Ich erinnere mich, wie ich als Jugendlicher in einem Winterlager der JG (Jugendgruppe) zusammen mit einem Team Inputs zum Thema «No Limits» gab.
Einige Jahrzehnte später habe ich letzten Sonntag auch wieder über Grenzen gesprochen. Diesmal mit einem ganz anderen Motto: «Grenzen – ein göttliches Geschenk?».
Was jetzt? Grenzenlos unterwegs oder Grenzen freudig umarmen?
Dem jugendlichen Enthusiasmus sind Grenzen naturgemäss zuwider. Man will ausbrechen, die Welt erobern und sich nicht limitieren lassen.
Zugegeben: Ich liebe Begrenzungen immer noch nicht. Doch ich sehe mit einer gewissen Lebenserfahrung, dass Grenzen nicht bloss da sind, um mich zu limitieren. Tatsächlich schützen sie mich auch.
Während der aktuellen Matinée-Serie sind wir mit dem Buch Emotional gesunde Nachfolge von Pete Scazzero unterwegs. Bezüglich Grenzen hat mich ein Zitat von Pete ganz besonders angesprochen:
«Eines der Anzeichen für wachsende geistliche Reife ist es, ein ganzes Ja zu unseren gottgegebenen Grenzen zu finden. Leider lehnen sich die meisten von uns gegen Grenzen auf – gegen ihre eigenen und die anderer Menschen.
Wir erwarten viel zu viel von uns und sind deshalb häufig resigniert, enttäuscht oder wütend. Eine der Hauptursachen für Burn-out liegt darin, dass wir geben, was wir nicht besitzen.»
Das find ich unheimlich stark.
Zerbrochen an den Erwartungen
Wie viele Menschen erleben genau das, was hier beschrieben ist: Wir sind immer wieder enttäuscht, müde, resigniert – und vielleicht sogar verärgert und wütend.
Warum? Wenn die These von Pete Scazzero stimmt, gibt es da einen Zusammenhang mit unseren Erwartungen. Unseren Erwartungen an uns selbst. Und unsere Erwartungen an andere.
Und was tun wir jetzt damit? Uns einfach noch ein bisschen mehr anstrengen? Noch länger arbeiten, noch mehr Aufträge annehmen, noch mehr «Jöblis» sammeln, uns noch mehr um die Kinder, Eltern, Nachbarn … kümmern? Noch luxuriösere Ferien, noch mehr Hobbys, mehr Freunde …?
Noch mehr von allem – in der Hoffnung, dass wir so unsere Erwartungen an uns selbst endlich befriedigen können?
Das klingt für mich nach einem Weg direkt in die Sackgasse.
Besser scheint mir, das Lebensmotto «no limits» auszutauschen. Zum Beispiel mit «weniger ist mehr». Und dabei entdecken: Grenzen und Begrenzungen sind nicht gegen mich, sondern für mich.
Einfach mal ohne schlechtes Gewissen weniger von sich und von anderen erwarten. Ich weiss noch nicht, ob mir das gelingt. Aber ich will das Experiment wagen und vermute, dass sich hier ein weiterer Weg ins Glück auftun könnte.
Glücksaufgabe
Hast du auch schon erlebt, dass du gegeben hast, was du nicht besessen hast? Hast du vielleicht sogar Burn-out Erfahrungen hinter dir?
Wie könntest du einen gesunden Umgang mit deinen Grenzen einüben? Wo gilt es, dir und anderen Grenzen zu setzen?
Wenn du dich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen willst, kannst du hier gerne meine Predigt «Grenzen – ein göttliches Geschenk?» nachhören?