Schwung für unser Leben (Teil 1)

In der aktuellen Ausgabe von jesus.ch-Print „Up!“ findet sich unter anderem auch ein Interview mit mir. Hier folgt Teil 1 aus dem Interview:

In seinem Buch «Glück finden – hier und jetzt» vergleicht Stefan Gerber das Streben und Leben von uns Menschen mit einem Windrad. Im Interview erklärt der Coach und Theologe das Bild und zeigt Perspektiven für mehr Zufriedenheit in unserem Leben auf. 

Worauf gründet sich unser Streben nach einem glücklichen, erfüllten Leben? 

Das Thema Glück und subjektives Wohlbefinden, also wie wir Glück selbst wahrnehmen, hat die Menschheit schon immer beschäftigt. Die philosophischen Auseinandersetzungen mit dem Glück reichen weit zurück. Bereits Aristoteles (384–322 v. Chr.) schrieb vom menschlichen Glücksstreben.

Man könnte meinen, das Streben nach Glück sei ein Luxus, den sich nur Menschen in einer vom Wohlstand verwöhnten Gesellschaft leisten können. Tatsächlich ist das Streben nach Glück so alt wie die Menschheit selbst. Zu jeder Zeit versuchten Menschen, sich zu entfalten und persönliche Ziele zu erreichen. In unserer Multioptionsgesellschaft müssen wir uns erst recht klar darüber werden, wie wir unser Leben gestalten und unsere Zufriedenheit finden wollen.

Sogar die Bibel weiss, dass das Leben dem Glücklichen leichter fällt: „Für den Niedergeschlagenen ist jeder Tag eine Qual, aber für den Glücklichen ist das Leben ein Fest.“ (Die Bibel, Sprüche 15,15)

Wie können wir zu einem erfüllten Leben finden?

Langezeit konnte ich nicht wirklich etwas anfangen mit dem hebräischen Begriff „Shalom“. Er war für mich zu sehr verknüpft mit israelischen Volkstänzen während meiner Jugendgruppen-Zeit – das war weniger meines.

Inzwischen sehe ich jedoch in Shalom den Weg zu erfülltem Leben: Shalom meint ganzheitlichen Frieden und reicht viel weiter als bloss die Abwesenheit von Krieg. LebenszuFRIEDENheit gibt es demnach, wenn wir uns mit jeder Faser unseres Lebens versöhnen. Natürlich bleibt das ein Stück weit ein Ideal, das an die göttliche Vollkommenheit geknüpft ist und in unserer unvollkommenen Welt noch nicht vollständig erreicht werden kann. Doch wenn es uns gelingt, uns mit den unterschiedlichen Aspekten des Lebens – mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen, mit meiner Arbeitssituation … – zu versöhnen, finde ich Erfüllung im Dasein.

Für mich beginnt dieses Versöhntsein damit, dass mir der Himmel Versöhnung anbietet: Weil Gott mich liebt – und zwar mit all meinen Sonnen- und Schattenseiten –, kann ich mich mit mir selbst versöhnen.

Glücksaufgabe

Wie hast du es mit dem Glück? Was macht dich gegenwärtig (un)glücklick?

Glück ist viel stärker als wir oft denken gestaltbar! Willst du dein Glück bewusst gestalten und in deine Lebenszufriedenheit investieren?

Gerne unterstütze ich dich dabei! Möglichkeiten gibt es viele – eine ganz einfache und aktuelle ist die Aktion „7 Wochen für mein Glück„: Komm ab dem 1. Februar mit auf eine Reise zu mehr Freude und Lebenszufriedenheit!

Gott mit uns

Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden
und einen Sohn gebären,
und man wird ihm den Namen Immanuel geben.
Das heisst: ‚Gott mit uns‘.
aus der Weihnachts-Geschichte nach Matthäus
(Die Bibel, Matthäus 1,23)

Das ist die Weihnachts-Botschaft, die ich dieses Jahr hören muss.

Immanuel – Gott ist mit uns.

Er hat uns nicht vergessen.
Er ist da.
Hier und Jetzt.

So vieles ist ausgefallen in diesem ausserordentlichen Corona-Jahr.
Aber Weihnachten fällt nicht aus!

„Gott mit uns“ wird nicht abgesagt!

Im Gegenteil: Dieses Jahr sind wir der ersten Weihnachten viel näher als all die Jahre zuvor, an die ich mich erinnern kann.

Weihnachten in Bethlehem – das war Chaos pur, geprägt von viel Unsicherheit:

Eine Jungfrau bringt ein Kind zur Welt (wie bitte?), der römische Kaiser ruft zur Volkszählung (Machtbeweis! Und natürlich: Geld eintreiben), überfüllte Herbergen, es bleibt der Stall, das Baby soll ein künftiger König sein (Stallgeburt eines Königs?), die ersten Gratulanten stammen nicht aus dem Adel – es sind Hirten (Unterschicht). Doch das Gerücht der Königs-Geburt macht doch noch die Runde zum Adel. Und schon bläst Herodes (verängstigt, im Stolz verletzt) zum Angriff und befahl den Kindsmord. Durch das übernatürliche Eingreifen Gottes erfährt die junge Familie davon und flüchtet nach Ägypten (Gottessohn wird zum Flüchtling).

Wie oft haben sich die Ereignisse in diesem Jahr innert kürzester Zeit überschlagen: Was an einem Tag galt, war tags darauf schon wieder überholt.

Es bleibt die Erkenntnis: Nicht „Wir können Corona“ sondern „Corona ist uns immer ein Schritt voraus“.

Eben: Chaos pur, geprägt von viel Unsicherheit.

Der Himmel hat uns besucht

Gott besucht uns im Chaos – damals und heute.

Wie oft denken wir im Stillen: „Die andern haben doch gar keine Ahnung wie es mir geht.“? Oder: „Wenn du meine Lebensumstände hättest, würde dir das Lachen auch vergehen!“?

Der Gottessohn hat den Himmel oder mindestens den schönst möglichen Königspalast verdient. Stattdessen landet er in einem Stall irgendwo in einem Kaff.

Doch eigentlich ist es doch genau das, was wir brauchen! Was nützt uns ein unnahbarer Gottessohn abgehoben in einem Palast?

Nein, der grosse Gott macht sich für uns ganz klein, wird nicht nur Mensch, sondern kommt mitten in unsere Unsicherheit, in unseren „Dreck“.

„Immanuel – Gott mit uns“ – das ist nicht nur ein schöner Gedanke, von einem Gott, der uns aus einem fernen Himmel etwas göttliche Energie zukommen lässt. Nein, es ist die Geschichte von diesem Gott, der im Menschen Jesus zu uns ins Chaos kam. Einer von uns wurde – und trotzdem Gott blieb.

Diesen Gott feiern wir heute.
Gesegnete Weihnachten!

Vielleicht besuchst du heute einen (online) Weihnachts-Gottesdienst oder wenn dus noch nicht gesehen hast, empfehle ich dir das gestrige Heiligabend Erlebnis:

Gott, warum nur?

»Warum lässt Gott das zu?«

Diese Frage begleitet jede Krise. Und wenn die Krise, wie die aktuelle, eine weltumspannende ist und am Ende wohl jeder Erdenbürger irgendwo mit den Folgen dieser Krise konfrontiert wird, stellt sich die Frage nach dem scheinbar passiv zuschauenden Gott erst recht.

Obwohl: Ich hätte da noch ganz andere Warum-Fragen an den lieben Gott.

Ob Klimanotstand, Corona-Krise, Hungersnöte oder viele weitere Tragödien dieser Welt – wenn wir ehrlich sind, ist es zu einfach, wenn wir die Schuld daran einfach Gott in die Schuhe schieben wollen.

Vieles ist selbstgemacht! Unser exzessiver, ausbeuterischer Lebensstil geht auf Kosten von anderen!

Auf Kosten von Menschen, die nicht dieselben Mittel haben wie wir – oder ganz einfach nicht das Glück hatten, in diesem Teil der Erde geboren worden zu sein.

Auf Kosten von Tieren, die wir nur züchten, um sie dann abzuschlachten und auf unseren Speiseplan zu setzen. (Ich liebe ein gutes Stück Fleisch und bin alles andere als ein Vegetarier, verschweige denn ein Veganer. Doch langsam aber sicher hab ich „die Schnauze voll“ von unserer allgegenwärtigen Masslosigkeit – wir sehen ja, wo uns das hinführt!)

Auf Kosten der Natur, die ihr Gleichgewicht verliert, während wir immer mehr „unser Ding“ durchziehen.

Also, bitte hören wir auf, Gott für etwas verantwortlich zu machen, was wir selber ganz prächtig vergeigen.

Für mich stellt sich die „Warum, Gott?“-Frage weniger bei diesen grossen Krisen, die viel mit unserem Lebensstil zu tun haben. Was mich aber beschäftigt, sind die vielen Einzelschicksale, wo Menschen alles verlieren, was sie hatten. Wo Menschen durch nichtenden wollende gesundheitliche Wüsten gehen. Wo Kinder einfach am falschen Ort auf dieser Welt oder auch einfach in der falschen Familie geboren werden – und dann ein Leben auf der Flucht, im Hunger oder in psychischem oder physischem Missbrauch ausgesetzt verbringen müssen.

GOTT, WARUM LÄSST DU DAS ZU? WARUM MÜSSEN DIESE SCHWÄCHSTEN DER SCHWACHEN SO VIEL LEID ERFAHREN?

Da fehlen mir die Argumente, es gibt nur unzureichende Antworten.

Ein Gott, der sich selbst hingibt

Aufgrund der Corona-Krise wird dieses Jahr auf der ganzen Welt das wichtigste Fest der Christenheit anders gefeiert: Die Kirchen bleiben leer. Einige haben dazu gesagt: Das passt doch, das Grab war an Ostern auch leer.

Und vielleicht ist es ganz gut, dass so vieles anders ist als sonst. Das lässt hoffentlich der Frage mehr Raum, was es denn mit diesem christlichen Fest auf sich hat.

Die „Warum lässt Gott das zu?“-Frage könnten wir auch an Karfreitag stellen: Warum nur lässt Gott seinen eigenen Sohn diesen quälenden Tod am Kreuz erleiden?

Es sah aus wie die sichere Niederlage. Die Soldaten spotteten: Wenn du wirklich Gott bist, dann zeig es jetzt! Anderen hast du geholfen – und jetzt das …

Auch was von Jesus überliefert ist, schmeckt irgendwie nach bitterer Niederlage:

Gegen drei Uhr rief Jesus laut:
»Eli, Eli, lema sabachtani?«
Das heisst übersetzt:
»Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«
(Die Bibel, Markus 15,34)

»Warum, Gott?«

Die theologische Antwort darauf fällt unterschiedlich aus. Was wir mit Bestimmtheit wissen: Was an Karfreitag im Kleid einer sicheren Niederlage daher kam, wurde am Ostersonntag in den grössten Sieg dieser Welt verwandelt!

In Zeiten wie diesen wird uns erst recht bewusst, wie sehr wir den auferstandenen Jesus nötig haben, der zu seiner Zeit alles heil machen wird, was jetzt krank und zerbrochen ist.

Glücksaufgabe

Was bedeuten Karfreitag und Ostern für dich? Dass Gott sich selbst verletzlich machte, ist auch heute noch von Bedeutung. Gib Ostern die Chance, mehr als ein schönes Osterhasen-Familienfest oder der höchste christliche Feiertag zu sein. Für Gott wurde es persönlich, lass es auch für dich persönlich werden!

Diese Woche habe ich bei Richard Rohr eine spannende Bedeutung von Karfreitag gelesen:

Für uns ist Jesus nicht gekommen, um Gott in seinem Urteil über die Menschheit umzustimmen, sondern um die Menschheit in Bezug auf Gott umzustimmen. Das ist ‚einfach und schön‘, wie Einstein es von jeder grossen Wahrheit verlangt hat.

Äs guets Nöis!?

Gestern trafen wir uns zum ersten Unihockey-Training im neuen Jahr. Bei der Begrüssung wünschten wir einander natürlich „Äs guets Nöis!“ – „Happy New Year“ – „Bonne Anée“.

Auch wenn es einerseits eine Floskel ist, finde ich diesen Brauch anderseits auch schön: Man wünscht sich gegenseitig gutes Gelingen, Freude und eben einfach ein gutes neues Jahr.

Eine Mitspielerin (genau, auch das gibt es im freestylers-Plauschteam) hingegen stellte lapidar fest: Wenn wir uns jetzt „Äs guets Nöis!“ wünschen, heisst das dann, dass das Alte nicht gut war?

Nein, das will der Neujahrs-Glückwunsch nicht meinen. Natürlich ist jedes neue Jahr auch eine neue Chance, ein ungeschriebenes Buch das ganz frisch vor uns liegt. Eine Schneelandschaft, die noch ohne jegliche Spuren vor uns liegt und darauf wartet, dass wir unsere Spuren darein setzen.

Ich habe Mühe mit den fast-fix Rezepten „So wird 2020 ihr bestes Jahr“ – das suggeriert irgendwie, dass es immer noch besser werden muss.

Aber ein „gutes Jahr“, das wünsche ich mir, dir und allen von ganzem Herzen. Egal wie das letzte war: Vielleicht hast du – wie ich – das letzte Jahr im Flow beendet. Dann wünsche ich dir – und mir -, dass wir dort ansetzen können und die Geschichte weiterschreiben dürfen.

Und wenn das letzte Jahr mehr von Schmerz als von Freude geprägt war für dich, dann wünsch ich dir, dass du diesen Schmerz im neuen Jahr hinter dir lassen kannst und Gutes empfangen darfst.

Die Selbstopitimierungs-Falle

„Äs guets Nöis“ gefällt mir auch darum, weil es eben von „gut“ und nicht von „perfekt“ spricht.

Das gute Leben – das wünsch ich uns. Vollkommenheit ist für den Himmel reserviert, sage ich jeweils. Natürlich kann schon hier und da Himmel auf Erden geschehen. Aber das irdische Leben wir nie vollkommen sein.

Darum: Ein gutes Leben.

Und das heisst: Ich bin mir bewusst, dass neben vielen schönen Momenten im Leben, neben Freude, Erfolg und Erfüllung auch Schwieriges dazu gehört. Körperliche Schmerzen oder Beziehungsschmerzen. Karrierenbrüche oder emotionale Tiefs.

Glücklich ist nicht, wer das perfekte Leben gefunden hat.
Glücklich ist, wer sich mit all dem Schönen und all dem Schwierigen versöhnt hat und sein Leben aktiv gestaltet – in all den unterschiedlichen Lebensbereichen des ShalomLeben-Windrades:

Die Nabe: Bewusste Selbstführung

Glückliche Menschen sind mit sich im Reinen, blicken optimistisch in die Zukunft und pflegen einen dankbaren und achtsamen Lebensstil.

Rotorblatt: Erfülltes Liebes- und Familienleben

Glückliche Menschen verbringen viel Zeit mit Menschen, die ihnen wichtig sind. Sie pflegen Freundschaften und gestalten ihr Liebes- und Familienleben aktiv.

Rotorblatt: Sinnerfüllte Tätigkeit

Glückliche Menschen gehen einer Aufgabe nach, die ihren Talenten und Interessen entspricht und mit der sie einen Unterschied auf dieser Welt machen können.

Rotorblatt: Reiches Sozialleben

Glückliche Menschen bringen sich als aktiven Teil in die Gesellschaft ein – sei dies in Beziehungen oder in freiwilligem Engagement für ihre Mitmenschen.

Der Wind: Gelebte Spiritualität

Ein Windrad ohne Wind ist bedeutlungslos. Wer für sich den Sinn des Lebens nicht gefunden hat, steht in Gefahr, sein Leben als bedeutungslos zu erleben. Darum finden glückliche Menschen Antwort auf die Sinnfrage.

Über diese fünf Lebensbereiche nachzudenken, sie bewusst zu gestalten, das finde ich seit vielen Jahren sehr wertvoll. Gerne reflektiere ich im Coaching oder in Workshops auch mit anderen ihr Erleben darin.

Doch das Ziel soll nicht das „perfekte Leben“ sein, sondern das gute, bewusste Leben.

Diese Woche habe ich in einem Kiosk gleich mehrere Zeitschriften gesehen, die ihre Titelstory der Selbstopitmierungs-Falle widmen.

Das Glück im Leben soll Freude machen – und nicht zusätzlichen Stress auslösen.

Glücksaufgabe

Wie steht es um deine aktuelle Zufriedenheit in den unterschiedlichen Lebensbereichen? Dieser Workshop kann dir dabei helfen (PDF-Download).

Weitere Anregungen findest du in meinem Buch „Glück finden – hier und jetzt“ oder in einem Coaching.

Kleine Träume leben

Aus einer erstklassigen Konferenz mit hervorragenden Referenten einen Speaker besonders hervorzuheben ist wie wenn du Matterhorn gegen Eiger, Mönch und Jungfrau ausspielen würdest.

Ich tu es trotzdem: Beim diesjährigen Global Leadership Summit waren praktisch alle Referenten in der „Matterhorn-Liga“ und doch gab es ein ganz besonders Highlight für mich – und wie sich später herausstellte auch für viele andere Teilnehmende unserer Studienreise.

Liz Bohannon, Gründerin der sozialbewussten Modemarke Sseko Designs, legte so einen frischen Auftritt mit einem überraschenden Spezialeffekt zum Abschluss hin, dass es eine herrlich unterhaltsame Wohltat war, ihr zuzuhören.

Unterhalten können einige, dabei noch eine Message transportieren, ist eine besondere Gabe.

So überraschend ihr Auftritt, so unkonventionell ihre Message.

Wie oft hören wir an Konferenzen von Leadership-Experten oder lesen in Blogs und Büchern von überdrehten Motivationstrainern oder gefeierten Pastoren Sätze wie diese:

Dream big!
Träume gross!

Du bist etwas Besonderes!

Finde deine Passion!

Nun kommt diese freche Social Entrepreneurin, die eine beachtliche Sozial-Firma aufgebaut hat, und dreht all diese bekannten Motivationssprüche um:

Dream small!

Du bist Durchschnitt!

Du kannst deine Passion nicht finden!

Irritation im Auditorium. Was jetzt, sollen wir etwa nicht gross träumen? Sind wir nicht alle berufen, etwas Besonderes zu sein, unsere Passion zu finden und die Welt zu verändern?

Das Problem mit diesen gut klingenden Sätzen in Büchern und auf grossen Bühnen ist, dass sie oft nicht alltagstauglich sind.

Klar komm ich topmotiviert aus Chicago zurück; gerade noch in einer energiegeladenen Konferenz mit 7’000 Personen, die alle die Welt verändern wollen – und sitze nun in meinem 3’000 Seelen Dorf, in einem Büro, das abwechselnd einem Lagerraum oder einem Kinderhort gleicht, und soll gross träumen, daran glauben, dass ich etwas ganz Besonderes bin, meine Passion finden und endlich beginnen, die Welt zu verändern …

Wer es da nicht schafft, die grossen Träume ganz klein werden zu lassen, hat schon verloren. Diese riesigen Konferenzen in einem super inspirierenden Umfeld können ganz schnell mehr Entmutigung als Inspiration sein, wenn man den Transfer in den eigenen Kontext nicht schafft.

Da sitzt man dann, frustriert von der eigenen Situation und möchte möglicherweise all diese kleinkarierten Umstände hinter sich lassen und wartet auf den grossen Moment: Wie damals bei Rudi Carell „Eben noch in der Autowerkstatt, jetzt auf der grossen Show-Bühne!“ …

„Eben noch in dieser kleinen Firma mit zu wenig Ressourcen, jetzt auf der grossen Bühne der Weltveränderer.“

„Eben noch unbeachteter Pfarrer einer kleinen Landgemeinde, jetzt Champion of Change in der Topliga der Trendsetter.“

Dream big!

„Träume gross und es werden noch grössere Dinge, als du sie dir überhaupt vorstellen kannst, geschehen!“

Seit zwanzig Jahren lasse ich mich immer wieder gerne von hervorragenden Leadership-Konferenzen inspirieren. Es gibt da wirklich sehr viel Gutes und wenn ich es in mein Umfeld übersetzen kann, profitiere ich sehr davon.

Aber ganz ehrlich: Was ich in den letzten zwanzig Jahren alles geträumt habe. Ich sage nur so viel: Ich habe ein ziemlich grosses Vorstellungsvermögen …

Dream big!

Nun, das hat eben auch Liz Bohannon gemacht: Als Studentin hat sie sich vom Schreibtisch aus vorgestellt, wie sie die Welt verändern würde. Big Dreams, aber keine Umsetzungsschritte.

Grosse Träume können auch lähmen. Wenn die Träume so gross sind, dass wir nicht mehr wissen, wo wir mit der Umsetzung beginnen können, sind sie wohl doch eher zu gros.

Darum: Lieber kleine Träume, dafür mit konsequenten Umsetzungsschritten. Ein kleiner Schritt nach dem anderen – bis der kleine Traum vielleicht irgendeinmal tatsächlich unsere ganze Vorstellungskraft sprengt.

Wir brauchen nicht grosse Sofa-Träumer, wir brauchen kleine Schritt-für-Schritt-Weltveränderer.

Und wir werden überrascht sein, was wir gemeinsam schaffen können!

Glücksaufgabe

Welchen grossen Traum legst du vielleicht besser mal zur Seite um einen kleinen Traum anzupacken?

Vielleicht inspiriert dich dieser Song zu Dream small:

In diesen Tagen erscheint von  Liz Bohannon  das Buch Beginner’s Pluck: Build Your Life of Purpose and Impact Now

Entscheide dich für den harten Weg

„Dieser Weg wird kein leichter sein!“ singt mir Xavier Naidoo immer mal wieder in Gedanken zu.

In den letzten drei Wochen war ich gleich auf drei Konferenzen. Auch wenn es drei völlig unterschiedliche Settings waren, hier und da drückte an jeder der Tagungen Naidoos „Dieser Weg wird klein leichter sein!“ durch. An der einen Konferenz war sogar sein Keyboarder Florian Sitzmann (Söhne Mannheims) dabei.

Session 4 Josephine Aparo

Vom Berner Bildungstag hab ich hier schon geschrieben (Jeder will gesehen werden!). Unseren Mitmenschen die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, ist für viele von uns nicht ein Selbstläufer. Es braucht unsere bewusste Entscheidung dazu – und immer wieder offene Augen für die Welt ausserhalb von uns selbst. Eben, „dieser Weg wird kein leichter sein!“, aber ein lohnenswerter.

Easy Going als Lebensziel?

In aller Deutlichkeit hat es Lee Cockerell, ehem. Vizepräsident Disney World, Florida, beim Youngster-Kongress von Willow Creek in Erfurt auf den Punkt gebracht:

Entscheide dich für den harten Weg – und das Leben wird einfacher.
Lebe den einfachen Weg – und das Leben wird härter.

Session 3 Lee Cockerell

Wie wahr das ist, illustrierte Lee einerseits mit seiner eigenen Geschichte – Lee stammt aus sehr ärmlichen Verhältnissen, hatte keinen Abschluss und schaffte es trotzdem durch harte Arbeit Schritt für Schritt an die Spitze von Disney World. Anderseits führte er uns mit simpeln Beispielen vor Augen, dass Easy Going-Lifestyle das Leben nicht einfacher macht:

Bewege dich heute zu wenig – und dein Körper bestraft dich morgen.

Investiere heute keine Energie in deine Ehe – und deine Beziehung landet morgen in der Sackgassse.

Geh heute den schwierigen Gesprächen aus dem Weg – und das Leben wird morgen komplizierter.

Entscheide dich heute für die einfachen Aufgaben und Projekte – und du wirst morgen möglicherweise gelangweilt sein.

Kurz: Das einfache Leben mag heute gemütlich sein, doch die Folgen davon könnten hart und ungemütlich sein.

Umgekehrt: Wenn wir heute bereit sind, den Preis zu bezahlen, die extra Meile zu gehen, etwas mehr zu tun, als es unserem „inneren Schweinehund“ gerade recht ist, wird sich dies positiv auf unsere Zukunft auswirken.

Und noch ein Rat von Lee Cockerell habe ich mir notiert: Du gibst Geld und Zeit aus. Geld kann man zurückgewinnen. Aber die ausgegebene Zeit kannst du nicht zurückholen. Investierst du deine Zeit in die richtigen Projekte und Leute?

Liebe und Gnade auf dem Weg

Zum Glück waren die Referate von Lee eingebettet in ein vielfältiges Programm mit ergänzenden Inhalten. Denn für sich alleine war diese Botschaft doch sehr geprägt von Selbstoptimierung um jeden Preis und der Leistungsgedanke stand im Vordergrund.

Session 2 Keith Cote

Ja, wir sind gut beraten, wenn wir uns für den harten Weg entscheiden. Doch so manche sind schon daran zerbrochen, weil sie es mit dem harten Weg übertrieben haben.

Darum war beispielsweise das Zeugnis von Blaine Hogen, Creative Director und Regisseur aus Chicago, Balsam für verletzte Seelen: Als angeschlagener Mensch erzählte er sehr authentisch, wie wir trotz dunkeln Punkten in unserer Vergangenheit Freiheit finden können.

Der harte Weg hat manchmal auch mit schmerzvollen Verlusten zu tun. Dafür entscheiden wir uns nicht, doch sie gehören zum Leben einfach dazu. Das dominierte die dritte Konferenz. Während der icf conference fanden die Verantwortlichen einen eindrücklichen Weg, um mit dem Tod einer ihrer Sängerinnen umzugehen.

Neben vielen guten Begegnungen, Inspiration und Motivation nehme ich aus diesen letzten drei Wochen mit der „Konferenz-Infusion“ folgendes mit:

Ich will mich für den harten Weg entscheiden und dabei nicht vergessen, dass das nur in Kombination mit Gottes Liebe und Gnade gesund ist – weil ich ohne göttliche Perspektive dazu neige, egoistisch, verbissen und/oder verbittert zu werden.

Glücksaufgabe

Manchmal fällt uns das Glück einfach zu. Öfter hat es jedoch mit unseren Entscheidungen zu tun.

Welche Entscheidung schiebst du vor dich hin, obwohl du weisst, dass sie dich weiterbringen würde? Welches Gespräch ist dran? Welche Investition (in deinen Ehe, deine Kids, deinen Job) solltest du anpacken?

Und weisst du, wo du Liebe, Hoffnung, Frieden und Freiheit findest, wenn dein Weg im Übermass hart ist?

Lebe unverschämt! – Sage „NEIN!“

Anfangs Woche hatte ich eine Teamsitzung um die nächste gms Matinée vorzubereiten. Bereits vor Monaten haben wir festgelegt, dass in unserer Serie „FULLDRIVE – aus dem Vollen schöpfen“ im September das Thema des Morgens „Unverschämt glauben“ lauten soll.

Ich fand die Idee von Anfang an toll. Doch mein Team war sich irgendwie unsicher: „Unverschämt? – ist das nicht zu negativ geprägt?“

Mit was verbinden wir denn unverschämt? Freche Jugendliche? Sich auf Kosten von anderen bereichern? Respektlos? – Natürlich ist das nicht das, was ich mit „unverschämt glauben“ verbinden möchte …

Nun, ich gebe zu, auch das Google Wörterbuch ist nicht auf meiner Seite:

Wir fanden dann im Verlauf der Kreativ-Sitzung den Kern, auf den wir hinaus wollen: Wir wollen einem angepassten Lebensstil den unverschämten Lebensstil gegenüberstellen.

Angepasste gibt es genug! Sei unverschämt, sei dich selbst!

Dazu forderte uns auch die dritte Sprecherin des GLS18 heraus: In der Gesellschaft und am Arbeitsplatz gibt es so viele die in Konformität leben, sich also angepasst verhalten.

Juliet Funt, CEO von WhiteSpace, beobachtet in vielen Firmen eine gewisse Trägheit: Keiner ändert sich, bis sich alle ändern und sich so doch wieder niemand verändert.

Die Erklärung davon: Die Macht des Gruppendrucks.

Um dies zu veranschaulichen, brachte Juliet Funt folgenden Videoclip mit auf die GLS-Bühne:

Auf dem Weg zu mehr Einfachheit im Alltag und im Unternehmen, kommt uns diese menschliche Verhaltensweisen in die Quere. Der Gruppendruck führt zu einer gefährlichen Angepasstheit.

Laut WhiteSpace ist rund die Hälfte von dem, was uns am Arbeitsplatz stört, unser eigener Fehler. Das ändert sich erst, wenn wir uns und das System hinterfragen. Eine kleine, sichere, „unverschämte“ (unerwartete, unangepasste) Handlung bringt vieles in Bewegung.

„NEIN!“-sagen lernen

Funt: „Everyone says yes because no one knows how to say no.“ („Jeder sagt ja, weil niemand weiss, wie man nein sagt.“)

Angepasste sagen ja, wenn es von ihnen erwartet wird. Unverschämte sagen auch einmal nein.

Als Führungsperson ist es praktisch, Leute zu haben, die immer anständig mit dem Kopf nicken und tun, was man von ihnen wünscht. Doch als Chef sollten wir uns einmal überlegen: Was für Mitarbeitende will ich eigentlich? Angepasste oder unverschämte? (Natürlich geht das jetzt nur, wenn wir das Wort „unverschämt“ positiv füllen. Auch ich will keinen respektlosen, selbstsüchtigen und verletzenden Mitarbeiter.)

Aber ich wünsche mir Leute in meinem Umfeld, die sich gewohnt sind, selber zu denken. Die eine ehrliche Antwort geben – und nicht die Antwort, die zwar gut tönt, aber nicht authentisch ist.

Das heisst für uns als Führungsperson: Sei kein Kontrollfreak! Lerne loszulassen! Lerne zu delegieren – nicht nur an deine Topleute! Sondern auch an Leute, die du entwickeln willst – denn das sind deine zukünftigen Topleute!

Und wie lernen wir jetzt NEIN zu sagen?

Bist du eine Führungskraft? Dann sorge dafür, dass in deinem Team, deiner Organisation, eine Kultur herrscht, in dem Nein gesagt werden darf. Dies kannst du zum Beispiel, in dem du einem Mitarbeitenden, der Nein sagt, erwiderst: „Danke für deine Offenheit/Direktheit.“

Was ich versuche: Wenn ich nein sagen muss, bemühe ich mich, dem Fragenden eine Alternative anzubieten. „Ich kann dir nicht helfen, aber schau doch mal dort …“.

Wenn du nicht direkt nein sagen kannst – oder auch noch nicht weisst, ob deine Antwort ein Ja oder ein Nein sein soll – dann bitte um Bedenkzeit.

Wenn du zusagst, kannst du auch gleich sagen, dass du diese Arbeit jedoch in Zukunft nicht immer übernehmen kannst.

Falls dein Nein aus zeitlichen Gründen ist, biete einen späteren Zeitpunkt an.

Ganz schön finde ich diesen WhiteSpace-Tipp: “I have something on my calendar.” (Make sure you write the actual word “Something” on your calendar in spare moments so you can be honest when you use this phrase.)

Wenn es dir schwer fällt, nein zu sagen, dann übe es. Vielleicht bei Freunden oder in der Familie. Du kannst sogar um Hilfe bitten, damit sie dich beim Nein-sagen unterstützen.

Den schönsten Satz sparte sich Juliet Funt für den Schluss auf: „Legacy is a story that has yet to be written, but you hold the pen.“ („Vermächtnis ist eine Geschichte, die noch geschrieben werden muss, aber du hältst den Stift.“)

Glücksaufgabe

Welches Vermächtnis willst du hinterlassen? Was schreibst du für eine Geschichte mit dem Stift in deiner Hand? Ein angepasstes Leben? Oder bist du unverschämt unterwegs?

Wie kannst du respektvoll NEIN sagen und dein Leben leben?

Die Flauderei – oder: die kecke Chefin

Eine Berufung ist eine mit Leidenschaft erfüllte Selbstverpflichtung,
um der Sache willen zu arbeiten.
Martin Seligman

Warum arbeiten Sie eigentlich? Um Geld zu verdienen, Status zu erreichen oder weil es „ohne Arbeit kein Vergnügen“ gibt?

Vermehrt ist mir in den letzten Wochen begegnet, was ich hier auch schon behauptet habe: Für immer mehr Leute ist nicht Geld oder Status matchentscheidend, sondern die Sinnerfüllung in einer Tätigkeit. Besonders der jungen Generation Y sei die Sinnhaftigkeit im Job wichtiger, als die regelmässige Lohnerhöhung.

Martin Seligman, von dem obiges Zitat stammt, geht soweit zu behaupten, dass der, der seine Berufung gefunden hat,  sogar bereit wäre, ohne Geld zu arbeiten (Job, Karriere oder Berufung?). Bei Berufung geht es nicht mehr um Geld gegen Arbeit, sondern darum, mit Leidenschaft seinen Teil zu etwas Grösserem beizutragen.

Jeder ein Glückspilz, der seine Berufung gefunden hat. Wer sein Traumjob-Dreieck ausleben darf, sich im Einklang mit seinen Stärken, seiner Passion und im zu ihr oder ihm passenden Umfeld arbeiten darf, ist wirklich auf der Sonnseite des Lebens. Teamspirit und Sinnhaftigkeit werden dann wichtiger als die Lohnzahlung am Ende des Monats.

Tatsächlich ist nicht die Unzufriedenheit mit dem Lohn erster Kündigungsgrund, Sinnerfüllung in der Tätigkeit ist wichtiger und am meisten kommt es zu Kündigungen, weil es personell einfach nicht stimmt: Beat Lutz von Lutz & Partner sagt dazu im Interview: „Aber wenn sie mir dann erklären, warum sie den Job wechseln wollen, lautet die Antwort in 90 Prozent der Fälle: wegen den Personen. Und zwar ist es meistens die Chemie gegen oben, die nicht stimmt.“

Eine Chefin, für die ich gerne arbeiten würde, habe ich gestern kennen gelernt. Nach über dreistündiger Anreise war ich bereit, die Unternehmerin des Jahres 2005 in ihrem Chefbüro kennen zu lernen.

Nichts Chefbüro. Stattdessen erwartete mich die kecke, sympathische Frau bereits an der Haltestelle der Appenzeller Bahn in Gontenbad. Herzlicher Empfang, sofort ist man per Du. Gabriela Manser stellt mir ihre Goba AG, Mineralquelle und Manufaktur, vor, zeigt mir den Betrieb, führt mich zur Quelle, erzählt aus ihrer Führungserfahrung und am Ende sitzen wir in Appenzell in der Flauderei, dem betriebseigenen Shop und Café. Und als wir uns nach knapp zwei Stunden wieder verabschieden, habe ich fast das Gefühl, eine Freundin gewonnen zu haben.

Wer das Geheimnis hinter dem Erfolgsgetränk Flauder entdecken will, sollte eine Stunde mit Gabriela Manser verbringen und die Flauderei besuchen: Kreativität und „out of the box“-Denken springen einem da direkt ins Gesicht. Bald würde Manser vom Forum und den Kreativprozessen als Zusammenspiel unterschiedlichster Menschen erzählen, ihre Augen würden leuchten, wenn sie die Goba-Geschichte erklären würde …

Dass die Unternehmerin genauso leidenschaftlich wie sie heute ein Unternehmen mit 60 Mitarbeitenden sowie wachsender Produktpalette führt und damit in neue Märkte vordringt, früher als Pädagogin für die Kinder da war, kann man sich lebhaft vorstellen.

Und dass ihr Statussymbole nicht viel bedeuten, glaubt man ihr sofort: Da scheint jemand wirklich ihre Berufung gefunden zu haben und lebt mit Leidenschaft und Kreativität ihre Stärken aus. Zum Wohl der Mitarbeitenden und einer ganzen Region.

 

 

„Eine Stunde mit Gabriela Manser“ ist tatsächlich möglich. Im Rahmen der Willow Tageskonferenz Leiten mit Leidenschaft und Exzellenz wird sie in einem Talk über ihre Erfahrungen als Führungskraft berichten.

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Sinnerfüllte Tätigkeit.

Ist christlicher Sport gefährlich? Oder: Was mich zum Blühen bringt

Überlege, was dich aufblühen lässt. Dem gehe nach.
Ulrich Schaffer

Eines vorweg: Ich glaube nicht, dass es „christlichen Sport“ gibt. Ich kann als Christ Sport machen. Und hoffentlich prägt mein Glaube auch die Art und Weise, wie ich Sport mache, wie ich mit Sieg und Niederlage umgehe, wie ich den Gegner ansehe … – Liebe und Respekt sollen auch mein Verhalten auf dem Sportplatz bestimmen. Doch christlich wird der Sport deswegen nicht. Muss er auch nicht. Sport ist Sport.

Zwei Dinge bewegen mich gerade und ich versuche sie hier zu verbinden: Zum Einen beschäftigt mich die Frage „Wo blühe ich auf?“, die unser Gast beim aktuellen Chäs, Brot, Wy – u mini Gschicht mit Gott aufwirft. Zum Anderen stimmt mich nachdenklich, dass Jugend+Sport (J+S) die langjährige, gute Partnerschaft mit christlichen Jugendverbänden gemäss BASPO-Entscheid kündigen soll.

Rückblende: Sommer 1995

Was für ein Flow-Jahr: Beruflich durfte ich einen sehr guten Lehrabschluss feiern. Daneben galt meine Leidenschaft voll der Jungschararbeit. Eine Jungschar im eigenen Dorf – das war meine Vision.

Noch vor meinem 20. Geburtstag war es soweit: Mein erstes Zeltlager als Hauptleiter fand bei uns auf dem Jäisberg statt. Mit allen Kindern und Leitenden verbrachten um die hundert Leute eine Woche in der freien Natur, genossen Spiel + Sport, Lagerromantik, Gruppenerlebnisse, Singen und Impulse fürs Leben.

Der Bauer, bei dem ich als Kind in meinen Ferien jeweils helfen durfte, stellte uns das Land zur Verfügung. Die örtliche Feuerwehr unterstützte uns beim Bau einer riesigen Wasserrutsche und beim grossen „Wetten, dass …?“ mit einigen Promis und vielen Gästen auf dem Dorfplatz sicherte die Feuerwehr das Harassenklettern ab.

Es war gigantisch! So gigantisch, dass ich gleich angefragt wurde, ob ich die 1. August-Rede im Dorf übernehmen würde. Na klar, ist doch Ehrensache! Und so gigantisch, dass mich das Erlebte von diesem Sommer bis heute prägt und beeinflusst. Was ich heute bin und tue, wäre ich nicht, wenn dieser Sommer nicht stattgefunden hätte.

In J+S-Lagerleiterkursen lernte ich, was es braucht, um solche Lager zu organisieren und ein Mitarbeiterteam zu leiten. In der Jungschar lernte ich auf ganz praktische Weise, was es heisst, ein guter Leiter zu sein. Ich hatte das Glück, in jungen Jahren gute Vorbilder zu haben, die mir nicht nur die Freude an Spiel & Sport vermittelten, sondern auch zeigten, wie man eine Sitzung leitet oder wie man kreativ und altersentsprechend eine biblische Lebensweisheit weitergeben kann.

Dieser Sommer 1995 brachte mich definitiv zum Blühen! Ich konnte meine Stärken in den Bereichen Organisation und Leitung ausleben und entwickeln.

Natürlich habe ich in der Berufslehre auch viel gelernt und möchte diese auf keinen Fall missen. Doch wo ich auf motivierende, ganzheitliche Art fürs Leben und für meine weitere Berufslaufbahn gelernt habe, war in der Jungschararbeit. Und ich weiss heute, was mich zum Blühen bringt und wo ich Sinnhaftigkeit in meinem Tun erleben kann.

Als ehemaliger J+S-Leiter habe ich der Jungschararbeit so viel zu verdanken, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann: Eine ganzheitlichere Förderung meiner Person und Talente kann ich mir kaum vorstellen!

 

 

Was ich erlebt habe, soll so nicht mehr möglich sein: Das BASPO will künftig aus Prinzip Jugendverbände mit einer positiven, lebensbejahenden, christlichen Grundeinstellung zum Dasein nicht mehr unterstützen. Obwohl vorbildliche J+S-Arbeit geleistet wird, soll die jahrelang bewährte Partnerschaft gekündigt werden? Eine solche Diskriminierung ist unseres Landes unwürdig!! Bitte jetzt Petition unterzeichnen!

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Gelebte Spiritualität.

Sein, wie ich bin

Die Selbstsucht besteht nicht darin, dass man lebt, wie man will, sondern dass man von anderen verlangt, sie sollen leben, wie man will.
Oscar Wilde

Sind die Grund- und Sicherheitsbedürfnisse, also einerseits Essen, Trinken, Schlafen und anderseits Wohnen und Arbeit, gedeckt, beginnt der Mensch sich nach Erfüllung der Sozialen Bedürfnisse (Freundschaft, Liebe, Gruppenzugehörigkeit) auszustrecken. So sagt es jedenfalls die Bedürfnispyramide nach Abraham Malsow.

Sind auch die Sozialen Bedürfnisse befriedigt, entwickelt sich das menschliche Streben und Verlangen weg von der Defizit- hin zur Wachstumsorientierung: Jetzt geht es um ICH-Bedürfnisse (Erfolg, Anerkennung) und Selbstverwirklichung.

Die ganze Frage und Suche nach Glück und Lebenszufriedenheit ist wohl in dieser Form ein „Wohlstandsbedürfnis“. Während der Mensch damit beschäftigt ist, Grund- und Sicherheitsbedürfnisse zu stillen, steht die Frage nach dem Glück in Form von Selbstverwirklichung völlig im Hintergrund. Ironischerweise ist nicht selten gerade bei den Menschen, die bereits mit der Erfüllung der existenziellen Bedürfnisse herausgefordert sind, mehr über Lebenszufriedenheit zu lernen, als dort, wo äusserlich gesehen „alles“ vorhanden ist.

Aber bleiben wir für einen Moment bei den Sozialen Bedürfnissen: Was tut der Mensch alles, um von anderen geliebt zu werden? Dass es uns nicht völlig egal ist, was andere Menschen so über uns denken, bringt natürlich einige Vorteile mit sich und ist im Grunde eine gute Sache. Eine Welt, in der jeder nur auf sich schaut und völlig ohne Rücksicht auf seine Mitmenschen „sein Ding“ durchzieht, möchte ich mir lieber gar nicht vorstellen.

Auf der anderen Seite der Skala gibt es aber eben auch die Versuchung, für etwas Annahme, Liebe und Gruppenzugehörigkeit alles zu tun, was die anderen von einem erwarten könnten. Weil man gefallen will, ist man im Dauerstress, versucht den anderen jeden Wunsch von den Lippen zu lesen und verfällt dem Helfersyndrom.

Auch eine solche Welt möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Anderen helfen ist ne gute Sache – und ja, wir brauchen unbedingt mehr Wärme, Liebe und Mitmenschlichkeit in unserer Welt. Doch: Wenn mein Helfen eigentlich nur mir selbst helfen soll, mich geliebt zu fühlen, ist etwas völlig aus dem Ruder gelaufen. Das ist nicht Liebe, das ist in Hilfsbereitschaft getarnter Egoismus.

Was ich mir wünsche, ist eine Welt, in der ich ich sein darf und du du sein darfst! Die anderen müssen nicht alles gut finden, was ich tue, aber sie akzeptieren und respektieren mich und meine Art zu leben. Worauf ich wirklich allergisch bin, sind Menschen, die keine Ahnung von meinem Leben und meinen Herausforderungen haben, sich aber dazu gedrängt fühlen, mir „hilfreiche“ (aus ihrer Sicht) Tipps zu überstülpen. Ich bin lernbereit, aber ich will selbst entscheiden, wann und von wem ich lerne.

Auf der anderen Seite ist es auch nicht an mir, andere besserwisserisch zu belehren. Natürlich, als Autor, Coach und Referent bin ich immer mal wieder in der Rolle eines Lehrers. Doch ich will diese Rolle eher als Reisebegleiter ausfüllen – mit Fragen und Inputs, die hoffentlich helfen, eigene Entdeckungen zu machen.

Ich wünsche mir, Orte schaffen zu können, wo man einfach sein kann und auf kreative Weise in entspannter Atmosphäre fürs Leben lernen will. Aber ich hüte mich davor, anderen vorzuschreiben, so zu leben, wie ich es tue.

Wir alle haben die Freiheit – und Verantwortung! – unser Leben selbst zu gestalten!

 

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Reiches Sozialleben.