Es wird schon zum Ritual: Gespannt wartet man – daheim natürlich – vor den Bildschirmen auf die Medienkonferenz des Bundesrates, um zu hören, was uns als Nächstes erwartet.
In Zeiten, in der TV-Sendungen längst den Status „Lagerfeuer der Nation“ verloren haben, gelingt es Bundesräten und Chefbeamten zu gern gesehenen Helden des Volkes zu werden. Tatsächlich bin auch ich stolz auf unsere Verantwortungsträger und bin sehr dankbar, nicht der Laune eines notorischen Lügners ausgesetzt zu sein.
Jetzt haben wir also Gewissheit: Der Bundesrat plant den Ausstieg. Ist das der Anfang einer neuen Normalität, wie es einige nennen? An diesen Gedanken möchte ich mich nicht gewöhnen! Es soll normal werden, dass wir auf Nähe, Umarmungen und Gartenfestli verzichten? Nein, eine solche Normalität soll die Ausnahme bleiben und nicht zur Norm werden.
Doch eines wurde auch klar: Ein schnelles Ende gibt es nicht, Corona wird uns noch lange begleiten. Das zeigt schon nur ein Blick in meine Agenda, die bis zum Spätsommer gravierende Veränderungen aufweist.
Hoffnungsvoll unterwegs
„Mir wäre egal, wenn die Kids erst wieder nach den langen Sommerferien in die Schule könnten, Hauptsache wir haben bald eine Perspektive“, meinte diese Woche ein Mami.
Natürlich gibt es auch viele andere Stimmen von Eltern, die nicht verstehen, warum die Kinder nicht schon nächsten Montag wieder zur Schule können. Doch im Grundsatz glaube ich, geht es vielen von uns genau so: Die Ungewissheit nagt sehr stark an uns. Wenn wir eine Perspektive haben, selbst wenn es nur ein langsamer Ausstieg aus der Isolation ist, gibt Hoffnung, macht Mut.
Nun gibt es eine solche Perspektive. Und das ist gut so.
Trotzdem wird uns die Ungewissheit bei diesem fiesen Virus noch lange begleiten. Zu vieles scheint unberechenbar, unkontrollierbar.
Warten ohne Hoffen ist die Hölle.
So lese ich es in der NZZ am Sonntag vom Ostersonntag.
Die Hoffnung ist eine unheimlich starke Kraft. Hoffen, optimistisch in die Zukunft zu blicken, ist sogar eine Glücksaktivität.
Unser Hoffen muss dabei aber immer auch mehr sein als ein zwanghaftes positives Denken. Es geht nicht darum, Dinge schön zu reden, die beim besten Willen nicht schön sind.
Es wird nicht einfach alles gut nach Corona!
Nein, leider nicht. Es hat bereits viel, in einigen Ländern sehr viele, Tote gegeben. Und noch mehr wird es „wirtschaftliche Leichen“ geben. Auch da bin ich dankbar, darf ich in einem Land mit so guten Einrichtungen und Sozialleistungen leben und bin nicht einer von Millionen Amerikanern, die jetzt vor dem Nichts stehen.
Schmerz und Leid werden vermutlich in den nächsten Wochen noch zunehmen. Doch meine Hoffnung geht über diese Zeit hinaus:
Es kommt der Tag, da spielen Kinder wieder fröhlich auf dem Schulhof zusammen!
Es kommt der Tag, da wird in unseren Gärten wieder laut gelacht, Gemeinschaft genossen und das Leben gefeiert.
Es kommt der Tag, da werden unsere Söhne (und Töchter) wieder stolz ihre Teamtrikots tragen und dem runden Leder hinterherjagen.
Es kommt der Tag, da werden wir Sitzungen wieder mit Menschen satt mit Maschinen abhalten.
Eine Hoffnung, die mich trägt
Und selbst wenn ich dies alles nicht mehr erleben dürfte, lebt in mir eine Hoffnung, die grösser ist als all das.
Oder wie es unsere Tochter allen Nachbarn in einem Osterpräsent geschrieben hatte: „Egal was auf unserer Welt gerade los ist – Ostern ist grösser!“.
(By the way: Man fragt sich ja als Eltern immer, ob man in der Erziehung auch etwas richtig gemacht hat. Solche Momente, wenn du merkst, dass deine Tochter in völliger Eigeninitiative eine solche Botschaft weitergibt, macht einem da sehr versöhnt …)
Durch Ostern erscheint alles in einem anderen Licht. Unsere Hoffnung hat einen Namen und ist begründet: Das Leid hat nicht das letzte Wort, das Leben hat über den Tod triumphiert.
Im christlichen Glauben wird das vermeintliche Ende zum Anfang. Und das gibt mir Mut und Hoffnung.
Mit dem Glauben an die leibliche Auferstehung, Höhepunkt von Ostern, behauptet das Christentum: Die Sehnsucht nach wahrer Liebe und Gerechtigkeit ist kein Hirngespinst. So, wie der körperliche Durst darauf hindeutet, dass es Wasser gibt, um diesen Durst zu löschen, so deutet der seelische Durst nach wahrer Liebe und Gerechtigkeit darauf hin, dass diese existieren.
So hast es Giuseppe Gracia in der Osterausgabe der NZZ am Sonntag treffend geschrieben.
Glücksaufgabe
Auf was freust du dich jetzt schon, wenn der Lockdown zu Ende ist? (Wäre es womöglich gut, wenn du dir jetzt schon versprichst, genau dafür dann auch wirklich Zeit und Raum zu schaffen?)