Wenn du nicht der Du bist, wer ist dann der Du?
Leo Bigger (an der icf conference 2016)
Es geschieht zum Glück nicht häufig, aber ab und zu bringen meine Tochter oder mein Sohn eine ungenügende Note nach Hause. Da bin ich dann als Vater gefragt: Setze ich dem schulischen Dämpfer des Kindes noch einen emotionalen Dämpfer obendrauf, indem ich die schlechte Leistung rüge oder das Kind gar bestrafe? Oder nehme ich mein Kind in den Arm und helfe ihm, die schlechte Schulnote hinter sich zu lassen?
Nun, vom Herz her ist die Antwort klar: Was ist schon eine ungenügende Note im Vergleich zu dem, was wirklich zählt im Leben (Liebe, Freude, Glück, Hoffnung, Gemeinschaft, Glaube …)? Doch zum liebenden Vaterherz gehört auch ein Kopf, der vielleicht ganz zu recht sagt, dass das Kind zu wenig gelernt oder gar „glaueret“ hat (aber sagen Sie das mal meinem minimalistisch veranlagten Kind…).
Zu Herz und Kopf kommen natürlich noch Vaterstolz und Ehrgeiz dazu – aber das ist nochmals eine andere Geschichte.
Hier geht es mir um etwas anderes: Ich frage mich, wie viele Menschen mit einer „ungenügend Gravur“ in ihrem Herzen durchs Leben gehen. Ob schlechte Schulleistungen, Zurückweisung vom Elternhaus oder Ablehnung im Kollegenkreis – unsere bisherigen Lebenserfahrungen hinterlassen Spuren in unserem Denken und Fühlen über uns selbst.
Und viele von uns haben schon viel zu oft in ihrem Leben die Botschaft zu hören oder fühlen bekommen: Du bist falsch!
„Du bist falsch mit deinen Ansichten!“, „Du bist falsch mit deinem Lebensstil!“, „Du bist falsch mit deiner Berufswahl!“.
Ich danke Gott dafür, dass ich Eltern habe, die meine Entscheidungen immer akzeptiert haben und mich bis heute unterstützen – auch wenn sie nicht all meine Entscheidungen nachvollziehen konnten. Mein Eintauschen einer (damals) sicheren Bankkarriere in ein doch sehr ungewisses Leben als „Kirchenpionier“ war wohl damals für meine Eltern ein grösseres Loslassen als für mich selbst.
Aber auch ich habe erlebt, wie die Leute direkt oder hinter meinem Rücken gesagt haben: So kann man nicht leben, so kann man nicht Kirche gestalten, so wie du das machst, wird das nichts. Einige finden, ich sei ein fauler Typ und ich drücke mich vor „richtiger Arbeit“, andere hingegen geben zu bedenken, dass meine Frau und ich zu viel arbeiten … Und schon bildet sich im Herzen die Gravur: „Du bist falsch!“.
Lebe dein Leben!
Mit welcher Herzensgravur gehen Sie durchs Leben? Mit „Du bist falsch!“ wird das Leben zu einem einzigen Kampf: Ich muss immer und überall beweisen, dass ich so falsch gar nicht bin. Dass ich auch etwas kann. Dass ich auch liebenswert bin.
Wie gut tut es da, eine Ahnung davon zu bekommen, dass es einen Gott gibt, der sagt: „Bei mir bist du willkommen. Hier bist du geliebt.“ Und, wahrscheinlich das Stärkste, was unser Herz zu hören bekommen kann: „Du bist richtig!“
Klar weiss auch Gott, dass bei uns nicht alles Gold ist was glänzt. Dass es auch bei uns ungenügende Tage gibt. Aber bei ihm scheint definitiv das mit dem Vaterherz mehr zu zählen: Du bist richtig! – Selbst wenn nicht alles perfekt ist.
Das heisst dann eben auch: Ich bin ich und nicht du! Ich lebe mein Leben – und du deines! Oder wie es Leo Bigger in seiner etwas eigenwilligen Sprache ausdrückt: „Wenn du nicht der Du bist, wer ist dann der Du?“
Lebe dein Leben, dazu bist du geboren!
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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“