Ist MEGA jetzt out?

Nun ist es definitiv: Der mega Festival-Sommer 2020 ist gestrichen. Auch die mega Weltreise ist gerade nicht angesagt und die mega Traumhochzeit mit über 100 Gästen bleibt wohl vorerst ein Traum.

Für mich ist die Corona-Krise seit den ersten Tagen eine kritische Anfrage an unseren mega Lebensstil. Mir kam sogar die biblische Erzählung vom Turmbau zu Babel in den Sinn: Ein mega Bauwerk als ultimativer Beweis dafür, wie weit es die Menschheit gebracht hat.

„Wir sind unabhängig!“

„Wir haben alles unter Kontrolle!“

Oder wie mein Teenager-Junge sagen würde: „Mir sis haut eifach!“
(„Wir sind’s halt einfach!“).

Zugegeben: Ich liebe mega Projekte. Mega-Events inspirieren mich, Mega-Churches faszinieren mich, Mega-Städte imponieren mir und Mega-Träume lassen mein Herz schneller schlagen.

Ist es nicht erstaunlich, was Menschen schaffen können, wenn sie sich zusammen für eine Sache engagieren? Jeder, der schon mal einen kleineren oder grösseren Event organisiert hat, weiss, was da alles zusammenspielen muss, damit am Ende möglichst alle glücklich sind: Die Besucher, die (freiwillig) Mitarbeitenden, die engagierten Mitwirkenden, der Vermieter der Location und – nicht zu vergessen – der Buchhalter.

Eine Mega-Idee zu haben ist kinderleicht, doch ein Mega-Projekt zu stemmen und erfolgreich „über die Bühne“ zu bringen, was ganz anderes.

Das ist der eine Teil, der mich an „MEGA“ fasziniert. Der andere ist die Stimmung, die entsteht, wenn beispielsweise auf einer christlichen Konferenz tausende Menschen in den gemeinsamen Lobgesang Gottes einstimmen. Oder die Stimmung, wenn an einem Festival wie dem „Stars of Sounds“ am Murtensee einfach alles stimmt: Von der Flug-Show über den Sonnenuntergang und dem Cateringangebot bis zur Musik auf der Bühne.

Das geht nicht in klein, dazu braucht es mega.

Getrieben vom Grössenwahn

Die aktuelle, weltweite Krise ist gerade die Chance zu entdecken, dass gar nicht immer alles was mega daher kommt tatsächlich auch mega ist.

Anders gesagt: Mega hat auch Schattenseiten. Die werden uns derzeit deutlich vor Augen geführt. Und: Wir haben es eben nicht unter Kontrolle!

Klar, einige Experten haben vor einer Pandemie gewarnt. Doch mal ehrlich, wer von uns „Normalos“ hat mit so was, was wir gerade erleben, jemals gerechnet?

Krieg zwischen USA und China, vielleicht. Oder noch mehr Flüchtlinge. Allenfalls eine krasse Klimakatastrophe. Aber eine Pandemie, die weltweit unseren mega Lebensstil in Frage stellt; nö, damit haben wir nicht gerechnet.

Mister Google sagt mir, dass heutzutage unter mega „extrem gut, gross oder erfolgreich“ zu verstehen ist.

Und ich vermute, eigentlich meinen wir: Immer besser, immer grösser, immer erfolgreicher.

Das gilt für die Wirtschaft, für die Hochzeitsfeiern, für die Weltreisen, für die Sportaktivitäten, für die Festivals – und sogar für die Kirchen.

Genau das ist das Gift an mega. Während wir gerade wieder das Kleine schätzen lernen, es geniessen, wenn nicht jeder Abend mit Arbeit oder Freizeitaktivitäten besetzt ist, unsere Sozialkontakte fokussieren, bleiben wir irgendwo gefangen vom Gedanken: Wer was megamässiges aufgebaut hat, der „ist’s halt einfach“.

In meiner Corona-Zeit lasse ich mich vom Geigenbauer Martin Schleske und seinem Buch Der Klang – Vom unerhörten Sinn des Lebens. inspirieren. Da lese ich folgende Zeilen:

Denn der Leitsatz „Ich bin, wenn ich erfolgreich bin“ ist doch eine unerträgliche Verkitschung des Seins und – wenn jener Satz sich in Frömmigkeit kleidet – eine frevelhafte Banalisierung Gottes! Eine Religion, in der Erfolg und Segen deckungsgleiche Grössen sind, hat der Welt nichts zu sagen, denn was solch eine Religion sagen könnte, sagt die Welt sich bereits selbst.

Und wie verletzlich das ist, was uns die Welt sagt, erleben wir gerade.

Ich freu mich schon auf das nächste Festival und die nächste Konferenz. Doch ich will tiefer graben: Es gibt mehr als mega!
Und: Ich bin mehr als mein (Miss)Erfolg!

Glücksaufgabe

Wo vermisst du aktuell „das Mega“? Und auf welches „Mega“ kannst du in Zukunft sogar verzichten?

Vortrags-Empfehlung: Vom erwähnten Martin Schleske gibt es derzeit kostenlos den Vortrag Vom unerhörten Sinn des Lebens aus dem Willow-Archiv zu hören.

Glücklich erfolgreich sein

Erfolg ist kein Zufall.
Es ist harte Arbeit, Ausdauer,
Lernen, Studieren, Aufopferung,
jedoch vor allem, Liebe zu dem,
was du tust oder dabei bist zu lernen.

Pelé

Er muss es wissen, wird er doch gemeinhin als bester Fussballspieler aller Zeiten bezeichnet, ist im Besitz von zahlreichen Titeln (z.B. drei Weltmeistertitel), hat in 1363 Spielen 1281 Tore geschossen und wurde vom IOC zum Sportler des Jahrhunderts ernannt. In seinem Heimatland Brasilien wird er der König genannt – Pelé, der herausragendste Fussballspieler der Geschichte.

Ich finde es spannend, wenn einer, der so viel erreicht hat, über Erfolg sinniert. Die erste Frage, die sich mir stellt, kann wohl nur ein Nicht-Sportler stellen: Was ist denn überhaupt Erfolg? Im Sport ist das klar: Da gibt es oft nur Sieg oder Niederlage. Es wird um Tore, Punkte, Hundertstelsekunden oder Zentimeter gekämpft – und am Ende steht das Verdikt schwarz auf weiss: Sieg oder Niederlage, gefeierter Held oder bemitleidenswerter Verlierer.

Doch wie sieht es abseits der Sportstadien und Rennstrecken aus? Wie wird da Erfolg definiert? Oft erliegen wir auch hier der Versuchung, Erfolg in Zahlen auszudrücken. In der Wirtschaft bedeutet Erfolg, wenn man mindestens eine Umsatz-, vor allem aber eine Gewinnsteigerung vorweisen kann.

Doch: Machen Zahlen eigentlich glücklich?

Gerade erinnere ich mich an den Satz, den ich diesen Frühling auf einem Führungskräfte-Kongress hörte: „Eine Wirtschaft, die nicht dient, dient zu nichts.“ Ja, wer dient jetzt da wem: Dient der Mensch den Unternehmenszahlen oder gibt es heute tatsächlich noch Unternehmen, die dem Menschen dienen?  Ich zieh meinen Hut vor jedem Unternehmer, der seinen Erfolg darin definiert, dass er seinen Angestellten eine sinnvolle Tätigkeit und eine Existenzgrundlage sichern kann und in der Umsatz- und Gewinnsteigerung höchstens Mittel zum Zweck, aber nie den Zweck selbst sieht.

Eine zweite Frage stellt sich mir: Gilt denn der Umkehrschluss Ihres Zitates auch, lieber Herr Pelé? Hat jeder, der sich anstrengt, aufopfert, lernt und liebt, was er tut, automatisch Erfolg? Da begegnen wir im Sport vielleicht einer härteren Realität als im restlichen Leben: Wie gesagt, Erfolg ist da schnell definiert – und somit auch schnell klar, dass es nur Sieger gibt, wenn es viel mehr Verlierer gibt.

Wahrscheinlich hängen meine beiden Fragen mehr miteinander zusammen, als ich es gedacht hätte: Wenn wir Erfolg über harte Facts (Zahlen) definieren, kann es nur wenige Gewinner und viele Verlierer geben. Da kann sich der Verlierer noch so hart anstrengen wie er will und seine Tätigkeit von ganzem Herzen lieben – es kann nun mal nicht jeder Marktführer, Weltmeister oder Start-up Millionär sein.

Darum braucht es aus meiner Sicht andere Erfolgsdefinitionen. Es ist ähnlich wie bei der Glücksdefinition. Jeder muss für sich selbst definieren, woraus für ihn oder sie Erfolg besteht. Ist jeder Tag, an dem ich einem Mitmenschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte, ein erfolgreicher Tag – oder ist mir das zuwenig? 

Ist es zynisch, wenn ich zum Ende noch sage, dass ich neben diesen beiden Fragen durchaus mit dem Zitat von Pelé einverstanden bin? Nein, ich glaube nicht. Wenn wir nämlich definiert haben, was für uns Erfolg ist, dann brauchen wir tatsächlich all das, was Pelé aufgezählt hat, um unser Ziel zu erreichen. Und, wie er richtig sagt, „vor allem Liebe, zu dem, was du tust“.

Daher ganz persönlich gefragt: Liebst du, was du tust?

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.


Glücklich erfolgreich sein – weitere Inspirationen dazu finden Sie in meinem Glücksbuch!

"Ich werde gelebt!"

Glücklich der, der Zeit hat, zu leben.
Otto Weiss

Leben Sie oder werden Sie gelebt?

Tatsächlich haben viele Menschen keine Zeit zu leben. Sie werden angetrieben von Leistungsdenken, Zeitdruck oder Perfektionismus und setzen einen Programmpunkt an den nächsten, so dass es dazwischen keinen Raum „fürs Leben“ mehr gibt.

Natürlich definiert jeder für sich selbst, was denn „das Leben“, „das Glück“ oder auch „der Erfolg“ für ihn/sie genau ist. Trotzdem macht es den Anschein, als seien viele Zeitgenossen derart beschäftigt, dass das Leben auf der Strecke bleiben würde.

Ich ertappe mich immer wieder, dass ich bei Führungspersönlichkeiten, die häufig auf Reisen sind, bald Aufträge in einem und dann schon wieder im anderen Land bewältigen, von einem Hotel zum nächsten jetten, denke: „Die haben ein gutes Leben! Verantwortungsvolle Aufgaben, viel Unterwegssein, unterschiedliche Menschen treffen …“

Wenn ich dann mit einem solchen Menschen ein persönliches Gespräch führe, merke ich recht bald, dass sich das, was mich so fasziniert, für den Betroffenen selbst gar nicht so toll anfühlt: Da ist der Manager, der in Moskau einen Zusammenbruch erlebt und nach einem Burnout seine Berufskarriere radikal umbaut. Da ist die Geschäftsfrau, die daheim ein tolles Haus hat, aber die eigene Oase und das soziale Leben kaum geniessen kann, weil sie mehr im Hotel als daheim ist.

Und da sind ganz viele Sportler, von denen man in den Medien lesen kann, dass die ganze Reiserei eine unheimliche Belastung ist. Diese Woche zum Beispiel, war von der in Rio so stark aufspielenden Beachvolleyballerin Nadine Zumkehr zu lesen: „Während der Saison war ich auf fünf Wochen drei Tage zu Hause.“ Dass sich da kaum ein vernünftiges Sozialleben führen lässt, versteht sich von selbst. Da die nun zurückgetretene Spitzensportlerin Zumkehr jedoch nicht auf Freunde verzichten wollte, stopfte sie die Beziehungspflege in diese drei Tage und verabredete sich dann jeweils zwischen Trainings mit einigen ihrer Freunden …

Ob Beruf, Freizeit oder Familie: Wir sehen all das Tolle, das wir gerne erleben würden, und überfordern uns dann selbst mit „zu viel des Guten“. Was dann statt Glück, Freude und Zufriedenheit bloss Berufsstress, Freizeitstress und Familienstress mit sich bringt.

„Zeit zu leben“ ist für viele Menschen tatsächlich ein rares Luxusgut geworden. Oft sind wir jedoch weniger Opfer als Täter. Wir fühlen uns zwar vielleicht als Opfer – vom Chef, der immer höhere Ansprüche stellt. Oder von der Familie, die alles von uns abverlangt. Oder von der Gesellschaft, die den Standard vorgibt.

Doch wir sind für unser Leben selbst verantwortlich. Und darum sind wir mehr Täter als Opfer. Wir entscheiden selbst, ob wir dem irreführenden Slogan aus dem Federer-Werbespott „Mehr ist mehr“ auf den Leim gehen. Oder ob wir uns von der alten Weisheit „Weniger ist mehr“ leiten lassen.

Achtsamkeit, Selbstreflexion und Besinnung können uns dabei wertvolle Dienste tun. Dann nämlich, wenn wir beginnen unser Leben aktiv zu gestalten. Wenn wir ausbrechen aus der Opferrolle und dem Gefühl, gelebt zu werden. Und uns beispielsweise ganz bewusst entscheiden, in welche Beziehungen wir investieren wollen – und welche nicht.

Oder unsere Freizeitaktivitäten entschlacken oder beginnen, unsere Berufung zu leben statt bloss einem Job nachzugehen.

Das Leben hat mehr zu bieten. Aber vielleicht müssen wir weniger tun, um das zu entdecken. Glücklich, wer sich die Zeit nimmt, zu leben!

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich Gesellschaft“.

  Lassen Sie sich von meinem Glücksbuch inspirieren!

Mehr als Zahlen und Normen

Love is not in the numbers.
(Die Liebe ist nicht in Zahlen zu finden.)
Shauna Niequist (im Bestseller Present Over Perfect)

Während dem Frühstück entdeckte ich heute bei der Zeitungslektüre eine halbseitige Werbung für eine Schönheitsoperation. Die Botschaft: Steigern Sie Ihr Selbstwertgefühl durch einen chirurgischen Eingriff.

Ich will ja gar nicht abstreiten, dass es Ausnahmefälle gibt, in denen ein solcher Eingriff aus unterschiedlichen Gründen seine Berechtigung haben mag.

Doch diese Werbeanzeige passt bestens zu dem, was ich mit meinem Wochenzitat (siehe oben) ausdrücken will: Wir tappen immer wieder in die Falle, dass wir Liebe, Zuneigung und Anerkennung in Zahlen und Normen suchen.

Dabei vergessen wir, dass Zahlen und Normen in den wenigsten Fällen glücklich machen!

Darum will ich uns als Eltern, Arbeitnehmer oder Arbeitgeber heute daran erinnern: Verkaufs- und Besucherzahlen, Schulnoten und Zahltage sind wichtig, aber sie machen nicht unser Leben aus! In diesen Zahlen finden wir nicht die ersehnte Liebe – höchstens eine gekaufte Liebe.

Wenn sich also in diesen Wochen tausende Kinder erstmals und noch mehr Kinder zum wiederholten Mal auf den Weg in die Schule machen, lassen wir sie wissen: Gute Schulleistungen sind wichtig, aber sie sind nicht alles!

Wenn in diesen Wochen tausende junge Menschen in die Berufswelt einsteigen, lassen wir sie spüren: Eine steile Karriere kann etwas Schönes sein, aber sie ist nicht alles!

Wenn wir uns als Arbeitnehmer diese Tage frisch erholt und doch schon wieder erschlagen von Mailflut, Umstrukturierungen, neuen Chefs oder schlicht von der überwältigenden Arbeitslast aus den Ferien zurückmelden, denken wir daran: Ein guter Job ist viel wert, aber er ist nicht alles! Das Leben ist mehr als Arbeit!

Wenn wir als Arbeitgeber und Chefs nach den Sommermonaten unsere Mitarbeitenden motivieren wollen, nun mit zusätzlichem Engagement in der verbleibenden Zeit bis Silvester die Jahresziele noch zu erreichen, lassen wir uns erinnern: Zahlen sind wichtig, aber sie sind nicht alles!

Es ist etwas Gesundes und Schönes, dass wir gute Leistungen an den Tag legen wollen. Ja, wir sind dazu geboren worden, unseren Beitrag zu leisten. Und wer nicht bloss einem Job nachgeht, sondern in seinem Beruf auch seine Berufung leben kann, hat wahrlich grossen Grund zur Freude.

Ins Schleudern kommen wir dabei jedoch dann, wenn wir unser Selbstwertgefühl von unseren Leistungen, unseren Noten, unserem Aussehen oder unseren Verkaufszahlen abhängig machen. Die Liebe, die wir suchen, werden wir in diesen Dingen nicht dauerhaft finden!

Es gilt dabei zwischen Selbstwert und Selbstvertrauen zu unterscheiden:

Während der Selbstwert etwas mit dem geschenkten Lebenswert zu tun hat, meint das Selbstvertrauen: Ich weiß, dass ich etwas leisten kann – ich traue mir etwas zu.
(aus dem GlücksBuch)

Für unseren Selbstwert gilt es, das Leben als Geschenk anzunehmen. Wir haben unseren Wert, weil wir sind, nicht weil wir tun! Und darum liegt die Lösung für ein geknicktes Selbstwertgefühl auch nicht in der Schönheitsoperation, den besten Schulnoten oder der steilen Berufskarriere.

Liebe finden wir im menschlichen Miteinander, in dem wir uns gegenseitig mit Wertschätzung begegnen – unabhängig ob wir mit Äusserem brillieren können oder nicht.

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

 Lassen Sie sich von meinem Glücksbuch inspirieren!

Säen – Schlafen – Ernten

Wenn Sie heute Radieschen säen, können Sie morgen keine Ananas ernten.
unbekannt

Was war ich jung und naiv. Aber auch voller Leidenschaft, Risikobereitschaft und Idealismus. Getrieben von einer grossen Vision gründete ich noch vor meinem 24. Geburtstag das gms. Das Ziel war klar, als wir damals am Reformationssonntag zum ersten Gospel Brunch in die örtliche Mehrzweckhalle einluden: Hier soll eine grossartige Kirche für Familien von heute entstehen.

Dabei fühlte ich mich schier unbesiegbar: Schliesslich waren wir voller guter Absicht und trauten uns mit einem starken Gott an unserer Seite vieles zu. Unser Mut wurde belohnt: Der Start war geglückt! Die MZH füllte sich an diesem Morgen am 31. Oktober 1999 und viele unserer Gäste waren begeistert von dem, was sie hier erlebten.

Wie gesagt: Ich war jung, leidenschaftlich und naiv. Ich war der Meinung, dass, wenn man alles richtig macht, das Leben nur eine Richtung kennt: Aufwärts.

Um es kurz zu machen: Auch 15 Jahren nach der Gründung von gms – gospel movement seeland sind wir mit grossen Visionen unterwegs. Doch nach dem tollen Startschuss reihte sich nicht Erfolg an Erfolg. Die Gefühle spielten verrückt, die Finanzierung war wacklig, die Leute kamen – und gingen…

Vom Säen und Ernten

Als ehrgeiziger Pionier in einer Leistungsgesellschaft litt ich, wenn auch unbewusst und in vorwiegend löblicher Absicht, unter dem in der Arbeitswelt allgemein verbreiteten Machbarkeits-Syndrom.

Inzwischen erinnere ich mich und andere in Coachings und Referaten daran, dass das Leben eher in Zyklen zu denken ist – und nicht als ein einziger Aufwärtstrend.

Dabei half mir die Geschichte, die Jesus von einem Bauern erzählte, der auf sein Feld ging, um die Saat auszusäen (Markus 4,26-29): „Nach der Arbeit geht er nach Hause, schläft, steht wieder auf, und das tagaus, tagein. Im Laufe der Zeit wächst die Saat ohne sein Zutun heran. Denn die Erde lässt die Frucht aufgehen und wachsen. Zuerst kommt der Halm, dann die Ähre und endlich als Frucht die Körner. Wenn aus der Saat das reife Getreide geworden ist, lässt der Bauer es abmähen, denn die Erntezeit ist da.“

Nach dem Säen kommt nicht gleich das Ernten! Und noch viel herausfordernder für uns Leistungstypen: Die Saat wuchs ohne sein Zutun! Oder in einer anderen Übersetzung steht: „Er weiss nicht wie.“

Unser Arbeiten – egal in welcher Branche – hat oft etwas mit Säen zu tun. Wir investieren uns und hoffen auf ein Resultat. Nicht selten gibt es aber auch Umwege. Oder unsere Resultate sind gar von „glücklichen Umständen“ abhängig – „Er weiss nicht wie.“

Dieser Zyklus von Säen – Schlafen – Ernten – und da füge ich gerne noch „Feiern/Danken“ als vierte Phase an – hilft mir, einen gesunden Arbeits- und Lebensrhythmus zu entwickeln. Und er hilft mir auch, eine gesunde Einstellung zu meiner Arbeit zu haben:

  • Nicht alles ist machbar! – „ich weiss nicht wie“
  • Nicht alles ist abhängig von mir! – „ohne sein Zutun“
  • Nicht alles ist dringend! – „tagaus, tagein“

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Antti Törmänens Kündigung – oder: Erfolg – aber bitte sofort!

Nachdem Leonardo Da Vinci mit dem Malen begonnen hatte,
sah das Bild der Mona Lisa wohl nicht so schön aus.
Am Ende war das Resultat aber doch ganz okay.
Antti Törmänen, Ex-SCB-Trainer

Eigentlich interessieren mich die Trainerwechsel der Sportvereine wenig. Ausser es handelt sich um meinen Lieblingsverein, den EHC Biel. Ob im Fussball oder im Hockey, man gewöhnt sich ja an diese Szenerie: Läuft es einem Club schlecht, können die Spieler ihr Potenzial nicht abrufen, dann kommt es nicht selten zur kreativsten aller kreativen Lösungen: Der Trainer muss weg.

So geschehen vor einer Woche auch beim Meister SC Bern. Die Absetzung von Antti Törmänen hat mich mehr interessiert als andere solche Trainerentlassungen: Einerseits ist da die Frage, warum einer, der vor paar Monaten die Mannschaft noch zum Meistertitel führte, nun nicht mehr gut genug ist. Anderseits weckten Interviews mit Törmänen mein Interesse an dieser Persönlichkeit. Zudem sorgte „mein“ Club mit dem Sieg über den SCB für die berühmte eine Niederlage, die das Fass zum Überlaufen brachte. (Leider mussten wir dann gestern eine schmerzliche Revanche der Berner verkraften. Aber das ist ein anderes Thema.)

Spannend finde ich auch die Tatsache, dass mehrere Tausend SCB-Fans via Facebook und anderen Kanälen Törmänen zurück an die SCB-Bande fordern.

Erfolg muss her – koste es, was es wolle

In einer Welt, in der alle den schnellen Erfolg wollen – ob im Sport, an der Börse oder in der Berufskarriere, faszinieren mich Persönlichkeiten, die nicht nur an heute und morgen, sondern auch an übermorgen denken. So eine Persönlichkeit ist  Antti Törmänen. Im Interview hat er gesagt:

Ich will in diesem Geschäft nicht zum Monster werden: Ich will mit gutem Gewissen schlafen können und keine Spielerkarrieren zerstören. Glauben Sie mir: Es wäre einfach gewesen, den Spielern das Leben zur Hölle zu machen. Aber mein Plan war es, mit dem SCB etwas zu gewinnen, langfristig in Bern zu arbeiten. Mit dieser Vision vor Augen machst du keine solchen Dinge, nur um kurzfristig etwas zu bewirken.

Von diesen Aussagen können wir, ob hockeyinteressiert oder nicht, viel lernen. Haben wir für unser eigenes Leben eine langfristige Vision vor Augen, die uns auch im Hinblick auf die kurzfristigen Dinge hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen? Oder gehen wir auf der Suche nach dem schnellen Erfolg oder dem nächsten Kick planlos vor – nach dem Motto: Hauptsache kurzfristig stimmt’s?

Um beim Sport zu bleiben: Man könnte auch fragen, sind wir eher ein Törmänen-Typ oder ein Constantin-Typ? Ich hab mich entschieden, ein Törmänen-Typ zu sein. Aber das hat seinen Preis. In jungen Jahren hat mir ein Mentor gesagt, bis 40 Jahre sei das (Berufs)Leben eine Art „Warm-up“. Oder wie er es selbst sagt: „Man muss damit rechnen, dass die grössten Leistungen die Gott für uns plant, in der zweiten Lebenshälfte geschehen werden.“ (Gordon MacDonald in Du machst mich stark)

Ich werde morgen 38 Jahre alt. Bin also noch immer „am Aufwärmen“. Bereits habe ich viele Lernjahre hinter mir. Ich bin gespannt, was da noch kommt. Auf jeden Fall will ich an meiner Lebensvision festhalten und darauf vertrauen, dass die beste Zeit noch vor uns liegt.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.