Gott muss per Definition meinen Verstand übersteigen.
Heike Krauss (in: AufAtmen Sonderheft 2013)
Haben Sie sich auch schon überlegt, was Sie tun würden, wenn Sie für einen Tag König – oder Präsident – eines Landes wären? Und was würden Sie tun, wenn Sie Gott wären?
Ich ertappe mich hin und wieder dabei, dass ich ganz genau zu wissen meine, was Gott hier und jetzt tun sollte. „Es ist mehr als offensichtlich, was wir jetzt brauchen, Gott! Warum greifst du nicht ein?“ Rund um den Globus wird Sonntag für Sonntag in unterschiedlichsten Sprachen, von unterschiedlichsten Menschen in unterschiedlichsten Kirchen gebetet: „Dein Wille geschehe.“ Und von Montag bis Samstag leben wir dann so, als hätte Gott nach meinem Willen zu handeln.
Als ich kürzlich in einem interessanten Artikel einer krebserkrankten Frau das obige Zitat („Gott muss per Definition meinen Verstand übersteigen.“ Heike Krauss) las, wurde ich daran erinnert, dass wir Gott nicht verstehen müssen und nicht verstehen können. Und dass wir besser nicht der Versuchung nachgeben, ihm unseren Willen aufzuzwingen. Ich meine: In der Bibel werden wir tatsächlich eingeladen, unsere Bitten, unsere Sorgen und unsere Anliegen vor dem Gott des Universums auszubreiten. Aber Gott ist immer noch Gott – und ich bin immer noch ein begrenzter Mensch.
Für mich heisst das: Klar schütte ich meinem Gott mein Herz aus. Und klar liege ich ihm auch immer mal wieder in den Ohren mit dem, was ich als gute Lösung für ein Problem erahne. Doch ich versuche dabei auch dem Rechnung zu tragen, dass Gottes Gedanken grösser, weiter, besser und umfassender sind als meine begrenzten Gedanken.
Gestern jährte sich der Gründungstag meines bisher grössten Herzensprojektes zum vierzehnten Mal. Was wir unter dem Namen gms – gospel movement studen am Reformationstag 1999 starteten, war geprägt von viel Idealismus, grossen Visionen und starkem Gottvertrauen. Genau dieser Mix liess mich glauben, dass unsere Zukunftspläne und unsere Strategien auch diejenigen Gottes sind. Nun – nach vierzehn Jahren gibt es das gms immer noch, auch grosse Visionen sind noch vorhanden. Das Gottvertrauen wurde auf dem Weg bis hierher stark auf die Probe gestellt. Die Strategien haben sich jedoch deutlich verändert, unsere Pläne waren scheinbar nicht Gottes Pläne.
Und ich bin froh darüber. Auch wenn ein Teil in mir dem nachtrauert, was hätte sein können, wenn „unser Wille“ geschehen wäre. Doch der andere Teil in mir weiss ganz genau, dass es besser ist, so wie es ist. Ich ganz persönlich brauchte die „Gegenwind-Erfahrungen“. Als junger Idealist war ich in Gefahr, zu beten „Dein Wille geschehe“ und zu meinen „Mein Wille geschehe“. Heute bin ich von dieser Gefahr nicht restlos gefeit, aber ich weiss, dass sein Wille besser ist als meiner.
WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA
- Zeitschriftentipp: AufAtmen, das Magazin, das einlädt, Gott zu entdecken und zu einem authentischen Leben ermutigt.
- Selbstbestimmt leben und doch nach Gottes Willen fragen – wie gelingt das? In unseren Coachings oder an unseren Timeout-Weekends versuchen wir es mit Ihnen herauszufinden.
- Weitere Gedanken zu den Themen Spiritualität und Lebenszufriedenheit finden Sie in meinem Blog.
Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.