Alles Charlie oder was?

Schweigen ist feige, reden ist Gold.
Marius Müller-Westernhagen

Und plötzlich sind alle Charlie. Obwohl die wenigsten von ihnen wohl jemals eine Ausgabe von Charlie Hebdo von innen gesehen hatten (ausser der Titelseite der aktuellen Ausgabe, die wir alle gesehen haben) und auch keines der Opfer kannten.

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich bisher noch nie eine Statusmeldung in meine Profile bei Facebook, Twitter oder Xing reinkopiert – weder bei irgendwelchen lustigen bis fragwürdigen Spielereien („Wer diese Statusmeldung kopiert, erhält von mir…“) noch bei löblichen Aktionen gegen Diskriminierung von Minderheiten oder bei Solidaritätsbekundungen für verfolgte Christen.

Darum wurde ich letzte Woche auch kein Charlie. Aber ich habe tatsächlich darüber nachgedacht und mich gefragt, aus welchem Grund ich denn ein Charlie wäre oder eben nicht. Heisst „Je suis Charlie“ ich identifiziere mich mit einem Blatt, das ich gar nicht kenne? Oder wehre ich mich damit gegen Angriffe auf die Meinungsfreiheit und westlichen Werte? Oder werde ich damit Teil des Kampfes der Kulturen? Ein gewaltloser Protest gegen fundamentale, zerstörerische Kräfte? Ein Signal: So wollen wir nicht zusammenleben? Wir kämpfen mit dem Bleistift in der Hand gegen Waffengewalt?

Die überwältigende Solidaritätsbewegung, die reflexartig aus Charlie ein Symbol unserer demokratischen und freiheitlichen Werte machte, hat mich beeindruckt, aber auch irritiert.

  • Warum ist unsere Solidarität mit Charlie so unglaublich viel grösser als die Solidarität mit dem täglichen unsäglichen und unendlich grösseren Blutvergissen auf dieser Welt?
  • Warum posten wir „Je suis Charlie“ überall hin, aber verschliessen die Augen, wenn unmittelbar in unserer Umgebung Unrecht geschieht?
  • Warum laufen wir in einem Solidaritätsmarsch in Paris mit (wenn auch nur am Bildschirm) und verweigern uns dem kleinen Marsch zu unserem Nachbarn, der gerade grosses persönliches Leid erfährt?
  • Und schliesslich: Sind unsere westlichen Werte, die wir da grossartig verteidigen, wirklich so viel besser als die Werte aus anderen Teilen der Welt? (Anders gefragt: Wie viel Schaden richten wir eigentlich mit unserem westlichen Lebensstil an? Stichworte: Globalisierung, Moderne Sklaverei.)

Natürlich bin ich nicht für Waffengewalt! Natürlich erachte ich die Meinungsfreiheit als unbedingt schützenswert! Aber ich will mich nicht einem mediengesteuerten, unreflektierten Stammtisch Geschwätz hingeben, das auch ganz schön gewaltsam sein kann – nur einfach ohne Schusswaffen. Wir tun so wahnsinnig aufgeklärt und haben doch so oft eigentlich keine Ahnung. Wir schwätzen nach, was uns gesagt wurde und nennen es dann Meinungsfreiheit!

Dabei vergessen wir, dass das höchste Gut weder die hochgelobte Redefreiheit noch die vieldiskutierte Toleranz ist. Redefreiheit kann nämlich auch ganz schön egoistisch werden: Ich sage, was ich will, egal, was ich damit bei meinem Gegenüber auslöse. Und Toleranz ist nicht selten einfach ein anderes Wort für Gleichgültigkeit: Mach, was du willst, es interessiert mich sowieso nicht.

Ist nicht das höchste Gut die Liebe? Liebe, die sich wirklich für den Mitmenschen interessiert. Liebe, die unangenehme Wahrheiten anspricht, aber nicht als Angriff auf mein Gegenüber. Sondern selbst im Konfliktfall das Beste für den anderen suchend. Liebe, die die Unterschiedlichkeit toleriert, aber nicht ignoriert. Liebe, die aufrichtiges Interesse zeigt, wo andere nur Pro und Contras suchen.

Andere zu verletzen – ob mit Waffen oder geschmacklosen Karikaturen – ist zu einfach. Andere zu lieben, auch wenn sie das Leben ganz anders verstehen als wir, das ist die Herausforderung, der wir uns stellen sollten!

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

 

Gemeinsam über sich hinauswachsen

Wenn einer allein träumt, ist es nur ein ‎Traum.
Wenn viele gemeinsam träumen,
ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.

Helder Câmara

„Man merkt, dass da Profis am Werk sind!“ hielt ein Besucher des Happy Kids Familientages fest. Nun, das ist sehr schmeichelhaft. In Tat und Wahrheit war aber kein einziger Profi (sprich: Eventmanager oder Gastronom) im OK oder Mitarbeiterteam vertreten. Im Gegenteil: Uns als (angestelltes) Leitungsehepaar ausgenommen, waren knapp 50 freiwillig Mitarbeitende an diesem grossen Festtag engagiert. Einige davon hatten schon Erfahrung mit solch grossen Events, für andere war es völliges Neuland. Alle aber waren sie top motiviert, sehr engagiert und am Abend glücklich über das gemeinsam Erreichte.

Kurz vor elf Uhr ging es los: Kleine und grosse Gäste strömten auf das Festgelände. Spätestens jetzt war jedem Mitarbeitenden klar, dass da ein Tag mit ganz viel Arbeit auf ihn wartete. Stände mussten betreut, Auskünfte erteilt, Getränke ausgeschenkt, Glückspäckli verteilt, Würste gebraten, die Riesenrösti gewendet und serviert werden. Es brauchte jede und jeden. Und trotz Grossandrang kam bei den Mitarbeitenden keine Hektik auf, war die Stimmung positiv und trugen alle ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Als am Abend bereits im Dunkeln die letzte Kiste aus dem Anhänger ausgeladen wurde, verabschiedeten sich auch die letzten freiwillig Mitarbeitenden – um einiges müder als sie am Morgen angetreten sind, aber nach wie vor aufgestellt und sehr zufrieden über das gemeinsam geleistete.

Gemeinsam Träume umsetzen

Wie gelang es, all die vielen freiwillig Mitarbeitenden zu motivieren? Wie so vieles im Leben, begann es mit einem Traum. Etwa ein Jahr vor dem Fest wuchs der Wunsch, zum 15jährigen Jubiläum der Bewegung gms – gospel movement seeland ein würdiges Fest zu feiern. Einige Ideen kamen zusammen und das OK entschied letztlich, ein Festtag mit vier Anlässen in einer Veranstaltung auf die Beine zu stellen, inkl. Koffermarkt und Spielfest. Dabei war der heikelste Moment, als es um die Zusammenstellung des OKs ging. Der Traum eines Einzelnen musste auf ein ganzes Team überspringen. Dabei halte ich es mit dem brasilianischen Befreiungstheologe Helder Câmara, der sagte: „Wenn einer allein träumt, ist es nur ein ‎Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“

So ähnlich haben wir das an unserem Fest erlebt. Gemeinsam wurde möglich, was keiner von uns alleine geschafft hätte. Und viele von unseren Mitarbeitenden sind persönlich über sich hinausgewachsen, weil ihnen mehr zugetraut wurde, als sie sich selbst zugetraut hätten. Unsere Aufgabe war es, den schmalen Grat zwischen Herausforderung und Überforderung im Auge zu halten. Es ist gelungen und gemeinsam sind wir über uns hinausgewachsen!

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.

Die Sinnkrise

In dem Augenblick, in dem ein Mensch den Sinn und den Wert des Lebens bezweifelt, ist er krank.
Sigmund Freud

„Jetzt weiss ich wieder, warum ich lebe!“ Das hat mir eine freiwillig mitarbeitende Person nach einer sehr intensiven Woche müde, aber glücklich gesagt. Da nimmt jemand eine Woche Ferien um sich ehrenamtlich (ohne jegliche Bezahlung) für 60 Kinder engagieren zu können. Und statt sich danach einen ruhigen Sonntag zu gönnen, hilft diese Person (und viele weitere freiwillig Mitarbeitende) ein riesiges Fest für hunderte von Leuten durchzuführen.

Warum macht man sowas? Warum engagiert man sich freiwillig? Die Antwort liest sich aus dem eingangs erwähnten Resüme der mitarbeitenden Person: Es ist sinnstiftend und gibt einem eine tiefere Bedeutung im Leben.

Das ist wunderbar und als Leiter einer gemeinnützigen Arbeit bin ich auf viele solche motivierte Freiwillige angewiesen. Auf der anderen Seite beschäftigt es mich als Coach, wenn dieselbe Person erzählt, dass genau diese Sinnhaftigkeit auf der Arbeitsstelle längst verloren gegangen ist. Wenn jemand nach einer solchen Woche wieder weiss, warum er lebt, heisst das wohl eben auch, dass dem Alltagsleben oftmals der Sinn fehlt.

Burnout-Falle Sinnkrise

Burnout-Experten weisen darauf hin, dass oftmals nicht das Zuviel an Arbeit in den Zustand des Ausgebranntseins führt, sondern das Fehlen der Sinnhaftigkeit. Ich durfte letzte Woche erleben, wie ein Mitarbeiter nach dem anderen aufblühte, obwohl sie sich alle mächtig ins Zeug legten und sich keiner über zu wenig Arbeit beklagen konnte. Etliche haben sogar mit Ferientagen dafür „bezahlt“, dass sie sich freiwillig engagieren durften.

Natürlich, es war ein vergleichsweise kurzes Projekt und eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Trotzdem ist es ein schönes Praxisbeispiel dafür, dass Arbeit, die Sinn stiftend erlebt wird, einen beflügelt. Und das trifft mit Bestimmtheit nicht nur auf die Freiwilligenarbeit zu, sondern gilt genauso in der bezahlten Arbeit. Die beste und nachhaltigste Motivation ist intrinsisch und hat mit Sinnhaftigkeit zu tun, nicht mit der höhe der Entlohnung oder den Sozialleistungen.

Roy Hitchman, Berater und Headhunter, glaubt denn auch, „dass nicht die Menge an Arbeit per se, sondern die mangelnde Sinnhaftigkeit und Qualität dieser Arbeit Stress und damit Burnouts und Erschöpfung hervorrufen.“ (NZZ am Sonntag vom 5. Januar 2014)

Eigentlich deutet das Wort Burnout diesen Zusammenhang ja schon an: Wenn wir nach dem „Burn“ fragen, geht es darum, für was ich brenne, wo meine Leidenschaft berührt wird, wo ich Sinn erlebe. Und wenn dieses „Burn“ dann verloren geht („out“), hab ich entweder meine Leidenschaft überstrapaziert oder sie ist mir unterwegs abhanden gekommen.

Wohlverstanden, ich sehe da zwei Burnout-Gefahren: Wenn uns die Sinnhaftigkeit unserer Tätigkeit so deutlich bewusst ist, dass wir lauter Dringlichkeit den Weg des gesunden Lebensrhythmus verlassen und non-stop arbeiten, kann es nicht gut kommen. Auf der anderen Seite ist eben Arbeit ohne Sinn schon viel früher eine Burnout-Gefahr, weil der innere Antrieb (intrinsische Motivation) fehlt.

Dieser Artikel erschien am 24. Oktober 2014 unter dem Titel Freiwilligkeit schafft Leidenschaft  als Carte Blanche im Bieler Tagblatt.

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Arbeit“.

Gemeinsam sind wir stark

Man muss mit den richtigen Leuten zusammenarbeiten, sie achten und motivieren. Dauerhafter Erfolg ist nur im Team möglich.
Klaus Steilmann

Letzte Woche hatte ich im Rahmen meines Masterstudiengangs die Gelegenheit, an einer Studienreise nach Sheffield GB teilzunehmen. Es war eine schöne und lohnenswerte Reise; und dies nicht nur, weil das Wetter doch um einiges angenehmer war als hierzulande. Sheffield hat einige spannende Gebäude und schöne Plätze zu bieten, doch was die Studienreise vor allem auszeichnete, waren die inspirierende Lerngemeinschaft (gekoppelt an eine grosse Lernbereitschaft) unter uns Studenten und die innovativen Projekte, die wir als Gruppe besuchten.

Die Studienreise hatte zum Ziel, verschiedenste Ausdrucksformen von Kirche kennen zu lernen und diese „Fresh expressions of Church“ zu reflektieren sowie daraus Impulse für die Arbeit in unserem Land zu gewinnen.

Innerhalb der Anglikanischen Kirche gibt es seit rund zehn Jahren unter der Bezeichnung „Fresh expressions of Church“ eine wachsende Bewegung mit vielen kleinen, ermutigenden Initiativen, die zeigen, dass ein Turnaround von einer (aus)sterbenden Kirche zu einer erfrischenden, relevanten Erfahrung von Kirche nicht nur wünschenswert und denkbar, sondern auch möglich ist.

Biker im Talar

Trotz der immensen Unterschiedlichkeit der besuchten Projekte ist uns eine Gemeinsamkeit schnell aufgefallen: Der Teamgedanke. Dies zeigte sich schon nur darin, dass fast alle Projekte von einem Team und nicht von einer Einzelperson vorgestellt wurden.

Einzigartig war das Beispiel von Harry Steele. Er wurde als Pionier in eine sehr traditionelle, schrumpfende Anglikanische Kirche mit katholischer Ausprägung gestellt. Auf den ersten Blick war klar, dass er selbst jedoch alles andere als traditionell ist: Harley Davidson Gurt umgeschnallt, auffallender Schnurbart, lässiger Umgang – ohne „Beweisfotos“ wäre es kaum vorstellbar, dass Harry in einem Talar in einer Kirche steht.

Eindrücklich wird schon vor der Kirche kommuniziert: Hier ist etwas in Bewegung, hier geschieht Veränderung. Dabei geht Harry einerseits konsequent vor, anderseits aber auch behutsam. Man muss zielstrebig losmarschieren und die Leute für einen gemeinsamen Weg gewinnen, aber wenn man eigenmächtig alles umstellt, haben am Ende alle verloren.

Was Harry dabei geholfen hat, eine kleine Veränderung nach der anderen durchzuführen, war das grosse Team, dass ihn auf dieser Reise begleitet. Eine grosse Zahl von Menschen verpflichteten sich, mindestens ein Jahr diesen Weg mitzugehen, egal wie attraktiv oder schwierig es würde. Ganz nach dem Motto: „Was ich alleine nicht schaffe, können wir gemeinsam erreichen.“

Herausgefordert und ermutigt

Die Studienreise war für mich befreiend, ermutigend und herausfordernd gleichzeitig. Und dies hat mit den besuchten Projekten zu tun, zu einem sehr grossen Teil aber auch mit der Gemeinschaft der Mitreisenden. Auch hier wieder der Teamgedanke: Wäre ich alleine auf diese Reise gegangen, hätte ich nicht im selben Mass profitiert. Das Reflektieren, Austauschen und Fragen mit den zwölf andern – als Gesamtgruppe in unserem Seminarraum oder spätabends in kleinen Gruppen im englischen Pub – half, den Transfer in die eigene Situation zu gewährleisten. Schön war auch, dass es nicht einfach beim Theologisieren blieb. Es war eine echte persönliche Anteilnahme an der Situation des anderen spürbar, was sich auch im Gebet füreinander ausdrückte.

Und so nehme ich neben vielem anderem für mich mit: Veränderung geschieht im Team. Bleiben wir Einzelkämpfer, haben wir einen ganz schweren Stand. Doch wenn eine Gemeinschaft von Menschen entsteht, die gerne zusammen ist und sich für ein gemeinsames Ziel engagiert, kann etwas Grossartiges entstehen. – Dies gilt für die Kirche, aber nicht nur! Den Teamgedanken gilt es auch in jedem anderen Arbeitsumfeld und wohl auch in jeder Lebenslage hochzuhalten.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichGesellschaft“.

Gemeinschaftswerk entsteht

Alle großen Errungenschaften beruhen auf einer winzigen Gemeinsamkeit:
dem ersten Schritt.

Paul Wilson

Tja, der erste Schritt von diesem Projekt liegt schon mehr als fünf Jahre zurück. Man könnte sogar noch weiter zurückgehen und sagen, der erste Schritt war der, als ich mich als 20jähriger entschloss, mich in meinem Heimatdorf für die Allgemeinheit zu engagieren (zahlreiche kleinere und grössere Projekte und Gründungen waren die Folge von diesem Entschluss).

Das aktuelle Projekt ist aus mehreren Gründen einmalig: Das ganze Dorf ist beteiligt, ein mustergültige Partizipationsprozess kam in Gang und das Resultat des ersten Schrittes wird konkreter, sichtbarer und nachhaltiger als bei manchen anderen Projekten.

Ein neuer Spiel- und Begegnungsplatz fürs Dorf entsteht

Also, zum ersten Schritt für dieses Projekt: 2008 gründeten wir den gemeinnützigen Verein Happy Kids mit dem Ziel, die Kinder und Familien unseres Dorfes zu unterstützen. Um herauszufinden, wie wir dies am besten könnten, starteten wir eine Bedürfnisanalyse mit einer Umfrage unter Familien. Ein Resultat daraus: Das Spielplatzangebot im Dorf ist ungenügend.

Der erste Schritt war getan. Es folgte eine Unterschriftensammlung. Die Einwohnergemeinde nahm das Anliegen aus der Bevölkerung positiv auf und bald schon wurde eine Kommission damit beauftragt, ein Projekt zu erarbeiten.

Zum Glücksfall für dieses Projekt entpuppte sich, dass wir von Anfang an mit dem richtigen Partner zusammenarbeiteten: Dres Hubacher von der Fachstelle SpielRaum Bern verstand es vom ersten Moment an, bei den Beteiligten ein Feuer der Begeisterung für einen naturnahen und kindergerechten Spielplatz zu zünden.

Von der ersten Idee bis zur Ausführung, die diese Woche in der Mitmachbaustelle gipfelt, verging viel Zeit der Abklärungen, Vorbereitungen und politischen Prozesse.

Vom Modell zur Mitmachbaustelle

Ein erstes Highlight des Projektes war die Modellwoche vor gut zwei Jahren: Schülerinnen und Schüler durften verschiedene Modelle ihres Traumspielplatzes entwickeln. Und hier wurde ein erstes Mal sichtbar, was Dres Hubacher unter Partizipation (Mitwirkung) versteht: Die Ideen der Kinder wurden nicht nur angehört, sie wurden auch ernstgenommen, verstanden und gesammelt. So flossen zahlreiche Wünsche der Kinder in die Planungsphase und werden heute auf dem Spiel- und Begegnungsplatz sichtbar.

Das Projekt hatte einige Hürden zu nehmen. Aber das steht derzeit völlig im Hintergrund. Studen wurde von einer Welle der Begeisterung erfasst, schliesslich ist Mitmachbaustelle. Das heisst: Alle dürfen auf der Baustelle mithelfen und werden so ganz konkret Teil des neuen Spielplatzes. Überall trifft man auf begeisterte Leute: Freiwillige Helfer tun mit Freude mit („Wir haben heute einen Baum gepflanzt!“), die Lehrpersonen sind des Lobes voll („Ich bin richtig ‚high‘!“), die Schülerinnen und Schüler sind voller Stolz („Dank dem Spielplatz ist Studen jetzt berühmt!“) und die Passanten staunen („So gut!“), was da in einem Generationenprojekt am Entstehen ist.

Ein Vorzeige-Projekt

Die Erfahrung zeigt, dass es sich wirklich lohnt, sich für die Allgemeinheit einzusetzen. Es kann richtig Spass machen, Gutes zu tun!

Schon jetzt lassen sich einige Lehren aus diesem Projekt ziehen:

  • Es beginnt wirklich damit, den ersten Schritt zu gehen (siehe Zitat oben).
  • Jammern verändert die Welt nicht: Unbefriedigende Umstände sollen uns zur Aktion bewegen, nicht zum Jammern.
  • Zusammen sind wir stark: Gemeinsam kann Grosses geschaffen werden.
  • Der richtige Partner ist entscheidend: Je grösser eine Idee, umso wichtiger ist es, die richtigen Leute an Bord zu haben.
  • Ausdauer ist gefragt: Von der Ideen zur Umsetzung kann es, wie dieses Beispiel zeigt, gut und gerne mal über fünf Jahre dauern.
  • Partizipation kann gelingen: Mitwirkung kann mehr als eine Alibiübung sein und gleichzeitig aber auch mehr als ein „wildes Durcheinander“.

Als Initiator freu ich mich darauf, wenn wir den Spiel- und Begegnungsplatz einweihen können. Und als Vater freu ich mich natürlich darauf, wenn sich meine Kinder auf dem neuen Spielplatz austoben werden.

 

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