Dream big. Do big.

Früher konnte für mich ein Traum nicht gross genug sein. Mir wurde ja nicht umsonst gesagt: «Je grösser dein Traum, desto stärker kann sich Gott darin zeigen».

Inzwischen habe ich auch kleine Träume schätzen gelernt und bin mir ziemlich sicher, dass die Gleichung «Grosser Traum = Grosser Gott» hinkt. In vielen ach so schönen grossen Träumen steckt wohl eine dicke Portion GW – und zwar nicht GW als Gottes Wille, sondern als Grössenwahn.

Und trotzdem habe ich im gms gestern Abend bereits zum zweiten Mal den Werbespott «Dream big. Do big.» von Sunrise gezeigt. Mich inspiriert dieser Clip, weil er uns ermutigt, nicht nur von einer besseren Welt zu träumen, sondern auch konkret etwas für eine bessere Welt zu tun – ob im Kleinen oder im Grossen spielt da weniger eine Rolle.  

Mich faszinieren Geschichten von Menschen, die genau nach diesem «Dream big. Do big.» mutig etwas angepackt haben. Wie gesagt: Auch wenn ich es in meiner Ausbildung oder an Kongressen noch etwas anders gelehrt bekam, die Grösse dieser Träume spielen mir heute nicht mehr so eine Rolle.

Was mich begeistert sind Menschen, die von einer Idee, einem Anliegen oder einer Not so sehr gepackt wurden, dass sie nicht nur beim Träumen blieben, sondern mutig und innovativ Neuland betreten haben. Ein solcher Mensch ist Nathalie Schaller. Als Sozial-Unternehmerin wurde ihre Story am Willow Creek Leitungskongress vorgestellt.

Sie gründete nach ihrem Jurastudium [eyd], das erste humanitäre Modelabel Deutschlands. Bei [eyd] steht nicht Profit, sondern das Wohlergehen der Produzentinnen im Vordergrund. Die traumatisierten Frauen, die in den Partnerwerkstätten in Indien und Nepal arbeiten, werden therapeutisch betreut und befähigt, ihr Leben selbst zu gestalten. [eyd] ist im deutschsprachigen Raum in über 50 Concept Stores vertreten.

Für mich eine sehr beeindruckende Geschichte:

«Abitur, Studium, Karriere – so hätte Nathalie Schallers Leben aussehen können. Doch auf Reisen nach Indien und Kambodscha begegnet sie Überlebenden von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Sie will helfen, schmeißt ihr Jura-Studium und gründet ein humanitäres Mode-Label.»

Im Grander-Vision-Video berichtet Nathalie Schaller am Leitungskongress, wie ihr Herz Feuer fing für eine grosse Vision. Und im Live-Talk motivierte sie die Kongressbesucher:innen:

«Wenn du merkst, dass etwas in dir glüht, dann mache ein Feuer daraus!»

Ein tolles Bild – aber wie macht man das?

Bleiben wir im Bild: Diese Woche glühte ein grosses Stück Holz in unserem Cheminée vor sich hin. Die Luftzufuhr passte, doch es brauchte weitere Holzstücke, damit sich ein richtiges Feuer entwickeln konnte.

Träume leben

Vom Bild des Feuers können wir dreierlei für unsere Träume lernen:

Ein Traum beginnt damit, dass wir in uns hineinhören, um herauszufinden, was in uns «glüht»:
=> Was sind die Themen, die dich nachts wachhalten?
=> Worüber kannst du stundenlang diskutieren?
=> Welche Menschengruppen sind dir besonders wichtig?

Sorge für eine passende Luftzufuhr:
=> Beschäftige dich mit dem Thema, dass dir wichtig ist!
=> Schaue Dokus dazu oder liess entsprechende Bücher.
=> Lerne Menschen kennen, die Erfahrung in diesem Bereich haben.
Wichtig: Wie beim Feuer braucht es das richtige Mass an Sauerstoff.
Mit zu viel Sauerstoff beginnt es wild zu flackern und das Feuer ist zu schnell vorbei! Zu viele Infos bringen dich durcheinander und bald ist der Traum aus!
Aber bleib dran, wenn du dich gar nicht mit deinem Traum auseinandersetzt (Luftzufuhr abstellst), erlöscht das Glühen schlagartig.

Bleib nicht alleine mit deinem Traum:
Hast du schon ein beeindruckendes Feuer mit nur einem Holzstück gesehen?
=> Triff dich mit Menschen, die dasselbe Anliegen teilen!
=> Schmiede mit ihnen zusammen Pläne!
=> Überlegt euch, wie aus dem «Dream big.» ein «Do big.» werden kann.

Glücksaufgabe

Ich liebe es, einem schönen Feuer zuzuschauen.

Und ich liebe es, Menschen zu erleben, die für ein Anliegen brennen.

Mit Träumen, die wir gemeinsam in Taten verwandeln, verändern wir die Welt in kleinen Schritten zum Guten. Das geht selten ohne Schweiss und Rückschläge – aber es macht glücklich!

Für die Lias und Luanas dieser Welt

Diese Woche hatte ich mein Standort- und Fördergespräch. In einem offenen Austausch haben wir uns mit meiner beruflichen Situation und der Entwicklung im letzten Jahr beschäftigt.

Dabei gab es viel Grund zur Freude – zum Beispiel über Ziele, die erreicht wurden und Perspektiven, die sich in den letzten Monaten eröffnet haben.

Doch ich nutzte die Gelegenheit auch, um einen ehrlichen Blick in unerfüllte Wünsche zu geben: Sowohl ich als auch meine Frau erhalten immer mal wieder ausgezeichnete Feedbacks auf unsere Predigt- und Referententätigkeit. Trotzdem fühlt sich vieles in unserem Alltag nach «Kleinklein» an – und nach Halloween befreien wir beispielsweise verklebte Fenster in unserer Location vom nächtlichen Eierbewurf.

Anders ausgedrückt mit einem konkreten Beispiel: Ich erhalte super ermutigende Feedbacks auf «Glück finden – hier und jetzt» (zuletzt vom ehemaligen Regierungsrat Bernhard Pulver), aber mein Glücks-Buch ist weit davon entfernt, ein Kassenschlager zu sein.

Was ist Erfolg?

Das Gefühl, das ich also in diesem Mitarbeitergespräch offen benannte, hat damit zu tun, dass ich mir «mehr Erfolg» wünsche und die «grosse Bühne» vermisse.

Mein Chef nahm meine Gefühle ernst, hielt mir gleichzeitig den Spiegel vor: «Warum hast du damals vor Jahren die Strategie deiner Arbeit angepasst und freiwillig auf die «grosse Bühne» verzichtet? Und von wegen «mehr Erfolg»: Gibt es etwas Wirkungsvolleres als das, was ihr da tut – denk nur an die Lias und Luanas, die hier einen Safe Place gefunden haben und sich aktiv einbringen!»

Touché! Es ist ein cooles Gefühl, vor 200 oder 1’000 Menschen zu sprechen und dafür Anerkennung zu erhalten. Doch ich habe mich bewusst dafür entschieden, mich für die Lias und Luanas dieser Welt einzusetzen. In der Hoffnung, abseits des Scheinwerferlichts nachhaltiger wirken zu können.

Das heisst dann halt auch: Hier ein Teenie-Kreis mit acht Personen, dort eine Matinée mit zwanzig Teilnehmenden und dazwischen ein wilder Cocktail von Umbauen, Einkaufen, Chai Latte zubereiten, Administration und Marketing.

Richtig schön ist es, wenn ich in die Predigtvorbereitung eintauchen kann und meine Gedanken mit anderen teilen darf. Und wenn wir dann wie letzten Sonntag Meilensteine feiern dürfen, fühlt sich unser Engagement tatsächlich sehr stimmig und nachhaltig an: Mit unterschiedlichsten Menschen durften wir den 23. Geburtstag unserer Arbeit feiern und die Moderation wurde von zwei jungen Frauen sehr persönlich, sympathisch und professionell gemacht.

Gibt es eine schönere Frucht als das: Zwei Menschen, die bei der Geburtsstunde vom gms noch gar nicht auf der Welt waren, erzählen offen, wie sie das gms als Geschenk von Gott erleben, hier einen Safe Place und die Liebe Gottes gefunden haben.

Darum mache ich, was ich mache!

Darum habe ich mich entschieden, mich künftig voll und ganz als Pfarrer zu betätigen und die Politik hinter mir zu lassen.

Für die Lias und Luanas dieser Welt.

Glücksaufgabe

Mit wem kannst du über ungestillte Sehnsüchte sprechen? Was für ein Glück, wenn man einen Chef hat, der einem dabei hilft zu sortieren. Wenn es nicht der Chef ist, kann ein Freund, Partner oder Coach diese Aufgabe übernehmen und dich spiegeln.

Und wenn du wissen willst, was denn die beiden jungen Frauen erzählt haben, dann empfehle ich dir von Herzen, in die Audio-Aufnahme der Matinée «Geschenk von Gott» reinzuhören. Mich macht es sehr glücklich – dich hoffentlich auch!

Platz für alle. Wirklich?

«Mini Farb und dini, das git zäme zwee,
wäred’s drü, vier, fünf, sächs, siebe,
wo gärn wettet zämebliibe,
git’s en Rägeboge, wo sich laht lah gseh,
git’s en Rägeboge, wo sich cha lah gseh.»

Ja, dieser Regenbogen.

Immer wieder ein demütiges Staunen, wenn der Friedensbogen irgendwo am Himmel aufleuchtet.

Und leider in den letzten Jahren auch immer wieder ein Ärgernis, wenn im Namen der Vielfarbigkeit darüber gestritten wird, wer nun zu welchen Bedingungen unter diesem Bogen alles Platz finden darf.

«Wie konnte es nur soweit kommen, dass ein biblisches Zeichen als Symbol der Schwulen-Bewegung missbraucht wird?» monieren die einen, während andere auf Social Media stolz Flagge zeigen – wahlweise für mehr Frieden auf dieser Welt oder für Diversität und ganz grundsätzlich für ein respektvolles Miteinander.

Persönlich ist mir der Regenbogen in vielerlei Hinsicht sehr wichtig: Zuerst als Naturphänomen, das mich immer wieder in eine innere Verzückung führt.

Dann als biblisches Versprechen, dass Gott es gut mit dem Menschen meint und er seinen Friedensbogen über uns spannt.

Und schliesslich genauso wie ich es im oben zitierten Kinderlied viele Jahre gesungen habe: Als Symbol für eine diverse Gesellschaft, wo alle ihren Platz finden dürfen und wo wir gemeinsam stärker (und schöner!) sind als jede:r für sich.

Auf so vielen Webseiten von Vereinen, Kirchen und Clubs steht: Bei uns sind alle herzlich willkommen. Ach, wirklich?

Oft steht im ungeschriebenen Kleingedruckten: Du bist willkommen, wenn du dich unseren Normen und Formen anpasst.

Oder wie es mein Bruder in seiner Lebensgeschichte auf den Punkt bringt: Mäth – Ja, aber …

Alle gleich

Zum 30-Jahre-Jubiläum des Weltbestsellers «Der Regenbogenfisch» fand in der Presse eine würdigende, jedoch auch kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Kinderbuches statt.

Ist es nun eine schöne Erzählung über das Teilen oder doch eher eine versteckte Botschaft in Richtung Gleichmacherei: Alle müssen gleich werden, damit sie in unserer Gesellschaft akzeptiert werden?

So gab beispielsweise Julia Stephan im Bieler Tagblatt vom 15. Oktober 2022 zu bedenken:

Meine deutsche Mutter, die das Schweizer Wertesystem, seine ungeschriebenen Verhaltensregeln gerade erst zu durchschauen begann, gab mir ihre Interpretation dieser Geschichte mit auf den Weg: Das Schicksal des Regenbogenfischs, am Ende nur einer unter vielen zu sein, sei ein typisch schweizerisches Ärgernis: «Bloss nichts Besonderes sein, bloss nicht auffallen, sonst werden alle neidisch auf dich.»

Jede:r ein Original

Wenn alle gleich sind, wo bleiben denn dann all die schönen Farben? Ich wünsche mir eine Gesellschaft, wo jede:r seine/ihre Farbe einbringen kann und mit seiner/ihrer Identität und Originalität geschätzt und geliebt wird.

Unsere Tochter Joy und ihre Partnerin Loa setzen sich mit ihren wöchentlichen Schwumpf-Geschichten genau dafür ein: Die kleinen und grossen Hörer:innen erfahren in den sympathischen Tiergeschichten, wie eine Welt aussehen könnte, wo Diversität nicht bloss ein schönes Mode- oder gehasstes Reizwort ist. Hier leben unterschiedlichste Menschen mit ihrer Einzigartigkeit und Eigenheit nicht nur friedlich neben- sondern wertschätzend miteinander.

Die Autorinnen schreiben über ihr Projekt:

Der kleine Biber Marco hat zwei Papas, der Molch Anton sitzt im Rollstuhl und ein Hasenbaby kommt zu früh zur Welt… dies ist nur ein kleiner Einblick in unsere vielfältigen Kindergeschichten. Unser Ziel ist es, Diversität auf kindgerechtem Weg zu vermitteln. Die 10-15minütigen Tiergeschichten werden auf Schweizerdeutsch erzählt und sind gratis auf Spotify und Anchor zu finden.

Mein bisherige Lieblingsgeschichte handelt natürlich passenderweise auch vom Regenbogen: Das Eichhörnchen Mimi macht sich darin auf die Suche nach den unterschiedlichsten Familienformen und findet auf ihrer Suche sechs tolle neue Freunde. Alle haben ihre eigene Geschichte und gemeinsam entdecken sie den Regenbogen mit all seinen Schattierungen und Farbverläufen.

Dabei fasziniert mich, wie Unterschiedlichkeit nicht ausschliesst sondern Diversität zu einem bereichernden Miteinander führt. Jede:r hat etwas Besonderes an sich. Es geht nicht um «Norm-al»: Normal ist, dass wir unterschiedlich sind und dazu stehen dürfen – und nicht menschgemachten Normen entsprechen müssen. 

Glücksaufgabe

«Das Fremde muss nicht länger fremd bleiben.» Hab ich hier im GlücksBlog nach meiner Begegnung mit dem Juden und dem Imam geschrieben.

Für einige mag es (be)fremd(end) sein, dass der Regenbogen von der Diversitäts-Bewegung in Beschlag genommen wurde. Aus religiösen Gründen haben viele Mühe, wenn die Formen der menschlichen Sexualität aus dem konservativ-traditionellen Rahmen fallen.

In einem Referat hat der deutsche Theologe Michael Diener kürzlich sehr offenen über seine Entwicklung mit diesen Thema gesprochen.

Hier auch noch ein Lesetipp: Homosexualität: Auf dem Weg in eine neue christliche Ethik?
Und wer sich ganz grundsätzlich Gedanken darüber machen möchte, wie man glauben kann, wenn der Glaube aus der Kindheit plötzlich zu eng wird, findet in Wenn der Glaube nicht mehr passt: Ein Umzugshelfer von Martin Benz wertvolle Impulse um den eigenen Glauben weiterzuentwickeln.

Und natürlich empfehle ich herzlich die Schwumpf-Geschichte vom Regenbogen und den dazugehörenden Instagram-Kanal.

Über hoffnungslose Fälle und andere Sackgassen

Meine Sonntagslektüre (NZZ am Sonntag) brachte mich neulich herzhaft zum Lachen: «Sie sind ein hoffnungsloser Fall! – Man sollte eine Sackgasse nach Ihnen benennen.»

Ich fand und finde dieses Cartoon wirklich lustig. Natürlich meldete sich in mir auch sofort die Stimme, die sagte: «Bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle.»

Ja, so hörte ich es seit Kindheitsbeinen immer wieder und in dieser Glaubensüberzeugung bin ich bis heute verwurzelt.

Und trotzdem hat sich im Lauf der Zeit und mit zunehmender Komplexität des Lebens die Bedeutung dieser kindlichen Überzeugung gewandelt.

Salopp gesagt, sah die Hoffnung, dass es bei Gott keine hoffnungslosen Fälle gibt, für mich früher etwa so aus: Was nicht sein darf, macht Gott weg – schliesslich gibt es bei ihm ja keine hoffnungslosen Fälle.

Leider hat er es so oft nicht gemacht: Bei der Krankheit meiner Mutter, beim Leidensweg meines Bruders, bei der Depression meines Freundes, bei so mancher Krise und auch nicht bei Putin.

Also doch hoffnungslose Fälle?
Doch eine Sackgasse?

NZZ am Sonntag, 11. Sept. 2022 – Schluss-Strich von Nicolas Mahler

Vielleicht stimmt die vertrauensvolle Aussage mit Gott und den hoffnungslosen Fällen für mich darum noch, weil ich eine neue Definition für Hoffnung gefunden habe: Es geht hier nicht um einen kurzfristigen Zweckoptimismus à la Positives Denken – was heute nicht gut ist, ist morgen wunderbar – wenn du nur genug daran glaubst.

Nein, Hoffnung ist für mich ein tragendes Grundgefühl geworden: Auch wenn es das Leben nicht gut mit mir meint, Gott wird – zu seiner Zeit! – alles zu einem guten Ende bringen.

Meine Herausforderung dabei ist die Frage nach der Geduld: Ich möchte es jetzt «geflickt» haben. Doch Gott lässt sich Zeit und sagt nur: «Hab Geduld, mein Kind!».

Vielleicht sagt er das bis in alle Ewigkeit. Aber dann, das ist meine Hoffnung und Zuversicht, wird wirklich alles gut. Denn Hoffnung heisst für mich, wie ich es neulich zum Schluss meiner Predigt sagte: Die Perspektive, dass unsere Sehnsucht nach dem Vollkommenen und Ewigen einmal in Erfüllung gehen wird.

Zurück ins Hier und Jetzt. Tatsächlich gibt es ausweglose Situationen und gar hoffnungslose Fälle. Ich glaube nicht mehr, dass jede Situation sich plötzlich wie durch Wunderhand ins Gute dreht und nicht jeder Fall verpuppt sich von der Raupe zum Schmetterling – bei mir starben die Raupen meistens vorher.

Das klingt pessimistisch, ja. Aber das Leben zeigt uns doch, dass manchmal wirklich die Sackgasse gewinnt. Doch: Auch hier lebt die Hoffnung zuletzt, wie es eine Freundin von uns formuliert. Auch wenn die Sackgasse, das Unausweichliche, weder weggebetet noch wegpositivgedenkt werden kann: Gott bringt alles zu seinem guten Ende!

Glücksaufgabe

Wie definierst du Hoffnung?

Hoffnung ist eine wunderbare Glücksaktivität – sogar in der Sackgasse.

Übrigens: Die Künstlerin Christa Reusser, von der das obige Schriftenbild stammt, gibt demnächst bei uns in Studen einen Handlettering Kurs (vier freie Plätze gibt es noch).

Vater-Aufgabe: Flügel verleihen

In unserem Familienkalender war eine Woche im Jahr immer fix eingeplant: Während meiner Schulzeit fuhren wir Jahr für Jahr ins vorarlbergische Schruns zum Skifahren. Diese Woche anfangs Februar war meistens mit viel Sonnenschein gekörnt und wurde mit der Zeit von unseren Vermietern der Ferienwohnung als „Schweizer Woche“ bennant.

Ich bin meinen Eltern bis heute dankbar für dieses schöne Ritual, welches ich – zwar mit etwas weniger Wetterglück – bis zum ersten Corona-Winter mit meinen Kindern weiterführte. Die Liebe zum Wintersport lebt weiter und ich geniesse jeden Schwung, den ich in die steile Sennigrat-Piste zeichnen kann.

Verbunden mit dieser Liebe zum Skifahren ist auch der natürliche, befreiende Glaube, den mir mein Papi vorgelebt und mitgegeben hat. Neben der einen Woche im Februar verbrachten wir nämlich auch hin und wieder einen Sonntag in den Bergen statt im Gemeindegottesdienst. Für uns wurden an diesen Sonntagen die Alpen zur Kirche: Wir haben auf dem Skilift Lobpreis Lieder gesungen, fühlten uns unserem Schöpfer nahe und freuten uns als Beschenkte am Leben.

In ganz spezieller Erinnerung ist mir ein Papi-Sohn-Ski-Weekend in Verbier. Zu zweit verbrachten wir wunderbare Tage auf den anspruchsvollen Pisten und abends genossen wir die gemeinsame Zeit beim Essen im Restaurant. Und als wir später im Bett lagen, begannen wir „Holländisch“ miteinander zu sprechen. Natürlich ohne die Sprache zu beherrschen und ohne wirklich etwas Bedeutungsvolles zu sagen.

Mir wird etwas zugetraut

Aber wir hatten Spass zusammen, konnten Tränen lachen und das unbeschwerte Leben feiern. Ernsthafter war der Moment auf der Skipiste, als mein Papi auf einer besonders herausfordernden Buckelpiste zu mir sagte: «Mein Sohn, jetzt hast du mich in den skifahrerischen Fähigkeiten überholt!».

Für diese Anerkennung bin ich meinem Daddy bis heute dankbar! Überhaupt ist dies ein Wesenszug von ihm, der bis heute anhält: Er glaubt an mich, feiert mich und schenkt mir Anerkennung.

Das tut gut – und wie! Es ist das, was Richard Rohr die Vaterliebe, die uns Kinder Flügel verleiht, nennt. Alle, die das erleben, wissen, dass uns in Wahrheit nicht ein österreichischer Energydrink zum Fliegen bringt, sondern ein Mensch – am besten tatsächlich der Vater -, der uns etwas zutraut, an uns glaubt und damit unser Selbstvertrauen stärkt.

Papi hat meinem Skifahren Flügel verliehen.

Und meinem Glauben, der sich an Freiheit und nicht an Gesetzlichkeit orientiert.

Und meinem Leben insgesamt, weil er mir immer wieder etwas zutraut und stolz auf mich ist.

«Päpu, danke dafür!»


Dieser Artikel ist zuerst als Kolumne in der Rubrik «Gut gemacht, Papa!» im Magazin MOVO – Was Männer bewegt. Was Männer bewegen. erschienen.  

Glücksaufgabe

Und was haben deine Eltern gut gemacht? Wofür bist du ihnen dankbar?

Welche Wurzeln verankern dich im Leben und welche Flügel bringen dich zum Fliegen? (Einige Gedanken zum Wurzel & Flügel Konzept findest du hier oder auch in meinem GlücksBuch.)

Falls du selber Kinder hast: Was willst du ihnen mitgeben?

Übrigens, wenn du deine Geschichte mit deinem Vater auch teilen willst, wende dich doch an die MOVO-Redaktion, die sind immer wieder dankbar für gute Geschichten für die Rubrik «Gut gemacht, Papa!».

Begegnung auf Augenhöhe

Ich schreibe diesen Text in einem Park. Neben mir balanciert ein Kind auf einem Spielgerät. Die Mutter zückt ihr Mobile und will ein Foto machen. Das Kind wehrt sich: «Nein, kein Foto!».

Ähnlich reagieren manchmal Menschen in unserem Umfeld, wenn wir ihnen von etwas erzählen möchten, was für uns eine grosse Bedeutung hat: «Nein, bekehre mich nicht!».

Ziemlich genau so hat es vor einigen Monaten eine junge Frau, die sich in unserer sozial-diakonischen Kinder- und Familienanimation zu engagieren begann, zu mir gesagt.

Uns ist es wichtig, dass unsere Aktivitäten für Kinder und Familien transparent sind: Wenn der christliche Glaube thematisiert wird, soll dies auch auf dem Flyer erkennbar sein. Und weil ich die Frau auch einmal zu einer Matinée, wo es Inspiration für Leben und Glauben gibt, einlud, kam es zur besagten Reaktion. Neugier und Skepsis sorgten für eine spannende Mischung.

Früher haben mich ablehnende Äusserung gestresst: Ich muss doch den Menschen von meinem Glauben erzählen – selbst wenn sie dies nicht wollen.

Inzwischen kann ich ziemlich entspannt damit umgehen – und ich sehe es auch nicht als meine Aufgabe, irgendjemand zu bekehren. Massgeblich zur Entspannung beigetragen haben Bücher wie «Bekehre nicht, lebe!» von Willow Creek. Ein Tipp blieb ganz konkret hängen: Zuerst gemeinsam grillen, bevor wir von unseren (Glaubens)Überzeugungen reden.

Jede:r weiss – ausser das Schweizer Parlament -, dass Menschen von dem lernen, was wir leben und nicht von dem, was wir sagen. Das gilt ganz grundsätzlich für unsere Überzeugungen und Haltungen – und ganz besonders, wenn es um den persönlichen Glauben geht.

Ich muss meinen Glauben nicht wie eine Versicherungspolice anpreisen. Wenn der Glaube in mir lebt, spricht er für sich selbst. Das entlastet mich – und stellt meinen Glauben gleichzeitig auf die Probe: Besteht mein Glaube hauptsächlich aus Worten oder spürt meine Nachbarin etwas von meiner Gottesbeziehung?

Lebt der Glaube in mir, kommt früher oder später auch die Gelegenheit, darüber zu sprechen. Doch auch solche Gespräche beginne ich lieber mit Fragen als mit Antworten. Indem ich mich aufrichtig für mein Gegenüber und seine Lebensüberzeugungen interessiere, ergibt sich wie von selbst eine Diskussion über Gott und die Welt.

Übrigens: Die Mutter hat den Wunsch ihres Kindes leider nicht respektiert und eine Foto gemacht. Ich hoffe, wir machen es in unseren Gesprächen über das, was uns besonders wichtig ist, besser!

Dieser Artikel ist zuerst als Kolumne in der Rubrik «Das hilft mir, wenn …» im Magazin Family und FamilyNEXT erschienen.  

Glücksaufgabe

Was bedeutet für dich «Begegnung auf Augenhöhe»?

Es macht glücklicher, sich aufrichtig für Menschen, ihre Erfahrungen und Überzeugungen zu interessieren, als sie zu etwas überreden zu müssen.

Interesse am Menschen – und zwar gegenseitig – das heisst für mich «Begegnung auf Augenhöhe».

Wo erlebst du, dass sich Menschen an dir interessieren?
Und wo zeigst du Interesse an anderen Menschen?

«Connected» leben und führen

Endlich ist es wieder soweit: Pandemiebedingt wurde der letzte Leitungskongress abgebrochen und der diesjährige musste unglücklicherweise vom Februar in den August verschoben werden.

Umso grösser war die Freude, als es gestern in der Messe Leipzig losging und tausende Menschen sich «connected» (verbunden) haben, um sich für ihr Leben und Leiten inspirieren zu lassen. Willow Leitungskongress – das sind für mich drei Tage voller hochkarätiger Referate, herzbewegende Kunst, erstklassige Musik und zahlreiche horizontweitende (Pausen)Begegnungen.

Unter dem Thema «Connected» denken wir dieses Jahr darüber nach, wie wir trotz der zahlreichen Krisen unserer Zeit, die von der globalen (Medien)Bühne direkt in unsere Kirchenreihen und Familien dringen, miteinander verbunden bleiben.

«Verbundenheit ist alles!», meinte etwa der erfolgreiche Unternehmer und Autor Bodo Janssen, «Kernziel der Führung ist Verbindung zu schaffen. Verbindung der Menschen zu sich selbst, zueinander, zur Umwelt und zu Gott.»

Verbunden mit mir selbst

Mir helfen solche Kongresse immer wieder, mit mir und meinen Visionen in Verbindung zu kommen. Natürlich sind über all die Jahre viele Inhalte auch einfach Wiederholung – aber guttuende und wichtige Wiederholungen.

Ohne solche – und andere – Reflexionspausen wird mein Alltag viel zu schnell von «willkürlichen» To-Do-Listen bestimmt, scheinbar Dringendes wird hastig erledigt, wirklich Wichtiges bleibt dafür liegen.

Darum brauche ich Erinnerungen wie diese:

«Das WHAT motiviert niemanden,
was motiviert ist das WHY».
Michael Herbst

Will ich gut mit mir und meiner Lebensvision connectet sein, sollte sich dementsprechend mehr um das WHY drehen und nicht bloss um die To-Do-Listen des WHATs.

Und ein weiterer Gedanke von Michael Herbst bleibt hängen: Bevor wir irgendetwas anpacken, brauchen wir ein ehrliches Annehmen von der Situation, wie sie eben ist – kein Schönreden, aber auch kein endloses Jammern über die Umstände.

«Es ist wie’s ist.»

Das ist ein wertvoller Rat für jeden Menschen persönlich, jede Kirche, überhaupt für alle Organisationen und Unternehmen. Für das persönliche Leben hat es auch damit zu tun, was Gary Haugen «Inventur der Innenwelt» nannte und uns herausforderte, uns nicht von Angst leiten zu lassen.

Denn: «Angst zerstört Träume».

Je nach Ergebnis dieser persönlichen Inventur wird ein kraftvoller Wandel nötig sein, wie es Bodo Janssen aus seinem Leben als Unternehmer ganz offen erzählte: Vom Erkennen (Inventur) über das Anerkennen (Es ist wie’s ist!) zum Bekennen (Wandel ist nötig und ich will diesen Weg gehen – selbst wenn es mich unter Umständen einiges kosten wird).

Verbunden mit anderen

Es ist ein geflügeltes und oft zitiertes, aber eben auch wahres Wort:

«Nur wer sich selbst führen kann,
kann andere führen.»

Darum ist es so wichtig, dass wir zuerst auf eine gesunde Weise mit uns verbunden sind, bevor wir uns mit anderen verbinden. Daraus kann eine reife Führungsperson erwachsen.

Bezüglich dem WHY nehme ich mir vor, noch konsequenter das WARUM (der grosse Traum) zu kommunizieren, erst dann kommen HOW und WHAT.

Und ich will Menschen darin unterstützen, ihr grosses WHY zu finden. Da schliesse ich mich gerne dem Traum von Bodo Janssen an:

«Führung hilft den Menschen
auf dem Weg vom Leben als Kopie
zurück zum Original-Sein.»

Die Sozial-Unternehmerin Nathalie Schaller sagte es so:

«Wenn etwas in dir brennt – du für etwas brennst -,
dann mache ein Feuer daraus!»

Führungspersonen helfen, Feuer zu entfachen.

Glücksaufgabe

Solche Führungspersonen werden andere Menschen glücklich machen.

Und das wiederum wird die Führungsperson glücklich machen!

Am Ende kommt es wieder zurück zu meiner Verbundenheit mit mir und mit meinem Schöpfer. Dazu das beste Zitat am Ende – nochmals von Bodo:

«Wir müssen nicht zuerst sterben,
um in Frieden zu ruhen.»

Was tust du dafür, dass du «in Frieden* ruhst» – bereits im Hier und Jetzt?

* gemäss der Worterklärung in der BasisBibel meint ein solcher Friede «umfassender Zustand von Glück und Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinsaft der aus der Beziehung mit Gott hervorgeht.» Anders gesagt: Ganzheitliches connected sein.

Hier kannst du ein kleines Häppchen Leitungskongress miterleben.

Darf ein Pfarrer eine Mission haben?

Mein Engagement als Armeeseelsorger war unserer Lokalzeitung eine ganze Seite wert. Natürlich hatte ich mich über die Kontaktaufnahme und das Interesse des Redaktors gefreut und nach der einen oder anderen organisatorischen Panne – leider wurde mir nicht mitgeteilt, dass auch eine Fotografin kommt und ich entsprechend im grünen Tenü erscheinen sollte – hatten wir ein sehr angeregtes und offenes Gespräch.

Da ich den Artikel wie abgemacht gegenlesen konnte und die digitale Version schon am Vorabend online war, erwartete ich keine Überraschung mehr. Doch als ich dann am Frühstückstisch das Bieler Tagblatt bei der entsprechenden Seite aufschlug, machte ich grosse Augen: Über den wohlwollenden Artikel wurde über Nacht noch ein reisserischer Titel gesetzt. Das hat mich sehr geärgert!

Dem zugegeben eher langweiligen Aufhänger «Warum ein Seeländer erst jetzt Armeeseelsorger werden durfte» (so steht es in der Digitalversion noch heute) hatte der Redaktor (oder wohl eher der diensthabende Blattmacher) eine grosse Portion Pfeffer dazu gestreut und so las ich dann zu meiner grossen Überraschung: «Darf er jetzt auch in der Kaserne missionieren?».

War das wirklich nötig?

Meine Freude über den Artikel war auf einen Schlag ziemlich getrübt. Interessanterweise hab ich zwar von verschiedenen Leuten gehört, die nicht wie ich über diesen reisserischen Titel gestolpert sind. Aber ich bin überzeugt, dass es die anderen auch gibt, die möglicherweise nur den Titel überflogen haben, sich in ihren Vorurteilen bestätigt fühlten und dem Artikel, resp. dem darin porträtierten Menschen, gar keine Chance gaben.

Warum habe ich mich so geärgert? Weil hier zu Gunsten von etwas mehr Aufmerksamkeit (Clickbaiting) ein Gliche bedient wurde, um das es dann im Artikel höchstens ganz am Rand geht. Und das Wörtchen «auch» im Titel impliziert, dass ich in meinen anderen Tätigkeiten (Pfarrer im gms und Gemeinderat von Studen) am Missionieren bin.

Jedenfalls sprach auch mein Kommunikationsberater von einem «üblen Titel» und ich fühlte mich unfair behandelt, nachdem ich mir viel Zeit für den Redaktor nahm und so bleibt es leider eine durchzogene Medienerfahrung (neben vielen guten Erfahrungen).

Warum sollte ich eigentlich nicht missionieren?

Beim Relaxen in den Sommerferien habe ich mir dann nochmals Gedanken zu diesem Titel gemacht und hab mich dann plötzlich gefragt: Warum soll jede Firma eine Mission haben, aber ich als Pfarrer darf nicht missionieren?

Natürlich ist der Begriff Missionieren gesellschaftlich negativ aufgeladen – darum hatte ich ja auch ein Problem mit der Titelsetzung.

Aber hey, heisst Missionieren im Grunde nicht einfach, das jemand seine/ihre Mission lebt?

Jede Organisation, die vorwärts kommen will, macht sich früher oder später Gedanken zum Missionstatement und jede Chefetage ist happy, wenn diese Mission von ihren Mitarbeitenden auch gelebt wird.

Aber wehe, wenn ein Pfarrer auf die Idee kommt, eine Mission zu haben …

Im Artikel steht, dass in der Armeeseelsorge Missionieren ein No-Go sei. Selbstverständlich ist mir das bewusst und habe ich ja dazu gesagt.

Aber weisst du was? Ich entscheide hier und heute, dass ich mich nicht an dieses Verbot halten werde: Egal, wo ich mich engagiere, ich will meine Mission leben.

Für mich ist es seit jeher klar, dass ich niemandem etwas überstülpe, niemanden bekehren will (noch so ein Reizwort) und kein Interesse daran habe, Menschen zu etwas zu drängen.

Wer so etwas unter Missionieren versteht – das tu ich nicht, weder in der Armee noch im Gemeinderat und auch nicht als Pfarrer.

Doch meine Mission, wie ich sie im letzten Blogartikel vor der Sommerpause durchblicken liess, die will ich überall leben und zu der stehe ich auch: Ich will Liebe schenken, Hoffnung verbreiten, Glaube leben.

Oder – wie der Redaktor und ich noch als möglichen Titel diskutierten – ich will «Anwalt der Hoffnung» sein. Wenn das Missionieren ist, dann will ich es gerne auch in der Kaserne tun.

Und was ist deine Mission?

Glücksaufgabe

«Eigentlich sollte man …», sagte das Paar, mit dem wir uns diese Woche trafen.

Ob als Paar oder als Einzelperson, «eigentlich sollte man …» tatsächlich.

Man sollte sich beispielsweise jährlich Zeit nehmen, um sich Gedanken darüber zu machen, welche Ziele, welche Mission, man persönlich oder als Paar erreichen möchte:
– Was ist mir wichtig?
– Wofür will ich meine Energie und Lebenszeit investieren?
– Auf was will ich später einmal zurückblicken können?

Die genau gleichen Fragen könnt ihr euch auch als Paar in der Wir-Form stellen. Die Gedanken aus dem letzten Blogartikel (Das Leben feiern) können dabei eine Hilfe sein.

Also, lasst uns fröhlich missionieren in dem Sinn, dass wir eine Mission im Leben haben, die wir mit Leidenschaft verfolgen und die unserem Sein Sinnhaftigkeit verleiht.

Denn: Eine Mission zu haben, macht glücklich!

Das Leben feiern

Das gibt ein schönes Fest-Weekend: Heute Abend feiern wird die Pensionierung von zwei langjährigen Lehrpersonen und morgen steigt ein Fest zum 80. Geburtstag meiner Schwiegermutter.

In unserer schnelllebigen Zeit ist es kaum mehr vorstellbar, dass jemand 40 Jahre am selben Ort arbeitet. Doch beide Personen, die wir heute nach all den Jahren von leidenschaftlichem Einsatz für unsere Schule in den sogenannten «wohlverdienten Ruhestand» verabschieden dürfen, haben genau dies getan. Praktisch ihr ganzes Berufsleben haben sie sich für Schülerinnen und Schüler unserer Dörfer engagiert und junge Menschen zweier Generationen auf dem Weg in ihren nächsten Lebensabschnitt begleitet.

Nun stehen sie selbst vor einem neuen Lebensabschnitt: Sie schauen auf viele Erinnerungen zurück und können Zukunftspläne schmieden ohne dem Schulalltag mit all seinen Herausforderungen.

In der einen oder anderen Rede werden wir den beiden unsere Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken, Anekdoten und Erinnerungen austauschen und die besten Wünsche mit auf ihren weiteren Weg geben.

Liegt deine Pensionierung noch vor dir? Egal wie viele Jahre es bis dahin noch dauert: Du entscheidest heute, wie du und deine Weggefährten bei deiner Pensionierung auf dein Berufsleben zurückblicken werden.

Was willst du erreicht haben?

Womit in Erinnerung bleiben?

Was müsste sein, damit du den Grossteil deines Berufslebens für denselben Arbeitgeber dein Bestes geben würdest?

Darauf will ich einmal zurückblicken

Für das Fest morgen hat meine Schwiegermutter eine Rede angekündigt. Ich bin gespannt, was sie aus ihrem reichen Leben erzählen will. Achtzig Jahre – das heisst, ein ganzes Estrichabteil voller Erinnerungen (ich meine dies im übertragenen Sinn, oft trifft es aber auch im wörtlichen, materiellen Sinn zu).

Mein Schwiegermami Susi hat in den letzten 80 Jahren sehr viele Hochs und Tiefs, Freudenmomente und Rückschläge erlebt. Das trifft auf jedes Leben zu. Keine und keiner ist davor gefeit Leidenszeiten durchzumachen. Und doch gibt es auf der anderen Seite immer einen Grund dankbar zu sein.

Wenn du dir deinen 80. Geburtstag vorstellst, wie stellst du dir diesen vor?

Mit wem willst du diesen besonderen Tag feiern?

Worauf willst du dankbar zurückblicken?

Wofür möchtest du bekannt sein?

Magst du auf dieser Gedankenreise noch einen Schritt weiter mit mir gehen? Es gibt im Coaching den Workshop Mein Vermächtnis, in dem man seine eigene Grabrede schreibt. Einigen geht das zu nahe oder sie finden es einfach zu makaber.

Trotzdem finde ich es eine sehr aufschlussreiche Übung: Wenn du dein Leben gedanklich von hinten aufrollst, sieht so manches ganz anders aus. Es geht sogar soweit, dass trotz den vielen höchst individuellen Lebensentwürfen viele Menschen auf dem Sterbebett ganz ähnliches bereuen: Zu wenig Zeit mit Freunden verbracht, zu wenig «das eigene Ding» durchgezogen, zu viel gearbeitet … (Buch: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen)

Ich leiste gerne, engagiere mich mit viel Energie in unterschiedlichen Projekten, bin gerne kreativ und habe gerne Erfolg – doch all diese Dinge sind nicht das, was ich am Ende meiner Tage hören möchte.

Vielmehr wünsche ich mir, dass die Menschen an meinem Grab sagen:

Er hat Liebe verschenkt.

Er hat Hoffnung verbreitet.

Er hat Glaube gelebt.

Glücksaufgabe

Deine heutigen Entscheidungen bestimmen, wie du und andere bei deiner Pensionierung, deinem 80. Geburtstag und später auch an deinem Grab auf dein Leben zurückblicken werden.

Was möchtest du deinen Mitmenschen hinterlassen?

Was soll dein Erbe sein?

Mit diesem Blogartikel verabschiede ich mich in die Sommerpause. Ich freue mich, wenn dich meine Gedanken zum Weiterdenken inspirieren. Und vielleicht hast du den Mut, dich dem Vermächtnis-Workshop zu stellen. Ich schenk ihn dir hier als Gratisdownload.

Gestalte dein Glück – und nutze auch gerade die hoffentlich etwas ruhigeren Sommerwochen dazu. Und falls du für dich oder für andere Menschen, die dir wichtig sind, noch eine gute Sommerlektüre suchst, schicke ich dir gerne mein GlücksBuch zu.

Ewig willkommen

Es war ein Experiment: «Abendmahl riche» haben wir es genannt. Mit dem wunderbaren Bibeltext «Festmahl der Völker» (Jesaja 25,6-9) haben wir im gms an der letzten Matinée unsere Serie «Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt» abgeschlossen.

Der Text verspricht uns, dass wir «Ewig willkommen» sind, wie es Christina Brudereck in ihrer fantastischen Wortkunst nannte. Zudem nährt der Text die Hoffnung, dass eines Tages wirklich alles gut wird – jede Träne wird weggewischt werden.

Was für eine hoffnungsvolle Botschaft in einer Welt voller Leid, Schmerz, Ungerechtigkeit und Krieg. An dieser göttlichen Hoffnung wollen wir festhalten und schon jetzt in aller Unvollkommenheit das Leben feiern.

Darum haben wir am Sonntag nicht nur über den Bibeltext nachgedacht, sondern liessen diesen mit einem langen Tisch voller Gaben für alle Gäste erfahrbar werden. Und das war eben unser Experiment: Das Abendmahl sollte nicht wie so oft ein eher schweres, hoch liturgisches Ritual sein, sondern etwas von diesem «ewigen Willkommensein» transportieren.

So feierten wir das Ritual, das auf Jesus zurückgeht und daran erinnert, dass er den Tod besiegt hat und uns zu einem Leben in diesem «Ewig willkommen» einlädt, als Start in ein gemütliches Apéro. Wir brachen das Brot – ein traubenförmiges Apéro-Brot, fragten unser gegenüber, ob es lieber Wein oder Traubensaft hätte, schenkten uns gegenseitig das Glas ein und prosteten uns mit einem «Shalom» zu.

Für mich war das sehr schön und stimmig. Ein fröhliches Fest, weil wir bei Gott willkommen und angenommen sind und weil dieser göttliche Friede etwas in unser Leben bringt, das wir nicht selbst produzieren können.

Alles wird gut – wirklich?

Der erwähnte Jesajatext weckt die Sehnsucht in mir, dass Gott wirklich alle Tränen abwischt. Dass Trauer, Leid, Schmerz und Ohnmacht vorbei sind – für mich, für dich, für uns, für alle!

Doch selbst wenn der Bibeltext uns genau dies verspricht: Ein Leben ohne Träne und Schmerz – das tönt wie eine Utopie.

Ich glaube, dass diese Sehnsucht eines Tages gestillt wird. Es ist kein leeres Versprechen von Gott. Aber das Versprechen erfüllt sich noch nicht im Hier und Jetzt.

Zu dieser Welt gehört neben der Freude auch das Leid. Aber wenn Gottes neue Welt anbricht, kommt wirklich alles gut!

Wie es viele von uns in der Kindererziehung erleben, so ist es mit dem ganzen Menschsein: Grosse Freude und heftiger Schmerz gehören genauso dazu. Und es braucht viel Vertrauen in Gott und in das Leben.

Mit Vertrauen und Gelassenheit wird vieles gut kommen.

Aber nicht alles!

Schmerz bleibt, Krankheiten werden Leben zerstören – aber seine Liebe bleibt. Und sein Versprechen: Eines Tages kommt wirklich alles gut – und jede Träne wird weggewischt werden.

Du bist willkommen!

Glücksaufgabe

Du willst diesem «Ewig willkommen» noch etwas mehr auf den Grund gehen?

Dann lass dich von Christina Bruderecks Wortkunst inspirieren:

Vielleicht willst du auch den erwähnten Bibeltext nachschlagen und dich fragen, was er für dich bedeuten könnte: Jesaja 25,6-9