Ich bin dann mal offline

Der größte Sinnengenuß, der gar keine Beimischung von Ekel bei sich führt, ist, im gesunden Zustande, Ruhe nach der Arbeit.
Immanuel Kant

Noch vier Wochen, dann ist es soweit: Wir gönnen uns als Familie ein Sabbatical. Beinahe seit zwei Jahren freuen wir uns auf diese fünfwöchige Auszeit, in der wir ganz bewusst eine Pause von all unseren vielfältigen beruflichen Aktivitäten einlegen wollen. Die letzte längere Sommerpause ohne Tagesgeschäft liegt weit zurück und die letzten Urlaubsreisen als Familie waren nie länger als eine Woche.

Und überhaupt, jetzt ist einfach der richtige Zeitpunkt für ein Sabbatical: Diesen Sommer ist es 20 Jahre her, seit wir mit einem Jungschar-Camp auf dem Studenberg die Initialzündung für unsere sozial-diakonischen Aktivitäten in unserem Dorf gezündet haben – damals als Jungschar, dann mit dem Jugendverein POWER, seit über 15 Jahren mit dem gms – z’friede läbe und nun auch schon wieder mehr als sieben Jahre mit dem Verein Happy Kids.

Dazu kommt, dass ich dieses Jahr meinen vierzigsten Geburtstag feiern darf. Zeit für einen Zwischenhalt also: Eine Pause einlegen, zur Ruhe kommen, Vergangenes reflektieren, über Künftiges sinnieren. Für mich ist es ein Jahr der Entscheidung. Und so bin ich schon das ganze Jahr hinüber mit einer Art Auslegeordnung beschäftigt. Doch in der Hektik des Alltags ist das gar nicht so einfach. Darum erhoffe ich mir auch diesbezüglich einiges vom kommenden Sabbatical. Beim Wellnessen mit meiner Frau, beim Relaxen im spanischen Landhaus mit der Familie und beim Visionieren am Leadership Summit in Chicago erhoffe ich mir, Klarheit bezüglich meiner nächsten beruflichen Schritte zu erhalten.

Wir alle brauchen Pausen

Auch der heutige Artikel steht in der kleinen „Papstreihe“. In der in den letzten Wochen erwähnten Papstansprache gab es nämlich auch einen Abschnitt zum Thema Erholung. Franziskus nannte es die Krankheit des „Marta-lismus“ [abgeleitet von der biblischen Figur der Marta] und mahnte seine Leute vor übertriebener Arbeitswut:

Die nötige Ruhe zu vernachlässigen führt zu Stress und Aufregung. Die Ruhe für den, der seine Arbeit beendet hat ist nötig, geboten und ernst zu nehmen…

Jeder, der über längere Zeit gute Arbeit leisten und über die ganze (Lebens)Strecke einen guten Lauf hinlegen will, braucht Phasen der Ruhe, Entspannung und Reflexion. Kaum einer wird sich jeden Sommer eine lange Auszeit leisten können und nur von Sabbatical zu Sabbatical zu denken, wäre auch viel zu kurz gegriffen. Natürlich ist es eine empfehlenswerte Sache, an entscheidenden Punkten im Leben eine längere Pause einzulegen. Doch der menschliche Körper ist so gemacht, dass er regelmässig mitten im Alltag zur Ruhe kommen will. Ja, unser Akku reicht nicht von Urlaub zu Urlaub! Körper, Geist und Seele wollen täglich aufs Neue aufgeladen werden!

Welche kleine Pausen helfen Ihnen im täglichen Leben, frisch und energiegeladen zu sein? Wann sind Sie offline? Welche wöchentlichen und monatlichen „Ladezeiten“ planen Sie ein? Und wann ist für Sie eine grössere, spezielle Auszeit angesagt?

KONKRET

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Spiritueller Alzheimer?

Menschen die in Kontakt mit der Grundmacht des Lebens geraten, werden lebendig, hoffnungsvoll, tatkräftig, handlungsfähig, wiedergeboren.
Manfred Josuttis zitiert bei Christian Möller 

In diesen Tagen würde man gerne über die FIFA und Sepp Blatter schreiben. Doch ich bleibe bei dem, was ich mir für den heutigen Blogartikel vorgenommen habe. Aber es geht da auch um einen Mann, der in seinem Haus ganz grosse Probleme hat und versucht aufzuräumen. Während jedoch Blatter immer wieder die nötige Glaubwürdigkeit vermissen lässt, scheint mir das Oberhaupt dieser anderen weltumspannenden Organisation tatsächlich eine integere Führungsperson zu sein.

Letzte Woche hatte ich bereits über meine Bewunderung für Papst Franziskus und über seine Schelte an die Kurie geschrieben. Da rückte ich vor allem die Selbstführung ins Zentrum. Heute nun, will ich Franziskus Vorwürfe an seine Kaderleute betreffend der fehlenden Spiritualität aufnehmen.

Zwei Aspekte der Papstansprache haben mich diesbezüglich besonders angesprochen. Und zwar sind das „Krankheit“ Nummer 4 und 6.

Weil die Worte so stark sind, zitiere ich gleich die entsprechenden Abschnitte aus der Ansprache:

Die Krankheit der ausufernden Planung und des Funktionalismus. Wenn der Apostel alles haarklein plant und glaubt, dass mit einer perfekten Planung die Dinge effektiv vorangehen, dann wird er zu einem Buchhalter und Betriebswirt. Gute Vorbereitung ist notwendig, aber immer ohne der Versuchung zu erliegen, die Freiheit des Heiligen Geistes einschränken und steuern zu wollen; er bleibt immer größer, großzügiger als alles menschliche Planen. Man fällt in diese Krankheit, weil es „immer leichter und bequemer ist, den eigenen statischen und unveränderten Haltungen zu folgen. In Wirklichkeit ist die Kirche dem Heiligen Geist in dem Maß treu, in dem sie nicht beansprucht, ihn zu regulieren und zu zähmen … den Heiligen Geist zähmen! – Er ist Frische, Fantasie, Neuheit.“

Mir gefällt diese Ausgewogenheit: Es braucht unser Planen, aber wir dürfen unsere Pläne nicht zu unserem Gott machen. In all unserem Vorbereiten und Organisieren soll die „Frische, Fantasie, Neuheit“, die Gottes Geist schenkt, nicht gezähmt werden. Seine Pläne gehen über das hinaus, was wir erfassen können!

Und noch zur „Krankheit“ des spirituellen Alzheimers:

Es gibt auch die Krankheit des „geistlichen Alzheimer“, der Vergessenheit der Geschichte des Heils, der persönlichen Geschichte mit dem Herrn, der „ersten Liebe“. Dabei handelt es sich um ein fortschreitendes Absenken der geistlichen Fähigkeiten, die früher oder später zu einer schweren Handicap des Menschen führen und ihn unfähig werden lassen, autonom zu handeln, und ihn so in einem Zustand völliger Abhängigkeit von den von ihm selbst geschaffenen Selbstbildern leben lassen. Das sehen wir bei denen, die die Erinnerung an ihre Begegnung mit dem Herrn verloren haben; bei denen, die nicht dem alttestamentlichen Sinn des Lebens haben; bei denen, die völlig von ihrer Gegenwart abhängen, von ihren Leidenschaften, Launen und Ideen; bei denen, die um sich herum Mauern und Gewohnheiten bauen und so immer mehr Sklaven der Götzen werden, die sie sich selbst geschaffen haben.

Was für eindrückliche Bilder: Abhängig von den selbst geschaffenen Selbstbildern. Und: Sklaven der Götzen, die sie sich selbst geschaffen haben.

Das scheint mir eine der unzähligen menschlichen Versuchungen und Herausforderungen zu sein: Durch fixe Idealbilder und sture Planung sich selbst in Gefangenschaft nehmen und dabei an der Freiheit, Lebendigkeit, Handlungsfähigkeit, Fantasie und Frische, die Gott uns eigentlich anbietet, vorbeizuzielen.

 

Konkret

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Ego-Show vs. Selbstliebe

Die Krankheit der Rivalität und der Ruhmsucht – wenn das Äußere, die Farben der Kleidung und Zeichen der Ehre zum vorrangigen Lebensziel werden…
Papst Franziskus, in seiner Schelte an die Kurie

Nein, ich bin nicht katholisch. Aber Papst Franziskus hat es mir angetan. Und zwar von der ersten Stunde seiner Wahl an. Ich erinnere mich, wie ich fasziniert war, als er erstmals als Papst auf dem Balkon erschien und die versammelte Gemeinde bat, für ihn zu beten. Was für eine Demut.

In den letzten beiden Jahren war er immer wieder gut für eine Überraschung – ob er tätige Bescheidenheit zeigt oder sich als Brückenbauer zu Randständigen oder Andersdenkenden erweist, immer mal wieder bin ich beeindruckt von diesem Papst.

Ende letztes Jahr war wieder so ein Moment: Überrascht und anerkennend las ich in der NZZ am Sonntag, wie Franziskus seine Mitarbeiter zurecht wies. Gleich 15 Krankheiten hatte er in der Kurie diagnostiziert.

Auffallend dabei: Der Papst attestierte seinen Kardinälen einen schlechten Umgang mit sich selbst und eine tote Spiritualität. Unter Ersterem führte er „Krankheiten“ wie  „sich unstebrlich fühlen“, „zu hart arbeiten“, „Trauermine aufsetzen“ oder „nach weltlichen Profiten streben“ auf. Bei der fehlenden Spiritualität bemängelt er fehlende Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes und spricht gar von „Spirituellem Alzheimer“.

Das eigene Wohl – und das meiner Mitmenschen

Das päpstliche Zitat über die Krankheit der Ruhmsucht am Anfang dieses Blogartikels geht wie folgt weiter: „…und man das Wort des heiligen Paulus vergisst: ‚Tut nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.‘ (Philipper 2,1-4)“

Spannend, dass uns dieser Bibeltext – mindestens nach der Einheitsübersetzung – indirekt dazu einlädt, auf das eigene Wohl zu achten. Nicht nur, natürlich, aber eben auch.

Denn, genau davon hatten wir es kürzlich im SunntigsTräff von „gms – z’friede läbe“, es geht beim berühmten Doppelgebot der Liebe im Grunde um eine dreifache Liebe: Zu Gott, zum Nächsten und zu mir selbst.

In der Gruppendiskussion wollte ich wissen, welches die schwierigste Form der Liebe sei. Nicht verwunderlich, dass viele zu allererst mit der Selbstliebe zu kämpfen haben. Ich glaube, dass gerade hier ein wichtiger Schlüssel zur Nächstenliebe liegt: Erst wer sich selbst liebt, kann dem anderen in uneigennütziger Liebe begegnen. Nicht, weil der andere meine Defizite ausfüllt, liebe ich ihn, sondern weil er wie jedes Geschöpf liebenswürdig ist.

Kann ich mich selbst annehmen und lieben, brauche ich auch keine Ego-Show abzuziehen. Die Krankheiten der päpstlichen Diagnose kann ich abschütteln, wenn ich zur Selbstliebe und zu einem guten Umgang mit mir selbst finde. Ruhmsucht, Prahlerei, Rivalität, sich unsterblich machen, Vorgesetzte vergöttern, Profitstreben… hat nur nötig, wer noch kein Ja zu sich selbst gefunden hat.

Darum: Beginnen Sie, sich selbst zu lieben, damit Sie auch Ihre Mitmenschen lieben können!

 

Konkret

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“.

Name ist Programm

Es bleibt einem jeden immer noch soviel Kraft, das auszuführen,
wovon er überzeugt ist.
Johann Wolfgang v. Goethe

Dafür stehe ich mit meinem Namen.“ – Kennen Sie diesen berühmten Satz aus der Werbung einer Babyfood-Marke? Genau, Claus Hipp verspricht seit Jahren, dass er mit seinem Namen für die Qualität der Hipp-Babynahrung steht.

Für was stehen Sie mit Ihrem Namen?

Mich beeindrucken Menschen, die sich so leidenschaftlich für ihre Überzeugung engagieren, dass wir ihren Namen automatisch mit ihrer Überzeugung verbinden. Ein Beispiel gefällig? Jean Ziegler schafft es in jedem Interview (egal um welches Thema es geht) zu platzieren, dass alle fünf Sekunden ein Kind an Hunger stirbt. Unvergessen auch die leidenschaftlichen Äusserungen von Adolf Ogi zur Friedensförderung durch Sport.

Für was stehen Sie mit Ihrem Namen?

Wie Millionen andere verfolgte ich kürzlich voller Spannung die Papstwahl. Die ersten Worte des neuen Papstes und die Stimmung auf dem Petersplatz beeindruckten mich. Und schnell wurde klar, der Name, den sich Jorge Mario Bergoglio als frisch gewählter Papst gab, verkörpert sein Programm: Franziskus, dieser Name steht für Franz von Assisi, den Bettelmönch und Begründer des Franziskaner-Ordens. „Die Namenswahl des neuen  Papstes wird als ein deutliches Zeichen an die Armen dieser Welt  verstanden“, schreibt dazu Zeit online. Gut möglich, dass Franziskus als Papst der Armen in die Geschichte eingehen wird. Auf jeden Fall hat eine überraschende Bescheidenheit Einzug gehalten im Vatikan und bereits sind interessante Anekdoten über den neuen Papst zu hören.

Für was stehen Sie mit Ihrem Namen?

Leider setzen nur wenig Menschen so deutliche Zeichen wie Claus Hipp, Jean Ziegler, Adolf Ogi oder Papst Franziskus. Natürlich haben wird nicht alle eine vergleichbare Plattform wie diese Herren um unsere Botschaft wirkungsvoll verbreiten zu können. Und trotzdem: Jede und jeder von uns hat Möglichkeiten, um Position zu beziehen und für ihre/seine Überzeugungen einzustehen. Unsere Überzeugungen sollen uns zu zielgerichteten Handlungen leiten. Darum ist es hilfreich, wenn wir uns gut überlegen, was unsere Arbeit und unser Leben auszeichnen soll. Einen solchen Fokus können wir zum Beispiel in einem persönlichen Lebensmotto ausdrücken.

Für was stehen Sie mit Ihrem Namen?

Wer auf diese Frage noch keine Antwort bereithält, nimmt sich vielleicht die Zeit und macht sich Gedanken darüber, für welche Überzeugungen er/sie stehen möchte. Jeder Mensch hat seine „Lieblingsthemen“. Eine Sache, eine Menschengruppe oder ein Anliegen, das eine besondere Leidenschaft in einem erzeugt. Es lohnt sich, den eigenen Überzeugungen und Leidenschaften bewusst nachzugehen und sein (Berufs)Leben danach zu richten.

 

Weiterführende Angebote zum Thema

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichArbeit“.