Meine Geschichte

Zu dieser Zeit war ich vor 25 Jahren bereits supernervös und angespannt: Am 31. Oktober 1999 sollte mein Traum wahr werden. Wir hatten seit Wochen alles geplant, mit freiwilligen Mitarbeitenden überlegt, wie dieser spezielle Brunch-Gottesdienst in der örtlichen Mehrzweckhalle gestaltet werden sollte, damit er möglichst viele Familien aus Studen und Umgebung anspricht.

Dass es überhaupt zu diesem Anlass kam, war einerseits in meinem Pioniergeist angelegt, anderseits doch ein Wunder für sich.

Während meiner Schulzeit war ich nämlich in Mathe immer vorne dabei, doch wenn’s um Sprache ging, gehörte ich eher zu den Sammlern von peinlichen Situationen. Was in der Primarschule unvorstellbar war, geschah dann am Reformationssonntag 1999 tatsächlich: Ich stand, notabene in der Schulanlage meiner Schullaufbahn, auf der grossen MZH-Bühne und hielt unter dem Motto «Ein Traum wird wahr!» eine Kurzpredigt vor grossem Publikum.

Doch noch aus einem anderen Grund war es eine wundersame Fügung, dass ich als 23jähriger Student das gms gründete. Den Pioniergeist fühlte ich zwar in mir und konnte diesen schon als Teenager mit Grümpelturnier-Projekten und später mit der Jungschar-Gründung ausleben. Jedoch fühlte ich mich hin und wieder als Exot und fragte mich, ob meine Träume und Ideen in der Kirchenlandschaft wirklich Platz haben.

Es brauchte einen Heinz Strupler als Motivator und eine praxisorientierte Ausbildung wie ich sie am IGW genoss, damit ich mich mit meinen Visionen nicht als Spinner abstempeln liess und in meinem letzten Studienjahr tatsächlich innerhalb eines eher traditionellen Gemeindeverbandes eine Gemeindegründung wagte.

Und wir hatten gross angerichtet: Schöne Flyer gedruckt, eingeladen, geplant, gebetet, eingeladen, Band zusammengestellt, gezittert, gebetet, eingeladen, eingeladen, eingeladen, kreative Elemente ausgedacht, Zöpfe gebacken und vieles mehr.

Dann war der Tag da, die Tische gedeckt. Viele Tische. Zu viele? Mein Chef verriet mir hinterher, er hätte gedacht: «Oh nein, wenn sich Stef und sein Team nur nicht verschätzen mit ihren grossen Erwartungen.» Doch die Halle füllte sich und es war ein wunderbarer Start in ein Abenteuer, das nun schon mehr als die Hälfte meines Lebens prägt.

Veränderungen gehören zum Leben

Vieles ist seither geworden – anders geworden, gut geworden, hoffnungsvoll geworden. In besagtem Gemeindeverband ging es für uns nicht mehr weiter, nach 10 Jahren ohne Dach fanden wir in der EMK Schweiz eine neue Heimat.

Wichtiger als Strukturen sind uns die Menschen. Unzählige Geschichten beweisen, dass der Traum von damals lebt: Im gms fühlen sich kleine und grosse Menschen wohl und angenommen und werden für ihr Leben und Glauben inspiriert.

Doch nicht nur das gms hat sich in den letzten 25 Jahren entwickelt. Auch ich habe mich in dieser Zeit gewandelt: Der Pioniergeist und die Liebe Gottes als Triebkraft sind geblieben, doch meine Überzeugungen haben sich an manchen Stellen verändert und entwickelt. Meine Theologie wurde weiter, Zweifel sind keine Bedrohung mehr, sondern Zwilling des Glaubens.

Ein bitter-süsses, weil wunderschönes und gleichzeitig enorm trauriges Zeugnis meiner Entwicklung ist die aktuelle Episode im Zweifelclub-Podcast: Mein «kleiner Bruder» und ich durften dort über unsere Geschichte, die auch eng mit der gms-Geschichte verwoben ist, erzählen. Wie erste Reaktionen zeigen, ist ein sehr berührendes Gespräch entstanden:

25 Jahre gms – das ist nicht nur der grösste Teil meiner Berufslaufbahn, sondern ebenso ein sehr prägender Teil meiner Lebensgeschichte.

Ich bin Gott und den Menschen um mich herum sehr dankbar, dass sie dieses Abenteuer mit mir eingegangen sind!

Glücksaufgabe

Ich lass mich gerne durch Biographien inspirieren. Vielleicht geht es dir ähnlich. Dann empfehle ich dir die Podcast-Folge vom Zweifelclub mit Mäth und mir.

Dann freu ich mich riesig auf die Jubiläums-Events zu 25 Jahre gms. Dass viele Menschen mit uns feiern, bedeutet mir sehr viel:

JUBILÄUMS BENEFIZ GALA DINNER mit Singer/Songwriterin Jaël und Nationalratspräsident Eric Nussbaumer u.a. => 31. Oktober in Brügg

JUBILÄUMS-GOTTESDIENST mit Klaus-André Eickhoff => 3. November in Brügg

Tageskonferenz BUNT GLAUBEN mit Christina Brudereck u.v.a. => 18. Januar in der MZH Studen

Infos & Anmeldung zu den Events

«Ich bin drin, und du bist draußen.»

Heute ist Halloween.

Und Reformationstag.

Und der 24. Geburtstag vom gms studen.

Passend dazu ist in der aktuellen Ausgabe des Magazins familyNEXT in der Rubrik «Erwachsen glauben» ein Artikel von mir abgedruckt, in dem ich davon schreibe, dass ich meine Mitmenschen nicht mehr in zwei Kategorien einteilen möchte.

Anlässlich des heutigen gms Geburtstags stelle ich den Artikel hier in den GlücksBlog, auch wenn der Text länger als gewohnt ist …

«Du darfst hier nicht rein. Du gehörst nicht zur Gemeinde!» Mir lief schon damals, vor 25 Jahren, ein kalter Schauer den Rücken hinab, als ich miterlebte, wie ein Mädchen einem Nachbarkind mit diesen Worten den Eintritt ins Gebäude der Freikirche verweigerte.

Zwar war dieses «Drinnen-Draußen» ein Glaubenssatz, den ich damals durch meine theologische Prägung auch verinnerlicht hatte. Doch in diesem Moment war mir klar: Da ist etwas schiefgelaufen! Was für ein Bild von Gott und seiner Gemeinde hatte dieses Kind mitbekommen, dass es aus der Gemeinde einen Exklusiv-Club machte? Ich mutmaße, dass eine Art Subtext die biblischen Geschichten im Kindergottesdienst begleitete: Weil wir Jesus lieben, gehören wir zu seiner Familie. Wer Jesus nicht liebt, gehört hier nicht dazu – und ist darum auch nicht willkommen bei uns. Wie tragisch, wenn das die Botschaft ist, die bei den Kindern hängenbleibt. Der Gott der Liebe wird zum exklusiven Gut für einige Auserwählte. Aus dem «Lasset die Kinder zu mir kommen!» wird ein «Du hast hier nichts verloren!».

Willkommenskultur!

Etwa zur selben Zeit stand ich zusammen mit meiner Frau vor einer Gemeindegründung. Wir wollten im Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, eine zeitgemäße Gemeinde für kirchendistanzierte Familien aufbauen. Von Anfang an sollte in dieser neuen Gemeinde eine Willkommenskultur gelebt werden. Mit dem Gründungsteam hatten wir einen entsprechenden Traum definiert: «Wir wollen kirchendistanzierten Menschen einen Ort bieten, wo sie sich wohl und angenommen fühlen, Gott kennen und lieben lernen.“

Für dieses Anliegen investiere ich mich noch heute. Dieser Traumsatz wurde zur DNA unserer Gemeinde. Unterschiedlichste Menschen, junge und alte, christlich sozialisierte und Agnostiker, bestätigen, dass sie hier einen Ort erleben, wo sie sich außergewöhnlich angenommen und wohl fühlen. Und ja, auch den zweiten Teil des Traums dürfen wir erleben: Die Besucherinnen und Besucher kommen in Kontakt mit Gott.

Exklusiver Kreis?

Und trotzdem hat sich einiges verändert seit dem Start unserer Arbeit. Auch wenn wir die Willkommenskultur von Anfang an großschrieben und ohne klassischen Bekehrungsaufruf auskamen, basierte unser theologisches Modell auf der Überzeugung, dass sich Menschen bewusst für Drinnen oder Draußen entscheiden müssten.

Auch wenn ich versuchte, keine gnadenlosen Grenzen zu ziehen, steckte ich meine Mitmenschen in unterschiedliche Kategorien. Es fühlte sich zwar unnatürlich und unmenschlich an, wenn ich Menschen von der Liebe Gottes überzeugen musste. Ist Liebe nicht etwas, das man spürt und erfährt? Aber so habe ich es in meiner theologischen Ausbildung gelernt: Unser Auftrag ist es, Menschen für Jesus zu gewinnen. Doch in dieser Rolle als «Vertreter», der Menschen das Seelenheil «andrehen» will, fühlte ich mich immer etwas unwohl.

Natürlich, Teil einer göttlichen Mission zu sein, ist keine Wohlfühloase. Doch mit der Zeit rieb ich mich am theologischen Konzept dahinter: Wie kann es sein, dass ein Gott, der sich in seiner Liebe mit seiner ganzen Schöpfung versöhnt hat, nur einem kleinen, exklusiven Kreis von Menschen ewigen Frieden schenkt?

Es finden sich selbstverständlich genügend Bibelverse, die wir im Sinn eines exklusiven Clubs auslegen können. Nehmen wir Offenbarung 14,4. Ironischerweise spricht gerade die «Hoffnung für alle»-Bibel von den 144.000 als exklusiv Auserwählten: «Von allen Menschen sind sie es, die freigekauft und ausgewählt wurden.» Andere Übersetzungen wie die Lutherbibel sprechen von «Erstlingen». Immerhin ergänzt die «Hoffnung für alle“ in der Fußnote eine andere mögliche Übersetzung: «Als Erste von allen Menschen sind sie (von ihrer Schuld) freigekauft und ausgewählt worden.»

Allversöhner?

Letzte Woche wurde ich bei einem Hausbesuch von einem 75-Jährigen gefragt: «Bist du denn ein Allversöhner?» Ich kam kurz ins Stocken und konnte weder schnell ja noch nein sagen. Über all die Jahre hat sich mein Verständnis vom Evangelium deutlich geweitet: Vom klassischen «Drinnen-Draußen», bei dem nur einige wenige «richtig Gläubige» gerettet werden, habe ich mich längst verabschiedet.

Zusammen mit Rob Bell (Buchempfehlung: Das letzte Wort hat die Liebe) und anderen treibt mich die Frage um, ob ein allmächtiger Gott tatsächlich am Ende nicht an sein Ziel kommen sollte: die ganze Schöpfung mit sich zu versöhnen. Gemäß Kolosser 1,19 + 20 ist dieses Ziel bereits vollbracht: «Denn Gott wollte in seiner ganzen Fülle in Christus wohnen. Durch ihn hat er alles mit sich selbst versöhnt. Durch sein Blut am Kreuz schloss er Frieden mit allem, was im Himmel und auf der Erde ist.» Rob Bell gibt ein leidenschaftliches Plädoyer dafür ab, dass am Ende in jedem Fall die Liebe gewinnt: «Der Gott, von dem Jesus uns erzählt, gibt nicht auf, bis alles, was verloren ging, gefunden wurde.»

Mogelpackung?

Ein Teenie unserer Gemeinde war letzten Sommer als Leiter in einer christlichen Sportfreizeit. Als begeisterter Fußballer stellte er kritisch fest: «Einigen Leitern geht es nur darum, die Kinder zu bekehren. Der Sport ist ihnen gar nicht wichtig.» Ich freute mich über diese kritische Reflexion! Natürlich haben wir die Mission, Gottes Liebe weiterzugeben und mit Menschen Jesus nachzufolgen. Doch inzwischen sehe ich selbstkritisch, dass einige unserer Aktivitäten Gefahr laufen, zur Mogelpackung zu werden: Wir machen attraktive Angebote, bloß um Menschen zum Drinnen zu bekehren.

Da will ich mich künftig an Rob Bells Gedanken des werbenden Gottes halten, der uns Menschen nicht aufgibt. Ich möchte mir, uns und dem Mädchen aus der eingangs geschilderten Episode zurufen: «Lasst uns diese göttliche Willkommenskultur leben! Lassen wir die verletzenden Kategorien von Drinnen und Draußen hinter uns und feiern stattdessen die Liebe Gottes mit allen, die das möchten!»

Dieser Artikel ist zuerst im Magazin familyNEXT in der Serie «Erwachsen glauben» erschienen.

Tu, was du liebst – liebe, was du tust!

Gestern Abend spät setzte ich mich müde und erfüllt in unseren Garten und hielt noch einen Moment inne. Gerade kam ich zurück vom Sommerfest unserer Kirche; Leute verabschiedet, Material verstaut, das Herz voller Eindrücke.

Beim Reflektieren über das schöne Fest zu Ehren unserer freiwillig Mitarbeitenden und für alle, die sich auf irgendeine Art zu unserer Gemeinschaft zählen, hüpfte mein Herz vor Freude: Einfach schön, was aus diesem zarten Pflänzchen, das sich gms studen nennt, geworden ist.

Und da kam mir in den Sinn, wie ich als junger Pfarrer bei einem ersten Jubiläumsfest unserer Gemeinde Buttons mit dem Slogan «I love my church» drucken liess. Es hat schon damals gestimmt, aber vielleicht war es mehr eine Kopfsache und ich versuchte mit solchen Aktionen die «gms family» zu motivieren … – es gibt viele «To-Do’s», die man als junger Gemeindegründer, der seinen Vorbildern nacheifert, abzuarbeiten hat.

Ich habe noch so einen «I love my church»-Button in meiner Tagebuch-Box, aber sonst sind diese Buttons – und zum Teil leider auch die Menschen, die sie damals erhielten – aus dem gms Alltag verschwunden.

Doch gestern Nacht im Garten fuhr mir der Gedanke durch den Kopf: Dieser «I love my church»-Slogan war noch nie wahrer als gerade jetzt.

Gut möglich, dass dies auch mit dem zu tun hat, was ich am Sonntag predigte: «Es geht mehr um unser Sein als unser Tun! Für viele von uns heisst emotional gesund zu leben und glauben vielleicht einfach einmal unser Leben zu entschleunigen – statt hektischem Tun, kraftvolles Sein. Unsere Gottesbeziehung als echte Kraftquelle entdecken – nicht als Punkt auf unserer To-Do-Liste.» (Die ganze Predigt «Lustvoll statt kraftlos leben und glauben» findest du in unserem Podcast.)

Als Leiter vom gms setze ich heute weniger auf die richtigen «To-Do’s». So sind Missionstatement, Strategien und Motivationssprüche nicht mehr omnipräsent. Das heisst nicht, dass diese falsch sind oder auf unserer Reise falsch waren. Aber irgendwann auf unserem Weg ist der Traum vom gms nicht mehr auf Karten gedruckt worden, sondern er wurde zur Seele unserer Gemeinschaft: Es ist unsere DNA, es ist unser SEIN, dass im gms eine Willkommenskultur spürbar ist und sich unterschiedlichste Menschen wohl und angenommen fühlen.

Die Karriere sausenlassen

Man kann seine Arbeit als Job gegen Geld erledigen. Manchmal wird die Arbeit eine Gelegenheit für eine persönliche Karriere: Arbeit gegen mehr Geld und vor allem Prestige.

Einige von uns dürfen erleben, wie erfüllend es ist, wenn man nicht einfach einen Job erledigt, nicht eine Karriere bastelt, sondern liebt, was man tut – wenn es weniger um den persönlichen Benefit geht, sondern um einen Beitrag zu einem grösseren Gut. Beruf ist nicht mehr bloss Arbeit, Beruf ist Berufung.

Ich gebe zu, ich werde jedes Jahr wieder etwas kribbelig während der Sommerpause: Wenn ich die Leute zu lange nicht «spüre», fühle ich mich wie im luftleeren Raum. Als ich dies während den Ferien unserem Sohn erzählte, berührte er mich liebevoll mit dem Zeigefinger nach dem Motto: «Jetzt spürst du wieder jemanden.»

Letzten Sonntag luden wir dann zum Saisonstart zur erstem Matinée mit der neuen Serie «Emotional gesund leben und glauben» ein. Und sie kamen, die Menschen, sehr unterschiedliche Menschen: Mehr als jemals zuvor an einer normalen gms Matinée. Es gab ganz viel «zu spüren» an diesem Morgen.

Und einmal mehr spüre ich: Eine prestigeträchtige Karriereplanung hätte ganz andere Formen angenommen, aber diese Woche lässt mich tief im Innern spüren: Es hat sich gelohnt, meiner Berufung treu zu bleiben – ich liebe, was ich tue – i love my church.

Noch eine Ergänzung, bevor ein falscher Eindruck entsteht: Diese Woche sprach mich jemand an und meinte, bei uns laufe scheinbar gerade alles rund. Es war mir eine eindrückliche Erinnerung daran, dass Social Media eben nicht alles zeigt. Neben dem, was ich wirklich liebe, erleben wir gerade in mancherlei Hinsicht super-chaotische Zeiten. Das gehört offensichtlich auch zum Leben und auch zu einer Berufung. Doch diese Herausforderungen brauchen einen persönlicheren Rahmen als einen Blog oder Instapost, um sie mit anderen zu teilen.

Und noch ein Nachtrag: Eigentlich wollte ich noch etwas zum Bild in diesem Blog schreiben, weil es zum Ausdruck bringt, was ich am gms so liebe. Aber ich hoffe jetzt, das Bild spricht für sich selbst …

Glücksaufgabe

Kannst du auch sagen: Ich liebe, was ich tue? Wenn nicht, dann beginne doch einfach damit, mehr von dem zu tun, was du liebst.

Was könnte es für dich heissen, mehr zu SEIN als zu TUN?

Und grad noch so eine persönliche Frage: Mit wem teilst du die persönlichen Herausforderungen in deinem Leben?

Mit Worten Bilder malen

Diese Tage verbringe ich in einer mehrtägigen Konferenz – per Zoom. Bei diesen heissen Temperaturen kann man sich kaum etwas Erfrischenderes vorstellen als stundenlang in den PC zu starren.

Für das i-Tüpfli sorgte gestern Abend nach gefühlt bereits literweise vergossenem Schweiss der Auftrag: Malt in den nächsten 20 Minuten eure Vision für die EMK auf ein Blatt Papier.

Ich bin vom Wert solcher Übungen total überzeugt und hab das visuelle Umsetzen von Gedanken, Ideen, Träumen selber schon als kraftvolles Mittel erlebt – ob als Coach, Seminarleiter oder auch ganz persönlich als Teilnehmer einer Weiterbildung.

Trotzdem kämpfte ich gestern Abend kurzfristig mit Motivationsproblemen: Ich bin müde und wünschte mir jetzt ein Aarebad oder mindestens ein Aarebier – und nicht eine gestalterische Herausforderung.

Denn das ist es für mich jedes Mal, wenn ich Gedanken bildnerisch ausdrücken sollte. Mit Buchstaben spielen finde ich eine schöne Sache, aber mit Farben und Figuren zu spielen, ist nicht mein Ding – vor allem nicht, wenn ich dabei auf meine nicht vorhandenen Zeichnungskünste angewiesen bin.

Zum Glück gibt es Alternativen. So entstand bei mir gestern Abend diese Wortwolke:

Wie geschrieben, ist meine Wortwolke gestern Abend unter viel Schweiss und am Ende eines langen Tages entstanden – und nicht in einem intensiven, partizipativen Prozess. Die Wortwolke ist also eine sehr persönliche Momentaufnahme und nicht abschliessend.

Trotzdem oder genau darum zeigt sie, was mir wichtig ist, wenn ich an Kirche denke.

  • Welches der Wörter hat für dich besondere Bedeutung?
  • Wofür willst du dich in deinem Leben engagieren?
  • Was vermisst du in unserer Welt am meisten?

Was für Bilder malst du mit deinen Worten?

In den letzten Wochen überarbeiteten wir im gms Studen unter der Leitung eines Kommunikationsprofis unseren Auftritt. Für das Resultat bin ich sehr dankbar und freu mich über unser neues Gewand, das nun Schritt für Schritt umgesetzt wird.

Der Weg dahin hat viel Freude gemacht, war jedoch nicht nur easy, da uns an der einen oder anderen Stelle auch Blindeflecken aufgezeigt wurden.

Auch hier wurde uns wieder deutlich: Bilder und Worte haben Kraft. Was lösen wir mit den Bildern aus, die wir malen? Was lösen wir mit den Worten aus, die wir gebrauchen?

Eine Erkenntnis aus dem Prozess: Unsere Aktivitäten sind ansprechender als unsere bisherige Verpackung (z.B. Auftritt im Web) vermuten liess.

Zusammen mit dem externen Profi haben wir nach Schlagwörtern gesucht, die unsere Organisation beschreiben. Entstanden ist folgendes Logo:

Das passt sehr gut zu dem, was uns wichtig ist: Wir geniessen Kultur, erleben Begegnungen und erhalten Inspiration.

Und übrigens: Trotz Schweissperlen bin ich dankbar, dass ich mich gestern Abend der Aufgabe stellte. Ich finde das Resultat bei solchen Visualisierungen immer wieder eindrücklich.

Glücksaufgabe

Egal ob Kirche, gemeinnützige Organisation, Firma oder auch für sich ganz persönlich: Visionen, Worte und Bilder haben grosse Kraft – sie können zu unserem Glück beitragen oder uns depressiv zurücklassen.

Darum: Welche Bilder malst du? Als Chef? Persönlich? In deiner Organisation?

Der Wind in meinem Leben

Ich bin total entspannt: Heute Morgen hab ich noch die letzten Sonnenstrahlen genutzt, um mit meiner Frau unseren Aare-Spaziergang zu machen – auf halber Strecke wurden wir jedoch bereits vom Regen begrüsst.

Früher, als Hauptleiter einer Jungschar, wäre ich an einem so verregneten Freitag vor Pfingsten alles andere als entspannt gewesen: Zelte aufbauen oder gleich in der Zivilschutzanlage das Nachtquartier einrichten? Welche Programmteile des Pfingstlagers (PfiLa) müssen umgestaltet werden, was kann wie geplant durchgeführt werden?

Nun gut, eigentlich gehört ja Regen fest in eine PfiLa-Planung dazu …

Neben der Erinnerung an nasskalte und trotzdem geniale PfiLas (Pfingstlager) mit der Jungschar – und der Nostalgie des Cup-Finales am Pfingstmontag im Wankdorfstadion – ist Pfingsten für mich die schöne Zusage Gottes, dass er uns nicht alleine lässt: Der gute Geist Gottes will uns tröstend und helfend zur Seite stehen. Mehr noch! Der Heilige Geist will uns nicht nur be-geleiten, sondern uns gar an-leiten.

Mit Rückenwind unterwegs

Die Bibel vergleicht den göttlichen Geist unter anderem mit dem Wind. In meiner Auseinandersetzung mit der Glücksthematik brauche ich das Bild des Windrades. Und genau da kommt dieser Wind ins Spiel: Was wäre ein Leben ohne Wind? Hier steht der Wind für eine gelebte Spiritualität und die Sinnhaftigkeit im Leben.

Und welcher Wind ist der Antrieb meines Engagements in Kirche, Gesellschaft und Politik? «Suchet der Stadt Bestes und betet für sie!», lesen wir bei Jeremia. Das ist mein Leitmotiv für mein vielseitiges Wirken.

So will ich beispielsweise eine Sachpolitik betreiben, die das göttliche Wohlwollen für seine Geschöpfe und seine Schöpfung zum Ausdruck bringt. Dabei will ich bewusst die Kraft und Führung des Heiligen Geistes in Anspruch nehmen. Er darf und soll der Wind in meinem Leben sein – auch in meinem Politisieren.

Und darum will ich als Pfarrer der Gesellschaft dienen – nicht bloss einem kleinen Kreis von Gleichgesinnten. Unsere Aktivitäten als Kirche sollen zum Wohl aller beitragen. Das heisst dann:

Verantwortung übernehmen – lokal und global.

Brücken bauen – statt Fronten zu zementieren.

Menschen dienen – praktisch, unbürokratisch, konkret.

Pfingsten steht für die Hoffnung, dass eine andere Welt möglich ist. Eine Welt, nicht getrieben von egoistischer Gier, sondern angetrieben vom guten Geist Gottes, der alle Menschen beflügeln will.

(Teile aus diesem Artikel sind als Kolumne in der Zeitung Berner EVP 2/2021 erschienen.)

Glücksaufgabe

Falls du während dem Pfingstweekend nicht gerade umziehst oder in einem Pfila bist, habe ich dir hier einen Glückstipp: Zusammen mit der Hirnforscherin Barbara Studer durfte ich als Talk-Gast beim Livenet-Talk «Was kann ich zu Glück und Gesundheit beitragen?» mitwirken.

Und falls du lieber liest als den Talk zu schauen, gibt es im Artikel Livenet-Talk: Was kann ich zu Glück und Gesundheit beitragen? eine gute Zusammenfassung davon.

Werde besser – alle profitieren!

Everyone wins when a leader gets better.
Bill Hybels

Gestern hatte ich das Privileg, den Leiter der grössten Freikirche der Schweiz zu treffen: Ehrfürchtig ging ich vom Bahnhof Stettbach neben der neuen, mir bisher nur aus dem Internet bekannten Samsung Hall vorbei und stand dann etwas enttäuscht vor einem alten, unspektakulären Geschäftsgebäude – hier soll der kreative Hotspot der hipsten Kirche der Schweiz beheimatet sein?

Etwas irritiert wartete ich im wenig anmächeligen Treppenhaus auf den Lift, versicherte mich nochmals, dass hier neben Swisscom auch der ICF zu finden ist und tauchte bald darauf in eine völlig andere Welt ein: Willkommen im ICF office. Dutzende junge Leute arbeiten hier in zweckmässig, aber dennoch stilvoll eingerichteten Räumlichkeiten – das Leben pulsiert, die Kaffeemaschine ist in Dauerbetrieb, Kreativität ist an allen Enden zu spüren, kleine Kämmerchen, die an eine Garderobe im Kleiderladen erinnern, dienen als Besprechungszimmer für kleine Meetings, Menschen sind im Austausch, Fröhlichkeit und Ernsthaftigkeit geben sich die Hand und als „Fremdling“ spüre ich sofort etwas von der Willkommenskultur dieser Kirche. Ein guter Platz zum Sein für alle, die es innovativ mögen.

Leo Bigger führt mich nun durch die neuen, eindrücklichen Räumlichkeiten vom ICF Zürich in der Samsung Hall – ich komme kaum aus dem Staunen heraus; echt toll, was da auch neben der gigantischen Halle alles entstanden ist, von den Babyrooms über den Indoor-Spielplatz bis zum „Club“ ist alles liebevoll gestaltet und top ausgerüstet. Auch da: Ein guter Platz zum Sein für alle, die es gross und modern mögen.

Im inspirierenden, pulsierenden Umfeld des ICF Office, wo sich die rund 60 Mitarbeitenden mit aller Kreativität und grosser Leidenschaft dem Traum von einer Kirche «am Puls der Zeit» hingeben, tausche ich danach in einem dieser «Kämmerchen» mit Leo über die Herausforderungen des Leitens aus. Und bei einem weiteren Kaffee erzählt mir Nicolas Legler, Executive Pastor, wie er seine Rolle versteht. Ein guter Platz zum Sein für einen, der sich gerne von anderen Leitenden inspirieren lässt.

Storys, die inspirieren

“Everyone wins when a leader gets better.” Zu Deutsch: Jeder gewinnt, wenn eine Führungsperson besser wird. Oder wie wir bei Willow Creek Schweiz sagen: Leiten mit Leidenschaft und Exzellenz – ein Gewinn für Kirche und Gesellschaft.

Dass das stimmt, zeigt sich am besten an Beispielen – wie eben an der ICF-Story: Aus einem zeitgemässen, internationalen Gottesdienst ist eine der grössten kirchlichen Bewegungen Europas geworden – mit über 3’000 Besuchenden pro Wochenende allein im Grossraum Zürich und mit über 50 Kirchen in Europa. Und natürlich ist die Willow-Story selbst ein eindrückliches Beispiel: Eine verrückte Bande von Jugendliche gründete 1975 eine Form von Kirche, die es bis dahin nicht gab – inzwischen zählt man bei Willow in Chicago Woche für Woche über 25’000 Gottesdienstbesuchende, ein Sozialdienst, der seinesgleichen sucht, wurde auf- und ausgebaut und durch den Global Leadership Summit werden jährlich in 128 Ländern über 300’000 Menschen in Verantwortung inspiriert, motiviert und geschult.

Natürlich gibt es auch in der Wirtschaft zahlreiche Beispiele dafür, dass gute Führungspersonen ein Gewinn für alle sind. Da ist beispielsweise die preisgekrönten Unternehmerin Gabriela Manser: 1999 übernahm sie in dritter Generation die Goba AG, Mineralquelle und Manufaktur. Die gelernte Pädagogin wandelte die Goba mit vielen innovativen Ideen, Authentizität und einem guten Team zu einem strahlenden Kleinod, dessen Leuchtkraft auch überregional wahrgenommen wird, vielen wird das Getränk Flauder ein Begriff sein.

Leitende sind Lernende. Darum freue ich mich, für Willow Creek Schweiz die Tageskonferenz organisieren zu dürfen. An diesem Tag werden wir von Leitenden wie Gabriela Manser und Nicolas Legler für unser persönliches Leiten lernen können.

Veranstaltungstipp: Willow Tageskonferenz Leiten mit Leidenschaft und Exzellenz, 10. Juni 2017 in Winterthur

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Sinnerfüllte Tätigkeit.

#Love, #Hope, #Faith

Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe.
Die Liebe aber ist das Grösste.
Paulus 

Letzte Woche habe ich hier über meine Faszination bezüglich der Werbekampagne #WhatAreYouFOR mit dem entsprechenden Video-Clip geschrieben. Heute nun will ich über mein persönliches #WhatAreYouFOR schreiben.

Als Coach darf ich immer mal wieder Menschen auf der Suche nach ihrer Lebensvision und in der Entwicklung ihres Lebensmottos unterstützen. Menschen darin zu begleiten, sich selbst zu entfalten und die Schätze zu entdecken, die in ihnen stecken, ist etwas sehr schönes und inspirierendes.

Vor vielen Jahren stand ich selbst vor der Aufgabe, mir ein Lebensmotto zu geben. Das war mein grosser #WhatAreYouFOR-Moment. Es ging um ganz grundsätzliche Fragen im Leben: Für was will ich sein? Wofür stehe ich ein? Was soll über meinem Leben stehen? Was ist mein ganz persönlicher Lebenssinn?

 

Leistungsziele – oder Herzenshaltung?

Als visionärer Pionier stand ich vor folgender Herausforderung: Wähle ich ein ehrgeiziges „Machermotto“, das meine Ansprüche an mich und das Leben klarstellt, oder entscheide ich mich für ein Motto, das mehr auf meiner Theologie und meinen Glaubensüberzeugungen basiert?

Ich habe einen Traum in mir, der mich leicht zu einem Leistungsmotto hätte leiten können; so etwa im Sinn von „Ich will etwas grossartiges aufbauen!“. Doch ich will mich nicht über Leistung definieren. Und ich will mich an einem Motto orientieren, dass mehr mit meinem Herz als mit meiner Schaffenskraft zu tun hat.

Darum lautet mein Lebensmotto so: „Liebe schenken – Hoffnung verbreiten – Glaube leben.“ Ich will mich für Liebe, Hoffnung und Glaube einsetzen – zuerst in mir selbst, dann in meiner Familie und schliesslich in meinem Umfeld.

Mein #WhatAreYouFOR soll mein persönlicher Beurteilungsmassstab sein, wenn ich über mein Leben nachdenke. Habe ich mich heute für Liebe, Hoffnung und Glaube eingesetzt? Haben in den letzten Jahren Liebe, Hoffnung und Glaube in meinem Leben zugenommen? Wenn ich das in 10, 20 und mehr Jahren bejahen kann und dabei erst noch eine grossartige Organisation entstanden ist – wunderbar. Doch, was ich nicht will: In meinem Leben eine grossartige Organisation aufgebaut haben, während Liebe, Hoffnung und Glaube in meinem Leben auf der Strecke geblieben sind.

Ich will für Liebe, Hoffnung und Glaube einstehen. Und passend dazu ist meine grosse Leidenschaft seit 15 Jahren der Traum von einem Gospel Movement. Es hat mit der Organisation gms zu tun, aber es geht darüber hinaus. Es geht nicht einfach um eine Organisation. Es geht um eine Bewegung von dieser Gospel-Botschaft.

Mein Traum ist, dass diese Botschaft des Friedens nicht in den Kirchen stecken bleibt, sondern spürbar wird an allen Ecken und Enden unserer Gesellschaft. Meine Mitmenschen sollen etwas spüren von dieser Liebe von Gott.

Ich träume von einer Kirche die FÜR etwas ist und nicht gegen etwas.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

I have a Dream

‪‎Hoffnung‬ ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas ‪‎Sinn‬ hat, egal wie es ausgeht.

Vaclav Havel

Kommenden Sonntag dürfen wir mit einem grossen Fest den 15. Geburtstag der Bewegung gms – gospel movement seeland feiern. Dass es überhaupt soweit kommt, ist ein Wunder. Auf dem langen Weg seit der mutigen Gründung dieser etwas anderen Kirche sind wir durch unzählige Hochs, aber auch viele Tiefs gegangen. Mehr als einmal schien der nächste Schritt der letzte zu sein…

Dabei haben wir mit grossen Träumen gestartet, als wir im Oktober 1999 erstmals zu einem Gospel Brunch eingeladen hatten. Passend wählten wir für den Startschuss das Motto „Ein Traum wird wahr!“. Nach einem feinen Brunch sagte ich in meinem Referat: „Ein klarer Traum hilft, Entscheidungen zu treffen. Wenn man seinem Traum treu bleibt, erlebt man enorme Energie und Leidenschaft. Man macht eine Sache nicht mehr, weil es gerade gut ist, weil man es sollte oder aus Angst, man könnte etwas verpassen. Das, was wir tun, tun wir, weil es unserem Ziel entspricht, weil es unser Traum ist!“

Leidenschaft schafft auch Leiden

Von dem, was ich da an unserem ersten öffentlichen gms Anlass mit der Lebenserfahrung eines 23jährigen weitergab, bin ich nach wie vor überzeugt: Ein Traum kann nur dann wahr werden, wenn wir ihn auch konsequent verfolgen. Ich musste aber auch lernen, dass nur die Tatsache, dass man einen klaren Traum hat, noch lange nicht heisst, dass dieser auch automatisch in Erfüllung geht.

Und: Leidenschaft ist unheimlich wichtig und ist eine wunderbare Sache, aber eben auch eine Sache, die Leiden schafft. Vielleicht leben genau darum so viele Menschen ohne ihrer inneren Leidenschaft zu folgen: Ein leidenschaftsloses Leben ist oft bequemer, als ein Leben, das beharrlich dem inneren Nordstern folgt – mit allen Konsequenzen.

Trotzdem: Ich bereue es nicht, 15 Jahre meines Lebens in diesen Traum von einem Gospel Movement gesteckt zu haben. Im Gegenteil: Noch heute spüre ich eine enorme Leidenschaft dafür, auf kreative Art und Weise Menschen in der Gestaltung ihres Lebens zu unterstützen und sie dabei auf Gott hinzuweisen. Im ersten Kapitel vom gms haben wir dies vor allem durch zeitgemässe Anlässe gemacht. Kapitel 2 steht für ganz viele praktische, sozial-diakonische Angebote, wie z.B. den Verein Happy Kids.

Ermutigt vorwärts

„I have a dream“ stimmt auch, wenn ich nun aufs nächste Kapitel unserer gms Geschichte schaue: Das, was wir seit 15 Jahren in Studen tun, möchten wir multiplizieren und so ein gms-Netzwerk aufbauen. Ich träume von einer Bewegung von Menschen, die sich an ihrem Ort, in ihrem Quartier, an ihrem Arbeitsplatz engagieren und den Menschen dienen – mit Aufgabenhilfe, mit Männer-Koch­kursen, mit Spielplatzaktionen, mit Kreativ-Ateliers für Frauen, mit Kursen zu Lebensfragen, mit Z’Morge für Paare…

In meinem Traum treffen sich dann all diese engagierten Menschen aus der Region regelmässig, um sich ihre Storys zu erzählen, sich gegenseitig zu ermutigen, sich von Gott beschenken zu lassen und neue Kraft zu tanken.

Das ist mein Traum vom Gospel Movement Seeland. Und ich bete zu Gott, dass er diesen Traum auch in anderen weckt und wir zusammen ermutigt vorwärts gehen können. Dabei vertraue ich darauf, dass Gott auch die nächsten Schritte führen wird. Dieses Gottvertrauen hat sich bisher bewährt. Denn: Dass wir nach 15 Jahren immer noch als gms unterwegs sind, beweist, dass wir einem treuen Gott folgen, der hält, was er verspricht.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Darf Kirche Spass machen?

Gott ist der grösste Partylöwe!
Chris Llewellyn

Zwei doch ziemlich unterschiedliche Texte lagen diese Woche auf meinem Schreibtisch. Zum Einen war da die Zeitschrift teensmag (Ausgabe 4/14), in der ich in einem Interview mit Chris Llewellyn die obige Aussage fand. Passend zum aktuellen Album The Art Of Celebration der Band Rend Collective ging es im Interview um Feierlaune, Freude sowie um die Verbindung zwischen Gott und Feiern. Chris erinnert darin auch daran, dass Gott Feste und Feier-Tage erfunden hat.

Ziemlich anders der zweite Text, der mir diese Woche begegnet ist: „Eine ‚Mystik der Nachfolge‘ würde sagen: ‚Ich habe ein Ziel, ich kenne einen Weg, und wenn dabei Leiden auf mich trifft, dann gehe ich diesen Weg trotzdem weiter und weiche nicht aus.'“ So ist eine Aussage von Regina Ammicht-Quinn, Privatdozentin für Theologische Ethik,  im Buch Gott, Glück und Gesundheit wiedergegeben.

Auf den ersten Blick scheinen die Aussagen nicht zueinander zu passen: Da eine Spiritualität, in der Freude, Spass und Party einen hohen Stellenwert geniessen, dort eine Nachfolge, die auch weniger spassige Momente kennt. Wenn es um Spass versus Leiden geht, muss ich jeweils an eine Situation in meinem Theologiestudium zurückdenken: Ein Mitstudent sprach vom Motto „Kirche, die Spass macht“, worauf der Dozent heftig reagierte und meinte, ihm fehle da das Leiden.

Die Frage sei erlaubt – und im Blick auf so manch farblose (um nicht zu sagen langweilige) Kirche auch etwas ketzerisch: Darf Kirche eigentlich auch Spass machen?

Alles nur oberflächlich?

Sobald eine Kirche eine grosse Anziehungskraft hat, auf ein trendiges Programm setzt und den Puls der Zeit trifft – und dabei einfach „cool und spassig“ statt „unterkühlt und spiessig“ ist – werden Stimmen laut, die vermuten, hier sei halt alles nur oberflächlich.

Ich finde, dieses Pauschalurteil ist unfair und unsachlich. Erstens garantieren Adjektive wie unterkühlt und ernsthaft noch lange nicht Tiefgang. Eine schläfrige Predigt verfehlt ebenso ihr Ziel, wie eine Message, in der ich pausenlos zum Lachen animiert werde und mich am Ende nur an den besten Witz, aber nicht an eine „göttliche Botschaft für Kopf, Herz und Hand“ erinnern kann.

Zweitens schliessen sich Spass und Tiefgang nicht per se aus. Eine Atmosphäre, in der ich mich wohlfühle und verschiedene Sinne angesprochen werden, kann ein gutes Klima sein, um mich von der lebenspendenden Gospel-Botschaft ansprechen zu lassen.

Mir gefällt das Stichwort „Mystik der Nachfolge“: Mein Ziel ist es, mich auf den Weg zu machen und in den Spuren von Jesus zu gehen. Wie bei Jesus selbst, wird dieser Weg kein leichter sein, aber wie bei Jesus auch, wird hoffentlich immer wieder Raum sein für Spass, Gemeinschaft, Freude… – gute Momente. Das Ziel ist nicht einfach „Spass“ oder „Leiden“. Das Ziel ist Nachfolge – und dazu gehören Spass und Leiden dazu.

Ein wunderbares Beispiel für diese „Mystik der Nachfolge“ war für mich die icf conference 2014: So viel Spass und so viel Tiefgang. Vor der Konferenz war ich nicht unkritisch, doch was ich gehört habe, hat mich berührt und überzeugt: Da wurde nicht einfach ein spassiges Erfolgs-Evangelium vermittelt, sondern in einem anregenden Setting aufgezeigt, dass wir es auf diesem lohnenswerten Weg auch mit Herausforderungen und Niederlagen zu tun bekommen. Eben, es gehören beide dazu: Spass und Leiden.

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WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Kann man Gemeinschaft organisieren?

Gross zu sein, hat uns allerdings auch nicht immer gutgetan,
tut eigentlich keiner Kirche besonders gut.
Gottfried Locher (im Interview Protestanten sind Meister im Entzaubern)

Wir Menschen sind für die Gemeinschaft gemacht. Anders gesagt: Wir brauchen andere Menschen um uns positiv (weiter)entwickeln zu können.

Nun beschäftigt mich aber als Leiter einer unkonventionellen Kirche seit 15 Jahren die Frage, ob man Gemeinschaft organisieren kann. In vielen Kirchen wird der Wert der Gemeinschaft grossgeschrieben. Und darum beginnt man, Gruppen zu organisieren: Interessensgruppen, Hauskreise, Freiwilligenteams, Kleingruppen…

Meine Erfahrung dabei ist eher frustrierend als motivierend. Denn: Die beste Gemeinschaft erlebe ich immer wieder bei natürlichen Treffen mit Freunden – und nicht in organisierten Gruppen.

Ohne Organisation geht es nicht

Die Lösung scheint auf den ersten Blick naheliegend: Organisieren wir einfach nichts mehr. So verlockend das sein mag, so sehr gibt es auch da Gefahren: Einerseits sollen Kirchen und ähnliche „Gemeinschaften“ ein Ort sein, an dem auch Menschen getragen werden, die sonst durch die sozialen Netze fallen würden. Und zum Anderen braucht selbst eine lebendige Freundschaft ein Mindestmass an Organisation.

Wenn ich die Gemeinschaft mit meinen Freunden in Süddeutschland so sehr schätze, aber nie Zeit und Raum schaffe, um diese Freundschaft zu pflegen, bleibt es eine imaginäre Gemeinschaft. Freundschaften leben von gelebter Gemeinschaft – und nicht nur von der Idee, sich bei Gelegenheit einmal zum Essen zu verabreden. Und wenn es schon bei natürlichen Freundschaften nicht ganz ohne Organisation geht, wie viel mehr braucht es da organisatorisches Geschick, wenn Gemeinschaft in einer Kirche lebendig gehalten werden soll.

Institutionalisierung tötet Gemeinschaft

Nun ist aber genau das die grosse Kunst und Herausforderung: Sobald wir eine anfänglich vielleicht sehr lebendige Gemeinschaft, möglicherweise sogar entstanden aus einem spontanen Treffen, institutionalisieren, ist das Scheitern praktisch vorprogrammiert. Was einmal gut und inspirierend war, bleibt nicht automatisch durch unzähliges Wiederholen immer noch gut und inspirierend. Institutionalisierte Gemeinschaft nützt sich mit der Zeit ab.

Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich das obige Zitat von Gottfried Locher studierte. Institutionelle Grösse tut einer Kirche nicht wirklich gut. Oder stellt mindestens eine grosse Herausforderung dar. Denn: Je grösser eine Organisation ist, desto schwerfälliger wird sie als Institution. Und solche träge Institutionen werden es schwer haben, gelebte Gemeinschaft zu ermöglichen.

Gemeinschaft offen organisieren

Diese Woche bin ich über folgende Zeilen gestolpert. Aus meiner Sicht könnte das von Tony Jones vorgestellte Konzept ein guter Lösungsansatz sein, wie Gemeinschaft offen organisiert werden könnte:

Jones regt eine „Wikichurch“ an, also eine nicht hierarchisch strukturierte Glaubensgemeinschaft, zu der jede/r etwas beitragen kann. Konkret empfiehlt er die Organisationsstruktur des „open-source network“. Dabei tritt die gegenseitige Kommunikation ins Zentrum der Aufmerksamkeit. …

Freimütig räumt Jones ein, dass es bei einer solchen Organisationsstruktur zu Fehlern kommen kann (wie bei Wikipedia). Doch erscheint ihm die Gefahr der Erstarrung wie in den bisherigen Kirchen bedrohlicher.
(Quelle: Praktische Theologie, Christian Grethlein)

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.