Der Erwachsene achtet auf Taten, das Kind auf Liebe.
aus Indien
Seit unsere Kinder damals mit der Spielgruppe ihre Ausbildungslaufbahn und Schulkarriere gestartet hatten, gehört es jeden August zu den wiederkehrenden Aufgaben: Wir müssen als Familie einen neuen, passenden Wochenrhythmus finden.
Das heisst einerseits einen bewährten Wochenplan und damit vielleicht auch Liebgewonnenes loszulassen, anderseits eben auch, sich auf etwas Neues einzustellen und neue Möglichkeiten (oder auch mal Unmöglichkeiten) zu entdecken.
Für uns heisst das zum Beispiel immer wieder zu definieren, wann wir unseren freien Tag haben. Das ist gar nicht so einfach – auf jeden Fall, wenn wir als Familie einen gemeinsamen freien Tag haben möchten: Unter der Woche ist das Programm der Kids immer mehr gefüllt und am Wochenende durch Auftritte, Seminare und Referate das unsere. Während der Spielgruppenzeit unseres Jüngsten genossen wir es zum Beispiel, am Mittwochmorgen für uns als Ehepaar freie Zeit zu haben – mit dem Fahrrad der Aare entlang „velowandern“, eine gemütliche Stunde in einem Café… – und der Nachmittag war für uns als Familie reserviert. Dann kam der Sohn in das erste Kindergartenjahr und hatte am Mittwochmorgen wieder frei. Und fertig war es mit dem Morgen zu zweit. Oder der Montagabend war ein gemütlicher, ruhiger Abend daheim, dann hatte unsere Tochter genau an diesem Abend Schwimmkurs.
Seit diesem Sommer ist nun auch unser Sohn in der Schule. Das bringt bezüglich Familienrhythmus ganz neue Möglichkeiten und Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Gerade sind wir noch am herausfinden, wie wir unser Wochenprogramm gestalten können, damit nichts zu kurz kommt (Hausaufgaben, Ämtli, Haushalt, unsere vielen Projekte) und wir doch auch genügend Familienzeiten haben.
Neben den gemeinsamen Momenten zu viert, haben wir noch etwas eingeführt, das uns helfen soll, regelmässige Zeiten von einem Elternteil mit einem unserer Kinder zu haben. Wir nennen das Papi-, resp. Mamigutschein. Ab dem ersten Schuljahr gibt es für unsere beiden Kinder jeden Monat einen solchen Gutschein. Im August starteten wir mit einem Papi-Sohn-Erlebnis und Joy durfte ihren Gutschein beim Mami einlösen.
So sass ich also letzten Sonntag mit unserem Janosch im Stade de Suisse in Bern. Er war happy, ich war happy – und gemeinsam hätten wir uns ein etwas besseres Spiel von YB gewünscht. Aber eigentlich ist das Spiel ja Nebensache. Viel wichtiger ist doch, dass ich als Vater mit meinem Sohn etwas erlebt habe. Und seine Wunschliste für die nächsten Papigutscheine ist schon ziemlich lang: Minigolf steht da, nach dem Fussball- folgt sicher später auch ein Hockeymatch…
Unsere Tochter tut sich da etwas schwerer, und zwar nicht nur beim Papi, auch wenn sie sich etwas wünschen darf, das sie mit ihrer Mutter unternehmen darf. Aber ich bin sicher, angestachelt durch ihren Bruder wird sie noch manche Idee bekommen. Es gilt sowieso: Das Was (solange es im Bereich des Möglichen und Finanzierbaren liegt) spielt eine nebensächliche Rolle, viel wichtiger ist es, dass wir überhaupt solche gemeinsame, wertvolle Momente mit unseren Kindern erleben.
Die Papigutscheine sind für mich eine geeignete Form, meinen Kindern Zeit, und damit Liebe zu schenken. Ich vermute (und hoffe), dass unseren Kindern im Rückblick weniger teure Geschenke in bleibender Erinnerung sind, sondern die gemeinsam verbrachten Augenblicke, zum Beispiel beim Einlösen des Papigutscheines.
Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Liebe“.