Lernen vom Schuhmacher Martin

„Ich habe keine Lust weiterzuleben, frommer Mann. Ich wünsche mir nur noch den Tod. Nur dies allein erflehe ich von Gott. Ich bin ein Mensch ohne jeden Wunsch und jede Hoffnung.“
Der Schuhmacher Martin in einer Erzählung von Leo Tolstoi (Wo die Liebe ist, da ist auch Gott)

Meine Frau hat sich dieses Jahr einen Wunsch erfüllt: Basierend auf die bekannte Erzählung vom „Schuhmacher Martin“  hat sie ein Hörspiel geschrieben und ein Figurentheater entwickelt. Das Stück „Lueg use, Martin“ ist nicht nur sehr schön, es ist auch sehr berührend.

Im Figurentheater geht es um den vom Leben gezeichneten und dennoch zufriedenen Schuhmacher Martin, der zusammen mit der Maus Melchior in seiner Werkstatt wohnt. Während Melchior Besuch von seinem Bruder Balthasar bekommt und dieser seinen gewohnten Alltag durcheinander bringt, gibt Martin in verschiedenen Begegnungen unbemerkt viel Wärme und Liebe weiter.

Es lohnt sich, die Geschichte etwas genauer zu betrachten: Da ist ein armer Schuhmacher, der viele Schicksalsschläge wegstecken muss. Seine Frau stirbt früh, seine Kinder auch und schlussendlich erliegt auch sein jüngster Sohn einer Krankheit.
In dieser Situation gibt sich Martin „ganz der Verzweiflung hin“. Aus dieser Zeit stammt der oben genannte Ausschnitt aus einem Dialog.

Die Hoffnungslosigkeit und die Verzweiflung haben nicht das letzte Wort. Tatsächlich wird aus dem lebensmüden Martin ein warmherziger Mensch, der Nächstenliebe ganz konkret lebt.

Was ist geschehen?

Hören wir nochmals in den Dialog hinein, den ich oben bereits angerissen habe: „Und der Alte erwiderte: ‚Für Gott müssen wir leben, Martin. Er ist es, der dir das Leben gegeben hat, ihm sollen wir es leben. Wenn du ihm lebst, wirst du dich um nichts mehr bekümmern, und alles wird dir leicht erscheinen.'“

Es scheint eine etwas gar einfache Lösung zu sein. Und tatsächlich wird es uns im wirklichen Leben oft auch um einiges komplexer vorkommen. Doch dieser Ratschlag war für Martin der Beginn einer spannenden Reise. Durch diesen Rat gelingt es ihm, von sich weg zu Gott hin und dadurch auch zum Mitmenschen zu schauen.

Wie können wir Rückschläge verkraften und Schicksalsschläge überwinden? Wie werden wir versöhnt mit uns und unserem Leben? Es beginnt dort, wo wir den Blick von uns weg auf unser Gegenüber hin richten. Wer nur sich und seine Probleme sieht, wird sich immer elender fühlen. Wer es wagt, auf Gott zu schauen, kann neue Perspektive gewinnen. Und wer in aller Schwachheit beginnt, dem Mitmenschen zu dienen, wird erleben, wie ein Heilungsprozess in Gang gesetzt wird.

Das empfehlenswerte Figurentheater Lueg use, Martin ist im Advent 2011 in Studen BE zu sehen und kann im Adonia-Verlag als Hörspiel gekauft werden.

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst„.

Eine Überzeugung, die mich leitet

Diesen Herbst habe ich das Masterstudium im Fachbereich Theologie am IGW International (gemäss Tagi die „Kaderschmiede für charismatische Pastoren“) aufgenommen. Seit meinem Abschluss auf Bachelor Level sind nun doch einige Jahre vergangen (das war im Jahr 2000) – dementsprechend bin ich gefordert, jetzt als Student wieder einem gewissen Studienplan zu folgen und im Bereich Weiterbildung nicht einfach die leicht verdaulichen Häppchen rauszupflücken.

Mit anderen Worten: Als Praktiker habe ich in den letzten Jahren vor allem Kurse und Weiterbildungen besucht, die einen direkten Nutzen für meine beruflichen Tätigkeiten versprachen. Jetzt finde ich mich in Kursen wieder, die wissenschaftliches Arbeiten und jede Menge theoretischen Lesestoff mit sich bringen und auf den ersten Blick noch nicht viel mit meinem Arbeitsumfeld zu tun haben.

Gleich in den Einführungstagen wurde ich herausgefordert, über Axiome meines wissenschaftlichen, theologischen Schaffens nachzudenken. Sprich: Welche Grundannahmen und Überzeugungen leiten mich in meinem Forschen, Nachdenken und Handeln als Theologe.

Was ist der grosse Bogen, den ich für mich als gegeben anschaue? In den letzten Tagen wurde mir bewusst, dass der folgende Satz für mich ein solches Axiom darstellt:

„Alles Leben und Wissen kann nur von Gott her und zu Gott hin gedacht werden.“
Stefan Gerber

Es ist meine Überzeugung, dass Gott schon da war, bevor wir Menschen denken und handeln konnten. Daher kann ich nicht anders, als mit dieser Grundannahme durchs Leben zu gehen, dass am Anfang ein Schöpfergott da war, der den Lebewesen das Leben einhauchte.

Genauso fest glaube ich, dass am Ende Gott das letzte Wort sprechen wird. Wir können Gott aus unserem Alltag drängen, doch das heisst noch lange nicht, dass er desswegen aufhört zu existieren.

Für mich persönlich ist Gott Anfangs- und Endpunkt des Lebens. Und mein Dasein macht erst dann wirklich Sinn, wenn ich im Blick habe, dass er mich geschaffen hat und er mich an der „Zielline“ in Empfang nehmen wird.

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSpiritualität„.

Wem gehört der Applaus?

„Er soll den Applaus bekommen, jetzt und immer wieder neu! Yeah! So soll es ablaufen [Amen]!“
(Volxbibel, Römerbrief 11,36)

Als Theologe bin ich der Individualpsychologie dankbar, dass sie die Sinnfrage als einer der fünf wesentlichen Lebensbereichen zum ganzheitlichen Bild eines gelingenden Lebens aufgenommenhat. Das Konzept der fünf Lebensaufgaben entspricht meiner Sicht auf das Lebensehr: Für ein gesundes Dasein ist ein ausgewogener Lebensstil, in der keinerder fünf Bereiche zu kurz kommt, von zentraler Bedeutung.


Im Lebensbereich „Sinnfrage“, ich nenne ihn „Spiritualität“, geht es vereinfacht gesagt um die Frage: Wem gehört der Applaus meines Lebens?

Jeder Mensch will „applaudieren“, etwas verherrlichen oder anhimmeln. Dabei entdecke ich drei Formen von fehlgeleitetem „Applaudieren“:

  • Sich selbst „anbeten“: Der Narzismus unserer Zeit liegt darin, dass viele Menschen nur noch sich selbst applaudieren. Jeder will eine beklatschte und verehrte Berühmtheit sein – mindestens für die bekannten fünfzehn Minuten.
  • Andere Menschen „anhimmeln“: Jeder hat seine bewussten oder unbewussten Vorbilder, manche haben ihre geliebten Idole. Dort, wo der Fankult zu einer Religion wird, sehe ich eine grosse Gefahr. Es kann nicht gut kommen, wenn wir andere Menschen anhimmeln, ja sogar anbeten.
  • Materielles „vergötzen“: Wir sind vielleicht stolz darauf, dass wir nicht vor einem „Goldenen Kalb“  auf die Knie gehen. Doch so viel schlauer als die alten Völker sind wir auch nicht! Ob das Statussymbol Auto, das grössere Haus oder das Aktienportfolio – viel zu oft macht sich der Mensch seine Götter selbst.
Wenn nun jeder Mensch etwas Grösseres im Leben braucht, etwas, das er anhimmeln kann, bleibt die Frage nach einer sinnvollen Alternative zu den genannten Möglichkeiten. Der beste Weg scheint mir tatsächlich, dem Verfasser des Römerbriefes (Apostel Paulus) zu folgen, und den Applaus an den Schöpfer des Lebens zu richten. 

Natürlich freue auch ich mich, wenn mir etwas gelingt und ich dafür Applaus erhalte. Und natürlich habe auch ich meine Vorbilder, von denen ich lernen will. Und natürlich freue auch ich mich, wenn es mir wirtschaftlich gut geht. Aber ich will darin den nicht vergessen, der mir das Leben geschenkt hat. Ich will nicht mich, nicht andere Menschen und schon gar nicht Materielles in den Mittelpunkt meines Lebens stellen. Für mich heisst Spiritualität, immer wieder die Begegnung mit dem suchen, der mich erschaffen hat. Und dabei gebe ich ihm den Applaus, weil er es auch wirklich verdient und ich selbst gestärkt werde, wenn ich den Schöpfer des Universums anhimmle.


Diese Woche gings in meinem Blogbeitrag um den Lebensbereich „Spiritualität“.

Betreten verboten!

Jetzt ist es amtlich: Der Glaube ist Privatsache. Noch schlimmer: Auch die Kirche ist Privatsache. Was ist aus der „Volkskirche“ geworden?
Diese Woche im Zürcher Oberland: Ich spaziere vom See ins Städtchen. Plötzlich nehme ich mit meinem Augenwinkel auf dem schönen, einladenden Kirchenumschwung eine Verbotstafel wahr. In grossen Lettern steht da „PRIVAT“, mehr als deutlich wird vor dem Betreten des Kirchengeländes gewarnt.
Ich bin eingeschüchtert: Darf ich hier überhaupt durch? Stehe ich in Gefahr, eine Busse zu bekommen, wenn ich mich dieser Kirche nähere?
So gehe ich weiter meines Weges und mache mir Gedanken zum gerade eben Erlebten. Was für Signale sendet eine Kirche aus, die Vorbeiziehende davor warnt, ihr Gelände zu betreten (und es zu bestimmten Zeiten sogar ausdrücklich verbietet, mit amtlicher Beglaubigung)? Ist denn der Glaube wirklich Privatsache? Und was für Folgen hat es, wenn sich die Volkskirche zur Privatkirche wandelt?
Ich finde, Kirche hat den Auftrag, gesellschaftsrelevant, eben Volkskirche, zu sein. Und „Privat“ passt für mich nicht zu Kirche und Glauben. Die Sinnsuche gelingt doch am Besten im Miteinander und Spiritualität hat immer mit Gemeinschaft zu tun.
Lassen Sie sich nicht von „Privat“-Schildern beirren und besuchen Sie doch mal wieder eine Kirche! Vielleicht eine, die tatsächlich für alle offen ist und „das Volk“ willkommen heisst.

Die Hoffnung, die mich trägt

Aber alle, die ihre Hoffnung auf den Herrn setzen,
bekommen neue Kraft.
Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen.
Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft.

(Die Bibel, Jesaja 40,31)

Meine Ostergedanken:

Ostern – ein Licht am Horizont
Ich glaube, dass es in jeder noch so ausweglosen Situation ein „Licht am Horizont“ gibt. Die Freunde von Jesus hätten damals ein starkes Licht gehabt: Jesus hat ihnen im voraus gesagt, dass er sterben wird, aber dann nach drei Tagen wieder auferstehen würde. Der Sonntag nach Karfreitag hätte für sie „Licht am Horizont“ sein können. Und heute kann Ostern für uns ein Licht am Horizont sein: Auch nach der dunkelsten Nacht wird es wieder hell. Die Hoffnungslosigkeit hat nicht das letzte Wort.

Ostern – Vertrauen auf Gottes Eingreifen
Es scheint, als hätten die Freunde von Jesus in ihrer misslichen Situation nach Karfreitag ihr Vertrauen auf Gottes Eingreifen verloren gehabt: Verängstigt, zurückgezogen, wahrscheinlich depressiv.
Gott griff trotzdem ein! Ostern wurde für die Jünger zum Beweis, dass Gott tatsächlich eingreift. Dass bei ihm nicht fertig ist, wenn alles aus ist.
Darum heisst Ostern für mich: Vertrauen auf Gottes Eingreifen. Das ist Hoffnung: Wenn wir am Ende sind, ist es Gott noch lange nicht.

Ostern – mehr als ein Symbol
Meine grösste Hoffnung und Zuversicht ist, dass Ostern mehr als ein Symbol ist. Der Mensch kommt mit Positivem Denken und mit einer fröhlichen Lebenseinstellung nach dem Motto „Nachem Räge schint d’Sunne“ weit.
Doch wo kann ich hingehen mit meiner tiefsten Verzweiflung? Wer heilt meine seelischen Wunden? Wer hilft mir, wenn ich selbst nicht mehr positiv denken kann?
An Karfreitag und Ostern hat Jesus möglich gemacht, was kein Mensch alleine geschafft hätte: Jesus hat den Weg zurück zum Vater im Himmel frei gemacht. Trotz all meiner Unheiligkeit kann ich vor den heiligen Gott treten, wenn ich mich auf Jesus berufe.

Wem gefalle ich?

„Demut = den Mut zu haben, Gott zu gefallen!“
(Michael Utsch in AufAtmen 4/2010)

Dieses Zitat begleitet mich momentan. Für mein Sein und Tun brauche ich, wie wohl jeder Mensch, immer mal wieder eine Portion Anerkennung.

Das menschliche Bedürfnis nach Anerkennung, und die damit verbundene Suche danach, scheint mir jedoch einige Tücken zu haben: Tue ich, was ich tue, um anderen zu gefallen? Oder lebe ich, egal ob es mir Applaus bringt, meine innere Überzeugung, meine Berufung?

Jeder braucht Anerkennung, aber dies sollte nicht unser Handeln diktieren.

Wo erhalten Sie Anerkennung und wem wollen Sie gefallen?

Gotthard – ein starkes Symbol

Wie viele andere Schweizer (und sogar einige EU-Minister) habe ich vergangene Woche den Gotthard Durchschlag per TV live miterlebt.

Es war rührend zu sehen, wie gestandene Bundesräte schluchzten, sich in den Armen lagen und sich wie kleine Buben von einer Baustelle faszinieren liessen.
Dass so überwältige „Freude herrscht“, ist auch gut begründet. Der Gotthard-Durchschlag ist ein starkes Zeichen dafür, dass wir Menschen zu Grossartigem fähig sind: Gegen 3000 Menschen schufen mit dem fast 60 km langen Gotthard-Basistunnel einen grossartigen Weltrekord.

Der Zufall will es, dass „Gotthard“ in diesen Tagen aber auch ein Symbol für eine menschliche Tragödie ist. Der völlig unerwartete Tod von Steve Lee der Rockband Gotthard hat alle schockiert.

Eine der schönsten Balladen ist der Gotthard-Song „Heaven“, der in den Tagen nach dem tragischen Tod von Steve Lee in den Radios immer wieder gespielt wurde und derzeit die Charts stürmt.

Im Song steht:
– Lass mich mein Stück vom Himmel finden
– Lass mich meinen Weg zurück nach Hause finden
– Ich will diese Liebe für die Ewigkeit
– Und wieder zusammen, steigen wir
– aus der Asche in den Himmel

Klar ist HEAVEN ein Liebeslied. Und doch glaube ich, dass diese Zeilen eine grössere Sehnsucht als die zwischen Mann und Frau ausdrücken. In uns Menschen ist etwas, das sich nach dem Göttlichen, dem Ewigen sehnt.
Gott hat versprochen, dass wir ihn finden, wenn wir aufrichtig nach ihm fragen. Meine Überzeugung und Erfahrung ist, dass uns der Himmel, dass uns Gott selbst, genau das schenken möchte, was im Song Heaven beschrieben wird: Er schenkt uns ein Stück Himmel, er zeigt uns den Weg zurück nach Hause, er schenkt uns eine Liebe, die ewig hält. Und an seiner Seite steigen wir tatsächlich aus der Asche in den Himmel.

Für mich ist die persönliche Spiritualität ein wichtiger Teil von einem Leben in Balance. Darum werde ich meine Entdeckungsreise in Sachen Glaube und Gott weiterführen. Und weil sich die Sinnfrage jedem Menschen stellt, empfehle ich allen, sich selbst auch auf die Suche zu machen. Eine von vielen Möglichkeiten ist der 3teiligen Entdeckerkurs „Glaube, Liebe, Hoffnung“, den ich zusammen mit den Leuten aus dem gms in den nächsten Wochen anbiete.

leisten vs. beschenken lassen

Die wirklich wichtigen Dinge im Leben kann man sich weder kaufen noch erarbeiten. Man muss sie sich schenken lassen.

Was ich heute über diesen Kanal teilen will, sind nicht einfach philosophische Gedanken zum Theme Leben in Balance, es sind meine persönlichen Erfahrungen.

Hier also „mini Gschicht“:

Als Kind habe ich schnell begriffen, wie diese Welt funktioniert: Willst du jemand sein, musst du Aussergewöhnliches leisten. In der Schule schaute ich zu den „Grossen“ hinauf und dachte: Wenn ich dann in der Oberstufe bin, dann bin ich jemand – wenn ich dann in der 9. Klasse, in der Lehre, in der RS, verheiratet bin…

Mir wurde die Welt mit einer Pyramide erklärt: Unten das „Fussvolk“, oben, wo es nur wenig Platz hat, die Erfolgreichen. Ich wollte nicht zum Fussvolk gehören. Also habe auch ich mich über Leistung und Erfolg definiert.

Inzwischen hat Jesus meine Pyramide umgedreht. Gott wurde Mensch um uns Menschen zu sagen: Es geht nicht um Leistung – bei mir bist du jemand, bist du wertvoll auch ohne aussergewöhnliche Taten. Heute muss ich mir und meinen Mitmenschen nichts mehr beweisen, muss nicht perfekt sein. Ich bin schon „gross“, weil Gott mich liebt und mich gewollt hat.

Ich leiste immer noch gerne – doch mein Wert macht nicht mehr meine Leistung aus!

Jesus hat mein Leben umgedreht. Er hat meine Lebenspyramide gedreht. Vorher war das Leben für mich ein Wettbewerb. Nur die Besten können gewinnen. Darum zählte nur die Leistung.

Heute weiss ich, dass ich mir das wirklich Wichtige nicht „erleisten“ oder kaufen kann. Jesus hat mich vom Leistungsdenken befreit und mich mit Liebe und Hoffnung beschenkt.
Erfüllung ist mir heute wichtiger als Erfolg.

Viele Kinder (auch erwachsene Kinder) erhoffen sich, durch ihre Leistungen die Anerkennung ihrer Väter zu gewinnen. Und viele Menschen versuchen mit ihrem Leben „Gott + die Welt“ zu beeindrucken. Was für ein Stress… Der himmlische Vater wartet mit offenen Armen auf uns! Er liebt uns sowieso, ihn können und müssen wir nicht beeindrucken.

Sind wir bereit, uns beschenken zu lassen?

Wie viel Routine ist gesund?

Manche leben mit einer so erstaunlichen Routine,
daß es schwerfällt zu glauben,
sie lebten zum ersten Mal.

Stanislaw Jerzy Lec
polnischer Satiriker
1909 – 1966

Dieses Zitat hab ich heute in „Tikis Lichtblick“ gelesen und war sofort begeistert davon.

Was macht unser Leben aufregend, abwechslungsreich, spannend – und letztendlich auch lebenswert?

Ich brauche Aufgaben, die mich herausfordern und mein Bestes abverlangen. Momente, in die ich meine ganze Energie, meine Stärken und Motivation fokussiert investieren kann.

In manchen Situationen kann Routine eine hilfe sein. Zu viel Routine tötet aber das Leben in uns.

  • Zu viel Routine kann die Leidenschaft in einer Partnerschaft erlöschen.
  • Die Arbeit, die nur aus Routine besteht, hindert uns, lustvoll Neues zu wagen – Kreativität, Weiterentwicklung und Wachstum werden gebremst.
  • Für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung sind Rituale sehr wertvoll. Doch wer nicht zu neuen Horizonten aufbricht, wird nichts Neues entdecken und bleibt in seiner Entwicklung stecken.
  • Routine macht uns in Beziehungen berechenbar. Das Überraschende kann belebend wirken.
  • Selbst so etwas Rituelles wie die Spiritualität kann nicht bloss von Routine leben. Ein wacher Glaube lebt sowohl von Routine als auch neu Entdeckungen und Experimenten.

Um nicht in einen Alltagstrott zu fallen, hilft es, wenn wir regelmässig unsere Flow-Erfahrungen machen – bei der Arbeit, in Beziehungen und mit der Familie.

Alles hat seine Zeit

Wir meinen manchmal, die Welt bricht zusammen, wenn wir nicht ständig auf Trab sind. Doch in Wirklichkeit bricht unsere Welt zusammen, weil wir ständig auf Trab sind.

Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit:
Geborenwerden und Sterben,
Pflanzen und Ausreißen,
Töten und Heilen,
Niederreißen und Aufbauen,
Weinen und Lachen,
Klagen und Tanzen,
Steinewerfen und Steinesammeln,
Umarmen und Loslassen,
Suchen und Finden,
Aufbewahren und Wegwerfen,
Zerreißen und Zusammennähen,
Reden und Schweigen,
Lieben und Hassen,
Krieg und Frieden.
(
Die Bibel, Prediger 3,1-8)

Der Text kann erschrecken – und an einem solch schönen Sommertag wie heute würden wir vielleicht lieber einfach nur vom Schönen + Guten reden. Doch hier geht’s um Leben pur – und das ist halt nicht einfach nur schön + nett, manchmal ist es auch ziemlich grausam + hässlich!

König Salomo hält uns in seinem Gedicht einen Spiegel vors Gesicht und sagt: Schau mal, das Leben hat viel Schönes zu bieten, der Mensch handelt immer wieder konstruktiv, doch da gibt es auch die destruktiven Taten.

Wenn wir ehrlich sind, sehen wir in unserem Spiegel doch alle solche destruktive Taten, Negatives statt Positives, Streit statt Frieden – ja, sogar Hass statt Liebe.

Ich wünsche uns, dass am Ende die Liebe gewinnt.

Und nicht vergessen: Alles hat seine Zeit! In den Sommermonaten kann dies vielleicht bedeuten „Freunde treffen und Sonne geniessen.“