen Lebenshaltung ist Glück mehr als ein Aneinanderreihen von einzelnen Glücksmomenten. Ich suche nach Lebenszufriedenheit und freue mich genauso an einem Skitag wie an einem Abend mit Freunden oder einem gelungenen Gottesdienst.

(Interview: IDEA, Daniel Rhefeld)

Glücksaufgabe

Beim neusten World Happiness Report belegt die Schweiz den vierten Rang. Einmal mehr an der Spitze liegt Finnland.

Ein Faktor, der das Bruttoinlandglück beeinflusst, ist der Grad der politischen Partizipationsmöglichkeit. Man könnte also salopp sagen: Wählen macht glücklich!

Schade, dass so viele (oft 60 – 70 % der Wahlberechtigten) diese Chance verpassen und ihr Wahlrecht nicht nutzen.

Übrigens: Dieses Wochenende finden im Kanton Bern Wahlen statt. Nutz die Chance!

Lass es los!

Gestern marschierte ich an meinem „stillen Nachmittag“ mit einem Rucksack am Rücken quer durch die Stadt Biel. Es war ein guter Sportrucksack und trotz Laptop, Büchern und Schreibwaren fühlte sich das Gewicht überhaupt nicht unangenehm an.

Doch wie oft tragen wir in unserem Leben einen imaginären Rucksack mit uns herum, dessen Last und schier zu Boden drückt?

In diesem Rucksack, den wir viel öfter mit uns herumtragen als es uns bewusst und lieb ist, sammeln wir alle Verletzungen, die uns andere Menschen antun.

Es sind böse Worte, Enttäuschungen, Kränkungen oder das Gefühl, übergangen zu werden – oft Kleinigkeiten, die sich der Verursacher möglicherweise gar nicht bewusst ist.

Natürlich gibt es auch die richtig schweren Steine in diesem Rucksack: Leute hintergehen uns, bekämpfen uns aktiv, machen uns und unsere Arbeit schlecht, vielleicht geht es sogar um öffentliche Verleumdungen oder in manchen Fällen um körperliche oder psychische Gewalt, wie es mehr Leute erleben müssen, als wir es wohl vermuten würden.

Nun, wo Unrecht geschieht oder gar Straftaten begangen werden, müssen diese angesprochen, resp. angezeigt werden.

Doch löst das unser Problem mit dem imaginären Rucksack? Nur bedingt!

Vergebung ist eine weitere Glücksaktivität, die sowohl in der Positiven Psychologie als auch in der Theologie eine wichtige Rolle spielt. Eigentlich ist es sogar das Kernthema der Theologie.

Vergeben und Loslassen zu können, ist darum so wichtig, weil eben wir selbst diesen imaginären Rucksack mit uns herumtragen – und nicht etwa der Täter oder die Täterin! Wirklich frei wird nur, wer seine Peiniger freigibt, loslässt und ihnen vergibt.

Und zwar gerade nicht, weil sie es verdient hätten, sondern weil sie es nicht wert sind, dass sie unser Leben weiterhin blockieren. Wer loslassen und vergeben kann, tut zuallererst sich selbst einen Gefallen.

Wenn unsere Vergebungsbereitschaft dazu führt, dass auch der andere die Konfliktsituation überwinden und hinter sich lassen kann,  umso besser. Aber es geht hier in erster Linie darum, dass wir nicht zu verbitterten Personen werden.

Wer lernt zu vergeben, ist weniger hasserfüllt, neigt weniger zu Depressionen und verzichtet auf den Gegenangriff (Rache). Und dies alles wird natürlich positive Auswirkungen auf unser Glücksempfinden haben.

Du bist frei

Und wenn ich als Theologe kurz vor Ostern über Vergebung spreche, kann ich nicht anders als dass ich auch das „Alleinstellungsmerkmal“, den USP, des christlichen Glaubens anspreche: Während wir uns an Weihnachten daran erinnern, dass Gott sich in Menschengestalt und dennoch in vollkommener, göttlichen Liebe dieser Welt zugewandt hat, ist Ostern das Fest der Hoffnung. Jesus Christus hat über den Tod und alle Schmach der Welt triumphiert.

Und mehr noch: Karfreitag und der Kreuzestod stehen dafür, dass Gott selbst den imaginären Rucksack loslässt, uns alle kleinen und grossen Untaten vergibt und uns damit Freiheit anbietet.

Darum: Lass es los! All das, was andere Menschen dir antun. Und all das, was du anderen Menschen antust. Da ist ein Gott, der nicht nachtragend ist und uns selbst vorlebt, was er uns empfiehlt:

Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte: »Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er immer wieder gegen mich sündigt? Siebenmal?« – »Nein«, gab Jesus ihm zur Antwort, »nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal!«

Glücksaufgabe

Was trägst du aktuell in deinem imaginären Rucksack? Was davon willst du über die kommenden Ostertage bewusst loslassen? Vielleicht kann dir dabei gerade der Besuch an einem der vielen Karfreitags- oder Oster-Gottesdienste eine Unterstützung sein. Oder du suchst für dich alleine einen Ort der Stille auf.

"Es tut mir leid!"

Vergeben wärmt das Herz und kühlt die Wunde.
Adolphus W. Ward

Kürzlich hab ich mir an meinem „Papitag“ mal wieder Ärger mit einem unserer Kinder eingehandelt: Am Mittagstisch war noch alles im grünen Bereich – schliesslich hab ich ja auch ein Essen aufgetischt, bei dem nicht viel schief gehen konnte…

Bevor die Kids wieder Richtung Schule loszogen, schmiedeten wir noch die Pläne für die zweite Nachmittagshälfte: Der Sohn will, wie eigentlich jeden Nachmittag, nach der Schule noch auf dem Schulhausplatz Hockey spielen. Die Tochter wäre glücklich, wenn sie eine Runde auf den Inline-Skates drehen könnte. „Alles klar, dann treffen wir uns doch nach der Schule bei mir im Büro“, war mein Vorschlag, da sich mein Büro direkt neben dem Schulhaus befindet.

Leider war aber nicht alles klar: Getroffen haben wir uns schon bei mir im Büro. Aber das ich zur mehr oder weniger konkret ausgemachten Zeit mitten in einem Schreibprozess, der meine volle Aufmerksamkeit erfordert, sein würde, war nicht Teil der Abmachung. Mit mir hab ich das schon mehr oder weniger so abgemacht, aber meine allzu korrekte Tochter verstand unsere Vereinbarung anders.

Mein Vorschlag, sie könnte doch jetzt hier vom Büro aus die gewünschte Skatertour machen, kam nicht wirklich gut an. Also, gar nicht wirklich gut! Sie verstehen, was ich meine… Auf jeden Fall fühlte ich mich in meinem Schreibprozess arg gestört, der Stresspegel erhöhte sich und ich war nicht mehr der liebevolle, verständliche Vater. Sie verstehen immer noch, was ich meine, oder?

Den eigenen Stolz überwinden

Irgendwie brachte ich meinen Artikel zu Ende und verliess mit meiner ungeduldig wartenden Tochter das Büro.

Später, als unsere Tochter in ihrem Zimmer an den Hausaufgaben sass, tat mir der Vorfall leid. Einmal mehr war es mir nicht gelungen, klar zu kommunizieren. Und einmal mehr bin ich in die „Nur noch rasch dies und das erledigen!“-Falle getappt. Unvorhergesehenes kam dazwischen und so konnte mein Plan nicht aufgehen – und meine Tochter landete deshalb in der „Warteschlaufe“.

Beim darüber Nachdenken fragte ich mich: „Kann ich jetzt zu meiner Tochter gehen, sie in den Arm nehmen und sagen: ‚Es tut mir leid!‘?“ „Aber trage wirklich ich alleine die Schuld? Im Büro wurde mein Plan ja von anderen durcheinander gebracht. Und überhaupt: Ist es zu viel verlangt, dass die eigenen Kinder die Arbeit ihres Vaters respektieren und verständnisvoll warten?“

Und so rang ich ein, zwei Minuten mit mir und spürte, dass es irgendwo auch eine Frage des Stolzes ist: Über den eigenen Schatten springen, zugeben, dass ich einen Fehler gemacht hab und meine Tochter, die mich gerade noch so gereizt hat, umarmen?

Ich konnte und ich wollte und es tat gut!

 

UNSERE EMPFEHLUNGEN FÜR DIE ENTDECKUNGSREISE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.

Anders streiten

Glückliche Paare streiten kaum weniger oft und laut,
doch sie streiten anders.

Sonja Lyubomirsky (in: Glücklich sein)

Wenn wir Paare mit einem Ehevorbereitung-Coaching auf ihren grossen Tag hin begleiten, kommt es immer wieder zu diesem einen spannenden Moment: Wenn es im Gespräch um ihre Konfliktstrategien geht. Vorbereitend auf dieses Treffen beschäftigen sich Mann und Frau separat mit Fragen wie diesen:

  • Neigt ihr dazu, Gefühle (besonders negative) für euch zu behalten?
  • Sagt ihr einander, wenn ihr euch nicht verstanden fühlt?
  • Wer neigt eher dazu, mehr zu sprechen – Dinge anzusprechen?
  • Wie geht ihr vor, wenn Konflikte zu bereinigen sind?
  • Bist du zufrieden, wie ihr Differenzen bereinigt?

Auch wenn wir im Coaching dann nicht jede einzelne Frage durchgehen, sind die Gespräche höchstspannend und wertvoll. Es geht darum, dass jedes Paar einen eigenen, positiven Umgang mit Konfliktsituationen finden kann.

Eigentlich könnte jedes Paar, ob kurz vor dem Start in die Ehe, frisch verheiratet oder bereits eine halbe Ewigkeit zusammen, solche und ähnliche Fragen für sich selbst regelmässig besprechen. Doch wer tut das schon? Darum sind solche Angebote wie ein Ehe-Coaching, Ehe-Seminar oder auch unser Timeout-Weekend für Paare eine grosse Chance. Die besondere Stärke: Zu einem festen Termin werden Dinge angesprochen, die in der Hektik des Alltags unterzugehen drohen. Und: Weg von diesem Alltag kann ganz anders, unbelasteter über wesentliche Dinge gesprochen werden.

Wer kann schon in einer akuten Konfliktsituation die eigene Streitkultur reflektieren? Darum: Besser in einer guten Phase in die eigene Ehe investieren, als erst in schwierigen Momenten aktiv werden!

Vergebungsbereitschaft als Schlüssel

Zusammen mit meiner Frau darf ich die Ehe-Konferenz vom Forum Ehe + Familie moderieren. Im Vorgespräch mit Paaren, die wir an dieser Konferenz interviewen werden, durften wir spannende Storys kennen lernen. Auch wenn diese Paare in den unterschiedlichsten Umständen leben, ist mir eine Gemeinsamkeit aufgefallen: Jedes Paar hat auf die eine oder andere Art gesagt, dass Vergebungsbereitschaft zu einem wichtigen Schlüssel in ihrer Beziehung wurde.

Die Wichtigkeit der Vergebung hat Jesus schon vor 2000 Jahren seinen Zuhörern gepredigt. Und heute lehrt die Positive Psychologie, dass ein glücklicher Mensch ein Mensch ist, der vergeben kann. Ob für eine gesunde Partnerschaft, eine gute Stimmung am Arbeitsplatz oder einfach für unser Lebensglück: Wir müssen lernen zu vergeben.

So lange wir immer Recht haben wollen und die Schuldfrage ins Zentrum rücken, werden wir nachtragend. Und das stört jede Beziehung, besonders die Ehebeziehung. Aus der Störung wird eine Distanz und schlussendlich wohl eine Zerstörung: „Distanz und vor allem Rache machen Sie unglücklich, zerstören Beziehungen und können sich sogar negativ auf die Gesellschaft auswirken“, schreibt Sonja Lyubomirsky im Buch Glücklich sein.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

  • Wenn Sie das Thema dieses Artikels angesprochen hat, wird Ihnen auch unser nächstes Ländli-Seminar gefallen (4.-6. Okt. 2013): Was ich dir eigentlich sagen wollte… …oder die Kunst einer gelungenen Paar-Kommunikation.
  • Eine wohltuende, ganzheitliche und alltagstaugliche Auszeit für Paare – das ist unser Timeout-Weekend für Paare. Immer am ersten Weekend im April.
  • Gerne unterstützen wir Sie auch mit unseren weiteren Blogartikel zum Thema Partnerschaft sowie mit einem Coaching.
  • In unserem Online-Shop finden Sie unsere Buchtipps im Bereich Partnerschaft sowie das empfehlenswerte Buch Glücklich sein von Sonja Lyubomirsky.

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.