From WHY to WOW to HOW

Lass es mich gleich zu Beginn sagen: Wenn das WHY klar ist, schaffst du fast alles.

Wenn du hingegen die Warum-Frage nicht befriedigend geklärt hast, wird jede kleinere oder grössere Herausforderung auf dem Weg zu einem potenziellen Stolperstein.

Ich hab letzte Woche schon von unseren Happy Kids Days erzählt. Es war einfach genial – bestes Wetter, super glückliche Kinder und ein motiviertes, engagiertes Mitarbeiterteam.

Doch einige Tage vor den Happy Kids Days erhielt ich eine irritierende Nachricht: „Du, wir haben noch gar nicht abgemacht, was ich für meinen Einsatz verdiene …“ Ein blödes Missverständnis: Die gemeinnützige Kinder- und Familienanimation von Happy Kids basiert, neben der Projektleitung, auf Freiwilligenarbeit.

Und zwar wirklich frei und willig und ohne finanzielle Anreize.

Das ist für das 20köpfige Mitarbeiterteam auch selbstverständlich – einige nehmen sogar extra Ferien dafür.

Doch so selbstverständlich dies vielleicht für uns ist, so aussergewöhnlich scheint es scheinbar heute in unserer Gesellschaft zu sein, dass man die WHY-Frage nicht mit Geld beantwortet.

Obwohl das auch nicht ganz korrekt ist. Es gibt auch einen sehr starken Gegentrend: Gerade für viele junge Leute ist die alte Gleichung „Leistung gegen Geld“ nicht mehr genug.

„Dieser Weg wird kein leichter sein“

Mir war das irgendwie von Anfang an nie genug. Kaum fertig mit der Banklehre kündigte ich den Geldjob und wollte mich weniger mit Geld dafür mehr mit Menschen abgeben.

Wäre Xavier Naidoo damals schon unterwegs gewesen, hätte er mir wohl ins Ohr geflüstert: „Dieser Weg wird kein leichter sein!“

Nein, leicht ist mein Weg bis heute nicht. (Welcher Weg ist das schon?)

Doch was hält uns daran, diesen steinigen Weg der eigenen Berufung zu gehen?

Mehr zu wollen, als einfach einen Job auszufüllen.

Mehr zu wollen, als einfach Geld zu verdienen.

Mehr zu wollen, als Karriere zu machen.

Dieses Mehr ist einerseits ein grossartiges WHY – die Klärung der Sinnfrage.

Warum tue ich, was ich tue?

Was ist der übergeordnete Sinn hinter meinem Handeln?

Und anderseits ist es eine Vision, die uns lockt. Das Bild einer veränderten Zukunft, das uns anzieht, motiviert, vorwärts drängt.

Einer, der immer wieder Mut macht, hartnäckig an der Vision dran zu bleiben, an das Mehr zu glauben, ist der Leadership-Experte John C. Maxwell.

Am GLS forderte er uns heraus: „See the bigger picture.“ Und dass wir auf unserem Weg weitergehen und uns entwickeln sollen. „Ruh dich nicht aus auf dem, was du vor fünf Jahren erreicht hast.“

Das kann ich nur, wenn das WHY stark genug ist. Und wenn ich auf diesem Weg immer wieder WOW-Momente habe.

Das sind die Momente, wo ich gar nicht über Sinn und fehlendem Sinn nachdenken muss. Es ist einfach so sinnerfüllt, so genial, so berührend, dass es mir mehr gibt, als jeder Geld-Check.

Und erst wenn WHY und WOW da sind, sprechen wir übers HOW.

Wie tun wir das, was wir tun?

Wie werden wir besser in dem, was wir tun?

Know-HOW ist gut, aber zuerst muss das Know-WHY klar sein!

Glücksaufgabe

Was in deinem Leben würdest du keine Sekunde länger tun, wenn du dafür kein Geld bekommen würdst?

Und was würdest du tun, wenn das Geld absolut keine Rolle spielen würde – es wäre genug da, um deine Träume zu leben?

Mit diesen beiden Fragen wirst du deinem WHY im Leben ein grosses Stück näher kommen.

Better together

Gerade ist Happy Kids Days-Woche. Die schönste Woche im Kalender der sozial-diakonischen Kinder- und Familienanimation, welche ich zusammen mit meiner Frau leite.

Happy Kids Days – das sind vier energiegeladene, kreative Nachmittage mit 60 Kinder und gegen 20 freiwillig Mitarbeitenden.

Vorwiegend Mitarbeiterinnen. Traurige Wahrheit: Während ich in Vorständen und Gremien in die Runde schaue und der Frauenanteil viel zu oft (welche Schande!) gegen null Prozent tendiert, treffe ich in der Freiwilligenarbeit vorwiegend auf Frauen.

Ich mag mich jetzt gar nicht aufs Glatteis begeben und vermeide die Ursachenforschung …

Lieber schaue ich vorwärts: Better together!

Wir brauchen Frauen in Vorständen und Führungsgremien!

Und wir brauchen Männer in der Freiwilligenarbeit. Auch gerade in solchen Projekten wie unseren Happy Kids Days. Kinder, besonders die Buben, lieben es, wenn zum Beispiel ihre Kleingruppe von einem Mann geleitet wird.

Better together!

Ich weiss nicht, ob es biblischer Humor ist oder bloss eine sachliche Feststellung. Jedenfalls kam Gott nach dem Schöpfungsakt zur Einsicht, dass es nicht gut ist, wenn das „starke Geschlecht“ auf sich alleine gestellt ist:

Gott, der HERR, sagte: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemanden zur Seite stellen, der zu ihm passt!«

Better together!

Das bestätigen auch viele Studien. Teams mit einer guten Durchmischung sind tatsächlich besser als reine Männer- oder Frauenteams.

Und die abtretende Bundesrätin Doris Leuthard erinnert sich in der NZZ am Sonntag an die Zeit, als in der Schweizer Regierung die Frauen kurzfristig in Überzahl waren:

Mit der Frauenmehrheit im Bundesrat haben wir mutigere Entscheide gefällt als vorher und nachher. … Ich habe allgemein die Erfahrung gemacht, dass sich Frauen in Exekutivämtern weniger in ein parteipolitisches Korsett stecken lassen als Männer. Sie sind in der Regel vorab der Sache verpflichtet und gut vorbereitet.

Doch mir ist eigentlich egal, ob Frauen- oder Männermehrheit. Hauptsache gute Durchmischung. Denn: Wir sind einfach besser zusammen!

Imagine a better world

Aus sehr aktuellem Grund war das Miteinander der Geschlechter auch am Global Leadership Summit 2018 ein Thema. Der Vortrag von Danielle Strickland forderte heraus, sich in mitten von #metoo mit all den Verfehlungen, Anschuldigungen sowie Verwirrungen und Irrungen bezüglich Täter und Opfer eine bessere Welt vorzustellen:

It is a moment to create a better world,
a different world,
where we are better together!

Das #metoo-Thema ist zu komplex, um ihm hier gerecht werden zu können. Wenn ich hier also weder sexuelle Übergriffe noch Machtmissbrauch thematisiere, will ich diese hier nicht kleinreden. Im Gegenteil: Diese Macht- und Abhängigkeitsstrukturen sowie der ganze mediale Umgang damit sind schlicht zu komplex, um sie an dieser Stelle zum Thema zu machen.

Doch wie kann der Traum einer besseren Welt, in der Männer und Frauen auf eine gute Art zusammenwirken, wahr werden?

Danielle Strickland gab vier Schritte weiter. Und ich meine, dass sie nicht nur für die Zusammenarbeit der Geschlechter grundlegend sind, sondern überhaupt für jedes Miteinander als Team:

Erster Schritt: Glaube, dass es möglich ist!
Zum Glück gibt es neben den traurigen Storys von Anschuldigungen und Verfehlungen auch viele Beispiele, wo Männer und Frauen in gemischten Teams hervorragend zusammenarbeiten. Es ist nötig. Und es ist möglich!

Zweiter Schritt: Sei nicht ängstlich!
Angst lähmt. Sie ist der wahre Feind und darf darum nicht unser Antrieb sein.

Dritter Schritt: Starte jetzt und starte mit dir!
Menschsein heisst einzigartig sein. Bringe deine Einzigartigkeit – als Mann, als Frau – ein! Du wirst gebraucht! Und suche die Ergänzung in deinen Teams.

Vierter Schritt: Never, ever give up!
Ich sehne mich nach Teams. Und doch gibt es in jedem Team diesen Moment: „Och, was mach ich eigentlich da?“. Der „Teamweg“ ist von Auf und Abs geprägt, manchmal braucht es Veränderungen, doch gib den Traum der Zusammenarbeit – auch der Zusammenarbeit zwischen Mann und Frau – niemals auf!

Better together. Wir brauchen Teammenschen, keine Einzelkämpfer!

Glücksaufgabe

Eine bessere Welt ist auch eine glücklichere Welt. Was kannst du in deinem Umfeld konkret tun, damit Männer und Frauen mehr und besser zusammenarbeiten?

Da gehör ich dazu!

Letzte Woche war ich auf Dienstreise und danach gleich im Familienurlaub. Das gab mir einige ganz schöne Gelegenheiten, die Serviceleistung in verschiedenen Restaurants, Hotels und sonstigen Betrieben zu beobachten.

Einen exzellenten Job machte der Gastgeber in einem kleinen Restaurant in Kassel-Wilhelmshöhe. Nein, er machte eben nicht einen Job, sondern lebte seine Berufung. Als Gast in einer fremden Stadt ist ja schon nur die Wahl eines Restaurants eine mittelgrosse Herausforderung. Da können viele kleine Dinge entscheiden.

In besagtem Restaurant mit dem interessanten Namen „Die Trüffelschweine“ waren mein Kollege und ich bestens aufgehoben. Doch beim Anblick von aussen war ich mir kurzzeitig nicht sicher, ob das die richtige Wahl ist: Beleuchtung und Farbkonzept im Aussenbereich schreckten mich etwas ab.

Jedoch nur, bis ich einen Blick ins Innere erhaschen konnte: Ein grosser Tisch, stilvoll eingerichtet mit vielen Weinflaschen, Kerzenlicht, schön angerichtete Teller, gute Stimmung, sympathische Leute … – und ein leidenschaftlicher Gastgeber.

Was suchen wir eigentlich, wenn wir einen Gastrobetrieb, ein Hotel oder auch einfach eine Gondelbahn betreten?

Natürlich, der Mix von Qualität (das Essen schmeckt mir), Pünktlichkeit (die Wartezeit ist verhältnismässig) und Preis (die Kosten stimmen) muss überzeugen. Der Anbieter, der das nicht auf die Reihe kriegt, hat schon verloren.

Doch als Kunde erwarte ich von einem Servicebetrieb mehr. Auch wenn ich in einer mir völlig fremden Stadt in ein Restaurant trete, möchte ich eigentlich empfangen werden, wie wenn ich nach Hause komme.

Sprich: ich möchte erwartet werden, der Gastgeber freut sich an meinem Erscheinen und führt mich an einen schönen Platz, der zu meinen Bedürfnissen passt.

Ich will spüren, da gehör ich dazu. Auch wenn es nur für diese eine Stunde ist.

Selbst in einer Gondelbahn, die mich in 10 Minuten auf den Berg bringt, wünsche ich mir dieses Gefühl. Natürlich ist es etwas völlig anders, als wenn ich einen gediegenen Abend in einem guten Restaurant verbringe.

Doch mich stört kaum etwas so stark, wie wenn ich in einem Dienstleistungsbetrieb (eben, zB die Gondelbahn) das Gefühl habe, das Personal ist sauer auf mich, weil sie wegen mir arbeiten müssen.

Leider kommt das aber öfter vor, als es mir lieb ist: Da betrittst du einen Kleiderladen und fühlst dich sofort als Störfaktor. Die Verkäuferin wünscht sich jetzt keine Unterbrechung, schliesslich muss sie noch mit ihrer Kollegin Neuigkeiten austauschen …

Beim GLS hatten wir diesen Sommer die Gelegenheit, in einem Interview von einem der angesagtesten und erfolgreichsten Restaurateuren zu lernen. Danny Meyer gab uns einige seiner Erfolgsrezepte weiter.

Und da deckt sich vieles mit meinen Beobachtungen und Erfahrungen als Kunde. 49 % hat mit der Qualität, exzellentem „Produkt“ zu tun – der Rest ist Service, Gastfreundschaft.

Selbst mit Innovation können wir heute den Unterschied nicht mehr machen, sagt Meyer. Innovation hätte noch gerade eine Haltbarkeit von 2 Minuten. Na gut, bei uns wird es vielleicht etwas länger sein als in New York City …

Doch der Punkt ist klar: Es müssen Emotionen ausgelöst werden! Der Kunde muss gehört werden.

Ein schönes Beispiel erzählte Danny Meyer: Ein Investmentbanker kam mit sieben Leuten in eines seiner Restaurants und wollte den besten Chardonnay. Meyer brachte ihm einen solchen. Doch der Kunde behauptete, dies sei gar kein Chardonnay.  „Es ist völlig irrelevant, ob der Kunde recht hat oder nicht. Wichtig ist nur, dass er sich gehört fühlt.“

Als Kunde will ich dazu gehören. Ebenso als Mitarbeitender. Als Gastgeber und als Führungsperson ist genau das unsere Aufgabe: Die Leute sollen sich als Teil davon fühlen.

Die besten Leute wollen nicht einfach einen Job ausfüllen, sie wollen etwas Bedeutungsvolles aus ihrer Lebenszeit machen.

Glücksaufgabe

Unsere Tochter, diesen Sommer die obligatorische Schulzeit abgeschlosen, fragte uns bei der Gondelbahn mit Blick auf eine Mitarbeiterin: Kann diese Aufgabe wirklich ein Traumjob sein?

Ich glaube, es geht nur, wenn man sich dabei als Teil von etwas Grösserem versteht, wenn man das persönliche „WHY“ gefunden hat und aus vollem Herzen Gastfreundschaft leben kann.

Hast du bereits eine solche Aufgabe für dich gefunden?

Nutze deinen Einfluss zum Guten!

Nachdem ich gerade den Wikipedia-Eintrag über Strive Masiyiwa gelesen habe, bin ich ziemlich platt. Dieser Mann ist krass: Er ist ein simbabwischer Geschäftsmann, Unternehmer und Philanthrop. Miliardenschwer. Wurde von Barack Obama als Berater an einen G8-Gipfel gerufen, gewährte 100.000 jungen Afrikanern Stipendien, unterstützt über 250.000 Waisen mit Bildungsinitiativen …

Der Gründer und Vorsitzender des globalen Telekommunikationskonzerns Econet Wireless träumte davon, dass in Simbabwe und überhaupt in Afrika alle Zugang zur Telekommunikation erhalten würden. Seine Vision brachte ihm viel Spott und Widerstand: Die simbabwische Regierung von Robert Mugabe verweigerte ihm die Lizenz.

Doch er gab nicht auf und verfolgte seinen Traum mit viel Durchhaltewille (Grit):

Masiyiwa appellierte an das Verfassungsgericht von Simbabwe mit der Begründung, dass die Weigerung eine Verletzung der Meinungsfreiheit darstelle. Der simbabwische Gerichtshof, damals einer der angesehensten auf dem Kontinent, entschied nach einem fünfjährigen Rechtsstreit, der ihn an den Rand des Bankrotts brachte, zu seinen Gunsten. Das Urteil, das zur Abschaffung des staatlichen Telekommunikationsmonopols führte, gilt als einer der wichtigsten Meilensteine ​​bei der Öffnung des afrikanischen Telekommunikationssektors für privates Kapital. Der erste Mobiltelefon-Abonnent des Unternehmens wurde 1998 an das neue Netzwerk angeschlossen. (Quelle: Wikipedia)

Warum schreib ich das alles? Strive Masiyiwa war einer der Talk-Gäste am diesjährigen GLS. Ein kleiner, ruhiger, demütiger, fast scheuer Mann. Ja, neben dem schon äusserlich sehr eindrücklichen T.D. Jakes ging er fast unter.

Man musste gute auf die leisen Töne achten, um die bestechende Weisheit dieses Mannes nicht zu überhören.

Diese Begegnung zeigt mir: Es sind nicht die grossen Sprücheklopfer, die die Welt zum Besseren verändern. Was dieser unscheinbare Mann im Kampf für mehr Gerechtigkeit auf seinem Kontinent bewirkte, ist sehr eindrücklich.

Natürlich, sein Traum hat ihm schlussendlich auch sehr viel Geld gebracht. Er ist nicht nur einer der „World’s 50 Greatest Leaders“ (Fortune Magazine), er gehört auch zum Klub der Milliardären.

Ich freue mich, wenn solch demütige Persönlichkeiten ihren Reichtum nicht einfach selbstsüchtig verwenden, sondern so viel Gutes damit machen.

Und hier einige Perlen, die ich mir aus dem Interview mit Strive Masiyiwa notiert habe:

Mentoring ist toll, aber du musst es Modellieren.
Leute folgen dem Beispiel, das sie sehen!

Darum werden beim GLS unter dem Motto „Grander Vision“ immer auch Beispiele gezeigt, wie wir Einfluss positiv ausleben können: Jemand erfindet günstige Wasserpumpen und bringt Trinkwasser an abgelegene Orte. Einer bringt eine grosse Firma dazu, pro verkaufte Impfung eine in Afrika zu spenden.

Beispiele, die inspirieren. Wo sollten wir als Leiter weniger reden und mehr vorleben? Es braucht beides! Aber ohne Taten ist unser Reden nicht viel wert.

Und zum Reden sagt der, der die Mobiltelefone nach Afrika gebracht hat, es gehe um „Art of Speach not Art of Texting!“. Also die Kunst des Sprechens und nicht die Kunst der SMS.

Reden wir wieder miteinander! Wir müssen miteinander verbunden sein – wir als Menschen, nicht unsere Geräte.

Es geht darum, was aus unserem Herzen kommt.

Wir brauchen ein Team. Leute, die an dich „glauben“, dich aber auch hinterfragen. Ein Team, das zusammengeht!

Was wir nicht gerne hören, aber mindestens ich immer wieder erlebe:

Alles braucht länger als wir denken.

Und am Ende des Interviews steht in meinen Notizen nur ein Wort. Wahrscheinlich ist genau dies ein Schlüssel des Erfolgs von Strive Masiyiwa:

Respekt.

Glücksaufgabe

Welche oben erwähnte Perle spricht dich besonders an?

Wie kannst du sie (noch stärker) in dein Leben und Leiten integrieren?

Jobbst du noch oder …

… lebst du bereits deine Berufung?

Ein Drittel bis zur Hälfte des Tages verbringen wir bei der Arbeit. Ein Grossteil der restlichen Zeit des Tages geht drauf für Schlaf, Essen, Körperpflege und allgemeine Pflichten wie Steuererklärung ausfüllen, Staubsaugen oder Altpapier entsorgen …

In einer durchschnittlichen Arbeitswoche bleibt also gar nicht so viel frei einteilbare Zeit. Gut, wenn wir sorgfältig abwägen, was wir mit unserer Zeit anstellen: Familienzeit, gesellschaftliche Verpflichtungen, Vereinsaktivitäten und Zeit mit Freunden.

Doch hier geht es jetzt um den, an unserer Investition von Zeit und Energie gemessen, grössten Lebensbereich: Die Arbeit.

Martin Seligman, einer der Vordenker der Positiven Psychologie, schreibt in Der Glücks-Faktor:

Eine Berufung ist eine mit Leidenschaft erfüllte Selbstverpflichtung, um der Sache willen zu arbeiten.

Gestern Abend durfte ich einen Talk mit Könu Blaser moderieren. Ein innovativer Pastor, der seine Berufung lebt. Sein Vorbild inspiriert mich: Er hört auf sein Herz und verfolgt seine Spur, selbst wenn dies unpopuläre Entscheide nach sich zieht.

Trotz seinem Erfolg (als Autor, Leiter einer wachsenden, zeitgemässen Kirche oder auch als Coach, der europaweit andere Pastoren förderte), bleibt der Emmentaler bodenständig im besten Wortsinn: Er strahlt Bescheidenheit und Demut aus, liebt seine Familie, ehrt und wertschätzt andere Menschen und bleibt ein Lernender.

Ich brauche Vorbilder wie Könu, die ihre Berufung, auch trotz Widerständen, leben.

Denn: Manchmal wäre es tatsächlich einfacher, bloss einem Job nachzugehen, um den Lebensunterhalt zu verdienen.

Oder an der eigenen Karriere zu basteln, um möglichst zu mehr Geld und Prestige zu kommen.

Doch was weder Job noch Karriere bieten können, bringt uns das Ausleben unserer persönlichen Berufung.

Das Wort „Selbstverpflichtung“ im Seligman-Zitat mag uns nicht sehr sympathisch sein. Der Wortteil „Pflicht“ ist negativ geprägt,  tönt mehr nach Last als Lust.

Was meint Seligman damit? Es geht bei Berufung um eine freiwillige Entscheidung unserer Leidenschaft zu folgen – egal was es kostet, egal was es an Lohn und Prestige einbringt.

„Selbstverpflichtung“ mag ein Wort sein, das uns nicht beflügelt. Doch pass auf, dass du deswegen nicht den Sinn dahinter verpasst: Berufung heisst, seinem Herz zu folgen und wegen unserer Überzeugung zu arbeiten – nicht primär wegen Geld und Ruhm!

Und das ist die edelste und erfüllendste Art, wie wir unser Arbeitsleben gestalten können: Arbeitszeit ist auch Lebenszeit! Und zwar einen sehr grossen Teil unserer Lebenszeit.

Stell dir vor, du gehst in dieser Zeit bloss einem Job nach, der dich nicht erfüllt.
Du bist am Abend müde und leer.
Wieder acht Stunden deiner Lebenszeit irgendwie verbracht.

Stell dir vor, du bastelst in dieser Zeit an deiner Karriere, die dein Herz nicht berührt.
Du bist am Abend reicher, aber auch müde und leer.
Wieder zehn Stunden deiner Lebenszeit auf Äusserlichkeiten gesetzt.

Stell dir nun vor, du lebst in dieser Zeit deine Berufung, gehst deiner Leidenschaft nach.
Du bist am Abend auch müde, aber erfüllt, weil du deinem Herzen folgst.
Wieder acht oder zehn oder gar zwölf Stunden deiner Lebenszeit das gemacht, wofür du bestimmt bist!

Jobbst du noch oder lebst du bereits deine Berufung?

Glücksaufgabe

Hand aufs Herz – hast du beim Lesen gerade gedacht: „Ach, Stef, du kannst schon schreiben! Irgendwie muss ich ja meine Familie durchbringen und die Welt wartet nicht darauf, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf mache …“

Berufung zum Beruf zu machen, ist tatsächlich in der Alltagsrealität herausfordernd und wird uns selten in den Schoss gelegt.

Darum die heutige Glücksaufgabe: Wie kommst du in kleinen Schritten deiner Berufung und deinem Traumjob näher? Wer könnte dich auf diesem Weg begleiten? Ist es vielleicht Zeit für einen Coaching-Prozess?

Als Führungskraft lernend bleiben

Ich war 25jährig, gut ein Jahr verheiratet, voller Träume und Erwartungen. Als Paar hatten wir gerade unsere erst (und bisher einzige) Rundreise genossen – 14 Tage durch die schönsten US-Nationalparks, inkl. romantischem Besuch des Delicate Arches (obwohl der Aufstieg bei der grossen Hitze nicht ganz so romantisch war, wie ich mir dies vorgestellt hatte).

Nun waren wir nach Chicago weitergeflogen und sassen mit tausenden Führungskräften im Auditorium und ich wusste nach den ersten fünf Minuten, dass dies der richtige Entscheid war: Unser erster Global Leadership Summit.

Eröffnet wurde dieser Leadership-Kongress mit einem musikalischen Feuerwerk. Äusserst kreativ und inspirierend ging es in den nächsten Tagen weiter. Ich weiss noch gut, wie wir auf dem Balkon sassen und uns der Stardirigent Benjamin Zander dazu brachte, im grossen Chor Beethoven zu singen, als hinge unser Leben an dieser einen Performance.

Mit dieser Übung unterstrich er, dass wir als Führungskräfte immer wieder „out of the box“ denken müssen. Das begleitet mich bis heute – und ich versuche nun schon fast 20 Jahre immer wieder kreative, nicht ganz alltägliche Lösungsansätze zu finden.

Leadership – egal in welcher Branche – sucht immer wieder Horizonterweiterung, neue Denkweisen und Kreativität. Die Kunst der Führung zeigt sich unter anderem darin, dass wir den Mut haben, abgetretene Pfade zu verlassen und uns auf Neues einzulassen.

Die einzige Konstante ist die Veränderung – darum brauchen wir dieses „out of the box“-Denken!

Diesem ersten Global Leadership Summit – kurz: GLS – verdanke ich sehr vieles.

Seither konnte ich etliche weitere Male live beim GLS in Chicago dabei sein. Inzwischen darf ich als Willow Creek Schweiz Geschäftsführer die jährliche Studienreise an den GLS begleiten.

Was für ein Vorrecht! Über all die Jahre durfte ich von Dutzenden Weltklasse-Speakern profitieren – von Jim Collins genauso wie Marcus Buckingham, von Melinda Gates genauso wie Brené Brown oder von Ed Catmull, Adam Grant, Bill Hybels, Bono, Sheila Heen, Horst Schulze, Sheryl Sandberg …

Diesen August ist es wieder so weit und ich freue mich schon sehr auf Simon Sinek oder Erwin McManus.

Setze auf deine Stärken

Eine der wichtigsten Lektionen über all die Jahre kam von Marcus Buckingham. Seine Thema der Stärkeorientierung war mir damals nicht neu – in meinem kirchlichen Umfeld versuchten wir bereits nach diesem Ansatz zu leben: Jeder hat besondere Fähigkeiten (Gaben). Alle gewinnen, wenn jeder seine besonderen Stärken einbringen kann.

Doch was Buckingham ausführte, erschütterte und ermutigte gleichzeitig: Nicht einmal 20 % der Arbeitnehmenden können ihre Stärken am Arbeitsplatz wirklich einbringen.

Erschütternd ist diese Tatsache, weil wir oft in einer „Schwäche-Kultur“ leben: Fehler ausmerzen, statt auf Stärken aufzubauen.

Unsere Schwächen-orientierte Gesellschaft lebt nach dem Motto: „So lange ich nichts sage, bin ich mit deiner Arbeit zufrieden.“ Mit anderen Worten: Wir fixieren das Negative, suchen die Fehler. Und dadurch setzen wir dann all unsere Energie darauf, ja keinen Fehler zu begehen.

Ermutigend waren die Ausführungen, weil sie zum Träumen einluden: Was könnte geschehen, wenn wir unsere Stärken identifizieren, wenn wir erkennen, wo wir gut sind und was wir gerne tun? Und was könnte geschehen, wenn wir unsere Stärken nicht nur herausfänden, sondern diese auch in unserem (Arbeits-)Alltag einbringen würden?

Wenn wir unsere Stärken einbringen, gewinnen alle!

Das sagt auch die Glücksforschung.
Denn: Die Möglichkeit, unsere Stärken auszuleben, ist ein wichtiger Glücksfaktor.

Du bist glücklicher, wenn du im Bereich deiner Stärken tätig bist. Und deine Organisation (Profit oder Non-Profit) gewinnt doppelt:
– Die Stärken der Mitarbeitenden ist ein wichtiges Kapital.
– Glückliche Mitarbeitende sind auch engagiertere Mitarbeitende.

 

Glücksaufgabe

Setzt du schon auf deine Stärken oder versuchst du noch Fehler auszubügeln? Und als Führungskraft: Schaffst du ein Umfeld, das auf die Stärken der Mitarbeitenden basiert?

Was kann der nächst Schritt sein, um deine Stärken zu entfalten? Und was kannst du in deinem Umfeld unternehmen, damit aus der Schwächen-Orientierung eine Stärken-Orientierung wird?

Krankenkasse bezahlt Glück

In einigen Schulen gibt es inzwischen das Fach Glück. Dies, weil die Glücksforschung herausgefunden hat, dass unser Glück, unsere Lebenszufriedenheit, einen Einfluss auf alle anderen Bereiche des Lebens und somit auch auf unsere (schulische) Leistungen hat.

Über diesen Zusammenhang von Erfolg und Glück habe ich letzte Woche geschrieben.

Fast die Hälfte unseres Glücksempfindens hängt von unseren Denk- und Verhaltensweisen ab, also von unserem guten Umgang mit unseren Gedanken und Gefühlen. Und wenn dies bereits den Schulkindern gelehrt wird, tun wir ihnen einen Dienst für ihr ganzes zukünftiges Leben.

In meinen Referaten – wie letzten Samstag mit „Glück ist kein Zustand“ in Wängi TG – geh ich jeweils halb im Witz, halb in Ernsthaftigkeit noch einen Schritt weiter: „Glück sollte von der Krankenkasse bezahlt werden!“

Glück ist gesund

Glück ist so gesund, dass unsere Krankheitskosten massiv gesenkt werden könnten, wenn wir nachhaltiges Glück fördern würden.

Warum ich davon überzeugt bin? Lass mich dies mit einem Zitat aus dem GlücksBuch beantworten. Darin zitiere ich die Psychologieprofessorin Sonja Lyubomirsky:

Das Glück scheint sich positiv auf sämtliche Lebensbereiche auszuwirken. Wenn wir glücklicher sind, erfahren wir nicht nur mehr Freude, Zufriedenheit, Liebe, Stolz und Staunen, wir verbessern auch andere Aspekte unseres Lebens wie unsere Energie, unser Immunsystem, unser Engagement am Arbeitsplatz, unser Verhältnis zu anderen Menschen sowie unsere körperliche und geistige Gesundheit. Wenn wir glücklicher werden, steigern wir außerdem unser Selbstbewusstsein und unser Selbstwertgefühl. Und nicht nur wir selbst profitieren, wenn wir glücklichere Menschen werden, sondern auch unsere Partner, Familien, Freunde, Bekannte und die Gesellschaft als Ganzes.

Siehst du? Glück ist sowas von gesund! Vielleicht müssten wir tatsächlich einmal eine Volksinitiative starten, damit der obige Titel so in der Zeitung stehen würde: „Krankenkasse bezahlt jetzt für unser Glück!“.

Glücksaufgabe

Lies nochmals das obige Zitat von Sonja Lyubomirsky: Welche darin beschriebenen Aspekte des Lebens wünschst du dir gegenwärtig noch vermehrt zu erleben (Freude, Stolz, Staunen, Energie, Selbstbewusstsein …)? Siehst du darin einen Zusammenhang mit deinem „Glückslevel“?

 

Glück finden – hier und jetzt 
Das praktische GlücksBuch von Stefan Gerber jetzt bestellen.
Adonia Verlag, CHF 19.80, ISBN 978-3-03783-104-5
184 Seiten
Jetzt bestellen
! / Bestelllink für Deutschland

Dankbar Gutes tun

Fröhliche Menschen sind nicht bloß glückliche,
sondern in der Regel auch gute Menschen.

Karl Julius Weber 

Diese Woche fanden die diesjährigen Happy Kids Days statt – für einige die schönsten vier Tage im Jahr, mindestens die schönste Zeit im Happy Kids Kalender: 50 fröhliche Kinder und rund 20 freiwillig Mitarbeitende erfüllten das Begegnungszentrum H2 mit viel Lebendigkeit und Freude.

Gemeinsam machten wir uns mit vielen kreativen Elementen auf die Suche nach der Essenz der biblischen Erzählung vom barmherzigen Samariter für die heutige Zeit. Als damals ein gescheiter Mann von Jesus wissen wollte, wer denn unser Nächste sei (den wir genauso wie uns selbst zu lieben haben), antwortete dieser mit ebendieser bekannten Geschichte: Ein Mann machte sich auf, wurde brutal zusammengeschlagen und ausgeraubt, wichtige und religiöse Herren kamen vorbei, machten jedoch einen grossen Bogen um ihn. Erst als ein verachteter Samariter vorbeikam, war Hilfe für den Verletzten in Sicht.

In den Worten der Volxbibel endet die Unterhaltung von Jesus mit dem Mann wie folgt:

Preisfrage: Wer von den drei Männern war jetzt so drauf, wie es sich für einen Nachbarn gehört?“

„Natürlich der Mann, der nett zu ihm war und ihm wirklich geholfen hat!“ ─ „Genau“, meinte Jesus, „also geh los und mach es genauso!“

Von den Jungs in meiner Kleingruppe war der eine oder andere schon dankbar für Menschen, die ihnen spontan geholfen haben – z.B. bei einem Unfall oder einem Missgeschick. Wir waren uns auch einig, dass wir bei Mobbing auf dem Pausenplatz besser wie der Samariter hinschauen und dem Opfer helfen – statt einen Bogen um die brenzlige Situation zu machen.

In der Theorie finden das ja die meisten eine edle Absicht, der sie folgen wollen. Doch wie steht es mit unserer Praxis? Sind wir da nicht viel zu oft zu feige, um Zivilcourage zu zeigen und uns für andere einzusetzen? Oder treibt uns unser Egoismus gar dazu, andere für unsere Zwecke zu instrumentalisieren, sie auszunützen? Werden wir selbst zu Täter?

Ich denke, Jesus zeigt uns mit der Geschichte nicht nur, wie naheliegend es ist, wer unsere Nächsten sind. Er fordert uns auch heraus, darüber nachzudenken, wem wir in unserem Alltag am ehesten ähneln. Sind wir wie …

  • … die Räuber, die sich egoistisch nahmen, was ihnen gar nicht gehörte und andere Menschen ausbeuteten?
  • … die angesehenen Herren, die einen grossen Bogen um das Opfer machten (geht mich nichts an, keine Zeit, will da nicht reingezogen werden …)?
  • … der barmherzige Samariter, der mit offenen Augen durchs Leben ging und anpackte als offensichtliche Not vor seinen Füssen lag?

Dankbare Menschen sind grosszügige Menschen

„Gute Menschen“ ist ein nicht gerade einfacher Begriff. Doch ich stimme der eingangs zitierten Aussage von Karl Julius Weber zu: Wer fröhlich ist – ich würde sagen: wer zufrieden mit sich und versöhnt mit seinem Leben ist -, der erfährt nicht nur Glück – also Lebenszufriedenheit – sondern ist auch ein Mensch, der Gutes tut – sich für andere einsetzt, anpackt, wenn es erforderlich ist und sich in Notsituationen nicht einfach „verpieselt“, um nochmals die Volxbibel zu bemühen.

Menschen, die dankbar sind und schätzen, was ihnen anvertraut wird, leben nicht in der ständigen Angst, zu kurz zu kommen. Sie brauchen andere Menschen nicht als Feinde zu betrachten. Und darum können sie auch grosszügig leben und mit anderen Menschen teilen.

Wie gut, wenn die 70 kleinen und grossen Menschen der Happy Kids Days nicht nur fröhlich auf die letzte Woche zurückblicken, sondern auch zu mehr Mitmenschlichkeit im Alltag motiviert wurden.

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich Gesellschaft“.

  Lassen Sie sich von meinem Glücksbuch inspirieren!

Gastgeber oder Gast?

Die Menschheit lässt sich in zwei große Klassen einteilen: Gastgeber und Gäste.
Sir Max Beerbohm

Kürzlich luden wir wieder einmal einige Personen zu einem gemütlichen Eat’n’Meet-Abend zu uns nach Hause ein. Nachdem wir die Einladung ausgesprochen hatten, reagierte ein Paar spontan mit einer Überraschung darauf: „Wir finden es toll, einen gemütlichen Abend mit einigen Paaren zu verbringen. Aber warum kommt ihr nicht alle zu uns?“

Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich das annehmen will. Schliesslich gehört es zu unseren Eat’n’Meets, dass wir in die Gastgeberrolle schlüpfen. Nun sollen wir uns einfach „an den gemachten Tisch“ setzen? Je länger ich darüber nachdachte und vor allem im Austausch mit meiner Frau, die den grösseren Vorbereitungsaufwand für solche Eat’n’Meets hat als ich, wurde klar, dass wir dieses Angebot unbedingt annehmen mussten.

Und so kam es, dass wir einen gemütlichen Abend mit feinem Wein, gutem Essen und anregenden Gesprächen in einem fremden Haus, aber mit den Gästen, die wir eingeladen hatten, verbringen durften.

Ich liebe beides: Mich als Gast verwöhnen zu lassen, aber auch in der Rolle des Gastgebers dafür zu sorgen, dass es meinen Gästen wohl ist und sie eine schöne Zeit verbringen können.

Sowohl in meinem Blog (z.B. im Artikel Leben ohne zu bereuen) als auch im Glücksbuch betone ich, dass es in Freundschaften und eigentlich ganz allgemein in der Interaktion zwischen Menschen um die Gegenseitigkeit geht, um das Geben und Nehmen.

„Bedienung, bitte!“

Es gibt Menschen, die sind wie die biblische Figur Martha: Sie können nie aus ihrer Rolle als Gastgeber schlüpfen, immer bedienen sie andere, überall, wo es etwas zu tun gibt, packen sie (oft sogar ungefragt) an. Natürlich ist es schön, wenn sich Menschen selbstlos für andere einsetzen. Doch wer immer nur anderen dient (andere bedient) und sich dabei selbst nie (be)dienen lässt, lebt genauso ungesund wie der, der sich in seiner Rolle als Gast am besten gefällt und immerzu als Taker schaut, wie er andere für seine Zwecke instrumentalisieren könnte.

Also, das Helfersyndrom – dass Dienen, weil ich meinen Wert daraus ziehe – kann nicht das Ziel sein. Das ist mir wichtig zu betonen.

Doch auf der anderen Seite lässt sich zunehmend beobachten, wie die Gruppe der „Gäste“ immer grösser wird. Die Haltung „Bedienung, bitte!“ scheint für viele regelrecht zum Lebensmotto geworden zu sein.

Es erschreckt mich, wie viele Menschen mit Forderungen an die öffentlichen Stellen gelangen ohne selbst einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Es ist viel zu einfach, bloss zu sagen, was die anderen alles falsch machen oder was die anderen unbedingt tun sollten. Forderungen aufzustellen ohne aktiv mitzugestalten, ist aus meiner Sicht schlichtweg eine Frechheit.

Aus wirtschaftlicher Sicht mag es im Sinn einer Optimierung der eigenen Ressourcen einleuchtend zu sein, mit möglichst geringem Aufwand und möglichst kleinem Beitrag immer mehr Leistungen zu beanspruchen: Der Staat – überhaupt die Gesellschaft – soll mein Gastgeber sein und ich geniesse mein Leben als Gast.

Dass eine Gesellschaft so nicht funktionieren kann, ist jedem klar. Darum: Wir brauchen mehr Givers, Takers gibt es schon genügend! 

 

 

Blogartikel, die Sie auch interessieren könnten: Giver or Taker?, Egoisten sind glücklicher, Geben oder Nehmen?.

Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich Gesellschaft“.

  Lassen Sie sich von meinem Glücksbuch inspirieren!

Geht nicht, gibts nicht!

Alle sagten: „Das geht nicht.“
Dann kam einer,
der wusste das nicht,
und hats einfach gemacht.

Zu meinem 40. Geburtstag schrieb mir jemand eine Karte mit eben diesem Spruch drauf:

Und auf der Rückseite steht von Hand geschrieben: „Mir scheint, dieser Spruch passt zu dir. Ich wünsche dir die Kühnheit, ihn weiter auszuleben.“

Wow, das tat gut! Ich meine, solche Sprüche liebe ich seit jeher und ich sehe mich gerne als Visionär. „Geht nicht!“ ist für mich die Motivation, es erst recht zu schaffen. Und ich versuche in meinem Reden, Schreiben und Coachen Leute zu einem „Out of the box„-Denken zu inspirieren. Aber ob das gelingt und ob man wirklich Neues bewegt, können im Grunde nur die Anderen beurteilen.

Darum war diese Karte so wohltuende Anerkennung für mein visionäres Herz, das regelmässig in Mitleidenschaft gezogen wird. Denn: Wer wagt, was alle anderen als „Geht nicht!“ abtun, macht sich verletzlich. Der Visionär sieht vor seinem inneren Auge Dinge, die sind für andere schlicht nicht vorstellbar. Darum werden Visionäre häufig auch als Träumer abgeschrieben – und das ist eigentlich nur eine nette Formulierung für „Träum mal weiter du Spinner!“. Dass der Visionär da nicht von Selbstzweifel geplagt wird, sich selbst irgendwann als Spinner sieht und mut- und kraftlos seine Träume begräbt, ist reine Gnade – um ein schönes biblisches Wort zu bemühen, also ein Geschenk des Himmels.

Wir alle brauchen Wertschätzung und die Unterstützung unserer Mitmenschen – auch der Visionär, sonst wird er zum einsamen Träumer. Wir brauchen ErMUTigungsrufe von unseren Mitmenschen. Und genau das war diese Karte für mich: Da ist jemand, der mich seit dem gemeinsamen Studium aus Distanz begleitet, mein Träumen, Kämpfen, Scheitern, Feiern kennt und anerkennt: „Ich staune über deine Ausdauer!“.

Was bin ich? Visionär, Pionier, Siedler oder Poet?

Nicht jeder ist ein Visionär, nicht jeder träumt von Dingen, die es noch gar nicht gibt. Gott sei Dank! Denn ein Visionär für sich alleine bleibt tatsächlich häufig nicht viel mehr als ein Träumer. Um Neues schaffen zu können, braucht er Ergänzung, ist er auf Menschen um sich herum angewiesen. Erst gemeinsam wird aus der grossen Vision Schritt für Schritt eine neue Realität.

Deshalb sprachen die Referenten der Fresh expressions Impulstagung in Zürich von den vier unterschiedlichen Typen, die nötig sind, um Neuland zu erobern:

  • Der Visionär – er sieht Dinge, die noch gar nicht da sind, ihn treibt es zu neuen Ufern und er sucht das (noch nie dagewesene) Abenteuer.
  • Der Pionier – er lässt sich von der Vision begeistern, bricht voller Leidenschaft auf und kämpft mit grosser Kraft für das Neue.
  • Der Siedler – er schliesst sich der Reise an, sammelt die Menschen um das Lagerfeuer und unterstützt den Pionier in der Detailarbeit beim Aufbauen des Neuen.
  • Der Poet – er erzählt die Wundergeschichten der Anfänge und hält den Traum wach, für den die Visionäre und Pioniere leb(t)en.

Um das „Geht nicht!“ in ein „Das schaffen wir!“ zu verwandeln, braucht es nicht nur den Visionär, es braucht uns alle! An besagter Tagung war auch zu hören: „Neid sollte nicht die einzige Anerkennungsform sein.“ Was für ein scharfer Satz! Statt neidisch auf die Rolle und Fähigkeiten des anderen zu schauen, unterstützen und anerkennen wir uns besser gegenseitig darin, unsere spezifische Rolle wahrzunehmen!

KONKRET

  • Welcher Typ sind Sie? Wie/wo können Sie das ausleben?
  • Wie könnten Sie einer der anderen Typen bewusst wertschätzen und unterstützen?
  • Weitere Infos zur fresh expressions of church Bewegung in der Schweiz / in Deutschland.
  • Anstösse auf dem Weg, das eigene Leben mutig zu gestalten und zu neuen Ufern aufzubrechen, liefert auch mein Glücks-Buch.