Typisch Mann, typisch Frau

Die Frauenseele ist für mich ein offenes Buch –
geschrieben in einer unverständlichen Sprache.

Ephraim Kishon

Dieses Wochenende gestalten meine Frau und ich das jährliche Timeout-Weekend für Paare. Heuer steht diese Kurz-Auszeit unter dem Motto „Männer sind anders, Frauen auch“. Gemeinsam mit 16 Paaren sprechen wir über die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau, denken über verschiedene Rollenbilder nach und fragen nach der eigenen Rollenzufriedenheit.

Im Zuge der unbedingt nötigen Bemühungen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau gibt es leider auch eine Tendenz, die Wesensunterschiede von Mann und Frau aufzuweichen oder diese ganz verschwinden zu lassen.

Doch dabei geht sehr viel verloren: In seinem spannenden Buch Vom wilden Mann zum weisen Mann beschreibt Richard Rohr eindrücklich die Unterschiede der männlichen und weiblichen Energie. Stellvertretend für viele interessante Äusserungen hier ein Zitat aus dem erwähnten Buch: „Die Mutterliebe verwurzelt uns in der Seele, in uns selbst und im Körper, die Vaterliebe gestattet uns, mit all den wunderbaren Wurzeln etwas Gutes anzufagen. Sie bringt uns das Fliegen bei.“

Nicht nur unsere Kinder werden beraubt, wenn wir ihnen das Männliche oder Weibliche vorenthalten (z.B. durch die Abwesenheit der Väter). Unserer gesamten Gesellschaft entgeht ein wertvoller Schatz, wenn wir versuchen Männlichkeit und Weiblichkeit gleichzuschalten.

Übersetzungsschwierigkeiten

Ich stimme dem einleitenden Zitat von Ephraim Kishon zu, die Frauenseele zu verstehen, ist für uns Männer eine tägliche Herausforderung. Wahrscheinlich brauchen wir öfters mal eine Übersetzungshilfe… Männer und Frauen ticken nun mal anders. Doch statt uns darüber zu ärgern, sollten wir Wege finden, um diese Unterschiedlichkeiten zu schätzen, ja zu feiern. Und vielleicht finden wir sogar Möglichkeiten, die Gefühle und Gedanken des Partners zu übersetzen. Es wird dann eine Fremdsprache bleiben, doch wir bekommen eine Ahnung vom reichen Schatz, der da in der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau steckt.

am Bielersee

Erfüllte Paarbeziehung – Zufallsprodukt?

Das kommende Timeout-Weekend für Paare wird bereits unser Sechstes sein. Es ist jedes Jahr wieder eine Freude, miterleben zu dürfen, wie Paare für 26 Stunden dem (Berufs-/Familien-)Alltag „tschüss sagen“ und ihre Partnerschaft in der angenehmen Atmosphäre vom Ländli reflektieren. Ob im Seminarraum, in der Wellnesoase oder auf dem Ägerisee – die Paare bekommen viel Raum, über Beziehungsthemen, aber vor allem über ihre Beziehung, nachzudenken. Und weil uns Ganzheitlichkeit wichtig ist, hat an diesen Weekends auch das kreative Schaffen und das Geniessen einen hohen Stellenwert.

Eine erfüllte Paarbeziehung ist kein Zufallsprodukt. Zufriedenheit in der Liebe hat damit zu tun, zufrieden mit seiner Rolle in Ehe, Familie zu sein. Liebe ist ein Geben und Nehmen. Passivität schadet der Liebe. Wir müssen eine aktive Rolle gestalten! – Und zwar nicht erst, wenn die grosse Krise am Horizont auftaucht. Aktive Beziehungsgestaltung bringt dann am meisten, wenn (noch) alles gut läuft.

Unsere Seminare für Paare sind keine Therapie-Weekends – da wären wir die Falschen. Aber wir wollen mit unseren Angeboten Paaren helfen, in ihre Beziehung zu investieren und sie aktiv zu gestalten.

Dies tun zu dürfen, ist für uns ein Privileg und fördert unsere eigene Ehe. Und wenn wir am Ende eines solchen Seminares ein so ermutigendes Feedback erhalten wie letztes Wochenende, als wir für über 30 Paare ein Leben in Balance-Weekend gestalten durften, macht es doppelt Spass: „Für eure gewinnende Art, uns in das Thema Leben in Balance mitzunehmen, danken wir euch ganz herzlich. Es ist auch wohltuend, euch in eurer ergänzenden Verschiedenheit zu erleben. Wir haben uns echt wohl gefühlt mit euch und hoffen, dass die guten Impulse in uns weiterwirken.“ (FEWO-Team)


Weiterführende Links:
Timeout-Weekends
family-Interview zu den Timeout-Weekends für Paare
Seminare und Referate mit Stefan & Brigitte Gerber

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Liebe zeigen – aber wie?

Es ist mit der Liebe wie mit den Pflanzen: Wer Liebe ernten will, muss Liebe säen.
Jeremias Gotthelf

Haben Sie auch schon erlebt, dass Ihre aufrichtigen Versuche, Liebe weiterzugeben, gar nicht angekommen sind? Man meint es gut, will einem Menschen, der einem viel bedeutet, Liebe, Wertschätzung und Anerkennung schenken, aber unsere „Liebes-Botschaft“ kommt einfach nicht bis zum Adressat durch.

Mir ist dies schon öfters passiert. Ob in der Ehe, in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen oder auch in der Mitarbeiterführung. Da sprach ich zum Beispiel ein öffentliches Lob aus, aber dem Gegenüber war das eher peinlich, als dass es sich dadurch wertgeschätzt fühlte. Und nicht jeder freut sich über teure, aufwändige Geschenke. Manchmal kommen kleine Taten besser an, als grosse Geschenke.

Warum ist das so? Kurze Antwort: Die Liebe ist kompliziert und Menschen sind verschieden.

Das Geheimnis der Liebessprachen

Lange Antwort: Es stimmt eben nicht, dass die Liebe eine Sprache ist, die jede und jeder versteht. Unsere Versuche, Liebe zu zeigen, sind manchmal leider zum Scheitern verurteilt, weil unserem Gegenüber die gewählte Sprache fremd ist. Die Liebe hat nicht nur eine Sprache, sondern ganz viele. Was für mich Muttersprache ist, kann eine Fremdsprache für meine Partnerin sein. Ist es so, wird meine Partnerin im besten Fall meine Versuche, Liebe zu zeigen, erkennen. Im dümmsten Fall, wird sich nicht einmal merken, dass ich eine Liebesbotschaft abgeschickt habe.

Sicher ist: Eine Fremdsprache kann ich lernen, aber ich werde mich nie so geliebt fühlen, wie wenn mich eine Liebesbotschaft in meiner Muttersprache erreicht.

Was sind also die verschiedenen Liebessprache?

Bei vielen Paaren und ganz allgemein im zwischenmenschlichen Zusammenleben haben sich Die fünf Sprachen der Liebe von Gary Chapman bewährt. Hier werden fünf verschiedene Wege, Liebe auszudrücken, beschrieben. Folgende Liebessprachen werden behandelt:

Lob und Anerkennung

Worte haben Kraft und können eine grosse Ermutigung und ein Liebensbeweis sein. Am besten ist ein kurzes, konkretes und aussagekräftiges Lob.

Zweisamkeit – die Zeit nur für dich

Was für ein Liebesbeweis, wenn wir trotz Job, Kinder, Haus, Hund und Garten einfach Zeit haben für den Partner. Für Menschen mit dieser Liebessprache ist es wichtig, dass sie merken, der andere ist jetzt ganz hier.

Geschenke die von Herzen kommen

Wow, der andere denkt an mich und macht sich die Mühe, etwas für mich zu basteln oder zu kaufen. Dabei ist die Liebe nicht umso grösser, je teurer das Geschenk ist. Wichtiger ist: Ich habe mich mit dir beschäftigt und mir überlegt, wie ich dir eine Freude machen kann.

Hilfsbereitschaft

Einige fühlen sich besonders geliebt, wenn der andere mit anpackt, einen praktischen Liebesdienst übernimmt: Kochen, Haus + Garten, Mülleimer leeren, …

Zärtlichkeit

Für einige Menschen ist die Berührung des Körpers die Sprache der Liebe, welche sie am besten verstehen. Für diese Menschen hat jede Berührung eine deutlichere Botschaft als Worte. Für sie bedeutet körperliche Berührung Wertschätzung und persönliche Berührung ihrer Person.

Kennen Sie Ihre persönliche Liebessprache bereits? Wann fühlen Sie sich am meisten geliebt? Und dann: Wissen Sie, wann die Liebesbotschaft bei Ihrer Partnerin, bei Ihrem Partner, am besten ankommt? Welche Sprache der Liebe versteht er/sie? Das Geheimnis der Liebessprachen hilft übrigens auch in der Kommunikation mit den Kindern oder im Umgang mit Mitarbeitern.

 

Dies war der fünfte und letzte Blogartikel zur Serie „Hilf mir, dich zu verstehen – positive Paar-Kommunikation“. Die vorhergehenden Artikel sind hier zu finden: Hilf mir, dich zu verstehen, Verständnis zeigenErwartungen klären und Konflikte austragen.

Zu diesem Thema bieten wir auch Referate, Workshops, Seminare und Coachings an.

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Konflikte austragen

Um sich zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte.
Viele Worte brauchen sie, um sich nicht zu verstehen.

Indianische Weisheit

Unklare Erwartungen führen zu Missverständnissen. Viele Worte schaffen nicht immer Klarheit. Im Paaralltag endet ein wortreicher Schlagabtausch nicht selten im Konflikt. Wie kommunizieren wir als Paar in Konfliktsituationen, wie können wir Konflikte austragen?

Hier vier Tipps, die ich zusammen mit meiner Frau an unserem Timouet-Weekend für Paare mit dem Titel „Hilf mir, dich zu verstehen“ weitergab:

Vorsicht mit Verdächtigungen!

Immer wieder ist in Gruppen oder bei einzelnen Menschen ein Klima des Misstrauens festzustellen. Es ist die Grundhaltung: Der andere meint es nicht gut mit mir!
Diese Haltung des Misstrauens wirkt in einer Partnerschaft wie Gift. Wenn möglich, sind Verdächtigungen grossräumig zu umfahren!

„Hart“ aber fair!

Um den Brei herum reden bringt nichts: Wenn etwas vorgefallen ist, müssen die „harten“ Facts auf den Tisch. Bitte nicht nur Andeutungen machen, sondern die unbefriedigende Situation konkret und klar ansprechen.
Fair im Konflikt meint: Auch im Konflikt anständig bleiben und den anderen nicht beleidigen!

Konflikte als Selbstoffenbarung!

Konflikte können entschärft werden, wenn wir unsere Gefühle mitteilen, statt den Partner anzuklagen. „Ich habe mich verletzt gefühlt!“ statt „Du hast mich verletzt!“ oder „Diese Situation hat mich verunsichert“ statt „Ich bin dir ja egal!

Einander vergeben!

Dabei geht es nicht um ein allzu schnelles „Schwamm drüber“. Doch: Wer hart aber fair Konflikte ausgetragen hat, sollte sich am Ende umarmen können und sich versöhnen.

Infobox

Zum Thema „Hilf mir, dich zu verstehen – positive Paar-Kommunikation“ bieten wir Referate, Workshops und Seminare an. Die nächsten Termine:

  • Z’Morge für Paare„, 4. Februar 2012 in Studen BE
  • Impulsreferat, 28. April 2012 in Ins BE
  • Ehe-Impuls-Wochenende, 19. – 21. Oktober 2012 im Ländli, Oberägeri ZG

Weitere Angebote für Paare:

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe“.

Geschenke, die etwas bewegen

„Das, was wir aus Liebe tun, tun wir im höchsten Grade freiwillig.“
(Thomas von Aquin)

Gerade eben habe ich mir die nie gehaltene Rede, die trotzdem zur „Rede des Jahres 2011“ ausgezeichnet wurde, angesehen. Jean Ziegler wurde von der Universität Tübingen für seine Rede geehrt, die er, nach einer Ein- und dann wieder Ausladung als Eröffnungsredner der Salzburger Festspiele, schliesslich via Youtube verbreitete.

Was ich da höre, ist nicht ganz neu und gehört seit Jahren zur Botschaft von Jean Ziegler: „Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren“, beginnt er und führt dann aus, dass heute im Gegensatz zu früheren Zeiten weltweit mehr als genug Nahrung zur Verfügung stehen würde. Das Problem liegt also im System, in der Weltordnung. Erschreckend: Laut Ziegler sind die Leistungen für die Bekämpfung der Armut aus dem Westen seit der Finanzkrise massiv gesenkt worden. „Wir“ retten scheinbar lieber Banken aus dem selbstverschuldeten Sumpf als Kinder vor dem sicheren Hungertod zu retten.

Was hat der Hunger der Welt mit meinem Zitat der Woche zu tun? Es könnte ganz viel damit zu tun haben. Wir tun ganz vieles einfach so – ohne Lohn oder Ehre zu erwarten – eben freiwillig. Aus freiem Willen. Weil es uns ein Anliegen ist, weil wir es gerne tun, weil wir es lieben.

Nun, Freiwilligkeit kann man eben nicht anderen aufzwingen. Und trotzdem möchte ich uns alle herausfordern, zu Weihnachten nicht nur einfach unsere Liebsten mit irgendwas zu beschenken, sondern auch über die Familie hinaus Gutes zu tun. Gutes tun tut gut – uns selbst, unserem Mitmenschen, unserer Welt.

Geschenkvorschlag 1

Es gibt zahlreiche Menschen, die sich durchs Jahr durch freiwillig für die Gesellschaft engagiert haben. Ich selbst durfte dieses Jahr mit vielen zusammenarbeiten, die sich ehrenamtlich in unserer sozial-diakonischen Kinder- und Familienanimation engagiert haben. Das ist eine tolle Form, Gutes zu tun. Ein Weihnachtsgeschenk könnte ja folgender Neujahresvorsatz sein: Ich schenke einen Teil meiner Zeit im 2012 einer gemeinnützigen Organisation, in dem ich paar Stunden pro Monat Freiwilligenarbeit leiste.

Geschenkvorschlag 2

Standen Sie schon mal dem Hungertod nahe? Wohl kaum. Unsere Probleme sind oft andere: Wie werden wir die im Dezember angesammelten Kilos im Januar wieder los? Wenn wir schon Geld für Diätbücher und Fitnessabos ausgeben, könnten wir da nicht auch Geld in die Armutsbekämpfung investieren?

Besondere Geschenke, die etwas bewegen. (Quelle: tearfund.ch)

Als Familie haben wir unser „Spendenbudget 2011“ noch nicht ausgeschöpft. Als ich mir heute morgen Gedanken zu diesem Blogbeitrag gemacht habe, entstand folgende Idee: Wenn wir morgen als Familie ein weihnächtliches Puppentheater besuchen, danach über den Weihnachtsmarkt bummeln und wahrscheinlich noch gemeinsam essen gehen, will ich anschliessend mit meiner Familie „Geldgeschenke“ machen. Das Hilfswerk tearfund.ch hat besondere Geschenke im Angebot: Von Saatgut für eine Kleinbauernfamilie in Peru über eine Nähmaschine für eine junge Frau in Bangladesch bis zum Regenwassertank für ein Quartier in Uganda. Was werden meine Kinder und meine Frau wohl auswählen? Und was würden Sie auswählen? Oder: Helfen Sie mit? Was wählen Sie aus? (Selbstverständlich gibt es neben tearfund.ch noch viele andere gute Hilfswerke und ich krieg auch keine Provision!)

Ich lade uns alle ein, aus Überzeugung und aus Liebe Geschenke zu machen, die etwas bewegen. Die meisten von uns haben genügend Zeit und Geld zum Schenken. Oder mindestens das Eine von beidem. Aber eben, es ist freiwillig.

Oh du fröhlicher Weihnachtsstress

„Weihnachten offenbart die Temperaturen im Umgang der Menschen miteinander.“
Kardinal Karl Lehmann

Und wieder steht uns das „Fest der Liebe“ kurz bevor. Und wie alle Jahre wieder ist die Adventszeit von einem mehrwöchigen Ausnahmezustand geprägt: Ein Weihnachtsessen reiht sich ans andere, Geschenke werden gewünscht, gebastelt und gekauft, man trifft sich an Weihnachtsmärkten, die vor allem durch kulinarische Nascherein zu bestechen vermögen, die Vorfreude auf das grosse Fest steigt bei den Kindern von Tag zu Tag – etwa im ähnlichen Verlauf der Stresskurve der Eltern.

Ganz nach dem schlauen Spruch von Kurt Marti, „Die Ware Weihnacht ist nicht die wahre Weihnacht.“, gehört bei mir die Frage nach Sinn und Unsinn unserer Art Weihnachten zu feiern alljährlich dazu. Ich steh da in einem inneren Konflikt: Auf der einen Seite sprechen mich all diese Adventsrituale an. Die Idee, mit den Kindern all die Weihnachtsgeschenke für Grosis und Göttis selbst zu basteln, ist doch wunderbar. Und was gibt es besseres, als „in Liebe selbst gebackene Weihnachtsguetzli“? Auch das Bummeln auf dem Weihnachtsmarkt mit der ganz besonderen Duftnote gefällt mir jedes Jahr wieder – besonders, weil der Besuch eines solches Marktes zu einem guten Ritual für uns als Ehepaar wurde. Dann sind da noch die Weihnachtsessen. Warum muss ausgerechnet im Advent jede Kommission, jede Firma und jeder Verein noch ein Weihnachtsessen machen? Klar, man könnte dies auch im Januar nachholen; aber irgendwie wäre dies dann doch nicht dasselbe, oder?

Ich habe also sehr viel Sympathie für all diese Dinge, die den Advent ausmachen. Und doch gibt es eben eine Spannung in mir. Gerade gestern beim Coiffeur war da diese Situation: Eine Mutter gesteht mir, dass sie eigentlich gerade ziemlich überfordert ist. Und ich frage mich: Führt diese Art, wie wir Advent und Weihnachten verbringen nicht dazu, dass wir uns selbst überfordern und an Heiligabend erschöpft in den Sessel fallen, die Weihnachtslieder hinter uns bringen und kein Hauch von Besinnung auf das wahre Weihnachten mehr möglich ist?

Vielleicht wollen wir wieder einmal zu viel – zu viel des Guten. Vielleicht sind es zu viele gute Erwartungen, zu viele gute Vorsätze (wen wir alles beschenken wollen), zu viel Lust auf Harmonie – Friede, Freude und Liebe auf Knopfdruck, und zu viel ausgemalte Weihnachts- und Familienidylle. Möglicherweise gibt es auch den unbewussten Antrieb in uns, in der Weihnachtszeit nahzuholen, was wir auf der zwischenmenschlichen Ebene durchs Jahr verpasst haben.

Vielleicht, und da bin ich mir ziemlich sicher, wäre weniger oftmals mehr. Ich hätte da eine Idee: Weniger „Fest der Liebe“ dafür mehr Liebe während dem Jahr. Könnte das ein weihnächtlicher Vorsatz sein? Ein Geschenk, das wir uns gegenseitig schenken könnten?

Und hier noch für alle, die ihre Familien Weihnachtsfeier am Planen sind. Im Alltagstipp Weihnachten einmal anders im Radio Life Channel haben wir eine Idee parat.

Sind unsere Kinder normal?

Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir in unserem System mittlerweile mehr ‚kranke‘ als gesunde Kinder haben.
Thomas Baumann, Kinderarzt (Im Interview mit der NZZ am Sonntag vom 6. November 2011)

Als Vater ist es mein grosser Wunsch, dass sich unsere Kinder positiv entwickeln, Fortschritte machen und ich sie in ihrer Persönlichkeit fördern und unterstützen kann.

Das ist nichts besonderes, weil alle Eltern das Beste für ihre Kinder wünschen. Nur: Was ist das Beste? Dabei erlebe ich den Umgang mit den schulischen Anforderungen an meine Kinder als eine spezielle Herausforderung.

Ich möchte mir später mal nicht vorwerfen müssen, ich hätte meine Kinder zu wenig gefördert und ihnen dadurch Stolpersteine auf eine erfüllende Berufslaufbahn gelegt. So hinterfrage ich mich, ob ich „es“ wohl richtig mache. Ohnmachtgefühle sind da nicht mehr weit. Aber auch damit scheine ich nicht alleine zu sein.

Gerade diese Woche habe ich mich mit einer Mutter unterhalten, die sich auch schwer damit tut, angemessen auf die Schulleistungen der Kinder zu reagieren. Erfüllt ein „Erfüllt“ auch die Erwartungen der Eltern oder braucht es jedesmal ein „Übertroffen“? Wie reagiere ich zum Beispiel auf einen so genannten „dummen Fehler“ in einem Test?

Weil ich weiss, dass elterlicher Druck für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder oft mehr unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, will ich mich hüten, überhöhte Forderungen zu stellen. Doch auch wenn ich Bemerkungen im Sinn von „mehr wäre möglich“ unterdrücke, spürt mein Kind, ob ich seine Leistung wertschätze oder nicht.

Letzten Sonntag las ich in der „NZZ am Sonntag“ ein bemerkenswertes Interview zu diesem Thema: „Heute hingegen erhalten über fünfzig Prozent aller Kinder irgendwelche Therapien, um schulische Schwächen zu beheben. Irgendetwas stimmt da nicht“, sagt Kinderarzt Thomas Baumann. Und warum ist das so? „Wir haben heute völlig falsche Vorstellungen davon, was normal und was nicht normal ist.“

Baumann und sein Kollege Romedius Alber warnen vor den vielen Abklärungstests und der Übertherapierung unserer Kinder. Statt bei jedem Kind einen Defekt zu suchen, sollte man gescheiter auf die Stärken des einzelnen bauen. Als Kinderärzte lehnen sie selbstverständlich nicht einfach grundsätzlich Therapien ab, weisen jedoch darauf hin, dass jede Diagnose bei den Kindern etwas auslöst. „Durch die Therapien werden Kinder stigmatisiert“, sagen die Experten, und zudem seien viele Therapien nutzlos.

Doch Baumann beobachtet auch hoffnungsvolle Förderung: „Es gibt Therapeutinnen, die wollen nicht einen Defekt reparieren, sondern das Kind stärken. Sie suchen nach anderen Fähigkeiten, auf die das Kind bauen kann, damit es trotz Problemen auf sich stolz sein kann.“

Sind nun unsere Kinder normal? Oft wohl „normaler“ als wir denken. Stärken wir doch unsere Kinder in ihren Fähigkeiten und hören wir damit auf, sie an einer gnadenlosen, übersteigerten Norm zu messen.

Link zum Artikel in der NZZ am Sonntag: „Erlöst die Schüler von unnötigen Diagnosen

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe & Familie„.

Erwartungen klären

Manchmal wäre es einfacher, Männer würdensagen, was sie denken. Vielleicht wäre es manchmal einfacher, Frauen würdennicht ständig sagen, was sie denken. (C.J. in der Frauenzeitschrift Joyce 1/2011)

Die meistenKonflikte, nicht nur in Partnerschaft, auch im Job, haben mit uner­füllten Erwartungenzu tun. Wir sind enttäuscht, weil der andere unsere Erwart­ungen nicht erfüllt.

BeiEnttäuschung meinen wir, mind. emotional, der andere haben etwas falschgemacht. Wir denken oder sagen „Du hast mich enttäuscht“, doch richtiger wäreeigentlich „Ich habe mich getäuscht“. Eine Enttäuschung ist im Grunde eineTäuschung, die wir geglaubt haben, jetzt aber entmachtet wird.

Ein solcheTäuschung kann verschiedene Ursachen haben:

ð  Unausgesprochene Erwartungen: Für michist „normal“, was meinem Back­ground (Denkweise, Erziehung, Erfahrungen…)entspricht. Und dann schliesse ich von mir auf die anderen.
ð  Übersteigerte Erwartungen: Manchmalhaben wir auch zu grosse Erwart­ungen. Unsere Mitmenschen, oder eben unserPartner, kann beim besten Willen gar nicht erfüllen, was wir alles erwarten.
ð  Unklare Erwartungen: Oft erwarten wir von unserem Partner, dass er eine Aufgabe genau so angeht, wie wir das tun würden. Das kann schnell zu unklaren Erwartungen führen. Dabei gilt es zu bedenken: Es gibtoft mehrere Wege ansgleiche Ziel!!
ð  Scheinbare Erwartungen: In denvielen hunderten von Jahren haben wir Männer gelernt, möglichst rasch eineLösung auf ein Problem zu finden! Doch: Will die Frau wirklich meine Lösung fürihr Problem? Will die Frau wirklich Antwort auf ihre Frage? – oder nur einGefühl von ernst genommen sein?

Wir sehen, es wird uns nicht einfach gemacht: Es gibt nicht gäusserte Erwartungen des Partners, die wir nicht erkennen. Auf der anderen Seite sind offensichtliche Erwartungen, die aber gar keine sind. Was in jedem Fall hilft: Klare Kommunikation, Erwartungen miteinander besprechen, klare Abmachungen treffen. Setze nicht voraus, was gar nicht besprochen/abgemacht wurde!

Diese Gedanken stammen aus unserem Seminar „Hilf mir, dich zu verstehen!“. Beim letzten Timeout-Weekend für Paare beschäftigten sich 17 Paare mit der Thematik positiven Paar-Kommunikation.
Weitere Blogbeiträge zu diesem Thema finden Sie hier: Hilf mir, dich zu verstehen! / Verständnis zeigen

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichLiebe„.

Liebe kann man lernen…

Mein Zitat am Dienstag
„Liebe kann man lernen. Und niemand lernt besser als Kinder. Wenn Kinder ohne Liebe aufwachsen, darf man sich nicht wundern, wenn sie selber lieblos werden.“
Astrid Lindgren (1907-2002), schwedische Kinderbuchautorin (Pipi Langstrumpf)

Hilf mir, dich zu verstehen!

„Kommunikation ist ein lebenslanger Lernprozess und unsere Lebenszufriedenheit hängt stark vom Gelingen oder Misslingen der Kommunikation ab.“ Kerstin Hack

Obwohl wir täglich kommunizieren und Dank moderner Technologien immer mehr Möglichkeiten für die zwischenmenschliche Kommunikation haben, bleibt diese eine grosse Herausforderung. Sei dies im Berufsleben oder ganz besonders auch im Paaralltag.

In der Kommunikation von Mensch zu Mensch gibt es vier Quellen für Missverständnisse und Verständigungsprobleme:

  • Botschaft (Sachebene)
  • Emotionen (Beziehungsebene)
  • Sender (Motiv: Was will ich bezwecken?)
  • Empfänger (Was will ich [nicht] hören?)

In der Kommunikationslehre ist oft die Rede vom „Vier-Seiten-Modell“ (oder 4-Ohren-Modell) von Schulz von Thun. Das Modell bringt schön zum Ausdruck, dass in jeder Botschaft (Nachricht) eigentlich vier verschiedene Botschaften stecken:

    • Botschaft zur Sache (Facts)
    • Botschaf zu unserer Beziehung (Wie sehen wir einander.)
    • Botschaft über mich (Selbstoffenbarung)
    • Botchaft über die Erwartungen („Was will ich von dir“ und auch: „Was denke ich, dass du von mir willst“.)

 

Folgendes Zitat in Gedichtform zeigt nochmals auf, dass es beim Kommunizieren verschiedene Stolpersteine gibt:

„Gedacht ist nicht gesagt. Gesagt ist nicht gehört. Gehört ist nicht verstanden. Verstanden ist nicht einverstanden. Einverstanden ist nicht behalten. Behalten ist nicht angewandt. Angewandt ist nicht beibehalten.“ (Kerstin Hack)