Leben im Hier und Jetzt – trotz Corona

Meine Glücksdefinition enthält einerseits die Wichtigkeit des Versöhntseins mit allen Aspekten des Lebens (ShalomLeben), anderseits ist da der Dreiklang von Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft:

Glück besteht aus einem dankbaren Blick zurück,
einem genussvollen Leben im Hier und Jetzt sowie
aus einer hoffnungsvollen Perspektive für die Zukunft.
Dazu gehört ein Versöhntsein mit sich,
seinen Mitmenschen und dem Leben ganz allgemein.

Dankbarkeit ist ein so starker Glücksmotor, dass ich dies schon soweit trainiert habe, dass es mir ziemlich leicht fällt, die schönen Dinge im Leben zu sehen und dankbar für meine eigene Geschichte zu sein.

Auch das hoffnungsvolle Vorwärtsgehen, fällt mir als Visionär nicht sonderlich schwer: Ich freu mich schon heute darauf, was in Zukunft alles möglich sein wird.

Der schwierigste Teil ist für mich tatsächlich das genussvolle Leben im Hier und Jetzt. Doch, doch, ich kann geniessen und auch einfach mal sein.

Und trotzdem: Es ist eine ständige Herausforderung, nicht an den missglückten Begegnungen von gestern hängenzubleiben und darüber nachzugrübeln, warum es so gelaufen ist wie es eben ist.

Noch mehr erwische ich mich selbst dabei, Pläne für die Zukunft zu schmieden. Das ist wichtig und gut, eben auch ein Teil des Glücks.

Wer es aber nicht schafft im Hier und Jetzt zu leben, verpasst im Grunde das Leben. Denn (falls du es noch nicht gemerkt haben solltest): Das Leben findet jetzt statt!

Corona zwingt uns, jetzt zu leben

Vorausschauend zu planen, ist natürlich für jedes Unternehmen von zentraler Wichtigkeit. Wer nicht an morgen denkt, bleibt auf der Strecke.

Die letzten acht Wochen zwangen uns jedoch immer wieder, unsere Pläne anzupassen – und einfach mal abzuwarten.

Bist du gut im Warten? Ich eben nicht so sehr. Viel lieber plane ich nächste Schritte, will eine Strategie festlegen, wie wir als Kirche aus dem Lockdown aussteigen wollen. Oder will wissen, wie wir als Familie unsere Sommerferien verbringen.

Die neue Normalität hat in vielen Bereichen begonnen, in anderen gilt es weiter zu warten.

Dieses Warten soll nicht resigniert oder gar depressiv sein, sondern ein bewusstes, gestalterisches Leben im Hier und Jetzt.

Es bringt nichts, dem Gestern nachzutrauern, als noch alles anders war. Und ebenso wenig macht es Sinn, dauernd in sich ständig ändernden Zukunftsszenarien zu denken.

Das Leben findet jetzt statt – mit oder ohne Corona!

  • Was ist jetzt möglich?
  • Wie kann ich jetzt geniessen?
  • An was freue ich mich gerade?
  • Wem könnte ich einen GlücksMoment bescheren?

Warten auf das Paradies

Als wir an der letzten online gms Matinée das Lied „Oh, wie wird das sii“ sangen, wurde mir wieder einmal bewusst: Im Grunde sind wir für die Ewigkeit geschaffen.

Wie passt das zu einem genussvollen Leben im Hier und Jetzt? Im GlücksBuch habe ich dazu folgendes geschrieben:

Während nichtreligiöse Menschen in der Regel so leben, als gäbe es nur das Leben in der Diesseitigkeit, erliegen religiöse Menschen immer wieder der Versuchung, das Glück auf ein jenseitiges Paradies zu vertagen.

Das führt dazu, dass die einen meinen, sie müssten in 70, 80 oder 90 Lebensjahren alles erlebt haben, was diese Welt zu bieten hat – «Schließlich lebt man nur einmal!».

Die anderen wiederum warten ein Leben lang auf das Paradies und vertrösten sich bei allen leidvollen Erfahrungen auf das Glück in der Ewigkeit. Natürlich hilft die christliche Auferstehungshoffnung dem Gläubigen, manch schwere Stunde des Lebens geduldiger zu (er)tragen. Doch wenn dies dazu führt, dass wir uns dem genussvollen Leben verschließen, verpassen wir einen wichtigen Aspekt des Daseins.

Eine Glückskonzeption, die sich auf den christlichen Glauben stützt, bietet hier eine große Chance: Eine einzigartige Verbindung von hoffnungsvoller Jenseitsperspektive (Das irdische Leben ist noch nicht alles!) und genussvoller Diesseitserfahrung (Ich darf bereits jetzt die Freuden des Lebens genießen!).

Lebe jetzt! Freu dich daran, dass das irdische Leben noch nicht alles ist!

Glücksaufgabe

Investiere in dein Glück! Frag dich beispielsweise, welcher Teil des Dreiklangs Vergangenheit- Gegenwart- Zukunft dir am besten gelingt. Und wie könntest du in den anderen Bereichen stärker werden?

Und: Glück finden – hier und jetzt ist während der Corona-Zeit und darüber hinaus möglich. Wertvolle Anregungen dazu findest du in meinem GlücksBuch. Gerne schicke ich es dir während der Corona-Krise portofrei zu und ab 2 Buchbestellungen geb ich dir noch 10 % Rabatt obendrauf.

Das neue Normal

Das hat mich genervt: Es waren kaum drei Wochen vergangen, seit wir zum allgemeinen „auf Distanz Gehen“ verdonnert wurden, da überfluteten schon zig Influencer, Sängerinnen und andere Promis die Social Medias mit dem Aufschrei: „Oh, ich vermisse es so sehr euch zu umarmen!“. Haben wir wirklich keine grösseren Probleme?

Wird das jetzt normal?

Ich meine, ich vermisse die Nähe tatsächlich auch. Ob der Handschlag, die Umarmung oder die kollegiale Berührung – für mich gehört das zum „normalen“ zwischenmenschlichen Umgang. Und ich vermisse es!

Doch sobald im ganzen Land diese roten Plakate hingen und uns der Bundesrat „Hände waschen!“, „Abstand halten!“ eingetrichtert hatte, war für mich klar: Ich muss jetzt niemandem beweisen, dass ich keine Angst habe oder ich dem Gegenüber besonders vertraue und wir uns daher weiterhin umarmen könnten.

Nein, Solidarität hies ab sofort: Physische Distanz wahren. (Dabei hatte ich ende Februar schon ein mulmiges Gefühl, als wir uns beim Gebet während dem Kongress in Karlsruhe noch „mutig“ die Hände gaben.)

Und da hat mich dann eben der Aufschrei der Influencer („Ich kann nicht mehr warten, bis wir uns wieder drücken können!“) genauso genervt wie Menschen, die es als besonderes Zeichen der Freundschaft interpretieren, wenn man sich weiterhin per Handschlag begrüsst.

Unwohl wird es mir aber tatsächlich beim Gedanken daran, dass diese Distanz das neue Normal sein könnte – mind. für die nächsten Monate, eher Jahre:

Dauert das ein paar Monate, vielleicht ein Jahr, lässt sich damit leben. Sollte es aber zu den befürchteten Jo-Jo-Shutdowns kommen, erwarten Forscher bei einer Generation Störungen, mit Intimität umgehen zu können.

So las ich es in der NZZ am Sonntag in einem Artikel über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Jugendlichen.

Ich hab hier schon vor drei Wochen geschrieben, dass ich mich an eine solche neue Normalität mit „Social Distancing“ nicht gewöhnen möchte.

Wahrscheinlich bleibt uns aber nichts anders übrig und das macht mich traurig, unsicher und fragend: Wie könnten wir denn eine solche neue Normalität gestalten, damit wir dabei nicht krank werden?

Zuerst müssen wir wohl einfach trauern und die Tatsache verdauen, dass wir – mindestens wenn wir zu den Menschen gehören, die diese Nähe brauchen (es gibt ja auch solche, tendenziell introvertiert veranlagte Menschen, die gerade aufblühen in der gegenwärtigen Stille) –  mit dem Verlust der physischen Nähe leben müssen.

Chancen entdecken

Dann gilt es herauszufinden, welche Chancen das neue Normal mit sich bringt: Was habe ich in der Corona-Zeit schätzen gelernt, was ich mit in die neue Normalität nehmen will?

Drei Begegnungen dieser Woche haben mir da mögliche Perspektiven aufgezeigt:

Da habe ich bei einer globalen Online-Weiterbildung vom CEO der Southwest Airlines gehört, der sich für jeden seiner 60 wichtigsten Mitarbeitenden je eine halbe Stunde fürs persönliche Zoom-Gespräch genommen hat – mitten in dieser Krise, die alle Airlines hart trifft. Patrick Lencioni, der dieses Beispiel und jenes von Arbeitskollegen, die sich nun nach dem Gesundheitszustand der Grossmutter des einen Kollegen erkundigten, erzählte, fragte: „Wollen wir solche Dinge nach der Krise einfach stoppen und zu ‚Business as usual‘ übergehen?“ Nein, die persönliche Note und gegenseitige Anteilnahme, die durch – oder trotz – Homeoffice im Arbeitsalltag Einzug gehalten haben, soll Teil vom neuen Normal sein.

In einer Zoom-Besprechung mit einem (introvertierten) Arbeitskollegen spürte ich, wie er der aktuellen Situation viel Gutes abgewinnt. Er sieht neue Chancen, hat es genossen, ohne Gerangel in einer grossen Halle und ohne Flugreise aus seinem Büro heraus Teil eines Kongresses zu sein. Wollen wir nach der Krise wieder dem „Megaismus“ verfallen und von einem Event zum nächsten fliegen? Nein, die gerade entdeckten und schätzen gelernten (technischen) Möglichkeiten auch auf Distanz miteinander verbunden zu sein, soll Teil vom neuen Normal sein.

Die oben bereits erwähnte Ausgabe der NZZ am Sonntag enthält auch eine Kolumne vom Kreativkopf Dennis Lück. Er schreibt:

Solche Aktionen verbreiten Energie. Sie inspirieren mit der Willenskraft, die sich dahinter verbirgt. Hinter jedem kleinen Trotzdem steckt ein Mensch mit einem Kämpferherzen, der verstanden hat, dass es nicht um das perfekte, sondern um das schlichte Weitermachen geht. … Es tröstet zwar wenig, aber es scheint ein Fakt, dass die Schweiz noch nie so sehr vor kreativer Energie gestrotzt hat wie jetzt.

Begnügen wir uns wieder mit dem Status quo, wenn wir die Krise überwunden haben? Nein, diese kreative Energie verbunden mit einem Kämpferherzen soll Teil vom neuen Normal sein.

Egal wie weit weg er noch ist, ich freu mich schon auf den Tag, wenn Umarmungen, Handschlag und Küsschen wieder „erlaubt“ sind. Doch selbst, wenn dieser Tag nicht kommen sollte: Das neue Normal soll nicht durch Einschränkungen definiert werden, sondern von Dingen, die wir mit neuem Bewusstsein aktiv gestalten.

Glücksaufgabe

Wenn nächste Woche ein Schritt Richtung neuer Normalität begangen wird, was willst du aus der Lockdown-Zeit in dieses neue Normal „rüber retten“?

Ist das jetzt das Ende? Oder erst der Anfang?

Es wird schon zum Ritual: Gespannt wartet man – daheim natürlich – vor den Bildschirmen auf die Medienkonferenz des Bundesrates, um zu hören, was uns als Nächstes erwartet.

In Zeiten, in der TV-Sendungen längst den Status „Lagerfeuer der Nation“ verloren haben, gelingt es Bundesräten und Chefbeamten zu gern gesehenen Helden des Volkes zu werden. Tatsächlich bin auch ich stolz auf unsere Verantwortungsträger und bin sehr dankbar, nicht der Laune eines notorischen Lügners ausgesetzt zu sein.

Jetzt haben wir also Gewissheit: Der Bundesrat plant den Ausstieg. Ist das der Anfang einer neuen Normalität, wie es einige nennen? An diesen Gedanken möchte ich mich nicht gewöhnen! Es soll normal werden, dass wir auf Nähe, Umarmungen und Gartenfestli verzichten? Nein, eine solche Normalität soll die Ausnahme bleiben und nicht zur Norm werden.

Doch eines wurde auch klar: Ein schnelles Ende gibt es nicht, Corona wird uns noch lange begleiten. Das zeigt schon nur ein Blick in meine Agenda, die bis zum Spätsommer gravierende Veränderungen aufweist.

Hoffnungsvoll unterwegs

„Mir wäre egal, wenn die Kids erst wieder nach den langen Sommerferien in die Schule könnten, Hauptsache wir haben bald eine Perspektive“, meinte diese Woche ein Mami.

Natürlich gibt es auch viele andere Stimmen von Eltern, die nicht verstehen, warum die Kinder nicht schon nächsten Montag wieder zur Schule können. Doch im Grundsatz glaube ich, geht es vielen von uns genau so: Die Ungewissheit nagt sehr stark an uns. Wenn wir eine Perspektive haben, selbst wenn es nur ein langsamer Ausstieg aus der Isolation ist, gibt Hoffnung, macht Mut.

Nun gibt es eine solche Perspektive. Und das ist gut so.

Trotzdem wird uns die Ungewissheit bei diesem fiesen Virus noch lange begleiten. Zu vieles scheint unberechenbar, unkontrollierbar.

Warten ohne Hoffen ist die Hölle.

So lese ich es in der NZZ am Sonntag vom Ostersonntag.

Die Hoffnung ist eine unheimlich starke Kraft. Hoffen, optimistisch in die Zukunft zu blicken, ist sogar eine Glücksaktivität.

Unser Hoffen muss dabei aber immer auch mehr sein als ein zwanghaftes positives Denken. Es geht nicht darum, Dinge schön zu reden, die beim besten Willen nicht schön sind.

Es wird nicht einfach alles gut nach Corona!

Nein, leider nicht. Es hat bereits viel, in einigen Ländern sehr viele, Tote gegeben. Und noch mehr wird es „wirtschaftliche Leichen“ geben. Auch da bin ich dankbar, darf ich in einem Land mit so guten Einrichtungen und Sozialleistungen leben und bin nicht einer von Millionen Amerikanern, die jetzt vor dem Nichts stehen.

Schmerz und Leid werden vermutlich in den nächsten Wochen noch zunehmen. Doch meine Hoffnung geht über diese Zeit hinaus:

Es kommt der Tag, da spielen Kinder wieder fröhlich auf dem Schulhof zusammen!

Es kommt der Tag, da wird in unseren Gärten wieder laut gelacht, Gemeinschaft genossen und das Leben gefeiert.

Es kommt der Tag, da werden unsere Söhne (und Töchter) wieder stolz ihre Teamtrikots tragen und dem runden Leder hinterherjagen.

Es kommt der Tag, da werden wir Sitzungen wieder mit Menschen satt mit Maschinen abhalten.

Eine Hoffnung, die mich trägt

Und selbst wenn ich dies alles nicht mehr erleben dürfte, lebt in mir eine Hoffnung, die grösser ist als all das.

Oder wie es unsere Tochter allen Nachbarn in einem Osterpräsent geschrieben hatte: „Egal was auf unserer Welt gerade los ist – Ostern ist grösser!“.
(By the way: Man fragt sich ja als Eltern immer, ob man in der Erziehung auch etwas richtig gemacht hat. Solche Momente, wenn du merkst, dass deine Tochter in völliger Eigeninitiative eine solche Botschaft weitergibt, macht einem da sehr versöhnt …)

Durch Ostern erscheint alles in einem anderen Licht. Unsere Hoffnung hat einen Namen und ist begründet: Das Leid hat nicht das letzte Wort, das Leben hat über den Tod triumphiert.

Im christlichen Glauben wird das vermeintliche Ende zum Anfang. Und das gibt mir Mut und Hoffnung.

Mit dem Glauben an die leibliche Auferstehung, Höhepunkt von Ostern, behauptet das Christentum: Die Sehnsucht nach wahrer Liebe und Gerechtigkeit ist kein Hirngespinst. So, wie der körperliche Durst darauf hindeutet, dass es Wasser gibt, um diesen Durst zu löschen, so deutet der seelische Durst nach wahrer Liebe und Gerechtigkeit darauf hin, dass diese existieren.

So hast es Giuseppe Gracia in der Osterausgabe der NZZ am Sonntag treffend geschrieben.

Glücksaufgabe

Auf was freust du dich jetzt schon, wenn der Lockdown zu Ende ist? (Wäre es womöglich gut, wenn du dir jetzt schon versprichst, genau dafür dann auch wirklich Zeit und Raum zu schaffen?)

Welche Hoffnung trägt dich durchs Leben?

Gott, warum nur?

»Warum lässt Gott das zu?«

Diese Frage begleitet jede Krise. Und wenn die Krise, wie die aktuelle, eine weltumspannende ist und am Ende wohl jeder Erdenbürger irgendwo mit den Folgen dieser Krise konfrontiert wird, stellt sich die Frage nach dem scheinbar passiv zuschauenden Gott erst recht.

Obwohl: Ich hätte da noch ganz andere Warum-Fragen an den lieben Gott.

Ob Klimanotstand, Corona-Krise, Hungersnöte oder viele weitere Tragödien dieser Welt – wenn wir ehrlich sind, ist es zu einfach, wenn wir die Schuld daran einfach Gott in die Schuhe schieben wollen.

Vieles ist selbstgemacht! Unser exzessiver, ausbeuterischer Lebensstil geht auf Kosten von anderen!

Auf Kosten von Menschen, die nicht dieselben Mittel haben wie wir – oder ganz einfach nicht das Glück hatten, in diesem Teil der Erde geboren worden zu sein.

Auf Kosten von Tieren, die wir nur züchten, um sie dann abzuschlachten und auf unseren Speiseplan zu setzen. (Ich liebe ein gutes Stück Fleisch und bin alles andere als ein Vegetarier, verschweige denn ein Veganer. Doch langsam aber sicher hab ich „die Schnauze voll“ von unserer allgegenwärtigen Masslosigkeit – wir sehen ja, wo uns das hinführt!)

Auf Kosten der Natur, die ihr Gleichgewicht verliert, während wir immer mehr „unser Ding“ durchziehen.

Also, bitte hören wir auf, Gott für etwas verantwortlich zu machen, was wir selber ganz prächtig vergeigen.

Für mich stellt sich die „Warum, Gott?“-Frage weniger bei diesen grossen Krisen, die viel mit unserem Lebensstil zu tun haben. Was mich aber beschäftigt, sind die vielen Einzelschicksale, wo Menschen alles verlieren, was sie hatten. Wo Menschen durch nichtenden wollende gesundheitliche Wüsten gehen. Wo Kinder einfach am falschen Ort auf dieser Welt oder auch einfach in der falschen Familie geboren werden – und dann ein Leben auf der Flucht, im Hunger oder in psychischem oder physischem Missbrauch ausgesetzt verbringen müssen.

GOTT, WARUM LÄSST DU DAS ZU? WARUM MÜSSEN DIESE SCHWÄCHSTEN DER SCHWACHEN SO VIEL LEID ERFAHREN?

Da fehlen mir die Argumente, es gibt nur unzureichende Antworten.

Ein Gott, der sich selbst hingibt

Aufgrund der Corona-Krise wird dieses Jahr auf der ganzen Welt das wichtigste Fest der Christenheit anders gefeiert: Die Kirchen bleiben leer. Einige haben dazu gesagt: Das passt doch, das Grab war an Ostern auch leer.

Und vielleicht ist es ganz gut, dass so vieles anders ist als sonst. Das lässt hoffentlich der Frage mehr Raum, was es denn mit diesem christlichen Fest auf sich hat.

Die „Warum lässt Gott das zu?“-Frage könnten wir auch an Karfreitag stellen: Warum nur lässt Gott seinen eigenen Sohn diesen quälenden Tod am Kreuz erleiden?

Es sah aus wie die sichere Niederlage. Die Soldaten spotteten: Wenn du wirklich Gott bist, dann zeig es jetzt! Anderen hast du geholfen – und jetzt das …

Auch was von Jesus überliefert ist, schmeckt irgendwie nach bitterer Niederlage:

Gegen drei Uhr rief Jesus laut:
»Eli, Eli, lema sabachtani?«
Das heisst übersetzt:
»Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«
(Die Bibel, Markus 15,34)

»Warum, Gott?«

Die theologische Antwort darauf fällt unterschiedlich aus. Was wir mit Bestimmtheit wissen: Was an Karfreitag im Kleid einer sicheren Niederlage daher kam, wurde am Ostersonntag in den grössten Sieg dieser Welt verwandelt!

In Zeiten wie diesen wird uns erst recht bewusst, wie sehr wir den auferstandenen Jesus nötig haben, der zu seiner Zeit alles heil machen wird, was jetzt krank und zerbrochen ist.

Glücksaufgabe

Was bedeuten Karfreitag und Ostern für dich? Dass Gott sich selbst verletzlich machte, ist auch heute noch von Bedeutung. Gib Ostern die Chance, mehr als ein schönes Osterhasen-Familienfest oder der höchste christliche Feiertag zu sein. Für Gott wurde es persönlich, lass es auch für dich persönlich werden!

Diese Woche habe ich bei Richard Rohr eine spannende Bedeutung von Karfreitag gelesen:

Für uns ist Jesus nicht gekommen, um Gott in seinem Urteil über die Menschheit umzustimmen, sondern um die Menschheit in Bezug auf Gott umzustimmen. Das ist ‚einfach und schön‘, wie Einstein es von jeder grossen Wahrheit verlangt hat.