Führen ist Beziehungspflege

Meine „Bekehrung“ zu Apple hatte ich, als ich die Biografie von Steve Jobs gelesen hatte. Plötzlich sah ich das iPhone nicht mehr bloss als funktionaler Gegenstand sondern als kleines Kunstwerk mit bestechendem Design.

Nein, ein Apple Jünger bin ich dennoch nicht geworden. Aber aufs iPhone bin ich tatsächlich umgestiegen und die Faszination für die „Apple Geschichte“ ist geblieben.

So war ich natürlich gespannt, was Angela Ahrendts von Apple am GLS18 zu sagen hatte. Sie gehört zum Topkader und ist für die weltweiten Apple Stores verantwortlich.

Zum Interview, dass Leadership-Experte John C. Maxwell mit ihr führte, habe ich in meinem Notizbuch zwei Worte gross aufgeschrieben. Zwei Worte, die mir während dem diesjährigen Summit noch mehrmals begegnen werden.

WHY?

Alles beginnt mit dem „Warum?“.

Warum tun wir, was wir tun?

Was ist der Sinn? Die Vision?

Vielen, besonderes jüngeren Generationen, ist die alte Gleichung „Leistung gegen Bezahlung“ heute zu wenig. Sie wollen Teil von etwas Grösserem sein, Arbeit soll Sinn machen, soll einen wert- und sinnvollen Beitrag leisten.

In der Apple-Welt heisst das beispielsweise: „Steve Jobs sagte den Leuten, dass sie nicht verkaufen dürfen; sie sollten das Leben der Kunden bereichern.“

Und ob man ein Fan oder ein Gegner diesen US-Riesen ist – Jobs gelang es, dieses „WHY?“ zu implementieren. Technologie zu verkaufen, ist jetzt wirklich nicht zwingend ein „sexy Business“. Doch dank Apple stecken heute unheimlich viele Emotionen in diesen Gebrauchsgegenständen.

Wie gesagt, ich bin Apple Kunde, aber nicht Apple Jünger. Es ist ein spannendes Anschauungsbeispiel, aber mir persönlich wäre das „WHY?“ als Verkäufer von iProdukten trotzdem zu klein.

Aber ich muss mich fragen: Was ist mein „WHY?“? Und: Ist das „WHY?“ in den Organisationen, die ich leite, für alle klar? Inspiriert das „WHY?“ andere Menschen zur Teilhabe?

HOW?

Nach dem Warum gilt es zu klären, wie wir tun, was wir tun.

Dabei geht es als Organisation um unsere strategische Ausrichtung, um Planung, Prozesse und weiteren Managementaufgaben.

Doch unsere Führungsaufgabe ist eben nicht nur Managmentaufgabe, es geht um Leadership.

Managen heisst, Prozesse organisieren.

Leadership heisst, Menschen inspirieren.

Und wie wir das tun, da fügte sich Angela Ahrendts direkt ihrem Vorredner (Craig Groeschel) an: „Great leaders are just great listeners. They listen, they learn, then they lead. “ (Grosse Führungspersonen sind grosse Zuhörer. Sie hören, sie lernen, dann leiten sie.)

Mit anderen Worten: Interessiere dich für Menschen, kümmere dich um sie. In einem Unternehmen mit 66’000 Mitarbeitenden in 30 Ländern sieht das natürlich ganz anders aus als bei dir und mir. Doch die Haltung ist entscheidend. Ahrendts sagt: „Wir müssen auf unsere Angestellten hören. Sie wissen was funktioniert und was nicht.“

Leider erzählen mir immer wieder Leute davon, wie sie sich in ihrer Firma nicht gehört fühlen. Schade – was für ein ungenutzten Potenzial …

„Leaders move people. To move people, you have to understand them.“ Ahrendts ist überzeugt: Wir inspirieren, indem wir uns kümmern, in dem wir auf den Einzelnen eingehen, versuchen ihn zu verstehen.

„It’s caring. It’s authenticity. It’s consistency. It’s celebrating.“ Es geht um diese emotionale Intelligenz, Authentizität, bei sich selbst sein.

Ja, eigentlich ist einfach unsere Menschlichkeit gefragt: Zuhören, Danke sagen, Anteil nehmen, Erfolge feiern und Trauer gemeinsam durchstehen …

Und wie lässt sich eine Apple-Chefin selbst für jeden neuen Tag inspirieren?  „I read. I listen. I pray everyday that the Spirit moves me.“ (Ich lese. Ich höre. Ich bete jeden Tag, dass der Heilige Geist mich leitet.)

Glücksaufgabe

Bist du dir deines „WHYs?“ im Leben und Job bewusst? Und ist den Menschen, die du leiten darfst, das „WHY?“ der Organisation klar?

Wie steht es ums „HOW?“? Wie führst und inspirierst du andere Menschen?

Sei „real“, sei dich! – auch als Chef!

Letzte Woche war es wieder einmal soweit: Ich durfte Teil vom Global Leadership Summit in Chicago sein. Diese jährliche Konferenz ist das Beste, was ich im Bereich Leadership-Motivation kenne. Ein vollgepacktes Feuerwerk von Weltklasse Sprechern in nur zwei Tagen – ich weiss nicht, wo du das sonst in dieser Dichte, Qualität und vor allem zu diesem Preis kriegst.

Die Stärke ist ja oft gleichzeitig die Schwäche: Genau die Dichte der genialen Referate lassen einem schier mit einem brummenden Kopf zurück. Das Gehörte will verarbeitet werden, sonst ist es tatsächlich nicht nachhaltiger als ein schönes Feuerwerk.

Meine Verarbeitung geschieht in den nächsten Wochen über meinen GlücksBlog. Denn: Glückliche Persönlichkeiten = glückliche Chefs = glückliche Mitarbeitende.

Wie werde ich ein Chef, für den man gerne arbeitet?

Wir alle haben Einfluss und sind im einen oder anderen Setting eine Führungsperson – als Eltern, als Chef, in der Freiwilligenarbeit.

Hast du in dieser Rolle schon mal überlegt, wo du besser werden solltest? Und vor allem: Hast du schon mal die Leute, die du leitest, gefragt, in welchen Bereichen du Entwicklungspotenzial hast?

Genau das tat eine Firma und kam zum – für die Chefetage – erstaunlichen Befund: Während die Führungskräfte dachten, ihr Verbesserungspotenzial liege im Umgang mit neuen Technologien und im Finanzmanangement, sagten die Mitarbeitenden etwas völlig anderes: Nach ihnen wäre eine Steigerung der Leadershipqualitäten und eine Verbesserung der Emotionalen Intelligenz angesagt.

Wie wir uns in diesen beiden Bereichen weiterentwickeln können, darüber sprach am GLS18 (Global Leadership Summit) Craig Groeschel, Gründer und Leiter von Life.Church, die unter anderem die weltweit 180 Millionen-fach genutzte You Version App entwickelt hat.

Groeschel zeigte auf, was in Bezug auf Leadership das Verlangen von uns allen ist. Was wünschen wir uns von einem Chef?

– Ich fühle mich wertgeschätzt.
– Ich fühle mich inspiriert.
– Ich fühle mich bevollmächtigt.
(eigentlich „empowered“, wofür es kein schönes deutsches Wort gibt.)

Wenn sich das alle wünschen, ist die Frage, wie ich ein Chef werde, dem gelingt, dass sich seine Mitarbeitenden so fühlen. Folgende Qualitäten helfen dabei:

Heart to care.

Was im Deutschen etwas komisch tönt (Ein Herz, um sich zu kümmern.), hat ganz einfach damit zu tun, dass Menschen geliebt werden wollen. Als Führungsperson müssen uns unsere Mitarbeitenden wichtig sein. Und sie sollten spüren, dass sie wichtig sind – nicht wir.

Passion to inspire.

Es geht nicht um die glühende Motivationsrede. Leute wollen nicht von aussen motiviert werden, Inspiration geht tiefer. Die gute Nachricht, die Craig Groeschel überbrachte: Es gibt unterschiedliche Inspirations-Stile.

Ich brauche nicht einen anderen Chef nachzuahmen, sondern soll meinen eigenen Weg finden, andere Menschen zu inspirieren. Dafür ist es in erster Linie wichtig, dass ich selbst „zentriert“ bin, versöhnt lebe, mein Glück gestalte – ich würde sagen: Mein ShalomLeben gestalte.

Willingness to empower.

Bist du bereit, deine Mitarbeitende zu ermächtigen? Groeschel provozierte: Du kannst entweder die Kontrolle haben oder Wachstum – aber nicht beides zusammen. Es geht dabei um die Kunst des richtigen Delegierens. Nicht einfach Aufgaben abgeben, sondern auch Verantwortung und Kompetenzen übertragen.

Am Ende seines Vortrages machte Groeschel Mut, sich auch als Führungsperson verletzlich zu zeigen, transparent zu leben und führen, nicht alle Antworten zu haben, Vergebung zu beanspruchen.

Denn: „Wir versuchen starke Leiter zu sein, aber die Leute suchen nicht starke, sondern ehrliche, vertrauenswürdige, authentische Leiter.“

Glücksaufgabe

Was zeichnet einen guten Chef für dich aus? Kommst du auf ähnliche Punkte wie Craig Groeschel? Und wie stark sind diese Leadership-Qualitäten bei dir selbst bereits vorhanden? In welchem Punkt willst du konkret zulegen?

Zeit verschwenden – für mich

Gestern war wieder so ein Tag: Ich habe Zeit verschwendet. Ich sass keine Stunde im Büro. Ich war bis 15 Uhr in keinem wichtigen Meeting. Ich hab kein Projekt vorangetrieben. Nichts organisiert, nichts verkauft, keinen Umsatz generiert.

Und doch hatte ich ein Projekt, das wichtigste sogar: Das Selbst-Projekt.

Glück – und nach meinem Verständnis auch Erfolg – beginnt mit dem guten Umgang mit sich selbst. Schon vor vielen Jahren habe ich in einem Führungsseminar gelernt, dass Leading up, Leading down und horizontales Führen zwar ganz schön herausfordernd sein kann, doch die wahre Leadership-Kunst beginnt bei mir selbst: Die Champions League der Führung ist die Selbstführung!

Und darum verschwendete ich gestern meine Arbeitszeit: Zuerst traf ich mich mit einer anderen Führungsperson zum Frühstück. Wir haben eigentlich kaum über unsere tollsten Projekte gesprochen, keine Best Practice durchgespielt oder mit unseren Zahlen geblufft. (Gut, vielleicht haben wir das nicht gemacht, weil wir beide derzeit nicht unbedingt mit Zahlen bluffen können …)

Aber vielleicht haben wir uns auch weniger auf die „hard Facts“ konzentriert, weil wir beide erfahren haben, dass die „soft Facts“ und dabei ganz besonders unsere Rolle als Führungsperson und Mensch, wichtiger sind, als die Zahlen. Natürlich wünschen wir uns auch Vorzeige-Projekte, Wachstum und Erfolg.

Doch ich glaube zu tiefst, dass stimmt, was der Rabbi Jesus gesagt hat: »Hütet euch vor der Habgier! Wenn jemand auch noch so viel Geld hat, das Leben kann er sich damit nicht kaufen.«

Schön, wenn die Zahlen stimmen. Aber Zahlen sind nicht das Leben! Und mit Zahlen können wir uns das Leben nicht kaufen.

Und darum haben wir gestern beim Frühstück darüber gesprochen, was die Führungsaufgabe mit uns persönlich macht. Offen haben wir über Fehler, Nöte und Freuden gesprochen. Dabei war uns klar: Wir bleiben Lernende.

Nach dieser inspirierenden Begegnung ging mein Zeitverschwenden weiter: Ich schlenderte durch die Stadt, weinte schier, als ein kleines Mädchen trotzte und von ihrer Mutter bloss die kalte Schulter zu spüren bekam, freute mich am Violinenspiel in der Bahnhofspassage, genoss die Zeitungslektüre und gönnte mir im Starbucks eine Zeit vom Lesen, Reflektieren und Tagebuchschreiben.

Ist das verschwendete Zeit? Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mich für solche Tage zu rechtfertigen beginne. Doch eigentlich weiss ich es besser: Ich brauche diese Auszeiten, die Stille, das „an der Firma, nicht in der Firma“ Arbeiten, das Nachdenken über mich, die Unterbrechung vom Alltag, die Offenheit für Neues.

Ein guter Umgang mit sich selbst ist von zentraler Wichtigkeit, das wusste bereits König Salomo:

Was ich dir jetzt rate, ist wichtiger als alles andere:
Achte auf deine Gedanken und Gefühle,
denn sie beeinflussen dein ganzes Leben!
König Salomo

Glücksaufgabe

Vielleicht hast du das Glück wie ich, dass du deine (Arbeits)Zeit selbst einteilen kannst: Dann frag dich, wo du so eine Stille Stunde einbauen kannst.

Und wenn das bei dir nicht möglich ist, dann suche andere Wege, wie du den Alltag durchbrechen, über dich und das Leben nachdenken und dich für neues öffnen kannst.

Als Führungskraft lernend bleiben

Ich war 25jährig, gut ein Jahr verheiratet, voller Träume und Erwartungen. Als Paar hatten wir gerade unsere erst (und bisher einzige) Rundreise genossen – 14 Tage durch die schönsten US-Nationalparks, inkl. romantischem Besuch des Delicate Arches (obwohl der Aufstieg bei der grossen Hitze nicht ganz so romantisch war, wie ich mir dies vorgestellt hatte).

Nun waren wir nach Chicago weitergeflogen und sassen mit tausenden Führungskräften im Auditorium und ich wusste nach den ersten fünf Minuten, dass dies der richtige Entscheid war: Unser erster Global Leadership Summit.

Eröffnet wurde dieser Leadership-Kongress mit einem musikalischen Feuerwerk. Äusserst kreativ und inspirierend ging es in den nächsten Tagen weiter. Ich weiss noch gut, wie wir auf dem Balkon sassen und uns der Stardirigent Benjamin Zander dazu brachte, im grossen Chor Beethoven zu singen, als hinge unser Leben an dieser einen Performance.

Mit dieser Übung unterstrich er, dass wir als Führungskräfte immer wieder „out of the box“ denken müssen. Das begleitet mich bis heute – und ich versuche nun schon fast 20 Jahre immer wieder kreative, nicht ganz alltägliche Lösungsansätze zu finden.

Leadership – egal in welcher Branche – sucht immer wieder Horizonterweiterung, neue Denkweisen und Kreativität. Die Kunst der Führung zeigt sich unter anderem darin, dass wir den Mut haben, abgetretene Pfade zu verlassen und uns auf Neues einzulassen.

Die einzige Konstante ist die Veränderung – darum brauchen wir dieses „out of the box“-Denken!

Diesem ersten Global Leadership Summit – kurz: GLS – verdanke ich sehr vieles.

Seither konnte ich etliche weitere Male live beim GLS in Chicago dabei sein. Inzwischen darf ich als Willow Creek Schweiz Geschäftsführer die jährliche Studienreise an den GLS begleiten.

Was für ein Vorrecht! Über all die Jahre durfte ich von Dutzenden Weltklasse-Speakern profitieren – von Jim Collins genauso wie Marcus Buckingham, von Melinda Gates genauso wie Brené Brown oder von Ed Catmull, Adam Grant, Bill Hybels, Bono, Sheila Heen, Horst Schulze, Sheryl Sandberg …

Diesen August ist es wieder so weit und ich freue mich schon sehr auf Simon Sinek oder Erwin McManus.

Setze auf deine Stärken

Eine der wichtigsten Lektionen über all die Jahre kam von Marcus Buckingham. Seine Thema der Stärkeorientierung war mir damals nicht neu – in meinem kirchlichen Umfeld versuchten wir bereits nach diesem Ansatz zu leben: Jeder hat besondere Fähigkeiten (Gaben). Alle gewinnen, wenn jeder seine besonderen Stärken einbringen kann.

Doch was Buckingham ausführte, erschütterte und ermutigte gleichzeitig: Nicht einmal 20 % der Arbeitnehmenden können ihre Stärken am Arbeitsplatz wirklich einbringen.

Erschütternd ist diese Tatsache, weil wir oft in einer „Schwäche-Kultur“ leben: Fehler ausmerzen, statt auf Stärken aufzubauen.

Unsere Schwächen-orientierte Gesellschaft lebt nach dem Motto: „So lange ich nichts sage, bin ich mit deiner Arbeit zufrieden.“ Mit anderen Worten: Wir fixieren das Negative, suchen die Fehler. Und dadurch setzen wir dann all unsere Energie darauf, ja keinen Fehler zu begehen.

Ermutigend waren die Ausführungen, weil sie zum Träumen einluden: Was könnte geschehen, wenn wir unsere Stärken identifizieren, wenn wir erkennen, wo wir gut sind und was wir gerne tun? Und was könnte geschehen, wenn wir unsere Stärken nicht nur herausfänden, sondern diese auch in unserem (Arbeits-)Alltag einbringen würden?

Wenn wir unsere Stärken einbringen, gewinnen alle!

Das sagt auch die Glücksforschung.
Denn: Die Möglichkeit, unsere Stärken auszuleben, ist ein wichtiger Glücksfaktor.

Du bist glücklicher, wenn du im Bereich deiner Stärken tätig bist. Und deine Organisation (Profit oder Non-Profit) gewinnt doppelt:
– Die Stärken der Mitarbeitenden ist ein wichtiges Kapital.
– Glückliche Mitarbeitende sind auch engagiertere Mitarbeitende.

 

Glücksaufgabe

Setzt du schon auf deine Stärken oder versuchst du noch Fehler auszubügeln? Und als Führungskraft: Schaffst du ein Umfeld, das auf die Stärken der Mitarbeitenden basiert?

Was kann der nächst Schritt sein, um deine Stärken zu entfalten? Und was kannst du in deinem Umfeld unternehmen, damit aus der Schwächen-Orientierung eine Stärken-Orientierung wird?

Vorbilder für meine Reise

Vorbilder sind Menschen, die uns ein Bild vormalen. Das Bild, das wir sehen, spricht uns an, inspiriert uns. Was wir sehen, wird zur Inspiration für unsere eigenen Träume. 

Jeder hat andere Vorlieben, darum hat auch jeder andere Vorbilder: Jedem gefallen andere Bilder, Träume sind persönlich.

Was sind deine Vorbilder? Welche Bilder gefallen dir?

– Roger Federer, der hart für seinen Erfolg arbeitet?
– Mutter Teresa, die sich den Ärmsten annahm?
– Schönbächlers, die ausgewandert sind?
– 
Francine Jordi, die mit Charme Leute verzaubert?
– Eltern, die endlos Geduld mit ihren Kids haben?

Vorbilder zu haben, motiviert uns. Ihnen eifern wir nach.

Wann wird jemand zum Vorbild? Für mich sind drei Kennzeichen zentral:

Vorbilder lassen sich von einem Traum rufen

Im gms – z’friede läbe sind wir derzeit mit der Themenserie FULLDRIVE – aus dem Vollen schöpfen unterwegs. Für mich heisst FULLDRIVE im Leben – von Beruf über Familie bis Glaube – kraftvoll unterwegs zu sein.

Neulich haben wir uns vom biblischen Helden Abraham inspirieren lassen. Er kann so ein Vorbild sein. Er hat sich von Gott rufen und be-rufen lassen.

Je nachdem, welche Bedeutung für dich Gott und der Glaube haben, wird es dir auch wichtig sein, deine Träume und deine Berufung auf „Gottes Rufen“ auszurichten.

Doch egal, welche Rolle Gott in deinem Leben spielt, du kannst dich so oder so von deinen Träumen rufen lassen.

Das heisst: Geh nicht einfach einem Job nach und verfolge nicht bloss eine Karriere. Sondern komme deiner eigenen Berufung auf die Spur!

FULLDRIVE erlebst du in deinem Leben nur dann, wenn du dich immer wieder aus deinem Alltagstrott rufen lässt. Du musst dich unterbrechen lassen!
Horizonterweiterung suchen.
Neues wagen und lernen.
Weiterbildungen besuchen.
Orte aufsuchen, wo du empfänglich für neue Ideen bist.

Vorbilder machen sich auf die Reise

Was ich nicht einordnen kann, sind Menschen, die ihre Berufung entdeckt haben, dann aber nicht dem Beispiel von Abraham folgen: Er machte sich auf die Reise. Er liess sich nicht nur be-rufen, er folgte der Berufung auch.

Wir sollten uns nicht nur von grossen Visionen und Träumen faszinieren lassen, wir sind aufgerufen, unseren Träumen auch Taten folgen zu lassen.

Genau das tun Vorbilder: Sie leben ihre Berufung, auch wenn sie dafür einen Preis zu zahlen haben.

Vorbilder hinterlassen ein grosses Erbe

Die Amis lieben es, zu fragen: „What is your legacy?“ – was ist dein Vermächtnis?

Vorbilder hinterlassen ein Erbe. Sie bewegen etwas, setzen sich zum Guten ein und zeichnen ihre Spuren in die Geschichte.

Welches Erbe wirst du einmal hinterlassen?

 

Glücksaufgabe

Hast du deine Berufung schon gefunden? Dann leben sie!
Wenn nicht: Wie kannst du deinen Alltagstrott durchbrechen, um dich für Neues zu öffnen?

Die Flauderei – oder: die kecke Chefin

Eine Berufung ist eine mit Leidenschaft erfüllte Selbstverpflichtung,
um der Sache willen zu arbeiten.
Martin Seligman

Warum arbeiten Sie eigentlich? Um Geld zu verdienen, Status zu erreichen oder weil es „ohne Arbeit kein Vergnügen“ gibt?

Vermehrt ist mir in den letzten Wochen begegnet, was ich hier auch schon behauptet habe: Für immer mehr Leute ist nicht Geld oder Status matchentscheidend, sondern die Sinnerfüllung in einer Tätigkeit. Besonders der jungen Generation Y sei die Sinnhaftigkeit im Job wichtiger, als die regelmässige Lohnerhöhung.

Martin Seligman, von dem obiges Zitat stammt, geht soweit zu behaupten, dass der, der seine Berufung gefunden hat,  sogar bereit wäre, ohne Geld zu arbeiten (Job, Karriere oder Berufung?). Bei Berufung geht es nicht mehr um Geld gegen Arbeit, sondern darum, mit Leidenschaft seinen Teil zu etwas Grösserem beizutragen.

Jeder ein Glückspilz, der seine Berufung gefunden hat. Wer sein Traumjob-Dreieck ausleben darf, sich im Einklang mit seinen Stärken, seiner Passion und im zu ihr oder ihm passenden Umfeld arbeiten darf, ist wirklich auf der Sonnseite des Lebens. Teamspirit und Sinnhaftigkeit werden dann wichtiger als die Lohnzahlung am Ende des Monats.

Tatsächlich ist nicht die Unzufriedenheit mit dem Lohn erster Kündigungsgrund, Sinnerfüllung in der Tätigkeit ist wichtiger und am meisten kommt es zu Kündigungen, weil es personell einfach nicht stimmt: Beat Lutz von Lutz & Partner sagt dazu im Interview: „Aber wenn sie mir dann erklären, warum sie den Job wechseln wollen, lautet die Antwort in 90 Prozent der Fälle: wegen den Personen. Und zwar ist es meistens die Chemie gegen oben, die nicht stimmt.“

Eine Chefin, für die ich gerne arbeiten würde, habe ich gestern kennen gelernt. Nach über dreistündiger Anreise war ich bereit, die Unternehmerin des Jahres 2005 in ihrem Chefbüro kennen zu lernen.

Nichts Chefbüro. Stattdessen erwartete mich die kecke, sympathische Frau bereits an der Haltestelle der Appenzeller Bahn in Gontenbad. Herzlicher Empfang, sofort ist man per Du. Gabriela Manser stellt mir ihre Goba AG, Mineralquelle und Manufaktur, vor, zeigt mir den Betrieb, führt mich zur Quelle, erzählt aus ihrer Führungserfahrung und am Ende sitzen wir in Appenzell in der Flauderei, dem betriebseigenen Shop und Café. Und als wir uns nach knapp zwei Stunden wieder verabschieden, habe ich fast das Gefühl, eine Freundin gewonnen zu haben.

Wer das Geheimnis hinter dem Erfolgsgetränk Flauder entdecken will, sollte eine Stunde mit Gabriela Manser verbringen und die Flauderei besuchen: Kreativität und „out of the box“-Denken springen einem da direkt ins Gesicht. Bald würde Manser vom Forum und den Kreativprozessen als Zusammenspiel unterschiedlichster Menschen erzählen, ihre Augen würden leuchten, wenn sie die Goba-Geschichte erklären würde …

Dass die Unternehmerin genauso leidenschaftlich wie sie heute ein Unternehmen mit 60 Mitarbeitenden sowie wachsender Produktpalette führt und damit in neue Märkte vordringt, früher als Pädagogin für die Kinder da war, kann man sich lebhaft vorstellen.

Und dass ihr Statussymbole nicht viel bedeuten, glaubt man ihr sofort: Da scheint jemand wirklich ihre Berufung gefunden zu haben und lebt mit Leidenschaft und Kreativität ihre Stärken aus. Zum Wohl der Mitarbeitenden und einer ganzen Region.

 

 

„Eine Stunde mit Gabriela Manser“ ist tatsächlich möglich. Im Rahmen der Willow Tageskonferenz Leiten mit Leidenschaft und Exzellenz wird sie in einem Talk über ihre Erfahrungen als Führungskraft berichten.

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Sinnerfüllte Tätigkeit.

Ist christlicher Sport gefährlich? Oder: Was mich zum Blühen bringt

Überlege, was dich aufblühen lässt. Dem gehe nach.
Ulrich Schaffer

Eines vorweg: Ich glaube nicht, dass es „christlichen Sport“ gibt. Ich kann als Christ Sport machen. Und hoffentlich prägt mein Glaube auch die Art und Weise, wie ich Sport mache, wie ich mit Sieg und Niederlage umgehe, wie ich den Gegner ansehe … – Liebe und Respekt sollen auch mein Verhalten auf dem Sportplatz bestimmen. Doch christlich wird der Sport deswegen nicht. Muss er auch nicht. Sport ist Sport.

Zwei Dinge bewegen mich gerade und ich versuche sie hier zu verbinden: Zum Einen beschäftigt mich die Frage „Wo blühe ich auf?“, die unser Gast beim aktuellen Chäs, Brot, Wy – u mini Gschicht mit Gott aufwirft. Zum Anderen stimmt mich nachdenklich, dass Jugend+Sport (J+S) die langjährige, gute Partnerschaft mit christlichen Jugendverbänden gemäss BASPO-Entscheid kündigen soll.

Rückblende: Sommer 1995

Was für ein Flow-Jahr: Beruflich durfte ich einen sehr guten Lehrabschluss feiern. Daneben galt meine Leidenschaft voll der Jungschararbeit. Eine Jungschar im eigenen Dorf – das war meine Vision.

Noch vor meinem 20. Geburtstag war es soweit: Mein erstes Zeltlager als Hauptleiter fand bei uns auf dem Jäisberg statt. Mit allen Kindern und Leitenden verbrachten um die hundert Leute eine Woche in der freien Natur, genossen Spiel + Sport, Lagerromantik, Gruppenerlebnisse, Singen und Impulse fürs Leben.

Der Bauer, bei dem ich als Kind in meinen Ferien jeweils helfen durfte, stellte uns das Land zur Verfügung. Die örtliche Feuerwehr unterstützte uns beim Bau einer riesigen Wasserrutsche und beim grossen „Wetten, dass …?“ mit einigen Promis und vielen Gästen auf dem Dorfplatz sicherte die Feuerwehr das Harassenklettern ab.

Es war gigantisch! So gigantisch, dass ich gleich angefragt wurde, ob ich die 1. August-Rede im Dorf übernehmen würde. Na klar, ist doch Ehrensache! Und so gigantisch, dass mich das Erlebte von diesem Sommer bis heute prägt und beeinflusst. Was ich heute bin und tue, wäre ich nicht, wenn dieser Sommer nicht stattgefunden hätte.

In J+S-Lagerleiterkursen lernte ich, was es braucht, um solche Lager zu organisieren und ein Mitarbeiterteam zu leiten. In der Jungschar lernte ich auf ganz praktische Weise, was es heisst, ein guter Leiter zu sein. Ich hatte das Glück, in jungen Jahren gute Vorbilder zu haben, die mir nicht nur die Freude an Spiel & Sport vermittelten, sondern auch zeigten, wie man eine Sitzung leitet oder wie man kreativ und altersentsprechend eine biblische Lebensweisheit weitergeben kann.

Dieser Sommer 1995 brachte mich definitiv zum Blühen! Ich konnte meine Stärken in den Bereichen Organisation und Leitung ausleben und entwickeln.

Natürlich habe ich in der Berufslehre auch viel gelernt und möchte diese auf keinen Fall missen. Doch wo ich auf motivierende, ganzheitliche Art fürs Leben und für meine weitere Berufslaufbahn gelernt habe, war in der Jungschararbeit. Und ich weiss heute, was mich zum Blühen bringt und wo ich Sinnhaftigkeit in meinem Tun erleben kann.

Als ehemaliger J+S-Leiter habe ich der Jungschararbeit so viel zu verdanken, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann: Eine ganzheitlichere Förderung meiner Person und Talente kann ich mir kaum vorstellen!

 

 

Was ich erlebt habe, soll so nicht mehr möglich sein: Das BASPO will künftig aus Prinzip Jugendverbände mit einer positiven, lebensbejahenden, christlichen Grundeinstellung zum Dasein nicht mehr unterstützen. Obwohl vorbildliche J+S-Arbeit geleistet wird, soll die jahrelang bewährte Partnerschaft gekündigt werden? Eine solche Diskriminierung ist unseres Landes unwürdig!! Bitte jetzt Petition unterzeichnen!

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Gelebte Spiritualität.

Werde besser – alle profitieren!

Everyone wins when a leader gets better.
Bill Hybels

Gestern hatte ich das Privileg, den Leiter der grössten Freikirche der Schweiz zu treffen: Ehrfürchtig ging ich vom Bahnhof Stettbach neben der neuen, mir bisher nur aus dem Internet bekannten Samsung Hall vorbei und stand dann etwas enttäuscht vor einem alten, unspektakulären Geschäftsgebäude – hier soll der kreative Hotspot der hipsten Kirche der Schweiz beheimatet sein?

Etwas irritiert wartete ich im wenig anmächeligen Treppenhaus auf den Lift, versicherte mich nochmals, dass hier neben Swisscom auch der ICF zu finden ist und tauchte bald darauf in eine völlig andere Welt ein: Willkommen im ICF office. Dutzende junge Leute arbeiten hier in zweckmässig, aber dennoch stilvoll eingerichteten Räumlichkeiten – das Leben pulsiert, die Kaffeemaschine ist in Dauerbetrieb, Kreativität ist an allen Enden zu spüren, kleine Kämmerchen, die an eine Garderobe im Kleiderladen erinnern, dienen als Besprechungszimmer für kleine Meetings, Menschen sind im Austausch, Fröhlichkeit und Ernsthaftigkeit geben sich die Hand und als „Fremdling“ spüre ich sofort etwas von der Willkommenskultur dieser Kirche. Ein guter Platz zum Sein für alle, die es innovativ mögen.

Leo Bigger führt mich nun durch die neuen, eindrücklichen Räumlichkeiten vom ICF Zürich in der Samsung Hall – ich komme kaum aus dem Staunen heraus; echt toll, was da auch neben der gigantischen Halle alles entstanden ist, von den Babyrooms über den Indoor-Spielplatz bis zum „Club“ ist alles liebevoll gestaltet und top ausgerüstet. Auch da: Ein guter Platz zum Sein für alle, die es gross und modern mögen.

Im inspirierenden, pulsierenden Umfeld des ICF Office, wo sich die rund 60 Mitarbeitenden mit aller Kreativität und grosser Leidenschaft dem Traum von einer Kirche «am Puls der Zeit» hingeben, tausche ich danach in einem dieser «Kämmerchen» mit Leo über die Herausforderungen des Leitens aus. Und bei einem weiteren Kaffee erzählt mir Nicolas Legler, Executive Pastor, wie er seine Rolle versteht. Ein guter Platz zum Sein für einen, der sich gerne von anderen Leitenden inspirieren lässt.

Storys, die inspirieren

“Everyone wins when a leader gets better.” Zu Deutsch: Jeder gewinnt, wenn eine Führungsperson besser wird. Oder wie wir bei Willow Creek Schweiz sagen: Leiten mit Leidenschaft und Exzellenz – ein Gewinn für Kirche und Gesellschaft.

Dass das stimmt, zeigt sich am besten an Beispielen – wie eben an der ICF-Story: Aus einem zeitgemässen, internationalen Gottesdienst ist eine der grössten kirchlichen Bewegungen Europas geworden – mit über 3’000 Besuchenden pro Wochenende allein im Grossraum Zürich und mit über 50 Kirchen in Europa. Und natürlich ist die Willow-Story selbst ein eindrückliches Beispiel: Eine verrückte Bande von Jugendliche gründete 1975 eine Form von Kirche, die es bis dahin nicht gab – inzwischen zählt man bei Willow in Chicago Woche für Woche über 25’000 Gottesdienstbesuchende, ein Sozialdienst, der seinesgleichen sucht, wurde auf- und ausgebaut und durch den Global Leadership Summit werden jährlich in 128 Ländern über 300’000 Menschen in Verantwortung inspiriert, motiviert und geschult.

Natürlich gibt es auch in der Wirtschaft zahlreiche Beispiele dafür, dass gute Führungspersonen ein Gewinn für alle sind. Da ist beispielsweise die preisgekrönten Unternehmerin Gabriela Manser: 1999 übernahm sie in dritter Generation die Goba AG, Mineralquelle und Manufaktur. Die gelernte Pädagogin wandelte die Goba mit vielen innovativen Ideen, Authentizität und einem guten Team zu einem strahlenden Kleinod, dessen Leuchtkraft auch überregional wahrgenommen wird, vielen wird das Getränk Flauder ein Begriff sein.

Leitende sind Lernende. Darum freue ich mich, für Willow Creek Schweiz die Tageskonferenz organisieren zu dürfen. An diesem Tag werden wir von Leitenden wie Gabriela Manser und Nicolas Legler für unser persönliches Leiten lernen können.

Veranstaltungstipp: Willow Tageskonferenz Leiten mit Leidenschaft und Exzellenz, 10. Juni 2017 in Winterthur

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Sinnerfüllte Tätigkeit.

Danke, Barack Obama!

This is not about me.
Barack Obama

Ja, er hat mich fasziniert. Von der Rede in der Wahlnacht im Grand Park in Chicago bis zu der Art und Weise wie sich die Obamas in den letzten Wochen verabschiedeten.

Für viele war die Wahl von Obama vor gut acht Jahren mit viel Hoffnung, Freude und gar Enthusiasmus verbunden – Yes, we can!

Die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander von Schwarz und Weiss, Jung und Alt, Frau und Mann bleibt auch nach dem ersten afroamerikanischen US-Präsident ein Traum. Und für viele, die grosse Hoffnung in dieses „Yes, we can!“ gesetzt haben, muss die Wahl von Donald Trump ein Schock gewesen sein.

Es ist eine berechtigte Frage, was aus dem euphorischen „Yes, we can!“ geworden ist. Dies zu beurteilen ist jedoch nicht an mir. Gewiss ist Barack Obama an manchen Punkten gescheitert und wurde von den Gegnern ausgebremst worden. Doch was ich von ihm als Kommunikator gesehen und gehört habe sowie sein Umgang sowohl mit der Familie als auch mit fremden Menschen, beeindruckt mich.

Wenn Obama sagt: „This ist not about me“ (Es geht hier nicht um mich), nehme ich ihm das ab. Auch wenn ich dies nur über das in den Medien vermittelte Bild beurteilen kann, glaube ich, dass kleine Gesten am Rand nicht lügen können, dass sein Auftritt nicht nur authentisch wirkt, sondern auch glaubwürdig ist. Er verstand und versteht sich im Dienst einer höheren Sache.

Solche Leader braucht unsere Welt! Auf allen Ebenen. In Familien, in Schulen, in Firmen, in Politik, in Sport und Gesellschaft.

Wir brauchen keine Selbstdarsteller! Auf Abteilungsleiter, die ihr eigenes kleines Königreich aufbauen und Mitarbeitende für ihre Zwecke instrumentalisieren, hat keiner gewartet. Auf Politiker, die tatsächlich glauben, sie alleine würden ihr Land oder gar die ganze Menschheit retten, haben wir keine Lust. Auf eine Wirtschaftselite, die sich schamlos auf Kosten der Schwächsten bereichert – und dies nicht mal merkt – will keiner von uns seine Hoffnung setzen. Und Erzieher, die statt einer Vertrauenskultur aufzubauen, ihre oder ihnen anvertraute Kinder blossstellen, stimmen mich nicht gerade hoffnungsvoll wenn es um die Zukunft der nächsten Generation geht.

Wenn ich an eine Führungsperson denke, wünsche ich mir einen nahbaren Menschen als Chef – nicht ein distanzierter, selbstverliebter Machthungriger. Einer, der sich als Teil von etwas Grösserem versteht, einer, der weiss, dass wir nur als Team gewinnen können, einer, der bereit ist, selbst Lernender zu bleiben.

Gestern sass ich in einem Meeting, in dem wir einige zentrale Qualitätsmerkmale einer solchen Führungsperson definiert haben. Was für Leiter wollen wir fördern? Leiter, die als reife Persönlichkeiten ihren einzigartigen Führungsstil – mit Chancen und Grenzen – entdecken, mit Passion chancen- statt problemorientiert leiten, sich durch eine positive Kommunikation und einer bewussten Teamorientierung auszeichnen und sich im Dienst einer höheren Sache verstehen.

Ich glaube, dass solche Leiter für alle ein Gewinn sind – ob in Kirche, Politik, Firmen oder der Gesellschaft. Und ich meine, dass Barack Obama als US-Präsident viele dieser Qualitätsmerkmale vorgelebt hat – so weit dies aus der Ferne überhaupt zu beurteilen ist.

Praktisch alle leiten auf irgendeine Weise andere Menschen an – ob als Chef, Mutter oder Vater, als Lehrperson oder in einem Ehrenamt – und darum haben wir uns alle zu fragen: Wie wollen wir diese Aufgabe wahrnehmen? Welche Vorbilder leiten uns in unserem Leiten?

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Sinnerfüllte Tätigkeit.

Lernen von Roche

Eine ‎Wirtschaft‬, die nicht dient, dient zu nichts.
Stephan Feldhaus, Kommunikationschef bei Hoffmann-La Roche

Sein Referat war ein erster Höhepunkt am diesjährigen Forum christlicher Führungskräfte in Bern: Stephan Feldhaus. Er studierte katholische Theologie und Philosophie und arbeitet heute für den Pharmakonzern Hoffmann-La Roche. Dort ist er Leiter der Konzernkommunikation und Mitglieder der erweiterten Konzernleitung.

Schon die Tatsache, dass ein Theologe eine solche Stellung in einem global agierenden Konzern inne hat, weckte mein Interesse. Und was er zu sagen hatte, faszinierte mich sogleich: Wir stehen zunehmend in Gefahr, dass sich die Wirtschaft zur eigenständigen Grösse entwickelt, der alles andere untergeordnet ist. Sprich: Als Mitarbeiter und überhaupt als Menschen hätten wir der Wirtschaft zu dienen. Da haben wir aber etwas verwechselt, erinnerte Feldhaus: Im Mittelpunkt steht der Mensch. Eine Wirtschaft, die nicht dient, dient zu nichts. Starke Wort einer starken Persönlichkeit.

Vollends verblüfft war ich, als Feldhaus von den Führungsprinzipien von Roche erzählte. Davon könnten sich noch manche Firmen und Führungskräfte inspirieren lassen.

Zum Thema Leadership ist bei Roche zu lesen:

Wir sind davon überzeugt, dass jeder Mitarbeiter bei Roche einen grossartigen Leader verdient; jemand, der inspiriert und die Teamarbeit fördert.

Geschrieben ist ein solcher Satz relativ schnell, ob er auch wirklich lebt, ist eine andere Sache. Das kann ich im Fall Roche nicht beurteilen. Stephan Feldhaus selbst jedoch hat mich mit seinem Referat überzeugt – ihm nehme ich ab, dass er genau das lebt und auch die sieben Führungsprinzipien von Roche verinnerlicht hat:

  • Ich zeige ehrliches Interesse für Menschen.
  • Ich höre aufmerksam zu, sage die Wahrheit und erkläre „das Warum“.
  • Ich übertrage Befugnisse und vertraue darauf, dass die Menschen gut entscheiden.
  • Ich entdecke und entwickle das Potenzial meiner Mitarbeitenden.
  • Ich strebe nach vorzüglicher Leistung und herausragenden Ergebnissen.
  • Ich setze Prioritäten und vereinfache die Arbeit.
  • Ich gratuliere denjenigen, die ihre Arbeit gut erledigt haben.

Vorgesetzte, die nach solchen Prinzipien handeln, haben nicht nur die Mitarbeitenden von Roche verdient! Jedem sind Führungspersonen zu wünschen, die auf diese Weise inspirieren.

Und dort wo wir Führungspersonen sind, dürfen wir die Roche Grundsätze auch zu unseren machen. Eigentlich kommen wir schon mit den beiden ersten Prinzipien sehr weit. Und die können wir überall dort anwenden, wo wir mit Menschen zusammen sind:

  • Was, wenn wir in unserer Erziehungsaufgabe ehrliches Interesse zeigen, aufmerksam zuhören und stets bei der Wahrheit bleiben?
  • Wie würde es aussehen, wenn wir als Teamleiter die Eigeninteresse hinter das Interesse am Gegenüber stellen würden?
  • Was würde geschehen, wenn wir in Freundschaften mehr damit bemüht wären, herauszufinden, wie der andere aufblühen könnte, als immer zu von unseren Problemen zu reden?

Jeder, der im einen oder anderen Bereich Verantwortung übernimmt, ist eine Führungsperson. Und als solcher Leader geht es darum, andere zu inspirieren, zu fördern und das Miteinander aufzubauen.

Schöner, als es Anselm Grün formuliert hat, kann es wohl nicht gesagt werden:

Führen ist die Kunst, den Schlüssel zu finden, der die Schatztruhe des Mitarbeiters aufschliesst und ihm das Gefühl vermittelt, dass in ihm viele Möglichkeiten und Fähigkeiten stecken.Führen heisst, die Lust zu wecken an der Entfaltung der eigenen Fähigkeiten und am Dienst für die Gemeinschaft.
Anselm Grün (in “Menschen führen – Leben wecken”)

 

 

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

 

Lassen Sie sich von meinem Glücksbuch inspirieren!