Hör auf dein Herz

Neulich hörte ich mich in einer Moderation sagen: «Ich schaue gerne Menschen bei der Arbeit zu!» Stimmt wirklich. Ich beobachte gerne andere Menschen, wenn sie am Arbeiten sind.

Nicht, dass es mir an Motivation fehlen würde, um selbst tatkräftig anzupacken – darum geht es mir nicht. Doch es fasziniert mich, zu beobachten, mit welcher Leidenschaft Menschen ihrer Tätigkeit nachgehen – oder eben auch nicht.

Gerade letzte Woche wieder: Als Feriengast spürte ich sofort, wer vom Servicepersonal mit Engagement und sogar Freude bei der Arbeit ist und wer eher wie eine «herzlose Maschine» funktioniert.

Erhalte ich als Gast ein Lächeln? Oder wird mindestens mein Lächeln erwidert? Oder werde ich gar nicht als Gegenüber registriert?

Wenn unsere Bedienung am zweiten Abend beispielsweise proaktiv fragt, ob wir wieder Cola, Wasser und Wein möchten, fühle ich mich als Gast gesehen. Da bin ich bestimmt völlig einfach gestrickt: Ich fühle mich einfach gut, wenn ich wiedererkannt werde.

Mit Leidenschaft an der Arbeit

Es ist doch ein riesiger Unterschied, ob du das Glück hast, auf Mitarbeitende zu treffen, die ihre Arbeit mit Leidenschaft (Herz) ausführen oder solche, die nur mit Kopf und Hand ihre Aufgaben erfüllen. Mitarbeitende, die nur mit Herz aber ohne Kopf oder ohne Fähigkeiten (Hand) dabei sind, sind natürlich auch keine Idealbesetzung.

Doch können wir uns darauf einigen? Wenn das Herz fehlt, geht so viel Menschliches, Schönes, Guttuendes verloren.

Hast du schon erlebt, dass dir eine Bahndurchsage ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat? Es gibt die Ansagen, die verstehst du kaum, weil es quietscht und rauscht. Bei anderen fragst du dich, ob du gerade Teil einer Geiselnahme bist. Andere klingen, als wäre das Personal lieber ohne Zugreisende unterwegs. Schliesslich aber gibt es solche Durchsagen, da spürst du förmlich die Leidenschaft der Person am Mikrofon: Mit etwas so Banalem wie einer Durchsage von Ankunftszeiten und Umsteigemöglichkeiten wird ansteckende Positivität verbreitet.

Und so können wir alle Bereiche des täglichen Lebens durchgehen: Schon mal Menschen auf einer Bühne zugeschaut, die lustlos ihr Programm abspulten? Oder hast du auch schon festgestellt, dass du nach dem Anruf auf einer Hotline positiv gestimmt warst – und das nicht nur, weil dein Problem gelöst wurde?

Wir sind Menschen mit Herz und diesem Herz tut es gut, wenn es von anderen Menschen mit Herz berührt wird. Ja, ich glaube, das ist es, was mich fasziniert, wenn ich anderen beim Arbeiten zuschaue: Wenn sie es schaffen, mit ihrem Tun Menschen zu berühren.

Richtig toll kommt dies im Film «Kiss the Cook» zum Ausdruck:

Am Ende dieses Trailers sagt der Vater zum Sohn: «Mit dem, was ich tue, berühre ich die Herzen der Leute – ich liebe es. Und das will ich mit dir teilen.»

Leider haben viele Menschen im Laufe eines Berufslebens ihre Leidenschaft verloren. Manchmal ist das vor allem traurig für sie selbst, weil ihnen etwas entgeht. In vielen Berufsfeldern (vom Gesundheitswesen über die Betreuung bis zu den Kirchen) finde ich es jedoch tragisch für die Menschen, die solche Berufsleute ohne Leidenschaft erleiden müssen.

Glücksaufgabe

Mit diesen Fragen kannst du deiner eigenen Leidenschaft auf die Spur kommen:

Wo hast du neulich Flow erlebt?

Hast du eine besondere Leidenschaft, ein spezielles Interesse?

Was ist dein Herzensthema? Welche Menschen(gruppen) liegen dir besonders am Herzen?

Der Blanko-Check: Stell dir vor, es gibt keine Hindernisse, weder Zeit noch Geld oder Umstände – was würdest du anpacken?

Zum Thema Leidenschaft ist kürzlich meine Predigt «Hör auf dein Herz» als Podcast veröffentlicht worden. Hier kannst du sie nachhören. Die Predigt ist aus der Serie «Spuren hinterlassen – leave a legacy». Vielleicht magst du ja auch mal an einer gms Matinée dabei sein. Ich würd mich freuen!

«No Limits» war gestern

Ich erinnere mich, wie ich als Jugendlicher in einem Winterlager der JG (Jugendgruppe) zusammen mit einem Team Inputs zum Thema «No Limits» gab.

Einige Jahrzehnte später habe ich letzten Sonntag auch wieder über Grenzen gesprochen. Diesmal mit einem ganz anderen Motto: «Grenzen – ein göttliches Geschenk?». 

Was jetzt? Grenzenlos unterwegs oder Grenzen freudig umarmen? 

Dem jugendlichen Enthusiasmus sind Grenzen naturgemäss zuwider. Man will ausbrechen, die Welt erobern und sich nicht limitieren lassen.

Zugegeben: Ich liebe Begrenzungen immer noch nicht. Doch ich sehe mit einer gewissen Lebenserfahrung, dass Grenzen nicht bloss da sind, um mich zu limitieren. Tatsächlich schützen sie mich auch.

Während der aktuellen Matinée-Serie sind wir mit dem Buch Emotional gesunde Nachfolge von Pete Scazzero unterwegs. Bezüglich Grenzen hat mich ein Zitat von Pete ganz besonders angesprochen:

«Eines der Anzeichen für wachsende geistliche Reife ist es, ein ganzes Ja zu unseren gottgegebenen Grenzen zu finden. Leider lehnen sich die meisten von uns gegen Grenzen auf – gegen ihre eigenen und die anderer Menschen.
Wir erwarten viel zu viel von uns und sind deshalb häufig resigniert, enttäuscht oder wütend. Eine der Hauptursachen für Burn-out liegt darin, dass wir geben, was wir nicht besitzen.»

Das find ich unheimlich stark.

Zerbrochen an den Erwartungen

Wie viele Menschen erleben genau das, was hier beschrieben ist: Wir sind immer wieder enttäuscht, müde, resigniert – und vielleicht sogar verärgert und wütend.

Warum? Wenn die These von Pete Scazzero stimmt, gibt es da einen Zusammenhang mit unseren Erwartungen. Unseren Erwartungen an uns selbst. Und unsere Erwartungen an andere.

Und was tun wir jetzt damit? Uns einfach noch ein bisschen mehr anstrengen? Noch länger arbeiten, noch mehr Aufträge annehmen, noch mehr «Jöblis» sammeln, uns noch mehr um die Kinder, Eltern, Nachbarn … kümmern? Noch luxuriösere Ferien, noch mehr Hobbys, mehr Freunde …?

Noch mehr von allem – in der Hoffnung, dass wir so unsere Erwartungen an uns selbst endlich befriedigen können?

Das klingt für mich nach einem Weg direkt in die Sackgasse.

Besser scheint mir, das Lebensmotto «no limits» auszutauschen. Zum Beispiel mit «weniger ist mehr». Und dabei entdecken: Grenzen und Begrenzungen sind nicht gegen mich, sondern für mich.

Einfach mal ohne schlechtes Gewissen weniger von sich und von anderen erwarten. Ich weiss noch nicht, ob mir das gelingt. Aber ich will das Experiment wagen und vermute, dass sich hier ein weiterer Weg ins Glück auftun könnte.

Glücksaufgabe

Hast du auch schon erlebt, dass du gegeben hast, was du nicht besessen hast? Hast du vielleicht sogar Burn-out Erfahrungen hinter dir?

Wie könntest du einen gesunden Umgang mit deinen Grenzen einüben? Wo gilt es, dir und anderen Grenzen zu setzen?

Wenn du dich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen willst, kannst du hier gerne meine Predigt «Grenzen – ein göttliches Geschenk?» nachhören?

Guten Morgen, liebes Spiegelbild!

Das war irgendwie eine komische Woche: Sehr viel wirklich Gutes einerseits, gleichzeitig meldete sich meine «innere Systemstimme» immer mal wieder mit der Meldung: «Akkustand niedrig!».

Während die Tage gut waren, voller interessanten Begegnungen und spannenden Projekten, waren die Nächte wenig erholsam: An ungestörten Schlaf war nicht zu denken, dementsprechend wiederholte sich allmorgendlich der holprige Start in den Tag.

Wie sagt man so schön? Wenn der Tag zerknittert beginnt, hat er jede Menge Entfaltungsmöglichkeiten. Naja …

Umarm den Tag

Das ist irgendwie lustig und doch nicht. Jedenfalls stell ich mir einen optimalen Start in den Tag nicht zerknittert vor.

Darum wie wir in den Tag starten, ging es auch letzten Dienstag, als ich einen Kurs zum Thema Persönliches Ressourcenmanagement gestalten durfte. Neben den gängigen Zeitmanagement- und Organisationstipps, angefangen bei der ALPEN-Methode, übers Eisenhower- und Pareto-Prinzip bis zum Parkinson’sche Gesetz, beschäftigten wir uns mit ganz Grundlegendem.

Der wichtigste Grundsatz: Der Auftrag muss klar sein! Wenn das Ziel schwammig bleibt, können wir noch lange unser Zeitmanagement optimieren – wir werden dabei vielleicht immer effizienter (können schneller mehr erledigen), aber ob wir dabei auch effektiv sind (das Richtige in Bewegung bringen), bleibt fraglich.

Doch lange vor der optimalen Arbeitsorganisation und auch vor der Auftragsklärung kommt die persönliche Einstellung und die gesunde Selbstfürsorge.

Und so war mein erster Tipp an die Schulsekretärinnen in besagtem Kurs: «Umarmt den Tag! Startet mit einer positiven Einstellung in den neuen Tag.»

Ich lud die Frauen ein, ihr eigens Spiegelbild am morgen freundlich zu begrüssen. Das verhaltene Lachen der Kursteilnehmerinnen bestätigte mir, dass sich der Gedanke an ein ermutigendes Selbstgespräch vor dem Spiegel etwas fremd anmutete.

Es hat aber keine abgestritten, dass diese hohe Kunst der Selbstfürsorge zu früher Morgenstunde eine wirkungsvolle Sache sein könnte: Noch bevor ich den eigenen Kindern, dem Chef, den Mitarbeitenden oder den Kunden begegne, sorge ich für eine positive Begegnung mit mir selbst.

Anders ausgedrückt: Wie will ich (aufrichtig) nett zu meinen Mitmenschen sein, wenn ich mit mir selbst abschätzig umgehe?

Mut zur gesunden Selbstfürsorge

Stell dir vor, du hast eine kleine «Bude» mit einer einzigen äusserst wertvollen Maschine, die quasi für deinen gesamten Umsatz zuständig ist. Wirst du nicht alles daran setzen, dass diese Maschine jeden Tag gut geölt läuft? Du wirst sie hegen und pflegen, weil dein ganzer Umsatz daran hängt.

Nun, spätestens bei Thomas Härry und seinem Vortrag am Willow Creek Leitungskongress 2022 haben wir eindrücklich gelernt, dass Menschen keine trivialen Systeme wie Maschinen sind – sondern höchst komplexe Wesen, deren Laune täglich neu unberechenbar ist.

Ich hüte mich also davor, Mensch mit Maschine zu vergleichen. Aber gib dem Bild trotzdem eine Chance: Wenn du als Unternehmer:in schon deine Maschine von ganzem Herzen hegen und pflegen würdest, wie viel mehr solltest du da um eine gesunde Selbstfürsorge bemüht sein?

Du bist keine Maschine!
Du hast eine viel bessere Pflege als jede Maschine verdient!

Darum: Sei dir ein guter Freund, eine gute Freundin!

Sei gut zu deinem Spiegelbild, begrüss dich schon am Morgen freundlich und sorge dafür, dass du deine «innere Systemstimme» nicht ignorierst, wenn sie wieder einmal sagt: «Akkustand niedrig!».

Glücksaufgabe

Gesunde Selbstfürsorge ist keinesfalls egoistisch! Sie ist ein wichtiger Schlüssel zu mehr Freude, Glück (Zufriedenheit) in deinem Leben – und im Leben deiner Mitmenschen.

Darum ist wichtig, dass du dich mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigst:

Was hilft dir dabei, positiv in den Tag zu starten?

Wie lädst du wirkungsvoll deinen inneren Akku auf?

Was von deinen Tätigkeiten gibt dir Energie?
Und was nimmt dir Energie?

Leerer Tank schon anfangs Jahr?

Diese Meldung hat mich beeindruckt: Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern tritt überraschend zurück, weil ihr Tank leer sei.

«Ich weiss, was man für diesen Job braucht,
und ich weiss, dass ich nicht mehr genug im Tank habe.
So einfach ist es.»
Jacinda Ardern

Die empathische, junge Premierministerin erhielt weltweit Bewunderung für ihre Leistungen in ihrer zwar kurzen Amtszeit, die jedoch von Krisen (Attentaten von Christchurch, Vulkanausbruch, Corona) gespickt war.

Ihr Rücktritt zeigt: Es braucht nicht immer einen Skandal, um vorzeitig aus einem Amt zu scheiden. Aber was es braucht, ist eine gesunde Selbstwahrnehmung und Rückgrat: Wer sein Amt gut macht, wird bei einer vorzeitigen Rücktrittsankündigung nicht nur Menschen überraschen, sondern auch viele enttäuschen.

Nicht alle schaffen es, wie Jacinda Ardern hinzustehen und zu sagen: «Genug ist genug!». Ein solcher Schritt soll gut überlegt sein, aus einer eigehenden Selbstreflexion erwachsen. Man muss in sich hineinhorchen und spüren, wann genug ist, wann nicht mehr genug im Tank ist. Jacinda Ardern sagte sinngemäss, dass man wissen sollte, was man zu geben hat – und was eben nicht (mehr).

Ich vermute, dass viel zu viele von uns viel zu lange auf dem Zahnfleisch laufen, weil sie entweder nicht so eine gute Selbstwahrnehmung wie Jacinda Ardern haben oder nicht das nötige Rückgrat, um die Entscheide zu fällen, die längst fällig wären.

Lernen vom Kohelet

Mir persönlich hilft dabei die Weisheit, die ich in den letzten Monaten im Bibelbuch Kohelet (Prediger) während der Matinée-Serie «Haschen nach Wind» im gms wiederentdeckt habe.

Es ist eine äusserst steile Aussage, wenn der Kohelet sagt: «Windhauch um Windhauch, alles vergeht und verweht.» Eindrücklich zeigt er auf, wie vergänglich menschliche Bestrebungen sind – ob wir uns ganz dem beruflichen Erfolg, der Klugheit oder dem Vergnügen hingeben, der Prediger kommt zum Schluss, dass dies alles Windhauch um Windhauch, flüchtig und vergänglich ist.

Doch sein Ziel war nicht etwa, uns in eine Depression oder einen Nihilismus zu stürzen. Vielmehr ging es ihm darum zu sagen: Menschliche Bemühungen mögen Windhauch sein, wer sein Vertrauen auf Gott setzt, baut auf das bleibende Fundament.

In einer solchen demütigen Haltung können wir unser Leben befreiter gestalten. Der Kohelet lädt uns ein, zu akzeptieren, dass wir vieles im Leben nicht unter Kontrolle haben. Und gerade darum können wir in Gelassenheit das geniessen, was uns anvertraut ist und das gestalten, was in unseren Möglichkeiten steckt.

Und noch ein Rat gibt uns der Kohelet mit auf den Weg: Meide die Extreme! Mit anderen Worten: Übertreib es nicht!

Wer immer Perfektion sucht, macht sich das Leben selbst schwer.

Und wer ins andere Extrem fällt, wird auch nicht glücklich: Pures Chaos und Gleichgültigkeit haben genauso eine selbst­zerstörerische Tendenz – das wusste schon der Prediger.

Ein ausgewogener Lebensstil mit einer gesunden Selbstwahrnehmung und einem starken Rückgrat, das wünsch ich dir für 2023!

Glücksaufgabe

Ich habe schon erlebt, dass Menschen nach der Lektüre des Glücks-Buches ihre beruflichen und freiwilligen Engagements neu sortiert haben. Das ist nicht immer einfach und man enttäuscht auch andere Leute. Doch eine solche Selbstreflexion ist eine wichtige Glücksaufgabe.

Wo willst du 2023 deinen Fokus legen?

Wie steht es aktuell um deinen Tank?

Und wo ist es an der Zeit für eine Veränderung?

Podcast Empfehlung: Die Messages der Kohelet-Serie kannst du jetzt online nachhören.

Das Leben feiern

Das gibt ein schönes Fest-Weekend: Heute Abend feiern wird die Pensionierung von zwei langjährigen Lehrpersonen und morgen steigt ein Fest zum 80. Geburtstag meiner Schwiegermutter.

In unserer schnelllebigen Zeit ist es kaum mehr vorstellbar, dass jemand 40 Jahre am selben Ort arbeitet. Doch beide Personen, die wir heute nach all den Jahren von leidenschaftlichem Einsatz für unsere Schule in den sogenannten «wohlverdienten Ruhestand» verabschieden dürfen, haben genau dies getan. Praktisch ihr ganzes Berufsleben haben sie sich für Schülerinnen und Schüler unserer Dörfer engagiert und junge Menschen zweier Generationen auf dem Weg in ihren nächsten Lebensabschnitt begleitet.

Nun stehen sie selbst vor einem neuen Lebensabschnitt: Sie schauen auf viele Erinnerungen zurück und können Zukunftspläne schmieden ohne dem Schulalltag mit all seinen Herausforderungen.

In der einen oder anderen Rede werden wir den beiden unsere Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken, Anekdoten und Erinnerungen austauschen und die besten Wünsche mit auf ihren weiteren Weg geben.

Liegt deine Pensionierung noch vor dir? Egal wie viele Jahre es bis dahin noch dauert: Du entscheidest heute, wie du und deine Weggefährten bei deiner Pensionierung auf dein Berufsleben zurückblicken werden.

Was willst du erreicht haben?

Womit in Erinnerung bleiben?

Was müsste sein, damit du den Grossteil deines Berufslebens für denselben Arbeitgeber dein Bestes geben würdest?

Darauf will ich einmal zurückblicken

Für das Fest morgen hat meine Schwiegermutter eine Rede angekündigt. Ich bin gespannt, was sie aus ihrem reichen Leben erzählen will. Achtzig Jahre – das heisst, ein ganzes Estrichabteil voller Erinnerungen (ich meine dies im übertragenen Sinn, oft trifft es aber auch im wörtlichen, materiellen Sinn zu).

Mein Schwiegermami Susi hat in den letzten 80 Jahren sehr viele Hochs und Tiefs, Freudenmomente und Rückschläge erlebt. Das trifft auf jedes Leben zu. Keine und keiner ist davor gefeit Leidenszeiten durchzumachen. Und doch gibt es auf der anderen Seite immer einen Grund dankbar zu sein.

Wenn du dir deinen 80. Geburtstag vorstellst, wie stellst du dir diesen vor?

Mit wem willst du diesen besonderen Tag feiern?

Worauf willst du dankbar zurückblicken?

Wofür möchtest du bekannt sein?

Magst du auf dieser Gedankenreise noch einen Schritt weiter mit mir gehen? Es gibt im Coaching den Workshop Mein Vermächtnis, in dem man seine eigene Grabrede schreibt. Einigen geht das zu nahe oder sie finden es einfach zu makaber.

Trotzdem finde ich es eine sehr aufschlussreiche Übung: Wenn du dein Leben gedanklich von hinten aufrollst, sieht so manches ganz anders aus. Es geht sogar soweit, dass trotz den vielen höchst individuellen Lebensentwürfen viele Menschen auf dem Sterbebett ganz ähnliches bereuen: Zu wenig Zeit mit Freunden verbracht, zu wenig «das eigene Ding» durchgezogen, zu viel gearbeitet … (Buch: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen)

Ich leiste gerne, engagiere mich mit viel Energie in unterschiedlichen Projekten, bin gerne kreativ und habe gerne Erfolg – doch all diese Dinge sind nicht das, was ich am Ende meiner Tage hören möchte.

Vielmehr wünsche ich mir, dass die Menschen an meinem Grab sagen:

Er hat Liebe verschenkt.

Er hat Hoffnung verbreitet.

Er hat Glaube gelebt.

Glücksaufgabe

Deine heutigen Entscheidungen bestimmen, wie du und andere bei deiner Pensionierung, deinem 80. Geburtstag und später auch an deinem Grab auf dein Leben zurückblicken werden.

Was möchtest du deinen Mitmenschen hinterlassen?

Was soll dein Erbe sein?

Mit diesem Blogartikel verabschiede ich mich in die Sommerpause. Ich freue mich, wenn dich meine Gedanken zum Weiterdenken inspirieren. Und vielleicht hast du den Mut, dich dem Vermächtnis-Workshop zu stellen. Ich schenk ihn dir hier als Gratisdownload.

Gestalte dein Glück – und nutze auch gerade die hoffentlich etwas ruhigeren Sommerwochen dazu. Und falls du für dich oder für andere Menschen, die dir wichtig sind, noch eine gute Sommerlektüre suchst, schicke ich dir gerne mein GlücksBuch zu.

Das Leben auf der Achterbahn

Mit 20 war ich sowas von im Flow, dass ich meinte, es gebe nur eine Richtung im Leben: Steil aufwärts.

Erfolgreich abgeschlossene Banklehre, Jungschar gegründet, 1. August-Redner im Dorf, mehrere Camps organisiert …

Ein Jahrzehnt – und manche Lebenserfahrung – später, war mir längst klar: Im Leben kann es nicht nur aufwärts gehen. Irritationen, Scheitern und Brüche gehören genauso dazu.

Zu einem bereits gut gefüllten Alltag mit unterschiedlichen Verpflichtungen kam quasi obendrauf noch der Familienalltag mit Kleinkindern. Wir zahlten als Paar teures Lehrgeld, weil plötzlich nicht mehr alles möglich war (war es natürlich schon vorher nicht – und doch: geht nicht, gabs irgendwie nicht), die Kräfte nicht mehr reichten, Enttäuschungen und Anfeindungen verarbeitet werden mussten.

Auch in dieser Phase gabs zum Glück immer wieder schöne Flow-Erfahrungen. Wir wurden aber auch arg ausgebremst. Und so wurde uns an unserem eigenen Erleben deutlich, was ja eigentlich schon klar war: Eine Lebenskurve ist selten gerade – und vor allem führt sie nicht fortwährend steil aufwärts.

Das 3D-Leben

Nochmals knapp zwei Jahrzehnte – und so manche Horizonterweiterung – später, scheint mir auch diese Sicht von der auf- und abwärts führenden Lebenskurve zu kurz gegriffen. Das Leben verläuft nicht einfach linear mal nach oben, dann wieder etwas nach unten.

Dies passt ja auch nicht in das 3D-Zeitalter. Das Leben ist einfach komplexer als es die Einteilung in Höhepunkte und Tiefschläge zulassen würde.

Je länger je mehr komme ich mir wie auf einer wilden Fahrt auf einer Achterbahn vor – am besten noch unter erschwerten Bedingungen, sagen wir mal eine Achterbahnfahrt im Nebel: Du weisst nicht, was als Nächstes kommt. Noch gerade ging es steil aufwärts, dann runter und unvermittelt geht’s in eine gewaltige Rechtskurve (oder war es links?) …

Leben pur, Orientierung nicht einfach.

Vor knapp zwei Wochen gönnte ich mir eine Auszeit im Solbad. Zwischen den Saunagängen reflektierte ich Tagebuch schreibend über meinen Alltag. Dabei durfte ich feststellen: Nach einem nicht einfachen Herbst haben sich Dinge am Anfang des neuen Jahres in eine gute Richtung entwickelt. Hoffnungsvoll habe ich meinen Auszeittag beendet.

Der Hammer folgte 24 Stunden später: Was sich für uns als Familie gerade so hoffnungsvoll entwickelte, wurde jäh ausgebremst. Statt steil aufwärts geht’s die Steilwandkurve runter und die Gefühlsachterbahn nimmt Fahrt auf – mit Höchstgeschwindigkeit.

Auch wenn ich hier (für den Moment) keine persönlichen Details preisgeben will, bestimmt kannst du dir vorstellen, wie es uns geht – weil du solches auch schon erlebt hast: Rauf, runter, links, rechts – wo stehen wir eigentlich? – man, ist das ungerecht! – und jetzt? …

Du bist nicht alleine!

In dieser ungemütlichen Situation sind wir gerade einige Dinge am Buchstabieren. Eines davon ist: Wir sind nicht alleine!

Gerne glauben wir ja an einem Tiefpunkt im Leben, der Lüge, wir wären die Ärmsten und besonders hart vom Leben geschlagen. Das stimmt nicht!

Natürlich wissen wir das. Doch wenn wir uns im Jammertal ins Schneckenhaus zurückziehen, sehen wir nur Menschen, die es besser haben als wir.

Während ich aber mit anderen über unsere Situation sprach, ist mir von schwierigen Lebenssituationen berichtet worden, die mich nicht kalt lassen.

Tatsache ist: Auch bei anderen – selbst wenn sie wunderschöne Fotos auf Insta teilen – geht nicht alles wie „am Schnüerli“, geht nicht alles glatt, scheint nicht jeden Tag die Sonne!

Lass dir helfen!

Wir sind so dankbar für gute Menschen an unserer Seite: Familie und Freunde, die unsere Not mittragen, Menschen, die Anteil nehmen und für uns beten, und wir sind dankbar für die professionelle Hilfe – von der Psychologin bis zum Rechtschutz.

Diese Kombi von Freunden und professioneller Hilfe wünsche ich allen, die das 3D-Leben auf der Achterbahn in seiner ganzen Komplexität erfahren: Wir müssen nicht verschweigen, was uns belastet. Und wir müssen nicht irgendwelche Helden spielen, die keine Hilfe brauchen.

Oder wie mir gestern jemand anvertraut hat: Die gutgemeinten Notfallkügeli der Eltern haben leider nicht gereicht, um ein traumatisches Erlebnis meiner Jugendzeit zu verarbeiten.

Und mir hilft, zu wissen, dass Gott da mit mir auf der Achterbahn des Lebens ist – selbst wenn ich meine Fragen an ihn habe und ich so manches einfach nicht verstehe. Er ist da. Vielleicht verhindert er nicht den freien Fall. Doch er fängt mich am Ende auf.

Glücksaufgabe

Vielleicht gibt es in deinem Leben gerade keinen Nebel und keine Steilwandkurven. Dann freu dich dran, sei dankbar und bete vielleicht für jemanden, der es gerade ganz anders erlebt.

Und wenn du selbst Tiefschläge zu verdauen hast und dich kaum orientieren kannst: Lass dir helfen! Rede mit Freunden und lass die Unterstützung von Profis zu.

Die geknickte Rose

Neulich durfte ich mit einer Gruppe einen Blick hinter die Kulissen des Luxushotels Lenkerhof werfen. Eindrücklich, wie klein die Vorratskammer dieses grossen Hauses mit Gourmetrestaurant ist – «Bei uns wird praktisch alles frisch angeliefert», wurde uns versichert. Gross ist dafür die Wäscherei mit Rund-um-die-Uhr-Betrieb.

Als wir im Reich der hauseigenen Floristin durchkamen, fiel mein Blick sofort auf zwei Rosen: Die eine strahlte Frische und Schönheit aus, wie es nur eine Rose kann.

Die andere liess ihren Kopf hängen – sie strahlte nichts Positives mehr aus.

Was für ein Gegensatz?!

Noch jetzt, wenn ich das Foto dieser beiden Rosen anschaue, erfasst mich beim Anblick der blühenden Rose eine erhabenes Gefühl, ich richte mich auf und freue mich mit der Rose an der Schönheit des Lebens. Zusammen stimmen wir ein in den Lobgesang: «Das Leben ist ein Fest!»

Schwenke ich meine Aufmerksamkeit dann zur geknickten Rose, befällt mich eine depressive Stimmung. Nur Zentimeter neben dem blühenden Leben riecht es nach Tod. Die Lebenskraft ist weg – und mit ihr der Stolz, der aufrechte Gang, die Freude.

Und beides gehört zum Leben!

Nein, dieser GlücksBlog soll sich nicht um rosarot getünchte Positivität drehen nach dem Motto «Wenn du es nur genug versuchst, wirst du die geknickte Rose ausblenden können!».

Die geknickte Rose mit ihrer Gebrochenheit gehört genauso zum Leben, wie die stolz blühende Rose der Schönheit.

Die Kunst des Lebens ist es, dass wir beide Seiten wahrnehmen, akzeptieren, annehmen und vielleicht sogar umarmen können.

Es gibt Tage, da blühen wir mit der Rose um die Wette.

Und an anderen Tagen, da blüht gar nichts, da fehlt uns sogar die Kraft, um den Kopf zu heben.

Klar, ich bin lieber die blühende Rose und stecke mit meiner Lebensfreude auch gerne andere Menschen an.

Aber es bleibt eine Tatsache, dass ich auch immer wieder die geknickte Rose bin: keine Energie, schwere Gedanken, Mutlosigkeit, die sich breit macht.

Mir tut es gut, wenn ich in dieser Phase nicht im Club der genkickten Rosen einchecke, sondern auch Menschen um mich habe, die genug Lebensfreude und Energie haben, um sie gerne mit mir zu teilen. Menschen, die Anteil nehmen, zuhören und mich vielleicht auch für eine Wegstrecke an der Hand nehmen.

Damit die Freude eines Tages wieder zurückkehrt

Eine andere Situation, ein anders Hotel: Während einer Pfarrweiterbildung bleibe ich an folgendem Zitat von John Wesley aus dem EMK Gesangsbuch hängen:

Glaube ist Liebe,
Frieden und Freude im heiligen Geist.

Er ist die fröhlichste und heiterste Sache von der Welt.
Er ist völlig unvereinbar mit Griesgrämigkeit, Missmut, Hartherzigkeit und allem, was nicht, der Sanftmut, Güte und Freundlichkeit Jesu entspricht.

Ich möchte gerne voll und ganz zustimmen – und doch bleibt mir ein Aber im Hals stecken. Wie passt das jetzt zu den beiden Rosen?
Gehört das Geknicktsein nicht auch zum Leben?

Ich will das Zitat als Versprechen verstehen: Der Glaube, und noch viel mehr die Liebe Gottes, wird uns frei machen.

Es werden Tage kommen, da sind wir frei von Griesgrämigkeit, Missmut und Hartherzigkeit.

Und es wird der Tag kommen, da sind wir vollständig frei von allem Schweren. Zum Leben im Diesseits gehört es, dass wir von Zeit zu Zeit der geknickten Rose ähneln. Doch genauso bin ich überzeugt, dass nach diesem Leben «die wahre Wirklichkeit» folgt, in der wir als blühende Rosen das Geknicktsein hinter uns lassen werden.

Glücksaufgabe

Wie ist deine Stimmungslage gerade jetzt? Geknickte oder blühende Rose? Voller Lebensenergie oder ausgelaugt?

Glück heisst nicht, das Schwere auszuklammern. Glücklich ist, wer auch die genknickte Rose annehmen kann.

Das macht Sinn!

Ein Kennzeichen glücklicher Menschen ist, dass sie einer Tätigkeit nachgehen dürfen, die sie als sinnerfüllt erleben.

Wer dies regelmässig erleben darf, lebt wahrscheinlich ihre Berufung oder hat mindestens den passenden Job oder ein spannendes Engagement als freiwillig Mitarbeitender gefunden.

Ich habe das Privileg, immer wieder solche Flow-Momente erleben zu dürfen, in denen meine Passion, meine Stärken und mein Persönlichkeitstyp zu den Aufgaben passen, die mir im ausleben meiner Berufung begegnen.

Strahlende Kinderaugen und dankbare Eltern

Jahr für Jahr erlebe ich Mitte Oktober ganz viel Sinn in meiner Tätigkeit: Wenn 40-60 Kinder und das freiwillige Mitarbeitendenteam (mit vielen Jugendlichen) mit soviel herzhafter Freude, strahlenden Augen und einem „Big Smile“ bei den Happy Kids Days mitwirken, erlebe ich ganz viel Sinnhaftigkeit in meiner Tätigkeit.

Selbst wenn es eine sehr anspruchsvolle Woche ist und wir als Leitungsehepaar stark gefordert sind, bleibt es eine der schönsten Wochen im ganzen Jahr.

Zu den grossen Worten hier die entsprechenden Beweisfotos:

Neben dem nonverbalen Feedback der Kids gibt es auch immer wieder einzelne Eltern, die ihre Dankbarkeit konkret aussprechen. Das ist ein schöner Lohn für alle Mitarbeitenden, die viel Energie in dieses Projekt stecken. Und mich erinnert es daran, wie viel Sinn diese Arbeit macht.

Wenn der Familienvater und Unternehmer seine Kids abholt und anerkennend sagt: „Unsere Mädchen sind einfach immer glücklich, wenn sie bei euch gewesen waren“, ist das der schönste Beweis dafür, dass wir im Verein Happy Kids tatsächlich unsere Mission leben.

Müde, aber sehr glücklich

Gestern war auch so ein Tag, an dem die Sinnhaftigkeit meiner Tätigkeit konkret spürbar war: Ein Filmteam der Evang.-method. Kirche Schweiz besuchte uns und machte Aufnahmen von diversen Projekten von gms/Happy Kids.

Ist möglicherweise ein Bild von eine oder mehrere Personen und Innenbereich

Der Besuch von Menschen, die vorher nie in unserer Location waren, ist immer etwas sehr Spannendes: Wie nehmen sie uns, unser Lokal und unsere Projekte wahr? Wie fühlen sie sich dabei?

Und bei einem so dicht gefüllten Tagesprogramm wie gestern: Wie erleben sie die Zusammenarbeit mit uns?

Was ich gestern gespiegelt bekam, macht mich riesig dankbar: „So viel gelacht wie heute, habe ich schon länger nicht mehr – und dies trotz dem ganzen Stress“, bekamen wir zu hören. Oder: „Ich kam an einen neuen Ort, mit mir kaum bekannten Leuten, und es war kein Moment peinlich.“

Das ist Balsam und Feuerwerk für meine Seele in einem: Ich geniesse still, dass unser 22jähriger Traum lebt. Und es pusht mich wie eine Rakete vorwärts: Genau, lass uns dies weiterhin tun und diesen Traum von einem Ort, wo sich die unterschiedlichsten Menschen wohl und angenommen fühlen, noch konsequenter in Tat umsetzen.

Flow bis zum Umfallen

Dabei habe ich bei aller Sinnhaftigkeit und Schönheit von solchen Highlights (mindestens) zwei Dinge gelernt:

1. Es gibt auch in einer sinnerfüllten Tätigkeit nicht jeden Tag Highlights, die sich auch noch wunderbar anfühlen. Ganz oft bestehen auch bei der tollsten Arbeit die Tage aus Arbeit, aus harter Arbeit sogar. Zudem gehören Rückschläge genauso dazu und schmerzen wohl noch gerade eine Spur stärker, wenn so viel Herzblut mit im Spiel ist.

2. Flow kann süchtig machen. Immer schneller, immer mehr, immer höher – diese Gefahr besteht, wenn es gerade richtig gut läuft. Doch das kann auf die Dauer nicht gut gehen.

Weil ich neben allem Schönen derzeit auch mit Unschönem und Unbequemem zu kämpfen habe, ist mir in den letzten Tagen aufgefallen, das wohl meine Seele mit diesem Tempo nicht ganz mithalten kann: Müde ins Bett fallen und doch nicht einschlafen können, ist so ein Anzeichen dafür.

Darum freu ich mich auf eine kleine Auszeit am Sonntag und Montag.

Glücksaufgabe

Jetzt hab ich sehr viel von mir erzählt. Wie sieht es bei dir aus? Wo erlebst du (Beruf / Freiwilligenarbeit / Familie) das Glück einer sinnerfüllten Tätigkeit? Wie fühlt sich das an?

Wie zeigt sich ein Flow-Erlebnis in deiner Tätigkeit?

Und weisst du auch, wann genug ist? Planst du bewusst Auszeiten ein?

The Pace of Grace

Wie gesund ist dein aktuelles Lebenstempo? Den passenden Lebensrhythmus zu finden ist nicht immer einfach – und je nach Lebensphase eine wahre Kunst!

Wenn du gerade zum dritten Mal Mutter oder Vater geworden bist, fühlt sich dein Lebenstempo möglicherweise gerade nach Vollgas an und dein Schlafrhythmus ist ziemlich sicher ausser Takt geraten.

Doch wenn deine Lebensphase die eines frisch pensionierten Kadermitarbeiters ist, fühlt es sich vielleicht eher wie eine Vollbremsung an. Von Vollgas mehrere Gänge runterzuschalten – gar nicht so einfach …

Die meisten von uns sind jedoch weder frisch Eltern geworden noch kürzlich in Rente gegangen. Wie fühlt sich das Leben bei dir gerade an? Zu schnell, in motivierendem Flow, angenehm chillig oder etwas gar gemütlich/ungemütlich, weil du beispielsweise als Künstler seit Monaten auf dein nächstes Engagement wartest?

Meinen Rhythmus finden

Vor einigen Jahren waren meine Frau und ich regelmässig unter dem Motto „Leben in Balance“ im ganzen Land unterwegs und konnten bei verschiedensten Gelegenheiten (Impuls-Referate, Timeout-Weekends oder Coachings) Menschen dazu inspirieren, ihren Rhythmus zu finden.

Was mich dabei immer wieder fasziniert hat: Es ist ein Thema, das alle angeht! Nicht selten kamen nach einem Referat ältere Menschen auf uns zu und bedankten sich für die wertvollen Impulse. Und wir dachten anfänglich: Das Thema „Leben in Balance“ spricht wohl nur Menschen in der turbulenten Lebensphase an.

Für viele Menschen ist eines der Geschenke der Pandemie die verordnete „Rhythmusstörung“: Plötzlich wurde der Alltagstrott unterbrochen, es reiht sich nicht einfach mehr ein Tag an den anderen, eine Woche an die letzte, Jahr an Jahr. Das Gewohnte muss(te) pausieren. Und das gibt uns die Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob unser Lebensrhythmus stimmig ist – passt das Tempo zu uns? Zu schnell? Zu langsam? Zu viel Flow – oder gar kein Flow?

The Pace of Grace – das Tempo der Gnade

Letzten Sommer hat mich ein kreativer Talk mit dem Titel „The Pace of Grace“ von Michael Todd am GLS (Global Leadership Summit) sehr angesprochen. Willow Creek Deutschland hat im neuen, frischen Format Let’s talk about the Talk genau diesen Impuls aufgenommen und mit vier jungen Leitenden darüber gesprochen, was es für sie heisst, im Tempo der Gnade – in einem gesunden Lebensrhythmus – ihr Leben zu gestalten.

Ich finde: Ein geniales Format und ein äusserst wichtiges Thema für Menschen jeden Alters.

Es ist nicht nur für unsere Zufriedenheit sondern auch für unsere körperliche und emotionale Gesundheit von zentraler Bedeutung, dass wir eine gute Balance im Leben finden.

Einerseits geht es darum, in einem ausgewogenen Verhältnis in die unterschiedlichen Lebensbereiche wie Arbeit, Familie/Liebe, Gesellschaft, Selbst und Spiritualität zu investieren.

Anderseits gilt es, immer wieder vor Augen zu haben, dass wir Sorge zu Körper, Geist und Seele tragen. Wer seinen Körper durchtrainiert, aber Geist und Seele verkümmern lässt, lebt genauso ungesund wie die, die ihrem Geist immer wieder Futter geben, sich jedoch kaum bewegen.

Nach welchem Rhythmus lebst du?

Glücksaufgabe

Wer das neue Format Let’s talk about the Talk kostenlos abonniert, erhält quasi als Bonus zum Talk ein PDF mit Fragen und Impulsen zum Weiterdenken.

Inspirierende Impulse, nicht direkt für deinen Lebensrhythmus, jedoch dazu, wie wir als Leitende CHANCEN entdecken und nutzen, gibt es auch an der Willow Creek Tageskonferenz vom 28. August in Winterthur: CHANCEN – sehen, packen, leben.
(Bist heute, 30.4., Mitternacht ist die Anmeldung zum günstigsten Tarif möglich!)

Und wenn du dein Lebensrhythmus in einem Coaching reflektieren willst, empfehle ich dir unser Coaching-Package Meine Balance finden.

Akkustand niedrig

Jedes Kind weiss inzwischen, dass seine elektronischen Lieblingsspielzeuge (meistens mit einem kleinen i geschrieben: iPad, iPhone …) nicht nur mit dem heissgeliebten W-LAN sondern auch regelmässig mit dem Stromnetz verbunden werden muss.

Was leider noch nicht jedes Kind begriffen hat: Auch der menschliche Akku ist nicht unerschöpflich!

Leider ist das Aufladen unseres Akkus nicht so einfach wie bei diesen iGeräten – Kabel rein und schon wird der Ladevorgang gestartet und wir müssen währenddessen nicht einmal eine iPause einlegen …

Nein, bei uns Menschen ist es selbstverständlich etwas komplexer. Kommt dazu, dass wir nicht bloss einen Akku haben, sondern gleich mehrere, die immer mal wieder geladen werden möchten.

Ich sehe mindestens vier unterschiedliche Akkus, oder Tanks, die eine regelmässige Tankfüllung brauchen:

Den emotionalen Tank füllen wir vielleicht im Zusammensein mit Freunden. Oder mit einem Vollbad. Oder einem Ausflug in die Berge.

Den geistigen Tank füllen wir in dem wir unserem Verstand Futter geben: Ein gutes Buch, einen TED Talk oder sich mit dem Glück auseinandersetzen.

Für den körperlichen Tank gibt es verschiedene Unterbereiche: Da sind die vernünftige Ernährung, genügend Schlaf, regelmässige Bewegung.

Der seelische Tank hat mit der Sehnsucht nach etwas Ewigem in unserem Leben zu tun. Irgendwo in uns gibt es diesen Akku, der nach göttlicher Liebe, Unvergänglichkeit und Vollkommenheit schreit. Vielleicht könnten wir dies auch die „Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“ nennen.

Einen neuen spirituellen Zugang*

Dieser seelische Tank hat mit dem zu tun, was wir diese Woche in der Aktion 7 Wochen für mein Glück als den Wind im Windrad, die Sinnfrage oder eine gelebte Spiritualität kennen gelernt haben.

Für eine Tankfüllung gibt es verschiedene Möglichkeiten; ganz deiner Persönlichkeit entsprechend, kannst du einen Zugang zum Gott der Liebe entdecken und entfalten.

Vollkommenheit werden wir trotz Tankfüllung zwar im Diesseits nicht erlangen, doch das Wunder von Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten in Kombination ist das himmlische Versprechen, dass wir durch Jesus und den guten Geist Gottes hier und jetzt mit dem Göttlichen in Berührung kommen können.

Mit welchem der folgenden neun Zugänge* hast du bereits gute Erfahrungen gemacht? Wie wird Gott für dich erfahrbar? Was hat für dich «funktioniert», was nicht?

Und welchen Zugang zu Gott möchtest du einmal ausprobieren?

Der Natur-Typ: Gott in seiner Schöpfung lieben

Ich liebe diesen Zugang: Der Anblick einer Bergkette oder das Meditieren im Wald – da fühle ich mich sofort mit dem Schöpfer verbunden.

Der sinnliche Typ: Gott mit allen Sinnen lieben

Bilder, Gerüche, Kathedralen … – Gott mit allen Sinnen in der Schönheit entdecken.

Der traditionalistische Typ: Gott lieben durch Rituale und Symbole

Das Schöne an den unterschiedlichen Zugängen ist, dass sie genauso vielfältig sind wie wir Menschen: Einige können mit festen Liturgien nichts anfangen, andere fühlen sich gerade im gemeinsamen, liturgischen Gebet Gott besonders nahe.

Der asketische Typ: Gott lieben in Einsamkeit und Schlichtheit

Dieser Zugang wird mit ein Grund sein, warum sich das Pilgern einer solch grossen Beliebtheit erfreut: Die Einsamkeit hilft Gedanken zu sortieren und sich dem Göttlichen zu öffnen.

Der aktivistische Typ: Gott lieben durch Konfrontation

Ohne Taten sei der Glaube tot, sagt die Bibel. Nach diesem Motto leben Menschen mit diesem Zugang.

Der fürsorgliche Typ: Gott lieben durch Nächstenliebe

Nächstenliebe ist ein wichtiger Glücksfaktor – und ein Zugang, um Gott zu lieben und erfahren.

Der enthusiastische Typ: Gott lieben durch Mysterien und Feiern

Dieser Zugang ist für Menschen, die ihre Freude gerne durch Musik und andere kreative Ausdrucksformen erleben und teilen.

Der kontemplative Typ: Gott lieben mit grenzenloser Hingabe

Sie verbringen viel Zeit, um über Gott nachzudenken, mit ihm zu reden und vor allem einfach in seiner Gegenwart still zu sein.

Der intellektuelle Typ: Gott lieben mit dem Verstand

Glauben kann man (darf und soll man!) auch mit dem Verstand: Während einige Menschen Gott besonders in Emotionen entdecken, erfahren Menschen mit diesem Zugang Gott besonders in der intellektuellen Auseinandersetzung mit ihm und der Bibel.

Glücksaufgabe

Egal ob du das Ganze mit Gott und Glaube gerade frisch am Entdecken bist oder du dich als Profi in Sachen christlicher Spiritualität bezeichnen würdest – lass dich vom Ewigen besuchen und beschenken!

Und für besonders Neugierige und Mutige: Gönn dir eine Horizonterweiterung und lass dich einmal auf einen Zugang ein, der nicht gerade offensichtlich zu deiner Persönlichkeit passt.

Die geschilderten Zugänge werden im Buch «Neun Wege, Gott zu lieben» (Edition AufAtmen) von Gary L. Thomas vorgestellt.