Bis jetzt habe ich mich hier loyal gegenüber unserer Regierung und den Behörden gezeigt. Damit ist heute Schluss!
Was zu viel ist, ist zu viel! Was unser nationales Parlament anfangs dieser Woche geboten hat, ist einem Amt mit Vorbildfunktion schlicht unwürdig!
Das hat sogar in unserem kreativ & wunderBar-Angebot bei sonst eher zurückhaltenden Frauen für heftiges Kopfschütteln gesorgt. Meine Frau sagt, sie hätte einige der Teilnehmerinnen noch nie so vehement diskutieren gehört.
Jede Person die Einfluss hat – und das ist so ziemlich jede und jeder, vom Mami zum Projektleiter über die Lehrperson bis zum Bundesrat -, weiss doch, dass unsere Taten lauter sprechen als unsere Worte!
Und was macht unser höchstes Parlament: Sie feiern in bester Partylaune ihren neuen Präsidenten (Ständerat) und tags darauf setzt der Nationalrat mit einer Geburtstagsfeier für Ueli Maurer noch einen oben drauf.
In normalen Zeiten wäre es schön, zu sehen, wie unser Gesetzgeber nicht nur hart um Paragraphen streitet, sondern auch gesellig Gemeinschaft pflegt.
Aber: Es ist nicht die Zeit für Party!
nach Alain Berset, in anderem Zusammenhang und zu anderen Zeiten. Damals, als die Schweiz noch nicht die Negativ-Statistiken der Corona-Pandemie anführte – und dem Virus trotzdem konsequenter die Stirn bot.
Sorry, liebes Parlament, euer Verhalten ist einfach nur dumm!
Landauf, landab beschäftigt sich das Volk mit der quälenden Frage, wie unter den gegenwärtigen Umständen dieses Jahr einigermassen verantwortungsvoll Weihnachten gefeiert werden kann – und ihr wisst nichts besseres, als einerseits ein Bussengesetz für Corona-Sünder zu erlassen und anderseits gleich selbst dafür zu sorgen, dass niemand mehr die Schutzmassnahmen ernst nehmen kann. Geht gar nicht!
„ein wenig verschaukelt“ ist sehr höflich ausgedrückt – danke @PetSchneeberger für dein Engagement! #CoronaInfoCH @BAG_OFSP_UFSP https://t.co/DzVy3IOsMg
— Ruedi Löffel (@ruediloeffel) December 1, 2020
So sehr ich jeden – mag er politisch noch so anders ticken als ich – respektiere, der die verantwortungsvolle Parlaments- oder Regierungsaufgabe wahrnimmt, hier habt ihr euch tatsächlich zur Lachnummer der Nation gemacht.
Da kann man sich nur wünschen, dass das „Chambre de Réflexion“ gehörig über das eigene Verhalten reflektiert und gleich noch die grosse Kammer miteinbezieht.
Doch auch das scheint bisher Fehlanzeige zu sein: Nach dem ersten, riesigen Fauxpas folgt gleich der nächste. Während Führungspersonen eigentlich schon mal gehört haben sollten, dass Krisenkommunikation offen, schnell und transparent sein sollte, scheint man hier genau die Strategie zu verfolgen, die oft benutzt wird, aber noch nie genützt hat:
Generell fährt man seitens der Landesregierung bisher offensichtlich die Strategie, den Vorfall totzuschweigen.
Ständchen für Maurer sorgt für rote Köpfe, srf.ch
Genug gerügt! Was lernen wir daraus?
Mach es besser!
Als Exekutivpolitiker (Gemeinderat) weiss ich aus eigener Erfahrung, dass es einfacher ist, im Dorf die farbigen BAG-Plakate aufhängen zu lassen, als sich selbst an all diese Verhaltensregeln zu halten.
Darum will ich nicht einfach mit dem Finger auf die Leute im Bundeshaus zeigen, sondern lade uns alle ein: Prüfen wir unser eigenes Verhalten! Nehmen wir Verantwortung wahr – in der Pandemie und darüber hinaus.
Und vergessen wir nicht, als Person mit Einfluss (ob als Eltern, Führungsperson oder Freund) …
- … sprechen unsere Taten immer lauter als unsere Worte!
- … stehen wir besser früher als später zu unserem Fehlverhalten!
- … sind wir immer unter Beobachtung!
Das alles sollte nicht neu sein für Bundeshaus-Politiker. Wie sehr es aber auch für Erziehende gilt, hab ich grad neulich in einem Gespräch erlebt: Das Kind meines Gesprächspartners konnte nicht verstehen, warum die (Not-)Lüge des Papas nicht dasselbe ist, wie wenn es Lügengeschichten auftischt.
Kinder haben da wahrscheinlich wirklich noch das feinere Gespür: Was du von mir erwartest, musst du zuerst einmal selber halten!
Liebes Parlament, wir verzichten alle gerade auf ganz vieles.
Bitte mach doch auch mit und sei uns ein Vorbild!
Glücksaufgabe
Wo haben dich Vorbilder enttäuscht? Wie gehst du mit dieser Enttäuschung um?
Und: Wo bist du deiner Vorbildrolle nicht gerecht geworden? Was könnte dir helfen, (noch) stärker zu einer glaubwürdigen Person mit Einfluss zu werden?