Mit Grit durch den Advent

Wenns nach mir geht, könnten Kleiderläden geschlossen werden. Das ist jetzt aber keine Pandemie-Aussage, sondern hat mit meiner nicht vorhandenen Vorliebe des „Lädelens“ zu tun. Was soll ich im Kleidergeschäft, wenn ich einen Schrank voller Kleider habe.

Zugegeben: Auch bei mir haben Kleider ein Ablaufdatum, was weniger mit wechselnder Mode zu tun hat als mit der Tatsache, dass auch meine Lieblingsjeans irgendwann Löcher hat, die nicht mehr geflickt werden können …

Darum hab ich kürzlich einen neuen Rekord aufgestellt: Innert 12 Minuten hatte ich mich von Kopf bis Fuss neu eingekleidet. Ob Schuh, Hose oder T-Shirt – bei mir muss es Liebe auf den ersten Blick sein.

Das T-Shirt mit der Aufschrift „True Grit“ war so ein Fall. Und zwar genau wegen dieser Aufschrift. Weisst du, was es heisst?

Wenn nicht, dann verrate ich dir hier, was der Google Translator meint: „wahre Körnung“ (Achtung: Nicht „Krönung“, sondern „Körnung“!!).

Du würdest es ja nicht laut sagen, aber gell, jetzt denkst du gerade: „Was hat denn der Stef an der Waffel, sich ein T-Shirt zu kaufen, weil dort ‚wahre Körnung‘ drauf steht?!“?

Jetzt brauchen wir Durchhaltevermögen

Zum ersten Mal hörte ich den Begriff „Grit“ vor Jahren am GLS in Chicago. Tatsächlich konnte ich nichts damit anfangen, meine Sitznachbarn auch nicht und weder Google Translator noch die Übersetzung im Ohr konnten den Begriff in nachvollziehbaren Zusammenhang mit dem Referat bringen.

Mit der Zeit wurde klar: Was auch als Streugut übersetzt werden kann, meint im übertragenen Sinn Durchhaltevermögen. Der Wille und der Mut dran zu bleiben, mit Ausdauer durchzuhalten. Vielleicht könnten wir auch sagen: Mit Biss an einer Sache dranzubleiben.

Und genau das brauchen wir jetzt!

Die Corona-Massnahmen werden im In- und Ausland nochmals, teils drastisch, verschärft. Darauf hat – gerade in der Adventszeit – niemand Lust. Nein, wir möchten jetzt zusammen kommen, bei Glühwein oder Fondue Chinoise die besondere Zeit des Jahres feiern – und nicht darüber nachdenken, ob jetzt Besuch aus 2 oder 3 Haushalten doch irgendwie noch geht.

Wenn das Parlament fröhlich singt im Bundeshaus (siehe Blog von letzter Woche), dann darf ich doch auch die Regeln so biegen, dass sie zu meinen Plänen passen, oder nicht?

Während dem zu erwartenden „Freizeit-Lockdown“ feiern wir in unserer Familie neben dem Geburtstag von Jesus gleich noch drei weitere Geburtstage. Ich finde es eine grosse Herausforderung, hier richtig zu handeln.

Auf der einen Seite bringen unmenschliche Regeln wirklich nichts, weil sie uns zwar vielleicht vor dem Virus schützen, aber in unserer Seele Schaden anrichten.

Doch auf der anderen Seite, und das will ich hier besonders betonen, kommen wir nicht aus der aktuellen Situation, wenn jede und jeder für sich Ausnahmeregelungen in Anspruch nimmt!

Die einen wollen die Beizen wenigstens bis 21 Uhr offen halten und nicht schon um 19 Uhr schliessen. Andere fänden es toll, wenn wenigstens zwischen 18 und 20 Uhr Sporthallen für Freizeitsportler geöffnet wären.

Liebe Leute, meint ihr, das Virus ist zwischen 18 und 21 Uhr weniger übertragbar?

Wir brauchen Rituale, wir brauchen Gemeinschaft – völlig klar. Und ich selbst will Wege finden, wie das möglich ist, ohne die Grenzen des Erlaubten völlig auszureizen.

Aber wir brauchen jetzt einfach diesen „Grit“, der dafür sorgt, dass wir diesen Winter nicht allzu sehr ins Schleudern geraten (eben doch „Streugut“).

Ja, Weihnachtsfeiern per Zoom sind nicht dasselbe. Aber es geht! Es ist ja nicht das „neue Normal“, sondern eine technische Alternative, um in einer Jahrhundert-Krise doch nicht ganz auf Gemeinschaft verzichten zu müssen.

Vieles ist ungewohnt und auf den ersten Blick befremdend. Doch oft ist es eine Frage, ob man sich auf etwas Ungewohntes einlassen will. Persönlich hab ich so gerade diese Woche in einem Zoom-Gebetstreffen von Verantwortlichen aus Kirchen und christlichen Werken erstaunlich gute Erfahrungen gemacht. Und für nächste Woche habe ich eine Einladung zu einem Geschäfts-Weihnachtessen – jeder kocht selbst und man trifft sich dann am Bildschirm.

Seien wir vernünftig, helfen uns gegenseitig durchzuhalten und tragen Sorge zum Leben: Damit wir, wie es Angela Merkel sagte, auch nächstes Jahr noch gemeinsam Weihnachten feiern können.

Glücksaufgabe

Wie sehen deine Pläne für Weihnachten 2020 aus? Etwas worauf ich mich schon heute richtig freue, ist das Heiligabend-Erlebnis der Aktion 24x Weihnachten neu erleben.

Suche corona-konforme Wege, Weihnachten so zu feiern, dass du dich darauf freuen kannst!

Gemeinsam packen wir’s!

So vieles ist anders als während der ersten Welle. Damals, anfangs Frühling, hatten viele Leute mehr Zeit (abgesagte Termine, Kurzarbeit), man war mit der Situation überfordert, weil sie uns fremd war, man versammelte sich wie früher zu „Wetten, dass …?“ vor den Bildschirmen – und wartete gebannt auf die nächste Medienkonferenz vom Bundesrat. Das Vertrauen in Regierung und Behörden war intakt, einige riefen das Duo Berset/Koch schon zu den Schweizern des Jahres aus. Viele entdeckten in dieser Zeit die Vorzüge von Home Office für sich.

Und es war Frühling: Als die Natur zu spriessen begann, mischte sich in die allgemeine Ohnmacht eine unheimliche Schaffenskraft und viele spriessten nur so vor Kreativität. Was in diesem ersten Lockdown alles entstanden ist, bräuchte auf dem „ordentlichen Weg“ Monate, wenn nicht gar Jahre. Auch wenn man sich nicht sehen konnte, waren wir gemeinsam kreativ.

Das war auch bei uns im gms – z’friede läbe nicht anders. Gerne denke ich an all die „Mini-Chäs“-Talks zurück, an die gemeinsam-getrennte Osterfeier oder an den vorläufigen Abschluss von #stayhappy.

Und jetzt? Wie kommen wir in der zweiten Welle voran?

Die Behörden sind unter Dauerbeschuss: So wird Berset wahlweise als Totengräber („Sie tragen Schuld an den viel zu vielen Corona-Toten!“) oder Spassbremse („Sie zerstören den gesamten Event- & Freizeitbereich!“) bezeichnet.

Im Gegensatz zum Frühling, wo der vermeintlich rettende Sommer in Griffnähe war, stellt sich in der nass-grauen Jahreszeit die Frage: Wie kommen wir durch den Winter?

Zudem erlebe ich, dass in meinem Umfeld viele beruflich stärker eingespannt sind als noch während der ersten Welle.

Ganz allgemein ist man müde; vom kreativen Tatendrang ist nicht mehr viel übrig geblieben. Wie auch? Wenn du nicht weisst, welche Massnahmen in zwei Wochen zählen, was willst du da eine vernünftige Jahresplanung 2021 machen?

Natürlich, es gibt sie auch jetzt noch, die coolen Aktionen, die nur „dank“ Corona in Windeseile entstanden sind und Grenzen verschwinden lassen! Eine davon ist 24x Weihnachten neu erleben – eine Aktion, die völlig anders angedacht war (lokal) – dann kam Corona und jetzt feiern wir im gesamten deutschsprachigen Raum zusammen Advent!

Ich brauch dich jetzt!

Doch ich bleibe dabei: Die Situation ist aktuell um einiges angespannter als im Frühling und ich sehe „in der weiten Welt“ viel Destruktives, das mich enorm frustriert. Dazu haben viele genug vom Home Office.

Hier bei uns ist auch anders als noch im Frühling, dass jetzt jeder jemand kennt, der mit Corona infiziert war – wenn er das Virus nicht sogar selber in sich hatte. Die Bedrohung ist um einiges grösser und näher. Die Unberechenbarkeit ist enorm, jederzeit kann man unverhofft in Quarantäne landen … Oder jemand vom Team – und schon wartet eine zusätzliche Arbeitsschicht im Spital oder Heim auf einen.

Langer Schreibe, kurzer Sinn: Wir brauchen uns jetzt gerade gegenseitig noch viel stärker als im Frühling!

Wenn du genug vom Home Office hast: Komm doch einmal einen Tag zu uns ins H2 und wir machen gemeinsam „Home Office“ – inkl. Corona tauglicher gemeinsamer Kaffeepause!

Oder: Wenn es dir wie mir geht und dir das Aufrappeln für etwas Sport gerade nicht so leicht fällt, dann such dir einen Partner.

Ich hab diese Woche gerade beides erleben dürfen. Erst meldete sich jemand zum „Home Office im H2“ an und dann beschlossen wir kurzerhand, die letzten Sonnenstrahlen auszunutzen, klappten unsere Laptops zu und genossen eine Bikerunde.

Glücksaufgabe

Was würde dir jetzt helfen? Wie kannst du dafür sorgen, dass du nicht einsam sondern gemeinsam mit anderen durch die Krise gehst?

Nach Möglichkeiten unterstützen wir dich dabei! Wir haben einige Corona-Angebote wie kreativ & wunderBar, Raum der Stille oder wie gesagt, Home Office im H2 (Voranmeldung). Und auf dem stayhappy.blog findest du eine tägliche Ermutigung.

On the Trail (Gastbeitrag von Sam Stauffer)

Der heutige Beitrag in Stef’s GlücksBlog stammt aus der Feder des Künstlers Sam Stauffer:

„Krisen sind Angebote des Lebens, sich zu wandeln. Man braucht noch gar nicht zu wissen, was neu werden soll. Man muss nur bereit und zuversichtlich sein.“ 
Luise Rinser

Solche Zitate sollen Mut machen und sie enthalten viel Wahres. Manchmal erscheinen sie aber auch als oberflächlich und nichtssagend – wenn die innere Bereitschaft oder Fähigkeit fehlt, sich wirklich darauf einzulassen. Wie geht es dir diesbezüglich?

CORONA ist noch lange nicht überwunden und wir alle haben mehr oder weniger damit zu kämpfen. Hinter mir liegt eine sehr ambivalente Zeit. Viele Pläne und Events, Auftritte und Feste mussten fallen gelassen werden, was mich schmerzt – nicht nur im Portemonnaie. Auch der Ärger über die 1000Meinungen und Theorien zu dieser Pandemie macht Mühe, wirkt trennend und macht müde.

Doch die Chance, von welcher oben die Rede ist, habe ich auch erlebt. Eine im Lockdown von mir gebaute Feuerstelle mitten im Wald wurde mir und meinen Freunden zum Treffpunkt und zur Insel, wo wir seither viele lustige, tiefgründige und herzhafte Stunden verbringen durften. Das Treffen am Feuer mit guten Whiskies, Fleisch und Raclette wurde zum Ritual, auf das ich mich jede Woche freue!

Die Reduktion auf das einfache Sein in der Natur, am Feuer, beim Holzen, Wandern, Nachdenken, Beten und Schreiben verlieh diesem Jahr eine spezielle, wertvolle Tiefe – auch eine Folge von Corona!

Der Höhepunkt war mein Trekking vom Niederhorn auf den Pilatus: 5 Tage allein, zu Fuss, ohne Zelt und Gaskocher, nur mit einem Feldbett, einer Tarp-Plane und was man sonst noch so zum Überleben braucht, ausgerüstet.

On-The-Trail-Sein in der Stille und Schönheit der Voralpen war mir ein Geschenk, welches mit keinem Luxus wettzumachen war.

Ist das nicht auch ein Bild für das Leben an sich? Was zählt wirklich? Worauf konzentriere ich meine Energie, meine Kraft, meinen Willen? Solche Fragen kommen nicht im Alltagslärm an die Oberfläche, sondern an den Grenzen der Komfortzone. Und ich möchte künftig solche Wanderzeiten in meine noch verbleibenden Jahre einbauen.

Kunst und Musik leiden ganz besonders in dieser Zeit und ich versuche nun, diesbezüglich gute Entscheidungen zu fällen. Bin gespannt, was der weitere Weg mit sich bringt und mit uns macht. Wir sind „on the trail“ und ich wünsche uns allen die Weisheit, diese Zeit auch bewusst zu nutzen, um wach zu werden für Wesentliches – es braucht Glaube, Liebe und Hoffnung – wiedermal diese drei, um nicht in der trüben Corona-Suppe einzusinken – und hüten wir uns vor social distancing!

Text und Bild: Sam Stauffer, Coaching-Kunde von Gerber Motivation & Training.

Glücksaufgabe

Wie sorgst du dafür, dass du auch gerade in der Corona-Zeit dieses „On-The-Trail-Sein“, wie es Sam nennt, nicht verlierst? Oder wieder neu findest?

Während sich die Agenda wieder leert, gönn dir doch dafür mehr Momente der Stille mit der mutigen Frage: Was zählt wirklich?

Täglich ermutigende Gedanken während des Corona-Slowdowns: stayhappy.blog

Das neue Normal

Das hat mich genervt: Es waren kaum drei Wochen vergangen, seit wir zum allgemeinen „auf Distanz Gehen“ verdonnert wurden, da überfluteten schon zig Influencer, Sängerinnen und andere Promis die Social Medias mit dem Aufschrei: „Oh, ich vermisse es so sehr euch zu umarmen!“. Haben wir wirklich keine grösseren Probleme?

Wird das jetzt normal?

Ich meine, ich vermisse die Nähe tatsächlich auch. Ob der Handschlag, die Umarmung oder die kollegiale Berührung – für mich gehört das zum „normalen“ zwischenmenschlichen Umgang. Und ich vermisse es!

Doch sobald im ganzen Land diese roten Plakate hingen und uns der Bundesrat „Hände waschen!“, „Abstand halten!“ eingetrichtert hatte, war für mich klar: Ich muss jetzt niemandem beweisen, dass ich keine Angst habe oder ich dem Gegenüber besonders vertraue und wir uns daher weiterhin umarmen könnten.

Nein, Solidarität hies ab sofort: Physische Distanz wahren. (Dabei hatte ich ende Februar schon ein mulmiges Gefühl, als wir uns beim Gebet während dem Kongress in Karlsruhe noch „mutig“ die Hände gaben.)

Und da hat mich dann eben der Aufschrei der Influencer („Ich kann nicht mehr warten, bis wir uns wieder drücken können!“) genauso genervt wie Menschen, die es als besonderes Zeichen der Freundschaft interpretieren, wenn man sich weiterhin per Handschlag begrüsst.

Unwohl wird es mir aber tatsächlich beim Gedanken daran, dass diese Distanz das neue Normal sein könnte – mind. für die nächsten Monate, eher Jahre:

Dauert das ein paar Monate, vielleicht ein Jahr, lässt sich damit leben. Sollte es aber zu den befürchteten Jo-Jo-Shutdowns kommen, erwarten Forscher bei einer Generation Störungen, mit Intimität umgehen zu können.

So las ich es in der NZZ am Sonntag in einem Artikel über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Jugendlichen.

Ich hab hier schon vor drei Wochen geschrieben, dass ich mich an eine solche neue Normalität mit „Social Distancing“ nicht gewöhnen möchte.

Wahrscheinlich bleibt uns aber nichts anders übrig und das macht mich traurig, unsicher und fragend: Wie könnten wir denn eine solche neue Normalität gestalten, damit wir dabei nicht krank werden?

Zuerst müssen wir wohl einfach trauern und die Tatsache verdauen, dass wir – mindestens wenn wir zu den Menschen gehören, die diese Nähe brauchen (es gibt ja auch solche, tendenziell introvertiert veranlagte Menschen, die gerade aufblühen in der gegenwärtigen Stille) –  mit dem Verlust der physischen Nähe leben müssen.

Chancen entdecken

Dann gilt es herauszufinden, welche Chancen das neue Normal mit sich bringt: Was habe ich in der Corona-Zeit schätzen gelernt, was ich mit in die neue Normalität nehmen will?

Drei Begegnungen dieser Woche haben mir da mögliche Perspektiven aufgezeigt:

Da habe ich bei einer globalen Online-Weiterbildung vom CEO der Southwest Airlines gehört, der sich für jeden seiner 60 wichtigsten Mitarbeitenden je eine halbe Stunde fürs persönliche Zoom-Gespräch genommen hat – mitten in dieser Krise, die alle Airlines hart trifft. Patrick Lencioni, der dieses Beispiel und jenes von Arbeitskollegen, die sich nun nach dem Gesundheitszustand der Grossmutter des einen Kollegen erkundigten, erzählte, fragte: „Wollen wir solche Dinge nach der Krise einfach stoppen und zu ‚Business as usual‘ übergehen?“ Nein, die persönliche Note und gegenseitige Anteilnahme, die durch – oder trotz – Homeoffice im Arbeitsalltag Einzug gehalten haben, soll Teil vom neuen Normal sein.

In einer Zoom-Besprechung mit einem (introvertierten) Arbeitskollegen spürte ich, wie er der aktuellen Situation viel Gutes abgewinnt. Er sieht neue Chancen, hat es genossen, ohne Gerangel in einer grossen Halle und ohne Flugreise aus seinem Büro heraus Teil eines Kongresses zu sein. Wollen wir nach der Krise wieder dem „Megaismus“ verfallen und von einem Event zum nächsten fliegen? Nein, die gerade entdeckten und schätzen gelernten (technischen) Möglichkeiten auch auf Distanz miteinander verbunden zu sein, soll Teil vom neuen Normal sein.

Die oben bereits erwähnte Ausgabe der NZZ am Sonntag enthält auch eine Kolumne vom Kreativkopf Dennis Lück. Er schreibt:

Solche Aktionen verbreiten Energie. Sie inspirieren mit der Willenskraft, die sich dahinter verbirgt. Hinter jedem kleinen Trotzdem steckt ein Mensch mit einem Kämpferherzen, der verstanden hat, dass es nicht um das perfekte, sondern um das schlichte Weitermachen geht. … Es tröstet zwar wenig, aber es scheint ein Fakt, dass die Schweiz noch nie so sehr vor kreativer Energie gestrotzt hat wie jetzt.

Begnügen wir uns wieder mit dem Status quo, wenn wir die Krise überwunden haben? Nein, diese kreative Energie verbunden mit einem Kämpferherzen soll Teil vom neuen Normal sein.

Egal wie weit weg er noch ist, ich freu mich schon auf den Tag, wenn Umarmungen, Handschlag und Küsschen wieder „erlaubt“ sind. Doch selbst, wenn dieser Tag nicht kommen sollte: Das neue Normal soll nicht durch Einschränkungen definiert werden, sondern von Dingen, die wir mit neuem Bewusstsein aktiv gestalten.

Glücksaufgabe

Wenn nächste Woche ein Schritt Richtung neuer Normalität begangen wird, was willst du aus der Lockdown-Zeit in dieses neue Normal „rüber retten“?

Ich darf zum Frisör!!

Die Coronoa-Krise macht ja ganz komische Dinge mit einem: Nachdem ich am Montag auf Anhieb einen Termin beim Coiffeur (für nächsten Donnerstag) vereinbaren konnte, hatte ich das Bedürfnis, diese frohe Botschaft mit der Welt zu teilen.

Also hab ich meinen Freunden auf Facebook geschrieben, ich dürfe schon bald zum Frisör.

Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. Wie schön, dass sich die Leute mit mir freuen, dass es meinen Haaren bald an den Kragen geht.

Jemand schrieb:

In diesen Zeiten freut man sich über Banales.
Und Freude darf man immer teilen.
Bleiben wir fröhlich.

Es gab in den letzten Wochen nur ein Facebook-Post von mir (und gegenwärtig posten wir ja mit stayhappy.blog täglich etwas), der mehr Reaktionen erhielt: Als ich am 3. April, also etwa Woche 3 des Lockdowns, von unserem spontanen Date auf dem Bahnhofsparking in Seftigen schrieb.

Zu zweit mussten wir im Haus meines verstorbenen Grossvaters etwas erledigen. Nach getaner Arbeit hätte alles gestimmt für ein leckeres Eis in einer Gartenwirtschaft. Aber sicher nicht während dem Lockdwon …

Also kauften wir im Dorflädeli ein „Kübeli-Glace“, setzten uns vors geparkte Auto und genossen mit Sonne im Gesicht einige unbeschwerte Momente.

Das sah dann so aus:

Glücksmomente sammeln

Was zu jeder Zeit gilt, ist in besonderen Lagen wie der aktuellen erst recht von grosser Bedeutung: Es sind oftmals die kleinen Dinge, die unser Herz zum Hüpfen bringen.

Und genau diese kleinen Dinge, diese Glücksmomente, gilt es zu entdecken und in unserem inneren Erinnerungsalbum zu sammeln.

Darf ich raten: Wenn du kein zwanghafter Berufs-Optimist bist, der selbst im grössten Gewittersturm noch die Sonne scheinen sieht, geht es dir genauso wie mir und vielen anderen: Die Liste mit Dingen, die nicht so laufen, wie wir es uns vorstellen ist lang.

Zugegeben: Als das obige Bild gerade entstanden ist und ich es im Kreise der Familie rumzeigte (sprich: Familien-Chat), fragte meine Tochter: „Hä, was ist jetzt mit dir passiert, warum bist du jetzt plötzlich so glücklich?“.

Touché! Das spricht nicht gerade für mich. Es gibt 1’000 kleine Dinge, die mich erfreuen. Es gibt aber auch 1’000 kleine und grosse Dinge, die mich nerven.

Manchmal ertappe ich mich beim Gedanken: Wenn ich nur anderswo leben würde, dann hätte ich all diese 1’000 kleine Dinge, die nerven, nicht.

Tatsächlich: Die Umstände wären anders. Diese 1’000 kleinen, nervigen Dinge wären am neuen Ort nicht mehr da.

Doch: Dafür würden im anderen Kanton, Land, „Leben“ schon 1’000 kleine, neue nervige Dinge auf mich warten.

Was ich mit Sicherheit mitnehmen würde, wäre mein Umgang mit den 1’000 kleinen Dingen, die versuchen mir meinen Alltag zu versauen.

Und genau da ist der Punkt, wo ich trotz geschriebenem GlücksBuch, trotz regelmässigem GlücksBlog und etlichen Referaten zum Thema ein Lernender bleibe: Welche 1’000 kleine Dinge sammle ich in meinem Herzensalbum?

Du findest fast bei jedem blauen Himmel ein kleines Wölkchen.
Du findest aber auch bei fast jedem Wolkenhimmel irgendwo ein Sonnenstrahl, der durchschimmert.

Was zählt ist unser Blickwinkel.

Als ich in Seftigen mein „Glace-Kübeli“ öffnete, wurde mir die Verpackung zur Predigt:

Ja, die kleinen Glücksmomente gehen so einfach: Ein Termin beim Frisör nach Corona-Lockdown, ein Eis auf dem Bahnhofsparkplatz, die wärmende Sonne, das Lachen der Kinder …

Ich will die 1’000 kleinen, nervigen Dinge in meinem Leben nicht einfach verdrängen. Sie sind da – und darum brauchen sie auch meinen weisen Umgang damit.

Aber ich will ihnen nicht erlauben, mir die Laune zu verderben.
Lieber freu ich mich jetzt darauf, nächsten Donnerstag einen neuen Haarschnitt zu bekommen.

Glücksaufgabe

Wie könntest du dafür sorgen, dass in deinem inneren Erinnerungsalbum mehr von den 1’000 kleinen Glücksmomenten anstelle der 1’000 kleinen, nervigen Dingen abgespeichert wird?

Eine Möglichkeit: Teile deine kleinen GlücksMomente. Durchs Teilen verstärkst du sie!

Ist das jetzt das Ende? Oder erst der Anfang?

Es wird schon zum Ritual: Gespannt wartet man – daheim natürlich – vor den Bildschirmen auf die Medienkonferenz des Bundesrates, um zu hören, was uns als Nächstes erwartet.

In Zeiten, in der TV-Sendungen längst den Status „Lagerfeuer der Nation“ verloren haben, gelingt es Bundesräten und Chefbeamten zu gern gesehenen Helden des Volkes zu werden. Tatsächlich bin auch ich stolz auf unsere Verantwortungsträger und bin sehr dankbar, nicht der Laune eines notorischen Lügners ausgesetzt zu sein.

Jetzt haben wir also Gewissheit: Der Bundesrat plant den Ausstieg. Ist das der Anfang einer neuen Normalität, wie es einige nennen? An diesen Gedanken möchte ich mich nicht gewöhnen! Es soll normal werden, dass wir auf Nähe, Umarmungen und Gartenfestli verzichten? Nein, eine solche Normalität soll die Ausnahme bleiben und nicht zur Norm werden.

Doch eines wurde auch klar: Ein schnelles Ende gibt es nicht, Corona wird uns noch lange begleiten. Das zeigt schon nur ein Blick in meine Agenda, die bis zum Spätsommer gravierende Veränderungen aufweist.

Hoffnungsvoll unterwegs

„Mir wäre egal, wenn die Kids erst wieder nach den langen Sommerferien in die Schule könnten, Hauptsache wir haben bald eine Perspektive“, meinte diese Woche ein Mami.

Natürlich gibt es auch viele andere Stimmen von Eltern, die nicht verstehen, warum die Kinder nicht schon nächsten Montag wieder zur Schule können. Doch im Grundsatz glaube ich, geht es vielen von uns genau so: Die Ungewissheit nagt sehr stark an uns. Wenn wir eine Perspektive haben, selbst wenn es nur ein langsamer Ausstieg aus der Isolation ist, gibt Hoffnung, macht Mut.

Nun gibt es eine solche Perspektive. Und das ist gut so.

Trotzdem wird uns die Ungewissheit bei diesem fiesen Virus noch lange begleiten. Zu vieles scheint unberechenbar, unkontrollierbar.

Warten ohne Hoffen ist die Hölle.

So lese ich es in der NZZ am Sonntag vom Ostersonntag.

Die Hoffnung ist eine unheimlich starke Kraft. Hoffen, optimistisch in die Zukunft zu blicken, ist sogar eine Glücksaktivität.

Unser Hoffen muss dabei aber immer auch mehr sein als ein zwanghaftes positives Denken. Es geht nicht darum, Dinge schön zu reden, die beim besten Willen nicht schön sind.

Es wird nicht einfach alles gut nach Corona!

Nein, leider nicht. Es hat bereits viel, in einigen Ländern sehr viele, Tote gegeben. Und noch mehr wird es „wirtschaftliche Leichen“ geben. Auch da bin ich dankbar, darf ich in einem Land mit so guten Einrichtungen und Sozialleistungen leben und bin nicht einer von Millionen Amerikanern, die jetzt vor dem Nichts stehen.

Schmerz und Leid werden vermutlich in den nächsten Wochen noch zunehmen. Doch meine Hoffnung geht über diese Zeit hinaus:

Es kommt der Tag, da spielen Kinder wieder fröhlich auf dem Schulhof zusammen!

Es kommt der Tag, da wird in unseren Gärten wieder laut gelacht, Gemeinschaft genossen und das Leben gefeiert.

Es kommt der Tag, da werden unsere Söhne (und Töchter) wieder stolz ihre Teamtrikots tragen und dem runden Leder hinterherjagen.

Es kommt der Tag, da werden wir Sitzungen wieder mit Menschen satt mit Maschinen abhalten.

Eine Hoffnung, die mich trägt

Und selbst wenn ich dies alles nicht mehr erleben dürfte, lebt in mir eine Hoffnung, die grösser ist als all das.

Oder wie es unsere Tochter allen Nachbarn in einem Osterpräsent geschrieben hatte: „Egal was auf unserer Welt gerade los ist – Ostern ist grösser!“.
(By the way: Man fragt sich ja als Eltern immer, ob man in der Erziehung auch etwas richtig gemacht hat. Solche Momente, wenn du merkst, dass deine Tochter in völliger Eigeninitiative eine solche Botschaft weitergibt, macht einem da sehr versöhnt …)

Durch Ostern erscheint alles in einem anderen Licht. Unsere Hoffnung hat einen Namen und ist begründet: Das Leid hat nicht das letzte Wort, das Leben hat über den Tod triumphiert.

Im christlichen Glauben wird das vermeintliche Ende zum Anfang. Und das gibt mir Mut und Hoffnung.

Mit dem Glauben an die leibliche Auferstehung, Höhepunkt von Ostern, behauptet das Christentum: Die Sehnsucht nach wahrer Liebe und Gerechtigkeit ist kein Hirngespinst. So, wie der körperliche Durst darauf hindeutet, dass es Wasser gibt, um diesen Durst zu löschen, so deutet der seelische Durst nach wahrer Liebe und Gerechtigkeit darauf hin, dass diese existieren.

So hast es Giuseppe Gracia in der Osterausgabe der NZZ am Sonntag treffend geschrieben.

Glücksaufgabe

Auf was freust du dich jetzt schon, wenn der Lockdown zu Ende ist? (Wäre es womöglich gut, wenn du dir jetzt schon versprichst, genau dafür dann auch wirklich Zeit und Raum zu schaffen?)

Welche Hoffnung trägt dich durchs Leben?

Willkommen im Lockdown-Alltag

Diese Tage zeigen in aller Deutlichkeit: Wir leben in einer sehr verletzlichen Welt. Was sich vor einigen Wochen kaum jemand hätte vorstellen können, ist heute Tatsache und das gesellschaftliche Leben steht still.

Wie geht es dir dabei?

Ich meine, tief in deinem Innern.

Nach dem allgemeinen Chaos und der teils surrealen Hektik der ersten Lockdown-Tagen ist inzwischen vielerorts sowas wie „Ausnahmezustand-Alltag“ eingekehrt.

Reagierte anfangs jeder auf seine eigene Art reflexartig  auf die Krise („Wo gibt es WC-Papier??“ oder  „Ach was, das ist alles halb so schlimm. Ich bleib doch sicher nicht zuhause!“),  stellen sich nach den ersten Wochen Lockdown grundsätzlichere Fragen:

Wie organisiere ich einen gewissen Alltag in diesem abnormalen Zustand?

Drei Wochen Fernunterricht war ja noch einigermassen lustig, aber wie schaff ich das die nächsten X Wochen?

HomeOffice – das geht, ich bin effizienter als im Grossraumbüro und die Video-Konferenzen bringen mal etwas Abwechslung in den sonst ewiggleichen Büroalltag. Doch: Wie ist es mit den nicht zu unterschätzenden emotionalen Beziehungen im Team? Was, wenn das „ungute Bauchgefühl“ nicht im persönlichen Kontakt ausdiskutiert werden kann? Ich vermute, dass da bei allen technischen Möglichkeiten nichts die persönliche Begegnung wirklich ersetzen kann.

Und wie finden alle die Familien, die nun so überhaupt nicht entschleunigen können (Wer hat sich diesen Witz ausgedacht? 4 Zimmer Wohnung, 2 Notebooks, 3 Kinder, die sich um Zimmer und Computer streiten, ein Vater, dessen Omnipräsenz zuhause nicht gerade zur Deeskalation beiträgt und eine Mutter die im Dreieck springt – wer kann da entschleunigen und mal in aller Ruhe ein gutes Buch lesen?!?!), zu einem Familienalltag, der mindestens gleichviel Lust- wie Frustmomente enthält?

Wie gelingt es mir, in dieser Zeit abzuschalten?

Während meine Tage gar nicht so viel anders sind als sonst, spüre ich abends einen massiven Unterschied: Vor Corona waren, bedingt durch meine diversen Mandate, fast alle Abende mit Sitzungen oder Anlässen besetzt. Und wenn ich mal zuhause war, dann hatte bestimmt meine Frau einen Kurs oder eines unserer Kinder war im Training oder Ausgang …

Jetzt sind wir jeden Abend alle vier daheim. Wie schön! Endlich zusammen Abendessen geniessen, lachen beim gemeinsamen Spielabend, Familien-Jahrbuch der letzten zwei (oder waren es drei) Jahren nachführen.

In der perfekten Familie ist das so. Wir sind keine perfekte Familie. 12 Minuten gemeinsam essen, dann gehen die Kids in die selbst gewählte Zimmerisolation während sich Frau und Mann aufs Sofa knallen und einmal mehr die Tagesschau reinziehen.

Naja, wir haben mindestens noch Entwicklungspotenzial und so wie es derzeit ausschaut, geht das Übungsfeld ja noch eine Weile weiter.

Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Es gibt sie durchaus auch bei uns – wie bei dir sicher auch! – die schönen Momente, wo wir uns am Zusammensein freuen, als Familie oder als Paar. Aber sie sind manchmal ganz kurz und darum muss man sie bewusst sehen wollen und dankbar sein für die Zweisamkeit beim schönen Film oder die Gemeinschaft als Familie beim Pizzaabend.

Was macht die Krise mit meiner Seele?

Es ist offensichtlich: Abschalten gelingt nicht automatisch.  Ich merke, dass ich gerade noch mehr als sonst für meine wöchentlichen „Stillen Stunden“ (Tagebuchschreiben, reflektieren, lesen, beten) kämpfen muss als sonst.

Und jetzt noch eine Stufe tiefer: Was macht das Ganze eigentlich mit meinem Bild von der Menschheit, von der Welt und von Gott?

Die Krise ist auch eine Einladung, uns dieser Verletzlichkeit der Gesellschaft, aber auch der Verletzlichkeit des Selbst zu stellen.

Was bleibt in meiner Seele übrig, wenn mir der normale Alltag genommen wird? Wo offenbaren sich Sinn und Unsinn in meinem Leben?

Und wo verändert sich durch die Krise sogar mein Gottesbild? Was macht Corona mit meiner Gottesbeziehung?

Sich der Sinnfrage zu stellen, ist ein wichtiger Pfeiler vom persönlichen Glück. Vielleicht ist die Krise trotz allen Herausforderungen vor allem eines: Eine Einladung an uns, der Sinnfrage Raum zu geben.

Glücksaufgabe

Sinnhaftigkeit und eine gelebte Spiritualität sind wichtige Pfeiler für ein glückliches, erfülltes Leben. Oder in der Sprache des GlückBuchs: Die Spiritualität ist der Wind im Windrad.

Vielleicht ist die kommende Osterwoche ja eine gute Möglichkeit, sich bewusst in diesen Wind zu stellen. Hilfestellungen dazu gibt es viele, eine könnte beispielsweise der Artikel Glück über mich hinaus sein.