Meine Geschichte

Zu dieser Zeit war ich vor 25 Jahren bereits supernervös und angespannt: Am 31. Oktober 1999 sollte mein Traum wahr werden. Wir hatten seit Wochen alles geplant, mit freiwilligen Mitarbeitenden überlegt, wie dieser spezielle Brunch-Gottesdienst in der örtlichen Mehrzweckhalle gestaltet werden sollte, damit er möglichst viele Familien aus Studen und Umgebung anspricht.

Dass es überhaupt zu diesem Anlass kam, war einerseits in meinem Pioniergeist angelegt, anderseits doch ein Wunder für sich.

Während meiner Schulzeit war ich nämlich in Mathe immer vorne dabei, doch wenn’s um Sprache ging, gehörte ich eher zu den Sammlern von peinlichen Situationen. Was in der Primarschule unvorstellbar war, geschah dann am Reformationssonntag 1999 tatsächlich: Ich stand, notabene in der Schulanlage meiner Schullaufbahn, auf der grossen MZH-Bühne und hielt unter dem Motto «Ein Traum wird wahr!» eine Kurzpredigt vor grossem Publikum.

Doch noch aus einem anderen Grund war es eine wundersame Fügung, dass ich als 23jähriger Student das gms gründete. Den Pioniergeist fühlte ich zwar in mir und konnte diesen schon als Teenager mit Grümpelturnier-Projekten und später mit der Jungschar-Gründung ausleben. Jedoch fühlte ich mich hin und wieder als Exot und fragte mich, ob meine Träume und Ideen in der Kirchenlandschaft wirklich Platz haben.

Es brauchte einen Heinz Strupler als Motivator und eine praxisorientierte Ausbildung wie ich sie am IGW genoss, damit ich mich mit meinen Visionen nicht als Spinner abstempeln liess und in meinem letzten Studienjahr tatsächlich innerhalb eines eher traditionellen Gemeindeverbandes eine Gemeindegründung wagte.

Und wir hatten gross angerichtet: Schöne Flyer gedruckt, eingeladen, geplant, gebetet, eingeladen, Band zusammengestellt, gezittert, gebetet, eingeladen, eingeladen, eingeladen, kreative Elemente ausgedacht, Zöpfe gebacken und vieles mehr.

Dann war der Tag da, die Tische gedeckt. Viele Tische. Zu viele? Mein Chef verriet mir hinterher, er hätte gedacht: «Oh nein, wenn sich Stef und sein Team nur nicht verschätzen mit ihren grossen Erwartungen.» Doch die Halle füllte sich und es war ein wunderbarer Start in ein Abenteuer, das nun schon mehr als die Hälfte meines Lebens prägt.

Veränderungen gehören zum Leben

Vieles ist seither geworden – anders geworden, gut geworden, hoffnungsvoll geworden. In besagtem Gemeindeverband ging es für uns nicht mehr weiter, nach 10 Jahren ohne Dach fanden wir in der EMK Schweiz eine neue Heimat.

Wichtiger als Strukturen sind uns die Menschen. Unzählige Geschichten beweisen, dass der Traum von damals lebt: Im gms fühlen sich kleine und grosse Menschen wohl und angenommen und werden für ihr Leben und Glauben inspiriert.

Doch nicht nur das gms hat sich in den letzten 25 Jahren entwickelt. Auch ich habe mich in dieser Zeit gewandelt: Der Pioniergeist und die Liebe Gottes als Triebkraft sind geblieben, doch meine Überzeugungen haben sich an manchen Stellen verändert und entwickelt. Meine Theologie wurde weiter, Zweifel sind keine Bedrohung mehr, sondern Zwilling des Glaubens.

Ein bitter-süsses, weil wunderschönes und gleichzeitig enorm trauriges Zeugnis meiner Entwicklung ist die aktuelle Episode im Zweifelclub-Podcast: Mein «kleiner Bruder» und ich durften dort über unsere Geschichte, die auch eng mit der gms-Geschichte verwoben ist, erzählen. Wie erste Reaktionen zeigen, ist ein sehr berührendes Gespräch entstanden:

25 Jahre gms – das ist nicht nur der grösste Teil meiner Berufslaufbahn, sondern ebenso ein sehr prägender Teil meiner Lebensgeschichte.

Ich bin Gott und den Menschen um mich herum sehr dankbar, dass sie dieses Abenteuer mit mir eingegangen sind!

Glücksaufgabe

Ich lass mich gerne durch Biographien inspirieren. Vielleicht geht es dir ähnlich. Dann empfehle ich dir die Podcast-Folge vom Zweifelclub mit Mäth und mir.

Dann freu ich mich riesig auf die Jubiläums-Events zu 25 Jahre gms. Dass viele Menschen mit uns feiern, bedeutet mir sehr viel:

JUBILÄUMS BENEFIZ GALA DINNER mit Singer/Songwriterin Jaël und Nationalratspräsident Eric Nussbaumer u.a. => 31. Oktober in Brügg

JUBILÄUMS-GOTTESDIENST mit Klaus-André Eickhoff => 3. November in Brügg

Tageskonferenz BUNT GLAUBEN mit Christina Brudereck u.v.a. => 18. Januar in der MZH Studen

Infos & Anmeldung zu den Events

Was willst du bewegen?

Aktuell dreht sich in meinem Leben viel um Wirkung: Einerseits durfte ich Teil der Werkstatt Wirkung (Workshop von Con·Sense Philanthropy Consulting) sein, anderseits haben wir im gms gerade mit der Serie «Spuren hinterlassen – leave a legacy» gestartet. Zudem spüre ich auch ganz persönlich, wie ich mit meinem Sein und Wirken bei anderen Menschen etwas auslöse.

Meine erste Lektion in all dem Nachdenken über Wirkung: Abgeleitet vom bekannten Bonmot von Paul Watzlawick «Man kann nicht nicht kommunizieren» wurde mir im Workshop sofort klar: Man kann nicht nicht Wirkung haben.

Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Wirkung. Wir beschäftigten uns den ganzen Tag mit den gewünschten Wirkungen. Ausgehend vom «Problembaum» fragten wir uns bei einer konkreten Problemstellung aus unserer Praxis, was die Ursachen und was die Folgen des Problems sind.

Mit dem Problem vor Augen lernten wir anhand des Lösungsbaums, wie wir durch gezielte Interventionen Teil der Lösung werden und schliesslich Verbesserungen bewirken können.

Klingt technisch und theoretisch? Ist es auch. Und wir haben noch mehr Tools durchgespielt, wie das Modell I-O-O-I (Input – Output – Outcome – Impact) und uns so der Wirkungstreppe angenähert.

Kurz: Bis sich durch Interventionen einer Organisation nachhaltig Wirkung ereignet, kann es ein langer Weg sein. Beispielsweise spricht man bei durchgeführten Aktivitäten, selbst wenn sie ausserordentlich gut besucht werden, noch nicht von Wirkung. Die stellt sich erst ein, wenn bei den Menschen Veränderung (im Denken und Handeln) geschieht.

Manchmal gibt es aber auch ungeplante, positive Wirkungen: Durch unser Engagement werden andere möglicherweise dazu inspiriert, ein eigenes Teilprojekt zu realisieren, das wir so gar nicht auf dem Radar hatten.

Unangenehm sind die ungeplanten, negativen Wirkungen: Wenn unser Handeln dazu führt, dass Menschen resigniert, frustriert und vielleicht gar verletzt das Weite suchen und sich aus unserer Organisation verabschieden.

Bilder sprechen für sich

Tatsächlich hab ich in besagtem Workshop eine aktuelle Herausforderung aus meinem Berufsalltag bearbeitet: «Viele Menschen im mittleren Alter fühlen sich mit der/ihrer Kirche nicht mehr verbunden.» Das hat viele Ursachen und Auswirkungen, gleichzeitig sehe ich auch viele spannende Ansätze, wie dem entgegengewirkt werden kann. Einiges davon hab ich schon ausprobiert, anderes steht jetzt in meinem Modell der Wirkungstreppe.

Die Theorie soll der Praxis dienen – und nicht umgekehrt.

Darum freu ich mich darüber, dass ich intuitiv oft schon in die richtige Richtung «gewirkt» habe und erleben darf, wie sich eine neue Aufbruchstimmung breitmacht.

Und wie misst man Wirkung? Das wäre nochmals ein ganz anders Thema.

Doch in meinem Herzen bewahre ich, wie zuletzt beim fantastischen Sommerfest überall Menschen ihre Handy zückten und filmten – und bei einem neuen Gottesdienst-Format gleich nochmals viele Besucher:innen Momente und Impulse festhalten wollten. Für mich ein Bild für eine neue Freude und wachsende Verbundenheit.

Diesen Weg will ich weitergehen und hoffe, nachhaltig positive Spuren hinterlassen zu können.

Glücksaufgabe

Du willst dich auf einer persönlicheren Ebene mit deiner Wirkung beschäftigen? Dann empfehle ich dir die aktuelle Serie «Spuren hinterlassen – leave a legacy» in Studen, Lyss oder online.

Und als 1-Minuten-Reflexion gebe ich dir folgende Frage mit: Für welche Spuren in deinem Leben bist du dankbar?

«No Limits» war gestern

Ich erinnere mich, wie ich als Jugendlicher in einem Winterlager der JG (Jugendgruppe) zusammen mit einem Team Inputs zum Thema «No Limits» gab.

Einige Jahrzehnte später habe ich letzten Sonntag auch wieder über Grenzen gesprochen. Diesmal mit einem ganz anderen Motto: «Grenzen – ein göttliches Geschenk?». 

Was jetzt? Grenzenlos unterwegs oder Grenzen freudig umarmen? 

Dem jugendlichen Enthusiasmus sind Grenzen naturgemäss zuwider. Man will ausbrechen, die Welt erobern und sich nicht limitieren lassen.

Zugegeben: Ich liebe Begrenzungen immer noch nicht. Doch ich sehe mit einer gewissen Lebenserfahrung, dass Grenzen nicht bloss da sind, um mich zu limitieren. Tatsächlich schützen sie mich auch.

Während der aktuellen Matinée-Serie sind wir mit dem Buch Emotional gesunde Nachfolge von Pete Scazzero unterwegs. Bezüglich Grenzen hat mich ein Zitat von Pete ganz besonders angesprochen:

«Eines der Anzeichen für wachsende geistliche Reife ist es, ein ganzes Ja zu unseren gottgegebenen Grenzen zu finden. Leider lehnen sich die meisten von uns gegen Grenzen auf – gegen ihre eigenen und die anderer Menschen.
Wir erwarten viel zu viel von uns und sind deshalb häufig resigniert, enttäuscht oder wütend. Eine der Hauptursachen für Burn-out liegt darin, dass wir geben, was wir nicht besitzen.»

Das find ich unheimlich stark.

Zerbrochen an den Erwartungen

Wie viele Menschen erleben genau das, was hier beschrieben ist: Wir sind immer wieder enttäuscht, müde, resigniert – und vielleicht sogar verärgert und wütend.

Warum? Wenn die These von Pete Scazzero stimmt, gibt es da einen Zusammenhang mit unseren Erwartungen. Unseren Erwartungen an uns selbst. Und unsere Erwartungen an andere.

Und was tun wir jetzt damit? Uns einfach noch ein bisschen mehr anstrengen? Noch länger arbeiten, noch mehr Aufträge annehmen, noch mehr «Jöblis» sammeln, uns noch mehr um die Kinder, Eltern, Nachbarn … kümmern? Noch luxuriösere Ferien, noch mehr Hobbys, mehr Freunde …?

Noch mehr von allem – in der Hoffnung, dass wir so unsere Erwartungen an uns selbst endlich befriedigen können?

Das klingt für mich nach einem Weg direkt in die Sackgasse.

Besser scheint mir, das Lebensmotto «no limits» auszutauschen. Zum Beispiel mit «weniger ist mehr». Und dabei entdecken: Grenzen und Begrenzungen sind nicht gegen mich, sondern für mich.

Einfach mal ohne schlechtes Gewissen weniger von sich und von anderen erwarten. Ich weiss noch nicht, ob mir das gelingt. Aber ich will das Experiment wagen und vermute, dass sich hier ein weiterer Weg ins Glück auftun könnte.

Glücksaufgabe

Hast du auch schon erlebt, dass du gegeben hast, was du nicht besessen hast? Hast du vielleicht sogar Burn-out Erfahrungen hinter dir?

Wie könntest du einen gesunden Umgang mit deinen Grenzen einüben? Wo gilt es, dir und anderen Grenzen zu setzen?

Wenn du dich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen willst, kannst du hier gerne meine Predigt «Grenzen – ein göttliches Geschenk?» nachhören?

Bilder im Kopf

Es gab Jahre, da hab ich mir ganz konkrete Neujahrsvorsätze gefasst und sogar andere angeleitet, wie man mit einem PEP (Persönlicher Entwicklungsplan) erfolgreich ins neue Jahr starten kann.

Auf die lange Sicht darf ich auch feststellen, dass mich mein zielorientiertes Vorgehen, sprich die Klarheit über meinen Fokus, «weit» gebracht hat.

Ja, gerade gestern Abend hörte ich mich beim Neujahrs-Gönner-Apéro von gms/Happy Kids diesen Satz sagen: «Dieses Jahr wird das gms 25jährig – und ich liebe diese Arbeit mehr denn je!». Und das hat damit zu tun, dass wir seit 25 Jahren fokussiert, gar hartnäckig, den einen Traum verfolgen – Safe Places, Begegnungsräume, zu schaffen, wo sich unterschiedlichste Menschen wohl und angenommen fühlen und für ihr Leben und Glauben inspiriert werden.

Weil wir unterwegs nicht aufgegeben haben und unsere Vision nicht nach den ersten Schwierigkeiten austauschten, dürfen wir heute hier und da Früchte unserer Investitionen ernten.

Darum: Fokus ist gut und wichtig! Und Neujahrsvorsätze, wenn sie mehr als eine halbherzige Wunschvorstellung sind, können zu wertvollen Meilensteinen auf dem Weg werden.

Meine Top Ten

Trotzdem habe ich mich dieses Jahr mehr mit dem Rück- als mit dem Ausblick beschäftigt: Zum Jahreswechsel habe ich während 10 Tagen je ein Bild aus meinen TOP TEN 2023 auf Facebook und WhatsApp geteilt.

Was für besondere, schöne Momente aus dem vergangenen Jahr bleiben hängen, hab ich mich gefragt und dabei als Gedankenstütze meine Fotos auf dem iPhone «durchgeswipet»: Als absoluter Höhepunkt bleibt der Vater-Sohn-Urlaub in Arizona hängen, dann gab es viele schöne Begegnungen mit alten und neuen Freunden, Erfolgserlebnisse bei der Arbeit, fröhliche (und schwere) Familienmomente …

Ich liebe es, meine Gedanken zu verschriftlichen und so habe ich natürlich schon oft meine Ziele in Worten festgehalten. Beim Anblick der Top Ten 2023 merkte ich: Da braucht es gar keine Worte mehr. Ich will, dass diese Bilder in mir haften bleiben.

Und diese Bilder im Kopf – und vor allem im Herzen – wecken in mir die Sehnsucht nach mehr davon.

So werden die Bilder aus dem Jahresrückblick zu meinem Neujahrsvorsatz: Ich will Raum schaffen, dass auch 2024 solche Erlebnisse Platz haben. Ich will Beziehungen gestalten, den Moment geniessen, Neues erleben.

Ob die Neuropsychologin oder der (Mental)Trainer: Immer mehr Fachleute, so kommt es mir mindestens vor, weisen darauf hin, welch starken Einfluss unsere inneren Bilder auf uns haben.

Gerade diese Woche habe ich in einem Podcast von der Taktik gehört, einen Trigger dadurch zu stoppen, dass man ihm ein anderes, im besten Fall humorvolles Bild, entgegenhält. Statt mich von einem Trigger runterdrücken zu lassen und vielleicht in Panik zu landen, ist es möglich, innerhalb einer Millisekunde Gegensteuer zu geben – und durch das lustige Bild kommen wir ins Lachen: Humor vertreibt somit die Angst.

Der schlechteste Neujahrsvorsatz war schon immer «Ich muss joggen gehen und abnehmen!». Bringt nichts!

Aber positive Bilder im Kopf – das bewegt was.
Probiers aus!

Glücksaufgabe

Welche schönen Momente, Bilder!, willst du mit ins neue Jahr nehmen? Und was für Bilder sollen dein 2024 prägen?

Weggetragen

«Du hangisch wieder», wurde mir Ende September mehrmals gesagt. Gemeint war, dass auch mein Kopf im Plakat-Wald des Wahlherbstes zu finden war.

Auch wenn ich mich nach mehreren Wahlkämpfen (mit mehr oder weniger Ambitionen) daran gewöhnt habe, wochenlang an einem Plakat von mir selbst vorbeizufahren – es bleibt etwas Spezielles und irgendwie auch Unangenehmes.

Schön war dieses Jahr, dass mir Kids auf dem Schulhausplatz «Sälü Herr Gerber» nachgerufen haben. Erschreckend fand ich, wie viele Menschen unser, zugegebenermassen kompliziertes und für Kleinparteien auch unfaires, Wahlsystem nicht begreifen: «Wenn sein Plakat im Dorf hängt, dann will er auch unbedingt in den Nationalrat». Nein, das war nicht so, ich wollte nur meiner Partei (EVP) helfen und unserem Nationalrat (Marc Jost) zur Wiederwahl verhelfen.

Soweit so gut, um Politik soll es hier nicht gehen.

Eine Szene nach den Wahlen war so skurril, dass ich sie hier mit euch teilen will: Als wir durch ein Nachbardorf fuhren, sahen meine Frau und ich, wie ein Werkhof Mitarbeiter gerade den Plakatständer mit meinem Kopf darauf wegtrug.

Das ist eingefahren: Ich werde einfach weggetragen. Ein starker Mann nimmt mich einfach so unter seinen Arm – und weg bin ich.

Wir schauten der Szenerie etwas perplex zu und verpassten es so leider, ein Foto davon zu schiessen. Ein solches Bild hätte meine Gedanken hier eindrücklich untermalen können. Nun setz ich einfach auf deine Vorstellungskraft!

Endlichkeit vor Augen

Dieses Bild, wie ich weggetragen werde, brannte sich sofort in mein Herz. Deutlicher kann man nicht mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert werden. Meine Zeit, mein Sein und Tun, all die schönen Beziehungen und all mein freudiges Wirken, aber auch sämtlicher Schmerz des Alltags – all das hat ein Verfallsdatum.

Irgendwann werde ich nicht mehr sein!

Und bei dir ist es genauso!

Ich finde diesen Gedanken nicht bedrohlich – auch wenn ich hoffe, dass mein Verfallsdatum noch einige Jahre auf sich warten lässt.

Doch die Endlichkeit vor Augen ist für mich eine Einladung, mein Leben bewusst zu gestalten. Mich regelmässig, ganz besonders um meinen Geburtstag herum (war gestern), zu fragen, was ich durch mein Sein und Tun bewegen will und was ich eines Tages hinterlassen will.

Die Amis sprechen da schön von «Leave a legacy», die deutsche Übersetzung kommt nicht an diesen schönen Satz heran: Ein Vermächtnis hinterlassen.

Aber bleiben wir dabei: Welches Vermächtnis wollen wir zurücklassen? Das entscheidet sich heute – und nicht auf dem Sterbebett!

Die kleinen Entscheidungen des Alltags bestimmen, welche «Legacy» wir einmal zurücklassen werden.

Das Bild meines Wegtragens ist kaum an Dramatik zu überbieten, wenn ich dir jetzt noch etwas ganz Persönliches anvertraue: Genau in diesen Tagen, als sich die Szenerie abspielte, erfuhren wir, dass die Chemotherapie bei meinem Vater sein Ziel verfehlt und er besser seiner baldigen Endlichkeit ins Auge schaut.

Lass uns im Bewusstsein leben, dass wir möglicherweise schon morgen weggetragen werden.

Glücksaufgabe

Meine Hoffnung, dass es auch nach dem endgültigen Wegtragen meiner Selbst nicht zu Ende ist, nährt sich aus meinem Vertrauen in die christliche Verheissung: Nach dem unvollkommenen Leben im Hier und Jetzt mit all seiner Schönheit und seiner Tragik, wartet auf uns ein vollkommenes Leben im Jenseits. All unsere Sehnsüchte werden da gestillt werden.

Und welche Hoffnung trägt dich über die Endlichkeit des diesseitigen Lebens hinaus?

Nach den vielen Worten hier ein Lied, das mich bewegt und etwas von dieser Hoffnung ausdrückt:

Tu, was du liebst – liebe, was du tust!

Gestern Abend spät setzte ich mich müde und erfüllt in unseren Garten und hielt noch einen Moment inne. Gerade kam ich zurück vom Sommerfest unserer Kirche; Leute verabschiedet, Material verstaut, das Herz voller Eindrücke.

Beim Reflektieren über das schöne Fest zu Ehren unserer freiwillig Mitarbeitenden und für alle, die sich auf irgendeine Art zu unserer Gemeinschaft zählen, hüpfte mein Herz vor Freude: Einfach schön, was aus diesem zarten Pflänzchen, das sich gms studen nennt, geworden ist.

Und da kam mir in den Sinn, wie ich als junger Pfarrer bei einem ersten Jubiläumsfest unserer Gemeinde Buttons mit dem Slogan «I love my church» drucken liess. Es hat schon damals gestimmt, aber vielleicht war es mehr eine Kopfsache und ich versuchte mit solchen Aktionen die «gms family» zu motivieren … – es gibt viele «To-Do’s», die man als junger Gemeindegründer, der seinen Vorbildern nacheifert, abzuarbeiten hat.

Ich habe noch so einen «I love my church»-Button in meiner Tagebuch-Box, aber sonst sind diese Buttons – und zum Teil leider auch die Menschen, die sie damals erhielten – aus dem gms Alltag verschwunden.

Doch gestern Nacht im Garten fuhr mir der Gedanke durch den Kopf: Dieser «I love my church»-Slogan war noch nie wahrer als gerade jetzt.

Gut möglich, dass dies auch mit dem zu tun hat, was ich am Sonntag predigte: «Es geht mehr um unser Sein als unser Tun! Für viele von uns heisst emotional gesund zu leben und glauben vielleicht einfach einmal unser Leben zu entschleunigen – statt hektischem Tun, kraftvolles Sein. Unsere Gottesbeziehung als echte Kraftquelle entdecken – nicht als Punkt auf unserer To-Do-Liste.» (Die ganze Predigt «Lustvoll statt kraftlos leben und glauben» findest du in unserem Podcast.)

Als Leiter vom gms setze ich heute weniger auf die richtigen «To-Do’s». So sind Missionstatement, Strategien und Motivationssprüche nicht mehr omnipräsent. Das heisst nicht, dass diese falsch sind oder auf unserer Reise falsch waren. Aber irgendwann auf unserem Weg ist der Traum vom gms nicht mehr auf Karten gedruckt worden, sondern er wurde zur Seele unserer Gemeinschaft: Es ist unsere DNA, es ist unser SEIN, dass im gms eine Willkommenskultur spürbar ist und sich unterschiedlichste Menschen wohl und angenommen fühlen.

Die Karriere sausenlassen

Man kann seine Arbeit als Job gegen Geld erledigen. Manchmal wird die Arbeit eine Gelegenheit für eine persönliche Karriere: Arbeit gegen mehr Geld und vor allem Prestige.

Einige von uns dürfen erleben, wie erfüllend es ist, wenn man nicht einfach einen Job erledigt, nicht eine Karriere bastelt, sondern liebt, was man tut – wenn es weniger um den persönlichen Benefit geht, sondern um einen Beitrag zu einem grösseren Gut. Beruf ist nicht mehr bloss Arbeit, Beruf ist Berufung.

Ich gebe zu, ich werde jedes Jahr wieder etwas kribbelig während der Sommerpause: Wenn ich die Leute zu lange nicht «spüre», fühle ich mich wie im luftleeren Raum. Als ich dies während den Ferien unserem Sohn erzählte, berührte er mich liebevoll mit dem Zeigefinger nach dem Motto: «Jetzt spürst du wieder jemanden.»

Letzten Sonntag luden wir dann zum Saisonstart zur erstem Matinée mit der neuen Serie «Emotional gesund leben und glauben» ein. Und sie kamen, die Menschen, sehr unterschiedliche Menschen: Mehr als jemals zuvor an einer normalen gms Matinée. Es gab ganz viel «zu spüren» an diesem Morgen.

Und einmal mehr spüre ich: Eine prestigeträchtige Karriereplanung hätte ganz andere Formen angenommen, aber diese Woche lässt mich tief im Innern spüren: Es hat sich gelohnt, meiner Berufung treu zu bleiben – ich liebe, was ich tue – i love my church.

Noch eine Ergänzung, bevor ein falscher Eindruck entsteht: Diese Woche sprach mich jemand an und meinte, bei uns laufe scheinbar gerade alles rund. Es war mir eine eindrückliche Erinnerung daran, dass Social Media eben nicht alles zeigt. Neben dem, was ich wirklich liebe, erleben wir gerade in mancherlei Hinsicht super-chaotische Zeiten. Das gehört offensichtlich auch zum Leben und auch zu einer Berufung. Doch diese Herausforderungen brauchen einen persönlicheren Rahmen als einen Blog oder Instapost, um sie mit anderen zu teilen.

Und noch ein Nachtrag: Eigentlich wollte ich noch etwas zum Bild in diesem Blog schreiben, weil es zum Ausdruck bringt, was ich am gms so liebe. Aber ich hoffe jetzt, das Bild spricht für sich selbst …

Glücksaufgabe

Kannst du auch sagen: Ich liebe, was ich tue? Wenn nicht, dann beginne doch einfach damit, mehr von dem zu tun, was du liebst.

Was könnte es für dich heissen, mehr zu SEIN als zu TUN?

Und grad noch so eine persönliche Frage: Mit wem teilst du die persönlichen Herausforderungen in deinem Leben?

Grad chlei viu!

«Denn nicht alles,
was grösser ist,
ist auch besser –
sonst hätten die
Dinosaurier überlebt.»

Diesen schönen Satz von Frank Heer habe ich neulich während unserem Kurzurlaub im Liegestuhl liegend in der NZZ am Sonntag gefunden.

Warum die Dinosaurier tatsächlich ausgestorben sind, weiss ich nicht so genau. Aber mir gefällt der Gedanke, dass es eben nicht immer grösser sein muss.

Das lässt sich im entspannten Wellnessurlaub mit viel Sonne, frischer Bergluft, leckerem Essen und vertrauter Zweisamkeit locker sagen. Zurück im Alltag begegnen mir dann eilige und überlastete Menschen, die mit ihrem Lebensstil das Gegenteil ausdrücken: Es muss immer grösser, schneller und weiter sein.

In den letzten Wochen ist mir wieder einmal aufgefallen, wie viele Menschen auf die Frage nach ihrem Wohlbefinden sagen: «Äs geit. Eifach grad chli viu.» (Es geht. Einfach gerade etwas viel.)

Bevor ich auf die Glücksthematik fokussierte, setzten meine Frau und ich in unseren Referaten, Workshops und Seminaren auf das Motto «Leben in Balance». Manchmal bekamen wir darauf die Reaktion, dass ein solches Leben in Balance doch langweilig sei – kein Platz für Abenteuer, nichts für High-Performer.

Das ist bei weitem nicht, was wir mit unserem Motto ausdrücken wollten. Das Gegenteil ist wahr: Wir lieben es selbst auch, «Vollgas» zu geben. Aber wir haben es auf die harte Tour gelernt: Nur «Vollgas» geht auf die Dauer nicht.

Ein «Leben in Balance» zu führen oder einen gesunden Lebensrhythmus zu pflegen, meint in unserem Verständnis, dass auf Phasen mit starker Anspannung immer wieder Ruhephasen kommen sollen.

Wenn also eine Person jedes Mal, wenn ich sie treffe, sagt: «Im Moment ist es grad etwas viel.», macht mich das hellhörig. Einmal ist kein Problem, beim zweiten Mal frage ich vielleicht zurück, wie lange dieser Moment noch dauern wird. Aber wenn ich es immer und immer wieder höre, zeugt die Antwort definitiv von einem ungesunden Lebensrhythmus.

Was tun wir also, wenn wir bei uns entdecken, dass die Phasen der Höchstleistung und der Anspannung nicht mehr Phasen, sondern Dauerzustand sind?

Grenzen ziehen!

Das fällt uns High-Performer oft so schwer. Ein weiters Projekt, das uns reizt. Ansprüche von aussen und vor allem von innen, von uns selbst, denen wir gerecht werden wollen.

Wer jedoch grenzenlos lebt, wird möglicherweise eher früher als später das Schicksal mit den Dinosauriern teilen: Diese Person wird irgendwann nicht mehr sein! Jedenfalls nicht mehr als «Vollgas»-Mensch.

Runter vom Gas!

Muss es wirklich immer Vollgas sein? Tatsache ist, dass weniger oft mehr ist. Wir werden nicht leistungsfähiger, wenn wir uns keine Pause gönnen!

Mein Lieblingstipp bezüglich Selbst- und Zeitmanagement lautet: «Wenn du es eilig hast, geh langsam». (Siehe gleichnamiges Buch vom Zeitmanagement-Guru Lothar Seiwert.)

Nein sagen!

So ehrenvoll oder spannend eine Anfrage auch sein mag, manchmal braucht es einfach ein Nein! Und so müssen wir von Zeit zu Zeit auch Menschen enttäuschen oder auf später vertrösten.

Wenn möglich, biete ich zu meinem Nein auch noch eine Alternative an: «Ich kann dir im Moment nicht helfen, aber mit diesem Anliegen bist du wahrscheinlich bei XY an der richtigen Adresse.»

Gut ist gut genug!

Neulich hörte ich die amüsante Geschichte von einem Lehrling, der mit einer super Note seine LAP (Lehrabschlussprüfung) geschafft hat. Diese Top-Leistung hätten ihm nicht alle zugetraut. Sein trockener Kommentar: «Ich bin halt mit dem Pareto-Prinzip durch meine Lehre gegangen.» Wow! Wenn das nur mehr Menschen begreifen würden.

Neugierig, was das Pareto-Prinzip ist? Kurz gesagt: Mit 20 % Einsatz erreichen wir in der Regel 80 % des Resultates. Um ein gutes Resultat zu erzielen, muss ich also nicht immer Vollgas geben.

Glücksaufgabe

Ich wünsche dir, dass du in den nächsten Wochen längere Momente der Entspannung hast. Vielleicht nutzt du die Gelegenheit, einen (Schlacht)Plan zu erstellen, wie du nach den Sommerferien dafür sorgen kannst, dass du nicht ständig sagen musst: «Im Moment ist es gerade etwas viel.»

Mit diesen Gedanken verabschiede auch ich mich in die Sommerpause.

Frustbewältigung

Nicht schon wieder!

Am Ende bleibt einmal mehr der Frust: «Vorrunden-Weltmeister» und dann dieses grandiose Scheitern im ersten Spiel, in dem es um alles oder nichts geht.

Die Schweizer Nati hat in der ersten WM-Woche alle Hockeyfans des Landes (und bestimmt sogar darüber hinaus) mit ihrem attraktivem Spiel verzückt. Zeitweise hat man die «grossen Namen» wie Kanada regelrecht vorgeführt. Wow, wir sind bei den ganz Grossen angekommen!

Und damit steigt natürlich die Erwartungshaltung. Als souveräner Leader der Vorrunde ist der Viertelfinal nicht etwa Kür, nein, wir sind auf den Geschmack gekommen und sprechen von einem Pflichtsieg, da man sich eben zu den Grossen zählt und sich zu Höherem berufen fühlt.

So kam es, wie es bei unseren Schweizer Teams viel zu oft kommen muss: Das entscheidende WM-Spiel war das schlechteste, die Ernüchterung gross, der Frust riesig.

Als Seeländer Hockey-Fan wähnt man sich in einem Déjà-vu: Fantastische Saison und herausragende Playoffs – und am Ende bleibt der Frust. Nun ja, unser EHCB hat es wenigstens bis ins Entscheidungsspiel im Final geschafft und die Saison ist als Riesenerfolg zu werten. Mit paar Wochen Distanz ist der Frust total fehl am Platz, wir sind würdiger Vize-Schweizermeister – was für ein Erfolg!

Gesunder Umgang mit Frust

Aber bleiben wir beim Frust und der Schweizer Nati: Wie kann es geschehen, dass man das beste Team ever hat, vor dem entscheidenden Spiel sagt, man sei bereit … und dann das? Ich habe nicht das ganze Spiel gesehen und ich versteh von Hockey etwa so viel wie von Wein – es gefällt (schmeckt) mir oder es gefällt (schmeckt) mir nicht. Aber was ich da gesehen habe, hat mir wirklich nicht gefallen: Ein hilfloses Anrennen ohne die Magie der letzten Spiele.

Grosse Frustration im Schweizer Team nach dem WM-Aus gegen Deutschland.
(Foto: Claudio Thoma/freshfocus)

Leider kann ich Patrick Fischer und seinem Team genauso wenig Tipps geben wie dem Weinbauer – ob Wein oder Hockey, ich bin nur Konsument.

Aber was wir uns alle von Zeit zu Zeit fragen müssen: Wie können wir konstruktiv mit Frust umgehen? Es wird wohl bei uns allen immer mal wieder vorkommen, dass unsere Pläne nicht aufgehen, Erwartungen höher waren als das, was am Ende rausschaut.

Wie ich neulich hier geschrieben habe, erlebe ich beruflich derzeit einen zweiten Frühling. Das macht richtig viel Freude. Etwa so wie die Vorrunde des Schweizer-Teams an der Eishockey-WM. Natürlich erlebe ich auch da Rückschläge – manchmal äussern sich diese in massiver Kritik oder gar Anfeindung.

Wohin mit diesem Frust? Mir hilft es, wenn ich solche Situationen mit meiner Frau besprechen kann. Glücklicherweise war ich diese Woche auch gerade an einer Pfarrpersonenweiterbildung und konnte meinen Frust mit meinen Kolleg:innen teilen.

Eine weitere Frustbewältigung geschieht bei mir während dem Tagebuchschreiben: In mich hineinhorchen, Gedanken aufschreiben, den Frust und die Fragen im Gebet vor Gott ausbreiten.

Zusätzlich treffe ich mich regelmässig (alle 3-4 Monate) mit meinem Coach, um meinen (Berufs)alltag zu reflektieren. Da hat natürlich aktueller Frust und die Frage, wie ich positiv damit umgehe, einen grossen Platz.

Zuletzt durfte ich mit meinem Coach aber vor allem die Freude darüber teilen, dass gerade so viel spriesst in meinem Alltag.

Glücksaufgabe

Ich weiss wirklich nicht, wie ein Sportler mit solchen frustrierenden Erlebnissen umgeht. Wenn ich denke, wie emotional das Ganze schon für uns Fans ist … Bei Gelegenheit werde ich nachfragen, zum Beispiel nächste Woche im «Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott», wo ich einen Talk mit Thierry Oppliger, ehemaliger Fussballprofi, führen darf.

Und du, wie gehst du mit Frust um? Wer oder was hilft dir, nach frustrierenden Erfahrungen wieder glücklich zu werden?

Falls du auf der Suche nach einem Coach bist, der dich beim Reflektieren unterstützt, dann melde dich gerne.

Wenn alles spriesst …

Ich erlebe gerade einen zweiten Frühling!

Nein, es geht nicht um eine andere Frau.

Vor einem Vierteljahrhundert habe ich mir als engagierter Jugendarbeiter und junger Theologiestudent ausgemalt, wie eine Kirche für Menschen von heute aussehen müsste: Kreativ, lebensnah und gesellschaftsrelevant.

Mit viel Enthusiasmus machte ich mich zusammen mit anderen Menschen – und bald auch schon mit meiner zukünftigen Frau – an die Arbeit: Aus Träumen wurden konkrete Visionen, aus Ideen praktische Schritte, aus neugierigen Mitmenschen motivierte Mitstreiter.

Beruflich war das mein erster Frühling: Im Gepäck hatte ich viele ermutigende Erfahrungen aus der Freiwilligenarbeit mit jungen Menschen (Jungschar und Jugendverein) und jetzt wurde ich dafür bezahlt, meinen Traum zu leben.

Naiv, wie man nur mit Frühlingsgefühlen und Schmetterlingen im Bauch sein kann, habe ich gedacht, die Welt hätte auf uns gewartet. Zwar zogen unsere speziellen Brunch-Gottesdienste teils über 200 Menschen an. Doch als die erste Neugier gestillt war, blieb ein kleiner, harter Kern an Mitstreitern übrig. Unsere Aktivitäten waren für viele eine willkommene Abwechslung zum normalen Kirchenalltag – aber irgendwie auch nicht viel mehr.

Nach den Frühlingsgefühlen war schnell klar: Unsere Berufung als Paar – inzwischen Eltern – wird kein Spaziergang (schon bald klang Xavier Naidoo in Dauerschleife in unseren Ohren: «Dieser Weg, wird klein leichter sein»).

Unzählige gute Begegnungen, leuchtende Kinderaugen, geniale Projekte … das gehörte immer zu unserem Weg. Und doch nagte schon bald und immer öfters die Frage nach dem «Return on Investment (ROI)» – spätestens als der Arbeitgeber die Projektunterstützung nach 10 Jahren auslaufen liess, wurden diese Fragen existenziell.

Noch näher als die Frage nach dem betriebswirtschaftlichen ROI war mir auf diesem Weg ein Zuspruch aus den Psalmen:

«Die mit Tränen säen,
werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen
und tragen guten Samen
und kommen mit Freuden
und bringen ihre Garben.»
Die Bibel, Psalm 126,5+6

Freude unterwegs

Letzten Montag war ich – wie etwa seit zwei Jahrzehnten vierteljährlich – bei meinem Coach. Er hat all mein berufliches Auf und Ab durch meine Erzählungen hautnah miterlebt und mich darin unterstützt, in allem Hinterfragen meinen eigenen Weg zu finden.

Und als ich also letzten Montag von so viel Gutem erzählen konnte, das ich in letzter Zeit und insbesondere in den letzten drei Monaten erleben durfte, staunten und freuten wir uns beide herzlich.

Foto: Melanie Blaser-Gfeller

Ich fühle mich tatsächlich beruflich gerade in einem zweiten Frühling: Die Veränderungen per 1. Januar (politische und andere Mandate aufgegeben, dafür Pfarrertätigkeit von 60 auf 100 % aufgestockt, neue regionale Verantwortung) fühlten sich sofort stimmig an und die vielen guten Begegnungen mit Menschen der Region lassen mich hoffnungsvoll vorwärtsblicken. Es ist noch nicht ein «mit Freuden ernten», wie es das Psalmwort sagt. Aber es ist ein verheissungsvolles Spriessen wie im Frühling.

Dieses Frühlingsgefühl wirkt sehr motivierend. Es ist nicht mehr die jugendliche Naivität wie im ersten Frühling. Doch mit den vielen gesammelten Erfahrungen kann ich in meinem zweiten Frühling hoffentlich mit mehr Weisheit agieren.

Was mich zuversichtlich stimmt: In den letzten Wochen habe ich ganz viele Menschen zwischen 30 und 90 Jahren getroffen, die sich genau wie ich mich nach einer Gemeinschaft sehnen, wo wir in zeitgemässen, post-modernen Formen mit einer weiten Theologie progressiv glauben können.

Das macht definitiv Lust auf mehr! Möge das frühlingshafte Spriessen zu einem «mit Freude ernten» werden.

Glücksaufgabe

Wo darfst du gerade Frühlings-/Glücksgefühle erleben?

Ich bin meiner Kirche, der EMK Schweiz, sehr dankbar, dass sie durch die Aufstockung meiner Anstellung in mich und in die Region investiert. Und wem bist du dankbar?

Guten Morgen, liebes Spiegelbild!

Das war irgendwie eine komische Woche: Sehr viel wirklich Gutes einerseits, gleichzeitig meldete sich meine «innere Systemstimme» immer mal wieder mit der Meldung: «Akkustand niedrig!».

Während die Tage gut waren, voller interessanten Begegnungen und spannenden Projekten, waren die Nächte wenig erholsam: An ungestörten Schlaf war nicht zu denken, dementsprechend wiederholte sich allmorgendlich der holprige Start in den Tag.

Wie sagt man so schön? Wenn der Tag zerknittert beginnt, hat er jede Menge Entfaltungsmöglichkeiten. Naja …

Umarm den Tag

Das ist irgendwie lustig und doch nicht. Jedenfalls stell ich mir einen optimalen Start in den Tag nicht zerknittert vor.

Darum wie wir in den Tag starten, ging es auch letzten Dienstag, als ich einen Kurs zum Thema Persönliches Ressourcenmanagement gestalten durfte. Neben den gängigen Zeitmanagement- und Organisationstipps, angefangen bei der ALPEN-Methode, übers Eisenhower- und Pareto-Prinzip bis zum Parkinson’sche Gesetz, beschäftigten wir uns mit ganz Grundlegendem.

Der wichtigste Grundsatz: Der Auftrag muss klar sein! Wenn das Ziel schwammig bleibt, können wir noch lange unser Zeitmanagement optimieren – wir werden dabei vielleicht immer effizienter (können schneller mehr erledigen), aber ob wir dabei auch effektiv sind (das Richtige in Bewegung bringen), bleibt fraglich.

Doch lange vor der optimalen Arbeitsorganisation und auch vor der Auftragsklärung kommt die persönliche Einstellung und die gesunde Selbstfürsorge.

Und so war mein erster Tipp an die Schulsekretärinnen in besagtem Kurs: «Umarmt den Tag! Startet mit einer positiven Einstellung in den neuen Tag.»

Ich lud die Frauen ein, ihr eigens Spiegelbild am morgen freundlich zu begrüssen. Das verhaltene Lachen der Kursteilnehmerinnen bestätigte mir, dass sich der Gedanke an ein ermutigendes Selbstgespräch vor dem Spiegel etwas fremd anmutete.

Es hat aber keine abgestritten, dass diese hohe Kunst der Selbstfürsorge zu früher Morgenstunde eine wirkungsvolle Sache sein könnte: Noch bevor ich den eigenen Kindern, dem Chef, den Mitarbeitenden oder den Kunden begegne, sorge ich für eine positive Begegnung mit mir selbst.

Anders ausgedrückt: Wie will ich (aufrichtig) nett zu meinen Mitmenschen sein, wenn ich mit mir selbst abschätzig umgehe?

Mut zur gesunden Selbstfürsorge

Stell dir vor, du hast eine kleine «Bude» mit einer einzigen äusserst wertvollen Maschine, die quasi für deinen gesamten Umsatz zuständig ist. Wirst du nicht alles daran setzen, dass diese Maschine jeden Tag gut geölt läuft? Du wirst sie hegen und pflegen, weil dein ganzer Umsatz daran hängt.

Nun, spätestens bei Thomas Härry und seinem Vortrag am Willow Creek Leitungskongress 2022 haben wir eindrücklich gelernt, dass Menschen keine trivialen Systeme wie Maschinen sind – sondern höchst komplexe Wesen, deren Laune täglich neu unberechenbar ist.

Ich hüte mich also davor, Mensch mit Maschine zu vergleichen. Aber gib dem Bild trotzdem eine Chance: Wenn du als Unternehmer:in schon deine Maschine von ganzem Herzen hegen und pflegen würdest, wie viel mehr solltest du da um eine gesunde Selbstfürsorge bemüht sein?

Du bist keine Maschine!
Du hast eine viel bessere Pflege als jede Maschine verdient!

Darum: Sei dir ein guter Freund, eine gute Freundin!

Sei gut zu deinem Spiegelbild, begrüss dich schon am Morgen freundlich und sorge dafür, dass du deine «innere Systemstimme» nicht ignorierst, wenn sie wieder einmal sagt: «Akkustand niedrig!».

Glücksaufgabe

Gesunde Selbstfürsorge ist keinesfalls egoistisch! Sie ist ein wichtiger Schlüssel zu mehr Freude, Glück (Zufriedenheit) in deinem Leben – und im Leben deiner Mitmenschen.

Darum ist wichtig, dass du dich mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigst:

Was hilft dir dabei, positiv in den Tag zu starten?

Wie lädst du wirkungsvoll deinen inneren Akku auf?

Was von deinen Tätigkeiten gibt dir Energie?
Und was nimmt dir Energie?