Sich selbst wahrnehmen

Was ich dir jetzt rate, ist wichtiger als alles andere: 
Achte auf deine Gedanken und Gefühle,
denn sie beeinflussen dein ganzes Leben! 
König Salomo (in Sprüche 4,23)

In letzter Zeit war ich wieder öfters mit meinem Referat Leben in Balance unterwegs. An verschiedenen Orten durfte ich Menschen dazu ermutigen, das eigene Leben ehrlich zu reflektieren. Dabei geht es bei dieser Thematik immer wieder um die Frage: Lebe ich oder werde ich gelebt? Sprich: Bin ich im Hamsterrad gefangen oder gestalte ich mein Leben – auch mein Berufsleben – selbstbestimmt und zielorientiert?

Ich mache den Zuhörern jeweils Mut, die alltägliche Betriebsamkeit zu stoppen, für einen Moment aus dem Hamsterrad auszusteigen und wahrzunehmen, was das Leben sonst noch alles bereit hält, wenn man sich nicht gerade von einem Termin zur nächsten Aufgabe hetzen lässt.

Es gilt, das Leben mit all seinen Facetten zu gestalten und die fünf unterschiedlichen Lebensbereiche (Arbeit, Liebe, Gesellschaft, Selbst, Spiritualität) bewusst im Alltag zu integrieren. Immer wieder stellen wir dabei fest, dass hier gerade der Bereich vom guten Umgang mit sich Selbst für viele eine Herausforderung darstellt. Der Alltag ist so ausgefüllt mit Familienmanagement, Anforderungen im Job und vielleicht noch mit einem Ehrenamt – wie soll da noch Zeit für einen bewussten Umgang mit sich selbst bleiben?

Achtsamer Umgang mit sich selbst

Doch ist nicht genau das die Aufforderung von König Salomo: „Vor allem anderen, achte auf deine Gedanken und Gefühle, denn diese bestimmen dein Leben.“ Tja, haben wir das nicht oft umgekehrt: „Tu alles, was dir andere auftragen. Und wenn dann noch Zeit und Energie übrigbleibt, dann schaue zu dir selbst.“

Während meinem Leben in Balance-Referat zeige ich eine Folie mit verschiedenen Fragen zu sich selbst. Fragen, die uns helfen sollen, uns und unser Innenleben überhaupt einmal wahrzunehmen. Fragen eben, die uns darin unterstützen wollen, achtsam mit unseren Gedanken und Gefühlen umzugehen.

Manchmal sag ich an diesem Punkt im Referat: „Die Zeit reicht jetzt kaum, alle Fragen abzuschreiben. Aber wer will, dem schicke ich die Fragen nächste Woche zu.“ Und tatsächlich: Dieses Angebot wird rege genutzt. Kürzlich bekam ich sogar mehrere Wochen nach dem Referat eine Mail mit der Bitte, die Fragen doch noch zu schicken…

Darum hier für alle, die sich selbst wahrnehmen wollen, der erwähnte Fragekatalog. Noch eine kleine Warnung vorab: Es sind keine spektakulären Fragen, aber wenn wir sie ernsthaft beantworten, machen wir genau das, was uns König Salomo in seinem Weisheitsspruch so sehr ans Herz legt:

  • Was gibt mir Energie?

 

  • Welche Stärken + Möglichkeiten habe ich?

 

  • Wo mache ich den Unterschied?

 

  • Wo liegen meine Grenzen?

 

  • Wo betrügen mich meine Gefühle?

 

  • Wo stehe ich unter falschem Einfluss?

 

  • Wo bin ich leidenschaftlich?

 

  • Was ist mir besonders wichtig?

 

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Mehr Speed?

Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert,
geht immer noch geschwinder als der ohne Ziel umherirrt.

Gotthold Ephraim Lessing (1729-81)

Anders ausgedrückt: Du kannst mit hundert Sachen auf der Autobahn des Lebens unterwegs sein und doch nie ankommen.

Mir scheint, in unserer Gesellschaft wird eines völlig überbewertet: die Geschwindigkeit. Auf der anderen Seite wird etwas völlig unterbewertet: die Zielorientierung.

Hauptsache schnell. Kürzlich hat mir eine Frau gesagt, ihr Mann kuriere gerade ein Burnout aus. Auf mein Nachfragen hin erzählte sie mir vom Job und den Arbeitsbedingungen ihres Mannes. Als Manager einer grossen, weltweit tätigen Firma gehört es zum Beispiel zu den Erwartungen, dass Anfragen innert zehn Stunden beantwortet werden – Ferien hin oder her. „In Dubai wird auch sonntags gearbeitet, also muss mein Mann auch dann online sein“, erklärte mir die Frau.

Im Artikel „Damals sollte man gelebt haben!“ (NZZ am Sonntag, 18. Dezember 2011) fragt Martin Helg danach, in welcher Zeit die Gesellschaft wohl am glücklichsten war. Die Babyboomer schneiden ganz gut ab, denn sie hatten: „Einen Job mit eigener Sekretärin. Steil steigende Löhne. Geschäftsreisen in der Businessclass. Ein flauschiges Altersfürsorge-Kissen (das wir für sie polstern). Und zu allem Überfluss gab es noch kein Handy, also keine Kontrollanrufe von daheim und keinen Zwang, Twitter-Botschaften abzusetzen.“

Ich möchte nicht in einer anderen Zeit gelebt haben, doch ein Wunsch an unsere Zeit hätte ich schon: Wie wärs, wenn wir mal den Fuss vom Gaspedal nähmen und statt in immer höherer Geschwindigkeit neue Rekorde zu erzielen eine Denkpause einlegen würden? Es ist nämlich durchaus erlaubt, den Geschwindigkeitsrausch einmal kritisch zu hinterfragen! Vielleicht eignet sich keine Zeit so gut wie der Jahreswechsel, um darüber nachzudenken, ob wir tatsächlich rund um die Uhr erreichbar sein wollen. Soll der Chef wirklich über unser ganzes Leben verfügen dürfen?

Werden Sie Ihr eigener Chef

Haben Sie schon einen Neujahrsvorsatz gefasst? Wenn nicht, hab ich hier einen Vorschlag: Werden Sie im neuen Jahr Ihr eigener Chef. „Wie soll das gehen?“ fragen Sie vielleicht. Im Prinzip ganz einfach – und oft doch so schwer: Beginnen Sie damit, selbstbestimmt zu leben und sich nicht als Opfer Ihrer Umstände zu fühlen.

Die beste Erfindung beim Handy ist der Ausschaltknopf. Seien Sie einfach mal nicht erreichbar. Lassen Sie sich nicht dirigieren von Meinungen, Trends, unrealistischen (und unmenschlichen) Arbeitsbedingungen. Wer sich vom Markt und vom Geld bestimmen lässt, ist höchst unfrei. Wir werden zu Gefangenen unserer materialistischen „Begierden“. Klar gibt es schon bald wieder ein noch besseres iPhone – doch, werden Sie Ihr eigener Chef und stürzen Sie Appel & Co. vom Thron.

Heisst mehr Geschwindigkeit auch mehr Lebensqualität?

Der eigene Chef zu werden, wird nicht immer einfach sein. Es gibt Konflikte, weil so viele andere gerne Chef über uns wären. Und manchmal kann der Preis auch hoch sein: Freundschaften könnten in Gefahr stehen oder ich muss mich tatsächlich nach einem geeigneteren Job umsehen, wenn ich mich nicht länger den unwürdigen Arbeitsbedingungen beugen will.

Ich bin überzeugt: Unser Leben gewinnt an Qualität, wenn wir etwas Geschwindigkeit raus nehmen, unser eigener Chef werden und auch mal ein Timeout einschalten.

„Immer schneller“ ist ein schlechtes Lebensmotto. Wer sich dem „Immer schneller“ Anspruch anpasst, muss sich nicht verwundern, wenn er eines Tages aufwacht und erschrocken feststellt, dass sein Leben an ihm vorbeigerauscht ist.

Am Ende zählt nicht die Geschwindigkeit. Was zählt, ist die richtige Richtung. Wer beharrlich und ausdauernd seine Ziele verfolgt, wird es selbst in Schritttempo weiterbringen als der ziellose Raser.

Wie wärs, im neuen Jahr etwas Tempo wegzunehmen um Schritt für Schritt den eigenen Zielen näher zu kommen? Gerne unterstützen wir Sie dabei, zum Beispiel mit unseren Timeout-Weekends oder mit einem Coaching. Happy New Year!

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“.