Das war schlichtweg «WOW»

Heute schreibe ich von einer Graswurzelbewegung, von welcher ich in den letzten zwei Wochen Teil sein durfte.

Gras was? Graswurzelbewegung. So nennt man Initiativen von Privatpersonen, die sich zusammen tun und unkompliziert einer Krise begegnen wollen. Oder wie es Wikipedia ausdrückt: «Graswurzelbewegung (englisch grassroots movement), auch Basisbewegung, ist eine politische oder gesellschaftliche Initiative (Bewegung), die aus der Basis der Bevölkerung entsteht (Basisdemokratie).»

Leider sind die Umstände, aus denen diese Initiative startete, mehr als tragisch: Der Krieg in der Ukraine und das Schicksal der vielen Menschen auf der Flucht hat in meiner Frau den Impuls ausgelöst, eine Sammelaktion zu starten.

Diese Idee war eine Antwort auf die gms Matinée unter dem Motto «Niemanden zurücklassen», unserem Gottesdienst Ende Februar. Wir wollten unseren guten Gedanken auch gute Taten folgen lassen.

So begann Brigä (meine Frau) also mit Abklärungen: Was wird benötigt? Mit welchem Hilfswerk können wir zusammenarbeiten? Wie machen wir auf die Aktion aufmerksam? Wer würde uns beim Sortieren und Verpacken helfen?

Ich wiederum war berührt, wie schnell und konkret der Verein Unihockey für Strassenkinder durch sein Netzwerk in der Ukraine durch Geldüberweisungen sofort Nothilfe leisten konnte.

Und so entschieden wir uns für eine zweiteilige Aktion: An zwei Sammeltagen nahmen wir Kleider- und Hygieneartikel-Spenden entgegen. Gleichzeitig sammeln wir Geldspenden für Unihockey für Strassenkinder.

Wir nutzten die Kanäle von unserem Verein Happy Kids für die Kommunikation, hatten hier auch Vorstand und Mitarbeitende mit an Bord geholt. Jedoch verzichteten wir durch die gegebene Dringlichkeit auf einen «Hochglanzflyer» – und stellten im Nachhinein fest, dass wir nicht mal unsere Kontaktdaten abdruckten. Nur: Was, wann, wo.

Via Newsletter und vor allem über Social Media begannen wir die Aktion zu teilen. Und dann fingen die Graswurzeln an zu spriessen – und wie!!

Der eigenen Ohnmacht begegnen

Im Sport würde man sagen, das Momentum war auf unserer Seite. Oder nach Victor Hugo: «Nichts auf der Welt ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.»

Viele Menschen waren in der ersten Kriegswoche tief betroffen und wollten irgendwie helfen, dadurch konnten sie ihrer eigenen Ohnmacht etwas entgegensetzen. Zusätzlich war das Hilfsgüter-Sammeln medial gerade ein grosses Thema.

Viele Leute in unserem Netzwerk haben den Flyer der Aktion in ihrem WhatsApp-Status geteilt – und so hat sich wie eine Graswurzel unsere Reichweite über Nacht um ein Vielfaches erweitert: Plötzlich haben Freunde von Freunden von Happy Kids Mitgliedern an ihrem Ort Hilfsgüter zu sammeln begonnen.

Nach nur drei Tagen Vorlauf war es soweit: Wir durften an zwei Tagen von sehr vielen Menschen aus nah und fern eine Unmenge an Kleider, Schuhen, Decken und extra eingekauften Hygieneartikeln entgegennehmen. Es kam zu teils sehr rührenden Begegnungen mit Familien, die Waren brachten, oder Menschen, die einen persönlichen Bezug zur Ukraine haben.

Wir hatten für die zwei Tage immer zwischen sechs und acht freiwillig Mitarbeitende fürs Sammeln, Sortieren und Verpacken eingeteilt. Aber das reichte bei weitem nicht. Zeitweise bedeckten die abgegebenen Säcke und Kisten den gesamten Vorplatz unserer Location.

Und so kam es, dass wir nicht mehr Kleiderspenden brauchten, sondern weitere Mitarbeitende.

Das war für mich das Eindrücklichste und wohl das besonders charakteristische einer Graswurzelbewegung: Menschen, die wir nicht kannten, boten spontan ihre Hilfe an. Eine Frau, beispielsweise, brachte am ersten Tag Kleider vorbei, gab uns ihre Handy-Nummer und bot sich als Helferin an. Am zweiten Tag war sie dann fünf Stunden im Einsatz.

So gibt es ganz viele Dinge, die ineinander hineinspielten. Als das Hilfswerk, mit dem wir zusammenarbeiten wollten, plötzlich keine Kapazität mehr hatte, mussten wir auf die Schnelle weitere Hilfswerke kontaktieren. Ein grosses Transportfahrzeug hatten wir im voraus organisiert – das reichte jedoch nicht. Auch dafür gab es Menschen, die selber aktiv wurden und eine Lösung fanden.

Oder die Marketingabteilung von Energie Seeland AG, Lyss, die uns unkompliziert und innert einer Stunde 100 Zügelkisten zur Verfügung stellte.

Es war sehr viel Arbeit und nach dem zweiten Sammeltag und den weitergegebenen 50 m3 Hilfsgüter war noch lange nicht Schluss: 30 Säcke zurückbehaltener Ware mussten nochmals sortiert und recycelt werden oder hunderte Taschen brauchten eine neue Zweckbestimmung.

Wahrscheinlich ist auch das charakteristisch für eine Graswurzelbewegung: Zeitweise war es sehr chaotisch und spontan musste umdisponiert werden – z.B. weil ein Hilfswerk die Ware in Säcken und nicht in Kisten wollte …

Aber immer war es sehr erfüllend und ein WOW-Erlebnis.

Eine Idee, die gezündet hat.

Menschen, die sich bewegen liessen.

Liebe statt Hass.

Die Hoffnung, der Not etwas entgegensetzen zu können.

Glücksaktivität

In meinem nun schon 23jährigen Dienst als Pfarrer mag ich mich an 2-3 weitere Aktionen erinnern, die eine solche Dynamik auslösten. Mit anderen Worten: Solche Graswurzelbewegungen sind leider nicht an der Tagesordnung.

Unglaublich, was in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt werden kann, wenn Menschen mit Leidenschaft ihre Zeit, Gaben und Möglichkeiten zur Verfügung stellen.

Und ich wünschte mir diese Erfahrung noch viel öfters. Sie macht glücklich! Wo bist du Teil einer solchen Gemeinschaftsbewegung?

Doch in Sachen Gras will ich mich auch an das afrikanische Sprichwort erinnern: «Das Gras wächst nicht schneller, wenn du daran ziehst.» Denn: Nicht jeden Idee zündet auf so gigantische Weise, dass eine Graswurzelbewegung daraus entsteht. Wenn ich mir das bewusst bin, kann ich dem Frust vorbeugen und mich daran freuen, wenn eine Idee wieder einmal richtig reif war.

Gott, warum nur?

»Warum lässt Gott das zu?«

Diese Frage begleitet jede Krise. Und wenn die Krise, wie die aktuelle, eine weltumspannende ist und am Ende wohl jeder Erdenbürger irgendwo mit den Folgen dieser Krise konfrontiert wird, stellt sich die Frage nach dem scheinbar passiv zuschauenden Gott erst recht.

Obwohl: Ich hätte da noch ganz andere Warum-Fragen an den lieben Gott.

Ob Klimanotstand, Corona-Krise, Hungersnöte oder viele weitere Tragödien dieser Welt – wenn wir ehrlich sind, ist es zu einfach, wenn wir die Schuld daran einfach Gott in die Schuhe schieben wollen.

Vieles ist selbstgemacht! Unser exzessiver, ausbeuterischer Lebensstil geht auf Kosten von anderen!

Auf Kosten von Menschen, die nicht dieselben Mittel haben wie wir – oder ganz einfach nicht das Glück hatten, in diesem Teil der Erde geboren worden zu sein.

Auf Kosten von Tieren, die wir nur züchten, um sie dann abzuschlachten und auf unseren Speiseplan zu setzen. (Ich liebe ein gutes Stück Fleisch und bin alles andere als ein Vegetarier, verschweige denn ein Veganer. Doch langsam aber sicher hab ich „die Schnauze voll“ von unserer allgegenwärtigen Masslosigkeit – wir sehen ja, wo uns das hinführt!)

Auf Kosten der Natur, die ihr Gleichgewicht verliert, während wir immer mehr „unser Ding“ durchziehen.

Also, bitte hören wir auf, Gott für etwas verantwortlich zu machen, was wir selber ganz prächtig vergeigen.

Für mich stellt sich die „Warum, Gott?“-Frage weniger bei diesen grossen Krisen, die viel mit unserem Lebensstil zu tun haben. Was mich aber beschäftigt, sind die vielen Einzelschicksale, wo Menschen alles verlieren, was sie hatten. Wo Menschen durch nichtenden wollende gesundheitliche Wüsten gehen. Wo Kinder einfach am falschen Ort auf dieser Welt oder auch einfach in der falschen Familie geboren werden – und dann ein Leben auf der Flucht, im Hunger oder in psychischem oder physischem Missbrauch ausgesetzt verbringen müssen.

GOTT, WARUM LÄSST DU DAS ZU? WARUM MÜSSEN DIESE SCHWÄCHSTEN DER SCHWACHEN SO VIEL LEID ERFAHREN?

Da fehlen mir die Argumente, es gibt nur unzureichende Antworten.

Ein Gott, der sich selbst hingibt

Aufgrund der Corona-Krise wird dieses Jahr auf der ganzen Welt das wichtigste Fest der Christenheit anders gefeiert: Die Kirchen bleiben leer. Einige haben dazu gesagt: Das passt doch, das Grab war an Ostern auch leer.

Und vielleicht ist es ganz gut, dass so vieles anders ist als sonst. Das lässt hoffentlich der Frage mehr Raum, was es denn mit diesem christlichen Fest auf sich hat.

Die „Warum lässt Gott das zu?“-Frage könnten wir auch an Karfreitag stellen: Warum nur lässt Gott seinen eigenen Sohn diesen quälenden Tod am Kreuz erleiden?

Es sah aus wie die sichere Niederlage. Die Soldaten spotteten: Wenn du wirklich Gott bist, dann zeig es jetzt! Anderen hast du geholfen – und jetzt das …

Auch was von Jesus überliefert ist, schmeckt irgendwie nach bitterer Niederlage:

Gegen drei Uhr rief Jesus laut:
»Eli, Eli, lema sabachtani?«
Das heisst übersetzt:
»Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«
(Die Bibel, Markus 15,34)

»Warum, Gott?«

Die theologische Antwort darauf fällt unterschiedlich aus. Was wir mit Bestimmtheit wissen: Was an Karfreitag im Kleid einer sicheren Niederlage daher kam, wurde am Ostersonntag in den grössten Sieg dieser Welt verwandelt!

In Zeiten wie diesen wird uns erst recht bewusst, wie sehr wir den auferstandenen Jesus nötig haben, der zu seiner Zeit alles heil machen wird, was jetzt krank und zerbrochen ist.

Glücksaufgabe

Was bedeuten Karfreitag und Ostern für dich? Dass Gott sich selbst verletzlich machte, ist auch heute noch von Bedeutung. Gib Ostern die Chance, mehr als ein schönes Osterhasen-Familienfest oder der höchste christliche Feiertag zu sein. Für Gott wurde es persönlich, lass es auch für dich persönlich werden!

Diese Woche habe ich bei Richard Rohr eine spannende Bedeutung von Karfreitag gelesen:

Für uns ist Jesus nicht gekommen, um Gott in seinem Urteil über die Menschheit umzustimmen, sondern um die Menschheit in Bezug auf Gott umzustimmen. Das ist ‚einfach und schön‘, wie Einstein es von jeder grossen Wahrheit verlangt hat.

Die Ego-Falle

In ihrem Referat am Willow Creek Leitungskongress 2020 machte Evelyne Binsack einen spannenden Unterschied zwischen dem Ich und dem Ego.

Das Ich, also das Selbst, beschreibt sie als Einklang von Körper, Geist und Seele.

Wenn wir, besonders in Grenzsituationen, die Kontrolle über uns selbst verlieren, unser Ich ausser Balance ist, bleibt gemäss Binsack das Ego übrig.

Diese Ego ist eigentlich für den Krisenmodus geschaffen: Das Ego ist der Antrieb zum Überleben.

Gleichzeitig ist das Ego aber der Antrieb für Ruhm und Macht oder führt bei einem ungesunden Ich zum unbedingten Verlangen nach Angenommenheit und Anerkennung. Wenn wir dies jedoch in Dingen und (allen) Menschen suchen, haben wir schon verloren.

Das Reden übers Ich oder vom Selbst hat nichts mit Egoismus zu tun. Im Gegenteil, das Reflektieren über unser Ich soll helfen, dass wir die Selbstkontrolle nicht verlieren und somit nicht unser Ego aufblasen.

Corona und die Ego-Falle

Ist dir das zu viel Psychologie und zu theoretisch? Dann lass uns praktisch werden!

Tatsächlich befindet sich derzeit schier die ganze Welt im Ausnahmezustand, im Krisenmodus.

Und in solchen Situationen kommt schön zum Ausdruck, wie es um unsere Balance, unsere innere Gesundheit und unsere Selbstkontrolle steht.

Ich beobachte zwei Formen von Egoismus:

Erstens: Das Ego, das nach Macht strebt

Es gibt immer noch Menschen, zum Glück werden es immer weniger, die die Weisungen vom Bundesrat nicht ernst nehmen und sich weigern, daheim zu bleiben – und zwar alleine, resp. als Familie.

Natürlich ist es nicht lustig, wenn wir die geliebte Freiheit für einen Moment aufgeben müssen. In unserer freien Gesellschaft, wo jeder tun und lassen kann, was er will (so lange er damit niemand gefährdet), tun wir uns schwer damit, unserer Regierung zu glauben, dass wir unser soziales Leben nun wirklich drastisch reduzieren sollten. Respektive nicht das soziale Leben, sondern die persönlichen Kontakte – Gott sei Dank gibt es heute unzählige andere Möglichkeiten, das soziale Leben weiter zu pflegen.

Es ist eine Form von egoistischem Machtstreben, wenn Jugendliche nun weiterhin Freunde zu Homepartys einladen. Und rüstige Rentner, die nach wie vor ihre Grosskinder betreuen, streben im Grunde genauso nach Macht: „Ihr habt mir nichts zu sagen, ich bin mein eigener ‚Herr und Meister‘!“.

Zweitens: Das Ego, das ums Überleben kämpft

Die aktuelle Unsicherheit bringt so manches Ich aus dem Gleichgewicht und bringt das Ego zum Vorschein, das in panischen Krisenmodus umstellt: Unbegründet werden WC-Papier und Konservenbüchsen gehamstert.

Panik ist genauso wenig angebracht in der aktuellen Situation wie die egoistische Gleichgültigkeit.

Solidarität statt Ego

Das Ego, in welcher Form auch immer, ist in der Coronakrise eine Falle in jeder Hinsicht:

Je mehr Leute sich eigenmächtig die Freiheit nehmen und sich weiterhin in Gruppen treffen, desto stärker wird schlussendlich unsere Freiheit eingeschränkt werden und es wird zu chaotischen Zuständen kommen – nicht nur in unseren Spitäler.

Je mehr Leute panische Hamstereinkäufe tätigen, desto grösser wird die allgemeine Verunsicherung, wenn man die leeren Gestelle sieht. Eine Ego-Falle, die einen unnötigen Negativstrudel auslösen.

Kommt dazu: Corona hin oder her – die Ego-Fall ist ein sicherer Weg ins Unglück. Neurologisch erwiesen ist hingegen, dass Solidarität, Grosszügigkeit und Gemeinsinn wahre Glücksförderer sind!

Die gute Nachricht: Im Grunde war Solidarität noch nie so einfach: Für einmal können wir Gutes tun indem wir einfach zuhause auf dem Sofa sitzen!

Glücksaufgabe

#stayhappy – auch in diesen verrückten Tagen.

Darum gibt es von gms/Happy Kids #stayhappy – die tägliche Ermutigung für dich und deine Familie. Verbinde dich mit uns auf Instagram oder Facebook

Oder whatse #stayhappy an +41 76 652 97 52 und du kriegst die tägliche Ermutigung direkt als WhatsApp Nachricht (keine Gruppe).

Und vielleicht ist genau jetzt dir richtige Zeit um intensiver darüber nachzudenken, wie du mehr Lebenszufriedenheit findest: Glück finden – hier und jetzt!

Schönwetter Leben

Eine solche Skiwoche habe ich noch nie erlebt: Der Wetterbericht und die Sturmwarnungen machten schon im Voraus klar, dass „Schönwetter Skifahrer“ auf wenig Schneestunden kommen würden.

Das schönste Wetter wäre wohl für An- & Abreisetag zu erwarten, ergab unsere kurze Analyse. Und so gab es dann vorletzten Samstag um 5 Uhr Tagwache und um 5.30 Uhr gings mit vollgepackter Familienkutsche los Richtung Lieblingsskigebiet im Montafon.

Nach zwei ganz ordentlichen Skitagen war es Zeit für den Besuch von Sabine – am Montag stand alles still, am zweiten Sturmtag drängten wir uns gefühlt mit dem ganzen Montafon an die zwei geöffneten Skilifte.

Über mangelnde Abwechslung konnte sich keiner beklagen: Jeder Tag anderes Wetter, andere Schneeverhältnisse, Talabfahrt abwechselnd mit oder ohne Wanderintermezzo …

Was sich ziemlich konstant hielt: Die erste Abfahrt am frühen Morgen war die schönste! Ob frisch verschneite Hänge oder perfekt präparierte Pisten – wir waren uns einig: Der Lohn ist gross für den, der bereits um 8.15 Uhr an der Bahn steht.

Wie zu erwarten war: Das schönste Wetter kam zum Schluss. So verbrachten wir auch den Abreisetag auf der Piste und tankten (doch) noch einige Sonnenstunden.

Mehr als Sonnenschein

Ich liebe es, bei besten Bedingungen – sprich: Sonne, gute Sicht, toller Schnee, perfekt präparierte Pisten – mit langezogenen Schwünge  die Hänge herunterzubrettern.

Trotzdem wurde mir an diesem wunderschönen Samstag bewusst: Wären alle sieben Skitage so gewesen, hätte selbst dieses „Perfekte“ etwas Ermüdendes gehabt. Immer nur Sonne – auch das wird irgendeinmal langweilig.

Das Abenteuer war jedenfalls in dieser Skiwoche um einiges höher als im Schönwetter-Urlaub: Wie weit können wir heute die (offiziell gesperrte) Talabfahrt auf den Skis bewältigen? Welche Lifte sind heute geöffnet? Wo ist eigentlich Piste – und wo Nebel? …

Wunderbar waren die Abfahrten im Pulverschnee: Harte Piste mit paar wenigen Zentimeter Neuschnee – ein Gefühl vom Fliegen kam auf.

Natürlich liebe ich auch im Leben, wenn die Sonne scheint! Alle sind happy, die Projekte gehen alle gut von der Hand, die eigenen Kinder machen gerade mehr Freude als Ärger und in der Partnerschaft fliegen die Schmetterlinge.

Auf der anderen Seite ist es so mühsam, wenn man im Nebel herumirrt und nicht weiss, wo einem das Leben als nächstes hinträgt: Beziehungsknatsch, Kündigung, gesundheitliche Einschränkungen, Selbstzweifel, übergrosse Herausforderungen und erdrückende Verantwortung …

Ich ertappe mich hin und wieder beim Gedanken, dass ich mir mehr Zeit zum Geniessen wünsche – mehr Zeit an der Sonne, mehr Gelassenheit, mehr unbekümmerte Momente mit guten Menschen und weniger „unter Strom stehen“, weil schon wieder das nächste Projekt, die nächste Hürde oder auch einfach die nächste auszufüllende Steuererklärung warten.

Möglicherweise geht es vielen von uns ähnlich – und es ist wichtig und gut, wenn wir diese Stimme in uns ernst nehmen.

Und doch: Ich will kein Schönwetter-Leben! Ich wünsche mir ganz viele Schönwetter-Momente in meinem Leben, aber das Leben finden nicht nur an der Sonnseite statt.

Und das ist gut so!

Wer meint, das Leben bestünde nur aus Schönwetter, wird die Sonne eines Tages nicht mehr geniessen können.

Je dichter der Nebel, umso schöner die strahlende Sonne danach.

Nein, ich suche nicht das Leid im Leben und ich wünsche es auch keinem. Tatsache ist aber, dass leidvolle Momente, Stürme, Herausforderungen, Brüche zum Leben dazugehören.

Ich wünsche uns, dass wir an diesen Stürmen nicht zerbrechen, sondern dass sie uns stärken und reifen lassen.

Damit wir dann die Sonne in vollen Zügen wieder geniessen können!

Glücksaufgabe

Welcher Sturm in deinem Leben hat dich zu einer reiferen Persönlichkeit gemacht?

Wie kannst du selbst für eine gesunde Ausgewogenheit zwischen Sturm (Herausforderungen) und Sonnenschein (Genussmomente) in deinem Leben sorgen?