Mein Montagsgesicht – Zumutung oder Ermutigung?

Wir werden glaubend geboren.
Ein Mensch trägt Glauben wie ein Baum Äpfel.

Ralph Waldo Emerson

Haben Sie auch noch so ein schönes, teures Sonntagsgeschirr? Und haben Sie auch ein Sonntagsgesicht?

Unter dem Motto „Mein Montagsgesicht – Zumutung oder Ermutigung?“ nahm ich letzten Sonntag in meiner Predigt die Spannung zwischen Sonntags- und Montagsgesicht auf. In meiner Funktion als theologischer Mitarbeiter von bvMedia war ich in einer (Kirch)Gemeinde zu Gast und forderte die Zuhörer auf, sich damit auseinanderzusetzen, welche Wirkung wir im Alltag haben. Sonntag und Montag driften da manchmal gewaltig auseinander.

Es gibt die Momente im Leben, da bemüht man sich besonders, sein Sonntagsgesicht zu zeigen: Bewerbungsgespräch, Wohnungsbesichtigung, erster Schultag der Kinder… Wir zeigen uns im besten Licht, wahrscheinlich ist es sogar etwas gekünstelt, aber wir wollen einen guten Eindruck hinterlassen. Es ist so, wie ich es bei den Filmaufnahmen für den Dällebach Kari erlebte: Während die Kameras aus waren, wurde überall eifrig alles zurechtgeschoben und -gebügelt. Und dann hiess es: „Achtung wir drehen – und Action.“ Sofort musste alles im besten Licht erscheinen.

Dann gibt es die Momente, da ist keine Kamera auf uns gerichtet. Wir fühlen uns unbeobachtet, wir packen unser Montagsgesicht aus. Wie verhalten wir uns, wenn wir denken, es spielt jetzt grad nicht so eine Rolle, wie wir uns benehmen? Viele (Männer) zeigen ihr Montagsgesicht im Strassenverkehr. Oder an der Migroskasse. Und sein Montagsgesicht im Griff zu haben, ist für etliche z.B. auch beim Ausfüllen der Steuererklärung eine Herausforderung.

Der Punkt ist: Unser Montagsgesicht zeigt, wer wir wirklich sind. Mit dem Sonntagsgesicht geben wir vor, etwas zu sein, was wir gar nicht sind – jedenfalls nicht alle Tage (eben „Alltag“) sind. Wir versuchen ein bestimmtes Image vorzugeben, ein gewisses Bild, das uns wahrscheinlich etwas besser, schöner, anständiger… darstellt, als wir wirklich sind.

Leider stehen besonders Christen im Verdacht, einen solchen heuchlerischen Lebensstil zu verkörpern: Am Sonntag ganz schön fromm, am Montag ganz unschön unfromm. Wasser predigen, Wein trinken. Nicht selten stimmt das tatsächlich: (Auch) Wir Christen werden unseren hohen Ansprüchen nicht gerecht. So richtig ungesund wird es, wenn wir so tun, als wären wir tatsächlich etwas Besseres und wir als christliche Gemeinschaften vorgeben, dass in unseren Kreisen alles rund läuft, wir weder lügen, noch gierig oder zornig sind und schon gar nicht fremdgehen.

Weil wir ja alle gerne ein Sonntagsgesicht hätten, werden wir tatsächlich zu Heuchlern. Was können wir dagegen tun? Wie wird unser Montagsgesicht von der Zumutung zur Ermutigung? Drei Gedanken habe ich letzten Sonntag dazu weitergegeben:

Das Sonntagsgesicht in der Kommode verstauen

Was für das Sonntagsgeschirr eine Schande ist, täte unserem Sonntagsgesicht gut: Weg damit, verstauen in der Kommode.
Das Montagsgesicht zeigt, wer wir wirklich sind. Wenn wir uns ernsthaft füreinander interessieren und einander unterstützen wollen, müssen wir das Sonntagsgesicht ablegen. Denn nur so können wir uns richtig kennen lernen, erfahren, was uns schmerzt, wo wir hoffen und wo wir zweifeln. Wo wir uns freuen und wo wir versagen…

Mit dem Himmel in Tuchfühlung bleiben

Eine aktive Gottesbeziehung hilft, sich zu sehen, wie man wirklich ist: Nicht perfekt, nicht vollkommen, aber ein geliebtes Kind des Schöpfers.
Zu wissen, dass dieser Gott besser mit meinem Scheitern umgehen kann, als ich oder mein Umfeld, gibt mir Hoffnung. Er verlangt von mir nicht, dass ich mich im schönsten Sonntagsgesicht präsentiere, er nimmt mich auch mit meinem Montagsgesicht an.

Bei allem was wir tun, Jesus im Blick behalten

Im Bibeltext, den ich für meine „Montagsgesichts-Predigt“ wählte (Kolosserbrief 3), gibt es eine sehr herausfordernde Stelle: Wir sollen so arbeiten, als würden wir für Jesus arbeiten. Wir sollen uns als Angestellter so verhalten, als wäre Gott selbst unser Chef. Wenn wir weniger danach fragen, in welchem Licht wir dastehen, wie wir mehr für uns rausholen, dafür umso mehr fragen, was einem jesusmässigen Lebensstil entspricht, können wir zu Ermutiger in unserer Familie, in unserem Quartier und in unserem Job werden.

Wie das Zitat oben sagt, sind wir im Grunde glaubende Wesen. Manchmal sind leider die Früchte dieses Glaubens wie faule Äpfel: ungeniesbar. Doch wenn wir aufhören, etwas vorzugeben, das gar nicht ist, stattdessen mit Gott in Tuchfühlung bleiben und offen und ehrlich mit unseren Mitmenschen umgehen, wird auch unser Montagsgesicht eine Ermutigung.

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSpiritualität“.

Mit angezogener Handbremse unterwegs

Das typisch Menschliche: sich aus Angst vor einer unbekannten Zukunft
an die bekannte Vergangenheit klammern.

John Naisbitt

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Auto, vielleicht in einem eher älteren Fahrzeug, drehen den Schlüssel und der Motor startet. Sie beginnen Ihre Reise, aber kommen nicht so recht in Fahrt.  Erst jetzt bemerken Sie das kleine rote Lämpchen: Die Handbremse ist noch nicht vollständig gelöst. Sofort holen Sie das nach – und siehe da, das Fahrgefühl wird spürbar „befreiter“.

Das Fahren mit angezogener Handbremse ist nicht besonders angenehm und vor allem nicht wirklich gesund für ein Fahrzeug. Doch noch viel weniger gesund ist es, mit angezogener Handbremse durchs Leben zu gehen.

Dieses „Mit-angezogener-Handbremse-Unterwegssein“ kam mir beim Nachdenken über obiges Zitat in den Sinn. Statt mit Freude die Gegenwart zu gestalten und sich so (pro)aktiv auf die Zukunft einzulassen, hangen viele Menschen der Vergangenheit nach. Und diese Einstellung wird dann schnell einmal zu einem Fahren – oder eben Leben – mit angezogener Handbremse. „Als ich in der Blüte meines Lebens war“, wird wehmütig auf die Zeit zwischen 20 und 30 Jahren zurückgeschaut, „da hatte ich so richtige Freude am Leben!“ Und die das sagen, sind nicht selten noch nicht einmal 40 Jahre alt.

Vielleicht hat dies damit zu tun, dass einem in diesem Lebensabschnitt (oft ist diese Phase ja auch vom alltäglichen Familienwahnsinn mit zwei, drei kleinen Kindern geprägt) bewusst wird, dass sich nicht alle Lebensziele oder -träume verwirklichen lassen. Diese Angst, den grössten Abenteuer des Lebens, der gelassenen Unbekümmertheit und der jugendlichen Schaffenskraft für immer adieu gesagt zu haben, führen dazu, dass wir uns erinnerungsverliebt an die Vergangenheit klammern.

Versöhnt in die Zukunft

Die Zukunft kann Angst auslösen, weil sie unbekannt ist, vielleicht unberechenbar scheint. Und gut möglich, dass wir uns nicht auf sie freuen, weil tatsächlich ein unbeschwertes Leben wie in den 20ern kaum mehr möglich sein wird. Dann gibt es diese Jugendträume, die im Alltag immer weiter in den Hintergrund rücken und teils auch mit bestem Willen nicht mehr erfüllen lassen.

Um versöhnt leben zu können, müssen wir mit unserer Vergangenheit ins Reine kommen. Alten Wunden, schmerzhaften Erfahrungen und unerfüllten Wünschen sollten wir „den Wind aus den Segeln nehmen“, damit sie uns nicht auf der Reise in die Zukunft behindern können. Auch wenn uns mit 40 nicht mehr die ganze Welt offen steht, ist doch das Leben in dieser Phase voller Reichtum. Unsere gesammelten Erfahrungen (auch die schmerzlichen, auch unser Scheitern) haben das Potenzial zu wertvollen Schätzen zu werden, die unseren Alltag und unsere Zukunft reich machen.

Und damit meine ich mit nichten sowas wie resignative Zufriedenheit! Wer versöhnt im Jetzt lebt, wird die Zukunft aktiv gestalten können. Egal welches Alter wir haben, egal in welchen Lebensumständen wir stecken, wenn wir unser Leben bewusst gestalten und neue Träume/Ziele definieren, können wir sehr viel erreichen. Haben wir uns dabei entschieden, eine Eiche und nicht ein Kürbis zu sein, werden wir nicht nur alt, sondern auch weise. Und diese Lebensqualität ist mindestens so wertvoll wie die Unbeschwertheit der Jugend.

Tipps zum „Handbrems-lösen“

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Geniessen können

Wer nicht selbst geniesst, wird ganz schnell ungeniessbar.
(Quelle: Simplify your time)

Ich kann geniessen! Letzte Woche, zum Beispiel, genoss ich das, was das Leben so schön macht, ganz oft: Ein Mittagessen mit einem Freund am Bielersee, unser zwölfter Hochzeitstag, den wir mit einem wunderbaren kulinarischen und kulturellen Abend im Bäre Buchsi feierten, das feine Muttertagsmenü, das Erreichen eines Etappenzieles eines grossen Projektes, das Lesen eines tollen Buches… Und zu guter Letzt liess ich die Woche bei einem Glas Rotwein ausklingen.

Zum guten Umgang mit sich selbst gehört, dass man geniessen kann. Zeit für sich selbst – vielleicht mit anderen zusammen – aber nicht für andere, einfach für mich – „egoistische Zeit“. Natürlich soll mein Leben nicht einfach ständig um mich selbst drehen. Doch bei vielbeschäftigten, engagierten Menschen liegt die Gefahr öfters darin, sich nur noch um die Arbeit oder um andere Menschen (zum Beispiel die Kinder) zu drehen. Bewusst geniessen, ist eine Möglichkeit, sich selbst ernst zu nehmen, sich um sich selbst zu kümmern, damit man nicht ver-kümmert. Geniessen ist sehr individuell – was für mich ein Genuss ist, kann für einen anderen Stress bedeuten. Daher ist es wichtig, herauszufinden, wie ich geniessen, Energie tanken und einfach mal die „Seele baumeln lassen“ kann.

Massvoll geniessen

Ja, ich kann geniessen! Leider kam auch das Feedback meiner genussvollen Woche sehr direkt und ungeschminkt: Am Montagmorgen zeigte mein wöchentlicher Gewichtsindex steil nach oben. Damit mein Gewichtsindex nicht Woche für Woche in die Höhe schnellt, muss ich darauf achten, dass mein Geniessen massvoll bleibt.

Dies ist auch darum wichtig, weil geniessen nur dann wirklich „Genuss“ ist, wenn es nicht zur Selbstverständlichkeit wird. Das feine Gala-Dinner verliert seinen Reiz, wenn wir es jeden Mittag haben – so wird auch das Spezielle zum Gewöhnlichen, aus Genuss wird Selbstverständlichkeit.

Noch schlimmer ist, wenn aus Genuss eine Sucht wird. Was wir anfangs geniessen, kann bei übermässigem Konsum zur Selbstverständlichkeit und mit der Zeit sogar zur Sucht werden. Daher ist gut, wenn wir uns ab und zu fragen: Ist dies und das ein Genuss- oder vielleicht doch ein Suchtmittel für mich?

Ich liebe es, zu einem feinen Essen oder an einem gemütlichen Sommerabend im Garten ein Glas Rotwein zu geniessen. Da ich will, dass dies wirklich ein Genuss bleibt, verzichtete ich dieses Jahr während der Fastenzeit auf Alkoholkonsum. Es war gar nicht so einfach, denn es gab ganz viele Gelegenheiten in diesen sechs Wochen, zu denen ein Glas Rotwein eigentlich einfach dazu gehört hätte…

Geniessen – unbedingt! Aber bitte auch immer in gesundem Mass.

Ausgewogen geniessen

Ein zweiter Punkt scheint mir wichtig, wenn wir gut mit uns selbst umgehen wollen: ausgewogen – oder ganzheitlich – geniessen. Wir tun uns und unserem Körper einen Bärendienst, wenn Geniessen für uns nur mit „Kalorienzufuhr“ zu tun hat. Ideal ist, wenn wir mit unserem Geniessen unserem Körper, unserem Geist und unserer Seele etwas Gutes tun.

Diese verschiedenen Bereiche entsprechen drei Tanks, die alle auf ihre Weise immer mal wieder einen Tankfüllung brauchen.

Den emotionalen Tank füllen wir vielleicht im Zusammensein mit Freunden. Oder mit einem Vollbad. Oder einem Ausflug in die Berge.

Den geistigen Tank füllen wir in dem wir unserem Verstand Futter geben. Ich las kürzlich genussvoll die Biographie von Steve Jobs. Das war geniessen für den Geist.

Für den körperlichen Tank gibt es verschiedene Unterbereiche: Da sind die vernünftige Ernährung, genügend Schlaf, regelmässige Bewegung. Da komme ich immer mal wieder mit mir selbst in den Clinch: Schlafen, ja, das ist ein Genuss für mich. Essen auch – aber eben vielleicht nicht unbedingt die gesunde Ernährung. Und bei der Bewegung muss ich immer wieder herausfinden, wie ich lust- und genussvoll Sport treiben kann. Nicht selten erlebe ich, dass ich mir erst einen Ruck geben muss und dann auf dem Bike im Wald es wirklich geniessen kann, wenn ich meinen Körper fordere und der Schweiss mir übers Gesicht läuft.

Geniessen können ist wichtig! Darum ist es wichtig, zu wissen, wie wir geniessen können. Viel Freude beim Herausfinden und beim Geniessen!
Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“.

Weltverbesserer – Praxisbeispiel

Es ist nie zu früh, mit dem Geben anzufangen.
Blake Mycoskie, Gründer und „Chief Shoe Giver“ von TOMS Shoes

Passend zu meinem Blogartikel dieser Woche, Ein Weltverbesserer sein, habe ich mich heute morgen von der Story von Blake Mycoskie inspirieren lassen. Die Geschichte berührt mich und darum Teile ich sie gerne mit allen, die im Kleinen oder Grossen auch Weltverbesserer sein möchten.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=f5OCcD4qbk8[/youtube]

Ein Weltverbesserer sein

Jeder Mensch hat die Chance,
mindestens einen Teil der Welt zu verbessern,
nämlich sich selbst.

Paul Anton de Lagarde

Ein kurzer Blick in die Tagesschau und es ist offensichtlich: Auf unserer Welt herrschen katastrophale Missstände. Ungläubig schauen wir nach Damaskus und können diese syrische Tragödie nicht fassen.

Heute ist es Syrien – gestern war es Lybien und morgen wird ein nächster selbstverliebter Machthaber Grund für unser verständnisloses Kopfschütteln sein. Weil News nach einer gewissen Zeit keine News mehr sind und uns die immer gleichen Berichterstattungen nur noch langweilen (würden), geraten viele weitere Konflitkherde dieser Welt in den Hintergrund oder gar in Vergessenheit.

Einige der menschenverachtendsten Katastrophen blenden wir wohl auch desswegen aus, weil wir bei genauerem Betrachten unser eigenes Verhalten kritisch reflektieren müssten. Ich gebe zu: Es ist wesentlich einfacher, mit dem Finger auf einen machtbesessenen Unterdrücker zu zeigen, als zu fragen, wo ich selbst Teil der schlimmsten Ausbeutung unserer Zeit bin. Wo lebe ich auf Kosten der Menschen in der 3. Welt? – Ähm, wie hiess schon wieder dieser Diktator aus Syrien? …

Nein, ich will nicht vom Thema ablenken. Das einleitende Zitat macht klar: Auch wenn wir wohl kaum die ganze Welt alleine verändern können, gibt es doch einen Teil, den jeder von uns anpacken kann und sollte: Sich selbst zu verbessern.

Veränderung ist möglich, wenn auch nicht ganz gratis. Ein Beispiel: Gegenwärtig mache ich mir Gedanken, ob ich unsere budgetschonenden Kaffeebohnen künftig mit sozial gerecht produzierten ersetzen soll. Ich weiss: Es ist eine kleine Sache und damit werde ich die Welt noch nicht grossartig verbessern. Aber es zeigt ein Dilemma, in dem ich (wir?) stehe: Wie kann ich mit meinem bescheidenen Budget auskommen, ohne dies auf Kosten anderer Menschen zu tun, die für die Produktion meiner Billigprodukte ausgebeutet werden?

Eigentlich wollte ich nicht über Kaffeebohnen schreiben, sondern der Frage nachgehen, wie wir denn uns selbst verbessern können. Wie schaffen wir es, egal in welchem Bereich, unser Verhalten oder unsere Lebenssituation zu verändern?

Der erste Schritt zur Veränderung ist immer, dass ich meinen Alltagstrott unterbrechen lasse. Ich werde nicht einfach zufällig ein besserer Mensch. Mein Leben (ziel)bewusst zu gestalten, braucht auch einen bewussten Entscheid dazu. Oder, das wünsche ich aber keinem: Unser Körper zieht irgendwann die Notbremse und wir landen in einem Burnout, was uns zwingt, unser Leben zu überdenken.

Ob in der Unternehmensberatung oder in der Psychologie: Es gibt die schönen Theoriemodelle der Veränderung zu hauf. Ich selbst liebe es möglichst einfach. Darum habe ich aus dem simplen „Luege, Lose, Loufe“ meinen persönlichen Praxiszyklus gemacht. Und genau der kam mir gerade eben in den Sinn, als ich ein einfaches Bild für die Schritte der persönlichen Veränderung suchte.

  • Warte: Wenn wir nicht aus dem Hamsterrad aussteigen und unsere Betriebsamkeit stoppen, werden wir uns nie verändern!
  • Luege: Genau hinschauen und unsere Situation betrachten. Ob es wie oben um unser Konsumverhalten geht oder ob wir uns Veränderung im Job oder in der Beziehungsgestaltung wünschen, wir müssen hier die Ist-Situation wahrnehmen und festhalten.
  • Lose: Was sagt unser Bauch zu dieser bestimmten Situation? Hier geht es darum, in sich selbst zu hören. Bauchgefühl und Verstand sollen gemeinsam entscheiden, wo wir mit der Ist-Situation zufrieden sind und wo wir Handlungsbedarf erkennen (Soll-Zustand).
  • Loufe: Kein Modell bringt uns weiter, wenn am Ende nicht die Aktion steht. Welche kleinen Schritte will ich ab heute in Angriff nehmen?

Oft sind wir gut darin, zu sehen, wo unser Gegenüber Veränderungspotenzial hat. Doch bevor wir mit besserwisserischen Tipps kommen: „Warte“! Ich kann weder die Welt noch meine Mitmenschen verändern, doch ich kann mich verbessern. Und während ich dies tue, kommt Bewegung ins ganze „Lebensmobile“ und die Welt wird vielleicht doch ein bischen besser…

 

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

Mehr Zeit

Es gibt nichts, wofür man Zeit findet.
Wenn man Zeit haben möchte,
muss man sich welche schaffen!
Leopold von Ranke

Diese Woche durfte ich für ein Verwaltungsteam einen Motivationstag Mehr Zeit durchführen. Doch eigentlich war schon der Titel dieser Personalschulung eine (bewusste) Mogelpackung.

Unsere Zeit vermehren – das funktioniert nur in den Märchen. Wir haben nun mal nicht mehr als 24 Stunden pro Tag zur Verfügung. In dieser Hinsicht ist die Zeit etwas sehr Gerechtes: Jeder hat 60 Minuten Zeit pro Stunde.

Die grosse Frage ist: Wie nutzen wir die uns zur Verfügung stehende Zeit? Und genau da setzte ich an diesem Motivationstag Mehr Zeit an: Wir können nicht zusätzliche Zeit kaufen, aber wir können die vorhandene Zeit sinnvoll und verantwortungsbewusst nutzen.

Dabei geht es mir weniger um die ausgeklügelten Techniken, wie wir noch mehr in unsere Tagesplanung quetschen können. Diese Zeitspartipps sind zwar sehr wesentlich und können eine grosse Hilfe sein. Und natürlich haben wir uns am besagten Motivationstag ausführlich damit beschäftigt. Doch bevor wir mit immer besseren Techniken in immer grösseren Aktivismus ausbrechen, gilt es ganz grundsätzlich über die Zeit nachzudenken:

  • Unsere Einstellung zur Zeit ist matchentscheidend.
  • Der Kompass ist wichtiger als die Uhr.
  • Jeder verschwendet ab und an Zeit.

Unsere Einstellung

In seinem grundlegenden Zeitmanagementbuch Das neue 1×1 des Zeitmanagements schreibt Lothar Seiwert: „Erfolgreiches Zeitmanagement hängt mehr von der richtigen Einstellung und konsequentem Verhalten ab als von ausgefeilten Techniken und trickreichen Mehtoden.“

Beginnen wir also damit, eine positive Einstellung zur Zeit zu gewinnen. Nicht: „Ich habe keine Zeit!“ sondern: „Wie will ich meine Zeit gestalten?“.
Der Blick soll nicht auf das gerichtet sein, was wir alles nicht schaffen können, sondern bewusst auf das gelenkt werden, was wir wirklich schaffen wollen. Die richtige Motivation ist auch hier entscheidend: Ist es nicht erstaunlich, was wir alles an einem Tag schaffen, wenn wir wirklich wollen? Auf der anderen Seite gibt es auch Tage, an denen eigentlich schon beim Aufstehen klar ist, dass wir heute zu nichts Zählbarem in der Lage sein werden.

Der Kompass

Es ist eines meiner Lieblingsthemen und darüber habe ich in meinem Blog schon oft geschrieben: Wer seine Ziele kennt, kommt im Leben viel zufriedener und effektiver voran. Die Uhr ist gnadenlos und zeigt uns jede verflossene Stunde an. Doch der Kompass hilft uns, immer wieder zu kontrollieren, ob uns der eingeschlagene Weg ans avisierte Ziel führen wird.

Weiterführende Artikel zum Thema Kompass:

Zeitverschwendung

Als junger, visionärer Projektleiter wollte ich alles richtig machen: Ich las die Zeitmanagement- und Leadership-Bücher und wollte die vorgeschlagenen Techniken umsetzen, wollte meine Projekte und meine Tage durchorganisieren und optimal planen. Aber irgendwie war das frustrierend.

Warum? Ich bin nicht der „Buchhalter-Zeittyp“. Das heisst: Ich kann nicht genau budgetieren, wie viel Zeit ich für einzelne Tätigkeiten brauchen werde. Und noch fast weniger kann ich mich an einen genauen Plan halten. Das schränkt meine Kreativität und mein visionäres Potenzial ein.

Ich habe aufgegeben, die hochgepriesenen Techniken eins zu eins zu übernehmen. Hilfreiche Tools nehme ich gerne in Anspruch – wenn sie zu meinem Zeittyp (der Jongleur) passen und wirklich eine Erleichterung sind. Es geht ja nicht um die Technik, sondern dass wir unsere Mission erfüllen.

Inzwischen hab ich mich damit versöhnt, dass ich nicht jeden Tag zu aussergewöhnlichen Leistungen fähig bin. Ich will in einem gesunden Rhythmus leben und auch mal Zeit verschwenden dürfen. Meine Erfahrung ist: Zeit verschwenden, heisst manchmal auch Zeit gewinnen. In der Hektik des durchorganisierten Tages kommen mir nicht die besten Ideen. Aber vielleicht, wenn ich mit meinem Sohn am Rollhockey spielen bin…

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichArbeit“.

Versöhnt leben

Die Frage des Friedens ist nicht zuerst eine Frage an die Welt,
sondern für jeden an sich selbst.

Karl Jaspers

„U i ha fasch aues gha vo däm woni tröimt ha. Bimene Häärli ömu…“, sagt Dällbach Kari im Film Eine wen iig. (Und ich hatte fast alles gehabt, wovon ich träumte. Beinahe jedenfalls.)

Träume im Leben sind wichtig, aber nicht alle Träume werden in Erfüllung gehen. Unsere Lebenszufriedenheit und unser Erfolg im Alltag hangen stark davon ab, wie wir mit unseren unerfüllten Träumen umgehen.

Ich denke an eine junge Frau, die bei mir in der Beratung war. Ihr Lebenstraum, früh zu heiraten und ein junges Mami zu sein, hatte sich nicht erfüllt. Sie kann jetzt ein Leben lang dem unerfüllten Wunsch nachtrauern und sich vielleicht sogar als Versagerin fühlen. Doch wenn sie den weiteren Lebensweg positiv und mit Freude gestalten will, muss sie unbedingt Möglichkeiten finden, sich mit der Situation zu versöhnen.

Der Weltfriede beginnt im Herzen jedes Einzelnen. Wenn ich dieser Welt Frieden wünsche, stellt sich die Frage nach dem Frieden in mir selbst. Gelingt es mir, trotz zerbrochenen Träumen und unerfüllten Wünschen mein Leben positiv zu gestlaten und jedem meiner Tage etwas Gutes abzugewinnen?

Leben im Jetzt

Wie Dällebach Kari im Kinofilm stehen wir in Gefahr, in unserer Vergangenheit stecken zu bleiben. Wir trauern einer bestimmten Zeit in unserem Leben nach oder verharren in der Enttäuschung, dass etwas nicht so gekommen ist, wie wir uns das gewünscht hätten. Die Liste der möglichen Früste aus der Vergangenheit ist lang: unerfüllter Berufswunsch, unglückliche Liebe, zerbröckelte Visionen, gescheiterte Projekte, zerplatzte Träume, zerbrochene Freundschaften…

Wer in der Vergangenheit stecken bleibt, wird im Jetzt nicht glücklich. Was kann ich also tun, um bewusst im Jetzt zu leben und mich mit meinem Leben zu versöhnen?

  • Enttäuschungen nicht unterdrücken!
    Zerplatzte Träume bewusste wahrnehmen und nicht verdrängen.
  • Situation reflektieren! 
    Über Vergangenes nachdenken, Enttäuschungen in die Augen schauen und „Frust vom Leib schreiben“, z.B. in einem Tagebuch.
  • Vergangenheit verabschieden!
    Unerfüllte Träume bewusst innerlich loslassen, vielleicht sogar mit einer symbolischen Handlung („Traum beerdigen“).
  • Zukunft gestalten!
    Wenn die alten Träume losgelassen sind, wird Energie frei, um neue Träume anzupacken.

Ich möchte nicht Opfer meiner Lebensumstände, meiner zerplatzten Träumen und meines Scheiterns sein. Dass wir unser Leben immer wieder aktiv gestalten und unseren Blick vorwärts richten können, das wünsche ich mir und allen Menschen.

Manchmal brauchen wir dazu die Unterstützung eines Partners, eines Freundes, von einem Coach oder das geführte Nachdenken über unser Leben in einem entsprechenden Seminar. (Allen Frauen kann ich zu diesem Thema das nächste Timeout-Weekend für Frauen empfehlen.)

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

 

Eine wen iig – dr Dällebach Kari

Viele Menschen sind nur deshalb einsam, weil sie Dämme bauen statt Brücken.  Maurice Chevalier (1888-1972)

Gestern abend sass ich in der Premiére des neuen Kinofilms des Oskarpreisträgers Xavier Koller. Eine wen iig, dr Dällebach Kari ist ein sehr schöner und berührender Film. Da meine Tochter und ich als Statisten dieses Filmes mitwirken durften, war der gestrige Kinobesuch natürlich sehr speziell: Erwartungsvoll lehnten wir uns im Sessel zurück, nur um jedesmal schier aufzuspringen, wenn einer von uns für einen Sekundenbruchteil im Bild zu sehen war…

Die Geschichte berührt: Ein Mensch, der aufgrund einer Missbildung mit sich und dem Leben hadert. Eine Liebe, die ums Überleben kämpft, weil es sie in dieser Form gar nicht geben dürfte. Ein Kampf zwischen Hoffnung, Minderwertigkeit und Mutlosigkeit.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=1WQpdH00Aqo[/youtube]

Der lohnenswerte Kinobesuch ist eine Zeitreise in die Stadt Bern vor ungefähr 100 Jahren. Zurück im Jetzt begegnen uns jedoch überall Menschen, die genauso wie Kari mit Einsamkeit zu kämpfen haben. Der Kampf zwischen Hoffnung, Minderwertigkeit und Mutlosigkeit scheint mir in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Ob wir uns, wie Kari, durch eine Missbildung, weil uns „Du reichst nicht!“ eingetrichtert wurde oder aufgrund unserer Begrenztheit minderwertig fühlen, spielt keine grosse Rolle. Tatsache ist: Selbst Menschen, die äusserlich alles haben und im Gegensatz zu Kari von der Gesellschaft hochgejubelt werden, haben in ihrem Innersten nicht selten mit Minderwertigkeit zu kämpfen. Und dieses Gefühl, nicht zu genügen, führt uns in die eine oder andere Form der Isolation, in die Einsamkeit.

Welche Antwort haben wir auf die Not der Einsamkeit in unserer Gesellschaft? Es muss mehr geben als Facebook und 24h Unterhaltungsangebote. Mehr als das beliebte „Sich-im-besten-Licht-Präsentieren“ in der Gemeinschaft, sozialen Netzwerken oder Talent-Shows. Das erlebt auch der Kari Dällebach im Kinofilm: Auch nach einer Operation seiner Lippen-Gaumen-Spalte kämpfte der „innere Mensch“ immer noch mit Minderwertigkeit. Vielleicht bewirkt das „Polieren unserer Fassade“ sogar das Gegenteil vom Gewünschten: Wer will schon einen „Hochglanz-Menschen“ zum Freund?

Die Dämme, die wir bauen (Zitat von oben: Viele Menschen sind nur deshalb einsam, weil sie Dämme bauen statt Brücken. Maurice Chevalier.), sehen ganz unterschiedlich aus: Der bewusste Rückzug in die Einsamkeit und das Meiden von Gemeinschaft mit anderen, gehören genauso dazu wie die unechte Imagepflege (etwas vorgeben, das gar nicht ist) oder das übertriebene Brüsten mit Erfolgen und Status.

Und wie könnten wir statt Dämme Brücken bauen? Einige Ideen zum Weiterdenken:

  • Kari schaffte es dort, das Herz von Annemarie zu gewinnen, als er selbstbewusst, aber ohne etwas vorzuspielen, auftrat. Was kann das für uns heissen?
  • Jeder Mensch hat Fehler – wenn wir uns diese gegenseitig zugestehen, beginnen wir Brückenbauer zu sein.
  • Der Rückzug ins Schneckenhaus macht die Minderwertigkeit und Einsamkeit unerträglich. Wir müssen allen nötigen Mut aufbringen und die Gemeinschaft mit anderen Menschen suchen.
  • Ich erlebe oft, dass gerade das Reden von eigenen Schwächen, Zweifel und Schwierigkeiten einen viel tieferen Zugang zu anderen Menschen schafft, als das (vorgespielte) Schönwetter-Palavre.
  • Als Kari bei den Schwiegereltern in spe scheiterte, wird er von seinen Minderwertigkeitsgefühlen überwältigt. Wer sich öffnet, erlebt auch Rückschläge. Doch selbst dann dürfen wir nicht aufhören, Brücken zu bauen, damit wir nicht in trostloser Einsamkeit landen.

In gewissen Lebensumständen und -situationen ist die Gefahr der Vereinsamung besonders gross. Wie können wir Menschen begegnen, die in solchen Situationen stecken? Sind wir auch bereit Brücken zu den Menschen zu bauen, die sich hinter ihren Dämmen verschanzt haben?

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.

Traumjob oder Jobtrauma?

Je mehr Vergnügen du an deiner Arbeit hast, desto besser wird sie bezahlt.
Mark Twain (1835-1910)

Das ist zwar nicht meine Erfahrung, doch mir gefällt der Ansatz. Viel zu oft kommt es mir nämlich vor, als dürfe Arbeit nicht auch Spass machen. Miesmacher auf Radiosender oder per Facebook-Statusmeldungen verbreiten am Montagmorgen regelmässig schlechte Stimmung. Es scheint, Arbeit sei eine Vorstufe von Gefängnisstrafe.

Viele lassen sich von der schlechten Stimmung anstecken und signaliserien, dass Arbeit mehr Frust als Lust ist. Warum nur? Vielleicht stimmen wir in den Jobblues mit ein, weil wir verlernt haben, zu schätzen, was wir haben. Wer kein Job hat, würde sehr gerne am Montagmorgen zur Arbeit fahren…

Oft stecken wir im Job und überhaupt im Leben in einer gefährlichen Routine. Wir sind in unserem Hamsterrad gefangen und ohne es zu merken, treten wir an Ort. Wir vergessen, zu reflektieren, also darüber nachzudenken, was uns in unserer Tätigkeit eigentlich zufrieden macht und was wir als belastend erleben. Erst wenn wir das Positive sehen, können wir es auch schätzen. Und erst wenn wir den Schwierigkeiten in die Augen schauen, können wir etwas daran ändern.

Das Traumjob-Dreieck

Häufig liegt der Grund für Frust weniger in der Arbeitssituation als in der Tatsache, dass wir uns selbst viel zu wenig gut kennen. Den perfekten Job gibt es nicht, aber es ist hilfreich, sich einmal auszumalen, wie der persönliche Traumjob denn überhaupt aussehen würde. Für mich gehören zum Traumjob drei Dinge dazu:

  • Ich kann das tun, was ich besonders gut kann (Fähigkeiten).
  • Ich kann etwas tun, das mein Herz berührt (Leidenschaften/Interessen).
  • Ich kann es so tun, wie es meiner Persönlichkeit entspricht (Umfeld).

Um mein eigenes Traumjob-Dreieck kreieren zu können, muss ich mir einige Fragen stellen:

  • Fähigkeiten: Was kann ich besonders gut? Was mache ich gerne? Wo liegen meine Stärken?
  • Leidenschaft: Welche Themen oder Menschengruppen interessieren mich besonders? Welche Branche weckt meine Leidenschaft?
  • Umfeld/Persönlichkeit: Liebe ich Abwechslung oder Routine? Brauche ich ein grosses Team oder viel Freiraum? Suche ich eine Führungsaufgabe? …

Erst wer weiss, wie sein Traumjob aussehen würde, kann Schritte in die richtige Richtung unternehmen. Auch wenn kaum alle Wünsche in Erfüllung gehen, wird das Traumjob-Dreieck zur wertvollen Orientierungshilfe im Joballtag.

Das Jobtrauma überwinden

Der Frust in einer Tätigkeit liegt oft in einem der drei Bereiche des Traumjob-Dreiecks:

  • Ich habe eine Aufgabe, die überhaupt nicht zu meinen besonderen Fähigkeiten passt.
  • Ich arbeite in Bereichen, Themen, die mich überhaupt nicht interessieren. Oder ich habe mit Menschengruppen zu tun, zu denen ich keinen Bezug habe.
  • Ich bin in einem Umfeld tätig, das meiner Persönlichkeit nicht entspricht. Ich passe nicht ins Team, zu viel oder zu wenig Routine, keine Führungsverantwortung…

Vielleicht ist das Frustpotenzial im dritten Bereich am grössten: Wir tun etwas, das wir gut und gerne tun, die Branche sagt uns auch zu, aber das Umfeld passt einfach nicht. Meine Persönlichkeit passt nicht in diese Unternehmung oder ich komme mit den ständig wechselnden Anforderungen nicht zu recht.

Wichtig ist, herauszufinden, in welchem Bereich der Schuh drückt. Nur so kann etwas verändert werden. Manchmal kann eine kleine Veränderung Grosses bewirken – und manchmal muss die Jobsituation grundsätzlich überdenkt werden.

Arbeit darf ein Vergnügen sein – das wünsche ich uns!

 

Weiterer Artikel zum Thema: Resignative Zufriedenheit?

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Ein täglicher Kraftriegel

Ihr verehrt heilige Bäume und legt kunstvolle Gärten an für eure Götzen. Das wird ein böses Erwachen geben, wenn ihr einsehen müsst, dass sie nicht helfen können! Beschämt werdet ihr dastehen und einem Baum mit verdorrten Blättern gleichen, einem Garten ohne Wasser.
Die Bibel, Jesaja 1,29+30

Welchen Kraftstoff geben Sie Ihrem Innersten? Wie unsere Autos, brauchen wir selbst immer mal wieder eine Tankfüllung um den Herausforderungen des Alltags gewachsen zu sein. Trends wie das Aufspüren von Kraftorten oder die Feng Shui Lehre zeigen, dass wir grosse Anstrengungen auf uns nehmen, um unseren Energietank zu füllen.

Ich halte es wie Barack Obama, der gemäss livenet.ch am 60. Nationalen Gebetsfrühstück in Washington D.C. gesagt hat: „Uns allen hilft es, wenn wir innehalten, beten und auf den Schöpfer hören.“ Für mich ist der Rückzug in die Stille, das Gespräch mit Gott und das Lesen der Bibel immer wieder eine überraschend frische Kraftquelle. Zwar kann ich mit der Steilvorlage von Obama, der angibt, täglich in der Bibel zu lesen, nicht mithalten. Doch auch ich mache die Erfahrung, dass das Innehalten und Meditieren über den alten Worten Kraft, Ermutigung und Herausforderung für mein tägliches Leben spenden.

Anfangs Jahr habe ich mir vorgenommen, mit dem Buch Jesaja durchs 2012 zu gehen. Und schon das erste Kapitel hat mich stark herausgefordert: „Die Kinder, die ich großgezogen und ernährt habe, wollen nichts mehr von mir wissen.

Jeder Ochse kennt seinen Besitzer, und jeder Esel weiss, wo die Futterkrippe seines Herrn steht. Was aber macht mein Volk? Sie haben vergessen, wem sie gehören, und sie wollen es auch gar nicht mehr wissen!“

Manchmal stehen wir in der Versuchung, zu vergessen, wem wir unser Leben und was dazu gehört, zu verdanken haben. Wir meinen, an „fremden Futterkrippen“ schmecke der „tägliche Kraftriegel“ besser. Was ich meine: Wir Menschen verdanken unserem Schöpfergott unser Leben, aber wie oft fragen wir nicht nach ihm?

In schlechten Zeiten fällt es uns viel leichter zu Gott zu beten und ihm unser Leid zu klagen. Die zitierten Verse aus Jesaja fordern mich heraus, auch in guten Zeiten den nicht zu vergessen, der mich reich beschenkt hat. Und das eingangs erwähnte Bibelzitat ermahnt uns, nicht die falschen, vermeintlichen Kraftquellen zu polieren: Was ist, wenn all unser Geld keinen Wert mehr hat? Was, wenn all die schönen Dinge zerbrechen? Was, wenn der Baum, der uns Energie spenden sollte, verwelkt oder umfällt?

Ich bleibe dabei: Mein täglicher Kraftriegel ist die Verbindung zur ewigen Lebensquelle. Indem ich meine Gottesbeziehung ganz konkret pflege, tanke ich neue Kraft für alle Herausforderungen des Alltags. Drei Dinge gehören bei mir zu dieser Stille mit Gott:

  • Einen festen Platz im Alltag
    Ich muss solche Momente fest einplanen und ihnen bewusst Raum geben, sonst geht das Auftanken in der Hektik des Alltags unter.
  • Abstandnehmen vom Alltag
    Am meisten profitiere ich von solchen Zeiten, wenn ich ganz bewusst aus dem Alltag, aus dem Büro, raus gehe (z.B. in den Wald, an den See). Dieses innerliche und äusserliche Abstandnehmen vom Alltag hilft mir, die Alltagssorgen in einem grösseren Zusammenhang zu sehen.
  • Mit neuer Kraft in den Alltag
    Trotzdem bleiben diese Stille Momente nicht etwas alltagsfremdes. Ich bespreche mit Gott kommende Herausforderungen und Begegnungen, vor denen ich mich sorge. Mit neuer Kraft und Gelassenheit breche ich dann auf zurück in den Alltag.

Und wo holen Sie Ihre Kraft her?

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSpiritualität“.