Individualismus bedeutet heute, daß man alles tut,
was alle anderen tun – bloß einzeln.
Rock Hudson
32 Millionen Klicks in nur zwei Wochen – das muss man zuerst mal hinkriegen. Gary Turk hat das mit seinem Kurzfilm Look Up geschafft. Ironischerweise verbreitet sich dieser Film dank den Social Medias innert Kürze rund um den Globus, obwohl darin genau diese Form der Kommunikation angeprangert wird. Neben ganz viel Zustimmung erntet Gary Turk dafür auch jede Menge bissige Kommentare und 1’000e „Don’t likes“.
Tatsache ist: Was von so vielen Menschen angeschaut und geteilt wird, muss eine gewisse Relevanz haben. Das Thema beschäftigt, wir merken scheinbar alle, dass uns Erfindungen wie Smartphones und Social Medias weder smarter noch sozialer machen. Und trotzdem: Bitte verteufeln wir diese Dinge nicht. Der geniale und schöne Videoclip Look Up ist der beste Beweis dafür, dass dank diesen neueren Technologien auch gute Botschaften viel einfacher und mit weltumspannender Reichweite verbreitet werden können.
Zurück in die Steinzeit oder zur Rauchzeichen-Kommunikation, kann daher weder das Ziel vom Filmemacher Gary Turk noch der Rat von einem Life-Balance Coach sein. Einmal mehr gilt es, einen guten und sinnvollen Umgang mit Smartphones, Facebook & Co. zu lernen.
Leben im Netz – und darüber hinaus
Ich habe nämlich auch schon erlebt, dass die Social Medias einen sozialen Beitrag leisten können: Wenn es dank Kontakten im Netz zu Begegnungen im wirklichen Leben kommt oder Freundschaften dank den zeitgenössischen Technologien auch über grosse Distanzen gepflegt werden können.
Meine schönste Erfahrung dazu: Letzten Spätsommer lernte ich via Businessplattform XING einen Geschäftsführer der Region kennen. Bald darauf kam es zu einem spontanen Kennenlern-Apéro. Eine spannende Freundschaft entwickelte sich. Kürzlich, am Ostermontag, sassen wir dann als Familien zusammen. Nach dem Essen verbrachten wir Erwachsenen einen schönen Nachmittag mit einem Brettspiel, während die Kids sich auf dem Spielplatz austobten. Was für ein entspannter Nachmittag, was für inspirierende Begegnungen.
Solche Begegnungen finden im richtigen Leben statt – nicht vor dem PC oder dem Smartphone. Und doch: In diesem Fall sind sie genau darum möglich geworden, weil ein erster Kontakt über die neuen Medien hergestellt wurde.
Darum rufe ich nicht zu einem Boykott von XING, Facebook & Co. auf. Sicher nicht. Aber ich will unseren unreflektierten Umgang damit in Frage stellen. Wo sind die Social Medias und die dazugehörenden Technologien das, was sie sein sollten – nämlich Hilfsmittel? Und wo sind sie mehr als das? Wo vertreiben wir uns die Zeit im Netz statt Beziehungen im wirklichen Leben zu gestalten?
Auch wenn das Zitat oben aus einer Zeit vor Facebook und Smartphones stammt, gefällt es mir sehr gut: Wir tun alle dasselbe, aber jeder für sich alleine. Und dem sagen wir dann Individualismus. Im Film Look Up gibt es dazu eine schöne Szene: Da bestaunt jemand ein wunderschönes Panorama und muss es natürlich sofort mit seinen Freunden teilen – auf einem sozialen Netzwerk. Nur schade, dass die Person im wirklichen Leben alleine vor der herrlichen Naturkulisse steht.
Lassen wir es doch zu, dass dieser gute Kurzfilm unseren Umgang mit den sozialen Medien in Frage stellt:
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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.
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