#Love, #Hope, #Faith

Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe.
Die Liebe aber ist das Grösste.
Paulus 

Letzte Woche habe ich hier über meine Faszination bezüglich der Werbekampagne #WhatAreYouFOR mit dem entsprechenden Video-Clip geschrieben. Heute nun will ich über mein persönliches #WhatAreYouFOR schreiben.

Als Coach darf ich immer mal wieder Menschen auf der Suche nach ihrer Lebensvision und in der Entwicklung ihres Lebensmottos unterstützen. Menschen darin zu begleiten, sich selbst zu entfalten und die Schätze zu entdecken, die in ihnen stecken, ist etwas sehr schönes und inspirierendes.

Vor vielen Jahren stand ich selbst vor der Aufgabe, mir ein Lebensmotto zu geben. Das war mein grosser #WhatAreYouFOR-Moment. Es ging um ganz grundsätzliche Fragen im Leben: Für was will ich sein? Wofür stehe ich ein? Was soll über meinem Leben stehen? Was ist mein ganz persönlicher Lebenssinn?

 

Leistungsziele – oder Herzenshaltung?

Als visionärer Pionier stand ich vor folgender Herausforderung: Wähle ich ein ehrgeiziges „Machermotto“, das meine Ansprüche an mich und das Leben klarstellt, oder entscheide ich mich für ein Motto, das mehr auf meiner Theologie und meinen Glaubensüberzeugungen basiert?

Ich habe einen Traum in mir, der mich leicht zu einem Leistungsmotto hätte leiten können; so etwa im Sinn von „Ich will etwas grossartiges aufbauen!“. Doch ich will mich nicht über Leistung definieren. Und ich will mich an einem Motto orientieren, dass mehr mit meinem Herz als mit meiner Schaffenskraft zu tun hat.

Darum lautet mein Lebensmotto so: „Liebe schenken – Hoffnung verbreiten – Glaube leben.“ Ich will mich für Liebe, Hoffnung und Glaube einsetzen – zuerst in mir selbst, dann in meiner Familie und schliesslich in meinem Umfeld.

Mein #WhatAreYouFOR soll mein persönlicher Beurteilungsmassstab sein, wenn ich über mein Leben nachdenke. Habe ich mich heute für Liebe, Hoffnung und Glaube eingesetzt? Haben in den letzten Jahren Liebe, Hoffnung und Glaube in meinem Leben zugenommen? Wenn ich das in 10, 20 und mehr Jahren bejahen kann und dabei erst noch eine grossartige Organisation entstanden ist – wunderbar. Doch, was ich nicht will: In meinem Leben eine grossartige Organisation aufgebaut haben, während Liebe, Hoffnung und Glaube in meinem Leben auf der Strecke geblieben sind.

Ich will für Liebe, Hoffnung und Glaube einstehen. Und passend dazu ist meine grosse Leidenschaft seit 15 Jahren der Traum von einem Gospel Movement. Es hat mit der Organisation gms zu tun, aber es geht darüber hinaus. Es geht nicht einfach um eine Organisation. Es geht um eine Bewegung von dieser Gospel-Botschaft.

Mein Traum ist, dass diese Botschaft des Friedens nicht in den Kirchen stecken bleibt, sondern spürbar wird an allen Ecken und Enden unserer Gesellschaft. Meine Mitmenschen sollen etwas spüren von dieser Liebe von Gott.

Ich träume von einer Kirche die FÜR etwas ist und nicht gegen etwas.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

ScheinHeilig

Jede Rede scheint eitel und nichtig, sobald die Tat ihr nicht den nötigen Nachdruck verleiht.
Demosthenes

Kürzlich war ich wieder mit meiner Predigt Mein Montagsgesicht – Zumutung oder Ermutigung? unterwegs. Es ist eine der schönen Seiten meines Jobs beim SCM Bundes-Verlag (Schweiz), dass ich auf dem Weg zu solchen Einsätzen in Kirchgemeinden sonntagmorgens die A1 oftmals fast für mich alleine habe.

Und so war ich also vor paar Wochen wieder unterwegs, um die Menschen in einem Gottesdienst herauszufordern, in ihrem Alltag glaubwürdig zu leben und nicht mit einem aufgesetzten Glanz des Sonntagsgesichts etwas vorzutäuschen, was von Montag bis Samstag gar nicht vorhanden ist. Gedankenversunken querte ich den Aargau: Ja, diese Doppelmoral ist einfach hässlich.

Ob in der Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft allgemein – solange wir mit dem Finger auf jemand anderes zeigen können, geben wir uns gerne moralisch korrekt. Anders gesagt: Solange unser öffentliches Ich glänzt, stochern wir ganz gerne im Dreck von anderen. Ob das jetzt ein Geri Müller, die Nachbarin, ein Nationalbank-Chef, ein deutscher Bundespräsident oder das „Schätzli der Nation“ ist, spielt keine grosse Rolle. Hauptsache wir haben eine Projektionsfläche und können uns statt mit dem eigenen Dreck mit der Fehlbarkeit anderer Menschen beschäftigen.

Wie sagte doch damals dieser Nazarener (Johannes 8,7): »Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein auf sie werfen.« Steine werfen sie zwar anderswo noch heute, aber wir doch nicht!

Den anderen klein machen

Nein, Steine werfen wir nicht. Aber einander Schmutz anwerfen, das tun wir ganz gerne. Mit dem Finger auf den zeigen, der sein Leben scheinbar nicht im Griff hat. Und schon sind wir Teil dieses verlogenen Spiels: Wir meinen, wenn wir den anderen klein machen, werden wir selber gross.

Doch eigentlich ist es gerade umgekehrt. Wer es nötig hat, andere klein zu machen, zeigt im Grunde nur, wie klein er selber ist.

Und dann singen wir sonntags diese Lieder in unseren Kirchen. Schöne Lieder, fromme Lieder, Lieder, die manchmal biblischer sind als die Bibel. Aber belügen wir uns da nicht oftmals auch mit diesen Liedern: Stimmt es, am Montagmorgen zum Beispiel, dass uns Jesus genug ist, er alles für uns ist? Sorry, vielleicht ist das kezerisch, aber mir reicht das nicht. Ich brauche auch andere Menschen um mich. Und überhaupt: Nicht einmal im Garten Eden war Gott alleine genug für den Menschen (Das hat sogar Gott selbst gesagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist….“).

Vielleicht komme ich etwas vom Thema ab. Aber für mich hängt das alles zusammen: Wir singen gerne sehr fromme Lieder, halten unsere moralischen Ideale hoch, zeigen auf andere, wenn sie fehlbar werden und hoffen insgeheim, dass nur ja keiner unser eigene Dreck entdeckt. Ist unsere Gesellschaft, die diese Schlammschlacht in den Medien und an den Stammtischen landauf, landab so liebt, nicht etwas gar verlogen?

Und leider ist da auch die christliche Gesellschaft nicht besser. Wie verlogen ist es denn beispielsweise, wenn wir Homosexuelle ausgrenzen und gleichzeitig geldgierige Menschen ehrenvoll in Leitungspositionen wählen?

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Darf Kirche Spass machen?

Gott ist der grösste Partylöwe!
Chris Llewellyn

Zwei doch ziemlich unterschiedliche Texte lagen diese Woche auf meinem Schreibtisch. Zum Einen war da die Zeitschrift teensmag (Ausgabe 4/14), in der ich in einem Interview mit Chris Llewellyn die obige Aussage fand. Passend zum aktuellen Album The Art Of Celebration der Band Rend Collective ging es im Interview um Feierlaune, Freude sowie um die Verbindung zwischen Gott und Feiern. Chris erinnert darin auch daran, dass Gott Feste und Feier-Tage erfunden hat.

Ziemlich anders der zweite Text, der mir diese Woche begegnet ist: „Eine ‚Mystik der Nachfolge‘ würde sagen: ‚Ich habe ein Ziel, ich kenne einen Weg, und wenn dabei Leiden auf mich trifft, dann gehe ich diesen Weg trotzdem weiter und weiche nicht aus.'“ So ist eine Aussage von Regina Ammicht-Quinn, Privatdozentin für Theologische Ethik,  im Buch Gott, Glück und Gesundheit wiedergegeben.

Auf den ersten Blick scheinen die Aussagen nicht zueinander zu passen: Da eine Spiritualität, in der Freude, Spass und Party einen hohen Stellenwert geniessen, dort eine Nachfolge, die auch weniger spassige Momente kennt. Wenn es um Spass versus Leiden geht, muss ich jeweils an eine Situation in meinem Theologiestudium zurückdenken: Ein Mitstudent sprach vom Motto „Kirche, die Spass macht“, worauf der Dozent heftig reagierte und meinte, ihm fehle da das Leiden.

Die Frage sei erlaubt – und im Blick auf so manch farblose (um nicht zu sagen langweilige) Kirche auch etwas ketzerisch: Darf Kirche eigentlich auch Spass machen?

Alles nur oberflächlich?

Sobald eine Kirche eine grosse Anziehungskraft hat, auf ein trendiges Programm setzt und den Puls der Zeit trifft – und dabei einfach „cool und spassig“ statt „unterkühlt und spiessig“ ist – werden Stimmen laut, die vermuten, hier sei halt alles nur oberflächlich.

Ich finde, dieses Pauschalurteil ist unfair und unsachlich. Erstens garantieren Adjektive wie unterkühlt und ernsthaft noch lange nicht Tiefgang. Eine schläfrige Predigt verfehlt ebenso ihr Ziel, wie eine Message, in der ich pausenlos zum Lachen animiert werde und mich am Ende nur an den besten Witz, aber nicht an eine „göttliche Botschaft für Kopf, Herz und Hand“ erinnern kann.

Zweitens schliessen sich Spass und Tiefgang nicht per se aus. Eine Atmosphäre, in der ich mich wohlfühle und verschiedene Sinne angesprochen werden, kann ein gutes Klima sein, um mich von der lebenspendenden Gospel-Botschaft ansprechen zu lassen.

Mir gefällt das Stichwort „Mystik der Nachfolge“: Mein Ziel ist es, mich auf den Weg zu machen und in den Spuren von Jesus zu gehen. Wie bei Jesus selbst, wird dieser Weg kein leichter sein, aber wie bei Jesus auch, wird hoffentlich immer wieder Raum sein für Spass, Gemeinschaft, Freude… – gute Momente. Das Ziel ist nicht einfach „Spass“ oder „Leiden“. Das Ziel ist Nachfolge – und dazu gehören Spass und Leiden dazu.

Ein wunderbares Beispiel für diese „Mystik der Nachfolge“ war für mich die icf conference 2014: So viel Spass und so viel Tiefgang. Vor der Konferenz war ich nicht unkritisch, doch was ich gehört habe, hat mich berührt und überzeugt: Da wurde nicht einfach ein spassiges Erfolgs-Evangelium vermittelt, sondern in einem anregenden Setting aufgezeigt, dass wir es auf diesem lohnenswerten Weg auch mit Herausforderungen und Niederlagen zu tun bekommen. Eben, es gehören beide dazu: Spass und Leiden.

[vimeo]http://vimeo.com/96923637[/vimeo]

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Alles Schoggi oder was?

Alles sollte so einfach wie möglich sein – aber nicht einfacher.
Albert Einstein

Vor einigen Wochen wurde ich nach einem Predigteinsatz zu einer angenehmen Kaffeerunde im Garten eingeladen. Sonnenschein, Kaffee, gute Gespräche – und Schoggi. Auf der Serviette, aber auch richtigen Schoggi gabs.

Die Mini-Serviette mit dem Spruch „Chocolate is the answer – who cares what the question is“ hat es mir sofort angetan. Nicht unbedingt, weil ich ein grosser Schoggi-Liebhaber wäre, sondern einfach weil ich den Spruch genial finde.

Seither konnte ich mit dieser Serviette, resp. mit dem Spruch, schon etliche Menschen – vorwiegend Frauen! – glücklich machen.

Bitte nicht zu einfach

„Schoggi ist die Antwort – wer interessiert, was die Frage ist?“. Ist es wirklich so einfach? Natürlich ist dieser Spruch mit einem Augenzwinkern zu geniessen und kann möglicherweise sogar dabei helfen, das Leben nicht immer tierisch ernst zu nehmen.

Mir ist beim Anblick dieser Mini-Serviette aber auch sofort eine philosophische Dimension durch den Kopf geschossen. Ist es nicht so, dass viele Menschen das Leben so sehr vereinfachen, dass eine einzige Sache als Lösung für alles dienen muss. Egal was das Problem ist, die Lösung ist immer dieselbe. Die Fragen interessieren gar nicht – Hauptsache eine schnelle Antwort ist parat.

Nun ist, aus meiner Sicht  mindestens, das Leben aber etwas komplizierter und die Schoggi-Antwort greift einfach zu kurz. Die schnellen Antworten „schützen“ uns davor, uns den komplexen Fragen und komplizierten Problemen im Alltag stellen zu müssen. Wer eine schnelle (Schoggi-)Antwort bereit hält, braucht nicht nachzudenken, kommt nicht ins Grübeln, hat keine Zweifel… Hauptsache, er oder sie hat Schoggi.

Aber was, wenn der Schoggi eines Tages doch zu einfach ist und wir feststellen: Nicht jede Frage kann mit einer Schoggi-Antwort befriedigend geklärt werden? Ich will das Leben nicht komplizierter machen, als es ist. Da halte ich es mit dem obigen Spruch von Albert Einstein: „Alles sollte so einfach wie möglich sein – aber nicht einfacher.“ Eben: Machen wir das Leben bitte auch nicht einfacher, als es in Wirklichkeit ist.

Leider treffe ich das Schoggi-Phänomen immer mal wieder auch in christlichen Kreisen an. „Jesus ist die Antwort – wen interessiert da noch die Frage!?“ Ich bin zu tiefst überzeugt, dass Jesus tatsächlich an jeder unserer Fragen interessiert ist, unsere Probleme ernst nimmt und uns helfen will, in unserem komplexen Leben Frieden und Zufriedenheit zu erfahren. Doch die zu einfache Schoggi-Lösung „Jesus ist die Sofortlösung für all meine Probleme“, greift entschieden zu kurz.

Ich habe einen Verdacht: Wer sich allzu schnell mit einem „Jesus ist die Antwort“ zufrieden gibt, hat sich nicht wirklich seinen Problemen gestellt, bleibt an der Oberfläche kleben. Und möglicherweise bleibt der „Schoggi-Jesus“ eine schöne Theorie, die sich jedoch noch nicht in einem Krisen erschütterten Leben bewährt hat. Wer aber durch all die Irrungen und Wirrungen des Lebens gegangen ist und dabei das Leben mit Jesus „kätschet het“, kommt hoffentlich tatsächlich zum Schluss: Jesus hat mir nicht all meine Probleme weggenommen, aber er hat mich durchgetragen, hat mir Freunde an die Seite gestellt, führte mich zu professionellen Stellen…

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Für einen Tag König

Gott muss per Definition meinen Verstand übersteigen.
Heike Krauss (in: AufAtmen Sonderheft 2013)

Haben Sie sich auch schon überlegt, was Sie tun würden, wenn Sie für einen Tag König – oder Präsident – eines Landes wären? Und was würden Sie tun, wenn Sie Gott wären?

Ich ertappe mich hin und wieder dabei, dass ich ganz genau zu wissen meine, was Gott hier und jetzt tun sollte. „Es ist mehr als offensichtlich, was wir jetzt brauchen, Gott! Warum greifst du nicht ein?“ Rund um den Globus wird Sonntag für Sonntag in unterschiedlichsten Sprachen, von unterschiedlichsten Menschen in unterschiedlichsten Kirchen gebetet: „Dein Wille geschehe.“ Und von Montag bis Samstag leben wir dann so, als hätte Gott nach meinem Willen zu handeln.

Als ich kürzlich in einem interessanten Artikel einer krebserkrankten Frau das obige Zitat („Gott muss per Definition meinen Verstand übersteigen.“ Heike Krauss) las, wurde ich daran erinnert, dass wir Gott nicht verstehen müssen und nicht verstehen können. Und dass wir besser nicht der Versuchung nachgeben, ihm unseren Willen aufzuzwingen. Ich meine: In der Bibel werden wir tatsächlich eingeladen, unsere Bitten, unsere Sorgen und unsere Anliegen vor dem Gott des Universums auszubreiten. Aber Gott ist immer noch Gott – und ich bin immer noch ein begrenzter Mensch.

Für mich heisst das: Klar schütte ich meinem Gott mein Herz aus. Und klar liege ich ihm auch immer mal wieder in den Ohren mit dem, was ich als gute Lösung für ein Problem erahne. Doch ich versuche dabei auch dem Rechnung zu tragen, dass Gottes Gedanken grösser, weiter, besser und umfassender sind als meine begrenzten Gedanken.

Gestern jährte sich der Gründungstag meines bisher grössten Herzensprojektes zum vierzehnten Mal. Was wir unter dem Namen gms – gospel movement studen am Reformationstag 1999 starteten, war geprägt von viel Idealismus, grossen Visionen und starkem Gottvertrauen. Genau dieser Mix liess mich glauben, dass unsere Zukunftspläne und unsere Strategien auch diejenigen Gottes sind. Nun – nach vierzehn Jahren gibt es das gms immer noch, auch grosse Visionen sind noch vorhanden. Das Gottvertrauen wurde auf dem Weg bis hierher stark auf die Probe gestellt. Die Strategien haben sich jedoch deutlich verändert, unsere Pläne waren scheinbar nicht Gottes Pläne.

Und ich bin froh darüber. Auch wenn ein Teil in mir dem nachtrauert, was hätte sein können, wenn „unser Wille“ geschehen wäre. Doch der andere Teil in mir weiss ganz genau, dass es besser ist, so wie es ist. Ich ganz persönlich brauchte die „Gegenwind-Erfahrungen“. Als junger Idealist war ich in Gefahr, zu beten „Dein Wille geschehe“ und zu meinen „Mein Wille geschehe“. Heute bin ich von dieser Gefahr nicht restlos gefeit, aber ich weiss, dass sein Wille besser ist als meiner.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE ZUM THEMA

  • Zeitschriftentipp: AufAtmen, das Magazin, das einlädt, Gott zu entdecken und zu einem authentischen Leben ermutigt.
  • Selbstbestimmt leben und doch nach Gottes Willen fragen – wie gelingt das? In unseren Coachings oder an unseren Timeout-Weekends versuchen wir es mit Ihnen herauszufinden.
  • Weitere Gedanken zu den Themen Spiritualität und Lebenszufriedenheit finden Sie in meinem Blog.

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Ohne Gott?

Das Bild wird gleichsam vollständig und der Kreis der Liebe schliesst sich, 
wenn wir zu Gott hochschauen und sagen können: „Danke.“ 
Dr. Henry Cloud (in Auf der Spur des Glücks)

Kürzlich wirbelte eine Berner Pfarrerin ziemlich Staub auf, als sie im Radio verkündete: „Gott existiert nicht.“ Ella de Groot, reformierte Pfarrerin aus Muri-Gümligen, hatte im Juli in einer Sendung von Radio SRF2 erklärt, dass sie nicht an einen realen Gott glaube. Wenn eine Pfarrerin mit dem Glauben an einen realen Gott nichts anfangen kann, provoziert das. Die Aussagen von Ella de Grott sorgten für ein grosses Medienecho im In- und Ausland. Die Berner Zeitung schreibt: „Gemäss den Medienberichten sagte de Groot unter anderem, sie glaube nicht an einen personalen, ausserweltlichen Gott. Für sie sei Gott etwas Innerweltliches, die Lebenskraft, die Lebensenergie.“

Als Reaktion auf die Äusserungen von de Grott haben elf junge Berner Pfarrerinnen und Pfarrer eine Stellungnahme veröffentlicht: „Doch wir sind überzeugt: Der kleinste gemeinsame Nenner unserer Vielfalt muss unser Glaube an Gott sein. Kirche ohne Gott ist nicht Kirche.“

Glücklich leben – mit oder ohne Gott?

Derzeit lese ich verschiedenste Bücher der Positiven Psychologie. Da begegnet mir – je nach Autor – ganz ähnliches: Es wird ein Leben beschrieben, das bestens zu den alten biblischen Lebensweisheiten passt. Es werden christliche Tugenden wie Dankbarkeit, Vergebung oder Grosszügigkeit als wichtige Eckpfeiler eines solchen Lebens aufgeführt. Selbst der transzendente Glaube wird durchaus als Beitrag zu einem glücklichen Leben aufgeführt. Doch all dies wird immer mal wieder gesagt, ohne selbst an die Existenz des Schöpfergottes zu glauben. Vielleicht gibt es Gott, aber wahrscheinlich ist er eine menschliche Erfindung, scheint bei einigen Exponenten der Positiven Psychologie der Grundtenor zu sein.

So sehr ich Autoren wie Martin Seligman oder Mihaly Csikszentmihalyi schätze (und sie in meinem Blog auch zitiere und ihre Bücher empfehle), für mich als Theologe und praktizierender Christ ist es unvorstellbar, den persönlichen Schöpfergott aus einem gelingenden Leben auszuklammern. Das sinnerfüllte Leben ist für mich untrennbar an die Überzeugung geknüpft, dass da ein Gott ist, der mir dieses Leben schenkte, mich kennt, liebt und will.

Ich profitiere sehr gerne von den Erkenntnissen der Positiven Psychologie und integriere viel davon in meine Arbeit. Dazu brauche ich jedoch eine lebendige Gottesbeziehung: Denn wie kann ich vergeben, ohne Gottes Vergebung in Anspruch zu nehmen? Wie kann ich dankbar sein, wenn ich nicht weiss, wem ich das Leben verdanke (oder reicht dazu der Glaube an den Zufall oder eine natürliche Auslese?)?

Sowohl Seligman als auch Csikszentmihalyi kommen mir am Ende etwas sprachlos vor, wenn sie in ihren Büchern über die Sinn- und Glaubensfrage schreiben. Trotz vieler Worte und ausgeklügelter Philosophie überzeugen mich ihre Antworten nicht. In Der Glücks-Faktor schreibt Seligman (2012:405): „Teilnehmen an einem
Prozess, der das Herbeiführen eines Gottes im Vollbesitz von Allwissenheit,
Allmacht und Allgüte zum höchsten Ziel hat, verbindet unser Leben mit einem
grenzenlos grossen ‚Etwas‘“.
Seine These: Gott existiert noch nicht, doch dank fortschreitender Evolution können wir ihn in ferner Zukunft erschaffen.

Sinnerflülltes Leben ohne Gott? Für mich unvorstellbar.

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Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Spiritualität“.

Was ist Kirche?

Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.
Man wird ja auch kein Auto, wenn man in einer Garage steht.
Albert Schweitzer (deutscher Arzt und evang. Theologe, 1875 – 1965)

Es ist eine berechtigte Frage, die Albert Schweitzer hier aufwirft: Was macht eigentlich einen Christen zu einem Christen? Was würden Sie antworten? Genauso interessiert mich als Theologe und Pfarrer die Frage: Was macht eigentlich die Kirche zur Kirche?

Seit über 13 Jahren leite ich nun das gms-Projekt, das sich mal mehr, mal weniger explizit als Kirche versteht. Da dieses Projekt aber nicht den klassischen Vorstellungen von Kirche entspricht, wird unser Kirchesein regelmässig in Frage gestellt. Wir haben weder Kirchenturm noch regelmässige Sonntagspredigt. Können wir trotzdem Kirche sein?

Unter Berufskollegen erlebe ich immer wieder, dass ich in Erklärungsnotstand komme, wenn die Frage nach meiner (Kirch)Gemeinde kommt. Nicht selten passiert es, dass ich von unserer Arbeit erzähle und dann gefragt wird: „Und in einer Kirche seid ihr auch noch dabei?“ – „Ähm, davon habe ich dir jetzt doch gerade erzählt…“

Darum: Was macht eine Kirche zur Kirche? Bereits der erste Abend meiner Studienreise nach Sheffield, wo wir uns mit Fresh Expressions of Church in der anglikanischen Kirche beschäftigten, war sehr befreiend für mich: „Wir sind Kirche!“, war meine Erkenntnis.

Kirche – mehr als die Sonntagspredigt

Mich hat fasziniert, mit welcher Innovation und mit welchem Mut die Fresh Expressions Bewegung Kirche „frisch“ definiert: Ein FX-Projekt wird, wenn die entsprechenden Kennzeichen vorhanden sind, als selbständige Kirche angesehen. Konkret werden kleine, kreative, zielgruppenorientierte Gruppen als Kirche angesehen, die andernorts höchstens als eigenständiger Arbeitszweig betrachtet würden.

Für eine FX-Kirche sind weder der Sonntagsgottesdienst noch ein Gebäude von zentraler Bedeutung. Hingegen wird ein Projekt daran gemessen, ob die vier Dimensionen von Kirche vorhanden sind: up – Beziehung zu Gott; in – Gemeinschaft untereinander; out – Verantwortung in der Gesellschaft; of – Teil der weltweiten Gemeinde.

Wann und wo sich eine Gruppe trifft, entscheidet noch nicht über ihr Kirchensein. Fresh Expressions Kirchen treffen sich mindestens einmal pro Monat, manchmal an ganz unerwarteten Orten wie in einem Starbucks, erleben Gemeinschaft, engagieren sich für die Gesellschaft, helfen einander, die eigene Gottesbeziehung zu stärken und verstehen sich als Teil von der weltweiten Familie Gottes. Von der Form her können die FX-Kirchen sehr unterschiedlich sein – genauso wie wir Menschen auch sehr unterschiedlich sind. Von der Skater-Kirche über die Überraschungskirche für Familien (Messy Church) bis zur kontemplativen Gemeinschaft (Contemplativ Fier) ist alles vorhanden.

Zurück zu der Fragen: Was ist Kirche? Und: Was macht einen Christen zum Christen? Für mich hat es viel mit dem zu tun, was wir zu unserem Projektmotto „gms – z’friede läbe“ niedergeschrieben haben: Gemeinsam wollen wir danach fragen, wie wir zufrieden und in Frieden leben können. Wir wollen das Leben entdecken, entfalten und aktiv gestalten. Dabei wollen wir dem begegnen, der das Leben erfunden hat.
Dies tun wir ganzheitlich, was wir mit unseren fünf prägenden Werten ausdrücken:

  • Spiritualität: göttliche Liebe erfahren
  • Persönlichkeitsentfaltung: guter Umgang mit sich selbst
  • Gemeinschaft: Getragen im Miteinander
  • Grosszügigkeit: Als Beschenkte andere beschenken
  • Stärken: persönliche Fähigkeiten einsetzen

Das mag für manche eine ungewohnte Definition von Kirche sein. Christ und Kirche – beide sind herausgerufen, der Spur ihrer zentralen Figur, Jesus Christus, zu folgen. Das wird ganz unterschiedlich ausschauen und hat nicht mit einem Gebäude oder einem wöchentlichen Kirchenbesuch zu tun.

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