Besuch im Slum

Das Leben wird reicher, wenn man es hingibt;
es verkümmert, wenn man sich isoliert
und es sich bequem macht.
Papst Franziskus

«Gutes Haus» hat der Kindergärteler auf das Plakat geschrieben. Die Kinder durften an den 15. Happy Kids Days in Studen  auf dieses Plakat schreiben, wofür sie dankbar sind. Nachdem die Teilnehmenden sichtlich berührt vom Slum-Postenlauf waren, sprudelte es nur so von Dankbarkeits-Statements.

Unter dem Motto «Vo Härze …» wurden während vier Nachmittagen die christlichen Werte Liebe, Helfen, Teilen und Dankbarkeit erlebnispädagogisch beleuchtet. Besonders betroffen gemacht hat die Kinder dabei die Tatsache, dass es auf unserer Welt vielen ihrer Altersgenossen nicht so gut geht wie uns hier in der Schweiz. Auch wenn das spielerische Bauen einer Kartonbehausung grossen Spass bereitete, wurden viele doch nachdenklich, als sie erfuhren, dass es Kinder gibt, die so leben. An diesem Nachmittag konnten die Kinder sogar nachempfinden, wie es ist, Müll nach Essbarem abzusuchen.

Beim Abschlussfest zeigten die Kinder ihren Eltern, was sie bei den Happy Kids Days erlebt hatten. Und natürlich haben wir auch die Erwachsenen eingeladen, die beleuchteten Werte in ihrem Alltag auszuleben: «Es gibt immer einen Grund, dankbar zu sein.« Wie ich damals die Zuhörenden herausforderte, frage ich auch jetzt: «Unsere Welt braucht Menschen, die ‚Vo Härze teile‘ – sind Sie dabei?«

Teilen macht reich

Ein Lebensstil der Grosszügigkeit ist der kleine Bruder der Dankbarkeit. Wer dankbar ist für das, was ihm anvertraut ist, in dem wird das Bedürfnis wach, seine Freude zu teilen. Neben Dankbarkeit ist auch Grosszügigkeit ein Weg ins Glück – das weiss der, welcher es ausprobiert, schon lange. Inzwischen ist es aber auch durch viele wissenschaftliche Studien der Positiven Psychologie bestätigt worden.

Und so stimmt es, wenn Papst Franziskus sagt, das Leben werde durchs Teilen reicher. Vielleicht werden sich auf dem Bankkonto ein paar Fränklis weniger anhäufen, doch in Sachen Lebenserfahrungen und subjektives Wohlbefinden werden wir definitiv reicher, wenn wir grosszügig teilen, was uns anvertraut ist.

So haben wir den fünfzig Kindern bei Happy Kids Days mit auf den Weg gegeben: Teilen macht doppelt glücklich. Keiner von uns kann durch sein Teilen die ganze Welt retten. Und trotzdem ist unser Teilen, egal wie klein oder gross unser Beitrag auch ist, unglaublich wertvoll. Wer teilt, rettet nämlich erst einmal seine eigene kleine Welt: Man rettet sich aus der Isolation und Bequemlichkeit und entflieht so, wie es Papst Franziskus formuliert, der Verkümmerung. Wer teilt und sich hingibt, wird reicher – seine Lebensqualität steigt. Und dabei macht unser Teilen erst noch für mindestens einen weiteren Menschen auf dieser Welt einen Unterschied – vielleicht können wir damit sogar einem Kind in den Slums eine neue Lebensperspektive ermöglichen.

Was spricht eigentlich noch dagegen, sich gleich jetzt für einen Lebensstil der Grosszügigkeit zu entscheiden?

KONKRET

  • Radiosendung Danke sagen als Lebensstil (mit Georges Morand und Stefan Gerber)
  • Die Aktion Nacht ohne Dach vom Hilfswerk TearFund sensibilisiert junge Menschen für die Not in den Slums – und hilft zu teilen.
  • Dankbarkeit und Grosszügigkeit sind Wege ins Glück. Diese und weitere Wege ins Glück entdecken Sie in meinem neuen Buch Glück finden – hier und jetzt.
    Einfach verständlich präsentiert Stefan Gerber darin verblüffende wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Glücksforschung, gibt praktische Glücktipps («5 gute Taten pro Woche»), bestätigt einen da, wo man sich gut unterwegs fühlt – und zeigt, wo sich eine Neuorientierung empfiehlt.
    Stephan Lehmann-Maldonado, Chefredaktor UBS magazin
Mein  Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich Gesellschaft“.

2 Antworten auf „Besuch im Slum“

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